Sonntag, 3. Mai 2015

Der Geist der Wahrheit

 
(Quelle: Dnalor 1)



Zum vierten Sonntag nach Ostern:

Mit großen Gnaden- und Wundertaten hatte einst der Geist der Wahrheit die Tätigkeit der Missionäre begleitet, die unseren Vorfahren den heiligen Glauben brachten. In der Kraft des Heiligen Geistes führten die Missionäre den Kampf gegen den Unglauben, und unser heiliger Glaube erwies sich als ein göttlicher, und unsere heilige Kirche zeigte sich als die allein wahre. Die göttlichen Bestätigungszeichen sind so offenbar, so unleugbar und unabweisbar, dass wir ohne Sünde den Glauben nicht von uns weisen können. Der Geist der Wahrheit überführt die Welt der Sünde. 

Dieser selbe Geist der Wahrheit begleitet das katholische Missionswerk hinaus in die Heidenwelt, denn dazu ward er ja als kostbare Gabe von dem scheidenden Heiland verheißen. Die Missionäre brauchen in dem Kampf mit dem Unglauben nicht zu zagen und zu bangen. Der Geist der Wahrheit wird die Echtheit ihrer Lehre bestätigen und ihre Worte mit göttlicher Beweiskraft unterstützen. Sie brauchen nicht mutlos zu werden, wenn nur geringer Erfolg ihre Bemühungen lohnt. Mit ihrem göttlichen Meister können sie denen, die verstockten Herzens sind, zurufen: „Wenn ihr Blinde wäret, würdet ihr keine Sünde haben. Nun aber sagt ihr: Wir sehen. Eure Sünde bleibt“ (Jo 9, 41). 

Andächtige Christen! Jetzt verstehen wir den Drang zur Mission, der die ganze Kirche in unserer Zeit erfasst hat. Es ist das Wehen des Geistes der Wahrheit, der die Völker vor die Entscheidung stellt. Allen muss Christus gepredigt werden, allen muss Christus zur Wahl vorgelegt werden. Denen, die glauben, zur Auferstehung, zum Fall aber jenen, die nicht glauben. Der göttliche Geist der Wahrheit wird sie der Sünde überführen. Wer aber in der Sünde bleibt, der bleibt im Tode. Ohne Glauben keine Rechtfertigung, denn nur in Christus ist Heil.


(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)