Donnerstag, 5. Mai 2016
Der Berg des Missionsgesetzes
Der Berg, auf welchem Christus seine Jünger versammelt hat, ist der Berg des Missionsgesetzes, der Sinai des Neuen Bundes. Kraft seiner Autorität hatte Gott einst auf Sinai zu seinem auserwählten Volk gesprochen: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine fremden Götter neben mir haben“ – das auserwählte Volk des Alten Bundes sollte die wahre Gotteserkenntnis bis zur Fülle der Zeit bewahren. Kraft seiner Autorität, die Himmel und Erde umfasst, spricht auch Christus zu seinen Jüngern: „Mir ist gegeben alle Gewalt, darum gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker!“ Das auserwählte Volk des Neuen Bundes soll die wahre Gotteserkenntnis verbreiten bis an das Ende der Zeiten.
(…) Darum, weil ihm alle Gewalt gegeben, sendet er seine Jünger in alle Welt, zu allen Völkern. Da ist kein Volk, dass sich seinem göttlichen Anrecht entziehen kann; da ist keine Gewalt im Himmel und auf Erden, die ihm und seinen Missionären sagen kann: Bis hierher und nicht weiter. Wo immer eine Menschenseele lebt, da ist heiliges Land, das Christus sich erschließen muss, da ist rechtliches Missionsgebiet. Das Missionswerk unserer heiligen Kirche kann durch kein Land und durch kein Volk eingeschränkt werden. Es beruht auf der göttlichen Allgewalt Jesu Christi, und „seine Gewalt ist ewige Gewalt, die nicht genommen, und sein Reich ist ein Reich, das nicht zerstört wird“ (Dn 7, 14).
(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)
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