Samstag, 28. Februar 2015

Stephen Eckert O.F.M. Cap – der Apostel der Schwarzen in Milwaukee



John Eckert wurde als das mittlere von neun Kindern am 28. April 1869 in Huron County, Ontario, geboren, wohl auf einer Farm in der Nähe des kleinen Dorfs Dublin, denn er sollte später den Ordensnamen „Father Stephen of Dublin“ tragen. Seine Eltern waren fromme katholische Bayern, die 1858 nach Kanada auswanderten. Johns Kindheit war vom tiefen Glauben seiner Eltern geprägt, die ihren Kindern eine gute religiöse und praktische Bildung angedeihen ließen und für die es kein Problem war, jeden Sonntag über 6 Meilen zur Messe zu laufen. Noch als Erwachsener zeigte er sich dankbar gegenüber seinen Eltern für diese Erziehung. Auch hatte er einen optimistischen Geist, der ihn sein Leben lang begleitete und ihm später half, auch andere für seine Seelsorgstätigkeit zu begeistern.

Während der Zeit auf der High School in Kitchener kam der Junge, der bereits seinen Eltern gegenüber den Wunsch geäußert hatte, Ordenspriester zu werden, in den Kontakt mit zwei Kapuzinern, die in der Stadt eine Mission predigten. Um mehr über den Orden herauszufinden, verbrachte er einige Tage im Kloster St. Bonaventure in Detroit (Sitz der Kapuzinerprovinz St. Joseph). Im Frühjahr 1891 trat er ins Noviziat und erhielt am 21. Mai das Habit und den Ordensnamen „Stephen“. Seine theologischen Studien machte er ab 1892 in Milwaukee, seinem späteren Wirkungsfeld, und wurde am 2. Juli 1896 zum Priester geweiht. Es folgte eine priesterliche Tätigkeit in verschiedenen Pfarreien, vor allem in New York sowie in Detroit und Wisconsin. Während seines Aufenthalts in Yonkers, NY, kam ihm das erste Mal der Gedanke, sich der Bekehrung der Schwarzen zu verschreiben. 1904 besuchte er das Kloster der heiligen Katharine Drexel in Philadelphia, die sich mit dem von ihr gegründeten Schwesternorden ganz der Bekehrung der Schwarzen und Indianer in den USA widmete. Nach diesem Besuch wendete er sich an seinen Ordensoberen mit dem Gedanken, eine Mission unter den Schwarzen in den Südstaaten zu eröffnen. Doch die Ordensleitung in Rom fand den Zeitpunkt nicht günstig, und Fr. Stephen führte weiterhin in treuem Gehorsam seine normale Seelsorgstätigkeit aus, ohne aber seine Hoffnung auf eine Missionierung der Schwarzen ganz auszuschlagen. Er konnte auch in New York unter den Schwarzen wirken und bekehrte dort einige Familien zum katholischen Glauben. Der Ordensvisitator äußerte sich eines Morgens erfreut und erbaut, dass so viele Afroamerikaner an der Kommunionbank der Pfarrei St. John the Baptist knieten, wo Fr. Stephen von 1907 bis 1909 diente.

1913 wurde eine Stelle an der St. Benedict the Moor Mission für schwarze Katholiken in Milwaukee frei, die zu seinem großen Glück Father Stephen übertragen wurde. Am 13. Juli traf ein Kapuziner mit einem demütigen Bruder in der Mission ein und las die Messe. Die Anwesenden waren sehr überrascht, als der Zelebrant sich nicht als der neue Priester herausstellte, sondern als der Prior des St. Franziskus-Klosters, der den neuen Priester nach der Messe vorstellen würde. Der neue Priester war Fr. Stephen, der noch kurz zuvor so erbaulich bei der Messe seines Mitbruders gedient hatte. Seine neue Herde begrüßte er mit den Worten: „Gnade euch und Friede von Gott und unserem Herrn Jesus Christus!“

Sofort ging Fr. Stephen mit seinem ganzen Seeleneifer ans Werk und besuchte in zwei Wochen knapp 500 Afroamerikaner, sprach mit ihnen eingehend, lud sie zur Messe und zum Unterricht ein und kündigte an, eine Schule einzurichten. Mehr als die Hälfte der Aufgesuchten versprach, zu kommen und hielt Wort. So wurde die Kapelle bald zu klein und es mussten zwei Messen am Sonntag gelesen werden.

Wie taktvoll und klug Fr. Stephen generell in seinem Apostolat vorging, soll ein Beispiel zeigen. Eines Tages kam ein schwarzer Mann an die Tür, der wohl eigentlich zum Methodistenprediger wollte. Er sagte, er sei wohl an die falsche Tür gekommen. Fr. Stephen erwiderte lächelnd, dass er sich wohl in der Tür geirrt habe, aber gerne eintreten könne, wenn er wolle. Der Mann trat ein, es entwickelte sich ein Gespräch über den Glauben und der zufällige Besucher versprach, über das Gehörte nachzudenken. Der Missionär mahnte ihn, im aufrichtigen Gebet die göttliche Gnade zu erflehen. Tatsächlich wurde der Mann später ein frommer und musterhafter Katholik.

1914 ging er an die Errichtung einer Schule, und da er knapp bei Kasse war, versuchte Fr. Stephen durch Missionspredigten in Pfarreien Geld zu sammeln. Der Erfolg entsprach nicht den Erwartungen, es war aber genug, um die Mission weiter auszubauen. 1920 waren bereits 120 Kinder auf der Schule. Eigentlich sollte sie dann aus Platzmangel aufs Land verlegt werden, jedoch war dies durch die widrigen wirtschaftlichen Bedingungen nach dem Ersten Weltkrieg nicht möglich.
Unermüdlich war Fr. Stephen darum besorgt, das Apostolat zu vergrößern und versuchte auch, andere für dieses Werk zu begeistern, indem er darüber auf Volksmissionen und bei Exerzitien sprach. Auch wandte er sich mit seinen Aufrufen an Bischöfe, Priester, Laien, Schulen und Klöster. Eine besondere Freude war es für ihn, als er kurz vor seinem Tod in einem Brief vom 17. Januar 1923 berichten konnte, dass nach Exerzitien in einem Seminar sich vier Seminaristen, darunter ein Schwarzer, für den Eintritt in ein Missionsseminar entschlossen hatten. Ein Zeichen seines großen Eifers sind die 246 Taufen, davon 54 bei Erwachsenen, die er allein zwischen 1913 und 1919 spendete.

Ab dem 20. Januar 1923 predigte er ein Triduum auswärts, wobei er bei der ergreifenden Predigt stark schwitzte, danach aber noch einige Zeit bei großer Kälte im Beichtstuhl saß. So zog er sich wohl die Lungenentzündung zu, die zu seinem Tod führen sollte. Er kam am 26. Januar so geschwächt in Milwaukee an, dass er direkt ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Trotz anfänglichen Anzeichen der Besserung verstarb er am 16. Februar 1923 im Alter von 53 Jahren.

Am 18. Februar wurde die Leiche im St. Franziskus-Kloster in Milwaukee aufgebahrt. Hunderte Schwarze kamen, um sich von ihrem geistigen Vater zu verabschieden. Manche berührten sogar ihre Rosenkränze am Leichnam, um zu zeigen, dass sie ihn als Heiligen verehrten. Das levitierte Requiem am 20. Februar wurde von Fr. Joseph Michael Eckert O.P., dem leiblichen Bruder des Verstorbenen, unter Assistenz von zwei anderen Dominikanern zelebriert. Fr. Stephens Landsmann John Forbes M. Afr., der erste kanadische Weiße Vater und selbst Missionsbischof in Uganda, betete das Libera Me am Sarg des toten Kapuziners. Über 80 Priester und 1.000 Gläubige wohnten der Zeremonie bei.
Schon bald nach seinem Tod wurden Gebetserhörungen gemeldet, und Fr. Stephen Eckerts Seligsprechungsprozess ist seit den 1950er Jahren eingeleitet.


Father Stephen war ein Mann des Gebets und der Abtötung. Lange Zeit betete er nachts vor dem Allerheiligsten. Eine Decke auf dem Boden seines Zimmers reichte ihm als Bett. Als einziger „Fehler“ wird seine große Sanftmut und Güte gegenüber den fehlenden Mitmenschen genannt. Besonders wird sein übernatürlicher Geist betont, der stets die Ehre Gottes und das Heil der Seelen suchte und der kein Gefallen an oberflächlichen Gesprächen hatte. Wo derartige Gespräche für ihn zu viel Platz einnahmen, lenkte er sie gekonnt auf tiefere Gedanken, darunter natürlich auf die Bekehrung der Schwarzen. Durch die Wärme und die Überzeugung seiner Erklärungen und die darin gezeigte Sachkenntnis schaffte er es, andere in seinen Bann zu ziehen. Möge dieser übernatürliche Geist uns allen ein Vorbild und Fr. Stephen uns und vor allem den Schwarzen in den USA ein Fürsprecher im Himmel sein.

(Quellen: cchahistory.ca, das Seraphische Weltapostolat des heiligen Franziskus von Assisi, Altötting, 1927 bzw. 1935)