Heute
ist nach dem alten Kalendarium sowie in Kanada das Fest der North American Martyrs, einer Gruppe von
Jesuitenmissionaren und Laien, die im 17. Jahrhundert auf dem Gebiet der
heutigen USA und Kanadas als Opfer der Irokesen ihr Leben für den Glauben
hingaben. Aus Platzgründen soll hier nur einer der bekanntesten erwähnt werden,
der heilige Isaac Jogues.
Isaac
Jogues wurde 1607 in Orléans geboren und trat 1623 in die Gesellschaft Jesu ein. Im
Jahr 1636 kam er nach Neu-Frankreich, wo er als Missionar unter verschiedenen Indianerstämmen
wirkte. Nach großen Opfern und Enttäuschungen erhielt er 1642 den schweren und
gefährlichen Auftrag, eine Gruppe von Huronen auf ihrer Flussfahrt nach Quebec zu
begleiten, um seinem Obern Bericht zu erstatten und wichtige Gebrauchsgegenstände
wieder mit in die Missionen zu nehmen. Zu diesem Unterfangen sagte der demütige
Heilige: „Ich bot mich umso bereitwilliger an, als die Reise notwendig war, so
dass also, wenn ich nicht ging, ein anderer, viel besserer Missionar als ich sich
in die Gefahr hätte begeben müssen.“
Schon
am zweiten Reisetag wurde die Gruppe von Irokesen überfallen. Obwohl P. Jogues
hätte fliehen können, zog er es vor, bei seinen Neuchristen und Katechumenen zu
bleiben, um sie zu trösten und letztere in der Gefahr zu taufen. Gerade weil er
die Sterbenden ermutigte, ließen die Irokesen allen Hass an ihm aus; er wurde
mit Stöcken geschlagen, mit Lanzen gestochen, und die feindlichen Indianer
rissen ihm sogar mit den Zähnen einige Fingernägel aus und zerbissen ihm die
Finger. Doch das war erst der Anfang. Nach einem 13-tägigen Gewaltmarsch, auf
dem sich seine Peiniger immer wieder einen Spaß daraus machten, seine Wunden
mit Dornen aufzukratzen, kamen sie in ein Irokesendorf, wo die Folter erst
richtig beginnen sollte. Er musste zwischen zahlreichen Indianern hindurchgehen,
die mit ihren Stöcken und Ruten auf ihn einschlugen, wobei er zusammenbrach.
Dann verbrannten sie ihm einen Finger, einen anderen zerbissen sie erneut und
zerquetschten die bereits verstümmelten Finger.
Isaac Jouges und sein Begleiter Renè Goupil in der Kathedrale von St. Louis (Quelle) |
Isaac
Jogues wurde dann mit seinem Begleiter, dem heiligen Laien Renè Goupil, in das
Irokesendorf Ossernon geführt. Der Ort ist das heutige Auriesville in New York,
wo eine Wallfahrtskirche zu Ehren der Märtyrer steht. In dem Indianerlager war
in der Mitte des Dorfes ein Schaugerüst aufgestellt. P. Jogues sagte selbst: „Kaum
konnten wir zu dem in der Mitte des Dorfes aufgebauten Schaugerüst kommen, so
waren wir zerschlagen. Unser ganzer Körper war zerschunden und unser Gesicht
blutüberronnen. Vor allem Renè Goupil war so entstellt, dass man außer seinen
Augen keinen heilen Fleck mehr in seinem Gesicht sah.“
Nun
wurden dem heiligen Isaac Jogues noch die letzten beiden Fingernägel ausgerissen.
Eine Frau schnitt ihm schließlich mit einem stumpfen Messer den Daumen ab. Der
Heilige meinte dazu: „Da das Weib meinen Daumen auf das Schaugerüst geworfen
hatte, hob ich ihn auf und bot ihn dir zum Opfer an, o mein Gott, und gedachte
dabei der heiligen Opfer, die ich dir seit 7 Jahren auf den Altären der Kirche
dargebracht hatte; und ich nahm diese Marter an als liebevolle Strafe für den
Mangel an Liebe und Ehrfurcht, den ich mir beim Berühren deines heiligen
eucharistischen Leibes zuschulden kommen ließ.“
Es
ging weiter in andere Irokesendörfer, wo sich die Foltern wiederholten. Einmal kreuzigten
sie den Priester förmlich. Ein Krieger schnitt ihn vom Kreuz los, an das er
gebunden war. P. Jogues konnte dem Mann diesen Liebesdienst später reichlich
zurückzahlen, als er den ihn kurz vor dessen Tod taufte.
Nach
den Foltern sollten die Gefangenen als Sklaven bei den Irokesen dienen, und
obwohl benachbarte Indianerstämme und die Holländer dem Jesuitemissionar Hilfe
zur Flucht anboten, lehnte er ab, da er unter seinen mitgefangenen Huronenchristen
weiterwirken wollte. Erst als die Irokesen dies vollkommen unmöglich machten, wagte
er die Flucht.
Der
Heilige kehrte nach Frankreich zurück, wo er am 5. Januar 1644 in Rennes im
Jesuitenkolleg anklopfte. Seine Mitbrüder wollten ehrfurchtsvoll die Hände des
Märtyrers küssen. Papst Urban VIII. gab ihm die Erlaubnis, trotz seiner
verstümmelten Hände weiterhin die Messe zu zelebrieren und begründete dies mit
den Worten „es wäre unwürdig, wenn ein Martyrer Christi das Blut Christi nicht
trinken dürfte.“
Papst Urban VIII. |
Da
der demütige P. Jogues die Aufmerksamkeit in Frankreich nicht ertrug, kehrte er
nach drei Monaten wieder in die Mission zurück. Er wirkte zunächst als
einfacher Missionar auf einer Station, wurde dann aber im September 1645 mit
der wichtigen Aufgabe betraut, eine französische Gesandtschaft zu führen, um
den kurz vorher geschlossenen, aber gefährdeten Frieden mit den Irokesen zu
befestigen. Zu dem Auftrag sagte er: „Die arme Natur, die sich der vergangenen
Leiden erinnerte, hat gezittert: aber der Herr hat sie in seiner Güte beruhigt
und wird sie noch weiter beruhigen. Ja, ich will alles, was der Heiland will,
und müsste ich dabei auch tausendmal mein Leben aufs Spiel setzen.“
Er
wurde bei den Indianern dank seiner Friedensworte und Geschenke günstig
aufgenommen. Doch wollte er nicht als Gesandter Frankreichs, sondern als Gesandter
Christi unter ihnen wirken und ließ schon mal eine kleine Kiste mit seinen
Habseligkeiten zurück. Während seiner Abwesenheit brachen in dem Dorf Dürre,
Hungersnot und Pest aus, woraufhin die Dorfzauberer in ihrem Wahn der
geheimnisvollen Kiste die Schuld gaben, da darin ein böser Geist eingeschlossen
sei, der nur darauf wartete, herausgelassen zu werden, um den Stamm zu vernichten.
Als
P. Jogues schließlich mit dem heiligen P. Jean de Lalande zurückkehrte,
stürzten sich die Irokesen auf ihn und die alten Foltern begannen von neuem.
Doch eine Ratsversammlung beschloss, das Leben des Missionars zu schonen.
Dennoch hatte eine Gruppe von Kriegern seinen Tod beschlossen. Mit
heuchlerischer Freundlichkeit wurde er am 18. Oktober 1646 in eine
Indianerhütte eingeladen. Als er sich bückte, um einzutreten, spaltete ihm ein
Krieger mit dem Tomahawk das Haupt. Nun war das Opfer vollbracht für das Volk,
von dem er einige Tage zuvor schrieb: „Dieses Volk ist meine Blutsbraut, da ich
mich ihm mit meinem Blute angetraut habe.“
Heilige Märtyrer von Nordamerika, bittet
für uns!