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Sonntag, 11. Mai 2014

Große Missionsbischöfe: Der „große Häuptling des Gebets“ - Msgr. Isidore Clut O.M.I., Hilfsbischof von Athabaska (Kanada)

Msgr. Isidor Clut O.M.I. (sitzend)  Courtesy of Bibliothèque et Archives Nationales du Québec / 52327/2074902 

In der Neuen Welt, hoch oben im Norden, beschloss am 9. Juli ein echter Indianerapostel der alten Schule, Msgr. Isidor Clut O.M.I., seinen langen, beschwerlichen Lebenslauf. 
Geboren zu Saint-Rambert (Bistum Valence) in Frankreich am 1. Februar 1832, trat Clut noch sehr jung in die Missionsgenossenschaft der Oblaten ein und kam bereits 1858 in die Indianermission von Athabaska-Mackenzie. 

Volle 40 Jahre lang weihte er zuerst als gewöhnlicher Missionär, dann als Hilfsbischof des Apostol. Vikars von Athabaska (Mackenzie) seine ganze Liebe und unverwüstliche Kraft der Bekehrung und Christianisierung der dortigen Indianerstämme und kehrte in dieser langen Zeit nur vier Mal in die zivilisierte Welt zurück. Es ist unmöglich, dieses tatenreiche Leben in wenigen Worten zusammenzufassen, und wir müssen auf die ergreifenden Schilderungen verweisen, welche wir so oft über diese Nordlandsmission auch aus der Feder Msgr. Cluts gebracht haben. 

Die entlegenen Posten am Athabaska und an den Ufern des Großen und Kleinen Sklavensees waren sein eigentlichstes auserwähltes Arbeitsfeld. Zwei Winter brachte er ganz jenseits des Polargürtels zu, wo er vor Erschöpfung und infolge schlechter Nahrung beinahe zusammenbrach. Fast 30 Jahre lang hat er kaum je frisches Brot gegessen; Fisch, Pemikan (getrocknetes Fleisch), Wildbret, einige Kartoffeln und etwas Zwieback, bestehend aus zwei Teilen Gerste und einem Teil Weizen, bildeten in dieser Zeit seine gewöhnliche Nahrung. Oft genug litt er mit seinen Indianern bitteren Hunger. 

Die Reisen in diesen unermesslichen, bis vor wenigen Jahrzehnten noch so abgelegenen und unwirtlichen Strichen geschahen im Winter auf Schneeschuhen, im Sommer in den leichten Birkenkähnen der Indianer. Nur ein einziger Zug von seinen zahllosen abenteuerlichen und mühsamen Fahrten, die er als Bischof alljährlich bis in den höchsten Norden hinauf machte: Im Jahr 1882 wanderte er einst 80 Meilen weit über den gefrorenen Spiegel des Großen Sklavensees. „Das Eis war glatt, und ich bin mehr als 60 Mal gefallen, so dass meine Knochen ganz zerschlagen waren.“
Dabei ging der Speisevorrat vor der Zeit auf die Neige, und die Indianer litten selber Not. „In einer Nacht verursachte mir der Hunger solche Qual, dass ich aufstehen, Feuer anzuzünden und mein letztes Stücklein Zwieback essen musste, um nicht zu erliegen.“ 

Selbst ein halber Indianer mit den Indianern geworden, teilte er alles mit ihnen und liebte sie wie seine Kinder. Dafür war er aber auch wohl die populärste Person von allen „Männern des Gebets“ unter den Athabaska-Stämmen. Wir haben früher wiederholt einige der naiven Brieflein mitgeteilt (hier und hier), wie er sie so oft von seinen fern weilenden Rothäuten erhielt und in denen sie sich angelegentlich erkundigten, was der „Große Häuptling des Gebets“ mache und wie es ihm gehe. Er kannte ihre Sprache wie kaum ein zweiter und hatte die zehn Dialekte der Chippewas ohne Grammatik und Wörterbuch gelernt.

Trotz der aufreibenden Tätigkeiten und der gewaltigen Strapazen blieb der Mann mit seiner eisernen Gesundheit rüstig und tätig bis in sein hohes Alter. Im Januar 1899, also im Alter von 67 Jahren, schrieb er an seinen Erzbischof: 
„Meine Knochen halten noch zusammen, obschon ich noch tüchtig mit anpacke und noch immer meine Rundfahrten mache. Letzten Winter bin ich nach dem Surgeonsee, 100 Meilen westlich von der St. Bernhard-Mission (am Kleinen Sklavensee), vorgedrungen und diesen Winter vom 19. bis 28 Dezember bis zum nördlichen Ende des Sees gefahren, 80 Meilen von hier, um zu firmen. Noch nie hat ein Bischof in dieser Gegend gefirmt. 

Letzten Sommer habe ich zwei Äcker Wald gerodet, um das Feld der guten Schwestern etwas zu vergrößern. Als der harte Frost mir die Arbeit im Wald verlegte, nahm ich die Axt und machte 60 Ochsenladungen Brennholz klein. Solche Dinge gehören zwar nicht zu den bischöflichen Funktionen, aber sie kommen der Mission zu gute.“ 

Das sind Missionsbischöfe, wie sie im Buche stehen, wahre Apostel und Knechte Gottes.


(Aus: die katholischen Missionen, 1904)