Donnerstag, 29. Mai 2014

Priester in bitterster Armut in der russischen Verbannung


Vor kurzem veröffentlichte das „Bien Public“ einen Brief mehrerer nach Sibirien verbannter Priester an eine hochgestellte Dame, dem wir Folgendes entnehmen. 

„Durch das größte Elend gezwungen, erlauben wir uns, an Sie, edle Prinzessin, eine Bitte zu richten. Nach den Ereignissen von 1865 (Niederschlagung des Januaraufstands durch die Russen) sind wir für 12 bis 20 Jahre nach Sibirien verbannt worden, um dort Zwangsarbeit zu verrichten. 

Im Jahr 1879 hat man uns nach dem Gouvernement Wologda transportiert, wo wir, ohne die geringsten Mittel, für unseren Unterhalt sorgen zu können, auf die Dörfer verteilt sind. Was am schlimmsten ist, unter uns befinden sich Priester, welche siebzig oder achtzig Jahre alt sind. Nachdem wir so lange Jahre hindurch so viel für die Gerechtigkeit und die Wahrheit gelitten haben, sind wir heute in ein solches Elend geraten, dass wir uns nicht einmal ein Stück Brot kaufen können. 

Gott ist unser Zeuge, dass wir Tage gehabt haben, an denen wir nicht einen Bissen zu uns genommen. Seit einigen Monaten haben wir uns so eingeschränkt, dass wir selbst unsere Kleider verkauft haben, um nicht vor Hunger zu sterben; heute besitzen wir nichts mehr, um dieses tun zu können. Die Einwohner verfolgen uns, und der Zutritt zu einer Stadt ist uns strengstens untersagt; wir sind ohne alle Hilfe, ohne Hospital, ohne Kleidung; wir sind nicht im Stand, unsere Miete zu bezahlen. 

Wir haben eine Petition an die Regierung abgesandt; jedoch ehe Hilfe ankommen kann, müssen wir alle vor Hunger sterben. Nachdem wir mehr als 900 Meilen zurückgelegt, ist unsere Lage schlimmer als in den Bergwerken, wo wir wenigstens eine Herberge und ein Stück Brot hatten. Die Kälte (wir hatte heute -40 Grad) und der Hunger werden uns töten, wenn Gott uns nicht in seiner Barmherzigkeit Rettung zusendet.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1882)