Montag, 10. November 2014

Der. sel P. Dionysius von der Geburt und der sel. Bruder Redemptus vom Kreuze – zwei Märtyrer-Missionäre des Karmeliterordens (Teil 1)



Im Jahr 1900 sprach Papst Leo XIII. die Karmelitermissionäre P. Dionysius von der Geburt, einen Franzosen aus der Normandie, und Br. Redemptus vom Kreuze, einen Portugiesen, wegen ihres im Herbst 1638 in Sumatra erduldeten Martyriums selig. Hier eine  Schilderung ihrer Leidensgeschichte. Sie beginnt nach ihrer Gefangennahme durch den Sultan, der sie zusammen mit einer portugiesischen Gesandtschaft getäuscht hatte und in einem Hinterhalt überfallen ließ.

„So war der Anschlag des tyrannischen Fürsten gelungen. Die Gefangenen wurden grausam gefesselt und unter dem Spott und Hohn der meist mohammedanischen Bevölkerung durch die Stadt und vor den Sultan geschleppt. Dieser gab Befehl, den Gesandten und einige Vornehme seines Gefolges rücksichtsvoller zu behandeln, aber als Geiseln festzuhalten. Die übrigen verteilte er als Sklaven unter seine Vasallen und Hofleute mit der Weisung, sie um jeden Preis durch Drohungen und Versprechungen zur Annahme des Islams zu drängen. Nur wenige erlagen der Versuchung. Allein auch von diesen Renegaten kehrten später einige zurück und dienten als Zeugen des Martyriums ihrer glücklicheren Genossen. Die Leiden und Qualen, welche die gefangenen Christen nun zu erdulden hatten, waren so groß, dass Dom Francesco [der portugiesische Gesandte], der nach einem Monat sie wieder einmal vor sich sah, dieselben kaum mehr wiedererkannte.

P. Dionysius war einem vornehmen Hofmanne zugeteilt. Derselbe wies dem christlichen Mönche als Aufenthaltsort ein elendes Loch (ein Bericht spricht von einer bedeckten Kloake) unweit des Toreingangs zu, in welches alle Arten Schmutz und Unreinigkeit hineingeworfen wurden. Die Vorübergehenden spuckten hinein, und die Diener schütteten dort das Spülwasser u. dgl. aus und besudelten absichtlich die kärgliche Nahrung, welche dem Gefangenen gereicht wurde, und die knapp genügte, um ihn am Leben zu erhalten. Der Selige trug alles schweigend um mit himmlischer Geduld. 

An ihm wurde wie bei den übrigen der Versuch gemacht, ihn durch Vorspiegelung irdischer Freuden und Genüsse zum Teil schmählicher Art zum Abfall zu bewegen. Ruhig wies er dergleichen Anträge zurück. Er sei Priester und Ordensmann und als solcher Christus, seinem Heiland, durch unauflösliche heilige Bande verknüpft. Sein Leib sei in ihrer Gewalt, nicht aber seine Seele. Er sei bereit, für Christus alles, auch den Tod zu leiden. Mehrfach ließen die Kazis, die mohammedanischen Geistlichen, sich mit ihm in einen religiösen Wortstreit ein; er benutzte die Gelegenheit, um öffentlich und mit Eifer die christliche Religion zu verkünden, und überführte sie so siegreich ihrer Irrtümer, dass sie beschämt von ihm abließen. 

Mehr als sein eigenes Schicksal berührte den Diener Gottes dasjenige seiner Leidensgefährten. Auf seine flehentlichen Bitten hin gestattete ihm sein Herr, die Gefangenen zuweilen zu besuchen. Obschon die eisernen Kettenringe bei jedem Schritt ihm ins Fleisch schnitten, scheute er nicht diese schmerzlichen Rundgänge, um überallhin Trost und Hilfe zu tragen, die Mutlosen aufzurichten, sie Beichte zu hören und durch den Hinweis auf die ewige Krone zur Ausdauer zu ermuntern. Da er der malaysischen Sprache mächtig war, konnte er manches zur Erleichterung ihrer Lage beitragen; er bat um Almosen für sie und trug ihnen die Speisen zu, welche der Gesandte durch seine Diener ihm zugedacht. Selbst die Heiden und Moslems bewunderten diese hingebende Liebe und gaben dem Seligen den schönen Namen: Vater der Portugiesen. Für die beiden mitgefangenen Rekollekten, welche krank darniederlagen, sorgte er wie eine Mutter.

Inzwischen musste auch sein Ordensbruder, Br. Redemptus, harte Tage durchmachen. Sein grausamer Herr hatte ihm zum Spott Bart und Augenbrauen abscheren lassen und verwandte ihn dazu, die Büffel zu hüten und für sie Futter zu schneiden. Der arme Bruder hatte namentlich durch Hunger zu leiden, da man ihn oft tagelang ohne Nahrung ließ. Als er einst, zum Tode ermattet, sich in einen Wald schleppte, um dort einige essbare Wurzeln und Früchte zu suchen, ließ ihn der Herr, der ihm dies als Fluchtversuch auslegte, gefesselt vor den Sultan führen. Dieser stellte ihm die Freiheit und alle möglichen zeitlichen Vorteile in Aussicht, falls er die Lehre des Propheten annähme, andernfalls werde er ihn unter grausamen Qualen sterben lassen. Das wäre doch wunderlich, erwiderte der Bruder treuherzig, wenn er, nachdem er in dies Land gekommen, um seine Bewohner von der falschen Lehre des Propheten abzubringen, nun selber ein Muselmann würde. Er suche auf dieser Welt nichts anders, als Christus zu gefallen, und sei bereit, für ihn nicht bloß eines, sondern tausend Leben zu lassen. Sie möchten daher ihre eitlen Bemühungen, ihn zum Abfall zu bewegen, nur aufgeben. Eher werde er sich in Stücke zerreißen lassen. Da auch bei den übrigen Gefangenen alle Versuche der mohammedanischen Kazis gescheitert waren, gab der Sultan erzürnt den Befehl, sie alle gleichzeitig hinrichten zu lassen.

(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

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