Montag, 30. April 2012

Das rührende Gebet einer alten Indianerin




Indianer im Kriegsschmuck
Da war unter den Indianern ein steinaltes Mütterchen von 84 Wintern  sie zählen nicht nach Sommern. Ihr Gedächtnis bewahrte einen reichen Schatz von Gespenstergeschichten, sie könnte euch den ganzen Tag davon erzählen. Man rede von der Jagd, man frage, wie man den Bären fängt, wie man die Hasen erlegen müsse — das alles weiß sie; aber wenn man von der Religion anfängt, wenn man ihr auch nur das allerkürzeste Gebet beibringen will, da verlässt sie das ganze Gedächtnis. 


Eines Tages setzte sie meine Geduld mehr als gewöhnlich auf die Probe und ich sagte ihr, ich könne sie unmöglich zur heiligen Taufe zulassen, sie sei viel zu unwissend. 
Da fiel das arme Mütterchen auf die Knie und beschwor mich mit Tränen um Barmherzigkeit. „Wie, mein Enkel, “ sagte sie, „wirst du es über dich bringen, dass du mich auch noch nach meinem Tode dem Elend preisgibst, mich, die ich schon während meines Lebens so viel erdulden musste?“ — Sie zeigte einen so lebendigen Glauben, dass ich ihr die Taufe versprach. Von nun an stand sie täglich schon lange vor der Zeit an der Türe unserer Blockhütte, um den Beginn der heiligen Messe abzuwarten, der sie mit jedermann erbauenden Andacht beiwohnte. 
An Sonntagen trug sie außer der gewöhnlichen Kleidung aus Elentierhäuten noch einen Ledersack, einer Hirtentasche ähnlich, während der Messe in ihren Händen. 
Am ersten Sonntag ärgerte mich das, doch sagte ich kein Wort; als ich aber am folgenden Sonntag wiederum diesen Sack in ihren Händen sah und meinte, sie habe „Medizinkräuter“, d.h. abergläubische Mittel in demselben, fragte ich sie in ziemlich barschem Ton, ob sie denn noch immer zum Teufel ihre Zuflucht nähme. „Ach, mein Enkel, “ sagte sie, „zürne mir nicht! Du hast mir gesagt, ich sei das unwissendste Weib auf der Welt und das ist wohl wahr, da ich auch nicht das kleinste Gebet zu Gott sagen kann. Und das ist der Grund, weshalb ich den Sack in meinen Händen trage.“ 
Mit diesen Worten zog sie ein großes Paket Birkenrinde aus dem Sack, das ein zweites und dieses ein drittes ähnliches enthielt; dann kam ein Papier und noch ein Papier und endlich ein schönes Bild der lieben Mutter Gottes mit einem herrlichen Gebete. 
„Da ich während der Messe Gott nichts zu sagen weiß,“ erklärte sie mir, „bitte ich Gott um Barmherzigkeit! Mein Gott! Ich bin so dumm wie ein Vieh (ich kann den indianischen Kraftausdruck nicht wohl übersetzen und gebe nur den Sinn); du kennst jedoch alle die guten und schönen Dinge, die auf diesem Bild geschrieben sind, und alle diese schönen und guten Dinge sage ich zu dir — nimm sie an!“
So lautete das Gebet dieses guten Mütterchens. Ich spendete ihr wenige Tage nachher die heilige Taufe, dann reiste sie allein in einem Rinden-Kanoe nach dem Elksee (Caribu-See), um dort den Winter zuzubringen. Ich konnte die arme Alte nicht ohne Tränen scheiden sehen. Welche Mühsale harrten ihrer während des langen und bitteren Winters! Sie hat kein Blockhaus und die Nahrung muss sie sich unter Schnee und Eis suchen.
(Aus: Die katholischen Missionen, 1881)

Sonntag, 29. April 2012

Die Gilbertiner in Polynesien


Gilbertiner in Kriegskostüm
Wie die meisten Polynesier sind auch die Gilbertiner (Anm.: Einwohner Kiribatis - früher Gilbertinseln) sehr kriegerisch, und ihre starken, geflochtenen Panzerhemden und die mit scharfen Fischzähnen gespickten Lanzengaben bilden eine ethnographische Merkwürdigkeit.

Auch schon ehe das Christentum auf diesen Eilanden erschien, hatten die Eingeborenen die Idee von einem höchsten Wesen, das sie mit dem vielen polynesischen Sprachen gemeinsamen Namen „Te Atua“ bezeichneten. 
Das Naturgesetz war ihnen gleichfalls wohl bekannt. 


Allein auch hier, wie bei den meisten Naturvölkern, trat im äußern Kult das höchste Wesen fast ganz hinter den Geistern zurück, die nach ihrer Vorstellung unmittelbar in die Geschicke der Menschen, sei es freundlich sei es feindlich, eingreifen. Einzelne große Steinblöcke an gewissen Stellen, Bäume und ähnliches erschienen ihnen als eine Art Personifikation der in ihnen wohnenden Geister. Jeder hatte seinen eigenen Namen. 
Und um sie günstig zu stimmen oder zu versöhnen, brachten die Insulaner ihnen Geschenke dar. Wie tief dieser Aberglaube in den Insulanern steckte, zeigte sich besonders, wenn die Missionäre in der Absicht, ihnen die Lächerlichkeit ihres Kultus zu zeigen, mit kühner Hand die Opfergaben wegrissen oder mit ihren Stöcken verächtlich auf die gefürchteten Steinklötze losschlugen. 
Ein Ausdruck des Schreckens ging dann über die Gesichter der umstehenden Gilbertiner; sie meinten, der Geist müsse sich regen und die ihm angetane Schmach am weißen Manne rächen. So war es nicht schwer, ihnen zu zeigen, wie töricht ihre Furcht sei und wie unrecht sie handelten, über diesen Wahngebilden ihren wahren himmlischen Vater und allmächtigen Schöpfer zu vergessen. 
Dass die Gilbertiner an die Unsterblichkeit der Seele glaubten, ergab sich aus der Vorstellung, dass die Geister der Hingeschiedenen in ihre Mitte zurückkehrten und unter ihnen umgingen.
So war im Allgemeinen der Boden dieses Insellandes für die Aufnahme des Christentums nicht allzu ungünstig geartet. „Sie sind schon lange Zeit hier,“ so fragte eines Tages einer der neuangekommenen Missionäre einen alten Bretonen, der auf der Insel wohnte, „und Sie hatten Zeit, sich über die Sitten dieser Insulaner ein Urteil zu bilden. Was denken Sie? Sind die Gilbertiner wohl recht schlecht?“ – „Nun, Pater,“ lautete die Antwort, „die Leute in den Großstädten Europas sind zehnmal schlechter.“ — “Und das ist wahr”, fügt der Missionär hinzu.
(Aus: die katholischen Missionen, 1897 u. 1902)

Samstag, 28. April 2012

Die Schwestern der Liebe in Point de Galle (Sri Lanka)


Die 1893 errichtete und seit 1894/95 von belgischen Jesuiten verwaltete neue Diözese Galle entwickelt sich recht günstig. Die Zahl der Katholiken hat sich auf bald 7000 vermehrt, die der Schulen und Schulkinder mehr als verdreifacht. 1897 kamen die ersten 5 Schwestern der Liebe von Gent (siehe Bild) zur Übernahme der Mädchenschulen in der Hauptstadt Point de Galle an. Im Januar 1900 waren es 9 Schwestern mit 3 eingeborenen Postulantinnen. 
Die Schwestern leiten ein kleines Pensionat mit etwa 50 Zöglingen und etwa 100 Externen, eine englische Schule mit ungefähr 120 Zöglingen und eine singhalesische Arbeitsschule. Die Schulen sind rasch sehr populär geworden und haben bei den staatlichen Prüfungen gute Erfolge erzielt. Die Gewerbeschule gewann bei der nationalen Ausstellung 1899 sogar den ersten Preis für Stickereien. 
Die Kinder bilden ein buntes Gemisch von Farben und Religionen. Die meisten sind katholisch. Daneben aber ist z.B. die kleine Nangina, eine Buddhistin, mit anderen ihrer Sippe; das Schwesternpaar Lätitia Elsy und Nella von Schoonbeke, deren Vater, ein protestantischer ‚Burgher‘ (Abkömmlinge der alten Holländer, die einst Herren von Ceylon waren), eine eingefleischte Buddhistin zur Frau hat. Gina van Dort ist trotz holländischen Namens eine Buddhistin. (…)
Die Kinder hängen sehr an den Schwestern, und diese tun alles, um die Liebe und das Vertrauen der Mädchen zu gewinnen: Obschon den Kindern volle Freiheit der Entscheidung gelassen wird, ist bereits eine ganze Anzahl katholisch geworden, sowohl von den kleinen Buddhistinnen wie Protestantinnen. Die Eltern machen in der Regel keine Schwierigkeiten. 
Ein seltsamer Fall war folgender. P. Schäffer S.J., einer der Missionäre, feierte in Tangalle mit den dortigen Christen das Weihnachtsfest. Um den Kindern eine Freude zu machen, veranstaltete er eine kleine Lotterie. Jedes durfte kommen und aus dem großen Tropenhut des Paters sich ein Los holen. 
Da drängte sich auch ein Buddhistenkind herzu. „Pater, “ rief eine Christin „jage das Mädchen fort; es ist eine Buddhistin.“ — „So“, sagte der Pater freundlich, „eine Buddhistin? Nun, die Kleine wird gewiss auch Freude an Geschenken haben. Komm nur her.“ Und das Kind durfte mit in den Hut langen. 
Am folgenden Tage kam der Katechist und meldete: „Wissen Sie auch, Pater, dass Sie gestern durch die Zulassung des Buddhistenmädchens eine ganze Familie bekehrt haben?“ 
Die Sache war so. Als das Kind zur Welt gekommen, wurden nach heidnischer Sitte die Gestirne befragt. Es hieß, das Mädchen würde dereinst seine Religion ändern. 
Als nun der Missionär kam, ermunterten die Eltern die Kleine, sich unter die katholischen Kinder zu mischen. Inzwischen standen die Eltern abseits und beobachteten den Verlauf. Bei dem unfreundlichen Ausruf der Christin flüsterte die Buddhistin ihrem Manne zu: „Das ist nicht die Religion für unser Kind.“ 
Aber als sie sah, wie freundlich der Missionär ihr Kind aufnahm, änderte sie ihre Meinung. Nach Hause zurückgekehrt, meinte der Mann: „Es geht wohl nicht gut an, dass unser Kind allein von einer ganz buddhistischen Familie Christin wird; es wird das Beste sein, wenn du ihm folgst.“ — „Ja, warum soll ich denn Christin werden, wenn du Buddhist bleibst?“ 
So kam denn nach kurzer Überlegung die ganze Familie herüber. In einer Reihe von Fällen hat die Konversion der Kinder bei den Schwestern die Bekehrung ihrer Eltern und Verwandten nach sich gezogen.

Aus: Die katholischen Missionen,  Illustrierte Monatsschrift, 29. Jahrgang, Nr. 11, August 1901, Herder’sche Verlagsbuchhandlung, Freiburg i. Br., S. 255)

Freitag, 27. April 2012

Einheimische Kleriker und Schwestern in der Mission


Hier eine Bilderreihe, die die Universalität der katholischen Kirche einmal mehr unter Beweis stellt (zum Vergrößern auf die Bilder klicken):

Die koptisch-katholische Hierarchie (1900) 
Bischöfe v.l.n.r.: Msgr. Maximus, Bischof von Hermopolis, Seine Seligkeit Cyrillus II. Macaire, Patriarch der katholischen Kopten und Msgr. Ignatius, Bischof von Theben


Einheimische Schwester,Tonga (1900) 

Die Bischöfe Albaniens und Franziskanermissionäre (1902)
(Man beachte die Schnurbärte, ein typisches Merkmal des albanischen Klerus dieser Zeit)

Die Drei syro-malabarischen apostolischen Vikare (1900) 
(korrekt in Reihenfolge rechts, links, Mitte) Msgr. Johann Manacherry, Apost. Vikar von Trichur und Titularbischof von Parielus, Msgr. Alois Pareparambil, Apost. Vikar von Ernaculam und Titularbischof von Tyana und Msgr. Matthäus Makil, Apost. Vikar von Changanachery und Titularbischof von Tralles (Seligsprechungsverfahren ist eingeleitet)

Schwarze Schwestern und Zöglinge in Galveston, Texas  



Die Bibel - KEIN Missionsmittel



Katholische Bibel
Bekanntlich besteht in Bezug auf die Verwendung der Bibel in den Missionen zwischen katholischen und protestantischen Missionären ein tiefgreifender Unterschied.
Während die katholische Praxis das „heilige Buch“ auch als solches behandelt und erst in bereits fest begründeten Gemeinden die Schrift und zwar meist nur in sorgfältiger Auswahl, die vornehmlich das Evangelium und vom Alten Testament nur die großen Grundzüge bietet, den Heidenchristen in die Hände legt, wird von den Protestanten gleich mit der Bibelverteilung in Masse begonnen und die Zahl der verteilten Bibeln vielfach zum Maßstab der Missionserfolge genommen. 

Wie sehr dadurch das „Buch der Bücher“ dem Missbrauch preisgegeben wird, liegt auf der Hand. Zu den vielen Bestätigungen dieser Tatsache liefert Paul Horn in einem Artikel über das „Christentum in Persien“ einen bemerkenswerten Beitrag. „Am zufriedensten“, so heißt es da unter anderem, „sind die protestantischen Missionäre immer mit dem Absatz der Bibelübersetzung.

Nun, Mohammedaner werden diese kaum oder nur höchst selten lesen. 

Die mit so bedeutenden Kosten gedruckten, eingebundenen und gratis verteilten Bibeln, so erzählt der langjährige Leibarzt des jetzigen Schahs, Dr. Polak, in seinem vortrefflichen Buch über Persien, werden von den Empfängern sofort aus den Deckeln gerissen und im Bazar als Altpapier verbraucht. Der einfache Bibelstil ist dem Orientalen zuwider; er liebt pomphafte Worte, eine blumige, bilderreiche Sprache, der er gern Gedanken und Inhalt aufopfert. Zuweilen ließ sich der Schah zur Belustigung einige Kapitel aus der Bibel vorlesen, und jedes Mal brachen er und die Höflinge sehr bald in lärmendes Gelächter aus, so dass an ein Fortsetzen der Lektüre nicht zu denken war. 


Die Perser haben ein großes Interesse an theologischen Gesprächen und Disputationen, auch die einfachsten Leute, aber eine Übersetzung der Bibel zu lesen, halten sie kaum für der Mühe wert…
Eine Ausnahme machen die Babes, die neueste islamitische Sekte; sie lesen mit Vergnügen das Neue Testament, besonders die Lebensgeschichte Jesu.“ Diese ist es denn auch, die von den katholischen Missionären zunächst und hauptsächlich als Missionsmittel gebraucht wird. 

Übrigens nimmt ja seit einiger Zeit unter den Protestanten in Deutschland die Bewegung zu, welche dafür eintritt, zumal den Kindern die Bibel nur im Auszug in die Hand zu geben, da die Erfahrung lehrt, dass die unterschiedslose Lesung der ganzen Bibel in der Schule schwere Missstände zur Folge hat. 

Muss dies aber nicht bei neubekehrten Heiden noch viel mehr der Fall sein?


(Aus: die katholischen Missionen, 1896)

Donnerstag, 26. April 2012

Fromme Chinesen in Malakka und Tronoh


Msgr. Ladislaus Zaleski mit chinesischen Kindern 
Den wichtigsten Bestandteil unter der buntgemischten Bevölkerung der Diözese Malakka bildet für die Mission die große Schar der eingewanderten Chinesen, deren Zahl mehr als eine Million beträgt. Herrliche Erfolge hat die Kirche bereits in kurzer Zeit unter ihnen errungen. 
Man kann daher die Freude der Glaubensboten begreifen, als der erste chinesische Priester aus Malakka im vergangenen Jahr zum Altar trat.
Michael Sih, so hieß der Glückliche, ist der Sohn eines alten Katechisten der Mission. Aus Rücksicht auf die Landsleute des Neupriesters beschloss der Bischof, in der Chinesenkirche St. Peter von Singapur die Weihe vorzunehmen. 

Das rief einen wahren Rausch der Begeisterung unter den gelben Söhnen des Orients hervor; eine Subskription wurde eröffnet, zu der alle freigiebig beisteuerten. Mit dem Ergebnis beschloss man, dem jungen Priester einen Kelch und Messgewänder anzuschaffen.
Dann gab das ganze Volk sich ans Schmücken und Zieren. Schon in der Morgenfrühe war die Kirche am Festtag dicht gefüllt. Hunderte mussten draußen warten; denn außer der ganzen katholischen Chinesenbevölkerung aus beiden chinesischen Pfarreien der Stadt waren noch viele Landsleute vom Land ringsum gekommen; dazu hatten sich viele andere Gäste eingefunden, darunter selbst der stellvertretende Gouverneur der Kolonie. 
Am Schluss der Feier spendete der junge Priester seinem greisen Vater, der 30 Jahre eifrig der Mission gedient hat, die heilige Kommunion. Der brave Mann wollte bis zum Mittag nüchtern bleiben, um aus den eben geweihten Händen seines jüngsten Sohnes den Leib des Herrn zu empfangen.
Im Allgemeinen sind die Missionäre mit dem chinesischen Volk sehr zufrieden. Viele Züge edler Opferfreudigkeit wissen sie von den braven Leuten zu berichten. Ein ganz armer Christ in Tronoh kam regelmäßig am Sonntag zu seinem Missionär und brachte ihm von seinem sauer verdienten Lohn Geld für einige heilige Messen. Für die armen Seelen sollten sie dargebracht werden.
Eines Tages besuchte ihn der Priester in seiner kleinen Hütte und bemerkte, dass sie sehr schadhaft war. 
„Warum machst du dir kein neues Dach, es regnet hier hinein?“ fragte ihn der Glaubensbote. „Ich habe kein Geld“, erwiderte der einfache Mann. „Aber wenn du kein Geld hast, warum bestellst du denn immer Messen? Du solltest zuerst für dich sorgen; der liebe Gott verlangt von dir nicht solche Opfer.“ 
„Pater“, antwortete er, „was ich leide, wenn es regnet, ist nichts im Vergleich zu dem, was die armen Seelen im Fegfeuer ausstehen müssen. Darum muss ich vor allem für sie sorgen.“
„Ich“, so erzählt der Missionär weiter, „vermochte nichts anderes zu sagen, als: ‚Fahre nur fort, wie du getan, der liebe Gott ist mit dir zufrieden, und die armen Seelen werden sich dir nicht undankbar erweisen.‘


(Aus: die katholischen Missionen, 1913)

Die göttliche Vorsehung leitet ein losgekauftes Sklavenmädchen zu seiner Mutter


Kirche in Bagamoyo (Chen Hualin)


„P. Hirtzlin“, so schreibt die Schwester Maria Augustina, Oberin von Bagamoyo, „war unermüdlich auf der Suche nach armen Negerkindern, um sie loszukaufen oder vor dem Tode zu taufen. 


Eines Tages ging er in das Haus eines Inders, wo sich, wie man ihm gesagt, ein kleines, krankes Sklavenmädchen befand, das wahrscheinlich seinem Tode nahe sei.
In der Tat fand der Pater ein Negermädchen von 5-8 Jahren am Boden ausgestreckt, dessen Leben nur noch an einem dünnen Faden zu hängen schien. Ohne Aufschub taufte er das arme Geschöpf.
Am folgenden Tag ging er wieder hin und fand das Kind noch am Leben. So gingen mehrere Tage vorbei; der Zustand der Kleinen besserte sich so zusehends, dass der Pater, nicht gewillt, diese kostbare getaufte Seele in den Händen eines Ungläubigen zu lassen, die Frau des Hauses bat, ihm das Kind abzutreten. 


Der Handel war bald geschlossen, und Pater Hirtzlin, ganz glücklich über seine Eroberung, nahm wie ein recht guter Hirt das arme Schäflein auf seine Schultern und brachte es in die sichere Hürde. Als er bei uns anlangte, war gerade der Unterricht der Frauen im Gange. Er setzte das Kind mitten in der Gruppe der Negerinnen auf den Boden, und dieses schaute mit großen Augen sich die Versammlung an.
Auf einmal blieb sein Blick auf einer der Frauen haften, und mit dem lauten Aufschrei: „Mama, Mama!“ sprang es vom Boden auf und auf die Negerin zu. 

Diese, die bis jetzt das Mädchen nicht näher beachtet hatte, schaute ganz erstaunt auf. Sofort erkannte sie es, schloss es in ihre Arme, nannte es ihr liebes Herzenskind und bedeckte es mit Tränen und Küssen.
Nach einer Weile fragte sie erstaunt: ‚Aber hat denn der Pater gewusst, dass ich ein Kind habe, und ist er es suchen gegangen?‘

Der Pater sagte, er habe von diesem seltsamen Zusammentreffen keine Ahnung gehabt. Da warf sich die glückliche Frau auf die Knie, nahm ihr Kind in ihre Arme, hob es gen Himmel, das Auge voll Tränen, und rief: ‚Gott ist es, der liebe Gott; er allein hat mir mein Kind zurückgegeben!‘ 
Und sie dankte Gott in der rührendsten Weise vor den Zeugen dieser wirklich ergreifenden Szene. 
Wie bewunderungswürdig ist doch diese zarte Aufmerksamkeit der göttlichen Vorsehung. O wie mich das ermutigt, an der Verwirklichung der Pläne zu arbeiten, die er mit diesen armen Kindern Afrikas vorhat!“


(Aus: die katholischen Missionen, 1890)

Mittwoch, 25. April 2012

Papst Pius XI. über die Pflicht zur katholischen Mission

Aus: Pius XI., Rerum ecclesiae, 1926, Über die katholischen Missionen

Beweggründe des Missionseifers

5 Wenn diejenigen, die zum Schafstalle Christi gehören, sich gar nicht kümmern wollten um alle die andern, die außerhalb der Herde unglücklich umherirren - wie wenig vertrüge sich das mit der Liebe, die wir Gott dem Herrn und allen Menschen schulden. Es ist wahrlich nicht notwendig, des längeren darüber zu reden. Es fordert ja unsere Pflicht der Gottesliebe, dass wir nach Kräften die Zahl derjenigen vergrößern, die ihn kennen und anbeten „in Geist und Wahrheit" (Joh 4, 24). Es fordert ja unsere Pflicht der Gottesliebe weiterhin, dass wir möglichst viele Menschen der Herrschaft unseres liebenden Erlösers zuführen, damit um so reicher der „Nutzen seines Blutes" werde (Ps 29, 10). Und dass wir immer mehr ihm zu Willen sind, ihm, dem gar nichts willkommener sein kann, als dass "alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen" (1 Tim 2, 4).

6 Christus selbst hat eben dies als das besondere und eigentliche bleibende Kennzeichen seiner Jünger hingestellt, dass sie einander lieben sollen (Joh 13, 35; 15, 12): können wir denn eine größere und schönere Liebe unserem Nächsten erweisen, als wenn wir Sorge tragen, sie der Finsternis des Unglaubens zu entreißen und mit dem rechten Glauben Christi vertraut zu machen? Vor allen übrigen Werken und Zeichen der Liebe hat dieses sicherlich ebenso sehr den Vorzug, wie die Seele höher steht als der Leib, der Himmel höher als die Erde, die Ewigkeit höher als die Zeit.

Wer immer sich für dieses Liebeswerk nach Kräften tätig einsetzt, der zeigt, dass er das Geschenk des Glaubens nach Gebühr einzuschätzen weiß. Und der erweist sich zudem dankbar gegen Gottes Güte dadurch, dass er dieses allerkostbarste Geschenk, den Glauben, und was sonst noch damit verbunden ist, den armen Heiden zuteil werden lässt. Wenn sich einer solchen Pflicht schon keiner aus der Gemeinschaft der Gläubigen entziehen darf, sollte es der Klerus dürfen, dem Christus der Herr in wundersamer Gnadenwahl Anteil an seinem eigenen Priestertum und Apostolate schenkt: solltet ihr es dürfen, ehrwürdige Mitbrüder, die ihr, durch des Priestertums Fülle ausgezeichnet, je für euren Bezirk dem christlichen Klerus und Volke, von Gottes wegen, Vorsteher und Führer seid? Wir lesen doch, dass Jesus Christus nicht nur dem Petrus allein, dessen Lehrstuhl Wir innehaben, sondern allen Aposteln, deren Nachfolger ihr seid, den Befehl gab: "Geht hin in alle Welt und predigt allen Geschöpfen das Evangelium" (Mk 16, 15).

Pax Christi iIn Regno Christi
Der Friede Christi in der Herrschaft Christi!
Das wird leider bei den zur Zeit modernen interreligiösen Friedenstreffen vergessen

Dienstag, 24. April 2012

Ein junger Basutohäuptling erklärt die Marienverehrung

Bei Gelegenheit einer großen Volksversammlung, die der Oberhäuptling der Basutos, Litifia, veranstaltet hatte und bei der die religiöse Frage und besonders der Unterschied der katholischen und protestantischen Lehre zur Sprache kam, trat unter anderem auch Massupa, der jüngere Bruder Litifias, auf und sprach:

„Mein Bruder und Häuptling Litifia! Vor allem muss ich dir mitteilen, dass ich die Römischen (Missionäre) zu mir eingeladen und ihnen nahe bei meinem Dorfe eine Wohnung angewiesen habe. Die protestantischen Prediger haben alles getan, um mich davon abzuhalten. 

Ich aber blieb dabei, erklärend, dass mein Vater sowohl die katholischen wie die protestantischen Missionäre mit seinem Wohlwollen beehrt habe, und dass die römischen wenigstens ebenso viel Recht darauf hätten als die protestantischen.

Es hat aber einer der protestantischen Missionäre gesagt, dass zwischen ihnen und den Katholiken eine Kluft bestehe, und diese Kluft sei Maria.

Nun, ich habe gehört, was die katholischen Priester hierüber lehren. Danach verhält es sich so:
 Mariae  Krönung
Fra Filippo Lippi
entstanden 1441/47
Maria ist die Mutter Jesu; Jesus aber ist der Sohn Gottes, somit ein großer, mächtiger Herr; folglich ist Maria die Mutter eines großen Königs. Die Mutter eines Königs aber nennen wir Königin; folglich ist Maria Königin.

Ferner hat sie ihr Sohn, nachdem er in den Himmel aufgefahren, zu sich hinaufgenommen. Dort steht nun seine Mutter bei seinem Throne, reich an Glorie und Macht. Nun wenden sich die römischen Christen an diese Königin und sagen: „O Maria, die du beim Throne Gottes stehst, bitte für uns!“ Gebt wohl Acht! Sie sagen nicht einfachhin: „ wir bitten dich“, sondern „wir bitten dich, bitte für uns.“ Alles dieses scheint mir sehr vernünftig.

So weit Massupa. Wie manchen der von uns getrennten irrenden Brüder wäre die gesunde Logik dieses jungen Basutohäuptlings zu wünschen!

(Aus: Katholische Missionen, 1890)

Die Pest und die Kreuzschwestern von Bombay

Die Pest hat in Bombay und Puna seit Juni fast ganz nachgelassen, fordert aber an anderen Orten noch zahlreiche Opfer. 
Der Tod der ehrw. Schwester Elisabeth, einer der Kreuzschwestern, die sich in Bombay der Pflege der Pestkranken geweiht hatten, hat unter allen Klassen der Bevölkerung lebhafte Teilnahme geweckt, und das Begräbnis gestaltete sich zu einer großartigen Kundgebung der Dankbarkeit und Verehrung.
Die protestantische Times of India und andere Blätter gaben diesen Gefühlen wiederholt den beredtsten Ausdruck. Es sei was ganz anderes, Indiens Hitze zu tragen mit der Aussicht eines reichen Einkommens und einer späteren sorgenfreien Pensionierung. 
Die Schwestern aber hätten alles verlassen, was einem Menschenherz teuer ist, um sich, ohne auf irdischen Lohn zu hoffen, ganz ihrem so opfervollen Berufe zu weihen. Sie hätten auf allen Trost irdischer Liebe verzichtet, „damit in ihrem Herzen eine weitere, fessellose geistige Liebe Platz gewönne, die sie dem liebebaren Leben armer, verlassener Waisenkinder schenken könnten. Wahrhaftig, es liegt in einer solchen Weihe, einem solchen Opferleben und freiwilligen Martyrium etwas, das uns allen, gleichviel, ob wir einer Religion angehören oder welcher, Hochachtung abzwingt.
Allein während der gegenwärtige Pestilenz sind manche dieser Schwestern aus diesem und anderen religiösen Orden noch zu einem höheren Grade des Heroismus gerufen worden. 
Mit Einsetzung ihres Lebens haben sie diesem Rufe, ohne einen Augenblick zu zögern, Folge geleistet… Bei diesem Werk der Liebe hat eine ihr Leben hingegeben. Wahrlich, da sind wir voll und ganz berechtigt zu sagen: „Größere Liebe als diese kann kein Mensch haben.“ Und gewiss handeln wir im Namen der ganzen europäischen Bevölkerung von Bombay, wenn wir diesen opfermutigen christlichen Frauen unseren Dank aussprechen. 
Mit Recht werden sie „Töchter des Kreuzes“ genannt.
Es ist unsere Überzeugung, dass solch ein Beispiel, wie sie es gegeben haben, mehr geistige Frucht hervorzubringen geeignet ist, als das Predigen vieler Missionen. Denn es muss jedes Herz im Inneren erfassen.“

Zu Ehren der Schwestern wurde in dem Grand Road Hospital von den Ärzten und Assistenten und dem ganzen Personal eine öffentliche Demonstration in dem prächtig geschmückten Hauptsaal veranstaltet, bei welcher das verdienstvolle Wirken der Schwestern in schwungvollen Reden und herzlichen Ovationen gefeiert wurde. Ähnliches wiederholte sich in anderen Spitälern. Ehre unseren katholischen Schwestern!

(Aus: die katholischen Missionen, 1897)

Montag, 23. April 2012

Der große Eifer eines jungen schwarzen Erstkommunikanten


Über den großen Eifer, womit die schwarzen Katechumenen sich auf den schönsten Tag im Leben des Katholiken, auf den Tag der ersten hl. Kommunion, vorbereiten, erzählt uns ein Missionär folgendes schönes Beispiel:

Maua, ein Negerknabe, welcher in der hl. Taufe den Namen Thadäus erhielt, hatte große Sehnsucht nach der hl. Kommunion. Er hoffte bestimmt, am weißen Sonntag vorigen Jahres zum Gnadentische zugelassen zu werden, allein der Missionär hielt ihn für nicht genügend unterrichtet. 

Sofort nach dem Unterricht begab sich Thadäus in die Wohnung des Glaubensboten und bat mit aufgehobenen Händen, am weißen Sonntag die hl. Kommunion empfangen zu dürfen.
Der Missionär belobte sein hl. Verlangen, fügte jedoch bei: „Ich kann aber deiner Bitte doch nicht willfahren, mein Kind; denn schau, Du hast ja kaum einen Unterricht über das hl. Sakrament des Altars empfangen. 

Auch musst Du notwendig noch gehorsamer werden, denn sonst kann der göttlichen Heiland nicht in Dein Herz kommen. Du weißt, er liebt nur gehorsame Kinder.“ — Maua folgte nämlich manchmal nur zögernd.

Das ging dem kleinen Maua zu Herzen. Er nahm sich vor, von der Stunde an ein Muster des Gehorsams zu werden. Er bat seinen älteren Bruder, welcher sich ebenfalls unter den Katechumenen befand, ihn auf jeden Fehltritt aufmerksam zu machen. 

Er selbst faltete ein Blatt Papier und steckte es in die Tasche. Auf diesem verzeichnete er mit äußerster Gewissenhaftigkeit jeden, auch den unscheinbarsten Fehler. Am Abend zählte er die verschiedenen Striche zusammen und verglich sie mit dem vorhergehenden Tag. Fand er, dass er einen Strich hatte mehr machen müssen, so legte er sich sogleich selbst eine kleine Strafe auf. Und sieh da! 
Die Fehler wurden fast täglich weniger und die Klagen gegen seine mangelhafte Folgsamkeit waren zu Ende.

Mit noch größerer Ausdauer als bisher lernte er den Katechismus. Da er hörte, dass drei Mitschüler nach vielen Bitten die Erlaubnis erhalten hatten, des Morgens etwas früher aufzustehen, ging er sogleich zu seinem geistlichen Vater, sich die gleiche Gunst zu erbitten, um noch mehr Zeit zum Lernen zu erhalten.



Selbstverständlich konnte diesem Ansuchen seiner Gesundheit wegen nicht stattgegeben werden. Aber gerührt war der Missionär, als Thadäus seinen Sündenzettel vorzeigte, ob solchen Ernstes und solcher treuen Jesusliebe.
Nun war auch das Widerstreben besiegt. Thadäus durfte am weißen Sonntag mit den anderen Täuflingen zum Tisch des Herrn gehen und seinen innigstgeliebten Jesus in heiliger Brotgestalt empfangen. 


— Welch schönes Vorbild für diejenigen Leser, welche heuer die unaussprechliche Gnade haben, ihren Gott und Herrn zum erstenmal in ihr Herz aufzunehmen!


(Aus: Das Heidenkind, 1891)



Sonntag, 22. April 2012

Der hl. Franz Xaver über den Mangel an Glaubensboten


hl. Franz Xaver

Folgendes schrieb der heilige Franz Xaver über den Mangel an Glaubensboten, sprich Missionaren, um das Reich Gottes auf Erden zu verbreiten:

"Wie viele Bekehrungen bleiben aus wegen des Mangels an Helfern, die sich des heiligen Werkes annehmen, das in diesen Ländern noch zu wirken ist! Es packt mich, wie oft, das Verlangen, in die Universitäten Europas zu stürmen, schreiend mit lauter Stimme, wie einer der nicht mehr bei Sinnen ist.

Vor allem in Paris wollte ich’s alle hören lassen, deren Wissen größer ist, als der Wunsch, hiervon guten Gebrauch zu machen. Vor versammelter Sorbonne wollte ich’s ihnen zurufen: Wie viele Seelen vom Wege des Heiles abkommen durch ihre Schuld, wie viele Seelen verloren gehen durch ihre Gleichgültigkeit! 
Wenn sie mit dem gleichen Eifer, den sie den Studien zuwenden, auch jene Rechenschaft überdenken würden, die Gott, unser Herr, dereinst von ihnen fordern wird; wenn sie mit der nämlichen Wachsamkeit die ihnen vom Herrn verliehenen Talente prüfen wollten, wie viele von ihnen müssten erschüttert sein! 
Sie würden die Mittel zu ihrem Heil ergreifen, sie würden geistliche Übungen halten, diese Übungen, ausersehen, sie im Innersten ihrer Seele den heiligen Willen Gottes erkennen zu lassen und ihn zu begreifen in seiner Tiefe.

Und sie würden sich diesem göttlichen Willen fortan bereitwilliger als ihren eigenen Neigungen hingeben, sprechend: „Herr! Siehe, hier bin ich. Was willst Du, dass ich tun soll? Sende mich, wohin Du willst, und wenn es gut ist, selbst bis nach Indien!“

Wie viel glücklicher könnten sie alle sein, wie würde sie die selige Hoffnung beflügeln, dereinst in der Todesstunde des göttlichen Erbarmens teilhaft zu werden, dann, wenn das besondere Gericht für sie naht, von dem sich keiner verbergen kann. 
Zu ihren Gunsten könnten sie sprechen: „Herr, fünf Talente hast Du mir übergeben, sieh, fünf andere habe ich dazu gewonnen“ (Mt 25,20).

(Aus den Briefen des heiligen Franz Xaver nach Europa)

Samstag, 21. April 2012

Die Taufe tausender sterbender Kinder in China durch Täuferinnen

Vidi aquam


Die Taufe so vieler tausend sterbender Heidenkinder ist unstreitig eine der tröstlichsten Früchte der Missionstätigkeit in China. Nach unserm heiligen Glauben ist ja die Taufe für diese armen Kinder das einzige Mittel zur ewigen Seligkeit. 
Eine der frühesten christlichen
Darstellungen einer Taufe
Calixtus-Katakombe

Die Missionäre geben sich deshalb alle Mühe, diese hilflosen, von der Erbsünde befleckten Wesen im Bade der Wiedergeburt rein zu waschen und mit dem hochzeitlichen Gewande der heiligmachenden Gnade zu schmücken. 


Wie unsern Lesern bekannt ist, unterstützen fromme christliche Frauen, welche das Amt der Täuferinnen bekleiden, die Glaubensboten in diesem edlen Rettungswerke. 

Mit welch heiligem Eifer diese Täuferinnen ihres Amtes walten, mag man den folgenden Zeilen P. Croulliere‘s S.J., eines Missionärs von Kiangnan, entnehmen: 
„In meinem Bezirke hatte ich im Laufe des letzten Jahres 1128 Taufen sterbender Heidenkinder zu verzeichnen
Diese trostreiche Zahl verdanke ich zumeist unsern guten Fischersleuten, unter denen zwei Frauen ganz besonders Lob verdienen: Die ältere von beiden heißt Maria Tseu-we-se. Obschon sie 76 Jahre alt ist, geht sie immer noch 3-4 Stunden weit, um kranke und sterbende Kinder aufzusuchen. Sie ist die älteste unserer Täuferinnen und hat im Dienste des Vereins der heiligen Kindheit mehr als 35 Jahre gearbeitet. Von 1881-1885 taufte sie nahezu 1700 sterbende Heidenkinder. Wenn wir nun annehmen, dass sie in den 30 Jahren vor 1881 auch nur 200 jährlich taufte, so hat dieses gute alte Mütterchen 7700 Seelen gerettet
Vor 15 Jahren wurde sie Witwe. Mit dem Vermögen, welches sie von ihrem Manne erbte, hätte sie ein bequemes Leben führen können; aber sie zog es vor, aus Liebe zu Gott beinahe eine Bettlerin zu werden. 
Selbst kinderlos, nahm sie mehrere Waisenmädchen an Kindesstatt an, welche sie ernährt, erzieht, verheiratet und mit einer Mitgift ausstattet. Manchmal muss sie für sich selbst Kleider borgen und mich um ein Almosen ansprechen; aber sie ist immer zufrieden, glücklich und fröhlich. 
Die andere Täuferin, von der ich erzählen wollte, heißt Anna Tse-we-se. Von 1879-85 taufte sie 1859 sterbende Heidenkinder, und da sie in den 20 früheren Jahren ihrer apostolischen Tätigkeit, wie mir zuverlässige Zeugen versichern, mindestens 100 jährlich taufte, so wird die Zahl der durch sie geretteten Seelen wohl 4000 betragen
Obschon Anna selbst Mutter von fünf Kindern war, nahm sie dennoch 20 Waisen an und erzog dieselben. Am letzten 19. Juli, dem Feste des heiligen Vinzenz von Paul, gab mir Gott den Gedanken ein, das Haus zu besuchen, in welchem sie, ohne dass ich eine Ahnung davon gehabt, bereits mit dem Tode rang. 
Nachdem ich ihr die heilige Ölung erteilt hatte, beschäftigte sich ihr Geist noch immer mit dem Verein der heiligen Kindheit. „Vater“, sagte sie, „ich kann nicht mehr taufen; ich sterbe.“ Das waren ihre letzten Worte. 
Unter den 68 Katholiken, welche an ihrem Todestag die heilige Kommunion für die Verstorbene aufopferten, befand sich ein 15 Jahre altes Mädchen, welches ein fünf Monate altes Kind in seinen Armen trug: beide sind Waisen, welche die fromme Frau an Kindesstatt annahm.

(Aus: Die katholischen Missionen, Illustrierte Monatsschrift, Nr. 9, September 1886, Herder’sche Verlagsbuchhandlung, Freiburg i. Br., S. 200)

Lieber Leser, denke dran, dass auch Du im Notfall taufen kannst, woran man heutzutage denken sollte, wenn man mal in eine ähnliche Situation kommt. Man muss lediglich Wasser über den Kopf oder einen anderen edlen Teil des Körpers gießen und dabei sprechen "Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Dazu muss der Taufende die Absicht haben, das zu tun, was die heilige Kirche bei der Taufe tut.

Was ein katholischer Häuptling aus Samoa dem heiligsten Herzen Jesu von Montmartre schenkte


Josefo Mataafa

Apostol. Vikariat Zentral-Ozeanien. Ein alter Häuptling, der von der Votivkirche hörte, welche zu Paris auf dem Montmartre zu Ehren des heiligsten Herzens Jesu erbaut werden sollte, hat am 27. April 1880 einen Brief abgeschickt unter der Adresse: 



„An Se. Herrlichkeit den Priester, der die Gaben für das Denkmal des heiligsten Herzens sammelt, in der Hauptstadt von Frankreich.“ 


Leider haben sich die Zeiten, seitdem die Nachricht von dem Baue dieser Kirche nach dem Samoa-Archipel abging, bedeutend geändert, und der Brief des Südsee-Insulaners dürfte sehr viel zu spät kommen. Gleichwohl wollen wir denselben mitteilen:

"Herr, das sind Worte der Liebe, die ich Euch schreibe. Obschon das Land Samoa sehr weit von Euerm Lande ist, haben wir doch gute Nachrichten von Euerm Unternehmen erhalten. 



Basilika Sacré-Cœur
auf dem Montmartre
Wir alle, die einfältigen christlichen Kinder und unsere Herren, die Priester von Samoa, haben uns sehr gefreut und danken Euch. Wir können nicht mit unsern Augen die Schönheit und Größe dieser Kirche sehen, aber man hat uns davon geredet und erklärt, wie groß sie sei; daraus ist unsere Freude entsprungen und unser Lob über Euren so starken Willen, der einen so schönen Bau zur Ehre des heiligsten Herzens Jesu Christi unternehmen und vollenden will. 


Was wir hier auf dem armen Lande Samoa tun, kann mit Euern Werken nicht verglichen werden; doch haben auch wir eine Kirche gebaut, die den Namen des heiligsten Herzens trägt. Und das ist alles Gute, das wir Euch von Samoa schreiben können. Wir schicken Euch ein Geschenk für das heiligste Herz. 
Das Geschenk ist gering wegen unserer Armut, aber es wird vergrößert durch die Liebe Jesu Christi, unseres Herrn.
Meine liebe Gemahlin und ich, wir schicken Euch je einen Dollar (4 Mark). Das ist unsere Gabe an das heiligste Herz. Seid versichert, Herr, dass Euch unsere Liebe und Bewunderung nicht fehlt. 
Die ganze Gemeinde von Samoa ist in das Gebetsapostolat aufgenommen; viele werden zu der monatlichen Sühnekommunion zugelassen und nie vergessen wir, für Euch zu beten. Das ist mein ganzer Brief. Möge Ew. Herrlichkeit in guter Gesundheit sein und Euer großes Unternehmen gedeihen!
Ich, Joseph Mataafa auf Samoa.“

(Aus: Die Katholischen Missionen, 1881)

Freitag, 20. April 2012

Das Spital Unserer Lieben Frau von den Engeln in Sansibar


cc Tato Grasso



In sehr vielen Familien bald wohl gelitten und gern gesehen, von den Kindern immer umschwärmt und freudig begrüßt, hat die Vorsteherin im ersten Jahr schon sieben sterbenden Kleinen das Kostbarste auf die Reise in die Ewigkeit mitgegeben: die Taufunschuld. 
Im Spital selbst wechselt, wie überall auf Erden und im Dienste Gottes, Sieg und Niederlage, Freud und Leid.

Ein alter Araber litt seit langen Jahren an aufzehrender Krankheit. Er kam einigemal, Heilmittel zu holen, und blieb dann aus. Nun wurde er aufgesucht und in elendem Zustand gefunden. Die liebevolle Behandlung und Pflege rührten in zu Tränen. 
Gern wollte er ins Spital gebracht werden, und „die gute Dame“ erschien ihm wie ein Engel des Trostes. Alles, was sie sagte, nahm er kindlich dankbar an. 
Als sie vom „großen Heilmittel Gottes für die Seele und für deren ewiges Leben“ sprach, konnte er es nicht mehr erwarten, dass man es ihm erteile, und starb dann unverzüglich, als hätte er sich gesorgt, dass das hochzeitliche Gewand seine Frische verliere. 
Das geschah 14 Tage nach der Eröffnung des Spitals. 
Einige Tage später brachte man eine Sklavin, die ihr Herr wegen unheilbarer Krankheit verstoßen hatte. Sie wäre sonst einfach zu Grunde gegangen und fand nun in einer Stunde mehr Erweise wohlwollender Liebe, als sonst vielleicht während ihres Lebens. Aber nichts rührte sie; nach acht Tagen erfolgte der Tod, ohne dass man sie dazu gebracht hatte, auch nur irgendetwas von Gott hören zu wollen.

Zuweilen hebt die eingekehrte Taufgnade, verbunden mit schweren Leiden, in wenige Stunden zu hoher Vollkommenheit. Ein mohammedanischer Diener wurde von einer grässlichen Wunde förmlich verzehrt. Während die Vorsteherin mit aller Liebe seine furchtbare Wunde wusch und verband, betete sie eifrig für seine arme Seele. Wirklich kam sie ans Ziel. 
Der Mohammedaner wurde getauft, und von diesem Augenblick an verklärte sich sein stumpfes Wesen wie in höherem Licht. Immer dankend und immer betend ging er hinüber. 
Wir könnten noch mehr derlei Züge erzählen, doch mag dieses für heute genügen, um den Leser zu überzeugen, dass die ganze weite Welt voll ist der Barmherzigkeit Gottes!

(Aus: die katholischen Missionen, 1886)

Donnerstag, 19. April 2012

Brief vom hl. Pater Damian Deveuster an seinen Bruder




Pater Damian auf der Totenbahre 



Hier ein einzigartiges Zeitdokument des großen Aussätzigenmissionars, dem hl. Pater Damian Deveuster SSCC. Es handelt sich um einen Brief, den er an seinen Bruder richtete, nachdem in Europa die Nachricht von seinem Tod kursierte.

Mein teurer Bruder! Da du durch einige Zeitungen Belgiens die Nachricht von meinem Tode erhalten hast, so setze ich voraus, dass dies die Ursache deines Schweigens ist, und du deshalb deinem verbannten Bruder nicht mehr schreibst. Aber leider, es hat Gott dem Allmächtigen noch nicht gefallen, mich aus dieser elenden Welt abzurufen, und bin ich noch, Gott weiß wie lange, in der mir von dem göttlichen Heiland anvertrauten gewöhnlichen Beschäftigung, die unglücklichen verbannten Aussätzigen auf Molokai zu ihrem geistlichen Wohle zu führen. 

Wie du schon seit langer Zeit weißt, bin ich selbst von der göttlichen Vorsehung als Opfer dieser schrecklichen Krankheit ausersehen. Ich hoffe, Gott ewig meine Dankbarkeit zu beweisen für diese Gnade. Wirklich scheint mir diese Krankheit den Weg zum himmlischen Vaterlande abzukürzen und zu heiligen. 
Ich habe die Krankheit empfangen in der Hoffnung, sie wie ein besonderes Kreuz, gleich Simon von Cyrene in die Fußstapfen des göttlichen Meisters selbst tretend, ihm nachzutragen. Ich bitte dich, mir durch dein frommes Gebet beizustehen, um die Gnade der Beharrlichkeit zu erlangen, bis ich glücklich auf dem Gipfel des Kalvarienberges angelangt bin.

Obgleich der Aussatz meinem Körper schon stark zugesetzt und mich selbst ein wenig entstellt hat, so bin ich doch noch stark und kräftig; der Schmerz an den Füßen ist auch verschwunden. Die Krankheit hat die Hände noch nicht erreicht, und so bin ich im Stande, täglich das heilige Messopfer darzubringen. 
Das ist nicht nur ein großer Trost für mich, sondern auch eine Wohltat, und zwar nicht nur zu meinem Wohl, sondern auch zu dem meiner zahlreichen leidenden Familie, die alle Sonntage meine beiden Kirchen anfüllt, in denen ich das heiligste Sakrament aufbewahre. 
Ich habe hier im Ganzen an 50 Waisenkinder, die mir während meiner freien Zeit ziemlich viel Arbeit machen. Der Tod hat die Zahl unserer Kranken bis auf 500 vermindert; aber die Regierung schickt uns wöchentlich ein Dutzend, und so wird die Zahl bald verdoppelt, wenn nicht verdreifacht sein. 
Also, wenn Gott der Allmächtige mir meine Kräfte erhält, so werde ich mehr und mehr Arbeit finden, um den armen Seelen meiner Aussätzigen die Gnade der Bekehrung zu erlangen: Ich bitte dich, deinen geistlichen Kindern das Gebet für die Bekehrung einer großen Zahl der unglücklichen Verstoßenen zu empfehlen, die mehr wegen des geistlichen als des leiblichen Aussatzes zu beklagen sind.

Ich tue mein Bestes, um das Feld, das unser göttlicher Heiland mir anvertraut hat, zu bepflanzen und zu begießen. Hie und da reiße ich ein wenig Unkraut aus. Aber um die wahre Frucht der Bekehrung zu erlangen, bedarf ich in besonderer Weise das Gebet frommer und meiner Kranken sich erbarmender Seelen. 
Da du also nicht persönlich herkommen kannst, so verwende dich in anderer Weise für meine Mission, indem du die Bekehrung so vieler Kranker erflehst. Ich bin der einzige Priester auf Molokai. P. Columban und P. Wendelin Müller sind die einzigen Mitbrüder, die ich seit 16 Monaten gesehen haben. Infolge der gehäuften Arbeit erscheint mir jedoch die Zeit sehr kurz. 
Die Freude und Zufriedenheit des Herzens, die mir die heiligsten Herzen verschwenderisch erteilen, bewirken, dass ich mich für den glücklichsten Missionär der Welt ansehe. 
So wir das Opfer meiner Gesundheit, das der gütige Gott gnädig angenommen hat, am Ende sehr leicht und selbst angenehm für mich. Ich kann mit dem hl. Paulus sprechen: Mortuus sum et vita mea abscondita es cum Christo in Deo. (Ich bin gestorben und mein Leben ist verborgen mit Christus in Gott) Im Übrigen habe ich dir keine Nachrichten mitzuteilen.

PS. P. Gregorius hat die Weisung erhalten, sich mit mir auf der Station für Aussätzige zu vereinigen, da auch er mit dem Aussatz behaftet ist; so werde ich also nicht mehr allein.

(Aus: Die katholischen Missionen, 1888)

Mittwoch, 18. April 2012

Was ist der Hinduismus?


Hindugötze "Krishna"

Im verflossenen Jahr veröffentliche die Zeitung The Leader von Allahabad eine Reihe von Artikeln über den Hinduismus, die später zu Madras als Broschüre erschienen unter dem Titel: Essentials of Hinduism, die wesentlichen Punkte des Hinduismus. 

Einige von den 25 Verfassern, die den gebildeten Ständen angehören und hohe Ämter bekleiden, sind Vertreter der alten orthodoxen Schule, während andere deutlich die Merkmale der zerstörenden westlichen Wissenschaft zeigen. 


Auf zwei Fragen wollten die Herren Antworten geben: Was ist der Hinduismus seiner Lehre nach, was in der Praxis? Wohl selten sind zwischen den zwei Deckeln eines Buches so zahlreiche sich widersprechende Ansichten gesammelt worden wie in dieser kleinen Broschüre.
Der eine schreibt: „Man kann alle Lehren annehmen, sogar Atheist sein, ohne dass man aufhört, Hindu zu sein.“ 

Im folgenden Satz heißt es: „Ein Hindu muss in der Theorie die Beden als geoffenbarte Religion annehmen, aber er darf die Texte nach Belieben auslegen. Auf diese Weise kann er sich dem Joch des Dogmatismus entziehen.“ 
Und dann wiederum: „Der Hinduismus besteht in der Annahme und Beibehaltung gewisser Zeremonien und Gebräuche, vor allem des Kastensystems. Die Lehre kann man fahren lassen, sofern man sich nur an die althergebrachten Gebräuche hält.“ — Ein zweiter definiert einen Hindu „als einen, der in Indien von einheimischen Eltern geboren ist und keiner fremden Religion angehört“. — Ein dritter verlangt zu einem echten Hindu die Beobachtung einer Unmenge von moralischen und rituellen Vorschriften. — Ein vierter erklärt jeden für einen Hindu, der diesen Namen nicht zurückweist.
Die einen verlangen sehr viel, die anderen sozusagen nichts; was der eine als wesentlich erklärt, verwirft der andere rundweg.


Eins geht aus dieser Schrift klar hervor, dass der Hinduismus in den Augen der verschiedensten Klassen seiner Anhänger etwas durchaus Verschwommenes und Unbestimmtes ist

Unfassbar erschien dieses Religionssystem stets den Missionaren, die tiefer in dasselbe einzudringen versuchten; nun haben sie die Bestätigung ihrer Ansicht aus der Feder von 25 gebildeten Hindus selber.

(Aus: die katholischen Missionen, 1913)



Dienstag, 17. April 2012

Was ein mutiger Priester den Mohammedanern predigte


Gewiss haben schon manche unserer Leser den Wunsch gehabt, an einem Beispiele zu ersehen, was und wie die Missionäre in fernen Heidenländern predigen. Es ist nicht leicht, diesen Wunsch zu erfüllen, da die Missionäre begreiflicherweise wenig Zeit haben, ihre Predigten zu übersetzen und nach Europa zu senden. Da wir nun doch zufällig in einem Berichte auf eine solche Heidenpredigt stießen, so mag sie wenigstens im Auszug hier folgen. Sie stammt von dem holländischen Missionär P. Kusters, den unsere Leser in dem Aufsatz „Die Mission auf den Kei-Inseln“ letztes Jahr kennen und schätzen gelernt.

Die Predigt wurde 25. August 1891 bei Gelegenheit der Taufe des Orang-Kaja von Langur und seiner Familie gehalten. Der Kampong (Dorf) und besonders das Kirchlein prangte für die Feier im schönsten Schmuck, und der kleine Knabenchor hatte eifrig seine besten Weisen eingeübt.

Denn man erwartete viele Gäste, und sie kamen auch, nicht bloß Christen, sondern auch zahlreiche Heiden und Mohammedaner von nah und fern. Selbst einige Hadschis, d.h. hochangesehene Mekkapilger aus Tual, hatte die Festlichkeit herbeigezogen.
Nach dem feierlichen Veni Creator, das von dem Missionär angestimmt und von den Knaben mit frischer Stimme gesungen wurde, trat P. Kusters vor die Versammlung, die dicht gedrängt die Kirche füllte. 
Die Predigt war zunächst an die Christen gerichtet, hatte aber tatsächlich die anwesenden Heiden und Mohammedaner im Auge, die der Missionär vielfach bloß bei solchen Gelegenheiten in seinen Hörbereich bringt, wo zudem in Verbindung mit ergreifenden Zeremonien ein ernstes Wort am meisten Eindruck macht.
Der Prediger sprach dann ungefähr also:

Alle gebildeten Nationen (das war besonders auf die anwesenden Mohammedaner gemünzt) nennen dieses Jahr das Jahr 1891. Was bedeutet diese Zahl? Worauf geht diese Zählung zurück?
Sie geht zurück und beginnt mit dem Geburtsjahr des Stifters der christlichen Religion. Und wer ist dieser Stifter? 
Es ist Jesus, unser Herr und Heiland, der sich der Welt als Gott geoffenbart, als derjenige, der gekommen, um die sündige Welt zu erlösen.
Auferstehung
Raffaelino del Garbo, 1510
Zum Beweise Seiner Gottheit und Seiner Sendung hat dieser Jesus zahlreiche Wunderwerke getan. Er hat zu Kana Wasser in Wein verwandelt, er ist hingewandelt über die Wasser, er hat mit einem Wort den Sturm beschwichtigt, er hat wenige Brote wunderbar vermehrt, er hat die geheimsten Gedanken der Menschen geoffenbart, er hat Kranke geheilt, Tote zum Leben auferweckt und ist endlich selbst glorreich aus dem Grabe auferstanden.

Und derselbe Jesus, der diese Wunder getan, hat die Menschen Wahrheiten gelehrt, die Wahrheiten des christlichen Glaubens, die Wahrheit, dass nur ein Gott ist. (Der Prediger gibt hier einen kurzen, klaren Inbegriff von den Grundwahrheiten des Christentums, insbesondere vom Geheimnis der Menschwerdung und Erlösung, und fährt dann fort):

Und nun, ihr, meine lieben Täuflinge und Christen, die ihr hier gegenwärtig seid, ihr habt diesen Jesus als euren Gott und Erlöser kennen gelernt, ihr habt seine Lehre angenommen. Er allein ist es, der euch erretten kann und will vor der Hölle. Er selbst hat gesagt, dass er in diese Welt gekommen, um allen, so Ihm folgen werden, das ewige Leben zu geben. Dieses Versprechen kann Er nicht vergessen.
Tragt daher eurerseits Sorge, dass ihr getreu seine Gebote befolgt und als eifrige Christen lebt, und dann wird Er euch das Leben geben, jenes Leben, das ewig währt, das selige Leben im Himmel.

Und nun wende ich mich auch an euch, die ihr nicht Christen, aber hier gegenwärtig seid. Diese große Festlichkeit gibt mir Gelegenheit, auch an euch ein Wörtlein zu richten. Ihr habt gehört, wer Christus ist.
Christus aber ruft auch euch; Er will, dass auch ihr seine Lehre umfanget und eure Seele rettet. Folgt daher Seinem Ruf, aber folgt bald und schiebt es nicht immer weiter auf. Gott duldet nicht, dass die Menschen mit seinen Geboten ihr Spiel treiben.

Christus ist euer Gott und oberster Herr. Nach Seinen Worten also, und nicht nach dem was Menschen sagen, müsst ihr euch richten. Bald kommt die Zeit, dass ihr sterben müsst und in Gottes Hände fallt, der euch richten wird.
Dann kann kein Mensch für euch eintreten und euch helfen, dann kann allein Christus euch helfen und für euch fürsprechen. 
Sorgt also, dass ihr Ihn euch jetzt zum Freunde macht. Christus, ich wiederhole es, ist euer Herr; ihr seid Seine Diener, da Er euch geschaffen. Ein guter Diener erfüllt aber das Gebot seines Herrn.

Nun befiehlt euch aber Christus, Seine Religion zu umfassen, und zwar jetzt, nicht erst nach einem Monat oder einem Jahr… Den wahren Gott zu verehren durch Annahme und Festhalten der wahren, d.h. der christlichen Religion, seht, das ist das vornehmste Werk, das ihr auf dieser Welt zu erfüllen habt und das ihr darum nicht länger aufschieben dürft.

Gott ruft euch heute, Seine Religion anzunehmen; ob Er auch morgen noch rufen wird, das weiß ich nicht. Gott ist so gütig, euch heute noch das Leben zu erhalten; ob Er dies morgen noch tut, das wisst ihr nicht. Gott schuldet es keinem, ihm sein Leben länger zu fristen, am wenigsten denjenigen, die Seinen Worten kein Gehör schenken wollen.

Eines ist gewiss: so ihr, nachdem ihr den Erlöser der Welt kennen gelernt, Seine Gebote nicht beobachtet, Seine Religion nicht umfanget, wird Er euch statt eines Erlösers ein schrecklicher Richter sein.
So ihr aber sterbet als eifrige Christen, wird Christus euch ewiges Glück verleihen, das ewige Leben einst oben im Himmel. Amen.“

Aus: Die katholischen Missionen, Juli 1895 

Samstag, 14. April 2012

Pater Leo Heinrichs OFM — ermordet von einem Anarchisten

P. Leo Heinrichs OFM

Eine der 125 Personen, die auf dem Gebiet der heutigen USA für den wahren Glauben gestorben sind (davon 75 Franziskaner), ist der deutsche Franziskanerpriester P. Leo Heinrichs, der am 23. Februar 1908 in Denver bei der Kommunionausteilung von einem Anarchisten ermordet wurde. 

Joseph Heinrichs kam am 15. August 1867 in Erkelenz im Rheinland auf die Welt und wurde 1886 von der deutschen Franziskanerprovinz nach Paterson, New Jersey geschickt, um dort in der Pfarrei und dem Franziskanerkloster St. Bonaventure seine Studien zu beginnen. 


Die Provinzialleitung entschied sich für diesen Schritt, da man dem Frieden nach dem Bismarckschen Kulturkampf noch nicht traute. In diesen Jahren fanden die deutschen Franziskaner Zuflucht in verschiedenen Diözesen der US-Bundesstaaten New York und New Jersey.


Am 8. Dezember 1886 fand seine Ordensprofess statt, bei der er den Namen „Leo“ erhielt. Seine ewigen Gelübde legte er genau vier Jahre später ab; am 26. Juli 1891 empfing er vom Bischof von Newark, Msgr. Winand Wigger, die Heilige Priesterweihe.


In den folgenden Jahren übte er in verschiedenen Pfarreien New Jerseys sein priesterliches Amt aus und stand während einer Pockenepidemie in Paterson den Kranken und Sterbenden bei.
Am 23. September 1907 erfolgte die Versetzung nach St. Elizabeth’s Parish in Denver, der zweitältesten Pfarrei der „Mile-High City“, die seit 1887 auf Einladung des Apostolischen Vikars von Colorado von den deutschsprachigen Franziskanern aus Paterson betreut wurde.


In den 5 Monaten in Denver kümmerte sich P. Leo um die Arbeiter der Gegend, und kein Armer verließ die Klosterpforte ohne ein ermunterndes Wort und etwas zu essen.
Bei einem der Treffen der Sodalität für junge Frauen sagte P. Heinrichs einmal, dass, wenn er wählen könnte, er am liebsten zu Füßen der Muttergottes sterben würde.


Am Morgen des 23. Februar 1908 tauschte er mit seinem Mitbruder P. Wulstan Workman die Messe, da P. Leo für gewöhnlich um 8 Uhr an den Altar trat, an diesem Tag allerdings einen Termin wahrnehmen musste. So kam es, dass P. Leo Heinrichs ironischerweise während der „Arbeitermesse“ um 6 Uhr morgens von einem Anarchisten erschossen.


Der Anarchist Giuseppe Alia, der aus Sizilien nach Zentralamerika kam und über Ellis Island in die USA einreiste, ging an diesem Morgen in die Kirche, um einen Priester zu ermorden. Bei der Kommunionausteilung trat Alia an die Kommunionbank, empfing das Höchste Gut sakrilegisch und spuckte die Hostie aus. Daraufhin zog er seinen Revolver und schoss P. Leo aus nächster Nähe in die Brust.

P. Leo Heinrichs wird an der Kommunionbank erschossen
Dem Priester war es gerade noch möglich, einige Hostien, die über den Boden verstreut waren, zurück in den Speisekelch zu legen, den er zuvor an den Stufen des Marienaltars abgestellt hatte. Als ihn die Kräfte verließen, deutete er auf die übrigen Hostien, die noch auf dem Boden lagen. Augenzeugen berichten, dass P. Heinrichs mit einem Lächeln an den Stufen des Marienaltars seinen Geist aufgab.
Alia versuchte zu fliehen, allerdings wurde ihm dabei von dem Kirchenbesucher E.J. Quigley das Bein gestellt, und ein anwesender Polizeibeamter konnte den Anarchisten schließlich überwältigen. St. Elizabeth musste wegen des Mordes vom Bischof erneut konsekriert werden.


Während seines Verhörs gab Alia an, dass er Priester hasse und es nur bereue, dass er nicht alle Priester in St. Elizabeth’s erschießen konnte. Nach zwei Ausbruchsversuchen wurde er am 12. Juni 1908 im Staatsgefängnis in Canon City erhängt. Seine letzten Worte waren angeblich: „Tod den Priestern!“.


P. Leos Leichnam wurde nach Paterson überführt, und in Denver kamen Tausende, darunter der Gouverneur von Colorado und der Bürgermeister, um Abschied zu nehmen. 

In Paterson erwiesen 20.000 Menschen P. Heinrichs die letzte Ehre.
Er wurde im Franziskanerhabit mit Stola auf dem Friedhof von Totowa, New Jersey beigesetzt. 


Als 1911 die Gräber der Franziskaner auf dem Holy Sepulchre Cemetery verlegt wurden, waren zwar der Sarg sowie Habit und Stola verrottet, P. Leos Körper blieb jedoch völlig intakt.
1926 wurde von der Diözese Denver (jetzt Erzdiözese) der Seligsprechungsprozess eingeleitet, der bis jetzt wenig Fortschritte gemacht hat, obwohl bis zum heutigen Wunder und Gebetserhörungen berichtet werden.