Sonntag, 30. November 2014

So geht „Ökumene“

Der griechisch-melchitische (katholische) Patriarch Petrus IV Geraigiry (im Text Giragiri), zuvor Bischof von Paneas

Recht beachtenswerte Aufschlüsse über die Strömungen innerhalb der nicht-unierten Kirchen gibt uns der folgende Brief des griechisch-melchitischen Bischofs von Paneas, Msgr. Giragiri. Als er eben im Begriff war, so erzählt er darin, einer Einladung des griechisch-katholischen Patriarchen von Jerusalem, Gregor I., zum Eucharistischen Kongress in Jerusalem Folge zu leisten, wurde seine Abreise durch einen unangenehmen Zwischenfall verzögert. In einem kleinen Städtchen, Al-Kiam, und im Dorf Kuraihas wurden zwei seiner Priester von einflussreichen, feindseligen Schismatikern in einen Prozess verwickelt. Der Bischof musste ihnen zu Hilfe kommen; er schickte ihnen das für die Fahrt nach Jerusalem ersparte Reisegeld und begab sich persönlich nach Gedaïhah und Hasbaïa, um vor den dortigen Tribunalen Recht zu verlangen.

In Hasbaïa sollte er unerwartet eine große Freude erleben. Die Stadt, am südwestlichen Abhang des großen Hermon, ist einer der Hauptorte im Gebiet des Anti-Libanon mit reger Industrie und Obst- und Weinbau. Sie zählt nur wenige Katholiken; doch sind die Schismatiker im Augenblick recht günstig gestimmt. Ihr Bischof, Msgr. Missaël, begrüßte den katholischen Oberhirten bei seiner Ankunft aufs Freundlichste. Msgr. Giragiri erwiderte am folgenden Tag den Besuch. Zu seinem nicht geringen Erstaunen fand er im Empfangszimmer des schismatischen Bischofs die Porträts Leo XIII., Se. Eminenz des Kardinals Rampolla und des letztverstorbenen Präfekten der Propaganda, Kardinal Simeoni, und anderer römischer Prälaten. Auf seine verwundernde Äußerung erklärte Msgr. Missaël: „Ich habe diese Porträts mir kommen lassen, weil ich die römische Kirche und ihre Oberhirten liebe.“ Beiläufig gesagt ist es keine Kleinigkeit, hier zu Lande, selbst in größeren Städten, sich dergleichen Porträts zu verschaffen.
„Im Laufe der Unterredung“, so erzählt nun Msgr. Giragiri, „sagte ich scherzend zum schismatischen Bischof: ‚Sie haben gewiss Angst, dass ich Ihnen keine Schäflein mehr übrig lasse. Wissen Sie was, Monseigneur, treten Sie mit Ihrer ganzen Herde zu uns über, und bleiben Sie dann in der katholischen Gemeinschaft deren Hirte. Ich selbst lege dann mein Amt nieder, oder werde, falls es Ihnen recht ist, Ihr Koadjutor.‘ Der Bischof erwiderte lächelnd: ‚Es wird wohl schließlich dazu kommen, nur mit dem Unterschied, dass ich dann Ihr
Koadjutor werde und Sie selbst die ganze Sorge für unser geistliches und zeitliches Wohl übernehmen.‘

Ich predigte dann vom Tag meiner Ankunft (Freitag vor Passionssonntag) an bis zum Montag in der Karwoche täglich zweimal, am Morgen und am Abend. Die Kirche konnte die Menge nicht fassen. Mehrere angesehene Personen sagten zu mir: ‚Es ist ausgemachte Sache, wir werden alle katholisch.‘ Andere verlangten eine zweite Reihe von Predigten, um sich vor ihrem Übertritt noch besser zu belehren. Von allen Seiten wurde ich gedrängt, in der Stadt jährlich mein Absteigequartier zu nehmen und einige Wochen bei ihnen zuzubringen. Ich dankte Gott für die Wendung dieser Dinge; denn gerade in Hasbaïa hatte ich früher die heftigsten Anfeindungen gefunden. (…) Jetzt ist die Stimmung ganz verändert, und die Bekehrung dieser Stadt, des Hauptbollwerks des Schismas in meiner Diözese, scheint nur mehr eine Frage der Zeit. Ist aber einmal Hasbaïa gewonnen, so würde sofort auch die umwohnende Landbevölkerung folgen. Diese scheut bis jetzt den Einfluss der reichen Schismatiker in der Stadt, die ihr Geld leihen und ihr in ihren Prozessen helfen, und so den guten Willen dieser Leute hemmen.“

(…) Msgr. Giragiri erzählt dann weiter seine Reise nach Rom, die er im Namen des griechisch-unierten Patriarchen von Jerusalem mit zwei anderen orientalischen Bischöfen unternahm, um dem Heiligen Vater die Glückwünsche seiner Kirche darzubringen. Mit dem größten Interesse erkundigte sich der Papst nach der Bewegung, die sich unter den Schismatikern zu Gunsten der Wiedervereinigung bemerkbar mache. „Machen Sie es nicht“, sagte er dem Bischof beim Abschied, „wie Gregor der Wundertäter, der bei seinem Einzug als Bischof von Neo-Cäsarea dort 17 Gläubige vorfand, bei seinem Tod aber 17 Heiden hinterließ. Sie werden die Katholiken zu Hunderten vorfinden und dürfen keinen einzigen Schismatiker hinterlassen. Ich werden Gott recht inständig darum bitten.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1893)

Samstag, 29. November 2014

Die Anfänge des Ordenslebens unter den Fidschianern


Das Streben nach höherer Vollkommenheit, das im Ordensleben seine kirchlich geregelte Form und Festigkeit gewonnen hat, wächst so naturgemäß aus dem christlichen Glauben heraus wie die Blüten am Baum. Es ist darum nicht zu verwundern, dass dasselbe auch bei den neubekehrten Christen der Missionsländer, welche das Evangelium tiefer und lebendiger erfasst, sich regt und entweder zum Übertritt in die dort wirkenden Missionsorden oder zur Gründung eigener einheimischer Klostergenossenschaften führt.

Wohl die jüngste dieser Missionsblüten dürfte die Genossenschaft der sogen. „Kleinen Brüder und Schwestern“ auf den Fidschi-Inseln, dem Missionsfeld der französischen Maristenmissionäre, sein. Es sind Jünglinge und Jungfrauen, die sich durch Frömmigkeit und Tugendhaftigkeit auszeichnen und nach dem Beispiel der Missionäre und Schwestern zu leben wünschen. Sie leben getrennt in zwei kleinen Kommunitäten nach einer eigens für sie entworfenen Regel, aber noch ohne eigentliche bindende Ordensgelübde, die „Kleinen Schwestern“ unter der Leitung der Missionsschwestern, die „Kleinen Brüder“ unter derjenigen eines Maristenmissionärs, des P. Lahaye. „Ihre Zahl“, so schreibt derselbe an den apostol. Vikar Vidal, „wächst täglich und mit ihr der Eifer der jungen Leute…Ihre Pünktlichkeit bei den Übungen ist wirklich bewunderungswürdig, wie auch ihr Gehorsam.“ Weniger glänzend steht es mit der materiellen Seite des „Klosters“. Die Kapelle ist eine einfache fidschianische Strohhütte. Und nicht einmal ein Kreuzweg findet sich darin, „der doch für ein Noviziat so nützlich wäre.“

Sonst brauchen diese Insulaner-Novizen glücklicherweise sehr wenig. „Vielleicht“, so meint P. Lahaye, „wird sich dieses Noviziat der ‚Kleinen Brüder‘ später noch einmal zu einer Pflanzstätte des Priestertums auswachsen…Ich war auch vor einigen Tagen in Solevu und haben zu meiner Freude wahrgenommen, dass es auch mit den ‚Kleinen Schwestern’ sehr gut vorangeht.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1893)

Donnerstag, 27. November 2014

Geht hin in alle Welt



Nach Christi Anordnung ist die ganze Erde Missionsfeld. Unter allen Völkern soll die frohe Botschaft des Heils verkündet werden. Bis an die Grenzen der Erde soll das Zeugnis für Christus getragen werden. Bis an das Ende der Zeiten muss Missionsarbeit betrieben werden. Das Missionswerk der katholischen Kirche darf und kann nicht auf einen Punkt der Landkarte beschränkt bleiben. Es muss auf allen Wegen, in allen Ländern, unter allen Völkern, zu allen Zeiten anzutreffen sein. Seine Aufgabe ist nicht, der übrigen Welt europäisches Wesen oder die Abhängigkeit von irgendeinem Staat zu bringen. Es muss Christus der Welt bringen. Die ganze Erde soll zu einem Gottesreiche ausgebaut werden.

(Aus: P. Robert Streit O.M.I.: Die Weltmission der katholischen Kirche. Zahlen und Zeichen auf Grund der Vatikan. Missionsaausstellung 1925, Verlag der Oblaten, Hünfeld, 1928)

Montag, 24. November 2014

Neue Heilige der syro-malabarischen Kirche

St. Kuriakose Elias Chavara T.O.C.D.
Gestern hat Papst Franziskus zwei Ordensleute des syro-malabarischen Ritus kanonisiert, darunter den Gründer der syro-malabarischen Karmeliter (CMI, Carmelites of Mary Immaculate), Kuriakose Elias Chavara, sowie die zu den von diesem gegründeten Karmeliterinnen (CMC, Congregation of the Mother of Carmel) gehörende Euphrasia Eluvathingal, die ihre Bußwerke u. a. für die Bekehrung der Schismatiker aufopferte.


St. Euphrasia Eluvathingal (Quelle: Smokingsingh)

Mögen sie bei Gott Fürsprache für die Bekehrung Indiens und die Einheit der Christen an der Malabarküste halten!

Sonntag, 23. November 2014

Pater Biffi gegen die Teufel im Baum

Banyan-Feige (Quelle: Abudlkaleem md)

Ostbirma – Bei meinem letzten Aufenthalte [Schreiber ist der spätere Bischof von Cartagena de Indias, Msgr. Eugenio Biffi] unter unseren Karenen in den Bergen musste ich einen Baum mit Sturm nehmen. Das kam so: In einem karenischen Dorf befindet sich ein riesiger Baum. Der Stamm hat einen Umfang von 25 Fuß und die Äste dehnen sich so weit aus, dass das ganze Dörfchen in seinem Schutz und Schatten steht. Die Mehrzahl der Einwohner sind Christen und auf unseren Wunsch haben sie sich neben diesem Baum niedergelassen.

Als ich sie letztes Jahr besuchte, herrschte die größte Bestürzung unter diesen guten Leuten. ‚Dieses Jahr sterben wir alle‘, sagten sie. ‚Aber wir werden euch nicht verlassen,‘ erwiderte ich ihnen ‚so lange wir noch ein Stücklein Brot haben, werden wir es mit euch teilen.“ Ich meinte nämlich, sie fürchteten eine Hungersnot. Allein sie zeigten auf den riesigen Baum und sagten leise: „Der Baum ist von Teufeln bewohnt und die Leute sagen, wir wären alle des Todes, weil wir ihre Wohnung beunruhigt hätten.“ „Was lasst ihr aber euch von den Heiden so belügen? Seid guten Mutes; der Baum ist wie alle anderen Bäume! Wisst ihr denn nicht, dass unser Herr von den Teufeln nichts zu fürchten hat? Seid ihr denn nicht wiedergeboren in der heiligen Taufe? Was fürchtet ihr also?“
Meine Worte schienen ihnen Mut einzuflößen und sie zogen sich beruhigt in ihre Hütten zurück. Aber eine Stunde später kamen sie wieder und sagten: „Steige auf den Baum und verjage die Teufel. Wenn Du droben betest, so werden die bösen Geister die Flucht ergreifen und nicht mehr zu kommen wagen – „Ist das alles?“ sagte ich; „bringt mir eine Leiter!“ Zweifelsohne kam der Vorschlag von den Heiden, und hätte ich mich geweigert, so würden sie gesagt haben: „Seht, eure Priester haben Furcht!“ Um also unseren Christen jede Angst zu benehmen, erbot ich mich, auf den Baum zu klettern. Um die Wahrheit zu sagen, ich hatte wohl etwas Angst, aber nicht vor den Teufeln, sondern vor der Höhe des Baumes, vor der miserablen Leiter, die man für mich zurechtmachte und auch weil mein Kopf sich nicht ganz schwindelfrei fühlte.

Die Leiter war im Nu fertig. Zwischen zwei lange Bambusrohre wurden gespaltene Bambusstäbchen als Sprossen gefügt; aber sie war zu kurz und man musste eine zweite daran festbinden. Als alles in Ordnung war, kletterte ich unter tiefem Schweigen aller Umstehenden empor. Die Sache war nicht so leicht, denn die schwanke Leiter stand sehr steil und die Sprossen waren sehr weit voneinander. Endlich kam ich oben an und konnte nicht ohne Gefahr in den Baum steigen. Die hochw. Herrn Gottfried Conti und Rochus Tornatore folgten mir samt einigen Karenen, die sich von ihrem Schrecken erholt hatten. Wir setzten uns in der Krone und ich segnete von da aus meine lieben Neophyten, indem ich sie ermahnte, in Zukunft keine Furcht vor den Teufeln zu haben. Dann stiegen wir wieder herab. Alsbald kletterten die Leute, außer sich vor Freude, in den Baum, sprangen so behände wie Affen von Ast zu Ast und alle Teufelsfurcht war verflogen, denn die Priester hatten den Baum erstürmt und nichts war mehr zu fürchten.


(Aus: die katholischen Missionen, 1876)

Samstag, 22. November 2014

Lob einer protestantischen Zeitung für Pater Damian

Aus dem „Handels-Monitor“:

„Das traurige Los der Aussätzigen, diese so schwarze Seite in den Annalen Hawaiis, ist besonders berühmt und bekannt geworden durch die aufopfernde Entsagung eines jungen Priesters, des hochw. P. Damian, der sein Leben den Aussätzigen gewidmet hat; dieser Mann ist ein Ruhm und eine Ehre für Hawaii. Er zeigt wieder den heiligen Heldenmut der ersten Christen bei den blutigen Kampfspielen des Altertums, ja er tut noch mehr. Und in der Tat, wäre es nicht weit vorzuziehen, einem wilden Tier zur Nahrung vorgeworfen zu werden, als verurteilt zu sein, das Leben in der verpesteten Luft einer Aussätzigen-Anstalt zuzubringen? Und P. Damian, der tapfere Soldat Christi, hat nun schon viele Jahre unter den Verbannten von Molokai verlebt; er ist beständig unter diesen Kranken, die von der Gemeinschaft der übrigen Menschen gänzlich ausgeschlossen sind und denen ein Gesunder sich nicht zu nähern wagt. Er weiht sich ganz und gar ihrem Dienste, er verbindet ihre Wunden, er leitet sie an, ihr Vertrauen auf Gott zu setzen und ein besseres Leben zu hoffen. Eine solche Liebe zu den Unglücklichen kann nur aus der Liebe zu Gott hervorgehen, und Gott allein kann eine solche Liebe würdig belohnen.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1882)

Mittwoch, 19. November 2014

Weihe der ersten Weißen Väter in Uganda an die Mutter Gottes


Im Mai des vergangenen Jahres beschlossen die Missionäre des Provikariats vom Nyanza, ihre Mission nochmals der unbefleckt empfangenen Jungfrau zu weihen, und den Weiheakt mit ihren Unterschriften unter der Muttergottes-Statue, die über dem Altar ihrer bescheidenen Kapelle angebracht ist, niederzulegen. Er lautet folgendermaßen:

"Heute, am letzten Tag des Maimonats, weihen wir Unterzeichnete, Missionäre von Uganda, die Nyanza-Mission von neuem der unbefleckten Jungfrau. Wir schenken und weihen dieser himmlischen Mutter unsere Seele und unseren Leib, unsere Arbeiten, unser ganzes Leben, unseren Tod und unsere Ewigkeit. Wir beschwören sie, selbst unsere Herrin und Oberin zu sein, damit wir durch sie, in ihr und mit ihr den Willen ihres göttlichen Sohnes erkennen, für dessen Ehre wir uns ganz hinzuopfern verlangen. Wir erklären, dass wir alles Gute, was hier gestiftet werden mag, Maria zu danken haben, und dass ihr alle Ehre davon gebührt. Zur Beglaubigung dessen haben wir diesen Akt unterzeichnet und ihn unter dem Bilde unserer guten Mutter und höchsten Herrin niedergelegt.

Schon früher berichteten wir, dass der König von Uganda an der Dysenterie erkrankte und durch P. Lourdel davon befreit wurde. Diese fast wunderbare Heilung, ohne Zweifel ein Geschenk der mächtigen Patronin, der die Missionäre feierlich sich und ihre Arbeit geweiht hatten, führte eine größere Annäherung zwischen diesen und dem König herbei. Sie hatten von neuem Unterredungen mit ihm über die Göttlichkeit unseres Glaubens, wie das Tagebuch der Mission berichtet. Dieselben fanden namentlich in den Monaten August und September statt. Eines Tages brachte ihm der Pater einen Katechismus mit Bildern und ein reich ausgestattetes arabisches Neues Testament. Sie gefielen dem König recht sehr, und er bat, diese beiden Bücher behalten zu dürfen, um sie eingehender zu prüfen. Beim Anblick des Bildes, welches die Verkündigung Mariä darstellt, fühlte er sich durch den Ausdruck der jungfräulichen Sittsamkeit getroffen, der auf dem Antlitz der Gottesmutter liegt, und seitdem fragt er bei allen Gemälden, wo die Jungfrau Maria sei.

(Aus: die katholischen Missionen, 1881)

Sonntag, 16. November 2014

Einer der Hauptunterschiede zwischen der katholischen und der nichtkatholischen Mission


Das Christentum ist eine Religion, die nach dem Willen ihres göttlichen Stifters für alle Menschen bestimmt ist und die daher auch allen Menschen verkündet werden muss. Das Christentum ist die göttliche Offenbarungsreligion und die Missionsreligion. Die wesentliche Folge davon für das Christentum und für jeden Christen ist die Missionspflicht. In diesem Missionscharakter des Christentums stimmen heute alle christlichen Religionsgemeinschaften überein. Aber ein wesentlicher Unterschied waltet zwischen ihnen ob, und zwar folgender:
Die Missionsgeschichte verzeichnet das Jahr, in dem die verschiedenen nichtkatholischen Religionsgesellschaften auch ihrerseits sich auf die Missionspflicht besonnen und ihr Missionswerk unter den Heiden begonnen haben. Lange Jahre nach ihrer Trennung von der katholischen Mutterkirche haben sie verstreichen lassen, bis sie diese Missionspflicht anerkannt und den Kampf dagegen aufgegeben haben. Seinen Missionscharakter hat das Christentum ununterbrochen im Wechsel und Wandel der Jahrhunderte nur in der katholischen Kirche gezeigt und bewahrt. In der katholischen Weltmission hat das Christentum seine Weltmission bewiesen.

Und wiederum: die Weltmission des Christentums muss apostolisch sein, das heißt, sie muss auf der Missionssendung der Apostel fußen. Nur in der katholischen Kirche finden wir die apostolische Weltmission, den apostolischen Weltboten.
Wenn wir das Jahr suchen, in dem die katholische Kirche ihre Missionstätigkeit begonnen hat, dann müssen wir die lange Reihe der zwanzig Jahrhunderte hinaufwandern, bis zu den Tagen Christi und seiner Apostel. Die Geburtsstunde der katholischen Weltmission ist jener Tag, an dem Christus der Herr auf dem Berge der Himmelfahrt vor seinen Apostel stand, ist jene Stunde, in der der glorreich Auferstandene zu ihnen sagte: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Darum geht hin, und lehret alle Völker. Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch geboten habe. Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“ (Mtth. 28, 18–20). Mit diesen Worten gab Christus der Herr den Missionsbefehl. Von diesem Augenblick an begann die Weltmission der katholischen Kirche.



 (Aus: P. Robert Streit O.M.I.: Die Weltmission der katholischen Kirche. Zahlen und Zeichen auf Grund der Vatikan. Missionsaausstellung 1925, Verlag der Oblaten, Hünfeld, 1928)

Samstag, 15. November 2014

Große Missionsbischöfe: Ein Leben im Sattel – Msgr. Jean Baptiste Salpointe, Erzbischof von Santa Fe


Von den heimgegangenen nordamerikanischen Oberhirten darf wenigstens ein Erzbischof nicht fehlen, der einen großen Teil seines Lebens im Sattel oder auf dem mexikanischen Reisekarren zugebracht hat. Es ist Msgr. Jean Baptiste Salpointe, Erzbischof von Santa Fe. 

Frankreich, das Mutterland so vieler Missionäre, gab ihm am 22. Februar 1825 das Leben zu St. Maurice (Dep. Puy de Dome). Als jungen Priester führte ihn der Notschrei der amerikanischen Bischöfe nach Amerika, und das heiße Texas und das gebirgige Arizona wurden seine zweite Heimat. Hier, wo damals die Einwanderung erst begann und auf den weiten Prärien sich die wilden Apatschen und zahlreiche Reste anderer Indianerstämme umhertrieben, gab es noch Arbeit für ein junges Apostelherz. Tucson, die Hauptstadt des Territoriums von Arizona, wurde der Mittelpunkt seiner Tätigkeit, wie es dereinst seine Ruhestätte werden sollte. Diese schroffen, kahlen Berge, diese weiten, fruchtbaren Flusstäler des Gila- und Coloradosystems waren klassischer Missionsboden. Sonora hieß in spanischer Zeit diese Provinz, und vorab deutsche Jesuiten, wie die PP. Kühn (Kino), Sedlmayer, Michel, Bauer, Gerstner, Pfefferkorn, Segesser und so viele andere, hatten hier einst unter den Pimas, Papagos, Opakas und anderen Stämmen segensreich gewirkt. 
Von ihren alten Kirchen standen nur noch wenige. Doch überall fand Salpointe noch Spuren ihrer Tätigkeit und einzelne treu gebliebene Reste der einst christlichen Stämme. Noch hüteten 100 Familien von Papagos die alte Kirche San Xavier del Bac. Mit der Liebe eines Vaters ging Salpointe diesen verlassenen Schäflein und den braven, in weit zerstreuten Ranchos wohnenden mexikanischen Viehzüchtern nach. 

1857 war Arizona zur Diözese Santa Fe geschlagen worden (seit 1875 Erzdiözese). Allein die starke Einwanderung seit dem mexikanischen Krieg weckte das Bedürfnis einer besseren kirchlichen Verwaltung, und so wurde 1868 Arizona als eigenes Apostol. Vikariat von Santa Fe getrennt.  Salpointe trat an seine Spitze und entwickelte auch als Bischof eine unermüdliche Tätigkeit. Neue Stationen wuchsen aus dem Boden, Kirchen und Kapellen wurden gebaut, Schwestern zur Übernahme von Anstalten der Erziehung und Krankenpflege berufen. Das Vikariat zählte damals unter 38.000 Einwohnern 20.000 Katholiken. Rothäute aus den Stämmen der Apatschen, Papagos, Yavapais, Pimas, Maricopas, Yumas, Mohaves, Moquis waren noch etwa 20.000 vorhanden. Durch eine himmelschreiende Verordnung des Präsidenten Grant, die sog. Peace Policy, wurden diesen Stämmen mit Ausnahme der Papagos Prediger verschiedener Sekten aufgedrängt, um sie gegen ihren Willen protestantisch zu machen. Die Indianer aber verlangten Schwarzröcke [katholische Priester], und diese, an ihrer Spitze der Bischof, taten alles, um dem armen Volk den katholischen Glauben zu retten. Rastlos durcheilte Salpointe das Vikariat, machte Rundfahrten von nahezu 2000 Meilen auf schlechten Wegen, durch Gebiete, in denen die Furcht vor den streifenden Apatschenbanden allen Verkehr gestört. 

Am 13. November 1883 vertrat Salpointe seinen Metropoliten, den Erzbischof von Santa Fe, Msgr. Lamy auf der Versammlung amerikanischer Erzbischöfe in Rom; im folgenden Jahr wurde er ihm als Koadjutor beigegeben und folgte ihm 1885 auf dem erzbischöflichen Stuhl. Neun Jahre wirkte er nun als Erzbischof, bis ihn 1894 Altersschwäche zur Resignation veranlasste. Er zog sich nun nach seinem geliebten Arizona zurück und starb am 5. Juli 1898 in Tucson, wo er dereinst seine apostolische Laufbahn begonnen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1899)

Siehe auch den Artikel zu einem seiner Nachfolger, Peter Bourgade 

Freitag, 14. November 2014

Der heilige Josaphat Kuncewicz – Märtyrer der kirchlichen Einheit



Johannes Kuncewicz ward zu Wilna 1580 geboren und trat ebendaselbst 1604 unter dem Namen Josaphat in das Basilianerkloster der heiligen Dreifaltigkeit. Vom heiligen Geist selbst geleitet, übte er sich in dem tiefgesunkenen Kloster in inbrünstigem Gebet und großer Abtötung, gleichzeitig eifrig ernstem Studium ergeben, das ihn zum Verteidiger der Union (der Vereinigung der Orthodoxen mit dem Stuhl Petri) befähigte. Sein Beispiel blieb nicht ohne Früchte; bald blühte das Kloster in Wilna auf und zwei neue Klöster konnten durch den Heiligen von dort aus gegründet werden. 

Einen ebenso hochbegabten als frommen Gefährten im Werke der geistigen Neubelebung der ruthenischen Kirche erhielt der Heilige in seinem Freund Joseph Belamin Rutski. Derselbe hatte seine Studien im griechischen Kolleg zum Rom gemacht, war 1603 nach Wilna zurückgekehrt und 1607 ebenfalls in das Dreifaltigkeitskloster eingetreten. Nach dem Tod des greisen Metropoliten Pociey, der die Union mitbegründet und ihre Fahne 15 Jahre lang hochgehalten hatte, bestieg Rutski 1614 den Metropolitansitz. Auf sein Betreiben wurde der hl. Josaphat, so sehr dessen Demut sich sträubte, zum Koadjutor von Polozk und Bischof von Witebsk erhoben. Am 12. November 1617 empfing derselbe zu Wilna die Bischofsweihe. Unter der gemeinsamen Wirksamkeit dieser beiden Männer war zu Anfang 1620 die Union in ganz Weißrussland siegreich durgeführt.

Ernstere Kämpfe hatte sie aber in Rot- und Kleinrussland zu bestehen. Rutski hatte zwar feierlich von dem Stuhl von Kiew Besitz ergriffen. Basilianer aus der Schule des hl. Josaphat sollten daselbst den Kern der geistigen Neugestaltung bilden. Der Vorsteher ihrer Schaar, Anton Hrekowicz, wurde von den wütenden Schismatikern 1618 im Dnjepr ertränkt. Sie schlugen ein Loch in die Eisdecke und stießen den Blutzeugen hinein unter dem Geschrei: „Du bist ein Unierter und willst unsere Religion verraten!“ Als er sich am Rande des Eises festhalten wollte, hieben sie ihm die Arme ab und höhnten: „Ruf den Papst an!“ während die Wellen des Dnjepr den Ertrinkenden unter die Eisdecke rissen.(…)

Der hl. Josaphat hatte inzwischen dem Sturm zu trotzen, den sein Gegenbischof Smotrycki losließ. Immer höher gingen die Wogen des Aufruhrs, bis ihm endlich der Heilige zum Opfer fiel. Am 12. November 1623 wurde Josaphat in Witebsk grausam ermordet, seine Leiche schmählich entehrt und endlich in die Wogen der Dwina versenkt.
Der Martertod des Heiligen übte einen gewaltigen Eindruck auf die Lateiner in Polen und war die Ursache, dass die Union nicht fallen gelassen wurde, während des Verbrechen von Witebsk anderseits die Sache des Schismas mit Schmach bedeckte. Der Tod des hl. Josaphat war die Rettung der Union, die bis zum Sturze Polens in allen Stürmen bestehen blieb.(…)


(Aus: die katholischen Missionen 1886)

Mittwoch, 12. November 2014

Der. sel P. Dionysius von der Geburt und der sel. Bruder Redemptus vom Kreuze –zwei Märtyrer-Missionäre des Karmeliterordens (Teil 2)


Fortsetzung von hier

An einem bestimmten Tag wurden die 60 gefangenen Christen aus ihren Kerkern herausgeführt und unter Schlägen und Verwünschungen zum Ort der Hinrichtung gebracht, ein jeder von 10 Henkersknechten und einigen Kazis  umgeben, die einen letzten Versuch machten, die Verurteilten zum Abfall zu bewegen. Eine große Volksmenge hatte sich am Strand des Meeres, wo die Hinrichtung stattfinden sollte, eingefunden. Als alle versammelt waren, verkündete ein Herold den Urteilsspruch des Sultans. Derselbe stellte allen die Wahl zwischen Reichtum und Ehren, falls sie die Religion des Propheten annähmen, und dem grausamen Tode, falls sie hartnäckig blieben. Da die meisten kein Malaysisch verstanden, erklärte ihnen P. Dionysius den Sinn der Bekanntmachung und ermunterte sie mit warmer Begeisterung zur Ausdauer. Alle fanden sich zum Tod bereit und baten den Seligen, dies in ihrem Namen zu erklären, während sie sich zur Bekräftigung auf die Knie warfen, um ihren Tod zu erwarten.

Als würdiger Führer der kleinen Heldenschar erbat sich P. Dionysius die Gnade, als letzter sterben zu dürfen, um seine Genossen, wo nötig, durch seinen Zuruf zu ermutigen. Nun begann die Hinrichtung. Um die Bekenner möglichst lange leiden zu lassen, wurden sie zuerst aus der Ferne mit Pfeilen zerschossen, dann aus größerer Nähe mit Wurfspießen gespickt und schließlich mit Kris, den scharfen, schlangenförmig gebogenen malaysischen Dolchen, erstochen. Begeistert sprach P. Dionysius den Sterbenden Mut zu, betete ihnen die Akte des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe und Reue vor und legte ihnen die heiligsten Namen Jesus und Maria auf die sterbenden Lippen. 

Bruder Redemptus war eines der ersten Opfer gewesen. Schließlich war nur noch der sel. Dionysius übrig, zum Tod erschöpft, aber voll Trost und Freude darüber, dass alle seine Schutzbefohlenen siegreich den Kampf bestanden. Heitern Antlitzes kniete er sich nieder, um den Vorangegangenen zu folgen. Da geschah etwas Unerwartetes. Die Henker, sei es durch ein Wunder behindert, wie der alte Bericht annimmt, sei es aus Ehrfurcht vor einem solchen Manne, weigerten sich zu schießen, und warfen Pfeil und Bogen von sich. Der malaysische Befehlshaber ließ den Vorfall dem Sultan melden, der sofort Weisung gab, den Seligen durch die grausame Tortur der Elefanten zu töten. Dieselbe besteht darin, dass der Verurteilte sich flach mit dem Antlitz nach oben auf die Erde legt. Der Koloss wird herangeführt, setzt seinen mächtigen Fuß auf Kopf oder Brust des Liegenden und zerstampft ihn zu Brei. Während die Anstalten dazu getroffen wurden, fuhr der Selige fort, den Umstehenden die christliche Religion zu verkünden und Gott für die Gnade zu danken, dass er ihn des Martertods gewürdigt. Da eilte ein Renegat [zum Islam abgefallener Katholik] aus Malakka, ungeduldig über die Verzögerung und von dem Hasse des Apostaten getrieben, herbei, zog sein Schwert und führte einen so furchtbaren Schlag, dass das Haupt des Märtyrers bis zu den Ohren gespalten wurde. Blutübergossen sank er nieder, während einige nahestehende Henker ihm mit ihren Kris den Todesstoß gaben. Mit letzter Kraft hatte der Bekenner das Kruzifix noch einmal an seine Lippen gepresst und den heiligen Namen Jesu angerufen. So starb der tapfere Streiter Jesu Christi, erst 38 Jahre alt. Es war im Herbst des Jahres 1638. Der Tag des Martyriums ist nicht festgestellt.

Wie die alten Berichte zu melden wissen, geschahen an der Leiche eine Reihe wunderbarer Zeichen. Während die Leichen der übrigen Märtyrer in der heißen Sonne rasch in Verwesung übergingen, blieb der sel. Dionysius unversehrt. Ein Lichtschimmer ging während der Nacht von ihm aus, seltsame Melodien klangen in den Lüften. Von allen Seiten strömte das Volk herzu, um diese Wunderdinge zu sehen. Selbst der Sultan kam und gab dem allgemeinen Gefühl der Ehrfurcht so weit nach, dass er den Seligen unter glänzendem Pomp begraben ließ. Unerklärlicherweise soll die Leiche aber stets wieder an dieselbe Stelle zurückgekehrt sein, nachdem der Sultan umsonst versucht, sich durch Überführung nach dem Eiland Dos Degradados, durch Versenkung ins Meer, durch Bergung im Urwald des unheimlichen Mahners zu entledigen. 

Die Kunde von dem glorreichen Martyrium erregte zu Goa große religiöse Begeisterung. 1642 wurden von der kirchlichen Behörde der Untersuchungsprozess eingeleitet und die Aussagen der Augenzeugen zu Protokoll gebracht. Ein wichtiges authentisches Zeugnis bot ein Brief des Gesandten Don Francesco de Sousa vom 3. März 1643 an den Karmelitergeneral in Rom. 1664 wurde der Prozess in Rom begonnen und 1675 fortgesetzt. Dann blieb er liegen bis 1701 und wiederum bis 1876 und 1890. Erst am 25. März 1900 kam das Seligsprechungsdekret zur Veröffentlichung, und am 8. April fand in der heiligen Stadt die feierliche Seligsprechung der beiden Karmeliter statt.

Das Sultanat Atschin [Aceh] hat auch nach der Eroberung Sumatras durch die Holländer seine Unabhängigkeit bis in die letzte Zeit hinein hartnäckig bewahrt und das Christentum ferngehalten, das hier trotz wiederholter Versuche bisher keinen Boden finden konnte.


(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

Montag, 10. November 2014

Der. sel P. Dionysius von der Geburt und der sel. Bruder Redemptus vom Kreuze – zwei Märtyrer-Missionäre des Karmeliterordens (Teil 1)



Im Jahr 1900 sprach Papst Leo XIII. die Karmelitermissionäre P. Dionysius von der Geburt, einen Franzosen aus der Normandie, und Br. Redemptus vom Kreuze, einen Portugiesen, wegen ihres im Herbst 1638 in Sumatra erduldeten Martyriums selig. Hier eine  Schilderung ihrer Leidensgeschichte. Sie beginnt nach ihrer Gefangennahme durch den Sultan, der sie zusammen mit einer portugiesischen Gesandtschaft getäuscht hatte und in einem Hinterhalt überfallen ließ.

„So war der Anschlag des tyrannischen Fürsten gelungen. Die Gefangenen wurden grausam gefesselt und unter dem Spott und Hohn der meist mohammedanischen Bevölkerung durch die Stadt und vor den Sultan geschleppt. Dieser gab Befehl, den Gesandten und einige Vornehme seines Gefolges rücksichtsvoller zu behandeln, aber als Geiseln festzuhalten. Die übrigen verteilte er als Sklaven unter seine Vasallen und Hofleute mit der Weisung, sie um jeden Preis durch Drohungen und Versprechungen zur Annahme des Islams zu drängen. Nur wenige erlagen der Versuchung. Allein auch von diesen Renegaten kehrten später einige zurück und dienten als Zeugen des Martyriums ihrer glücklicheren Genossen. Die Leiden und Qualen, welche die gefangenen Christen nun zu erdulden hatten, waren so groß, dass Dom Francesco [der portugiesische Gesandte], der nach einem Monat sie wieder einmal vor sich sah, dieselben kaum mehr wiedererkannte.

P. Dionysius war einem vornehmen Hofmanne zugeteilt. Derselbe wies dem christlichen Mönche als Aufenthaltsort ein elendes Loch (ein Bericht spricht von einer bedeckten Kloake) unweit des Toreingangs zu, in welches alle Arten Schmutz und Unreinigkeit hineingeworfen wurden. Die Vorübergehenden spuckten hinein, und die Diener schütteten dort das Spülwasser u. dgl. aus und besudelten absichtlich die kärgliche Nahrung, welche dem Gefangenen gereicht wurde, und die knapp genügte, um ihn am Leben zu erhalten. Der Selige trug alles schweigend um mit himmlischer Geduld. 

An ihm wurde wie bei den übrigen der Versuch gemacht, ihn durch Vorspiegelung irdischer Freuden und Genüsse zum Teil schmählicher Art zum Abfall zu bewegen. Ruhig wies er dergleichen Anträge zurück. Er sei Priester und Ordensmann und als solcher Christus, seinem Heiland, durch unauflösliche heilige Bande verknüpft. Sein Leib sei in ihrer Gewalt, nicht aber seine Seele. Er sei bereit, für Christus alles, auch den Tod zu leiden. Mehrfach ließen die Kazis, die mohammedanischen Geistlichen, sich mit ihm in einen religiösen Wortstreit ein; er benutzte die Gelegenheit, um öffentlich und mit Eifer die christliche Religion zu verkünden, und überführte sie so siegreich ihrer Irrtümer, dass sie beschämt von ihm abließen. 

Mehr als sein eigenes Schicksal berührte den Diener Gottes dasjenige seiner Leidensgefährten. Auf seine flehentlichen Bitten hin gestattete ihm sein Herr, die Gefangenen zuweilen zu besuchen. Obschon die eisernen Kettenringe bei jedem Schritt ihm ins Fleisch schnitten, scheute er nicht diese schmerzlichen Rundgänge, um überallhin Trost und Hilfe zu tragen, die Mutlosen aufzurichten, sie Beichte zu hören und durch den Hinweis auf die ewige Krone zur Ausdauer zu ermuntern. Da er der malaysischen Sprache mächtig war, konnte er manches zur Erleichterung ihrer Lage beitragen; er bat um Almosen für sie und trug ihnen die Speisen zu, welche der Gesandte durch seine Diener ihm zugedacht. Selbst die Heiden und Moslems bewunderten diese hingebende Liebe und gaben dem Seligen den schönen Namen: Vater der Portugiesen. Für die beiden mitgefangenen Rekollekten, welche krank darniederlagen, sorgte er wie eine Mutter.

Inzwischen musste auch sein Ordensbruder, Br. Redemptus, harte Tage durchmachen. Sein grausamer Herr hatte ihm zum Spott Bart und Augenbrauen abscheren lassen und verwandte ihn dazu, die Büffel zu hüten und für sie Futter zu schneiden. Der arme Bruder hatte namentlich durch Hunger zu leiden, da man ihn oft tagelang ohne Nahrung ließ. Als er einst, zum Tode ermattet, sich in einen Wald schleppte, um dort einige essbare Wurzeln und Früchte zu suchen, ließ ihn der Herr, der ihm dies als Fluchtversuch auslegte, gefesselt vor den Sultan führen. Dieser stellte ihm die Freiheit und alle möglichen zeitlichen Vorteile in Aussicht, falls er die Lehre des Propheten annähme, andernfalls werde er ihn unter grausamen Qualen sterben lassen. Das wäre doch wunderlich, erwiderte der Bruder treuherzig, wenn er, nachdem er in dies Land gekommen, um seine Bewohner von der falschen Lehre des Propheten abzubringen, nun selber ein Muselmann würde. Er suche auf dieser Welt nichts anders, als Christus zu gefallen, und sei bereit, für ihn nicht bloß eines, sondern tausend Leben zu lassen. Sie möchten daher ihre eitlen Bemühungen, ihn zum Abfall zu bewegen, nur aufgeben. Eher werde er sich in Stücke zerreißen lassen. Da auch bei den übrigen Gefangenen alle Versuche der mohammedanischen Kazis gescheitert waren, gab der Sultan erzürnt den Befehl, sie alle gleichzeitig hinrichten zu lassen.

(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

Fortsetzung hier

Sonntag, 9. November 2014

Ein ehemaliger Feind der „Römlinge“ als katholischer König in Nigeria


In einem Brief an den Präfekten der Propaganda, Se. Eminenz Kardinal Ledochowski, macht der Apostol. Präfekt, R. P. Lejeune aus der Genossenschaft der Väter vom Heiligen Geist, die erfreuliche Mitteilung, dass die Bevölkerung von Onitscha als König oder wohl richtiger Oberhäuptling einstimmig den katholischen Katechisten von Aguleri, Samuel Oksi Okolo, erwählt hat. „Samy“ ist früher sieben Jahre lang protestantischer „Evangelist“ und als solcher ein ausgesprochener Feind der „Römlinge“ gewesen. Allein das Wirken der katholischen Missionäre und Schwestern, vorab ihre Werke und Anstalten der Barmherzigkeit: Spitäler, Asyle, Kleinkinderbewahranstalten, Aussätzigenheime, die christlichen Dörfer befreiter Negersklaven usw., machte auf ihn großen Eindruck, öffnete ihm die Augen und führte ihn schließlich zum Übertritt. 

Gleichzeitig mit ihm wurden der protestantische Diakon Ephrem und die „Evangelisten“ Jakob, Karl und ein anderer Samuel katholisch. Seit der Zeit leistete „Samy“ als Katechist in Nsubi und Aguleri der katholischen Mission treffliche Dienste. Als nun vor einiger Zeit in Onitscha eine neue Königswahl stattfand, wurde „Samy“ von seinen Mitbürgern als Kandidat aufgestellt, trotz der protestantischen Gegenbemühungen zum König gewählt und als solcher auch von der britischen Behörde bestätigt. 

Sein erster Regierungsakt bestand darin, dass er dem P. Vogler, seinem Beichtvater, das königliche Kronidol auslieferte, ein Holzstück, dessen die früheren Könige sich bei ihren Todesurteilen und vielfach barbarischen Rechtsprechungen bedient hatten. De zweite Akt war, dass er über seinem Thron ein schönes, vom Apostol. Präfekten ihm geschenktes Kruzifix anbringen ließ, damit, wie er sagte, Heiden, Protestanten und Katholiken gleicherweise sich vor dem Zeichen der Erlösung niederwürfen. Sein dritter Regierungsakt war die Schenkung eines auf seinem Besitz liegenden Grundstücks an die Mission zum Bau einer Kapelle und Schule, der bereits begonnen ist. Bis zur Vollendung wird für 60–80 Kinder und junge Leute, Freie und Sklaven, Christenlehre und Schule in seiner eigenen Wohnung und unter seiner Aufsicht gehalten.

Der Heilige Vater hatte ob dieser guten Nachricht solche Freude, dass er für den katholischen Negerkönig sofort ein Geschenk in Gestalt eines schönen, prächtig eingerahmten Madonnenbildes bestimmte, während der Präfekt der Propaganda der Mission die stattliche Summe von 20.000 Lire überwies.


(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

Samstag, 8. November 2014

Taufexamen mit Hindernissen


„Vorigen Sonntag“, erzählte uns ein Missionär, „zog ich nach Sango [Uganda]. Drei alte Frauen knieten bei meiner Ankunft unter einem Feigenbaum, hübsch gewaschen und aus Ehrerbietung vor dem heiligen Taufsakrament das Haupthaar glatt abrasiert. Die drei Alten zählten miteinander wenigstens 260 Jahre.

 Ich fragte erst einiges aus dem Katechismus wie ich glaube, das Leichteste, das er enthält. Ihre Antworten sind ganz richtig. Sodann frage ich die älteste von den Dreien: ‚Was ist der Himmel?‘ Diese arme Alte wurde verwirrt, und indem sie mir zitternd ins Gesicht sah, antwortete sie: ‚Der Himmel ist ein Freudenort, wo wir ewig ruhen werden mit…mit…‘ Ich ermutigte sie, den Satz zu vollenden. Auf einmal fasste sie sich, und ihres Sieges gewiss, ergänzte sie entschlossen: ‚mit den Teufeln.‘ – Unglücklicherweise saß sie gerade in der Mitte. Ich wollte ihr ein bisschen helfen, aber die zwei Gefährtinnen, eifrig wie sie waren, kamen mir noch zuvor. Sie versetzten ihrer ungeschickten Freundin Rippenstöße, und eine rief in ihrer Entrüstung: ‚Du altes Weib, du wagst es noch, so zu lügen. Die glaubt noch dass der liebe Herrgott die Teufel in seinem Haus duldet! Pfui über dich!‘ 

Nun, der Irrtum war leicht berichtigt. Im Übrigen gehen die Weißen Väter bei der Spendung des Taufsakraments sehr vorsichtig zu Werke. Die Katechumenen werden erst nach längerer, eingehender Prüfung ihrer Sitten und ihrer religiösen Kenntnisse zur Taufe zugelassen. Nach mehrmonatlichem Unterricht im Katechismus wird ihnen ein Examen abgenommen. Es ist dies für die Schwarzen eine Zeit der größten Nöte und Ängste. Diejenigen, welche mit einer guten Note bedacht wurden, überlassen sich überströmenden Freudenergüssen, während die Zurückgesetzten reichliche Tränen vergießen. Jedoch kommen solche Misserfolge selten vor.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1902)

Mittwoch, 5. November 2014

Große Missionsbischöfe: auf der Missionsreise ermordet – Cassian Spiß O.S.B., Apostolischer Vikar von Süd-Sansibar

Cassian Spiß O.S.B. am Tag seiner Bischofsweihe (dritter von links)
Der Aufstand der Eingebornen-Stämme in Deutsch-Ostafrika steht noch in frischer Erinnerung und scheint jetzt noch nicht ganz verglimmt. Er brachte für die St. Benediktus-Missionsgesellschaft eine Erneuerung der Tage von Pugu, die 1888 die deutsche Missionsgründung so blutig eingeleitet hatten. An der Spitze seiner kleinen Missionskarawane sank hier am 14. August der Apostol. Vikar von Süd-Sansibar, Bischof Cassian Spiß O.S.B., von der Lanze eines wilden Häuptlings getroffen, zum Tode nieder. Wir haben die Einzelheiten des schmerzlichen Vorfalls bereits früher berichtet und bieten hier nur einen schlichten Kranz der Erinnerung. 

Geboren zu St. Jakob am Arlberg, am 12. Juli 1866 als Sohn einfacher Landleute, absolvierte Franz, das war sein Taufname, am fürstbischöflichen Gymnasium zu Brixen „mit Auszeichnung“ seine Studien und wirkte nach seiner Priesterweihe mehrere Jahre als Kooperator zu Sellrain, Umhausen und Längefeld im Ötztal. Aber den Sohn der Berge zog ein höheres Heimweh nach den Heidenländern, wohin so mancher wackere Tiroler ihm vorausgewandert. Im Missionshaus von St. Ottilien fand der tüchtige, auch wissenschaftlich befähigte Priester freudige Aufnahme. 1892 legte P. Cassian, wie er jetzt hieß, seine Gelübde ab, und im Herbst 1893 sah er die Küsten Afrikas, das Land seiner Sehnsucht, vor sich auftauchen. Wie er in St. Ottilien das Muster eines regeltreuen Ordensmanns gewesen, so war er hier auf den Stationen Dar es Salam und Kurasini das Vorbild eines eifrigen, anspruchslosen Missionärs, wie ihn zumal eine noch in der Entwicklung begriffene Mission fordert. 

Bereits als Gymnasiast hatte Spiß ein ungewöhnliches Sprachtalent bekundet. Es kam ihm hier vortrefflich zu statten, und sein Kihehe-Wörterbuch, zu dem er in unermüdlichem Fleiß die Bausteine sammelte, und das 1900 in den Mitteilungen des Seminars für orientalische Sprachen zu Berlin erschien, brachte der Mission und der Sprachwissenschaft zugleich einen wertvollen Gewinn. Auch später als Bischof noch blieb er auf diesem Gebiet tätig. 

1898 wurde P. Cassian mit der Gründung der neuen Missionsstation Peramiho im Inneren beauftrag und löste die schwierige Aufgabe mit ebenso viel Geschick als Ausdauer. 1902 begleitete er den Apostol. Präfekten zum Generalkapitel seiner Genossenschaft in Europa. Er benutzte die Gelegenheit, um in der frischen Luft der heimatlichen Berge seine angegriffene Gesundheit zu stärken. Hier erreichte ihn die Nachricht seiner Ernennung zum ersten Bischof des neu errichteten Apostol. Vikariats Süd-Sansibar. Am 18. August 1902 sah das Mutterhaus die Bischofsweihe; Spiß war der erste Bischof der Genossenschaft. Seine dreijährige Wirksamkeit in dem jungen Missionssprengel war eine sehr gesegnete. Rastlos, die Strapazen der mühsamen Wanderungen nicht achtend, besuchte er die weit entlegenen Stationen, um den Neubekehrten zum ersten Mal die Kraft des Heiligen Geistes zu bringen und überall ratend, helfend, ermunternd, tröstend den Aufbau und Ausbau der kräftig aufblühenden Mission zu fördern. 

Mitten auf einer dieser apostolischen Wanderungen ereilte ihn der allzu frühe Tod. Die auf mehrere Monate berechnete Rundreise sollte die im Süden gelegenen Missionsstationen berühren, wohin der Aufstand noch nicht gedrungen schien. In Kilwa erhielt er von der dortigen Bezirksbehörde die erste Warnung. Wenn er trotzdem, vertrauend auf seinen priesterlichen Charakter und unter dem Schutz von ca. 60 Trägern, welche das Bezirksamt mit zwölf Gewehren und 300 Patronen ausgerüstet hatte, den Weitermarsch wagte, so war das sein volles Recht und kann ihm nicht zum Vorwurf gereichen. Tatsächlich kam der Überfall auch den Behörden völlig unerwartet, war also keineswegs vorhergesehen. Sieben volle Tagemärsche war man ungefährdet vorgedrungen, als am 12. August die Schreckenskunde von dem Überfall der Militärstation Liwale die Karawane erreichte. Sämtliche Träger machten sich während der Nacht aus dem Staub, und so fand sich der Bischof mit seinen Begleitern, 2 Brüdern, 2 Schwestern und 2 schwarzen Boys schutzlos der Gefahr einer Begegnung mit den Aufständischen ausgesetzt. Gestärkt durch den Empfang der heiligen Sakramente zog die kleine Schar ihrem Geschick entgegen, das sie am Morgen des 14. August in einsamer Wildnis ereilte. Es war der Tod eines Soldaten auf dem Schlachtfeld, ein Tod, wie ihn P. Cassian bereits in seinen ersten Ordensjahren als höchstes Ziel seiner Wünsche sich ersehnt hatte.


(Aus: die katholischen Missionen, 1906)

Montag, 3. November 2014

Weitere Bilder von einheimischem Klerus

der erste japanische Bischof, Msgr. Januarius Hayasaka, zu Gast in New York (1928) (Quelle: Baltimore Sun)

Erzbischof  Peter Doi von Tokio (später erster japanischer Kardinal)

Bischof Alexander Chulaparambil von Kottayam (Syro-Malabar), Indien

Chulaparambil als junger Priester links neben Bischof Matthew Makil

zwei chinesische Franziskaner

Sonntag, 2. November 2014

Wenn der protestantische Prediger einen auf „Padre“ macht – wieder Philippinen



Schon öfters haben wir auf den unehrlichen Kniff der amerikanischen Prediger hingewiesen, den sie auf den ehemaligen Antillen sowohl wie auf den Philippinen zur Anwendung bringen, um das einfache Volk in Irrtum zu führen. Er besteht darin, dass sie sich als katholische Priester aufspielen und ihm alles nachmachen. Selbst vor der sakrilegischen Entweihung des Beichtstuhles scheuen diese Verkündiger des reinen Evangeliums nicht zurück. Einen neuen Beleg für dieses Treiben gibt P. Schipman aus Sagada auf Luzon. Die dortige von den Augustinern erbaute Kapelle war durch die Revolutionäre 1898 zerstört, der Priester vertrieben worden. Als die belgischen Missionäre von Scheutveld anlangten, fanden sie nur noch Ruinen. Inzwischen aber waren die Episkopalen eingedrungen und hatten durch den erwähnten Kniff in Verbindung mit reichen Geldspenden einen Teil der Bevölkerung an sich gezogen. Der Prediger hat sich einen katholischen Priestertalar angelegt und trägt denselben nicht bloß in der Kirche, sondern oft den ganzen Tag. Die Anwendung solcher Mittel wirft doch ein merkwürdiges Licht auf die Kraft des „reinen Evangeliums“.

(Aus: die katholischen Missionen, 1911)

Samstag, 1. November 2014

Große Missionsbischöfe: der Erzbischof des Wilden Westens – Msgr. Peter Bourgade, Erzbischof von Santa Fe


Auch von den hingeschiedenen Oberhirten der Vereinigten Staaten muss einer hier wenigstens kurz erwähnt werden. Es ist der hochw. Herr Peter Bourgade, Erzbischof von Santa Fe in Neu-Mexiko, den der Tod am 16. Mai im Merceyspital zu Chicago von langer schmerzlicher Krankheit befreite. 

Geboren am 17. Oktober 1845 in St. Agathe (Diözese Clermont), gehört Bourgade jener Schar opferwilliger französischer Pionierpriester an, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts dem dringenden Ruf amerikanischer Bischöfe nach Arbeitern folgten und an dem Aufbau der Kolonistenkirche in den amerikanischen Südstaaten einen so hervorragenden Anteil nahmen. Sein erstes Arbeitsfeld war Arizona, damals noch Tummelplatz wilder Apachenhorden, die um jeden Preis das Vordringen der Bleichgesichter zu hindern suchten und den Schrecken der Ansiedlungen und Karawanen ausmachten. Hier weihte Bourgade seine ersten Mannesjahre der mühsamen Wanderseelsorge teils unter den weißen Kolonisten und mexikanischen Rancheros (Viehzüchtern), teils unter den Resten der einst von den Jesuiten bekehrten und in Reduktionen gesammelten Stämme der Papagos, Pimas, Maricopas u. a. 

Auch als Bischof der 1885 neu errichteten Diözese Tucson (Arizona) und als Erzbischof von Santa Fe (seit 1892) blieb Bourgade seiner ersten Liebe treu und bot sein Möglichstes auf, um der aussterbenden roten Rasse das Gut des wahren Glaubens zu erhalten, das durch die kirchenfeindliche Indianerpolitik und die Werbearbeit der protestantischen Sekten so sehr bedroht war.


(Aus: die katholischen Missionen, 1909)