Sonntag, 21. September 2014

Große Missionsbischöfe: der Pionierbischof – Msgr. John Bede Polding O.S.B., erster Erzbischof von Sydney


Der Begründer der katholischen Kirche auf dem Australkontinent ist entsprossen aus einer ursprünglich deutschen Familie, die in Folge ihres langen Aufenthalts in England ihren deutschen Namen Bolten in den englisch klingenden Polding umänderte.
Er wurde zu Liverpool am 18. Oktober 1794 geboren; schon in seinem elften Lebensjahr verlor er seine Eltern und wurde daher von seinen Verwandten den Benediktinern von Douay anvertraut, welche, durch die Revolution aus Frankreich vertrieben, in Acton Burnell eine Zuflucht gefunden hatten. 

Nach Beendigung seiner Studien trat er 1810 in den Orden ein; am 4. März 1819 zum Priester geweiht, wurde er trotz seiner Jugend schon würdig befunden, die Leitung der Novizen des Ordens im Kloster Downside zu übernehmen; zu gleicher Zeit wurde er aber auch zum Vorsteher der im nämlichen Kloster bestehenden Studienanstalt ernannt. 

Indessen sehnte er sich nach den Missionen; sein Wunsch ging jedoch erst 1834 in Erfüllung und zwar auf eine ihm nicht ganz zusagende Weise. Australien hatte bisher unter der Jurisdiktion des apostolischen Vikars von St. Maurice gestanden; die ungeheure Entfernung hatte aber die Ausübung derselben fast zu einer Unmöglichkeit gemacht. Gern ging daher der heilige Stuhl auf den Vorschlang der apostolischen Vikarien Englands ein, in der aufblühenden Kolonie Neu-Süd-Wales ein neues Vikariat zu errichten, und er fand in P. Bede Polding, dessen Bescheidenheit schon im Jahr vorher das apostolische Vikariat von Madras abgelehnt hatte, das trefflichste Werkzeug zur Begründung der katholische Kirche auf dem Australkontinent. Demgemäß ernannte Gregor XVI. am 4. Juni 1834 den Benediktinerpater zum Bischof von Hiero-Cäsarea i. p. i. und zum apostolischen Vikar von Australien und Tasmanien. 

Die Tätigkeit, welche Msgr. Polding in seiner neuen Stellung entwickelte, und die großen Erfolge, welche er erzielte, haben wir teils bereits in einem früheren Jahrgang dieser Monatsschrift geschildert, teils werden wir noch im Laufe dieses Jahres darauf zurückkommen. Schon 1842 wurde in Australien die katholische Hierarchie eingeführt, Sydney zum Erzbistum erhoben und Msgr. Polding zum ersten Erzbischof der neuen Kirchenprovinz erhoben. Die bedeutenden Fortschritte jedoch, welche die Kirche auf dem Australkontinent machte, veranlasste 1873 den Erzbischof, in Rom um die Errichtung einer zweiten Erzdiözese einzukommen; seine Bitte wurde erhört und im März 1874 das Erzbistum Melbourne gegründet. 

So hatte Msgr. Polding, der bei seiner Ankunft in Sydney im Jahr 1835 nur drei katholische Priester für ganz Australien vorfand, das Glück, vor seinem Tod in Australien zwei Erzbistümer und elf Bistümer aufblühen zu sehen. Wegen seines hohen Alters war ihm am 23. Februar 1873 in der Person seines Ordensgenossen, Msgr. Roger Bede Vaughan, ein Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge gegeben worden. Ruhig konnte er daher dem Tod entgegensehen, da das von ihm mit so vielen Mühen und Arbeiten gegründete Werk auch für die Zukunft gesichert war. Seine hervorragenden Verdienste um ganz Australien und speziell um Neu-Süd-Wales erkannte auch die Regierung der Kolonie an, die bei seinem Begräbnis durch ihre ersten Würdenträger, den Gouverneur, den Oberrichter und sämtliche Minister, sowie durch den Präsidenten der gesetzgebenden Versammlung vertreten war.


(Aus: die katholischen Missionen, 1877)