Donnerstag, 3. September 2015

Papst Pius X. und die Missionen



Wusste Pius X. durch herzlichen persönlichen Verkehr mit den Machthabern ferner Lande die Interessen des Weltapostolats zu fördern, so erreichte er das in noch weit höherem Maße durch die innigsten Beziehungen, die er zu den Glaubensboten selber und deren Arbeitsgebieten unterhielt. Überaus zahlreich sind die Briefe, die er nach allen Weltgegenden hin sandte, bald um zu einem Missionsjubiläum seine Glückwünsche darzubringen, bald um in großen Heimsuchungen Trost zu spenden, bald um geistliche Gnaden zu gewähren. Und wie er mit Schreiben nicht kargte, so kargte er auch nicht mit Spenden jeder Art. Für arme Missionskirchlein sandte er Paramente, für höhere Lehranstalten, wie die Jesuitenschule in Tokio, kostbare Werke für die Bibliothek, für durch den Krieg zerstörte Stätten der Barmherzigkeit, wie in Bulgarien, Geldspenden. 

Kamen aber die Missionäre und Missionsschwestern nach Rom, um entweder Bericht über ihre Tätigkeit zu erstatten oder den Segen für die bevorstehende Ausreise zu erbitten, so fanden sie einen Vater voll der Güte und Herablassung, der für die geringfügigsten Einzelheiten Interesse und Verständnis hatte. In einer Audienz vom 15. November 1903, die Pius X. dem kurz vorher mehrmals erkrankten P. Hartmann aus der Gesellschaft der Weißen Väter und einem Neger gewährte, bezeigte der Papst gerührt seine Teilnahme und erkundigte sich lebhaft über den jugendlichen schwarzen Begleiter. Als er hörte, dass der Jüngling nach Rom gekommen sei, um seine theologischen Studien im Kolleg der Propaganda zu machen, legte er ihm beide Hände auf den Krauskopf und zeichnete ihm dann ein großes Kreuz auf die Stirn, indem er sprach: „Ja, du wirst Priester werden.“

(…) Wollten wir den ganzen Umfang von Liebe und Verehrung, die die Missionäre und ihre Christen Pius X. entgegenbrachten, schildern, wir müssten Tatsachen erwähnen, worüber es einzig der Kirche zusteht, ein Urteil zu fällen. Es genüge zu sagen, dass sie ihn nicht nur als Vater mit dem guten Herzen betrachteten, sondern als einen Heiligen, den der Himmel mit Wunderkraft ausgerüstet habe, und sie scheuten sich nicht, diese Wunderkraft in Anspruch zu nehmen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1916)