Sonntag, 1. April 2012

Missionsarbeit in Sibirien


Eine Lemberger Zeitung veröffentlichte jüngst den Brief eines jener Priester, denen es in Sibirien gestattet ist, ihres heiligen Amtes zu walten. Wegen ihrer geringen Zahl sind dieselben beständig genötigt, auf Reisen zu sein und die Strecke von Tobolsk nach Kamtschatka und von Nertschinsk zum Polarmeer bei schneidender Kälte im Schlitten zurückzulegen.
So bringen es diese heldenmütigen Apostel zu Stande, unter unerhörten Mühen und Anstrengungen den verbannten Katholiken wenigstens einmal im Jahr den Trost der Religion zu bieten. Besonders gehören zu diesen Glücklichen die Gefangenen, welche zu Minenarbeiten verwendet werden.
Ferner segnen die Priester die Gräber jener ein, welche im Verlauf des Jahres starben. Es fehlt zwar gewiss nicht an katholischen Priestern, allein sie können mit wenigen Ausnahmen ihren Beruf nur im geheimen ausüben.
Der oben erwähnte Brief ist aus den Bergwerken von Zyrianow datiert. „Fortwährend“, so schreibt der Missionär, „bin ich in apostolischen Arbeiten tätig. Vor etwa zwei Monaten habe ich Tomsk verlassen, während dieser Zeit habe ich gegen 60 Gefangene Beicht gehört und Kinder getauft.
Nachdem wir von Tomsk weg waren, ging es gegen Kuzniec. Unser Besuch galt den Dörfern Tala und Plezkow, sowie einer Silbermine, die auf dem Weg lag. Dort wollte ich den Versuch machen, für die geistlichen Bedürfnisse der Gläubigen zu sorgen. Um von Kuzniec nach Biisk am Fuß des Altai zu gelangen, mussten wir die Akunaberge übersteigen.
Von Biisk über den Altai in der Richtung der chinesischen Grenze ist der Weg äußerst mühsam und beschwerlich. Gegenwärtig befinde ich mich an der Grenze Chinas, jedoch so erschöpft, dass ich mich kaum aufrecht zu halten vermag. Wegen des Regens und Schnees ist jeder Schritt auf den Bergen gefahrendrohend. Gott weiß, wann ich nach Tomsk zurückkehren werde. Augenblicklich bin ich 300 Meilen davon entfernt. Große Mühen harren meiner.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1889)