Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Samstag, 4. Oktober 2014

Großes Franziskus-Fest bei den Menominee-Indianern in Wisconsin


Im Jahr 1882 kam P. Blasius Krake nach Keshena und übernahm Schreiber dieses [P. Zepyhrin Engelhardt O.F.M.] die Leitung der Mission als Oberer. Bekanntlich fiel in dasselbe Jahr die 700-jährige Gedächtnisfeier der Geburt des hl. Franziskus von Assisi. Der P. General des Franziskanerordens hatte gemäß der Bewilligung des Heiligen Vaters Leo XIII. eine dreitägige Andacht in allen Kirchen des Ordens vorgeschrieben, um dieses wichtige Ereignis feierlich z begehen. Demgemäß wurde diese Feierlichkeit auch in Keshena vorbereitet. Wir lassen hier einen Auszug aus dem lateinischen Bericht über die stattgehabte Feier folgen:

„Das Zentenarium unseres hl. Vaters Franziskus ist auch in Keshena bei den Indianern des Stammes der Menominees unter großem Zulauf des Volkes und mit aller möglichen Feierlichkeit begangen worden. Um die Festlichkeit zu erhöhen, wurde bei dieser Gelegenheit das 40-stündige Gebet eingeführt. Diese Andacht, sowie auch das Leben und Wirken des hl. Franziskus war den Indianern bisher gänzlich unbekannt und daher auch die Erklärung der Festlichkeiten in der Sprache der Indianer recht schwer. Nicht ohne Furcht und Zagen verkündeten deshalb die Patres in den verschiedenen Missionsstationen einen Monat vorher die 700-jährige Jubelfeier, sowie die des 40-stündigen Gebets. Doch kamen die Indianer während der dreitägigen Feier zahlreich aus allen Teilen der Reservation nach Keshena, sowohl um das allerheiligste Sakrament auf eine ihnen früher unbekannte Weise zu verehren, als auch an der Verherrlichung des hl. Vaters Franziskus Teil zu nehmen.

Alle besuchten wiederholt die Kirche und sehr viele empfingen andächtig die heiligen Sakramente der Buße und des Altars, obschon manche noch drei Tage vorher am Patronatsfest des hl. Michael zu den heiligen Sakramenten gegangen waren. Damit während der Aussetzung des Allerheiligsten nicht eine genügende Anzahl Anbeter fehle, beteten oder sangen einige Familien, deren Namen auf einer Tafel verzeichnet standen, der Reihe nach Gebete oder Gesänge in ihrer Muttersprache. Die Kirche, der Hochaltar und das Bild des hl. Vaters Franziskus waren von den Mitgliedern des Frauenvereins auf möglichst herrliche Weise geschmückt. Täglich war um 9 Uhr feierliches Leviten-Hochamt, bei welchem zwei Laienbrüder und mehrere Indianer-Messknaben dienten und die Indianer eine Choralmesse des römischen Graduale ohne Orgelbegleitung sangen.

Täglich hielt der P. Präses eine kurze Anrede über das Geheimnis und die Anbetung des allerheiligsten Sakraments in der Sprache der Indianer, mit Ausnahme des letzten, des eigentlichen Festtages, des 4. Oktober, wo eine längere Predigt über das Leben des hl. Franziskus und über die drei von ihm gestifteten Orden stattfand, in welcher namentlich der dritte Orden desselben weitläufiger erklärt und die Frömmeren unter den Menominees zum Anschluss an denselben eingeladen wurden. Diese Predigt hatte denn auch den glücklichen Erfolg, dass bald nachher zwei wahrhaft fromme Witwen als die ersten Töchter des hl. Franziskus das Kleid des dritten Ordens empfingen. Abends um 7 Uhr war Vesper, bei welcher die Antiphonen, Psalmen und Hymnen von den Indianern abwechselnd gesungen und der Gelegenheit entsprechende Unterweisungen vom P. Präses in der Menominee-Sprache erteilt wurden. Nach dem Segen mit dem Allerheiligsten gingen die Patres mit den Chorknaben zum schön geschmückten Bild des hl. Franziskus, um daselbst den Hymnus zu Ehren des Heiligen Vaters zu singen.
Mit großem Trost sahen die Patres, dass die Indianer während aller drei Tage besonders zur Vesper und zum Segen die Kirche zahlreich besuchten und während einer Stunde oder länger vor ihrem im allerheiligsten Sakrament gegenwärtigen Gott ihre Gebete verrichteten. 

Am Schluss der Festlichkeit, am Abend des dritten Tages, war, wie am Anfang, Prozession mit dem Allerheiligsten durch die Kirche, an der sich alle Anwesenden, brennende Kerzen in ihren Händen tragend, beteiligten. Der Anblick dieser Prozession war wunderschön. 
Man wurde unwillkürlich an die Wohnung der Engel erinnert, wie der P. Präses auch den Indianern am Schluss andeutete, indem er diese zugleich ermahnte, so zu leben, dass sie verdienten, den himmlischen Chören einst beigezählt zu werden. Die Indianer staunten und verhielten sich wie stumme Bewunderer. 
Zwei Worte nur fanden sie, um ihrem Staunen Ausdruck zu geben: ‚Käz onät! Käz onät!‘ d. h., ganz schön! ganz schön!‘ Nie zuvor hatten sie ähnliches gesehen. 

Nach dem Segen mit dem Allerheiligsten wurde dem versammelten Volk der päpstliche Segen erteilt, dann das Scheiden des hl. Franziskus mit dem Franziskus-Lied gesungen und die ganze Feier mit dem Te Deum beschlossen. So endete die 700-jährige Jubelfeier des hl. Franziskus unter den Menominees. 
Für den glücklichen Verlauf derselben sei Gott und der unbefleckten Mutter Gottes Lob und Ehre; der hl. Vater Franziskus aber möge die Mission seiner Söhne unter den Menominee-Indianern beschützen und erhalten!“


(Aus: die katholischen Missionen, 1885)