Im Jahr 1882
kam P. Blasius Krake nach Keshena und übernahm Schreiber dieses [P. Zepyhrin
Engelhardt O.F.M.] die Leitung der Mission als Oberer. Bekanntlich fiel in
dasselbe Jahr die 700-jährige Gedächtnisfeier der Geburt des hl. Franziskus von
Assisi. Der P. General des Franziskanerordens hatte gemäß der Bewilligung des
Heiligen Vaters Leo XIII. eine dreitägige Andacht in allen Kirchen des Ordens
vorgeschrieben, um dieses wichtige Ereignis feierlich z begehen. Demgemäß wurde
diese Feierlichkeit auch in Keshena vorbereitet. Wir lassen hier einen Auszug aus
dem lateinischen Bericht über die stattgehabte Feier folgen:
„Das Zentenarium
unseres hl. Vaters Franziskus ist auch in Keshena bei den Indianern des Stammes
der Menominees unter großem Zulauf des Volkes und mit aller möglichen
Feierlichkeit begangen worden. Um die Festlichkeit zu erhöhen, wurde bei dieser
Gelegenheit das 40-stündige Gebet eingeführt. Diese Andacht, sowie auch das
Leben und Wirken des hl. Franziskus war den Indianern bisher gänzlich unbekannt
und daher auch die Erklärung der Festlichkeiten in der Sprache der Indianer
recht schwer. Nicht ohne Furcht und Zagen verkündeten deshalb die Patres in den
verschiedenen Missionsstationen einen Monat vorher die 700-jährige Jubelfeier, sowie
die des 40-stündigen Gebets. Doch kamen die Indianer während der dreitägigen
Feier zahlreich aus allen Teilen der Reservation nach Keshena, sowohl um das
allerheiligste Sakrament auf eine ihnen früher unbekannte Weise zu verehren,
als auch an der Verherrlichung des hl. Vaters Franziskus Teil zu nehmen.
Alle besuchten
wiederholt die Kirche und sehr viele empfingen andächtig die heiligen
Sakramente der Buße und des Altars, obschon manche noch drei Tage vorher am
Patronatsfest des hl. Michael zu den heiligen Sakramenten gegangen waren. Damit
während der Aussetzung des Allerheiligsten nicht eine genügende Anzahl Anbeter
fehle, beteten oder sangen einige Familien, deren Namen auf einer Tafel verzeichnet
standen, der Reihe nach Gebete oder Gesänge in ihrer Muttersprache. Die Kirche,
der Hochaltar und das Bild des hl. Vaters Franziskus waren von den Mitgliedern des
Frauenvereins auf möglichst herrliche Weise geschmückt. Täglich war um 9 Uhr
feierliches Leviten-Hochamt, bei welchem zwei Laienbrüder und mehrere
Indianer-Messknaben dienten und die Indianer eine Choralmesse des römischen
Graduale ohne Orgelbegleitung sangen.
Täglich hielt
der P. Präses eine kurze Anrede über das Geheimnis und die Anbetung des
allerheiligsten Sakraments in der Sprache der Indianer, mit Ausnahme des
letzten, des eigentlichen Festtages, des 4. Oktober, wo eine längere Predigt
über das Leben des hl. Franziskus und über die drei von ihm gestifteten Orden
stattfand, in welcher namentlich der dritte Orden desselben weitläufiger
erklärt und die Frömmeren unter den Menominees zum Anschluss an denselben
eingeladen wurden. Diese Predigt hatte denn auch den glücklichen Erfolg, dass
bald nachher zwei wahrhaft fromme Witwen als die ersten Töchter des hl.
Franziskus das Kleid des dritten Ordens empfingen. Abends um 7 Uhr war Vesper,
bei welcher die Antiphonen, Psalmen und Hymnen von den Indianern abwechselnd
gesungen und der Gelegenheit entsprechende Unterweisungen vom P. Präses in der
Menominee-Sprache erteilt wurden. Nach dem Segen mit dem Allerheiligsten gingen
die Patres mit den Chorknaben zum schön geschmückten Bild des hl. Franziskus,
um daselbst den Hymnus zu Ehren des Heiligen Vaters zu singen.
Mit großem
Trost sahen die Patres, dass die Indianer während aller drei Tage besonders zur
Vesper und zum Segen die Kirche zahlreich besuchten und während einer Stunde
oder länger vor ihrem im allerheiligsten Sakrament gegenwärtigen Gott ihre Gebete
verrichteten.
Am Schluss der Festlichkeit, am Abend des dritten Tages, war, wie
am Anfang, Prozession mit dem Allerheiligsten durch die Kirche, an der sich
alle Anwesenden, brennende Kerzen in ihren Händen tragend, beteiligten. Der
Anblick dieser Prozession war wunderschön.
Man wurde unwillkürlich an die Wohnung der Engel erinnert, wie der P. Präses auch den Indianern am Schluss andeutete, indem er diese zugleich ermahnte, so zu leben, dass sie verdienten, den himmlischen Chören einst beigezählt zu werden. Die Indianer staunten und verhielten sich wie stumme Bewunderer.
Zwei Worte nur fanden sie, um ihrem Staunen Ausdruck zu geben: ‚Käz onät! Käz onät!‘ d. h., ganz schön! ganz schön!‘ Nie zuvor hatten sie ähnliches gesehen.
Nach dem Segen mit dem Allerheiligsten wurde dem versammelten Volk der päpstliche Segen erteilt, dann das Scheiden des hl. Franziskus mit dem Franziskus-Lied gesungen und die ganze Feier mit dem Te Deum beschlossen. So endete die 700-jährige Jubelfeier des hl. Franziskus unter den Menominees.
Für den glücklichen Verlauf derselben sei Gott und der unbefleckten Mutter Gottes Lob und Ehre; der hl. Vater Franziskus aber möge die Mission seiner Söhne unter den Menominee-Indianern beschützen und erhalten!“
Man wurde unwillkürlich an die Wohnung der Engel erinnert, wie der P. Präses auch den Indianern am Schluss andeutete, indem er diese zugleich ermahnte, so zu leben, dass sie verdienten, den himmlischen Chören einst beigezählt zu werden. Die Indianer staunten und verhielten sich wie stumme Bewunderer.
Zwei Worte nur fanden sie, um ihrem Staunen Ausdruck zu geben: ‚Käz onät! Käz onät!‘ d. h., ganz schön! ganz schön!‘ Nie zuvor hatten sie ähnliches gesehen.
Nach dem Segen mit dem Allerheiligsten wurde dem versammelten Volk der päpstliche Segen erteilt, dann das Scheiden des hl. Franziskus mit dem Franziskus-Lied gesungen und die ganze Feier mit dem Te Deum beschlossen. So endete die 700-jährige Jubelfeier des hl. Franziskus unter den Menominees.
Für den glücklichen Verlauf derselben sei Gott und der unbefleckten Mutter Gottes Lob und Ehre; der hl. Vater Franziskus aber möge die Mission seiner Söhne unter den Menominee-Indianern beschützen und erhalten!“
(Aus: die
katholischen Missionen, 1885)