Wunderbar waltet Gottes Vorsehung, wo es das ewige Heil
seiner Kinder gilt. Noch wunderbarer sind jene geheimnisvollen, von den uns
bekannten Weltgesetzen unabhängigen Vorgänge, in denen wir ein unmittelbares
Eingreifen des Schöpfers nicht verkennen können.
Unter vielen Berichten neuer und neuester Zeit, die alle aus
vollkommen vertrauenswürdiger Feder fließen, wählen wir ein Erlebnis des Mill-Hill-Missionärs
Kamp auf den Philippinen.
Nach anstrengender Arbeit im Beichtstuhle hatte er eben das
wohlverdiente Pfeifchen ausgeraucht, als eine helle Stimme ihn anrief. Er trat
ans Fenster. „Gehen Sie nach Tanipuay, dort bedarf ein Kranker der Stärkung zur
letzten Fahrt.“ Bald war P. Kamp in Begleitung seines Dieners auf den Beinen.
Schon war der Hügel, hinter dem das Dörflein lag, überstiegen. Aber ganz
Tanipuay lag in süßem Schlummer, und der Ortsvorsteher wollte von keinem
Kranken wissen. Der Pater entschloss sich zur Umkehr.
Wie staunte der gute Diener, als er bald aufs Neue geweckt
wurde, um nochmals mit nach Tanipuay zu gehen. Wieder hatte sich die Stimme
hören lassen; aber wiewohl der Priester den Boten warten geheißen, geleitete
auch diesmal den Heiland außer ihm und seinem Burschen kein menschliches Wesen.
Der Ortsvorsteher brummte nicht schlecht, als man ihn zum zweiten Mal vergebens
aus dem Schlafe weckte. P. Kamp fasste den verzweifelten Entschluss, an
alle zwanzig Türen der Ortschaft zu pochen. Ohne Erfolg!
Als aber der Pater, ärgerlich über den scheinbaren
Schabernack, todmüde das Lager aufsuchen wollte, ließ sich der geheimnisvolle
Rufer ein drittes Mal hören. Und wieder geht’s durch die windkühle Nacht über
mondbestrahlte Felder und Sümpfe. Das Flüsschen war in der gleichen Nacht zum
dritten Mal durchwatet, da ertönt die Stimme von neuem. Der Priester folgt der
Richtung, aus der sie kam, während sich der Bursche zitternd an seine Kleidung
klammerte.
Bald stehen beide vor einer kleinen Hütte. Ein Mann liegt drinnen. „Ich
wusste, dass Sie kommen würden – fünfzig Jahre – morgens und abends – zu meinem
Schutzengel gebetet – Todesstunde – Wegzehrung – jedes Jahr – Messe lesen – zu
seiner Ehre“, stammelte er. Bald ist er, gestärkt durch die Tröstungen der
Kirche, zur ewigen Ruhe eingegangen.
Ja, geheimnisvoll sind Gottes Wege.
(Aus: die katholischen Missionen, 1922)
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