Schrein des heiligen Franz Xaver, durch die kleinen Fenster kann man den Leichnam des Heiligen sehen |
Da der
versprochene Bericht über die vom 26. November bis zum 28. Dezember dauernde
Festlichkeit in Alt-Goa ausgeblieben ist, so möge hier die Schilderung stehen,
die ein Korrespondent des Advocate of India (Bombay) entwirft.
„Die Zahl der
Pilger, die Alt-Goa besuchen, wächst noch beständig von Tag zu Tag. Man schätzt
die Zahl derer, die während der ersten Tage der Aussetzung die Reliquien des
Heiligen an einem Tag verehrten, auf 12.000. Diese Zahl ist jetzt auf ungefähr
17.000 am Tag gestiegen. Pilgerzüge der verschiedenen Pfarreien von Goa, an
ihrer Spitze ihr jeweiliger Pfarrer, kommen täglich in (Alt-)Goa an,
entsprechend dem von den kirchlichen Autoritäten aufgestellten Programm.
Der Andrang
der Besucher von auswärts ist ungeheuer, die Dampfer von Bombay, die am Anfang
täglich gegen 700 Passagiere zu bringen pflegten, landen jetzt eine bedeutend
größere Anzahl. Die Zahl stieg auf 2.000 und mehr an einem einzigen Tag, wobei
eine große Anzahl über Marmagoa reiste…Die tote Stadt scheint zu neuem Leben
erwacht und zum Glanz früherer Herrlichkeit zurückgekehrt zu sein, jener Zeit,
wo der große Heilige, Schelle und Kruzifix in der Hand, die Menge um sich sammelte,
um sie das heilige Wort zu lehren, und wo der Marschschritt der Soldaten, die
zu neuer Eroberung auszogen oder mit Siegeslorbeeren zurückkehrten, widerhallte
durch die Stadt, in der die portugiesischen Granden in sprichwörtlichem Glanz
lebten. Tausend von Andächtigen ziehen jetzt durch ihre sonst verlassenen
Straßen (Alt-Goa wurde im 18. Jahrhundert nach Epidemien aufgegeben).
In der Presse
werden verschiedene Wunder berichtet, die in Alt-Goa gewirkt und auch in
gehöriger Weise nachgeprüft worden sind. Von dem Postbeamten Nicolau dos
Remedios Gracias, dessen Gesicht wiederhergestellt wurde (d. h. er konnte
wieder sehen), habe ich schon in dem Advocate of India Mitteilung gemacht. Ein
anderes Wunder ist das eines zwei Jahre alten Mädchens, Anna Maria, von Parra
(Bardez). Es war wegen der vollständigen Verschließung ihrer Augenlider von
Geburt an blind. Sie wurde geführt von Dr. A. Carneiro, dem Leiter der
ambulanten Krankenpflege. Sobald das Mädchen die heiligen Überreste geküsst
hatte, öffneten sich die Augenlider des einen Auges, dann allmählich die des
andern, und das Kind ward geblendet von dem Licht und ganz verwundert, als es
die Dinge und Leute um sich herum erblickte. Eine neue Welt ging ihr auf.
Der neueste
und merkwürdigste Fall ist der eines englischen Protestanten, Mr. C.U.E.
Aldrige, eines Heizers an der G.J.P.-Eisenbahn (35 Jahre alt). Vor etwa sieben
Monaten bekam er einen Schlaganfall, infolgedessen er an allen Gliedern, selbst
an den Augenlidern, gelähmt wurde. Am 16. dieses Monats wurde er zum Schrein
gebracht. Sobald er die heiligen Überreste geküsst hatte und der Schleier des
Heiligen über die Augen des gelähmten Mannes gezogen war, konnte er vollkommen
sehen und seine Augen öffnen und schließen.
Er sprach deutlich, konnte seine
Finger mit Leichtigkeit bewegen und stieg zur Bewunderung aller, während seine
Frau in Tränen der Freude ausbrach, ohne irgendwelche Hilfe, außer der eines Stocks,
die Treppe hinab. Drei Stunden verharrten Mann und Frau in Dankesgebeten für
die Heilung, die bei den auswärtigen Besuchern und den Bewohnern der Gegend die
größte Sensation hervorrief. (Köln. Volkszeitung, Nr. 87 vom 30. Januar 1911)
(Aus: die katholischen
Missionen, 1911)