Sonntag, 8. Mai 2016

Zeugnis für Christus in einer christusfeindlichen Welt – zum Sonntag nach Himmelfahrt

Märtyrer von Nagasaki

Das Missionswerk ist ein Zeugnis für Christus inmitten einer christusfeindlichen Welt. Als die Apostel auf das Geheiß ihres göttlichen Meisters hinauszogen und vor den Völkern predigten, da war ihr Wort von dem Gekreuzigten in den Augen der Welt ein Ärgernis und eine Torheit. Kein Mittel blieb unversucht, um dem Fortschritt des Christentums entgegenzuarbeiten. Da wurden die Apostel und alle, die an Christus glaubten, an die Gerichtshöfe überantwortet und in den Synagogen gegeißelt. Da mussten die Zeugen Christi vor Statthaltern und Königen um Christi willen stehen (vgl. Mk 13, 9). Da wurden sie aus den Synagogen vertrieben und aus der menschlichen Gesellschaft gestoßen. Schmach mussten sie leiden um des Namens Christi willen. Die Stunde war gekommen, wo jeder, der sie tötete, glaubte ein gutes Werk zu tun.

Andächtige Christen! Der Kampf einer christusfeindlichen Welt gegen das Reich und die Lehre Christi hat durch alle Jahrhunderte gedauert, und er wird auch in unseren Tagen weitergeführt. Es ist wahr, jene blutigen Begleiterscheinungen der früheren Zeiten sind in den Hintergrund getreten, aber die Feinde Christi sind trotzdem dieselben geblieben. Die Missionsgeschichte des verflossenen Jahrhunderts hat es uns zur Genüge bewiesen. Die Christenverfolgungen in Japan und Korea, in Hinterindien und China haben sogar gezeigt, dass es auch heute noch Stunden gibt, wo jeder, der die Missionäre verfolgt, glaubt ein gutes Werk zu tun. Durch ein Dekret des Heiligen Vaters wurden 50 Neger aus Uganda auf den Altar erhoben [seliggesprochen]. Sie hatten ihr Zeugnis für Christus mit ihrem Blute besiegelt.

Von dem großen Völkerapostel sprach der Herr: „Ich werde ihm zeigen, wieviel er für meinen Namen leiden muss“ (Apg 9, 16). Dies Wort gilt mehr oder weniger von einem jeden Missionär. Sie alle, die hinausziehen, um das Kreuz den Völkern zu predigen, ziehen hinaus, um Zeugnis von Christus zu geben, und ist dies Zeugnis auch nicht für alle ein Zeugnis des Blutes und Martyriums, für alle ist es ein Zeugnisgeben durch Leiden, durch Opfer und Entsagung. Der Herr zeigt ihnen, wieviel sie für seinen Namen leiden müssen.

Doch gerade deshalb, andächtige Christen, ist das Missionswerk auch ein verdienstvolles Zeugnis für Christus. Sollte er, der versprochen hat, den kleinsten Dienst, einen Trunk kalten Wassers in seinem Namen gespendet, zu belohnen, sollte er den größten Beweis der Liebe zu ihm, die Hingabe des ganzen Lebens für ihn, unbelohnt lassen? Einst hat der göttliche Heiland gesprochen: „Wer mich vor den Menschen bekennt, den werde ich auch vor meinem himmlischen Vater bekennen.“ Das göttliche Zeugnis Christi bei seinem himmlischen Vater ist der Lohn für das Zeugnis vor den Menschen.

(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)





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