Samstag, 28. November 2015

Zum ersten Adventssonntag: der Schrei der Heidenwelt


Ein Ruf, ein Schrei tönt aus der Heidenwelt an unser Ohr. Es ist die Sehnsucht nach Gott, das Verlangen nach dem Erlöser. Während du, christliches Volk, diese heilige Adventszeit in süßer Erinnerung an die Großtaten deines Heilandes feierst, während du die Gefühle heiliger Sehnsucht nach ihm erweckst und das ganze Glück der innigen Vereinigung mit Gott in deinem Herzen trägst, siehe, da harrt draußen, außerhalb deiner heiligen Kirche, die Heidenwelt, da rufen 900 Millionen Menschen [damalige Zahl der Nichtkatholiken] mit sehnendem Verlangen nach ihrem Erlöser, und es ist mir, als ob zu dir gewendet die Heidenwelt die Hände erhebend flehte: Sende das Lamm, den Beherrscher der Erde! Erwecke deine Macht und komm, uns zu erlösen! Bekehre uns und zeige dein Angesicht, so wird auch uns geholfen sein! Wende dich doch und sieh, und such heim diesen Weinberg und bau ihn aus! Tauet, ihr Himmel, von oben, die Wolken mögen regnen den Gerechten; die Erde tue sich auf und sprosse den Heiland! [Hinweis auf die Texte der Antiphon Rorate Caeli]

Dem Völkerapostel erschien einst im Traum ein heidnischer Mazedonier, der flehend die Hände ihm entgegenstreckte mit den Worten: „Komm herüber und hilf uns!“ – Komm herüber und hilf uns, so fleht die Heidenwelt auch in unsren Tagen. Welche Antwort werden wir geben? O wir können und dürfen keine andere Antwort geben als jene, die ausgesprochen liegt in den Worten des heutigen Evangeliums: „Richtet euch auf und erhebt eure Häupter, weil nahe ist eure Erlösung!“

Diese Antwort geben wir durch unsere Beteiligung an dem heiligen Missionswerke. Richtet euch auf, die ihr in Finsternis und Todesschatten sitzet, erhebt eure Häupter in freudiger Hoffnung. Eure Sehnsucht nach Gott soll gestillt, euer Verlangen nach dem Erlöser soll erfüllt werden. Seht, schon erhebt das christliche Volk seine Hände zum Gebet und Opfer für das Missionswerk. Schon sind seine Söhne und Töchter auf dem Wege, um als Missionäre zu euch zu kommen, um euch zu helfen und um den Weinberg des Herrn auszubauen. Schon erheben sich in eurer Mitte Kirchen und Kapellen, deren Glocken einen frohen, gnadenreichen Advent verkünden und auf deren Altären das Lamm, der Beherrscher der Erde, geopfert wird. „Richtet euch auf und erhebet eure Häupter!“ Das ist die gute Adventsbotschaft, die wir durch unseren Missionseifer der Heidenwelt geben. „Nahe ist eure Erlösung!“ Das ist die große Adventshoffnung, die wir den Heiden durch unsere Missionsliebe bringen, denn durch das Missionswerk sollen an den Heiden auch die Verheißungen des Herrn erfüllt werden.

(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)


Freitag, 27. November 2015

Wie sehr die heilige Theresia von Lisieux die Mission liebte



„Ich möchte, wie die Propheten und Kirchenlehrer, die Seelen erleuchten, ich sehne mich danach, die Erde zu durcheilen, deinen Namen zu predigen und in heidnischen Ländern dein glorreiches Kreuz zu errichten, o mein Geliebter. Aber ein einziges Missionsgebiet könnte mir nicht genügen. Mein Wunsch wäre, allen Erdteilen zugleich das Evangelium zu verkünden, bis in die entlegensten Inseln. Und nicht nur einige Jahre wollte ich Missionär sein, sondern ich hätte es von Anfang der Welt sein mögen und möchte es sein bis ans Ende der Zeiten.“


(Aus: Das Leben der heiligen Theresia vom Kinde Jesu, von Msgr. Laveille, deutsche Ausgabe)

Mittwoch, 25. November 2015

Der Vater der Missionäre



Am 19. November schied in Paris ein 83-jähriger Greis aus diesem Leben, zu dem einst Kardinal Richard gesagt hatte: „Ihnen fehlt die Bischofsweihe, aber Sie sind mehr als Bischof; Sie sind der Vater aller oder doch beinahe aller Bischöfe der Gesellschaft der auswärtigen Missionen.“ Dieser Mann war Prosper Bernard Delpech, der langjährige Vorsteher des Pariser Seminars.

Prosper Bernard war geboren am 9. April 1827 zu St. Antonin in der Diözese Montauban. Er entstammte einer ziemlich begüterten, aber nicht sonderlich religiösen Familie, und der Jüngling hatte einen harten Kampf durchzufechten, bis er am 21. Juli 1850 die Priesterweihe empfangen und am 25. September desselben Jahres ins Pariser Missionsseminar eintreten durfte. Der Grundgedanke, der ihn von Jugend an beherrschte, war, sich opfern für Christus und die Seelen; aber er sollte seine Kräfte auf einem ganz anderen Lebenspfad als denen eines Missionärs in den Heidenländern für die Mehrung des Gottesreiches aufbrauchen. Nur drei Jahre wirkte er außerhalb Frankreichs im großen Generalkolleg von Pulo-Pinang in Hinterindien. Dann wurde er nach Paris zurückberufen, um sich als einer der Direktoren an der Leitung des Missionsseminars zu beteiligen.

Zuerst wurde Delpech, der glänzende Studien gemacht hatte, der Lehrstuhl der Moral anvertraut. Bald gesellte sich zu dieser Arbeit die Leitung der Aspiranten des Seminars, und am 18. Oktober 1865 erfolgte seine Ernennung zum Assistenten. Drei Jahre später stand er an der Spitze des ganzen Seminars.

Die Stellung des Vorstehers einer solchen Vereinigung von Weltpriestern, die, ohne durch das feste Band der Gelübde und Ordensregeln verknüpft zu sein, an einem gemeinsamen großen Werk zusammenwirken, bedarf ungewöhnlicher Umsicht und Mäßigung, eines feinen Taktes und tiefer Selbstverleugnung, um bei aller Initiative keine Übergriffe in die Freiheiten anderer zu begehen. In welchem Maße Delpech diese Eigenschaft besaß, beweist die Tatsache, dass die Wahlstimmen nach Ablauf der ersten dreijährigen Amtsperiode noch zehnmal sich auf seine Person vereinigten und er also über 33 Jahre die Geschicke des Seminars leitete.

Es ist unmöglich, seine Verdienste während dieser langen Amtsdauer auf kurzem Raum auch nur annähernd zu würdigen; wir können nur die Hauptleistung andeuten. Von Anfang an richtete der hochw. Herr Delpech sein Augenmerk auf endgültige Festlegung des Reglements der Gesellschaft. Diese Arbeit bedurfte langer Studien und setzte die Geduld auf manche harte Probe. Umso größer war daher die Freude, als im Jahr 1890 von Rom die Genehmigung der verbesserten Regel einlief.

Zur Hebung der Missionstätigkeit rief er höchst glückliche Werke ins Leben. Im Jahr 1869 führte er eine neue Klasse von Laien-Gehilfen ein, die den Missionären die materiellen Sorgen erleichtern sollten. Zur Schonung und Aufbesserung der Gesundheit seiner Missionäre errichtete er drei Sanatorien, eines 1874 in Hongkong, das zweite Ende der achtziger Jahre in Montbeton in Frankreich und das dritte 1899 zu Wellington in der Diözese Coimbatur (Indien). Für die geistlichen Bedürfnisse sollte das 1883 in Hongkong eröffnete Exerzitienhaus dienen, während zur Gewinnung reichlicherer Unterstützungen der Geschäftsgang in geregelte Bahnen gelenkt und 1901 in Saigon eine neue Prokur geschaffen wurde (…)

Was Delpech den einzelnen Missionären und Seminaristen war, entzieht sich der näheren Kenntnis. Wie aber sein Bild in den Herzen der 2.500 Missionäre und 85 Bischöfe, die durch seine Hand gingen, lebte, drückte das kurze Wort aus, das Bischof Biet, Apostol. Präfekt von Tibet, 1900 gelegentlich des fünfzigjährigen Priesterjubiläums des Vorstehers sprach. „Alfons Rodriguez“, sagte er, „hat die christliche Vollkommenheit in vier Bänden geschrieben; wir besitzen den fünften Band, die christliche und apostolische Vollkommenheit.“

Der Lebensabend des ehrwürdigen Greises war schmerzensreich; aber nie kam eine Klage über seine Lippen. Fast ohne Todeskampf schlummerte er in der Frühe des 19. November hinüber, gerade als die Glocke die Hausgenossen zum Gebet rief.


(Aus: die katholischen Missionen, 1910)

Sonntag, 22. November 2015

Mission und Flüchtlingskrise

Quelle


Die Massen von Flüchtlingen, die seit spätestens Sommer dieses Jahres ununterbrochen nach Zentraleuropa strömen, sind zum größten Teil keine Katholiken. Das klingt zwar wie ein Allgemeinplatz, ist aber wohl der wichtigste Fakt in der gesamten Thematik. Seien es nun die muslimischen oder orthodoxen Syrer, die muslimischen Afghanen, Gambier, Pakistanis und Somalis oder die orthodoxen Eritreer, alle sind noch keine Glieder der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche (siehe hierzu Professor Georg May über die alleinseligmachende Kirche). Was machen wir da?

Als Laien wohl zunächst in dieser Sache beten, wie dies auch früher als Hauptaufgabe der Laien im allgemeinen Missionsapostolat hervorgehoben wurde. Doch bei Priestern geht es noch weiter, es geht um die direkte Mission, wie Bischof Christian Schreiber (1872–1933) in seinem Vortrag über die Missionspflicht herausarbeitete:

Ohne Einschränkung auf einen bestimmten Ort oder einen bestimmten Menschenkreis wird dieses Missionierungsgebot dem Priester bei der Priesterweihe auferlegt. Darum muss der Priester grundsätzlich alle Menschen missionieren. Selbstverständlich an erster Stelle diejenigen, deren Seelsorge ihm in einem abgegrenzten Bezirk durch den Bischof angewiesen wird.

Ein Spaziergang ist es nicht, aber unser Herr wird sicherlich seine treuen Priester nicht verlassen, die zur Rettung der unsterblichen Seelen arbeiten. Unterstützen wir als Laien die Priester durch unser Gebet, damit am Tag des letzten Gerichtes zu der „großen Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Völkern und Nationen“ (Offb. 7, 9) möglichst viele der Asylbewerber gehören, die jetzt zu uns kommen.

Deus lo vult – Gott will es!

Samstag, 21. November 2015

Zum letzten Sonntag nach Pfingsten: Weltmission und Weltgericht


Die Weltmission findet ihren endgültigen Abschluss im Weltgericht. Da wird sowohl die Opferfreudigkeit und Pflichttreue im Angebot als auch die Bereitwilligkeit in der Annahme zum Austrag gebracht werden.

An jenem Tag werden wir uns Gott und seinen Missionären gegenüber zu verantworten haben, wie wir das göttliche Angebot durch die Mission entgegengenommen, wie wir mit dem Heilsgut gewirkt, wie wir dasselbe bewahrt haben. Jene Männer, die wir heute als unsere Apostel und Patrone verehren, einen Bonifatius, einen Ludgerus, einen Kilian, sie werden dann mit Christus über uns Gericht halten. Und deshalb drängt der echte Missionsgeist zuerst und zunächst dahin, im eigenen Herzen, im eigenen Vaterland das heilige Glaubenslicht rein und hell und werktätig zu erhalten. An jenem Tag werden aber auch wir mit und durch Christus von jenen Völkern Rechenschaft fordern, zu denen durch unsre Vermittlung das göttliche Angebot in der Mission gekommen ist. Der Heller der armen Witwe zum Besten der Mission bis zum letzten Blutstropfen, den unsere Missionäre im Dienst der Mission vergossen haben, wird da aufgezählt werden vor den Augen der ganzen Menschheit, und jene werden sich zu verantworten haben, um derentwillen es geschehen. Nichts wird vergessen bleiben. Der Herr des Weinberges wird einem jeden nicht nach seinen Erfolgen, sondern nach seinen Werken vergelten. Der letzte Gerichtstag ist der große Abschluss, der große Erntetag der Mission.

Und der Erntetag! Wird er sich lohnen? Andächtige Christen! Nur einem der Menschen war es vergönnt, den Ernteertrag im Geiste zu schauen. Es war der Seher von Patmos. Mit seinem Adlerauge ereilte er jenen Tag, und in seiner Offenbarung, nachdem er die Bezeichneten aus den zwölf Stämmen Israels aufgezählt, schreibt er: „Nach diesen sah ich eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; sie standen vor dem Throne und vor dem Lamme, angetan mit weißen Kleidern, und hatten Palmen in ihren Händen“ (Offb. 7, 9).

Sehet da den Missionsertrag, sehet da die herrliche Erntegarbe aus dem Arbeitsfeld der Weltmission! Und der Lohn dieser Missionsarbeit? Der Herr selbst hat ihn uns gezeigt. „Ich selbst“, so spricht er, „werde dein überreicher Lohn sein!“ (Gn. 15, 1). O er selbst, Gott in seiner Herrlichkeit, wird der überreiche, süße Schnitterlohn an jenem Erntetag uns sein! „Es spricht der, welcher dies bezeugt. Ja ich komme schnell. – Amen. Komme Herr Jesus! Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen. Amen.“ (Offb. 22, 20–21)


(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)

Montag, 16. November 2015

Off-topic: Interview mit Ryan Grant von Athanasius Contra Mundum

Priester im KZ Dachau
Anfang Oktober hat mich Ryan Grant vom bekannten amerikanischen Blog Athanasius contra Mundum eingeladen, in seiner Podcast-Serie Audio Sapere über die Verfolgung der Kirche im Dritten Reich zu sprechen. Die Tonqualität ist anfangs auf meiner Seite nicht so gut, wird aber später besser. Das Interview ist sicherlich auch für alle Leser interessant, die mein anderes Blog über die Verfolgung der Kirche unter dem Hitler-Regime regelmäßig lesen. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle an Ryan, der seine kostbare Zeit zur Verfügung gestellt hat.


Interview 024 – Constantine Molitor on the Persecution of the Church in Germany under the Third Reich (der Name ist ein Pseudonym)



Sonntag, 15. November 2015

Große Missionsbischöfe: „Auch ich!“ – Msgr. Jean Louis Joseph Dérouet C.S.Sp., Apostolischer Vikar von Loanga


In Französisch-Unterkongo sank am 4. März der Apostolische Vikar von Loango, Bischof Jean Louis Joseph Dérouet im kräftigen Mannesalter von 48 Jahren ins Grab (geb. 31. Januar 1866). Mit 24 Jahren (1891) war er als Mitglied der Genossenschaft der Väter vom Heiligen Geist nach Afrika abgefahren. Bischof Carrie, einer der ersten Missionspioniere am Kongo, erkannte sofort die Talente, die den jungen Glaubensboten auszeichneten, und behielt ihn in der Zentralstation zurück. Hier sollte er an der Lösung der großen Frage zur Heranbildung eines einheimischen Klerus mitwirken, und er hatte die Freude, sieben Schwarze zur Priesterwürde führen zu dürfen. Er leitete als Oberer die Posten Buanza und Sette-Cama und von 1906 an die ganze Mission Loango. Seine Erhebung zum Apostolischen Vikar erfolgte im Jahr 1907. Seine Tätigkeit als Bischof kann, wie einer seiner Mitarbeiter im Weinberge des Herrn schreibt, zusammengefasst werden in den Satz: „Allen konnte er antworten, den unermüdlichen Missionären, den Sprachenforschern, den Theologen, den Predigern, den Männern der Feder und dem schlichten Manne mit dem Handwerkszeug: Et ego! ‚Auch ich!‘ [Anspielung auf 2 Cor 11,22] Oder vielmehr, er brauchte diese Antwort nicht zu geben; das waren allbekannte Tatsachen.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1915)

Samstag, 14. November 2015

Der heilige Josaphat: ein Leben für die Union

Die Reliquien des hl. Josaphat im Petersdom in Rom (Quelle)

Johannes Kuncewicz ward zu Wilna 1580 geboren und trat ebendaselbst 1604 unter dem Namen Josaphat in das Basilianerkloster der heiligen Dreifaltigkeit. Vom heiligen Geist selbst geleitet, übte er sich in dem tiefgesunkenen Kloster in inbrünstigem Gebet und großer Abtötung, gleichzeitig eifrig ernstem Studium ergeben, das ihn zum Verteidiger der Union (der Vereinigung der Orthodoxen mit dem Stuhl Petri) befähigte. Sein Beispiel blieb nicht ohne Früchte; bald blühte das Kloster in Wilna auf und zwei neue Klöster konnten durch den Heiligen von dort aus gegründet werden. 

Einen ebenso hochbegabten als frommen Gefährten im Werke der geistigen Neubelebung der ruthenischen Kirche erhielt der Heilige in seinem Freund Joseph Belamin Rutski. Derselbe hatte seine Studien im griechischen Kolleg zum Rom gemacht, war 1603 nach Wilna zurückgekehrt und 1607 ebenfalls in das Dreifaltigkeitskloster eingetreten. Nach dem Tod des greisen Metropoliten Pociey, der die Union mitbegründet und ihre Fahne 15 Jahre lang hochgehalten hatte, bestieg Rutski 1614 den Metropolitansitz. Auf sein Betreiben wurde der hl. Josaphat, so sehr dessen Demut sich sträubte, zum Koadjutor von Polozk und Bischof von Witebsk erhoben. Am 12. November 1617 empfing derselbe zu Wilna die Bischofsweihe. Unter der gemeinsamen Wirksamkeit dieser beiden Männer war zu Anfang 1620 die Union in ganz Weißrussland siegreich durgeführt.

Ernstere Kämpfe hatte sie aber in Rot- und Kleinrussland zu bestehen. Rutski hatte zwar feierlich von dem Stuhl von Kiew Besitz ergriffen. Basilianer aus der Schule des hl. Josaphat sollten daselbst den Kern der geistigen Neugestaltung bilden. Der Vorsteher ihrer Schaar, Anton Hrekowicz, wurde von den wütenden Schismatikern 1618 im Dnjepr ertränkt. Sie schlugen ein Loch in die Eisdecke und stießen den Blutzeugen hinein unter dem Geschrei: „Du bist ein Unierter und willst unsere Religion verraten!“ Als er sich am Rande des Eises festhalten wollte, hieben sie ihm die Arme ab und höhnten: „Ruf den Papst an!“ während die Wellen des Dnjepr den Ertrinkenden unter die Eisdecke rissen.(…)

Der hl. Josaphat hatte inzwischen dem Sturm zu trotzen, den sein Gegenbischof Smotrycki losließ. Immer höher gingen die Wogen des Aufruhrs, bis ihm endlich der Heilige zum Opfer fiel. Am 12. November 1623 wurde Josaphat in Witebsk grausam ermordet, seine Leiche schmählich entehrt und endlich in die Wogen der Dwina versenkt.

Der Martertod des Heiligen übte einen gewaltigen Eindruck auf die Lateiner in Polen und war die Ursache, dass die Union nicht fallen gelassen wurde, während des Verbrechen von Witebsk anderseits die Sache des Schismas mit Schmach bedeckte. Der Tod des hl. Josaphat war die Rettung der Union, die bis zum Sturze Polens in allen Stürmen bestehen blieb.(…)

St. Josaphat (Quelle)


(Aus: die katholischen Missionen 1886)

Donnerstag, 12. November 2015

Die Mission in Island (Teil 2)

Die katholische Kathedrale von Reykjavik, die Christ-König-Basilika. Bei ihrer Einweihung 1929 war sie die größte Kirche des Landes. (Quelle)

Fortsetzung von hier

Eine unlängst zur katholischen Kirche übergetretene Dame hatte keine Ruhe, bis sie das römische Missale (das Messbuch des Priesters) durch einen des Lateins kundigen Protestanten hatte untersuchen lassen. Sie hatte nämlich immer gehört, dass der Priester bei der heiligen Messe über das anwesende Volk durch gewisse Zaubersprüche und Beschwörungsformeln den Fluch herabrufe. Nun konnte sie sich selbst überzeugen, wie sehr das gerade Gegenteil der Fall war.

Die tiefgewurzelten Vorurteile gegen die katholische Kirche erklären dann auch das Aufsehen und den Schrei der Entrüstung, der sich vorläufig noch fast bei jeder Konversion erhebt. Der „Unglückliche“ wird als Apostat betrachtet und dementsprechend selbst von den eigenen Eltern und Geschwistern behandelt. Es braucht wirklich Mut, um trotzdem den Schritt zu tun. Gott sei gelobt, fehlt es nicht an solchen mutigen, großherzigen Seelen. Übrigens wird die feindselige Stimmung in dem Maße schwinden, wie die noch recht kleine Zahl isländischer Katholiken wächst.
Die Hauptaufgabe der Mission besteht vorläufig darin, den Schutt der alten Vorurteile langsam wegzuräumen, und in dieser Hinsicht ist der Erfolg handgreiflich. Die arme kleine Kapelle ist jeden Sonntag angefüllt und kann oft die Leute nicht fassen. Der Isländer ist sehr wissbegierig, und diese Wissbegier oder Neugier füllt die Kirche. Man will sehen, was dort vor sich geht, und hören, was gesagt wird. So kommen viele unter den Einfluss des aufklärenden Lichts.

Gerade unter den hervorragendsten, geistig bedeutendsten Männern des Landes zählt die katholische Kirche einige aufrichtige Freunde und Bewunderer. Man höre z. B., wie der gefeierte vaterländische Dichter und protestantische Prediger Mathies Jochumson im „Nordei“, dem ersten isländischen Blatte, sich ausspricht: „Alles, was man gegen die gebenedeite Mutter, die erhabene Kirche, vorbringt, ist Unwahrheit, Lüge und Verleumdung. Alles, was die katholische Kirche, diese Versammlung der Heiligen, predigt und lehrt, hat kein anderes Ziel als Heiligung der Seelen.“
Der Obere der katholischen Mission hatte den Dichter gebeten, einige Kirchenlieder ins Isländische zu übersetzen. „Was Sie schreiben“, so erwiderte derselbe, „entspricht ganz der Wahrheit. Unsere einheimische Literatur ist reich an Dichtungen zu Ehren Mariens, und es ist daher für den isländischen Dichter sehr leicht, Lieder zu Ehren U.L. Frau zu verfassen oder zu übersetzen, und ich habe nie verstehen können, warum unser ‚heiliger‘ Vater Luther ihre Verehrung so gewaltig geächtet hat.“

Eine kräftige Stütze der Predigt bietet Spital und Schule. Das erste beweist, dass die katholische Kirche das Liebesgebot des Meisters nicht vergessen hat, die zweite, dass sie keine Feindin der Bildung und des Fortschritts ist. Beide Anstalten sind in den Händen der St. Josephsschwestern von Chambery trefflich aufgehoben. Diese haben sich die allgemeine Liebe und Verehrung in hohem Grad gewonnen. Der Ruf ihres Spitals ist weit ins Land gedrungen, und oft werden Kranke aus weitentlegenen Gegenden hergebracht trotz der Nähe protestantischer Krankenhäuser. Der frühere Stiftsamtmann von Reykjavik veröffentlichte sowohl über Spital wie Schule überaus wohlwollende lobende Aufsätze in der Presse. Auch die Schule hat sich aus sehr ärmlichen Anfängen heraus recht günstig entwickelt. Man vergesse nicht, dass Reykjavik eine Stadt von 10.000 Einwohnern ist und ganz modern eingerichtete Schulen besitzt. Das armselige katholische Schülchen erregte daher anfangs nur Spott; man dachte sicher, es würde aus sich selbst wieder eingehen. Nur sehr wenige Familien verstanden sich dazu, ihre Kinder der Schule anzuvertrauen. Aber die trefflichen Erfolge brachten bald eine Wendung. Der frühere Stiftsamtmann und mehrere angesehene Familien, ja selbst protestantische Prediger sandten ihre Kinder. Heute zählt sie 56 Kinder; es ist die höchste Zahl, die in dem kleinen unansehnlichen Bau Platz hat.

Die Lage der Mission ist also eine recht günstige; es ist nur zu bedauern, dass sie bisher die Mittel nicht aufbringen konnte, um ein würdigeres Gotteshaus und ein stattliches Schulgebäude aufzuführen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1908)

Sonntag, 8. November 2015

Die Mission in Island (Teil 1)

Marienstatue in der Kathedrale von Reykjavik (Quelle)

Seit mehreren Jahren ruht die Mission von Island in den Händen der Maristen [Montfortaner]. Sie üben dort zugleich die Seelsorge unter den zahlreichen französischen Fischern aus, die während der Sommermonate aus der Normandie und der Bretagne diese nördlichen Gewässer besuchen.

Von allen Völkern, so meint der Missionsobere P. Meulenberg, welche die Reformation vom Herzen der Kirche gerissen hat, verdient keines so sehr die Teilnahme der Katholiken wie die Isländer. Das Land hat eine glorreiche katholische Vergangenheit, die erst unter König Christian III. von Dänemark (1536–1559) ein Ende fand. Um das Volk zu täuschen, blieb auch hier die äußere Gottesdienstordnung noch bestehen. Ja noch anderthalb Jahrhunderte lang klang in den Kirchen des Landes der römisch-lateinische Choral, und die Christmesse wurde bis ins 18. Jahrhundert hinein nach dem alten katholischen Ritus gefeiert. Noten und Text waren die ursprünglichen, und neu war nur, dass die sog. Konsekration jetzt auf das Pater Noster folgte.

Bis in die neuere Zeit trug der lutherische Bischof bei feierlichen Gelegenheiten den Chormantel, den einst Papst Paul III. dem letzten katholischen Bischof von Holar, Jón Arason, geschenkt hatte. Derselbe war als Märtyrer des Glaubens gestorben und schloss die lange Reihe isländischer katholischer Bischöfe würdig ab. Heute findet sich der Mantel mit zahlreichen anderen Denkmälern der katholischen Zeit, Statuen, Kruzifixen und Kirchengefäßen im Museum von Reykjavik.

Zur Zeit, da der französische Priester Abbé Boudoin von Reims nach Island kam (1850), gingen bereits die letzten katholischen Überlieferungen ihrem Ende zu. Am längsten hatte sich die Andacht zu Maria, der reinen Gottesmutter, erhalten – war doch Island einst so recht das Land Mariens gewesen. „Die Verehrung U. L. Frau“, so gesteht der berühmte isländische Schriftsteller Dr. Jon Thorkelson, „ließ diejenige zu den übrigen Heiligen weit hinter sich zurück, waren doch nicht weniger als 150 Kirchen Islands Maria geweiht“. Derselbe Gelehrte – sein Sohn trat 1905 zur katholischen Kirche über – hat sorgfältig die isländischen Marienlieder aus vorreformatorischer Zeit gesammelt. Sie würden gedruckt einen mächtigen Band ausmachen, und es ist zu hoffen, dass die Mittel zur Veröffentlichung sich finden werden.

Zur Zeit des Abbé Boudoin sang man noch in vielen Familien Lieder zum Lob und Preis der heiligen Gottesmutter. Text und Weise wurden von der Mutter auf die Kinder vererbt. Heute scheint auch dieser letzte Rest katholischer Erinnerungen geschwunden zu sein. Das Bild der alten Kirche ist nicht nur verblichen, es ist durch den Schmutz und Staub jahrhunderterlanger Verdächtigung und Missdeutung zu einem widerwärtigen Zerrbild geworden. Man möchte oft lachen, wenn man gewahr wird, welch wunderliche Vorstellungen sich die guten Leute über Rom, die römische Kirche, ihre Priester usw. machen. Und doch steht einem das Weinen näher.


(Aus: die katholischen Missionen, 1908)

Fortsetzung hier

Samstag, 7. November 2015

Männer wie Löwen – das Lob der Kurden für die Missionare

Krankenpflege im osmanischen Reich


Aus der Jesuitenmission in der östlichen Türkei:

„Es wäre“, meint P. Testanier S.J., „auch aus diesem so übel beleumundeten Volk [den Kurden] noch etwas zu machen, falls es gelänge, die Schranken des Misstrauens zu durchbrechen, die sie von dem Verkünder des wahren Glaubens trennen. Dies geschieht durch Ausübung der christlichen Liebe, zumal der Krankenpflege. Wir haben schon früher auf den Eindruck hingewiesen, den der Samaritanerdienst der Missionäre auf diese rauen Völker der Berge ausübt. Er erstreckt sich seit Jahren auch auf die Kurden, und im näheren Umgang mit ihnen lernt man sie besser und auch von ihrer guten Seite kennen.“

Lassen wir P. Testanier einen solchen Ritt auf die Hochebene schildern: „Die dampfenden, vom Aufstieg müden Rosse haben schon die Nähe einer Quelle gewittert und setzen sich in Galopp über die weiche Grasfläche hin. Da zeichnen sich auch schon auf der Höhe zwischen Büschen halb verborgen die Umrisse der schwarzen Zelte ab.

Unsere Ankunft wird durch die treuen Lagerwächter angemeldet. Es sind riesige Hunde, die fletschend und kläffend auf uns losfahren. Die Kurden treten aus ihren Zelten heraus, erkennen uns und rufen die grimmigen Köter zurück, die knurrend von uns ablassen. Rasch hat sich die Kunde von der Ankunft der christlichen Hakkims (Ärzte) im Lager verbreitet. Der Häuptling tritt uns entgegen, hilft den Patres vom Pferd und heißt sie willkommen. ‚Allah‘, sagt er, ‚hat euch gesandt; denn wir haben viele Kranke.‘

Im Zelte des Häuptlings wird ein großer bunter Teppich ausgebreitet, man nimmt Platz. Bald hat der ganze Stamm sich um uns versammelt, die Männer, wetterharte Gestalten mit bronzenen Gesichtern und wilden Blicken, die Frauen stämmige, untersetzte Matronen in buntfarbigen Röcken. Dazwischen drängt sich eine Schar dürftig gekleideter Kinder mit struppigem Haar. Alle Augen sind auf den Hakkim gerichtet. Er gilt diesem ungebildeten Volk als eine Art höheres, gottgesandtes Wesen; alles an ihm erregt Bewunderung.

Die ärztliche Untersuchung beginnt. Jede Art von Elend und Siechtum ist vertreten. Man stellt Fragen, teilt Arzneien aus, verbindet Wunden. Ein sieben- bis achtstündiger Ritt liegt hinter einem; aber man hat keine Zeit zum Ausruhen und begibt sich gleich an die Arbeit. Das imponiert den Leuten. ‚Hah, das sind Männer‘, hört man sie bewundernd sagen, ‚sie sind wie Löwen; sie kennen keine Müdigkeit.‘ – Und dann immer wieder die Frage: ‚Warum kommen sie hierher aus einem weiten fernen Lande? Warum tun sie und geben sie uns alles umsonst?‘ Darauf der Häuptling: ‚Ihr Hunde, wisst ihr denn nicht, dass sie das alles für Gott tun? Es sind Männer Gottes; sie kommen von ihm gesandt, um unsere Schmerzen zu lindern und unsere Krankheiten zu heilen.‘

Ist man fertig, so rüstet man gleich zur Weiterreise. Andere Kranke in anderen Lagern warten gleichfalls auf den Hakkim. Während er zu Pferde steigt, umringen ihn die Leute und nehmen Abschied. ‚Gott möge dich geleiten; Allah möge dich tausendmal segnen!“

Gewiss, die Früchte dieser Tätigkeit reifen langsam; aber sie bringt diesen Völkern das Christentum nach seiner schönsten, gewinnendsten Seite nahe und bereitet die Wege.

(Aus: die katholischen Missionen, 1908)


Donnerstag, 5. November 2015

Mehr Missionspredigten – früher wie heute


Wie der letzte Jahresbericht aufweist, hat die bekannte St. Petrus Claver-Sodalität während des letzten Berichtjahres u. a. auch 101 größere und kleinere Vorträge, 6 Paramentenausstellungen, 5 Theatervorstellung und ein feierliches Triduum im Interesse der Missionen veranstaltet. Diese mündliche Propaganda ist ein ganz besonderes Verdienst der Sodalität. In dieser Hinsicht wird katholischerseits zumal gegenüber der rührigen Tätigkeit der Protestanten verhältnismäßig wenig getan. Die sog. „Missionsstunden“ und „Missionspredigten“ für Kinder und Erwachsene bilden im protestantischen Gemeinde- und Kirchenleben sowohl in Deutschland wie in England, Amerika usw. eine ordnungsgemäß eingestellte Veranstaltung und haben eine eigene Predigtliteratur gezeitigt. In Amerika sind Missions-Wanderprediger eine ganz gewöhnliche Erscheinung.
In katholischen Kirchen dagegen ist eine Predigt über das Missionswerk der Kirche, man kann wohl sagen, eine Ausnahme und Seltenheit, und doch dürften wenige Predigten eine anregendere, erweckendere, glaubenskräftigendere Wirkung ausüben. „Ein anglikanischer Konvertit“, so schreibt der Direktor des Vereins von der Glaubensverbreitung in Boston, Rev. J. A. Walsh [einer der Gründer von Maryknoll], in einer seiner „Missionskonferenzen“, „sprach vor einiger Zeit im Londoner Tablet sein Bedauern darüber aus, dass er ‚während der letzten 20 Jahre bloß je einmal im Jahr in der Kirche aufgefordert worden sei, einen Beitrag für die Missionen in überseeischen Ländern zu geben.‘ Vielleicht könnte manche Konvertiten in diesem Lande (Amerika) noch weiter gehen und sagen, sie hätten von der katholischen Kanzel überhaupt eine solche Anregung noch nicht erhalten. Eine Klosterfrau in Kanada sagte mir, sie sei nun 25 Jahre lang katholisch, von denen sie 18 als Nonne verlebt, aber bis sie mich getroffen, habe sie niemals eine Predigt oder einen Vortrag gehört, der über die Missionen gehandelt habe.“ Das dürften in Deutschland zahllose Katholiken von sich bezeugen. 

Die Anregung, von der Kanzel herab und im Konferenzsaal planmäßig das Interesse und Verständnis für das katholische Weltapostolat zu wecken und zu fördern, ist in den Vereinigten Staaten von dem Bostoner Zweig des Vereins der Glaubensverbreitung ausgegangen und hat bereits große Erfolge erzielt. Es wäre außerordentlich wünschenswert, dass ein gleiches in Deutschland geschähe und das Beispiel der St. Petrus Claver-Sodalität allenthalben Nachahmung fände.


(Aus: die katholischen Missionen, 1907)