„Ein großes Werk steht vollendet da“, schreibt P. Josef Fräßle S.C.J.,
ein geborener Badener, aus der Mission von Basoko (Belgisch Kongo). „Über eine
Million Backsteine hatten unsere schwarzen Waisenbuben mit Ameisenfleiß aus dem
Lehm mächtiger Termitenhügel in kleinen Holzkisten geformt, in langen
Blätterschuppen getrocknet, zu einem Riesenziegelofen aufgetürmt und mit einer
in den durchziehenden Gängen acht Tag unterhaltenen Holzfeuerglut gebrannt.
Hölzerne Winden, aus Baumstämmen eigens dazu zusammengefügt, hatten mit
armdicken Lianen schwere Felsblöcke aus dem Aruwimifluss gehoben, die zu
Fundamenten gelegt worden waren, und auf diesen hat sich in jahrelanger Arbeit
die Kirche aufgetürmt in gotischem Baustil, 52 Meter lang, 12 bzw. 16 Meter
breit, 14 Meter hoch, bei einer Mauerstärke von 2,40 Meter.
Zwar sind die stattlichen Türme noch nicht ausgebaut, und ein kundiges
Auge wird manchen architektonischen Fehler entdecken – hat ja kein Architekt den Plan entworfen und über seine Ausführung gewacht.
Schreiber dieses war selber Bau- und Maurermeister zugleich, und seine
Waisenbuben waren die Handlanger.
Dennoch macht dies größte Bauwerk am Aruwimi-
und Kongostrom einen überwältigenden Eindruck und erntet Lob von jedem, der es
sieht. Unserem Missionsbischof rang es bei seinem Anblick das Wort ab: ‚Meine
schönste Kirche, die schönste Kirche am Kongostrom‘; die Schwarzen aber sagten:
‚Groß ist der Pater, der so baut, und groß sein Gott, dem er solch ein ewiges
Haus errichtet.‘
So nahte denn der Tag, an dem unser verehrter Missionsbischof seine erste
Kirchweihe halten sollte, der Freudentag für mich, der ich, einst allein hier,
die Fundamente gelegt und gesegnet, für meine Amtskollegen, die mir seit ihrer
Ankunft wacker arbeitend zur Seite gestanden mit Winkelmaß und Kelle, der
Jubeltag für meine Schwarzen, die nach ihren Worten allein die Kirche gebaut
haben.
Alles stand bereit und harrte des großen Tages: dort der Altar in glänzender
Pracht, überragt vom Kalvarienberg mit dem wunderschönen Christus, in der Mitte
das Tabernakel, in das nun bald der liebe Heiland einziehen wird, um stetig bei
uns zu weilen; auf der Emporbühne das noch schweigende Harmonium, in den Türmen
die noch stummen Glocken: alles Gaben guter Seelen in der Heimat.
Schon zweifelten wir, ob der geschwächte Gesundheitszustand dem hochw. Bischof
die weite Reise erlauben würde. Welch ein Jubel darum, als das Schiffsignal ertönte,
und ein Knabe auch schon daherstürzte mit der freudigen Kunde. Ein Wort nach
links und eines nach rechts, und fort war ich, den Bischof zu empfangen und zur
Mission zu geleiten.
Noch hatten wir nicht die Hälfte der Allee zur Mission hin
zurückgelegt, da nahte auch schon die von meinen Kollegen angeführte Prozession
unserer Christen, voran 300 fahnentragende Kinder in besten Kleidchen von
wohltätigen Händen: ein Anblick, der den Bischof zu Tränen rührte. Der erste
Segen ward gespendet.
Dann schlossen wir uns der Prozession an, die, das
Magnifikat in der Sprache der Eingeborenen singend, zur Kirche zog. Da – es erstarrten
plötzlich aller Stimmen – klangen von den Türmen aus zum ersten Mal die ehernen
Glockenstimmen über die Dörfer und Ströme in die Urwälder, nie gehörte Laute,
die keinen Wilden mehr in seiner Hütten ließen.
Alles hin zur Kirche und
hinein, soviel sie nur zu fassen vermag. An dem lebensgroßen Christus konnten
sie sich nicht sattsehen. Die Kunde von ihm drang durch die Wälder, und von
über fünf Tagen im Umkreis her kamen sie zu schauen. ‚Er lebt‘, sagten die einen.
‚Nein, er hing schon gestern so.‘ – ‚Doch, er lebt, schau seine Augen.‘ – ‚Pater,
warum hast du diesen Häuptling der Weißen an diesen Baum gehängt? Lass ihn
herab.‘ (...) So
sprachen sie untereinander, und auf ihre tausend Fragen musste ich Antwort
geben. Es dringt die Kenntnis des wahren Gottes, die Kunde vom lieben Erlöser
unter die Heiden.
In frühester Morgenstunde riefen Glockengeläute eine unzählige schwarze Menge
herbei, in weiten Reihen standen die Christen um das Gotteshaus, dahinter die
Heiden, endlos und atemlos.
Es erscheint der bischöfliche Zug, voran 20 schwarze Messdiener in
roten und weißen Kleidern. Dann beginnen die erhebenden Zeremonien der Kirchweihe,
die Segnung von außen, die Pforten öffnen sich, die Weihe im Innern, die
Prostration, die Weihe des Altars und endlich das erste Pontifikalamt in
unserer Mission, bei dem all unsere Christen, von der glücklichen Akustik des
Gotteshauses hingerissen, kräftig das Ordinarium missae ausführen.
Zum Schluss gaben wir jedem unserer Christen eine Medaille als Gedächtniszeichen
an dieses einzige Fest.
Leider musste der hochw. Herr auf die weitere Teilnahme an der Feier
verzichten; ein schweres Fieber, die gewöhnliche Folge solcher Anstrengungen
hierzulande, band ihn ans Lager.
Nun noch einen Blick auf die Frucht dieser Feier, auf die Wirkung des
Gotteshauses unter den Heiden. Der Tag brachte uns 1200 neue Katechumenen, die
Kirche ist selbst für das Morgen- und Abendgebet wenigstens zu zwei Drittel
angefüllt.
Unter den älteren Katechumenen entbrannte neuer Eifer, so dass wir
das Jahr nicht mehr mit 300 Taufen, sondern mit 600 abschließen werden. Derselbe
Eifer zeigt sich auch unter den Christen, bei denen der Sakramentenempfang sich
verdreifacht hat.
All dies geschaffene Gute ist die Arbeit guter Missionsfreunde der Heimat; ihnen
wird Gott auch den Lohn spenden. Darum bitten mit dem Missionär seine bekehrten
Heidenkinder: Mögen diesselben meiner auch fernerhin nicht vergessen!
(Aus: die katholischen Missionen, 1913)