Samstag, 28. Mai 2016

Wie Mission NICHT geht – Die Orthodoxen und die Heidenvölker Russlands

Tschuwaschen

Sehr bezeichnend für den Wert der Missionstätigkeit, wie sie die russisch-schismatische Kirche übt, ist folgende aus Russland uns zugehende Mitteilung. Ein großer Teil der Völker im Norden Russlands, wie die Samojeden, ist bis heute überhaupt nicht evangelisiert worden. Die in der Umgebung von Kasan, Nischni-Nowgorod, Perm, Kirow und Urschumsk ansässigen Fremdvölker der Mordwinen, Wotjaken [Udmurten], Permier, Tschuwaschen, Tscheremissen u. a. (im ganzen schätzungsweise 4 Millionen), die sich noch heute von den Russen in Kleidung, Sprache, Sitten und Gewohnheiten streng absondern, sind nicht durch Evangelisierung und Unterricht, sondern durch Gewaltmittel oder bedingte Zuwendung verschiedener Privilegien zur Annahme der orthodoxen Taufe gebracht worden. Von einem Übertritt aus Überzeugung war keine Rede. 

„Die orthodoxe Geistlichkeit war weder mit der Sprache und den Sitten, noch mit den Lebensanschauungen ihrer ‚Neubekehrten‘ bekannt. Sie tat auch nichts, um sie über die elementaren Wahrheiten des Christentums aufzuklären, so dass diese sog. Christen nach wie vor unter dem unmittelbaren Einfluss ihrer alten Götzenpriester blieben.“ 
Nur die Furcht vor den Polizeimaßregeln hielt dieselben davon ab, ihre alten heidnischen Gebräuche auch offen fortzusetzen. Im Geheimen wucherte das alte Heidentum ruhig fort. „Die ganze Tätigkeit der orthodoxen Geistlichkeit beschränkte sich auf die Einsammlung der Stolgebühren und anderer Beiträge für den Unterhalt der Kirchen und des Klerus, was selbstverständlich die Neubekehrten noch mehr reizte und der Geistlichkeit und Kirche entfremdete. Und so warteten diese halben Heiden und halben Christen nur auf eine Gelegenheit, um die ihnen fremde Religion und verhasste Geistlichkeit abzuschütteln. Eine solche Gelegenheit bot sich ihnen bei Verkündigung des kaiserlichen Ukas über die Gewissensfreiheit. Sofort fielen sie scharenweise von der orthodoxen Kirche wieder ab.“

Wie aus zuverlässigen Mitteilungen von Landeskundigen hervorgeht, bringen diese Stämme heute ihre heidnischen Opfer wie ehemals im Dunkel der Wälder dar. Das beliebteste Opfertier ist der Schwan, an dessen Stelle man sich mit einer weißen Ente oder Gans begnügt. An Ehrlichkeit übertreffen diese Heiden das russische Landvolk bei weitem, weisen sie doch selbst Trinkgelder für geleistete Dienste zurück.


 (Aus: die katholischen Missionen, 1907) 

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