Samstag, 31. Dezember 2011

Bilder: Missionsbischöfe (II)



St. Toribio de Mogrovejo, Erzbischof von Lima (16. Jhd)


Erzbischof Navarre, Apostol. Vikar von Britisch-Neuguinea (+ 1911)

 Cäsarius Schang O.F.M., Apostol. Vikar von Ost-Schantung  (+ 1911)


Syro-Malabarische Apostolische Vikare




Freitag, 30. Dezember 2011

Bilder: Missionsbischöfe

Patrick Kardinal Moran, Erzbischof von Sydney und erster Kardinal von Ozeanien (1911)


Msgr. Armand Olier, Apostolischer Vikar von Zentral-Ozeanien (1911)


Donnerstag, 29. Dezember 2011

Ein unerwartetes Wiederfinden

Kirche in Bagamoyo (Chen Hualin)

„P. Hirtzlin“, so schreibt die Schwester Maria Augustina, Oberin von Bagamoyo, „war unermüdlich auf der Suche nach armen Negerkindern, um sie loszukaufen oder vor dem Tode zu taufen. Eines Tages ging er in das Haus eines Inders, wo sich, wie man ihm gesagt, ein kleines, krankes Sklavenmädchen befand, das wahrscheinlich seinem Tode nahe sei.
In der Tat fand der Pater ein Negermädchen von 5-8 Jahren am Boden ausgestreckt, dessen Leben nur noch an einem dünnen Faden zu hängen schien. Ohne Aufschub taufte er das arme Geschöpf.
Am folgenden Tag ging er wieder hin und fand das Kind noch am Leben. So gingen mehrere Tage vorbei; der Zustand der Kleinen besserte sich so zusehends, dass der Pater, nicht gewillt, diese kostbare getaufte Seele in den Händen eines Ungläubigen zu lassen, die Frau des Hauses bat, ihm das Kind abzutreten.
Der Handel war bald geschlossen, und Pater Hirtzlin, ganz glücklich über seine Eroberung, nahm wie ein recht guter Hirt das arme Schäflein auf seine Schultern und brachte es in die sichere Hürde. Als er bei uns anlangte, war gerade der Unterricht der Frauen im Gange. Er setzte das Kind mitten in der Gruppe der Negerinnen auf den Boden, und dieses schaute mit großen Augen sich die Versammlung an.
Auf einmal blieb sein Blick auf einer der Frauen haften, und mit dem lauten Aufschrei: „Mama, Mama!“ sprang es vom Boden auf und auf die Negerin zu. Diese, die bis jetzt das Mädchen nicht näher beachtet hatte, schaute ganz erstaunt auf. Sofort erkannte sie es, schloss es in ihre Arme, nannte es ihr liebes Herzenskind und bedeckte es mit Tränen und Küssen.
Nach einer Weile fragte sie erstaunt: ‚Aber hat denn der Pater gewusst, dass ich ein Kind habe, und ist er es suchen gegangen?‘
Der Pater sagte, er habe von diesem seltsamen Zusammentreffen keine Ahnung gehabt. Da warf sich die glückliche Frau auf die Knie, nahm ihr Kind in ihre Arme, hob es gen Himmel, das Auge voll Tränen, und rief: ‚Gott ist es, der liebe Gott; er allein hat mir mein Kind zurückgegeben!‘ Und sie dankte Gott in der rührendsten Weise vor den Zeugen dieser wirklich ergreifenden Szene. Wie bewunderungswürdig ist doch diese zarte Aufmerksamkeit der göttlichen Vorsehung.
O wie mich das ermutigt, an der Verwirklichung der Pläne zu arbeiten, die er mit diesen armen Kindern Afrikas vorhat!“

(Aus: die katholischen Missionen, 1890)

Mittwoch, 28. Dezember 2011

Herz-Jesu-Andacht bei den Indianern — Eine Konversion


„Unsere hiesige Mission“, so schreibt der hochw. P. Hermann Schuler S.J. am 23. Juni aus Desmet, Idaho, „ist dem göttlichen Herzen Jesu geweiht und kann als Beleg dienen für die Segnungen dieser Andacht.

Sie wird nämlich von der großen Mehrzahl der Indianer unserer Mission eifrig geübt. Ich glaube überhaupt nicht, dass ein zweiter Indianerstamm in den Vereinigten Staaten sich findet, der es mit der praktischen Ausübung der katholischen Religion so ernst nimmt wie dieser hier. Haben wir doch in den ersten zwei Wochen des Monats Juni, d.h. von Fronleichnam bis zum Sonntag nach dem Herz-Jesu-Fest, beiläufig 1600 heilige Kommunionen gehab. Davon kam nur eine kleine Anzahl auf die Weißen.

Und doch belief sich die Zahl der hier anwesenden Indianer, die Kinder eingeschlossen, auf kaum 600. Ein Teil derselben waren Kalispel- und Colville-Indianer, welche außerhalb der Reservation leben und mehr als hundert Meilen weit herkommen zu dem einzigen Zweck, um an dem Herz-Jesu-Fest, das hier alljährlich mit besonderer Feierlichkeit begangen wird, teilzunehmen.
In unserer Schule haben wir gegenwärtig 36 Knaben, darunter einige Weiße, die übrigen Voll- oder Halbblut-Indianer. Sie sind recht heiter, fromm und brav und machen uns viele Freude.


Letzten Sonntag kam ein junger Mann zu uns mit der Bitte in der katholischen Religion unterrichtet zu werden. Er ist aus England gebürtig, Protestant wie seine ganze Familie. Auf einer höheren Schule lernte er lateinisch und französisch, wurde aber dann von seinem Vater auf einem Schiffe angestellt und kam so nach Portland.


Da es ihm auf dem Meere nicht gefiel, machte er sich in Portland vor etwa zwei Jahren heimlich davon. Seit einigen Wochen hat er eine Stelle auf einer Indianerfarm in unserer Reservation.
Das erbauliche christliche Leben der Indianer, das er beständig vor Augen hatte, machte einen großen Eindruck auf ihn.

Er dachte, es müsse eine übernatürliche Kraft in der katholischen Kirche wirksam sein, die diese Wilden in kurzer Zeit so umgestaltet. Das brachte ihn endlich zu dem Entschlusse, auch selbst katholisch zu werden.
(Aus: die katholischen Missionen, 1899)

Montag, 26. Dezember 2011

Moses, eine Bekehrungsgeschichte


„Unsere Mission“, so schreibt Schwester M. Josepha, eine der Dominikanerinnen in Oakford, „geht gut voran. In letzter Zeit kamen ganze Scharen von Kaffern aus nah und fern mit der Bitte um Unterricht, und folgen sehr aufmerksam demselben, den der gute P. Matthäus jeden Morgen hält. Die meisten dieser Leute kommen weit her und zeigen damit, dass es ihnen ernst ist. Ihr Eifer ist wirklich erbaulich. Denn obgleich die heilige Messe schon um 6.30 Uhr ist, wohnen alle derselben bei und bleiben dann mit Freuden, bis sie die Dinge Gottes, d.h. den Unterricht, gehört haben. Von den vielen merkwürdigen Bekehrungen nur eine.
Eines Tages stellte sich beim Missionär ein hochgewachsener Kaffer ein, sein ganzes irdisches Gut in einer Decke über den Schultern tragend. Er möchte gern ‚von Gott lernen‘ und wolle dafür inzwischen der Mission umsonst dienen, um späterhin ‚die guten Dinge von Gott‘ auch seinen Leuten in den weit entfernten Kraalen mitteilen zu können. Das war ehrlich gemeint, und mit Freuden erfüllte der Priester den Wunsch.
„Also begann ‚Providenz‘, so nannten wir den Kaffer vorläufig, zu lernen und zeigte sich bald als den fähigsten Kandidaten, der sich je zum Unterricht gestellt. Und er nahm es ernst. Jeden Abend nach harter Tagesarbeit brachte er eine ganze Stunde damit zu, in der Biblischen Geschichte zu lesen, deren Erzählungen ihn mit größter Bewunderung erfüllten. Es dauerte gar nicht lange, so konnte der eifrige Katechumene getauft werden. Er wählte sich den Namen — Moses.
„Ganz glücklich über die empfangene Gnade des wahren Glaubens, dachte Moses nun gleich daran, dieselbe auch seinen Verwandten zu vermitteln.
Nachdem er über ein Jahr den täglich Unterricht genossen, kam er zum Missionär und sagte: ‚Du weißt, Vater, ich hab‘ einen Bruder oben in den Roodsberg-Bergen, der sehr, sehr krank ist. Könntest du ihn nicht einmal besuchen? ‘
Sofort war der Priester bereit, und schon am folgenden Morgen befanden sich die beiden im Sattel kräftiger Pferde auf dem Wege. Die Entfernung betrug etwa 50 engl. Meilen. Hügel auf, Hügel ab ging es unter den glühenden Strahlen der Sonne durch Gebiete, die noch nie ein katholischer Missionär betreten. Endlich nach sechsstündigem Ritte erreichte man den letzten Ausläufer des Gebirges, an dessen Fuß der heimatliche Kraal des Kaffern lag. Der Kranke war sehr schlimm dran. Er zeigte große Freude über die Ankunft des Missionärs, der in Anwesenheit  zahlreicher Kaffern, die zum Besuche herbeigeeilt waren, nach kurzer Vorbereitung den Sterbenden taufte.
„Drei Jahre waren verflossen. Da kam Moses wieder zum Missionär und sagte: ‚Vater, mein Bruder, auf den du die Hände gelegt, ist nicht gestorben; er ist sogar etwas besser geworden, und auch seine Frau und meine kleinen Nichten wollen glauben. Wenn du erlaubst, hole ich sie alle hierher, damit auch sie in der Nähe des Hauses Gottes leben und sterben.‘ — ‚Aber der Weg ist weit, wie willst du sie herbringen?‘ — ‚Ich will ihnen helfen, und wenn nötig, sie tragen. Mit Gottes Hilfe bringe ich es zustande.‘ Kniend empfing Moses den Segen des Priesters und machte sich auf den Weg. „Heute nun steht ganz in der Nähe des ‚Hauses Gottes‘ eine kleine Hütte. Darin wohnt eine glückliche Familie, die durch das Apostolat eines schlichten Kaffers christlich geworden ist…“



(Aus: die katholischen Missionen, 1899)

Sonntag, 25. Dezember 2011

Primizfeier des ersten schwarzen Priesters in Nordamerika

Father Augustine Tolton
Ich habe heute einen der ersten Posts von Heiligstes Herz Jesu aufbereitet, der wohl besser auf dieses Blog passt. Es handelt sich hierbei um die kurze Zusammenfassung der Primizfeier des ersten afroamerikanischen Priesters in den USA, Father Augustine Tolton. Die Erzdiözese Chicago hat dieses Jahr seinen Seligsprechungsprozess eröffnet. Er führt nun den posthumen Titel "Diener Gottes". Hier noch ein kurzer Hinweis, dass wir alle maßgeblich durch unser Gebet an der Förderung eines Selig- bzw. Heiligsprechungsprozesses mitwirken können, und lediglich die öffentliche, nicht aber die private Verehrung eines Dieners Gottes verboten ist:
"Ein Ordensmann empfahl einmal bei der Gelegenheit der monatlichen Geisteserneuerung den Priestern die Förderung der privaten Verehrung eines in jener Gegend beheimateten Diener Gottes. Man antwortete ihm: 'Wir wollen erst abwarten, was Rom tut.' Nein, nicht Rom unternimmt die ersten Schritte, sondern das katholische Volk, das durch vertrauensvolles Gebet dem Heiligen die Möglichkeit gibt, die macht seiner Fürbitte zu zeigen." (Aus einem Essay von C. Kempf von 1928 zur Förderung von Seligsprechungsprozessen)
Hier nun der eigentliche Artikel:


Die Katholiken in Quincy (Illinois), feierten am 18. Juli ein schönes, denkwürdiges Fest. Der erste schwarze Priester von Nordamerika, Father Augustine Tolton, feierte daselbst wo er seine Jugend verlebte und seine brave Mutter und seine Schwester jetzt bei ihm wohnen, um 10 ½ Uhr, so daß auch die anderen katholischen Gemeinden teilnehmen konnten, seine erste heilige Messe.
Der Pfarrer Brüner (früher Kaplan in Wadersloh, Diözese Münster) hatte die Bonifaciuskirche herrlich schmücken lassen und alle Anordnungen vorsorglich getroffen. Die ganze Kirche war mit Andächtigen gefüllt, die mittleren Reihen der Bänke waren für die Neger reserviert. In der heiligen Messe communizierten die Mutter, Schwester und 18 Neger aus der Verwandtschaft des Neopresbyters. Letzerer wurde geboren in Ralls County, wo seine Eltern Sklaven waren.
Die jetzt noch rüstige Mutter entfloh mit ihrem Sohne und ihrem Töchterchen bis Hannibal. Dort wurde sie vom Sklavenhalter eingeholt. Als die Mutter sich weigerte, zurückzukehren, nahm man ihr das Töchterchen, in der Meinung, die Mutter werde nachfolgen. Das aber hatten Soldaten gesehen, welche dort einquartiert waren. Dieselben kamen der bedrängten Frau zur Hülfe; Mutter und Kinder entkamen nach Quincy im Jahre 1861 und waren frei. Tolton studierte sechs Jahre Philosophie und Theologie an der Propaganda in Rom; er wird jetzt die Seelsorge seiner Landsleute in seiner Vaterstadt übernehmen. Kirche und Schule sind vorhanden; als Primizgeschenk erhielt der junge Priester von den Negern eine wohl eingerichtete Wohnung.
(Aus: die katholischen Missionen, 1886)

Samstag, 24. Dezember 2011

Weihnachten bei den Plattkopf-Indianern in den Rockies

Plattkopf (Flathead)-Familie vor Tipi
Mit dieser erbaulichen Geschichte von den Plattköpfen aus den nordwestlichen USA möchte ich allen Lesern von katholische Missionen und Heiligstes Herz Jesu gesegnete Weihnachten wünschen! Möge das Jesuskind Sie und Ihre Familien überreich segnen!

Unsere Indianer haben bei der vergangenen Weihnachtsfeier großen Eifer an den Tag gelegt. Von weither kamen diese Wilden, Wind und Wetter trotzend, zur Mission, um hier dem neugeborenen göttlichen Kinde zu huldigen. Schon die neuntägige Andacht, die dem Feste vorausging, war stark besucht, und die Indianer wurden nicht müde, während derselben die heiligen Sakramente zu empfangen und täglich die Kirche zu besuchen. Am Feste selbst mochten etwa 1000 Indianer im Lager sein. Da gab es nun freilich viel zu tun.

Den ganzen Vorabend des Festes brachten drei Patres im Beichtstuhl zu, während die Klosterfrauen mit dem Schmücken der Kirche vollauf beschäftigt waren. Auch die Häuptlinge taten ihre Schuldigkeit; sie riefen die Beichtkinder zur Kirche, wenn solche fehlten, und wachten im Lager, um Unruhen vorzubeugen, die leicht bei einer solche Gelegenheit durch fremde und noch rohe Indianer gestiftet werden könnten. — Unter solchen frommen Vorbereitungen brach die heilige Nacht an.

Tiefe, feierliche Stille herrschte im ganzen Lager bis gegen Mitternacht, als die Glocke ertönte und die Gläubigen zum Gottesdienst rief. Da kam Leben in das Lager; in Haufen sah man die Indianer der Kirche zueilen, und es war wohl keiner, der es in jener Nacht gewagt hätte, zu Hause zurückzubleiben. Sie versammelten sich vor der Hauptpforte der Kirche, die jedoch noch verschlossen blieb; hier harrte ihrer die Musikbande unter Fackelbegleitung und die Knabenschule, in Reih und Glied aufgestellt. Die größte Ordnung herrschte unter der Menschenmasse und die Stille wurde nur von den Anweisungen der Häuptlinge unterbrochen.

Nach einer Viertelstunde Wartens ertönte wiederum die Glocke, die Eingangstüre wurde geöffnet, Hunderte von Schüssen krachten, und unter den Klängen der Musik traten die Indianer in das taghell erleuchtete Gotteshaus. Die Feierlichkeit dauerte sehr lange; denn alle Zeremonien wurden auf das Festlichste vorgenommen und zwei Predigten gehalten, die eine in der englischen, die andere in der Kalispelsprache. Rührend war es zu sehen, und ich glaube, gar manchem Weißen hätten Tränen in den Augen gestanden beim Anblick der Andacht und Bescheidenheit, mit der sich an 600 Wilde dem Tische des Herrn nahten.

Um 9 Uhr des Morgens wurde Hochamt gehalten, und zu diesem wie auch zum Segen und der Predigt, die des Abends stattfanden, kamen die Indianer vollzählig. Während des Tages besuchten die Indianer meine Krippe, die ich aus Mangel an passendem Raum in der Kirche in meinem eigenen Zimmer errichtet hatte. Da waren freilich keine reich gekleideten Figuren, wie man sie in den berühmten Krippen Roms oder Genuas sehen kann; es waren einfache Papierbilder, die mir eine wohltätige Person aus Deutschland gesandt hatte und zu welchen ich einige hier gemalte Bilder, die Indianer, Zelte u. dergl. vorstellten, hinzufügte. Die letzeren waren notwendig; denn die Krippe war ja für Indianer bestimmt. Man sah demnach in der Krippe Rothäute mit Federbüschen unter den Palmen Palästinas wandeln, und auf den Höhen des Libanon gewahrte man Indianerzelte und Blockhäuser.

Ein Indianer frug mich, wo denn der Häuptling jener Wilden wäre; ich wies auf eines der Bilder und sagte ihm: „Sieh, da kommt er eben aus dem Zelt heraus.“ Der Indianer schien mit meiner Antwort zufriedengestellt zu sein. Ein Spiegel, der in der Grotte befestigt war und die Fernsicht der etwa 4 qm messenden Krippe verdoppelte, blieb ein Rätsel für meine wilden Besucher. Sie wunderten sich, wie es möglich wäre, eine so große Fernsicht zu erhalten, und untersuchten die Außenwände, konnten aber da nichts bemerken, das ihre Schwierigkeit gelöst hätte.

Obwohl die Krippe in jeglicher Hinsicht mangelhaft war, so hat sie nichtsdestoweniger ihren gewünschten Zweck erreicht. Meine Erklärungen schienen die Indianer recht zu bewegen, sie knieten nieder und beteten; einige fromme Mütterchen schluchzten und weinten sogar, da sie sahen, dass die allerseligste Jungfrau nichts hatte, um das göttliche Kind gegen die Kälte zu schützen. — In dieser Weise hatte sich mein Zimmer an diesem Tag in eine Kapelle verwandelt.



(Aus: die katholischen Missionen, 1886)

Dienstag, 20. Dezember 2011

Neuseeland: Maori-Trachten


Kleidung der Maori-Häuptlinge


Kleidung und Köpfe von Maori-Frauen

Sonntag, 18. Dezember 2011

Schreiben vom hl. Papst Pius X. zu den kirchlichen Zuständen in Venezuela



Der Heilige Vater hat an den Erzbischof von Caracas, John. B. Castro, ein Schreiben über die Lage der Kirche in Venezuela gerichtet, das der Mensajero del Clero in einer seiner letzten Nummer veröffentlichte. Mit tiefem Schmerz beklagt der Papst die traurigen religiösen Zustände in der Republik. 

Einigen Trost hätte ihm nur die Versicherung bereitet, dass sich Anzeichen geltend machten, die für die Zukunft eine Änderung zu versprechen schienen, und die Nachricht, dass der Staat der Kirche gewogen sei. Jetzt, so mahnt der Heilige Vater, müssten so bald wie möglich und mit voller Entschiedenheit alle Mittel zur Besserung angewandt werden, sonst sei überhaupt keine Heilung mehr zu erwarten. 

Der Erzbischof solle in seiner Arbeit nicht erlahmen; mit bloßen Klagen und Verzweiflung über die traurigen Zustände werde nichts erreicht. Durch Gottes Hilfe könne es immer noch besser werden. Darum sollten die Bischöfe den Mut nicht sinken lassen, sondern weiter ihre Pflicht tun; hätten sie wenigstens noch den Trost, das ihrige getan zu haben. Der Heilige Vater stehe ja auf ihrer Seite und werde sie mit seiner Autorität schützen.

Den Katholiken schärft der Papst den Gehorsam gegen die Bischöfe ein; wer den Bischöfen nicht Ehrfurcht und Folgsamkeit erweise, der gehöre nicht mehr zur Gemeinschaft der Kirche. Als erstes und wichtigstes Heilmittel gegen die traurigen Zustände nennt der Papst mit außerordentlich eindringlichen Worten die Reform des Klerus: denn, wenn die Geistlichkeit abgeirrt sei, könne es nicht wundernehmen, dass auch das Volk in die größten Laster falle.

Die Bischöfe sollten mit aller Energie gegen die schlechten Priester einschreiten, nach den kirchlichen Gesetzen und besonders nach den Vorschriften des Allgemeinen Konzils für das lateinische Amerika. Dabei müssten sie aber auch der Liebe eingedenk bleiben. Damit für die Zukunft solche Schäden ausgeschlossen würden, schärft der Heilige Vater den Bischöfen die Bestimmungen des Trienter Konzils über die Priesterseminare ein und fordert die strengste Auswahl bei der Weihe neuer Priester.

Wenn nicht keusche, gebildete und fromme Priester herangezogen würden, werde nie eine wahre Besserung eintreten.
Diese ernsten Mahnungen des Stellvertreters Christi beleuchten in ihrer apostolischen Offenheit mit aller Klarheit die Lage und die Hauptschäden der Kirche von Venezuela.


(Aus: die katholischen Missionen, 1913)

Samstag, 17. Dezember 2011

Heilige, Selige und Ehrwürdige der Ostkirche


Ich beobachte in letzter Zeit ein gewisses Interesse am östlichen Christentum, von dem ich schon auf unserem anderen Blog geschrieben habe. Soweit ich sehen kann ist dieses Interesse leider größtenteils auf die schismatischen Kopten beschränkt, während die eigenen orientalischen Glaubensbrüder nicht viel Beachtung erhalten. Deswegen möchte ich hier einige Heilige, Selige und Diener Gottes der Ostkirche vorstellen. Rufen wir sie als Fürbitter in für die Einheit aller Christen in der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche an!

Hl. Josaphat Kunzewitsch (1580-1623)




Der heilige Josaphat Kunzewitsch war Erzbischof von Polozk und ist ein Märtyrer der kirchlichen Einheit. Nach der Union von Brest setzte er sich für das Fortbestehen des ukrainischen Ritus ein. Am 12. November 1623 wurde er in Witebsk von einem Mob von Schismatikern mit einer Axt ermordet (siehe die häufige Darstellungen von St. Josaphat mit Axt).

Im lateinischen Ritus ist sein Gedenktag am 12. November, in der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche am 25. November.




Sel. Mykolay Charnetsky CSsR (1884-1959)

Dieser Redemptoristen-Bischof teilte das Schicksal vieler katholischer Priester in der Ukraine, die von den Kommunisten nach der Einnahme durch die Rote Armee systematisch verfolgt wurden. Er wurde vom NKVD verhaftet und zu sechs Jahren Zwangsarbeit in einem Gulag verurteilt. Nach zwei Jahren war er dem Tode nah. Trotzdem bemühte er sich, auch in der Gefangenschaft seine priesterliche Seelsorgearbeit weiterzuführen. Er wurde schließlich entlassen und konnte trotz ständiger Überwachung Priesterkandidaten vorbereiten und weihen.

Bis zum heutigen Tag werden viele Wunder durch seine Fürsprache berichtet. Er wird als Märtyrer verehrt. Weitere Redemptoristen, die als Märtyrer der kommunistischen Herrschaft in Osteuropa verehrt werden, sind der sel. Methodius Trcka, der sel. Zenon Kovalyk und der sel. Vasyl Velychokovsky.

Hl. Charbel Makhlouf (1828-1898)


Der heilige Charbel Makhlouf war ein syrisch-maronitischer Mönch aus dem Libanon. Er führte in seinem Kloster ein Leben außergewöhnlicher Strenge und aß nur eine Mahlzeit am Tag, die aus den Essensresten seiner Mitbrüder bestand. Er hatte die Gewohnheit, täglich um 11 Uhr die heilige Messe zu zelebrieren, damit er sich den ganzen Morgen auf die heiligen Geheimnisse vorbereiten konnte. Nach seiner Beerdigung umgab ein außergewöhnlich helles Licht 45 Tage lang sein Grab. Nach der Exhumierung wurde sein Leichnam vollkommen intakt gefunden und sonderte eine wohlriechende, blutähnliche Flüssigkeit ab, die zu vielen wunderbaren Heilungen beigetragen hat. Erst 67 Jahre nach seinem Tod verfiel sein Körper schließlich.

Sein Festtag ist der 24. Juli. Zusammen mit der heiligen Rebekka Ar Rayès und dem heiligen Nimatullah al-Hardini gehört er zu den drei offiziell von der Kirche kanonisierte maronitischen Heiligen.



Hl. Rebekka Ar Rayès (1832-1914)

Das Leben der heiligen Rebekka (Rafqa) Ar Rayes (auf dem Foto liegend abgebildet) war geprägt von unaussprechlichen Leiden, die sie mit dem großen Verlangen trug, am Leiden Christi teilzuhaben. In den frühen Jahre ihres Ordenslebens litten die Christen im Libanon unter den anhaltenden Verfolgungen und Massakern durch die Moslems.

Nachdem sie eines Tages Gott fragte, ob er sie verlassen habe, da sie nie krank war, begann ihre schwere Erkrankung, die sie den Rest ihres Lebens begleitete. Zunächst setzte eine schwere Entzündung der Augen ein, worauf ein Auge entfernt werden musste, darauf folgte eine lähmende Knochenkrankheit. Auch in ihrer Krankheit war sie ein Muster an Gehorsam.

Ihr Fest ist am 23. März.


Ehrw. Andrej Scheptyzkyj (1865-1944)

Der Diener Gottes, der Großerzbischof von Lemberg und Metropolit der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche Andrej Scheptyzkyj führte seine Herde durch zwei Weltkriege und 7 Regierungen, darunter die der Nazis und der Sowjets.

Währen der deutschen Besatzungen versteckte er Juden in Einrichtungen der Kirche und wandte sich mit dem Hirtenbrief „Du sollst nicht töten“ gegen den Massenmord durch die Nazis.




Orate pro nobis!

Freitag, 16. Dezember 2011

Tod des Aussätzigenapostels P. Beyzym S.J.



Der selige Jan Beyzym verbindet einen Aussätzigen


Hier ein Bericht zum Tod eines anderen großen Aussätzigenapostels. Wenngleich deutlich unbekannter als der heilige Damian Deveuster, hat der selige Jan Beyzym ähnlich heroische Werke der Nächstenliebe vollbracht. Leider hat er weder eine englische noch eine deutsche Wikipedia-Seite, deswegen hoffe, ich, dass dieser kurze Artikel etwas zu seinem Bekanntheitsgrad beitragen wird. Er wurde am 26. Mai 2002 von Johannes Paul II. seliggesprochen.

Zu Beginn des Monats Oktober traf aus Zentralmadagaskar die Nachricht ein, dass P. Beyzym S.J., der Apostel der Aussätzigen, aus diesem Leben geschieden sei. Über diesen seltenen Mann schreibt der „Czas“ in Krakau in seiner Nummer vom 4. Oktober:
P. Beyzym hatte diese Arbeit ohne irgendwelchen Zwang noch Befehl seiner Obern, ganz aus eigenem Antrieb, von einer wahrhaft heroischen Nächstenliebe geleitet, übernommen. Nachdem er von dem traurigen Los der Aussätzigen erfahren hatte, reiste er im Herbst 1898 von Krakau nach Madagaskar. Beim Anblick des entsetzlichen Elends, das alle seine Vorstellungen weit übertraf, fasste er den Entschluss, keine Mühe zu sparen, um den armen Kranken in geistlicher, aber auch in leiblicher Hinsicht die sorgsamste Pflege angedeihen zu lassen. In zahlreichen Briefen trat er für seine Pflegebefohlenen ein, und diese Schreiben erregten Verwunderung nicht nur wegen der außerordentlichen Kraft und Urwüchsigkeit des Ausdrucks, sondern auch wegen der Tiefe der Gedanken und Gefühle, die mitunter ganz unwillkürlich der Feder des Aussätzigenapostels entströmten. Sie bewegten die Leser so sehr zum Mitleid mit den armen Kranken, dass P. Beyzym in kurzer Zeit von den ihm aus Polen, Litauen und Ruthenien zufließenden Almosen ein geräumiges Aussätzigenheim errichten konnte. Dasselbe besteht aus zwei durch eine Kapelle getrennte Pavillons, in welchen 200 Aussätzige untergebracht werden können.
Nachdem P. Beyzym dieses Werk vollendet und obendrein Schwestern zur Verpflegung der Kranken gewonnen hatte, trug er sich mit einem neuen Plan und traf auch schon die ersten Veranstaltungen zu seiner Verwirklichung. Er wollte nach der Insel Sachalin, im Osten von Sibirien, eilen und dort die armen Verurteilten, die in den Gefängnissen körperlich und oft auch seelisch dahinwelken, in seine Pflege nehmen.
Im Augenblick, da er seinen Entschluss ausführen wollte und auch schon in St. Petersburg die entsprechenden Schritte getan hatte, gefiel es Gott, seiner irdischen Laufbahn ein Ziel zu setzen. In seinem letzten Brief, datiert vom 17. August 1912, meldete P. Beyzym, dass er schwer am Fieber erkrankt sei und sich dem Tode nahe fühle. Briefe von anderer Seite aber vermerkten gleichzeitig, dass er nichts von seiner strengen, an die Einsiedler der ersten christlichen Zeit erinnernden Lebensweise ablasse. Er pflegte nämlich stets um halb drei aufzustehen, nachdem er sich um 10 oder 11 Uhr zur Ruhe begeben hatte. Sein Bett war nichts anderes als ein hartes Brett. Als Nahrung dienten ihm gewöhnlich einige Handvoll Reis, die er in drei Portionen auf den Tag zu verteilen pflegte. Ein anderes Getränk als Tee und Wasser genoss er nie, auch das Brot versagte er sich.
Trotz dieser harten Lebensweise führte er ganz allein die Haltung des Aussätzigenheims, hörte alle Beichten und hielt den Unterricht in madagassischer Sprache für die Kranken, in französischer für die Schwestern. In seiner freien Zeit hatte er eigenhändig einen Altar geschnitzt und auf demselben das Bild der Madonna von Tschenstochau aufgestellt, das er aus Krakau mitgebracht hatte. Er arbeitete sozusagen Tag und Nacht. Kein Wunder, dass eine solche Lebensweise rasch seine starke Gesundheit aufrieb.
P. Jan Beyzym stammte aus gräflichem Tatarengeschlecht und war am 15. Mai 1850 auf dem Gute Beyzyme in Wolhynien geboren. Im Jahre 1872 trat er in die Gesellschaft Jesu ein und wurde am 26. Juli 1881 durch Fürstbischof Albin Dunajewski zum Priester geweiht.
(Aus: die katholischen Missionen, 1913)

Seliger Jan Beyzym, bitte für uns!

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Der alte Peter


Zu mir kam ein schon etwas unter der Last der Jahre gebeugter Greis, den ich nie zuvor gesehen hatte, und sagte: „Hier bin ich, Mann Gottes, der ich mit allem, was mich an diese Welt band, ein für allemal gebrochen habe. Ich gehe nicht mehr von der Stelle; du musst meinen Leib wieder in Erde verwandeln!“ (Ein Telugu-Ausdruck für „Beerdigung“ oder „zu Grabe tragen“) Diese energischen Worte kamen aus seinem Munde, indem er sich vor mich hinpflanzte, den fünf Fuß langen, oben und unten mit Eisen fest beschlagenen Bambusstock vor sich zur Stütze vorschob und mit der Brust darauf lehnte, während er unter seinem ungeheuren dicken Turban heraus zu mir hinaufblickte. — „Nun wohl, Großväterchen“, erwiderte ich, amüsiert durch sein Benehmen und sicheres Auftreten, „was wünschest du denn? Wer bist du? Woher kommst du?“ — „Ich gehöre zur Reddi-Kaste“, entgegnete er; „mein Name ist Arelavala Laxmireddi; ich habe ein Bauerngut im Dorfe Baderi und bin nicht gekommen, um zeitliche Güter von dir zu erbitten, denn die wünsche ich nicht. Ich habe aber gehört, dass du den wahren Gott kennst und mit ihm vertraut bist, und dass du lehrst, was recht und unrecht ist. Ich habe Siwa, Wischnu, Polerama verehrt, bin auch Ramas Lehren gefolgt, habe Almosen und Opfer nicht gescheut und sie dargebracht, wie die Brahmanen es vorgeschrieben, ohne aber in all dem Befriedigung zu finden. Gar manches in diesem Kulte fand ich abstoßend, und nie konnte ich mich dazu verstehen, die unzüchtigen Taten der Götter und „Heiligen“ nachzuahmen. Jetzt aber bin ich fest überzeugt, dass wirklich alles nur Lug und Trug ist. Was man heute als gutes Werk anpries, war morgen eine Sünde und umgekehrt. Nun möchte ich ein für allemal die Wahrheit wissen und tun, was recht ist, und unterlassen, was böse ist. Um das zu lernen, bin ich gekommen. Dass deine Religion die richtige ist, weiß ich schon.“

Auf meine Frage, wie er zu dieser Überzeugung gelangt sei, erzählte er folgendes: „Als ich vor ungefähr einem Jahre einige Fuder Korn nach Guntur zu Markte bringen wollte, hielten wir zur Nachtruhe in Phirangipuram an. Früh am nächsten Morgen hörten wir einen so schönen Gesang, wie ich noch nie zuvor vernommen hatte, auch sahen wir eine Menge Leute alle nach derselben Stelle hinlaufen. Ich folgte neugierig und sah dann etwas so Wunderbares, dass ich gleich dachte: das muss der Himmel selbst sein. Als ich die Leute fragte, was das alles zu bedeuten habe, erhielt ich die Antwort, dass der Mann Gottes dem wahren, lebendigen Gott Himmels und der Erde ein Opfer darbringe. Zuerst war ich gebannt; dann musst e ich weinen und tat wie die anderen Leute, warf mich auf die Knie und hob die Hände zum Himmel empor. Du standest hoch oben und von Lichtern umgeben. Anfangs wollte ich nicht glauben, dass du ein Mensch seiest. Zuletzt hast du dich umgedreht und fingst an so viel Buddi (das ist Verstand und Wahrheit) zu reden, dass jedermann es fassen und begreifen konnte, nicht wie bei den Brahmanen, die so reden, dass unsereins den Sinn nicht verstehen kann. Ich war gleich überzeugt, dass dieses die wahre Religion sein müsse, und erfuhr dann auch zum ersten Male, dass viele Leute meiner Kaste zu ihr sich bekennen.

Ich wollte gleich hier bleiben und dich aufsuchen und Karren und Korn meinem Sohn überlassen. Allein man zwang mich, zuerst das Geschäft abzumachen und noch zu Hause verschiedene Anordnungen zu treffen. Als wir wieder nach Hause zurückgekehrt waren, wollte man von der Ausführung meines Planes nichts hören; alle suchten es mir auszureden. Man hielt mich hin, zog alles in die Länge und machte mir allerhand Vorstellungen, sobald ich von Phirangipuram redete. Endlich war des Wartens und besonders des Verdrusses müde. Ich verteilte mein Hab und Gut unter meine Kinder und behielt nur so viel zurück, als ich für meinen und meines Weibes Unterhalt für notwendig erachtete. So bin ich nun hier und will von jetzt ab nur dem wahren Gott dienen; und ich sage dir im Voraus, dass nichts mich wieder von hier fortbringen wird.“

Nachdem ich noch mehrere Fragen an ihn gestellt hatte, glaubte ich annehmen zu dürfen, dass dieser Mann einer von den wenigen unter Millionen Heiden sei, die nach bestem Wissen und Gewissen stets bestrebt gewesen, das Naturgesetz zu beobachten. Der hl. Thomas von Aquin sagt bekanntlich von solchen Heiden, die vom wahren Gott nicht gehört haben und doch das Naturgesetz beobachten, dass Gott in seiner Güte und Barmherzigkeit ihnen die Taufgnade vermitteln würde, selbst wenn ein Wunder dazu erforderlich wäre.

Ich möchte noch erwähnen, dass ich in meinem langen Missionsleben wohl gut ein halbes Dutzend ähnlicher Fälle anführen könnte, die mir selbst vorgekommen sind. Bemerkenswert war mir dabei immer der Umstand, dass alle diese Leute von Jugend auf ein hartes, arbeitsames Leben geführt hatten oder in Not, Elend und Krankheit aufgewachsen waren. Nach ihrem eigenen Bekenntnis hieß es immer: Wir hatte weder Kraft noch Neigung, eine Sünde zu begehen. NB. Hier versteht der Heide unter Sünde stets eine große Ungerechtigkeit und Betrug den Nebenmenschen gegenüber, besonders wenn solche ihm nie etwas zuleid getan, oder wenn sie hilflos waren und niemand sie verteidigen konnte, wie auch recht grobe Vergehen gegen das sechste Gebot.

Um wieder auf Laxmireddi zurückzukommen, muss ich sagen, dass es dem alten Manne im Anfang recht schwer fiel, die Gebete seinem schon abgenützten Gedächtnis einzuprägen. Nichts wollte mehr haften bleiben. Nur seinem unermüdlichen, mit wahrhaft heroischer Überwindung verbundenen Fleiß hatte er es zu verdanken, dass er endlich nach drei Monaten das Kreuzzeichen, Vaterunser, Gegrüßet seist du, Maria, und das Glaubensbekenntnis wusste. Die Heilswahrheiten hingegen verstand und begriff er spielend leicht. — Unter dem Namen Peter wurde er endlich in den Schoß der heiligen Kirche aufgenommen. Von da ab lebte er sozusagen in der Kirche. Stundenlang lag er auf seinem Angesicht vor dem Allerheiligsten oder betete einen Rosenkranz nach dem anderen, hingestreckt auf seinen Knien oder abwechselnd die Hände zum Himmel erhoben. Im Anfang der letzten heißen Jahreszeit kam er eines Morgens zu mir und sagte, er beabsichtige, wenn ich es für gut finde, noch einmal seine Heimat auf drei oder vier Tage zu besuchen, um Geld oder Lebensmittel zu holen und um sein Weib und seine Kinder für den alleinseligmachenden Glauben zu gewinnen. Seine Söhne waren nämlich mehrmals hier gewesen nämlich mehrmals hier gewesen, um ihren alten Vater zu sehen und zu überreden, mit ihnen in die Heimat zurückzukehren; sie würden ihm keinerlei Hindernisse in den Weg legen, seinem Glauben nach zu leben. Der alte Bauer aber schlug ihnen die Bitte immer entschieden ab, indem er beteuerte, er könne nicht mehr ohne Kirche und Gottesdienst leben. Vielmehr sollten sie alles verkaufen und hier in Phirangipuram sich niederlassen. Da ich sein Vorhaben lobte und genehmigte, nahm er gleich Abschied, um mit dem nächsten Zug abzufahren.

Ungefähr fünfzig Schritte vom Stationsgebäude sank der alte, dem Anschein nach noch ganz gesunde Mann plötzlich in die Knie und gab, ohne ein Wort zu sagen, den Geist auf. Ich wurde sogleich gerufen, fand ihn aber schon als Leiche. Seine Seele war in ein besseres Jenseits abgereist. Noch am selben Morgen hatte er die heilige Kommunion empfangen. Sein Grabhügel auf dem Gottesacker von Phirangipuram, der am Fuß des Berges von einer Muttergotteskapelle überschatte wird, legt Zeugnis ab von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes zu den Menschenkindern, die eines guten Willens sind. Alter Peter, mögen deine Überreste dort sanft schlummern bis zum großen Gerichtstag, um dann, mit deiner edlen Seele wieder vereinigt, vor aller Welt den Gott zu preisen, der Großes an dir getan!



(Aus: die katholischen Missionen, 1912)

Dienstag, 13. Dezember 2011

Das rettende Licht


Fundamente der historischen Kapelle
auf dem Gollenberg
Zur Zeit, als Pommern schon zum christlichen Glauben bekehrt war (Anm.: durch den hl. Otto, Bischof von Bamberg ), lebten dort noch manche Heiden. Einige derselben fuhren einst auf die benachbarte Insel Rügen, wo die alten Götzen noch frei verehrt wurden, und trieben dort heidnischen Götzendienst.
Als sie zurückkehrten entstand auf dem Meere ein heftiger Sturm, der ihrem Schifflein den Untergang drohte. Sie riefen nun ihre Götzen um Hilfe an, allein vergebens. Immer heftiger wütete der Sturm. Da sprach einer der Heiden: „Lasst uns den Gott der Christen anrufen, vielleicht erhört er uns.“ Sie taten es.
Da legt sich der Sturm und der Donner schweigt. Alleine es ist dunkle Nacht und sie können den Weg zum Strande nicht finden. Wieder rufen sie zu dem Gott der Christen um Erbarmen. Da erblicken sie ein helles Licht, das ihnen den Weg zur Heimat zeigt. Sie landeten glücklich und wurden gläubige Christen.
Aus Dankbarkeit stifteten sie eine Kapelle auf dem hohen Gollenberge, wo das Licht sich ihnen gezeigt hatte.



Aus: Das Heidenkind, Ein Vergißmeinnicht für die katholische Jugend zum Besten armer Heidenkinder, St. Benediktus-Missions-Genossenschaft in St. Ottilien, 1891


Sonntag, 11. Dezember 2011

Auffindung einer versteinerten Missionärsleiche



Bei Tularosa (New Mexico, USA) hat man jüngst, wie der dortige Missionsgeistliche schreibt, einen interessanten Fund gehoben. Zwei Männer durchstreiften das Gebirge und stießen hinter einem großen Felsblock auf eine Bodenöffnung, die der Eingang zu einer Höhle zu sein schien. Sie steigen hinunter, durschritten die erste etwa 9 m lange Grotte und fanden da einen versteinerten, außerordentlich gut erhaltenen menschlichen Leichnam. Auf den ersten Anblick schon erkannte man, dass es ein Missionär sei, der vor mehreren Jahrhunderten zur Zeit der spanischen Okkupation hier den Glauben verkündet hatte. Die Kleidung ließ den Priester erkennen. Die Gesichtszüge zeigten Ruhe und Ergebung und ließen auf ein Lebensalter von etwa 30 Jahren schließen. Der lange Mantel, die Weste, die Beinkleider, selbst Strümpfe und Schuhe waren kenntlich. Ein Pfeil, der in der Nähe des Herzens in der Brust steckte, hatte ihm den Tod gegeben. Von weitem strömt das Volk zusammen, dieses fromme Andenken an alte Zeiten zu sehen. Die Auffindung dieses versteinerten Leichnams bestätigt eine alte Überlieferung, der zufolge einst spanische Missionäre dem Indianerstamm der Apachen den christlichen Glauben verkündeten.

(Aus: Die katholischen Missionen, 1891)

Freitag, 9. Dezember 2011

Ein katholischer Oberhäuptling


„Zum Wiegenlied hat man ihm einst nicht gesungen“, schreibt P. Rindermann, „dass er der Oberhäuptling des Basutolandes sein werde. Er war nämlich der zweite Sohn des Oberhäuptlings Lerotholi und wurde im Jahre 1871 oder 1872 geboren. Er ist ein Enkelkind des Gründers der Basutonation (heute Lesotho), Moshesh. Beim Tode Lerotholis folgte diesem sein ältester Sohn Letsie II. als Oberhäuptling.
Griffith wurde Häuptling des Distriktes Guthing im südlichen Teile des Basutolandes. Er führte wie die übrigen Häuptlinge das Leben eines wahren Basutos. Er war der Vielweiberei ergeben und hatte 25 Frauen. Vielleicht noch mehr als seine Frauen liebte er seine Flasche. Täglich war er berauscht, und der Alkohol hatte so sehr seine Gesundheit zerrüttet, dass ihm die Ärzte nur noch sechs Monate zu leben versprachen.
Da auf einmal gab ein Traum seinem frivolen Leben eine andere Richtung. Es erschien ihm im Traum einer seiner Ahnen und forderte ihn auf, seine Seele zu retten und seinen bisherigen Lebenswandel zu ändern. Liebevoll ihn anschauend, zeigte ihm  jener zwei Wege, der eine eine bequeme Straße, der andere ein holperiger, rauer Pfad. Diesen schmalen Pfad finde er in der katholischen Kirche, und den müsse er gehen, um sein Glück zu finden. Dieser Traum beunruhigte Griffith sehr, sodass er am nächsten Tag den Rektor der katholischen Missionen zu Bethel rufen ließ und um Aufnahme in die katholische Kirche bat.
P. Fouloneau stellte ihm die Bedingungen, unter denen er ihn aufnehmen wolle: Verzicht auf seine Frauen und den Alkohol. Der Häuptling versprach es unter Tränen; jedoch der Missionär zweifelte, ob er Wort halten werde. Mit Hilfe der göttlichen Gnade hat sein eisenstarker Wille über diese beiden Laster den Sieg davongetragen; es kostete ihn manchen heißen Kampf. Griffith wurde unter die Zahl der Katechumenen aufgenommen und kam regelmäßig zum Unterrichte. Wie jeder gewöhnliche Basuto musste er seinen Katechismus aufsagen. Er unterschied sich nur dadurch von den anderen, dass er stets mit gespannter Aufmerksamkeit dem Vortrage des Missionärs folgte und mit seinem geweckten Verstande die Erklärungen der heiligen Glaubenswahrheiten leichter und schneller erfasste.
Nach zweijährigem Katechumenat sollte er in den Schoß der wahren Kirche aufgenommen werden. Der 6. Oktober war für die Taufe festgesetzt. Die katholische Mission bot alles auf, um diesen Tag zu einem feierlichen zu gestalten. Da voraussichtlich die Missionskirche die zum Fest herbeiströmende Menge nicht fassen würde, beschloss der Pater, die Feierlichkeit unter freiem Himmel abzuhalten. Von nah und fern eilten am Morgen des 6. Oktober die Christen und Heiden zur Mission. Außer dem Häuptling sollten noch 106 Katechumenen getauft werden, darunter die Gemahlin Griffiths und seine zwei Töchter. P. Fouloneau hatte den eingeborenen Priester Andreas (P. Andreas ist ein Zulu . Er spricht sechs Sprachen, Englisch, Deutsch, Italienisch, Afrikaans, Zulu und Sesuto. Seine Stuiden machte er an der Propaganda in Rom und wirkt augenblicklich unter den Heidnischen Zulus) aus Natal zur Tauffeier eingeladen, um den Glanz des Tages zu heben.
Obwohl selbst mit Arbeiten überladen und fast unentbehrlich auf seiner Mission, hatte dieser seeleneifrige Priester das Opfer einer beschwerlichen Reise nicht gescheut und sich nach Bethel begeben. Am Tage selbst sang er das Hochamt und hielt die Festpredigt. Die Feier der Taufe begann um 1 Uhr und endigte gegen 4 Uhr. Im Auftrag des Apostol. Vikars Cenez O.M.I. spendete P. Pennerath, Superior und Direktor der Mission in Roma, die heilige Taufe. In zwei großen Halbkreisen waren die Täuflingen aufgestellt. Während der Priester die erhabenen Zeremonien vornahm, erklärte ein Christ in der Sesutosprache den Sinn der einzelnen Handlungen. Christen sowohl als auch Heiden waren sichtlich von der Erhabenheit der Feier ergriffen, und vielleicht manch hartes Heidenherz ist vom Strahl der göttlichen Gnade getroffen worden in jener feierlichen Stunde.
Hierauf folgte eine bescheidene weltliche Feier. Griffith hatte 24 Ochsen und 200 Schafen schlachten lassen und zeigte sich an seinem Ehrentage als großmütiger Gastgeber. Auch für die nötigen Getränke war gesorgt, denn große Krüge mit dem köstlichen Lething — leichtes Kaffernbier — standen jedermann in reichlichstem Maße zur Verfügung. P. Pennerath hielt bei dieser Gelegenheit eine Ansprache, worin er die große Bedeutung des Tages hervorhob und zugleich auf die wunderbare Ausbreitung der katholischen Kirche im Basutoland hinwies. Vor 50 Jahren habe Moshesh ein kleines Bäumchen in Roma gepflanzt. Jetzt ist es ein großer Baum geworden, der seine Äste über das ganze Basutoland ausstrecke. Heute trage er eine edle Frucht, indem Griffith, ein Enkelkind des großen Moshesh, durch die heilige Taufe ein Mitglied dieser Kirche geworden sei. Niemand aber ahnte bei der Feier, dass dieser Mann bald an der Spitze der gesamten Basutonation stehen werde (Anm.: diesen Teil lasse ich wegen gewisser Längen weg.)
Viele haben wohl die Fragen gestellt: Wird Griffith als Oberhäuptling seinem katholischen Glauben treu bleiben? Kurz nach dem Tode Letsies II. wagte ein Häuptling ihm zu sagen: ‚Morena (Häuptling), du bist bald unser König, dann musst du auch leben wie die übrigen deiner Ahnen‘, d. h. das heidnische Leben eines Basuto führen. 

Griffith gab ihm eine eines Königs würdige Antwort: ‚Meinen Titel Oberhäuptling könnt ihr haben, aber meinen Glauben lasse ich mir nicht nehmen.‘ Möge Oberhäuptling Griffith seinen echten katholischen Gesinnungen treu bleiben! Das wird dem Basutoland und auch der katholischen Mission viel Segen bringen.
(Aus: die katholischen Missionen, 1914)
Griffith ist wohl Nathaniel Griffith Lerothodi, m. E. der Urgroßonkel des jetzigen Königs von Lesotho, Letsie III, ebenfalls ein Katholik.

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Der schlagfertige Chinese

Beim Katechismusunterricht. China
Ein Lazaristenmissionär in China schreibt: „Eines Sonntags erklärte ich eben meinen Leuten den Katechismus. Ich war gerade im besten Gange, als ein heidnischer Trauerzug an der Kapelle vorbeibewegte. Der Klang der Gongs, das Krachen der Petarden und das Geheul der Klageweiber übertönten beinahe meine Stimme, und meine Zuhörer schienen mehr auf den Lärm da draußen als auf meine Worte zu merken. 
Einer ganz hinten in der Kapelle hatte sogar leise ein Fenster geöffnet und beugte sich hinaus, um sich nach Lust und Liebe an dem Spektakel weiden zu können. 
‚He da, Siaoyen‘, rufe ich dem Verwegenen zu‚ ‚was geht dich an, was da draußen vorgeht? Wenn einer im Unterrichte aufpassen müsste, dann bist du es; zum Doktor in der Religionswissenschaft hast du es noch nicht gebracht.‘ 
Der Mann schließt ruhig das Fenster und sagt: ‚Es ist wahr; der Pater gibt sich so viel Mühe, um uns etwas beizubringen, und nun muss die Bande uns noch hindern kommen, seine Worte zu verstehen. Ich sagte den Leuten, sie möchten so rasch wie möglich vorüberziehen.‘
Ich fand kein Wort der Erwiderung, sondern nahm rasch mein Thema wieder auf.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1914)

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Unbekannte Heilige: Hl. Toribio de Mogrovejo, Erzbischof von Lima


Die meisten Katholiken haben schon von den bekannteren peruanischen Heiligen wie Rosa von Lima oder Martin de Porres gehört. Aber kennen sie auch den heiligen Erzbischof von Lima, der diese beiden Heiligen getauft und gefirmt hat?
Toribio de Mogrovejo (dt. Turibius von Mogrovejo) wurde 1538 im spanischen Mayorga in eine adelige Familie geboren. Der gelernte Jurist, Professor beider Rechte an der Universität von Salamanca, wurde wegen seiner Tugenden und seinem Wissen von König Philip II. zum Großinquisitor von Granada ernannt. Darauf folgte die ungewöhnliche Ernennung zum Erzbischof von Lima, da der Heilige noch Laie war. Vor der Bürde dieses Amtes schreckte der demütige Toribio zurück, und nur durch die Ermahnung zum Gehorsam konnte er dazu gebracht werden, die Ernennung anzunehmen. 1578 wurde er zum Priester geweiht und erhielt zwei Jahre später die Bischofsweihe.
1581 ging der hl. Toribio in Peru an Land. Zu Fuß durchquerte er auf seinem Weg nach Lima das riesige Land, lehrte den Indianern den Glauben und taufte sie. Dreimal durchzog er die riesige Erzdiözese von Lima (damals 450.000 km²), oft allein und dem Tropenwetter, wilden Tieren und kriegerischen Stämmen ausgesetzt. In seiner Amtszeit soll er fast eine halbe Millionen Seelen getauft und gefirmt haben.
In Lima stieß er auf heftigen Widerstand der Regierenden, da er sich unnachgiebig für die Rechte der Einheimischen einsetzte. Er schreckte nicht davor zurück, die öffentlichen Sünder zurechtzuweisen, was ihm viele Verfolgungen einbrachte.
Überall setzte er seeleneifrige Priester ein, baute Klöster, Kirchen, Schulen und Krankenhäuser und nicht zuletzt das erste Seminar in Amerika. Darüber hinaus eignete er sich die Sprachen der Indianer an, um besser den Glauben verkünden zu können.
Während einer Visitationsreise im Jahr 1606 wurde er in Santa von einer tödlichen Krankheit erfasst. Schon zuvor hatte er seinen Tod auf den Tag genau vorhergesagt. Am 23. März, der heute sein Festtag ist, ging er in die Freude seines Herrn ein.
Als sein Leichnam ein Jahr später exhumiert wurde, um nach Lima übertragen zu werden, fand man ihn unverwest und beweglich. Während seines Lebens hatte er unter anderem ein Mädchen von den Toten erweckt und nach seinem Tod geschahen viele Wunder auf seine Fürsprache.
Heute ist der hl. Toribio der Patron von Lima und ganz Peru sowie der lateinamerikanischen Bischöfe. Seit 2002 vergibt die peruanische Bischofskonferenz die Auszeichnung „Medalla de Oro de Santo Toribio de Mogrovejo“ für besondere Verdienste um die katholische Kirche in Peru.

Rufen wir ihn als Fürsprecher für alle Bischöfe an, besonders für jene, die den steinigen Grund Lateinamerikas bearbeiten!

(Quellen: http://www.ewtn.com/library/MARY/TURIBIUS.htm ; Catholic Encyclopedia)

Dienstag, 6. Dezember 2011

Wie ein kleiner Kaffer der katholischen Religion Ehre machte

Ein kleiner Kaffer kam von Grahamstown (Südafrika) nach Dunbrody in die Anstalt der Jesuitenmissionäre und verblieb dort drei Jahre. Mittlerweile zogen auch seine wesleyanischen Eltern in die Nähe (Die Wesleyaner sind eine englische Sekte). Seine Kameraden bemühten sich auf alle Weise, ihn aus der katholischen Anstalt wegzulocken. Dem Knaben wurde volle Freiheit gewährt; er weigerte sich aber, heimzukehren. „Ich fürchte mich nach Hause zu gehen; denn in dem Orte ist keine katholische Kirche und ich will kein Wesleyaner werden.“ Endlich kam sein Vater selbst, um ihn fortzuholen. Kurze Zeit darauf schrieb der Kleine an seinen “Umfundisi“ (Lehrer) in die Jesuitenmission folgendes Brieflein, das wir unverändert nach seinem Wortlaute wiedergeben.

„Als ich nach ankam (zu Hause nämlich), waren drei Männer da und fragten mich: „Warum bist Du ein Katholik?“ Darauf gab ich keine Antwort. Sie fragten mich weiter: „Was glaubst Du in der katholischen Religion?“ Wieder sagte ich nichts. Darauf fragten sie: „Warum betest du zur Jungfrau Maria?“ Darauf antwortete ich: „Weil Maria unsere Gebete sehr wohl hört.“ Nach einer Weile schrieen sie: „Alle Katholiken sind verloren.“ Aber ich dachte mir, dass sie, die Wesleyaner, die so sprachen, eher selber verloren sind; doch sagte ich dieses nicht. Sie fuhren fort und riefen: „Die Katholiken sind alle rechte Teufel.“ Aber ich dachte bei mir selbst: „eher sind sie es, wenn sie so etwas sagen.“ Endlich sagten sie: „Du tust uns leid, weil du verloren gehst.“ Ich antwortete: „das wollen wir sehen, wenn wir einmal ans Sterben kommen.“ Dies ist alles, was sie zu mir gesagt haben.

Der Knabe ist immer noch bei seinen Eltern und bleibt trotz aller Anfechtungen seinem Glauben treu. Durch sein Beispiel legt er Zeugnis ab für unsere Kirche. Seit der Zeit kamen schon mehrere Leute von demselben Ort zum hochw. P. Superior mit der Anfrage, ob sie nicht eine Abordnung von Männern ihres Ortes schicken dürften, um die Schule von Dunbrody anzusehen, indem sie gedächten, ihre Kinder dahinzusenden, damit sie ebenso gut erzogen würden.

So hat unser Kleiner durch sein gutes Verhalten wie ein Missionär gewirkt und die Vorurteile gegen die katholische Religion verscheucht.


Aus: Das Heidenkind, Ein Vergißmeinnicht für die katholische Jugend zum Besten armer Heidenkinder, St. Benediktus-Missions-Genossenschaft in St. Ottilien, 1891


Die Bezeichnung Kaffer war damals noch nicht wie heute als „Hatespeech“ verboten. Es ist absurd, anzunehmen, dass die katholischen Missionare Leute, für die sie aus christlicher Nächstenliebe ihre Heimat verlassen, ungezählte Male ihr eigenes Leben hingegeben, immer ihre gesamte Lebenszeit geopfert haben und alles in ihrer Macht stehende getan haben, um deren unsterbliche Seelen zu retten, abfällig bezeichnet hätten.







Samstag, 3. Dezember 2011

Über die Wiederrichtung der katholisch-koptischen Hierarchie

und über die Feindseligkeit der koptisch-orthodoxen Schismatiker

Die katholisch-koptische Hierarchie, 1900
Die neuen koptischen Bischöfe (Bild oben) geben ihrem Klerus ein herrliches Beispiel. Sie sind wirklich nach dem Ausdruck des Evangeliums auf den Leuchter gestellte Lichter, welche ihre wohltätigen Strahlen auf Hirten und Herde werfen. 
Sowohl Msgr. Ignatius, Bischof von Theben, mein alter Begleiter auf den apostolischen Wanderfahrten, als Msgr. Maximus, Bischof von Theben, sind unter den augenblicklichen Verhältnissen ihrer jungen Kirche gezwungen, während ganzer Monate unter der armen Fellah-Bevölkerung zu leben und mit ihr die grobe Nahrung und unbequeme Wohnung zu teilen. 
Sie predigen und katechisieren wie gewöhnliche Priester, ziehen missionierend von Ort zu Ort und scheuen nicht die Opfer, welche dieses Leben unter einem Landvolke, ebenso arm an irdischen Gütern als reich an Gelehrigkeit und gutem Willen, mit sich bringt.

Seine Seligkeit endlich, Msgr, Macaire, unter dem Namen Cyrillus II. der erste Patriarch der wiedererstandenen koptisch-katholischen Hierarchie, ist durch seinen feurigen Eifer wie durch seine Talente und sein Wissen würdig, an der Spitze dieser apostolischen Bischöfe zu stehen. 
„Unser ehrwürdiger Bruder Cyrillus Macaire“, so sagte in der Konsistorial-Allokution vom 19. Juni 1899 Papst Leo XIII., „zeichnet sich aus durch Tugenden, die eines Bischofs würdig sind, durch Wissenschaft, Frömmigkeit, Klugheit und Gewandtheit in der Amtsführung, wie Wir es durch persönliche Erfahrung festgestellt haben. Deshalb haben Wir ihn der Patriarchalwürde würdig befunden.“

All dies ist wohl im Stande, unsern apostolischen Eifer zu wecken. Ein nicht geringer Sporn aber ist die Regsamkeit unserer Gegner. Wie vorauszusehen war, hat die religiöse Erweckung im Schoß der schismatischen Kirche, der laute Ruf ihrer einzig legitimen Oberen, die massenhafte Rückkehrbewegung zur alten Mutterkirche das Signal zu einer Erneuerung der alten Feindschaft gegen die katholische Kirche gegeben.

Den Protestanten war es bei dem unsäglich traurigen Stand der schismatischen Kirche verhältnismäßig leicht gewesen, fast in allen bedeutenderen Mittelpunkten Fuß zu fassen. 
Natürlich sahen sie unser Erscheinen auf dem Kampfplatz und unsere Bemühungen, das verlorene Gebiet zurückzuerobern, mit scheelen Augen. Tatsache ist denn auch, dass der Protestantismus in Oberägypten im Niedergang begriffen ist, und dass die Religion der freien Forschung keine Zugkraft mehr ausübt. 
Viele der armen Schismatiker, die, durch schöne Worte und Versprechungen verlockt, zu Überläufern geworden, sind enttäuscht und kehren den Sekten den Rücken.

Im Grunde ist die Häresie mit ihrem kalten Gottesdienst ohne Poesie und Weihe dem orientalischen Geist und Gemüt nicht sympathisch und der Hass der Sekten gegen die unbefleckte Mutter des Herrn steht in grellem Widerspruch zur Marienverehrung, die so tief im Gottesdienst und in der Jahrhunderte alten Überlieferung der Kopten wurzelt.

Die eigentlichen Gegner der katholischen Mission im Niltal sind übrigens augenblicklich weniger die Protestanten als vielmehr die „Orthodoxen“ bzw. Schismatiker. 
In Kairo hat sich aus allem, was die koptische Nation an gebildeten und einflussreichen Elementen besitzt, ein eigenes Komitee gebildet mit dem ausgesprochenen Zweck, die wankende Kirche zu stützen, welcher der Protestantismus schon so empfindlichen Abbruch zugefügt hat.

Dieses Komitee spornt den sonst so trägen orthodoxen Klerus an, setzt die alten Schulen instand, gründet neue und sucht mit allen Mitteln die starke Bewegung zur katholischen Einheit zurückzudrängen. 
Seltsam! Solange es sich um die Verwüstung handelte, welche die protestantische Propaganda inmitten der koptischen Kirche und Nation anrichtete, beunruhigte sich kein Mensch darüber. Man schien dem Abfall so vieler gar keinen Wert beizulegen.

Ein Wort, das zufällig dem Mund des schismatischen Patriarchen entfiel, zeichnet deutlich diese gleichgültige Stimmung. 
Als nämlich einer unserer Patres bei Gelegenheit eines Besuchs beim Patriarchen darauf hinwies, dass die Protestanten ihm doch sehr viele Schäflein entführten, erwiderte er mit sorgloser Miene: „Was liegt daran? Es gibt im Meere viele Fische; jeder kann dort nach Belieben angeln; es bleiben immer noch genug darin.“

Kaum aber war die katholisch-koptische Hierarchie eingerichtet, kaum hatte der einheimische Klerus, unterstützt von den Missionären, sich mutig ans Werk gemacht und wurden die gemeinsamen Bemühungen mit Erfolg gesegnet, als der jakobitische Klerus und die einflussreiche Laienpartei ein lautes Zetergeschrei erhoben.

Nun wurden alle Kräfte angespannt, um dem Vordringen des Katholizismus ein Ziel zu setzen.

Während früher die schismatischen Gommos ihre Schäflein nie besuchten, außer zu Erntezeit, wo es galt, sich ihren Zehnten zu sichern, sind sie jetzt wie durch einen Stachel aus ihrer sonstigen Gleichgültigkeit aufgescheucht worden, durcheilen die Ortschaften, die wir evangelisieren, und suchen durch ebenso gemeine als lächerliche Verleumdungen die katholische Religion und besonders den katholischen Klerus beim leichtgläubigen und einfältigen Landvolk in Misskredit zu bringen.

Der Papst, so schwätzen sie den Leute vor, verkaufe Ablässe, d.h. nach ihnen die Erlaubnis, zu sündigen, auf 40-100 Jahre hinaus, je nach dem Wortlaut der Bewilligung.

Der schismatische Bischof von Minieh gibt hierin seinen Gommos den Ton an. Er sagt uns die namenlosesten Verbrechen nach, Verleumdungen, wie sie selbst die jansenistischen Parlamente, diese grimmigen Feinde der Jesuiten, in ihrem sonst so reichen Arsenal nicht vorrätig hatten.

Dieser „würdige Prälat“ macht bei den bekehrten Familien die Runde und sucht sie um jeden Preis zur Rückkehr in den Schoß der „orthodoxen Kirche“ zu bewegen, indem er u.a. mit der Moraltheologie des P. Gury in der Hand ihnen beweist, dass die Anhänger der römischen Kirche das Fastengebot nicht mehr in seiner ursprünglichen Strenge und Reinheit beobachten. Das gilt aber in den Augen dieser Orientalen als ein Kapitalverbrechen. Für eine sehr große Zahl dieser unwissenden Christen ist das strengste Fasten während zwei Drittel des Jahres das Alpha und Omega ihrer Religion.

Die unglückseligen Jünger des Dioskorus (Dioskorus war der Patriarch von Alexandrien, der 449 die sog. Räubersynode von Ephesus zu Gunsten des Häretikers Eutyches berief) sind in diesem Punkte unerbittlich. 
Man kann wohl sagen, dass sie das milde Lebensprogramm, das der hl. Augustinus in die Worte fasste: Ama et fac quod vis („Liebe nur, dann tue, was du willst“), dahin abgeändert haben, dass sie sagen: „Faste, faste, faste ohne Gnade und Erbarmen, dann tue, was du willst.“ 

In der Tat tun diese armen Schismatiker auch sonst, was sie wollen, ohne dass ihre Hirten etwas dagegen zu erinnern hätten. Ist die 55 Tage lange Fastenzeit vorüber und kommt der Karsamstag, so hört alle Abstinenz und alle Mäßigkeit auf; Trinkgelage und wüste Schmausereien treten an Stelle der heiligen Zeremonien, und nur eine kleine Zahl der Gläubigen hört am Ostersonntag und am Weihnachtsfeste eine heilige Messe. 

Die beiden langen Fastenzeiten vor Ostern und im Advent haben alles andere, selbst den Empfang der heiligen Sakramente, aufgesogen. Derselbe ist bei den Schismatikern sehr schwach. 
Dies erklärt denn auch die Schwierigkeit, die wir finden, unsere Neubekehrten zum regelmäßigen Empfang der Sakramente zu bringen.

Vielleicht noch ernster und trauriger ist die Leichtigkeit, mit welcher unter den Schismatikern die Ehe gelöst wird. Sind die Jakobiten mit ihren Frauen unzufrieden, so bedarf es bloß einer Eingabe an den Bischof und einiger beifolgender Goldstücke, um die Scheidung und die Erlaubnis zum Eingehen einer neuen Ehe zu erlangen. 
In solchen Fällen ist an eine Bekehrung selbstverständlich nicht zu denken.
(Aus: die katholischen Missionen, 1900)

Man sieht, welch schreckliche Irrtümer sich dort einschleichen, wo die Kommunion mit dem Statthalter Christi verweigert wird. Beten wir für unsere irrenden Brüder im Schisma!