Samstag, 30. Januar 2016

Große Missionsbischöfe: kurzes Leid, ewige Glorie – St. Antonino Fantosati O.F.M., Apostolischer Vikar von Süd-Honan

St. Antonino Fantosati O.F.M.

Ein überaus qualvolles Ende [wie Msgr. Hamer] fand auch der Apost. Vikar von Süd-Honan, Msgr. Antonino Fantosati O.F.M. Am 4. Juli brach in der Mission das Unwetter los. Sämtliche Missionsanstalten und Christenwohnungen der Präfektur Hang-tschau wurden von dem wütenden Pöbel zerstört, zwei Missionäre in Huang-sa-van ergriffen und getötet. 

Der Apost. Vikar befand sich gerade in Ka-mu-kiao, um den Bau einer Kapelle zu leiten. Auf die Kunde von der Gefahr seiner Christen mietete er rasch eine chinesische Flussdschonke und fuhr in Begleitung des [heiligen] P. Joseph Gambaro nach der Hauptstadt Heng-tschon-fu zurück. Die Fahrt dauerte 1 ½ Tage. Unter den Mauern der Stadt angelangt, sandte er zunächst einen Boten an den Tao-tai (Stadtbehörde) und bat um Audienz und Schutz für seine Herde. Nach einem Bericht gab der Obermandarin in hinterlistiger Tücke sofort einem jungen Menschen den Auftrag, nach dem Landungsplatz zu laufen und dort mit lauter Stimme bekannt zu machen, dass in dem Schiff sich zwei Europäer befänden. Sofort stürzte der Pöbel teils vom Ufer her, teils auf kleinen Nachen auf die Barke los. Der Schiffer und die Diener entflohen. In wenigen Augenblicken hatte man die armen Opfer umzingelt, geknebelt und zur Erde niedergeworfen. Man beraubte den Bischof seiner sämtlichen Kleider und schlug wütend mit Bambusstöcken auf ihn ein. Ein Unmensch stieß dann von unten einen Stock in den Leib des schon ohnmächtigen Bischofs, während zwei andere ihm die Augen ausstachen. Das Übermaß der Schmerzen brachten den unglücklichen Oberhirten für einige Augenblicke zur Besinnung, während welcher er den die Eingeweide zerreißenden Stock aus seinem Körper zu ziehen suchte.  Kaum hatte man das bemerkt, als man unter Spott und Hohn zu einem starken Bambusrohr griff und dieses nun mit Gewalt auf dieselbe Weise den Körper hinauftrieb, so dass das obere Ende zum Hals heraustrat. Bei dieser grässlichen Tat gab der hochwürdigste Herr – das Martyrium hatte ungefähr drei bis vier Stunden gedauert – seinen Geist auf. Sein Begleiter war ihm bereits im Tod vorausgegangen. Man hatte ihn eines seiner Augen beraubt und dann mit Bambusrohren zu Tode gestoßen. Nach dem Bericht von Augenzeugen hatten sich die beiden Bekenner anfangs gegenseitig Mut eingesprochen und dann klaglos die entsetzliche Mater über sich ergehen lassen.

Msgr. Fantosati war geboren am 16. Oktober 1842 zu Trevi (S. Maria in Valle) im Erzbistum Spoleto, trat sehr jung in den Orden und wurde auf seine Bitte 1867 als neugeweihter Priester in die chinesische Mission gesendet. Er wirkte zuerst in Ost-Hupe, übernahm dann die Prokura der Mission und 1892 die Verwaltung des Apost. Vikariates von Süd-Honan. „Bis jetzt“, so hatte er kurz vor dem Ausbruch der Verfolgung geschrieben,  „haben uns Gott sei Dank die Behörden und das Volk respektiert, allein die Lage ist gefahrdrohend. Doch sind wir mit Gottes Gnade bereit, eher alle Qualen zu erdulden, als unseren Posten zu verlassen. Ich empfehle mich sehr Ihrem Gebet, damit wir in aller Drangsal standhaft bleiben und den Lohn erlangen, welcher der Beharrlichkeit bis in den Tod verheißen ist.“ Man sieht, mit welcher Gesinnung diese Männer ihrem Tode entgegengingen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1901)