Eine recht
interessante Mitteilung über den Zug der einheimischen Frauen hier in Tonking
(heute der Norden Vietnams) zum Ordensleben entnehmen wir dem Brief der
Karmelitesse Schwester Amata von Jesus aus Hanoi.
„Wir haben hier einen neuen Karmel
errichtet, weil derjenige von Saigon (West-Cochinchina) bei den zahlreichen
Anmeldungen einheimischer Mädchen nicht mehr genügte. Wir haben also diese
Mutteranstalt geteilt, indem wir eine gute Anzahl annamitischer (d. h. vietnamesischer) Schwestern als
Kern einer neuen Klostergemeinde hierher verpflanzten.
Kaum war sie hier
eingerichtet, als auch bereits eine Anzahl tongkingesischer Mädchen sich
meldete, die das Verlangen hatten, sich Gott zu weihen. Wir finden einen großen
Trost darin, dieselben nach unserem besten Wissen und Können im religiösen
Leben zu erziehen. Es ist aber schwer zu sagen, in welcher Armut diese guten
Kinder zu uns kommen. Wir haben alle unsere Mittel erschöpft, um den Anfang
eines Klosters zu bauen. Und doch wäre es so notwendig, eine Mauer um unser
Kloster aufzuführen, um die Bösewichter fernzuhalten. Das fordert aber eine
große Summe. Wir müssen uns also auf die Vorsehung verlassen.“
Diese Bitte
wird durch eine in Hanoi wohnende französische Dame unterstützt: „Die
Karmelitessen haben hier ein Kloster gegründet und es vorderhand mit einer
Bambushecke umfriedigt, indem sie darauf rechneten, dieselbe später durch eine
solide Mauer zu ersetzen. Inzwischen sind aber bereits die Diebe eingedrungen
und haben gestohlen, was ihnen in die Hände fiel. Jede Nacht müssen die Nonnen
zwei Wächter anstellen. Man hat hier für sie zusammengelegt, soviel man konnte;
allein Sie wissen, dass die Kolonisten nicht reich sind.“
Hier wäre für manche
gut gestellte Klostergemeinde eine schöne Gelegenheit, den armen Schwestern im
fernen Tongking eine Freude zu machen.
(Aus: die
katholischen Missionen, 1897)