Samstag, 7. April 2012

Die Arbeiterkongregation "Unsere Liebe Frau von den sieben Schmerzen" in Beirut (Teil 1)



Unter den Männern aus dem niedrigen Volk hat P. Fiorovich S.J. seit langen Jahren ein Werk ins Leben gerufen, das ein ganz besonderes Interesse bietet. Wir meinen die in der ganzen Levante berühmt gewordene Männerkongregation von Beirut.
Diese zeigte uns klar, was besonnene , aber begeisterte Hingabe an eine Sache zuwege bringt, und ist nicht minder geeignet, jenen, die in christkatholischem Sinn an der Lösung der sozialen Frage arbeiten wollen, gute Winke an die Hand zu geben, sowie dieselben zu standhafter Ausdauer und zum Vertrauen auf die gute Sache zu begeistern.
In den 26 Jahren ihres Bestandes hat diese Kongregation mehr als 10.000 Mitglieder aufgenommen. Viele davon haben sich in den syrischen Küstenstädten zerstreut und dort zu ähnlichen Vereinen zusammengetan; so ist das Werk von Beirut zum Grundstock und Vorbild mehrerer anderen geworden.
Bekanntlich ist Beirut seit 1860 der Handelsmittelpunkt Syriens.
Christen aus den niedrigsten Ständen strömten dahin, um dort Sicherheit und Lebensunterhalt zu finden. Lassen wir uns den Beginn seines Unternehmens von P. Fiorovich selber erzählen.


 „Im Anfang der sechziger Jahre waren hier nur wenige eingeborene Priester, und diese waren nicht sehr seeleneifrig. Die Männer aus den unteren Volksschichten waren fast nur dem Namen nach Christen; denn sie kannten häufig nicht einmal die Grundwahrheiten des Katechismus, manche wussten auf meine Frage, ob es nur Einen Gott gebe oder ob man drei oder vier Götter anbeten müsse, keine Antwort.
Da beschloss ich dann im Jahr 1863, für diese verlassenen Armen eine Kongregation zu gründen.
Zu diesem Ende begann ich die Straßen und öffentlichen Plätze zu durchlaufen: ich betrat die Bazare, ging von einer Krämerbude zur anderen und lud die Kleinhändler, die Lastträger, die Matrosen freundlich ein, in unsere Kapelle zu kommen.
Nach all diesen Bemühungen, denen ich mich unausgesetzt drei Wochen unterzog, fanden sich zur ersten Versammlung vier Männer ein, acht Tage darauf sieben. Kurz, der Erfolg war nicht glänzend.
Da verfiel ich auf den Gedanken, bei unseren Patres kleine Devotionalien zu sammeln und am Sonntag eine kleine Lotterie zu veranstalten. Nach der Versammlung fand die Ziehung im Hof unseres Hauses statt.
Fast auf alle Anwesenden fiel ein Gewinn, sei es ein Skapulier oder ein Bildchen oder eine Medaille. Das zog nun mehr Leute an.
Die, welche sich in die geplante Kongregation aufnehmen ließen, erhielten ein Skapulier gegen das Versprechen, bei den Versammlungen zu erscheinen; außerdem wurde ihnen die Gelegenheit, in der Lotterie etwas zu gewinnen, nicht benommen. Bald musste ich natürlich dieses Verfahren aufgeben: ich hatte nichts mehr zu verschenken, und überdies hatten sich schon 100 Männer einschreiben lassen, eine genügende Anzahl, um das Werk jetzt mit allem Ernst in Angriff zu nehmen.
Vor allem tat den Männer Religionsunterricht und ein gründlicher Wandel in den Sitten not.
Eine Woche lang hielt ich jeden Abend eine Art Exerzitienvortrag, in welchem ich die ewigen Wahrheiten und dann auch die Notwendigkeit einer guten Beichte betonte.
Das letztere war mir die Hauptsache; doch ließ ich anfangs davon kein Wort verlauten, um niemand abzuschrecken; ich rechnete auf die Wirksamkeit der Gnade Gottes, welche die Herzen dazu stimmen, und vorbereiten musste, und fand mich nicht getäuscht: die guten Männer kamen zahlreich zum Beichtstuhl.
Allen, die sich dem heiligen Bußgericht nahten, gab ich über dieses Sakrament einen besonderen Unterricht, und ich hörte ihr Sündenbekenntnis nur an, wenn sie zu einer vollständigen Beicht aller Todsünden und zu einer aufrichtigen Reue bereit waren.
Dann half ich aber auf jede Wiese nach, durch Fragen und durch Ermutigung.
Damit noch nicht zufrieden, forderte wenn einer seine Generalbeicht vollendet und die Lossprechung erhalten hatte, denselben auf, mir einen Sünder wie er zuzuführen; ‚je größer er ist‘, fügte ich wie scherzend bei, ‚umso größere Freude bereiten Sie mir‘, und bald kam er freudenstrahlend mit einem verlorenen Schäfchen zurück, wofür ich ihn dann mit irgend einem kleinen Andachtsgegenstand belohnte.
Einer meiner ersten Pönitenten brachte mir sogar 16 nacheinander. So stellten sich mir dann selbst Renegaten, die den Islam angenommen, Straßenräuber und offenkundige Mörder und taten Buße.“

Fortsetzung folgt...
(Aus: die katholischen Missionen, 1891)

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