Freitag, 27. Mai 2016

Ein jugendlicher Glaubenszeuge aus Äthiopien


Aus der Katholikenverfolgung Anfang des 20. Jahrhunderts:

„Ein Beispiel, welchen Mut auch junge Christen bei den peinlichen Verhören beweisen, erzählt P. Basilius. Als der noch jugendliche Nikolaus Membru, wie es scheint, der Sohn des […] Alaka Sahale, der früher schismatischer Geistlicher war, dem Abuna [Bezeichnung für Priester, hier ein Schismatiker] selbst vorgeführt und gefragt wurde: warum er katholisch sei, erwiderte er: 

„Ich bin katholisch, weil mein Vater mich diese heilige Religion gelehrt hat. Ihr wisst, dass mein Vater hier im Lande ein angesehener Doktor gewesen ist. Er selbst hat lange nach einer wahrhaft heiligen Religion, die rein wie Gold und strahlend wie die Sonne wäre, gesucht, und er fand sie in der Religion der römischen Kirche. Die Religion meines Vaters soll auch die meinige sein. Hoffet ja nicht, dass ihr mich zur Erlernung und zur Annahme eines anderen Glaubens verleiten könnt.“

„Wie wagst du es“, fiel einer der Richter ein, „du, noch fast ein Kind, in solcher Weise zu unserem Abuna zu reden?“ – „Hast du denn  nicht gelesen, was im Evangelium geschrieben steht: ‚Führt man euch vor den Richter, so denket nicht, was ihr sprechen, noch was ihr antworten sollt. Es wird euch im Augenblick das Rechte eingegeben werden, und nicht aus euch werdet ihr sprechen, sondern der Geist meines Vaters wird aus euch sprechen‘.

„Weshalb ist dein Vater nach Rom gegangen?“ – „Weil das Evangelium sagt: ‚Wenn man euch an einem Orte verfolgt, so fliehet in einen anderen.“ – „Gib uns die Namen derjenigen an, welche vorgeben, zu katholischen Kirche zu gehören.“ – „Frage darüber den Abba Andreas (Msgr. Jarosseau O.F.M. Cap., der Apostolische Vikar); das ist eine Sache, die ihn angeht.“

Es ist ein Jammer, dass dieses Volk der Abessinier mit seinem kraftvollen Wesen und seinem tiefreligiösen Sinn dem Schisma verfallen ist. Welch wertvolle Hilfe könnte Abessinien, einmal bekehrt, bei der Evangelisierung Afrikas, zumal des nahen Sudan, leisten! Seit 400 Jahren bemüht sich die katholische Mission, den hartnäckigen Widerstand des Schismas zu brechen. Das Volk ist gut und würde in Masse der wahren Kirche sich zuwenden, wenn es frei sich entscheiden könnte. Hoffen wir, dass die langsam ins Bergland vorrückende Kultur demselben auch das einzige bringt, dessen die Mission bedarf, die Religionsfreiheit.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1907) 

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