Mittwoch, 12. November 2014

Der. sel P. Dionysius von der Geburt und der sel. Bruder Redemptus vom Kreuze –zwei Märtyrer-Missionäre des Karmeliterordens (Teil 2)


Fortsetzung von hier

An einem bestimmten Tag wurden die 60 gefangenen Christen aus ihren Kerkern herausgeführt und unter Schlägen und Verwünschungen zum Ort der Hinrichtung gebracht, ein jeder von 10 Henkersknechten und einigen Kazis  umgeben, die einen letzten Versuch machten, die Verurteilten zum Abfall zu bewegen. Eine große Volksmenge hatte sich am Strand des Meeres, wo die Hinrichtung stattfinden sollte, eingefunden. Als alle versammelt waren, verkündete ein Herold den Urteilsspruch des Sultans. Derselbe stellte allen die Wahl zwischen Reichtum und Ehren, falls sie die Religion des Propheten annähmen, und dem grausamen Tode, falls sie hartnäckig blieben. Da die meisten kein Malaysisch verstanden, erklärte ihnen P. Dionysius den Sinn der Bekanntmachung und ermunterte sie mit warmer Begeisterung zur Ausdauer. Alle fanden sich zum Tod bereit und baten den Seligen, dies in ihrem Namen zu erklären, während sie sich zur Bekräftigung auf die Knie warfen, um ihren Tod zu erwarten.

Als würdiger Führer der kleinen Heldenschar erbat sich P. Dionysius die Gnade, als letzter sterben zu dürfen, um seine Genossen, wo nötig, durch seinen Zuruf zu ermutigen. Nun begann die Hinrichtung. Um die Bekenner möglichst lange leiden zu lassen, wurden sie zuerst aus der Ferne mit Pfeilen zerschossen, dann aus größerer Nähe mit Wurfspießen gespickt und schließlich mit Kris, den scharfen, schlangenförmig gebogenen malaysischen Dolchen, erstochen. Begeistert sprach P. Dionysius den Sterbenden Mut zu, betete ihnen die Akte des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe und Reue vor und legte ihnen die heiligsten Namen Jesus und Maria auf die sterbenden Lippen. 

Bruder Redemptus war eines der ersten Opfer gewesen. Schließlich war nur noch der sel. Dionysius übrig, zum Tod erschöpft, aber voll Trost und Freude darüber, dass alle seine Schutzbefohlenen siegreich den Kampf bestanden. Heitern Antlitzes kniete er sich nieder, um den Vorangegangenen zu folgen. Da geschah etwas Unerwartetes. Die Henker, sei es durch ein Wunder behindert, wie der alte Bericht annimmt, sei es aus Ehrfurcht vor einem solchen Manne, weigerten sich zu schießen, und warfen Pfeil und Bogen von sich. Der malaysische Befehlshaber ließ den Vorfall dem Sultan melden, der sofort Weisung gab, den Seligen durch die grausame Tortur der Elefanten zu töten. Dieselbe besteht darin, dass der Verurteilte sich flach mit dem Antlitz nach oben auf die Erde legt. Der Koloss wird herangeführt, setzt seinen mächtigen Fuß auf Kopf oder Brust des Liegenden und zerstampft ihn zu Brei. Während die Anstalten dazu getroffen wurden, fuhr der Selige fort, den Umstehenden die christliche Religion zu verkünden und Gott für die Gnade zu danken, dass er ihn des Martertods gewürdigt. Da eilte ein Renegat [zum Islam abgefallener Katholik] aus Malakka, ungeduldig über die Verzögerung und von dem Hasse des Apostaten getrieben, herbei, zog sein Schwert und führte einen so furchtbaren Schlag, dass das Haupt des Märtyrers bis zu den Ohren gespalten wurde. Blutübergossen sank er nieder, während einige nahestehende Henker ihm mit ihren Kris den Todesstoß gaben. Mit letzter Kraft hatte der Bekenner das Kruzifix noch einmal an seine Lippen gepresst und den heiligen Namen Jesu angerufen. So starb der tapfere Streiter Jesu Christi, erst 38 Jahre alt. Es war im Herbst des Jahres 1638. Der Tag des Martyriums ist nicht festgestellt.

Wie die alten Berichte zu melden wissen, geschahen an der Leiche eine Reihe wunderbarer Zeichen. Während die Leichen der übrigen Märtyrer in der heißen Sonne rasch in Verwesung übergingen, blieb der sel. Dionysius unversehrt. Ein Lichtschimmer ging während der Nacht von ihm aus, seltsame Melodien klangen in den Lüften. Von allen Seiten strömte das Volk herzu, um diese Wunderdinge zu sehen. Selbst der Sultan kam und gab dem allgemeinen Gefühl der Ehrfurcht so weit nach, dass er den Seligen unter glänzendem Pomp begraben ließ. Unerklärlicherweise soll die Leiche aber stets wieder an dieselbe Stelle zurückgekehrt sein, nachdem der Sultan umsonst versucht, sich durch Überführung nach dem Eiland Dos Degradados, durch Versenkung ins Meer, durch Bergung im Urwald des unheimlichen Mahners zu entledigen. 

Die Kunde von dem glorreichen Martyrium erregte zu Goa große religiöse Begeisterung. 1642 wurden von der kirchlichen Behörde der Untersuchungsprozess eingeleitet und die Aussagen der Augenzeugen zu Protokoll gebracht. Ein wichtiges authentisches Zeugnis bot ein Brief des Gesandten Don Francesco de Sousa vom 3. März 1643 an den Karmelitergeneral in Rom. 1664 wurde der Prozess in Rom begonnen und 1675 fortgesetzt. Dann blieb er liegen bis 1701 und wiederum bis 1876 und 1890. Erst am 25. März 1900 kam das Seligsprechungsdekret zur Veröffentlichung, und am 8. April fand in der heiligen Stadt die feierliche Seligsprechung der beiden Karmeliter statt.

Das Sultanat Atschin [Aceh] hat auch nach der Eroberung Sumatras durch die Holländer seine Unabhängigkeit bis in die letzte Zeit hinein hartnäckig bewahrt und das Christentum ferngehalten, das hier trotz wiederholter Versuche bisher keinen Boden finden konnte.


(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

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