Freitag, 28. August 2015

„Als Kardinal sage ich euch, ich beneide euch“ – Aussendung von Kapuzinermissionären durch Kardinal Hayes


Am 7. Oktober feierte die Kapuzinerkirche zum hl. Johannes in New York die Ausreise der beiden Missionäre P. Gabriel McCarthy und P. Felix aus Baden. Die große Kirche konnte den Andrang der Gläubigen kaum fassen; im großen Ornat, unter dem Jubelhymnus „Ecce sacerdos magnus“ zog Seine Eminenz Patrick Kardinal Hayes in die Kirche ein und stimmte an den Stufen des Altars das „Veni Creator“ an; Msg. W. Quinn hielt die tiefdurchdachte Festrede. Nach derselben segnete der Kardinal die Missionskreuze und überreichte sie den Missionären, worauf er und alle anwesenden Priester und Mitbrüder den Scheidenden den Friedensgruß gaben.

Dann richtete der Kirchenfürst folgende Worte an die tief ergriffene Menge: „Eine seltene Feier, die sich tief in unser Herz prägt, dürfen wir heute begehen. Noch ist Amerika selbst ein Missionsland, dennoch wollen wir den Ruhm und die Ehre für uns in Anspruch nehmen, Heidenmissionäre auszusenden. Es ist ein Ehrentitel für Amerika, dass Bischöfe und das katholische Volk so zusammenarbeiten, um Missionäre geben zu können. Mein liebes katholisches Volk, du hast treuherzig deine Söhne und Töchter dem Herrn geopfert im Kloster, jetzt gibst du auch deine Einwilligung, dass sie hinausziehen in ferne Länder, um das Evangelium des Heilandes hinauszutragen. Wir alle freuen uns, so ganz besonders ich, euer Erzbischof; es ist ein besonderer Segen für mich und meine Diözese, wenn sie diese Gottesmänner aussenden darf; diese gottbegeisterten Apostel gehen hin in unserem Namen; es geht mit ihnen der Geist ihres Bischofs, der Geist der Apostel, der Geist ihres heiligen Vaters Franziskus. Welch ein Segen für China, dass das heilige Evangelium zu ihm kommt ihm Geist und in der Gestalt des heiligen Franziskus!

Hierauf erklärte der Kardinal den Gläubigen die Worte der kirchlichen Abschiedsgebete: „Die Missionäre sind gesendet, die Kenntnisse vom Reiche Gottes, das heilige Evangelium des Friedens zu predigen durch die Barmherzigkeit Jesu Christi, zur Rettung der unsterblichen Seelen. Möge der Missionäre Gebet Erhörung finden und Gottes Segen herabflehen auf meine Diözese, auf den Orden der Kapuziner, auf die ganze hl. Kirche.
Dann fuhr der Kardinal, zu den Missionären gewendet, fort: „Ich spreche im Namen der heiligen Kirche, und als Kardinal sage ich euch, ich beneide euch, weil ich nicht mitgehen darf mit euch. Alle eure Mitbrüder blicken mit heiligem Neid auf euch, weil sie alle so gerne mit euch ziehen möchten; es ist eine Gnadenwahl, die euch gerufen und darum muss euer Herz überströmen in Freude; es ist nicht Fleisch und Blut, das euch ruft, es ist die Kreuzesgnade Jesu Christi. Mögen Gottes Engel mit euch gehen auf dem blutigen Kreuzesweg, wenn ihr berufen werdet, auch euer Leben hinzugeben für Christus. Es ist die größte Auszeichnung, leiden zu dürfen für den Glauben.“


(Aus: Seraphisches Weltapostolat des heiligen Franz von Assisi, 1926)