Pater Daniel von Samarate vor seiner Krankheit |
Felice Rossini wurde am 15. Juni 1876 in Samarate bei Mailand geboren. Er trat mit 14 Jahren bei den Kapuzinern ein und erhielt den Ordensnamen Daniel von Samarate. Noch als Diakon wurde er im Jahr 1898 in die Mission in Brasilien geschickt. Ursprünglich sollte er Teil einer Gruppe von Missionaren werden, die die neue Mission unter den Indianern in Alto Alegre im Staat Maranhao führen sollte. Am 22. März 1901 wurden seine Mitbrüder mit mehreren Schwestern und zahlreichen Schulkindern von aufgebrachten Indianern ermordet und wurden so die ersten Blutzeugen des 20. Jahrhunderts. P. Daniel sollte allerdings ein Martyrium der anderen Art erdulden.
Zunächst aber war er nach seiner Priesterweihe am 19. März 1899 als eifriger Missionar tätig und widmete sich auch der Pflege der Aussätzigen. Im Jahr 1908 stellte er einen kleinen roten Fleck an seinem Fuß fest und merkte ein Taubheitsgefühl in der Fußsohle – die ersten Anzeichen des Aussatzes. In der Hoffnung, die europäischen Ärzte könnten ihn heilen, riefen seine Oberen ihn noch im selben Jahr nach Italien zurück. Doch vergebens. Vor seiner Rückreise nach Brasilien pilgerte er noch nach Lourdes, wo er eine wunderbare Heilung durch die Fürsprache der Gottesmutter erhoffte. Als er den Heiland in der Monstranz während des Segens wie der Aussätzige im Evangelium bat: „Herr, wenn Du willst, kannst Du mich rein machen“, vernahm er die innere Stimme: „Ich will es nicht; gehe hin in Frieden, du sollst von mir eine andere Gnade erhalten. Deine Krankheit soll dienen zur größeren Ehre Gottes und zum Heil deiner eigenen Seele.“ Danach, so sagte er selbst, empfand er eine große Verwandlung: eine unbegreifliche Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes sowie ein Gefühl unaussprechlicher Freude. Nach diesem Erlebnis bat er nie wieder um Heilung. Tatsächlich nahmen auch andere diese Gleichförmigkeit an ihm war. Mitbrüder und Besucher berichteten, dass P. Daniel niemals klagte und bei Mitleidsbekundungen sagte: „Gelobt und gepriesen sei tausendmal Gottes Güte und Liebe, welche mir diese unverdiente Gnade des Leidens und der Krankheit geschickt hat.“
Noch bis 1914 konnte er arbeiten wie zuvor, doch dann ordnete der Arzt die Isolation in der Aussätzigenkolonie von Tocunduba an. Ein schwerer Schlag für den Mann, der wegen seiner heiteren Gemütsart große Freude am Zusammensein mit seinen Ordensbrüdern empfand. Auch der Empfang in der Kolonie war alles andere als herzlich. P. Daniel sagte selbst: „Ich hoffte bei ihnen aufgenommen zu werden mit offenen Armen und Zeichen aufrichtiger Freude. Aber welche Enttäuschung! Man sah in mir nicht einen Vater, der Mitleid hat mit seinen Kindern, sondern einen feindlichen Eindringling, der nur kam, um sie auszuspionieren und ihnen die armseligen Vergnügungen zu nehmen, welche sie noch zu genießen wähnten. Jetzt erkannte ich erst die trostlose Lage. Sünde und Satan hatten Besitz genommen von den Herzen der Unglücklichen, ihre Seele erfüllt mit wilder Verzweiflung und Hass gegen Gott, den sie als Urheber ihres Leidens anklagten. Da war guter Rat teuer. Ganz vorsichtig und still musste ich zu Werke gehen. Ich durfte mich in keiner Hütte sehen lassen; Blicke des Hasses trafen mich, wo ich mich zeigte, man wich mir aus, wenn man mich sah.“ Eine Frau, die sich heimlich zu ihm schlich, erzählte ihm von den Ausschweifungen der anderen Aussätzigen. Er lehrte sie, die Sterbenden auf den Tod vorzubereiten, um dann selbst an ihr Sterbebett zu kommen und ihnen die Lossprechung zu geben.
Am schlimmsten wirkten die Verleumdungen, die die Aussätzigen gegen ihn verbreiteten, wodurch sein Wirken als Priester fast unmöglich war. Auch Fremde glaubten zum Teil die erhobenen Anschuldigungen. P. Daniel sagte, dass er in seiner Zeit als Missionar nie solche Seelenqualen erdulden musste wie in seinen ersten Monaten in Tocunduba. Mit Geduld und Gebet kämpfte er weiter, bis ihm schließlich Weihnachten 1914 die harten Herzen seiner Leidensgenossen öffnete. Danach wurden seine Aussätzigen wirklich musterhafte Katholiken. Das Andachtsleben blühte, es gab sogar Exerzitien für die Aussätzigen. P. Daniel segnete Ehen ein, taufte Kinder und bekehrte Heiden, und natürlich stand er auch den zahlreichen Sterbenden in ihrem Tod bei.
Vom Aussatz befallen |
Doch der Aussatz forderte auch bei diesem eifrigen Sohn des heiligen Franziskus seinen Tribut. Ab dem Jahr 1921 wurde die Krankheit immer heftiger. Sein einst üppiger Bart und die Haare fielen größtenteils aus, Nase und Ohren waren entstellt, ein Auge war ganz zerstört, das andere von einer Eitermaße umgeben. Seine Finger waren nur noch eitrige, blutende Stümpfe. Schreckliche Schmerzen quälten ihn beständig. Nur das Gehör, das bei vollem Ausbruch der Krankheit häufig mit allen anderen Sinnen verloren geht, blieb ihm erhalten. Am 28. März 1924 konnte er noch die Messe zu seinem silbernen Priesterjubiläum feiern, zu dem ihm der Papst seinen apostolischen Segen sandte. Mit der Seele voll Jubel in froher Hoffnung auf die ewige Seligkeit starb er am 20. Mai 1924 im Alter von 47 Jahren. Sein Seligsprechungsprozess wurde 1991 eröffnet.
(Quellen: Seraphisches Weltapostolat des heiligen Franziskus von
Assisi, 1925, die katholischen Missionen, 1924, www.santiebeati.it)
Hier
noch einige Fotos von P. Daniel von Samarate vor und während seiner Krankheit