Mittwoch, 23. Juli 2014

Die Kapuziner im Kampf gegen die Flut der protestantischen Sekten in Brasilien



Wiederholt schon wurde in diesen Blättern der umfassenden Tätigkeit der Kapuziner in Brasilien gedacht, wo der Orden zwei Apostol. Präfekturen und vier sog. „Missionen“ mit zusammen 60-70 Patres und etwa 10 Niederlassungen verwaltet. Namentlich leisten die Patres durch die „fliegenden Missionen“, die bei dem großen Priestermangel in manchen Landesteilen eine regelrechte Seelsorge ersetzen müssen, sehr bedeutendes. Aus dem ausführlichen Bericht des Apostol. Präfekten der Kapuzinermission von Pernambuco, R. P. Gaetano da Messina, heben wir das Wichtigste heraus.

Zunächst gibt er einige lehrreiche und beachtenswerte Aufschlüsse über die religions- und kirchenfeindliche Arbeit der Loge und der protestantischen Sekten. Die Freimaurerei stellt in diesen Ländern eine wirklich unheimliche Macht dar, die mit allen Mitteln dem immer noch großen Einfluss der Kirche auf die Bevölkerung entgegenarbeitet. Weniger bekannt dürfte sein, dass die Loge in dem Vordringen des Protestantismus ein wirksames Mittel sieht, um ihre Zwecke zu erreichen, und daher die Arbeit der Sekten in jeder Weise unterstützt.

Die Ziele dieser meist amerikanischen Sekten sind übrigens nach P. Gaetano ebenso sehr politischer als religiöser Natur. Sie sollen den Traum von einer großen, Süd- und Nordamerika umfassenden Republik verwirklichen helfen. Zu diesem Zweck muss die im Großen und Ganzen noch durchaus katholische Bevölkerung erst „aufgeklärt“ und vorbereitet werden, und das geschieht am besten durch Einschmugglung des Protestantismus. Ob die Annahme P. Gaetanos, dass alles nach einem in hohen nordamerikanischen Regierungskreisen ausgeheckten Plan vor sich gehe, zutrifft, wissen wir nicht. Auffallend ist jedenfalls die Tatsache, dass die Überschwemmung Brasiliens mit einer Unmenge protestantischer Prediger wie auf ein Kommando erfolgte, dass ihnen ganz ungewöhnlich reiche Mittel zur Verfügung standen, und dass sie auf einmal mit Gründung von Kollegien, Schulen, Spitälern und in der Presse eine fieberhafte Tätigkeit zu entwickeln begannen. Leider kamen ihnen dabei die vielfach recht traurigen Verhältnisse der brasilianischen Kirche sehr zu statten. Vor allem gehört dahin der geradezu erschreckende Priestermangel. (Zählte doch Brasilien für die über ein Gebiet von nicht weniger als 8.631.350 qkm [Europa hat 9.690.843 qkm] zerstreuten 16 Millionen Katholiken um 1900 bloß 2018 Welt- und 546 Ordenspriester; es kommt somit – und dies bei den riesigen Entfernungen und schlechten Verkehrswegen – auf ca. 6400 Katholiken 1 Priester. Weiterhin rechnet P. Gaetano dazu „die charakteristische Tatlosigkeit“, verbunden mit „großer Neuerungssucht, die dem brasilianischen Volk eigen ist“. So gelingt es den Sekten nur zu leicht, protestantische Ideen und die Vorurteile gegen die katholische Kirche unter die Massen zu bringen. Die Vorbereitung gefälschter Bibelübersetzungen und ungezählter Flugschriften ist ein weiteres Mittel, um den Boden vorzubereiten.

Als ein anderer schlimmer Gegner der Religion wird von P. Gaetano der im Land sehr verbreitete spiritistische Aberglaube bezeichnet, der das arme ungebildete getäuschte Volk ganz unter den unheilvollen Einfluss der zahlreichen feiticeiros (wörtlich Zauberer) bringt.

Dem gegenüber ist in den letzten Zeiten auch katholischerseits vieles geschehen, um der katholischen Religion wieder mehr Geltung zu verschaffen. Die Hauptträger dieser eifrigen Tätigkeit sind die zahlreichen von Europa zu Hilfe gekommenen Ordensgenossenschaften, unter ihnen auch die Kapuziner, deren Arbeitsfeld in den Staaten Bahia, Pernambuco, S. Paulo, Maranhão und Rio Grande liegt. Aus der Jahresarbeit in Pernambuco hebt P. Gaetano namentlich die segensreiche Frucht der Volksmission hervor, die in mehreren von den Sekten bedrohten Vorstädten und Ortschaften abgehalten wurden. Der Zudrang zu denselben war ein ungeheurer. In Casaforte wohnten den im Freien von dem redegewaltigen P. Cölestin von Pedavoli und P. Angelico von Campora gehaltenen Predigten durchschnittlich 8.000 Personen, der großartigen Schlussfeierlichkeit gut 10.000 Personen, in Barro sogar 12.000 Menschen bei. Die Begeisterung der im Glauben neugestärkten Menge war wahrhaft herzerhebend. (…)

Um der protestantischen Propaganda kräftig entgegenzutreten, gründete P. Cölestin, ein ungewöhnlich begabter und tatkräftiger Missionär, einen katholischen Trutz- und Schutzverein (Liga contra os protestantes) und trat den Protestanten in Schrift und Wort, namentlich durch apologetische Vorträge, mit großem Geschick und Erfolg entgegen. Die Liga hält ihre Versammlungen jeden vierten Sonntag im Monat, wobei P. Cölestin seine mächtige Stimme erschallen lässt und die Kontroversfragen behandelt. So gelingt es, die guten Katholiken wieder im Glauben zu stärken und viele schwache und irregeführte zur besseren Erkenntnis zurückzubringen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1904)

Über den herausragendsten Bischof Brasiliens, der ebenfalls ein Kapuziner war und mutig gegen die Freimaurerei kämpfte, hier mehr