Montag, 30. Januar 2012

Der tolle Mullah von Somalia (Teil 2)


Taalex, die Hauptstadt des "Dervish State" (Foto: Scoobycentric)


Aber der tapfere Feldherr Meneliks, Ras Makonnen, sammelte rasch ein Heer und sandte es unter Führung eines seiner tüchtigsten Befehlshaber dem Eindringling entgegen. An der Grenze des Somalilandes, zwischen Dschidschiga und Milmil, stießen die beiden Heere aufeinander. Durch eitle Vorspiegelungen, dass die feindliche Kugeln zu Wasser würden, hatte der Mullah die Seinen begeistert. Mit der größten Tapferkeit stürzten sie sich auf die abessinischen Streitscharen.
Der Kampf war furchtbar. Aber die Abessinier blieben Sieger, und der Mullah ließ über 2000 Tote auf dem Schlachtfeld. Er floh mit dem Rest seiner Truppen nach Ogaden zurück und warf auf dem Rückzug überall die Brunnen zu, so dass im der Feind nicht folgen konnte.
Man hoffte, dass der Mullah, durch die blutige Schlappe entmutigt, seine Eroberungspläne aufgeben würde. Aber sie hatte seinen unersättlichen Ehrgeiz erst recht angestachelt.
Bereits im Beginn des Jahres 1901 begannen seine zahlreichen, gut bewaffnete Scharen abermals ihre Raubzüge auf britischem Schutzgebiet. Ihnen folgte langsam der Mullah mit seiner Hauptmacht. Er besetzte die Berbera beherrschenden Höhenzüge und bedrohte die Stadt. Rasch riefen die Engländer die Eingeborenen unter die Waffen, übten sie, so gut es in der Eile ging, zum Kampfe ein, gaben ihnen englische Offiziere und stellten sie unter den Befehl des tapferen Hauptmanns Swayne. Im Juni 1901 kam es unweit des Nogal zur Entscheidungsschlacht.
Der Mullah wurde abermals geschlagen, obschon er seine Truppen persönlich zum Angriff führte, und musste sich eilig zurückziehen. Er verlegte nun den Schauplatz seiner Tätigkeit nach jenem Teil des Somalilandes, der längs des Indischen Ozeans unter dem Namen Bar el Benadir (Küste der Häfen) sich hinstreckt und durch ein Abkommen von 1901 unter italienischer Schutzherrschaft steht. Leider versäumten es die Engländer, ihren Sieg auszunützen, und begnügten sich, das Grenzland durch einige kleine, feste Posten zu sichern.
Infolge des Krieges und der vielen Raubzüge war das Land verarmt und seiner Herde entblößt. Dazu blieben die Karawanen, die sonst aus Ogaden die reichen Schätze des Inneren an die Küste brachten, aus, Handel und Gewerbe stockten, und eine schreckliche Nahrungsnot herrschte im ganzen britischen Gebiet.
Auch die Mission in Berbera machte trübe Tage durch. Inzwischen fuhr der Mullah auf dem italienischen Schutzgebiet fort, den heiligen Krieg zu predigen, und zog die Stämme von Ost-Somaliland, die Midschurtin, Warsangeli, Noleis u.a. unter sein Banner. In weniger denn 6 Monaten hatte er abermals ein Heer von 10.000 Mann zusammen, die, dank der feilen Gewinnsucht europäischer Firmen, mit Waffen und Munition gut versehen waren.
Anfangs 1902 wurde Berbera von neuem bedroht. Wie ein Präriebrand, alles auf dem Weg verwüstend, zogen die Scharen des Mullah heran. Berbera und die andern Küstenstädte waren von Flüchtigen überschwemmt. Die Berichte der Missionäre aus dieser Zeit geben ein schreckliches Bild der Not und des Elends; kam es doch in Berbera selbst vor, dass Mütter, vom Hunger getrieben, vom Fleische ihrer eigenen Kinder sich nährten.
Die Mission tat, was sie konnte, um das Elend zu lindern. Jetzt erst merkten die Engländer, dass sie die Macht und Gefährlichkeit ihres Gegners unterschätzt und zu lange gewartet hatten, besaß doch der Mullah in Berbera selbst seine Spione und Anhänger. Es galt nun entschlossen zu handeln.
An Stelle des bisherigen guten, aber unentschiedenen Statthalters wurde im Mai 1902 als Generalkommissär Hauptmann Swayne gesetzt, der sich bereit im Kampfe gegen den Mullah bewährt hatte. Das folgende ist aus der Tagespresse bekannt.
Die ersten Strafexpeditionen der Engländer waren von Erfolg begleitet. Dann aber wandte sich das Glück. Mehrere vereinzelte Abteilungen wurden vom Mullah in einen Hinterhalt gelockt und fast aufgerieben. Die Engländer haben inzwischen den kostspieligen Feldzug aufgegeben und es den Abessiniern überlassen, mit dem „tollen Mullah“ fertig zu werden.


(Aus: die katholischen Missionen, 1903)


War das das Ende der Geschichte? Weit gefehlt! Der tolle Mullah konnte noch 17 Jahre lang sein Unwesen treiben, baute den sogenannten "
Dervish State" auf, samt Burganlagen und Palästen, bis die Briten ihn und seine Gefolgsleute 1920 mit der Hilfe der im Weltkrieg erprobten Luftwaffe schlugen. Hassan zog sich nach Ogaden zurück, wo er noch im selben Jahr an der Grippe starb.

Sonntag, 29. Januar 2012

Der tolle Mullah von Somalia (Teil 1)


Reiterstatue von Mohammed Abdallah Hassan in Mogadischu





Nicht erst seit der Al-Shabaab-Miliz gibt es fanatische Mohammedaner in Somalia. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts machte Mohammed Abdallah Hassan, ein Derwisch aus dem Somaliland, mit seinen Banden das Land unsicher. Die Briten gaben ihm den Namen "Mad Mullah", der verrückte Mullah. Diese Figur ähnelt sehr dem Mahdi des Sudan, Mohammed Ahmed, der sich als Oberhaupt eines zukünftigen weltweiten islamischen Staates verstand.
Der nachfolgende Bericht eines Kapuzinermissionars schildert den Werdegang Hassans und seine ersten Feldzüge.

Seit Monaten brachte die Tagespresse Nachrichten über den Krieg zwischen den Engländern und dem „tollen Mullah“. Es dürfte daher unsere Leser interessieren, über diese Kämpfe und ihre Ursache von einem Missionär, der selbst an Ort und Stelle weilt, nähere Auskunft zu erlangen. Wir entnehmen das Folgende einem ausführlichen Bericht des P. Evangelista O. Cap., dem Gründer und Leiter der Mission von Berbera. Seit 1891 wurde nämlich der unter britischer Schutzherrschaft stehende Teil des Somalilandes zur Kapuzinermission von Arabien geschlagen und 1892 durch Errichtung einer Station in Berbera, dem Hauptort des Landes, begründet.
Auch hier war es namentlich die Ausübung der Werke christlicher Nächstenliebe, Krankendienst und Armenpflege, durch die sich die Mission erst Boden schaffen und die Unduldsamkeit der Moslemin wie die Vorurteile und Kälte der Eingeborenen überwinden musste. Gerade in dieser Hinsicht leisteten die Franziskanerinnen von Calais vorzüglich Dienste. 1901 wurden in vier Schulen über 100 Kinder unterrichtet. Kurz, die noch junge Missionsstation von Berbera versprach ein wichtiger Stützpunkt für die Evangelisierung der Somalistämme zu werden.
Umso bedauerlicher ist die Störung, welche auch die Missionsarbeiten durch den Aufstand des „tollen Mullah“ erfahren haben. Derselbe bildet im Kleinen eine Wiederholung des Mahdiaufstandes im Sudan.
Der „Mullah“, Mohammed Abdileh, wurde in der Provinz Ogaden von armen Eltern geboren.
Als Jüngling kam er zu dem durch seine Zauberer und Verschwörer bekannten Stamm der Dankali und wurde in deren Geheimlehren eingeführt. Nachdem er in der Schule der Wadad (arabische Bettelmönche) die arabische Schrift und den Koran kennen gelernt, machte er wiederholt die Pilgerfahrt nach Mekka und erwarb sich so den Ehrentitel eines Hadschi (Pilgers).
Doch brachte er es in Berbera, wo er sich zunächst niederließ, nicht über den Stand eines armen Wadad hinaus. Er wandte sich daher zu dem mächtigen Stamme der Dulbakanteh, im Tale des Nogal, südöstlich von Berbera, nahm hier den Titel eines Mullah (Priester und Gesandten Allahs), ja sogar eines Mahdi (Propheten) an.
Durch den Schein großer Strenge und die sichere und gewandte Art, wie er seine vorgeblichen Offenbarungen vortrug, wusste er sich bei dem unwissenden und abergläubischen Volk immer mehr in Ansehen zu setzen und galt bald als ein außerordentlich begnadetes Wesen, das mit Gott und Teufel im engsten Verkehr stand. Um seine Huld und Fürbitte zu erlangen, flossen reichliche Geschenke an Kamelen, Pferden, Herden von Hornvieh und Schafen, so dass der arme Wadad von Berbera bald der reichste Mann des mächtigsten Stammes wurde und wie ein Fürst auftrat.
Mit seinem Ansehen wuchs sein Stolz und sein maßloser Ehrgeiz. Er ließ sämtliche Koranexemplare der anderen Wadads im Tale des Nogal verbrennen unter dem Vorgeben, er selbst sei der lebendige Koran, ein neuer Gesandter Gottes, dem alle Gehorsam und Gefolgschaft schuldeten. Wer sich nicht fügte, wurde gewaltsam aus dem Weg geschafft. Sobald er sich hinlänglich Stark glaubte, trat er als Eroberer auf.
Seit Mai 1899 begannen seine zügellosen Banden Mord und Raub in die benachbarten Gebiete zu tragen, alles weithin in Schrecken setzend. Auch in Berbera verursachte die Kunde von seiner Annäherung eine allgemeine Panik, da man auf einen Widerstand völlig unvorbereitet war und der britische Kommissär nur eine Handvoll Truppen zur Verfügung hatte.
Glücklicherweise langten von Aden zwei Kriegsschiffe an. Die Stadt war gerettet. Unverrichteter Dinge zog der Mullah unter Raub und Plünderungen langsam nach dem Hinterland Ogaden zurück, das Menelik, der Negus von Abessinien, als Teil seines weiten Gebietes beansprucht, und wo der Prophet daher vor der Verfolgung durch die Engländer sich sicher wusste.
Hier, im fruchtbarsten Teil des Somalilandes, gelang es dem Mullah, die Bevölkerung in Masse unter seine Fahnen zu ziehen und zu einem Feldzug gegen die Abessinier, den angestammten Erbfeind, zu begeistern. Während einzelne Streifbanden fortwährend das englische Schutzgebiet beunruhigten, rückte das Hauptheer im Laufe des Jahres 1900 auf Harar, die Hauptstadt des abessinischen Somalilandes, zu.




(Aus: die katholischen Missionen, 1903)

Samstag, 28. Januar 2012

Entwicklung der Mission im Nildelta —Fanatismus der Mohammedaner (Teil 2)


Leider sollte am 13. Mai dieses Jahres der unter der Asche glimmende Fanatismus wieder in hellen Flammen aufschlagen. Gegen 50 Ortschaften des Deltagebietes wurden um diese Zeit Opfer von Brandstiftung, wobei nach amtlichen Listen 50 Personen das Leben einbüßten; doch soll diese Zahl nach den Berichten der Missionäre unter der Wahrheit bleiben. Wie es sich nicht anders erwarten lässt, legte die fanatische Bevölkerung die Brandstiftung den Christen zur Last, und die ersten Opfer der Volkswut sollten zwei Missionäre sein. 

P. Chabert, der Obere von Zagazig, und P. Youens hatten sich, sobald sie die geröteten Rauchwolken aufsteigen sahen, zur Hilfeleistung nach dem 6 km entfernten Dorfe Khanaiat begeben. Kaum auf der Brandstätte angelangt, wurden sie von bewaffneten Fellahmännern und –frauen mit wildem Geschrei und Todesdrohungen empfangen. 
Der Hinweis auf die gespendeten Wohltaten fruchtete nichts, und ebenso wenig richtete die Einsprache gutgesinnter Mohammedaner und Beamten aus. 
Die Missionäre wurden mit Stöcken geschlagen, dass ihnen das Blut aus Mund und Nase strömte. Schon machten sie sich zum Opfertode bereit und erhoben die Hand zur gegenseitigen Lossprechung. Da wurde P. Chaberts erhobene Rechte durch einen Stockschlag niedergeschmettert und P. Youens beinahe erdrosselt.
Die rasende Menge schickte sich bereits an, die beiden Bekenner ins Feuer zu werfen. Im Augenblick der höchsten Not gelang es dem Polizeichef im Verein mit mehreren mutigen Männern, die Opfer der Rotte zu entreißen und in die I. Klasse eines bereitstehenden Eisenbahnzuges zu retten. 

In einem erbarmungswürdigen Zustand kamen die beiden Patres in Zagazig an: ohne Hut, die Soutane zerfetzt, Gesicht und Hände mit Blut und Staub beschmutzt. Auf das energische Einschreiten des bevollmächtigten Vertreters Frankreichs wurde ihnen 14 Tage hernach volle Sühne zuteil. Seine Exzellenz der Mudir (Gouverneur) der Provinz Charkieh, an der Spitze von etwa 20 Ortsvorstehern und 50 einflussreichen Persönlichkeiten und in Gesellschaft des französischen und englischen Konsuls, begleitete die Patres in das schuldige Dorf. 

Der Mudir warf den Ortsbehörden Mangel an Energie vor und wies die Einwohner auf die Wohltaten hin, welche ihre Kinder und Kranken den Missionären zu verdanken haben. Die Lokalbehörden mussten feierliche Abbitte leisten.
Es ist dies der erste gewalttätige Angriff auf die Missionäre seit ihrer Ankunft im Jahr 1877.

(Aus: die katholischen Missionen, 1903)

Freitag, 27. Januar 2012

Entwicklung der Mission im Nildelta —Fanatismus der Mohammedaner (Teil 1)


Personal des Priesterseminar für afrikanische Missionen in Kairo

Bekanntlich besitzt das Lyoner Seminar für afrikanische Missionen in den volkreichen Städten Unterägyptens blühende Christengemeinden. Über den Stand der Mission in der 30.000 Einwohner zählenden Stadt Mahallet-el-Kebir am Nilarm von Damiette gehen uns vom Oberen, P. Bacheret, folgende Einzelheiten zu:

„Unsere Christen bereiten uns große Freude. Die Kapelle erweist sich oft zu klein, da die Maroniten vom Libanon und auch die Kopten (Anmerk. die katholischen Kopten) den Gottesdienst sehr eifrig besuchen. Fast jeden Sonn- und Festtag sehen sich Missionäre und Kinder infolge des Andranges von Andächtigen gezwungen, sich in eine kleine Sakristei einzupferchen, von wo aus ihnen weder ein Ausblick auf den Altar noch auf den Priester gestattet ist. Die heilige Kommunion wird häufig empfangen, und was das Erfreulichste ist, die Männer bleiben hinter den Frauen nicht im Mindesten zurück. Und doch bildet nicht etwa der Glanz des Gottesdienstes den Anziehungspunkt für die orientalische Bevölkerung. Zu solcher Prachtentfaltung ist die provisorische Kapelle viel zu armselig.“


Am 15. Januar 1902 wurde die von Schwestern und Missionären geleitete Missionsschule in einem eigenen Gebäude untergebracht. Nicht weniger als siebenmal innerhalb acht Jahren sahen sich Schüler und Lehrer gezwungen, andere Räumlichkeiten aufzusuchen. Anfangs hatte man sich in einem alten Gebäude eines Mohammedaners eingemietet.

Schon nach kurzer Zeit kündigte der Besitzer, gedrängt durch seine fanatische Verwandtschaft, die eine katholische Kapelle in einem muselmännischen Hause ungern sah. Mit Ausnahme eines verlassenen Palastes des Khedive Abbas I. erwiesen sich alle gemieteten Räumlichkeiten als ungesund, waren baufällig und hatten nur unzulängliche Beleuchtung.
Die Schülerzahl stieg denn auch seit dem 1. März bis auf 60. An den französischen Vertretern in Ägypten findet die Schule werktätige Unterstützung. Die Schülerzahl in den verschiedenen französischen Missionsanstalten in Tanta, Mahallet-el-Kebir, Zagazig, Ziste und Zeïtun beläuft sich, trotz der gewaltigen protestantischen Konkurrenz, gegenwärtig auf 1200 Knaben und Mädchen.

„In jeder Missionsniederlassung haben Schwestern ihre Armenapotheken errichtet. Die von Mahallet ist leider in einem sehr primitiven Zustand. Es findet sich nicht einmal ein kleiner Saal, worin der syrische Arzt seine unentgeltlichen Operationen vornehmen könnte. Ein feuchtes Zimmerchen dient zugleich als Krankenraum und als Empfangszimmer für den Arzt. Gewiss ein großer Übelstand in Anbetracht der 200 bis 300 Hilfsbedürftigen, die täglich vorsprechen.“

Die Hingabe der Schwestern darf in der Tat als heroisch bezeichnet werden, in Anbetracht der Krankheiten, die nach dem Zeugnis der Missionäre nirgends Schrecklicher auftreten als in Ägypten.

Da bringt z.B. einmal ein mitleidiger Beduine einen Menschen auf seinem Kamel aus dem Inneren der Wüste nach Zagazig und lädt ihn auf der Straße vor dem Krankenhaus ab. Die Nachbarn fliehen vor dem unerträglichen Geruch.

Nur die Schwester Stephanie eilt herbei und untersucht die in Fäulnis und Würmer übergangene Wunde des Armen. „Im Namen des allbarmherzigen Allah“, ruft der Beduine, „gib mir Gift, ich halte das Leben nicht mehr aus. Ich wollte mich unter das ‚Babur‘ (vapeur=Lokomotive) legen, aber es misslang.“ Mit heldenmütiger Selbstüberwindung reinigt die Schwester die Wunde. „Der Brand ist zu weit fortgeschritten,“ sagt sie, „das Bein muss abgenommen werden.“ —„Nein, nein,“ schreit der Araber „was sollte mir dies helfen, ich sterbe lieber. Bringe mir Gift, und dann sterbe ich auf dem Platz. Nur gib mir noch einen Tropfen Wasser, essen kann ich nichts…“

Die Schwester tröstet und pflegt den Unglücklichen bis zu seinem Tod. — Das ist nur ein Fall christlichen Opfermuts von den vielen. Sprechen doch in dem einzigen Krankenhaus von Zagazig jährlich 30.000 Kranke vor, das macht in den 20 Jahren seines Bestehens 600.000 verpflegte Unglückliche.
Namentlich zeigt sich die Aufopferung zur Zeit der Pest, die in den unterägyptischen Städten wegen ihrer Lage an dem Seeweg nach Indien fast jährlich mehr oder minder stark auftritt. So hielten im letzten Jahr, als von den 40.000 Einwohnern von Zagazig 15.000 auswanderten, die Schwestern tapfer aus.

Diese Aufopferung der Schwestern und Missionäre verfehlte denn auch nicht ihren wohltätigen Einfluss auf Mohammedaner und Schismatiker (Anmerk. die schismatischen, die sogenannten "orthodoxen" Kopten) und ließ die Kälte, um nicht zu sagen die feindselige Haltung der ersten Jahre allmählich einer offenbaren Zuneigung weichen.

Fortsetzung hier

Sonntag, 22. Januar 2012

Besuch am Grabe des hl. Märtyrers P. Peter Chanel auf der Insel Futuna


St. Peter Chanel


Ein heiliger Missionar, den ich besonders verehre, der allerdings nur wenig bekannt ist, ist der heilige Pater Pierre Louis Chanel. Zunächst war er Pfarrer in Crozet, einem Dorf nahe Genf, dessen Einwohner durch den starken Einfluss des Kalvinismus in der Region vom Glauben nicht mehr viel wissen wollten. Dieser Teil seines Lebens weist interessante Parallelen zum Wirken des Hl. Pfarrers von Ars auf. Durch seine große Sehnsucht nach den Missionen schloss er sich den Maristen an, um auf der Südsee-Insel Futuna (Teil des französischen Übersee-Gebiets Wallis und Futuna) als Missionar zu wirken. Er lebte dort einige Jahre zusammen mit einem der zwei Könige (siehe Text) und starb den Martertod, nachdem die engsten Vertrauten des Königs ihren Einfluss schwinden sahen und beschlossen, sich an dem Vertreter der fremden Religion zu rächen. 1954 wurde er von Papst Pius XII. heiliggesprochen. Der folgende Text beschreibt eine Wallfahrt von Maristenpatres nach Futuna, wo sich schon kurz nach dem Tod von P. Chanel fast die gesamte Bevölkerung bekehrte.

Gewiss werden sich unsere Leser noch an die kleine Insel Futuna erinnern, den Schauplatz des so glorreichen heil. Lebens und Leidens des ersten Märtyrers der Südsee, Peter Ludwig Maria Chanel S.M., und mit Freuden der Einladung folgen, in Begleitung eines Mitbruders des Seligen (Anm. Pater Chanel war damals noch nicht kanonisiert), des P. E. Thomas, eine kleine Wallfahrt nach der heiligen Stätte zu unternehmen.

„Endlich“, so schreibt derselbe, „kam auch Futuna in Sicht, das vom Blut unseres glorreichen Mitbruders betaute Eiland. Unsere Herzen schlugen schneller, als wir in der Ferne seine schroffen Felszacken vor uns aufsteigen sahen. Wir wurden von den guten, heute fas ganz katholischen Insulanern aufs Herzlichste empfangen. In brüderlichen Gesprächen Mit P. Quibilier, dem Missionär von Sigawe, wo wir landeten, verstrich die Nacht. In der Frühe des anderen Morgens schlugen wir über Alo den Weg nach Poï (der Stätte des Martyriums) ein. In Alo empfing uns der alte Musulamu, einer der Mörder P. Chanels, und bewirtete uns mit einem Festgericht von gebratenen Schweinen und anderen Speisen.
Musulamu ist gegenwärtig der König dieser Seite der Insel; denn wie Sie wissen, hat Futuna zwei voneinander unabhängige Könige, den von Sigawe, ‚der König der Besiegten‘, und den von Alo, ‚den König der Sieger‘.
„Während wir dann an den wild zerrissenen Berghängen, die uns von Poï trennten, hinanstiegen, steuerte der Duchassault (das französische Kriegsschiff, das die Missionäre gebracht) seewärts um die Insel, um auch seinerseits die Wallfahrt zu machen, und legte sich gerade im Angesicht der schönen Wallfahrtskirche vor Anker. Dieselbe erhebt sich in der Nähe von Poï genau auf der Stelle, wo der Selige am 28. April 1841 gemartert wurde. Die gefährlichen Riffe, welche rings die Ufer der Insel einfassen, machen das Landen für größere Schiffe fast untunlich. Das war der Grund, weshalb wir den beschwerlichen Landweg über Alo eingeschlagen hatten. Ein zweistündiger angestrengter Marsch über diese steilen Berghöhen, mit nüchternem Magen und unter den Strahlen der Tropensonne, und das alles nach einer Fahrt, die uns mit den traurigen Wirkungen der Seekrankheit gründlich bekannt gemacht hatte, — das hieß sterben vor Durst und Ermüdung. Aber wir wollten nun einmal um keinen Preis auf das Glück verzichten, am Grabe unseres Seligen die heilige Messe zu lesen.
Endlich um 9 Uhr morgens erreichten wir unser Ziel. Ich will Ihnen nicht lange erzählen, was wir in Poï gesehen haben. Gesehen haben wir wenig, aber umso mehr gefühlt. Das Herz hatte hier zu tun, weniger das Auge. Nur einige Stunden waren uns an der geweihten Stätte vergönnt, und doch — wie viel hatten wir dem Seligen zu sagen und von ihm zu erbitten! Sie haben früher eine Abbildung der achteckigen Wallfahrtskirche (Jahrgang 1890) gesehen, welche P. Quiblier, der Nachfolger des sel. P. Chanel, zu Ehren des Seligen errichtet hat.
Was für ein frommer, liebenswürdiger Mitbruder! Die Kirche ist in ihrer Art ein Meisterwerk der Baukunst und des guten Geschmacks. Einen solchen Bau an einem einsam gelegenen Orte, acht Stunden von der Residenz des Paters entfernt, aufzuführen, war ein wahres Kraftstück. Gott weiß, welch unsägliche Geduld dazu erforderlich war. Aber wie gut man hier beten kann! Man fühlt sich wie im Familienkreis, da der Selige ja uns Maristen und Missionären doppelt und dreifach ein Bruder ist. Während der zweiten heiligen Messe des P. Olier gab der Duchassault zur heiligen Wandlung auf ein Signal hin eine Salve von sieben Kanonenschüssen ab, die an den hohen Bergwänden donnernd widerhallten und gewiss auch im Himmel oben dem Seligen zu Ehren ein freudiges Echo fanden.
„Nun mussten wir wieder von Poï Abschied nehmen. Es geschah mit schwerem Herzen, und mehr denn einmal wandten wir uns auf dem Rückweg wieder um, um einen letzten Blick auf den Ort zu tun, wo wir so gerne ganz geblieben wären.
Wieder ging es die steilen Höhen hinauf, die P. Chanel so oft mit seinem Schweiße benetzt. Es war uns als ob wir seine Fußstapfen noch sähen und in den Lüften einen Widerhall des Ave Maria vernähmen, das fas unaufhörlich für die Bekehrung seiner lieben Futunier von seinen Lippen tönte.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1893)

Freitag, 20. Januar 2012

Bischöfliche Empfehlung: Ignatius von Senestray


Ignatius von Senestrey, Bischof von Regensburg (1818-1906)

Häufig haben die Oberhirten Deutschlands in "Die katholischen Missionen" ihre Empfehlungsschreiben für diese Zeitschrift drucken lassen. Besonders erbaulich sind die Worte von Bischof Ignatius von Senestrey, der von 1858 bis 1906 Bischof von Regensburg war. Er weist besonders darauf hin, wie wichtig jedem Katholiken die Glaubensverbreitung sein sollte.




Mit inniger Freude willfahre ich dem an mich gestellten Ansuchen, durch einige Worte, wenn möglich, zu noch weiterer Verbreitung der illustrierten Monatsschrift „Die katholischen Missionen“ beizutragen.


Ich schließe mich einfach an die lange Reihe der hochwürdigsten Oberhirten an, welche diese Zeitschrift bereits in den wärmsten Ausdrücken empfohlen haben. Mit ihnen weise ich hin auf den erhabenen Zweck, dem sie dient, auf den reichhaltigen Inhalt, den sie besitzt, auf die heilsame Wirkung, die sie bei Priestern und Laien hervorbringt.


Möge also der Kreis ihrer Leser mit jedem Jahre wachsen. Es kann ja katholische Christen nichts mehr interessieren, nichts tiefer ergreifen, als sozusagen mit eigenen Augen zu sehen, wie der große Auftrag des Herrn (Mark. 16,15) in unserer an Hindernissen wie an Verkehrsmitteln so reichen Zeit nach allen Richtungen hin vollzogen wird.

Greift das katholische Volk überall gerne nach den „Annalen zur Verbreitung des Glaubens“ (Anm.: eine andere Missionszeitschrift) wegen der darin enthaltenen originellen Berichte über Freud und Leid der Glaubensboten aller Weltteile, so bringen die „Missionen“ noch eingehendere Erzählungen über des heiligen Kreuzes Wanderungen und Pflanzungen, Kämpfe und Siege, veranschaulichen den Bericht durch gelungene Darstellungen, liefern der Jugend eine eigene Beilage, erscheinen alle Monate und kosten doch nur 4 Mark pro Jahrgang.


Nur selten wird der Diözesanbischof in die Lage kommen, eine Zeitschrift unter so vielen Gesichtspunkten den Gläubigen aufs angelegentlichste empfehlen zu können.


Regensburg, den 9. März 1889 


 IgnatiusBischof von Regensburg

Mittwoch, 18. Januar 2012

Bilder: Verschiedenes

Der Radscha von Taipur (siehe auch unten) mit seiner Familie
Der Radscha Francis Xavier als Mitglied des Dritten Ordens des hl. Franziskus



Katholiken und einheimischer Priester auf Madagaskar


Das Seminar von Mangalore (typisch für Südindien sind die vielen Karmeliter)
Afrikanischer Fürst

Dienstag, 17. Januar 2012

Eine Vorhersage Don Boscos


Giovanni Kardinal Cagliero

Der Apostolische Vikar von Nord-Patagonien, Msgr. Cagliero, erzählte in einem Vortrag, gehalten im Oratorium Saint-Leon in Marseille, folgenden denkwürdigen Zug aus dem Leben Don Boscos:

„Es sind nun schon viele Jahre her, als eines der ersten Kinder, die Don Bosco in seine Anstalt zu Turin aufnahm, ein Knabe von 14 Jahren, tödlich erkrankte.
Die Ärzte erklärten, der Kranke werde den folgenden Tag schwerlich erleben; man solle ihn ohne Verzug mit den heiligen Sterbesakramenten versehen.
Don Bosco trat hierauf ins Krankenzimmer und näherte sich dem Bette des Sterbenden. Doch siehe, da flog eine Taube aus der Höhe nieder, einen Ölzweig im Schnabel, schwebte über dem Kranken und ließ den Zweig auf sein Haupt niederfallen.
Doch dies war noch nicht alles. Don Bosco sah im selben Augenblick in einer Art Vision, der Kranke werde nicht sterben; ihm war es, als erblickte er rings um das Antlitz des kleinen Dulders seltsame, fremde Gestalten. Es waren keine Europäer, sondern Menschen aus unbekannten, wilden Völkerstämmen.
Don Bosco fragte den Knaben: ‚Mein Kind, möchtest du jetzt sterben oder gesund werden‘ ‚Wie Gott will‘, war die Antwort. ‚Aber‘, erwiderte Don Bosco, ‚man muss den Himmel nicht stehlen, sondern verdienen. Höre, was ich dir sage. Du wirst wieder gesund werden. Du wirst eines Tages Priester sein und wirst weit, weit herumkommen; du wirst hingehen — ich weiß nicht wohin, aber weithin in ein fremdes, fernes Land, und du wirst eines Tages…‘
Don Bosco vollendete den Satz nicht.
Der Knabe genas in der Tat sehr bald; er empfing die heiligen Weihen, er wurde Bischof —; es ist derjenige, der zu Ihnen spricht, geliebte Brüder.
Die Pläne Gottes haben sich wunderbar verwirklicht. Innerhalb von zwanzig Jahren sind nunmehr 350 Salesianer als Missionäre nach Südamerika ausgezogen; 35 Häuser sind gegründet, 25.000 Wilde im Flussgebiet des Rio Negro haben den einzig wahren Gott kennen gelernt.
Demnächst werde ich 50 neue Missionäre mit hinüberführen, die Europa und ihr Vaterland verlassen, um an der Südspitze Amerikas das Evangelium zu predigen. 15 Missionäre sind bereits am 3. November nach Feuerland abgereist.
Diese armen Wilden hungern nach religiöser Wahrheit, und sie wissen die Gnade der heiligen Taufe wohl zu schätzen. Sie führen ein Nomadenleben, gehen halbnackt, übernachten in elenden Zelthütten, in Schluchten und Höhlen oder im Dickicht der Wälder. Ihre Hauptnahrungsquelle ist die Jagd. — Sie haben ein dankbares Herz; sie beten und beten oft und inbrünstig für jene, die ihnen Gutes tun. Wir suchen sie auf in der Einsamkeit ihrer weiten Jagdgefilde, wir teilen mit ihnen alle Entbehrungen und schlafen mit ihnen auf dem nackten Boden.
Gott schützt uns in augenfälliger Weise und verleiht uns die notwendige Kraft. Im letzten Jahr habe ich das ganze unermessliche Flusstal des Rio Negro durchwandert vom Atlantik bis zu den Wassern des Stillen Ozeans.
Die ganze Tour musste ich zu Pferd machen, und während sechs Monaten habe ich nie in einem Bett geschlafen; wir, meine Missionäre und ich, suchen zur Nachtzeit unter den Bäumen unsere Ruhestätte.
Gott ließ es zu, dass ich in den Kordilleren in Chile einen schweren Fall getan, kurz nachdem er mir den Trost verschafft, einem ganzen Stamm, 1700 Köpfe zählend, die Taufe zu spenden.“

(aus: die katholischen Missionen, 1889)

Sonntag, 15. Januar 2012

Der einheimische Klerus in China


Unsere Liebe Frau von China, bitte für uns!


Immer lauter und dringender wir der Ruf nach einer stärkeren Vermehrung besseren Ausbildung des einheimischen Klerus, namentlich bei den Kulturvölkern Ostasiens, wo die Vorbedingungen dafür günstiger sind.
Speziell in China macht sich das Bedürfnis nach einem stärkeren Prozentsatz tüchtiger einheimischer Hilfskräfte mehr und mehr fühlbar. Die letzte Verfolgung hat auch im einheimischen Klerus Lücken gerissen, die ausgefüllt werden müssen, und die Rolle, welche die chinesischen Priester während der Wirren gespielt, bewies so recht, wie wertvoll ihre Mitwirkung ist.
Auf manchen gefährdeten Posten blieben sie allein als treue Wächter zurück, während die europäischen Missionäre zeitweise dem Sturme ausweichen mussten. Zweifellos wird man noch lange mit dem stark ausgeprägten chinesischen Fremdenhass rechnen müssen. Je mehr sozusagen chinesischen Anstrich die Missionstätigkeit gewinnt, und je mehr der fremdländische Charakter des Personals durch starken einheimischen Zusatz verdeckt wird, desto leichter wird natürlicherweise die fremdenfeindliche Strömung überwunden, anderer großer Vorteile nicht zu gedenken.
Glücklicherweise ist in der besagten Richtung schon ein schöner Anfang gemacht, wirken doch heute in den 40 Apost. Vikariaten oder Präfekturen Chinas neben rund 1000 europäischen Missionspriestern etwa 470 einheimische Priester.
Eine große Zahl dieser einheimischen Priester gehören den verschiedenen Orden an. Beispielsweise sind wir etwa 40 chinesische Lazaristen, etwa 60 Jesuiten, 20-30 chinesische Trappisten usw.
Die 113 einheimischen Gehilfen der Franziskaner sind sämtlich Mitglieder des Dritten Ordens. Die Zahl einheimischer Schwestern dürfte sich heute auf ca. 800 belaufen. Es kommt demnach, da die Gesamtzahl der chinesischen Katholiken rund 763 000 beträgt, auf ca. 1650 Gläubige ein einheimischer Priester. Das ist gewiss schon ein günstiges Ergebnis und beweist, dass es unter den Christen an Priesterberufen nicht fehlt.
Freilich ist mit Bezug auf die Gesamtbevölkerung Chinas (ca. 400 Millionen) das Verhältnis ein anderes, da auf ca. 850 000 Chinesen erst ein chinesischer Priester entfällt.
Fast in allen Missionen wird denn auch mit mehr oder weniger Eifer auf die Vermehrung des einheimischen Klerus hingearbeitet. Im Augenblick finden sich in ganz China ca. 50 Seminarien mit zusammen rund 1000 Alumnen. Der Umstand, dass die Mission fast allein die Gesamtkosten ihres Unterhaltes und ihrer Erziehung zu tragen hat, legt leider große Beschränkungen in der Aufnahme neuer Kandidaten auf.
Was die Tüchtigkeit und Brauchbarkeit der einheimischen Priester und Ordensleute betrifft, so lauten die Urteile darüber im Allgemeinen recht günstig. Dem Chinesen fehlt es keineswegs an Gab en des Geistes und Herzens.
Welcher Opfer ein chinesischer Priester fähig ist, hat die letzte Verfolgung gezeigt, bei welcher manche die furchtbarsten Qualen standhaft erlitten und als Blutzeugen starben.
Außerdem sind sich unter dem einheimischen Klerus mehrere ganz tüchtige Gelehrte; sind doch z.B. schon Werke chinesischer Priester sogar von der französischen Akademie (Académie des inscriptions) mit Preisen ausgezeichnet worden.
So ward 1899 der Preis Stanislaus Jullien geteilt zwischen den Werken zweier chinesischer Jesuiten:
Pierre Hoang, Notions techniques sur la propriété en Chine, und Etienne Zi, Pratique des examens militaires en Chine.

Samstag, 14. Januar 2012

Die Bibel als Missionsmittel



Bekanntlich besteht in Bezug auf die Verwendung der Bibel in den Missionen zwischen katholischen und protestantischen Missionären ein tiefgreifender Unterschied.
Während die katholische Praxis das „heilige Buch“ auch als solches behandelt und erst in bereits fest begründeten Gemeinden die Schrift und zwar meist nur in sorgfältiger Auswahl, die vornehmlich das Evangelium und vom Alten Testament nur die großen Grundzüge bietet, den Heidenchristen in die Hände legt, wird von den Protestanten gleich mit der Bibelverteilung in Masse begonnen und die Zahl der verteilten Bibeln vielfach zum Maßstab der Missionserfolge genommen.
Wie sehr dadurch das „Buch der Bücher“ dem Missbrauch preisgegeben wird, liegt auf der Hand. Zu den vielen Bestätigungen dieser Tatsache liefert Paul Horn in einem Artikel über das „Christentum in Persien“ einen bemerkenswerten Beitrag. „Am zufriedensten“, so heißt es da u.a., „sind die protestantischen Missionäre immer mit dem Absatz der Bibelübersetzung.
Nun, Mohammedaner werden diese kaum oder nur höchst selten lesen. ‚Die mit so bedeutenden Kosten gedruckten, eingebundenen und gratis verteilten Bibeln‘, so erzählt der langjährige Leibarzt des jetzigen Schahs, Dr. Polak, in seinem vortreffliche Buch über Persien, ‚werden von den Empfängern sofort aus den Deckeln gerissen und im Bazar als Altpapier verbraucht. Der einfache Bibelstil ist dem Orientalen zuwider; er liebt pomphafte Worte, eine blumige, bilderreiche Sprache, der er gern Gedanken und Inhalt aufopfert.
Zuweilen ließ sich der Schah zur Belustigung einige Kapitel aus der Bibel vorlesen, und jedes Mal brachen er und die Höflinge sehr bald in lärmendes Gelächter aus, so dass an ein Fortsetzen der Lektüre nicht zu denken war.‘ Die Perser haben ein großes Interesse an theologischen Gesprächen und Disputationen, auch die einfachsten Leute, aber eine Übersetzung der Bibel zu lesen, halten sie kaum für der Mühe wert…Eine Ausnahme machen die Babes, die neueste islamitische Sekte; sie lesen mit Vergnügen das Neue Testament, besonders die Lebensgeschichte Jesu.“ Diese ist es denn auch, die von den katholischen Missionären zunächst und hauptsächlich als Missionsmittel gebraucht wird.
Übrigens nimmt ja seit einiger Zeit unter den Protestanten in Deutschland die Bewegung zu, welche dafür eintritt, zumal den Kindern die Bibel nur im Auszug in die Hand zu geben, da die Erfahrung lehrt, dass die unterschiedslose Lesung der ganzen Bibel in der Schule schwere Missstände zur Folge hat. Muss dies aber nicht bei neubekehrten Heiden noch viel mehr der Fall sein?
(Aus: die katholischen Missionen, 1896)

Freitag, 13. Januar 2012

Brasilianische Scherze


Während in Nordamerika wie auch in Südafrika Schwarz und Weiß streng voneinander geschieden sind, nicht bloß in der Eisenbahn, sondern leider auch in der Kirche, vertragen sich die beiden Rassen in Südamerika recht gut. Ein Beispiel für dieses harmlose Verhältnis erzählt uns P. Dominikus aus Brasilien: Ein Neger ritt auf einem weißen Esel daher. Das sah ein Weißer und er rief ihm spöttisch zu: „Was? Ein schwarzer Kerl auf einem weißen Esel!“
„Väterlein“, erwiderte der Neger, „ich kann nichts dafür, dass der Weiße ein Esel ist!“ Und sie lachten beide.

(Aus: Missions-Blätter, 1929)

Donnerstag, 12. Januar 2012

Die Statue eines katholischen Ordensmannes und Missionärs auf dem Capitol zu Washington


Statue von Jacques Marquette S.J. im Capitol; Quelle: Architect of the Capitol


Nach einem Gesetz vom Jahr 1883 muss jeder Staat zwei Statuen für das Capitol der Bundeshauptstadt liefern. Der Senat von Wisconsin hat nun einstimmig als einen seiner großen Männer den Jesuiten P. Jacques Marquette würdig erachtet, die Ehre des Staates in Washington zu vertreten.
P. Marquette war einer der ersten Missionäre in den großen Indianergebieten, die er 40 Jahre lang im Interesse des Glaubens, der Wissenschaft und Zivilisation durchwanderte. Er hat den Mississippi-Strom entdeckt und zuerst auf einer großen Strecke befahren.
Senator Genty bewies in seiner Rede, dass der Apostel gerechten Anspruch auf den Dank der Amerikaner erheben könne. „Die Devise unseres Staates“, so sagt er, „lautet ‚Vorwärts‘. Bleiben wir ihr treu und erkennen Marquette’s Verdienste an, indem wir ihn den Helden Amerikas beizählen, damit unsere Kinder und Kindeskinder in gleicher Weise noch den Apostel und Patrioten ehren.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1888)

Mittwoch, 11. Januar 2012

Das Heidentum, wie es ist


Während eine gewisse Art von Gelehrten dem Christentum nur blinden Hass und auf krasser Unwissenheit beruhende Vorurteile entgegenbringt, schwärmen sie für das Heidentum und wissen nicht genug die „reinen und erhabenen“ Ideen der indischen Religionsphilosophie zu preisen.
Diese „Milch- und Wasser-Ansicht“ des Heidentums hat vor einiger Zeit in der englischen Reisenden Mrs. Isabella Bird Bishop eine scharfe Kritik erfahren. In einem Vortrag über die Religionen Asiens machte sie für jene unrichtigen Ideen auch die aus jenen Ländern heimgekehrten protestantischen Missionäre verantwortlich, die aus einem verkehrten Zartgefühl sich scheuten, die Dinge unverblümt so zu schildern, wie sie dieselben gefunden.
„Während meiner Reisen durch Asien“, so führte sie u.a. aus, „kam es mir wiederholt zum Bewusstsein, wie wenig wir gehört und wie wenig wir die Tatsache kennen, bis zu welchem Grad in diesen Ländern die Sünde auf den Thron erhoben, vergöttlicht und angebetet wird. Überall macht sich die Sünde in schmachvoller Frechheit breit.
 „Der Mohammedanismus ist korrupt bis ins Mark hinein. Die Sitten der mohammedanischen Länder sind verrottet und die sittlichen Vorstellungen niederträchtig. Und wie korrupt der Buddhismus und die Buddhisten sind!
Lassen sie mich nur auf die eine Wirkung dieser falschen Religionen hinweisen.
Sie erniedrigen die Frau zu einer unendlichen Erniedrigung. Ich habe das alltägliche Leben der eingeschlossenen Frauen mit angesehen und kann aus bitterer Erfahrung sprechen, welcher Art dieses Leben ist.
Ihr Geist bleibt zwerghaft verkrüppelt, so dass die Frau von 20-30 Jahren intellektuell mehr einem Kinde von acht Jahren gleicht, dagegen werden die schlimmsten Leidenschaften der menschlichen Natur in ihnen gezüchtet und zu einem schrecklichen Grade entwickelt: Eifersucht, Neid, mörderischer Hass, so glühend und unnatürlich, dass ich in einigen Ländern kaum je ein Frauenhaus betrat oder in die Nähe eines Frauenzeltes kam, ohne um Gift und schädliche Geheimmittel gebeten zu werden. Wohl an die 200 Male wurde mir dieses Ansinnen gestellt.
Der ganze asiatische Kontinent ist korrupt, eine Szene voll von barbarischen Sitten, Torturen, brutaler Gewalttätigkeit und Unterdrückung.“
Offenbar sind es mehr die höheren Kreise der Gesellschaft, welche die berühmte Reisende schildert. Glücklicherweise sind auch hier ehrenvolle Ausnahmen nicht so selten.
Im Ganzen aber ist das überzivilisierte alte und neue Heidentum so, wie schon der Völkerapostel es mit kurzen aber scharfen Zügen gezeichnet (Röm. 1,24 ff.) und alles Bemänteln der atheistischen Gelehrten vermag daran nichts zu ändern.

 (Aus: die katholischen Missionen, 1895)

Dienstag, 10. Januar 2012

Fulton Sheen über katholische Schmarotzer





"A Catholic who does not strive to spread his Faith is a parasite on the life of the Church."

heißt: Ein Katholik, der sich nicht bemüht, seinen Glauben zu verbreiten, ist ein Schmarotzer am Leben der Kirche.


Erzbischof Fulton Sheen war Sekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Sein Seligsprechungsprozess wurde 2003 eingeleitet.

Montag, 9. Januar 2012

Asiatische Türkei — Die Greuel in Armenien


Armenier auf der Flucht
Hier ein Bericht über die Verfolgung der Armenier im osmanischen Reich, es handelt sich nicht etwa um den Völkermord an den Armeniern in den Jahren 1914-1917, dessen Leugnung Frankreich kürzlich gesetzlich unter Strafe gestellt hat und dafür vom türkischen Ministerpräsidenten Erdogan mit Sanktionen bedroht wurde, sondern um eine der zahlreichen Verfolgungen davor, die in den Jahren 1894-1896 statt fand.

Das Bild, das wir früher von den blutigen Christenmorden auf Grund zuverlässiger Berichte entworfen, war gewiss schrecklich genug. Dass dasselbe aber noch weit hinter der Wirklichkeit zurückblieb, beweist der nunmehr veröffentlichte authentische Bericht der armenisch-katholischen Behörde (vgl. die Zeitschrift „Das heilige Land“ 1896, Heft 3, S. 112 ff.).
Die hier zusammengestellten Tatsachen sind geradezu haarsträubend. Wir heben daraus in Kürze wenigstens einiges heraus, was zur Ergänzung unserer früheren Berichte dient.

Kurzes Verzeichnis über die Entweihungen, die gewaltsamen Bekehrungen zum Islam und die Priestermorde:

1.    Provinz Trapezunt (Trabzon). Die Metzeleien in der Hauptstadt wiederholten sich in den meisten umliegenden Dörfern. In 13 derselben die Kirchen geplündert und zerstört. 6 Priester ermordet. 4 Dörfer gewaltsam zum Islam bekehrt. Zahlreiche Frauen geschändet.

2.    Provinz Erzerum. 41 Kirchen sind ausdrücklich namhaft gemacht, die teils geplündert und zerstört, teils in Moscheen verwandelt wurden. Dazu kommen zahlreiche ungenannte und etwa 15 armenische Klöster. Die christlichen Gotteshäuser wurden vor der Zerstörung in teuflischer Weise geschändet, beschmutzt, die Bilder, Altäre, Kruzifixe, Gewänder, Evangelienbücher schmachvoll der Verunehrung preisgegeben und dann vernichtet.
Etwa 13 Weltpriester und 8 Mönche wurden ermordet, andere eingekerkert. Ganze Dörfer sind gewaltsam zur Annahme des Islam und zur Beschneidung gezwungen worden. Die Gräueltaten an Hunderten von christlichen Frauen und Mädchen sind über alle Beschreibung empörend. In einigen Distrikten hat der Kultus des Kreuzes völlig aufgehört.

3.    Provinz Van. Hier wurden in den verschiedenen Distrikten 58 Kirchen und 29 Klöster, außerdem sämtliche Kirchen und Klöster der Distrikte Akhpag und Barguerd geplündert und zerstört und eine größere Anzahl Priester und Mönche, zum Teil unter schrecklichen Qualen, getötet; 26 Dörfer, die ausdrücklich genannt werden, sowie sämtliche Ortschaften der Distrikte Chadkh und Hokhiatz u.a.m. wurden gewaltsam zum Abfall gezwungen.
An mehreren Orten legten die Kurden die priesterlichen Gewänder, welche sie aus den Kirchen geraubt, an und führten mit dem Kreuze, dem Evangelium und dem heiligen Kelche in der Hand sowohl in ihren eigenen wie in den armenischen Dörfern schamlose Tänze auf, um die Religion und die Kirche der Christen lächerlich zu machen.

4.    Provinz Bitlis. Hier wurden 28 Kirchen und 13 Klöster ausdrücklich genannt außer zahlreichen anderen, die geplündert und teils zerstört, teils in Moscheen verwandelt, teils geschlossen. Die Zahl der ermordeten Priester und Mönche ist nicht festgestellt, aber ziemlich bedeutend. Außer den gewöhnlichen, wahrhaft bestialischen Schandtaten und Entweihungen, die sich allenthalben wiederholten, ist noch einiges besonders hervorzuheben.
Manche der schismatischen Geistlichen wurden gezwungen, den Turban aufzusetzen, zahlreiche christliche Frauen und Mädchen zwangsweise an Mullahs verheiratet, viele Christen zur Annahme mehrerer Frauen nach den Gebräuchen des Islam veranlasst, um so ihren Abfall vollständig zu machen, über 100 Dörfer zum Abfall und zur Beschneidung gezwungen, ganze Scharen von Kindern entführt, um sie zum Islam zu erziehen etc. Auch hier ist das Christentum stellenweise ganz ausgerottet.

(es folgen im Bericht noch die Provinzen Siwas und Mamuret-ül-Aziz, in der ähnliche, z.T. noch schlimmere Grausamkeiten verübt wurden)

Dieselben Greuel wiederholten sich in den Provinzen Diarbekir, Adana, Aleppo und im Sandschak Ismidt. Die Einzelheiten sind oft grauenerregend und zeigen den mohammedanischen Würger von seiner brutalsten Seite.
So viel ist gewiss, diese letzten Vorgänge der Türkei bilden eine der blutigsten und entsetzlichsten Seiten in der Geschichte dieses Jahrhunderts, das doch der Gräuel so viel gesehen. (…)
Tröstlich ist die herzliche Teilnahme, welche die christlich-gläubige Welt den armen Glaubensbrüdern im Osten entgegengebracht. Überall in Amerika, England, Frankreich, Österreich sind erfolgreiche Aufrufe zur Unterstützung der schwer heimgesuchten Mission ergangen. Auch Deutschland hat z.B. durch seinen „Verein des heiligen Landes“ und seine verschiedenen Presseorgane tatkräftige Unterstützung teils schon geleistet, teils zugesagt. Die Not ist außerordentlich groß und dringend.
Gewiss werden auch die Leser unserer Blätter bereitwillig fortfahren, ihr Scherflein zu spenden. Bereits ging uns von dem Obern der Kapuzinermission, P. Eugen de Modica, von Trapezunt aus ein inniges Dankschreiben zu für eine vorläufige Gabe.
„Tausende und aber Tausende vor kurzem noch blühender Existenzen“, so schreibt der hochwürdige Missionär, „sind an den Bettelstab gebracht, ihrer Ernährer beraubt und sogar mit herzloser Grausamkeit aus ihren Heimatsorten vertrieben worden. Die armen Witwen haben sich mit ihren hilflosen Würmchen, das nackte Leben rettend, hierher geflüchtet, mit der einzigen Hoffnung im Herzen, dass der allmächtige Gott sie in seiner unbegrenzten Barmherzigkeit nicht verlassen werde.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1896)

Sonntag, 8. Januar 2012

Anschlag auf den Apostolischen Vikar



Eine Hirtenreise des Apostol. Vikars von Südwest-Hupe, Msgr Benjamin Christiaens O.S.F., hätte, wie wir aus seinem eigenen Brief ersehen, ohne einen besonderen Schutz Gottes infolge der feindlichen Haltung der Heiden beinahe unglücklich geendet.
Er besuchte eben das Waisenhaus, das er zu Beginn des letztverflossenen Jahres in Sche-kuy-kiao, einem großen Marktflecken, errichtet hatte. Als der Oberhirt beim Abschied seine Tragsänfte besteigen wollte, machte sich bei den Zuschauern feindselige Gärung bemerkbar. 

Der Bedrohte, früherer Feldgeistlicher im deutsch-französischen Krieg, hätte sich zwar auch vor dem Schlimmsten nicht gefürchtet, hielt es aber für eine Forderung christlicher Klugheit, sich sicherstellen zu lassen, und verlangte vom Ortsmandarin ein Geleit durch die aufgeregte Menge bis vor die Ortschaft hinaus. 
Bis dahin ging auch alles in Ordnung. Kaum war man aber im freien Feld, so begann ein eigentlicher Angriff; Steine, Prügel, Erdschollen u. dgl. hagelte es auf die Sänfte, deren Fensterscheiben brachen. Die Träger stellten ihre Last nieder und suchten das Weite. Menschlicherweise gesprochen war der hochwürdigste Herr verloren. 
Bereits blutete er aus zwei Wunden am Kopfe. Er befahl seine Seele Gott und stieg aus der Sänfte.
Wie der Pöbel ihn allein ohne Schutz sah, steigerte sich seine Wut aufs höchste. Aber anstatt über ihn herzufallen, ließen sie merkwürdigerweise ihren ganzen Grimm an der Tragsänfte aus, die sie in Stücke hieben und anzündeten. 

Ohne dass jemand seiner achtete, konnte Msgr. Christiaens eiligen Schrittes entfliehen. Zwar setzte man ihm noch nach, aber ohne Erfolg; gegen Abend hatte er ein anderes Christendorf erreicht. In dem Tumult wurden etwa zehn Christen verwundet.
Die Menge wollte nun unter Anführung von Gelehrten das Waisenhaus niederreißen, doch der Syndikus und der Mandarin erhoben dagegen Einsprache. Die Aufgeregten gedenken das Vorhaben trotzdem noch zur Ausführung bringen. Mögen die Schutzengel die Untat verhüten!

(aus: die katholischen Missionen, 1891)

Freitag, 6. Januar 2012

Tod eines Apostels der Aussätzigen, Joseph Dutton


Aus dem Hawaii-Archipel kommt die Trauerkunde, dass „Bruder“ Joseph Dutton, der Nachfolger des P. Damian, am Aussatz gestorben ist. Damit endet ein Heldenleben, das in der glänzendsten Weise wieder die Kraft christlicher Liebe bezeugt.
Ira Barnes Dutton, so lautet der Geburtsname des Dahingeschiedenen, stammte aus einer hochangesehenen protestantischen Familie der Vereinigten Staaten und erhielt eine ausgezeichnete Erziehung. An dem amerikanischen Bürgerkrieg nahm er mit solcher Tapferkeit als Soldat des Zuavenregiments von Janesville City teil, dass er mit dem Rang eines Hauptmanns aus dem Kriegsleben schied. In den folgenden Jahren trat Dutton in den Dienst der Louisviller Eisenbahngesellschaft.
Seine aussichtsreiche Laufbahn gab er auf, nachdem er Ende der achtziger Jahre katholisch geworden war, um zurückgezogen in einem Dominikaner- und Trappistenkloster seinen Glauben leben zu können. Hier in einsamer Klosterzelle hörte der ehemalige Hauptmann Gottes Ruf. Ein Buch war es — wie so oft —, das ihm die Wege des Herrn wies: das Leben des P. Damian. Nicht einen Augenblick hielt ihn der Aussatz mit seinen Schrecken zurück. Er studierte Medizin, verließ dann die Heimat und zog auf die einsame Insel des Elends, wo ihn P. Damian, selber schon eine Beute der Krankheit, noch in sein Amt einführen konnte.

Fast 25 Jahre blieb „Bruder“ Dutton unter den Aussätzigen. Zusammen mit den Brüdern der Picpusgenossenschaft und den Franziskanerschwestern pflegte der ehemalige Offizier mit heroischer Geduld die armen Kranken. Keine Arbeit war ihm zu gering. „Jeden Morgen“, so schildert ein methodistischer Prediger sein Wirken, „legt er eine blaue Bluse an und einen Überwurf und geht dahin, was er seine ‚Werkstatt‘ nennt, ein Holzbau mit Veranda, wo eine Reihe Bänke angebracht sind und eine Anzahl Schüsseln mit warmem Wasser bereit steht. Von allen Seiten humpeln nun die ausgezehrten armseligen Gestalten heran und nehmen Platz auf den Bänken. Bruder Dutton wäscht mit wahrhaft religiösem Mute und Mitleiden ihre Wunden legt neue Verbände und Pflaster auf, wobei er für den einen Kranken ein erheiterndes Wort hat, einem anderen eine Blume schenkt, dem dritten einen bequemeren Stuhl zum Ausruhen verschafft, kurz alles tut, um den Unglücklichen ihr Dasein möglichst erträglich zu gestalten.“
Mit ganz besonderer Liebe nahm der Held der Barmherzigkeit sich der unglücklichen Kanakenkinder an, die von der furchtbaren Krankheit befallen aus dem Elternhaus fortgerissen worden waren und jetzt in Schmerzen und Heimweh sich verzehrten. Man kann es nicht ohne Rührung lesen, wie der ehemalige Hauptmann auf die kindlichste Weise sich mit ihnen unterhielt und frohe Spiele ersann, um die armen, entstellten Wesen zu erheitern und zu trösten.

Fast 25 Jahre hielt Dutton es aus mitten in dem Jammer und all der Not von Molokai. Konnte Gott ihm einen schöneren Lohn geben als das Los seines großen Vorbildes, des P. Damian? Es ward ihm zu teil. Er starb des gleichen Todes, er wurde zum Märtyrer des Aussatzes.
Staunend hat die moderne Welt das Opferleben des P. Damian betrachtet und ihm das höchste Lob gezollt, Freund wie Feind. Soll nicht gleiche Ehre auch seinem Nachfolger zu Teil werden, der dasselbe gewollt und gelitten? Mit Recht schreibt eine Zeitschrift in ihrem Nachruf auf Bruder Dutton: „Was auch über den heiligmäßigen belgischen Priester geschrieben ward, getrost mag es angewandt werden auf Bruder Dutton, der hochgeboren und feingebildet alle weltlichen Aussichten beiseitesetzte und das Werk des P. Damian fortführte.“

Beide Männer, der Priester und der demütige Laie, sind herrliche Blüten an dem nimmer verdorrenden Baum christlicher Caritas.

(aus: die katholischen Missionen, 1913)

Donnerstag, 5. Januar 2012

Ein neuer Aufruf Papst Pius’X. zu eifrigerer Betätigung am Werke der Glaubensverbreitung


St. Pius X
Nicht unbedeutend ist die Zahl der Missionäre und Schwestern, die Italien in den Dienst der Heidenmission stellt. Die alten Orden sind verhältnismäßig stark vertreten, und die neueren Genossenschaften wie die Salesianer Don Boscos, die Söhne des heiligsten Herzens von Verona, die Missionäre von Mailand, Rom und Parma leiten eine ganze Reihe von Missionsgebieten in China, Hinterindien, Afrika und Südamerika.
Auch lässt sich nicht verkennen, dass seit einigen Jahren die Beteiligung an den Missionsvereinen in einzelnen Teilen Italiens im Steigen begriffen ist. Aber im Vergleich zu andern Ländern steht Italien sowohl was Missionspersonal als was materielle Hilfeleistung betrifft, weit zurück. Besonders beklagen die Obern der verschiedenen italienischen Missionsinstitute den Mangel an Missionsberufen.

Im Februar dieses Jahres (Anm.:1913 oder 1914) hat Papst Pius X: auf ein Schreiben dieser Vorsteher folgende Antwort gegeben, die nicht nur von Wichtigkeit für Italien ist, sondern auch ein beredter Aufruf für alle Katholiken, nach Kräften sich dem Missionswerke unter den Heiden zu widmen.
Der Heilige Vater schreibt:
„Es ist für Uns selber schmerzhaft, feststellen zu müssen, welch kleinen Anteil Italien an dem Bekehrungswerk unter den Heiden nimmt, obgleich es der Sitz der katholischen Kirche ist. Es ist richtig, ehrwürdige Brüder und liebe Söhne, dass ihr in der Uns übermittelten Adresse als Hauptgrund hierfür die völlige Unkenntnis angeführt habt, die unter uns über die Pflicht herrscht, dass jeder in seiner Art mitzuwirken hat, namentlich durch Gebet und Almosen, den unendlichen Schatz des Glaubens zu verbreiten, diese Grundlage zur Erlösung der Menschheit, die belebende Seele für alle Tugenden, die übernatürliche Gabe, die die Pforten für eine glückselige Ewigkeit öffnet.
Die Mehrzahl vergisst, dass es sich gerade hier um Anwendung des großen Gebots der Liebe handelt; aber da man sich von der Ausdehnung desselben keinen entsprechenden Begriff macht, bezieht man es meistenteils auf nächststehende Personen und auf Bedürfnisse, die wir gerade vor Augen haben. Man denkt gar nicht daran, dass es auf der weiten Welt, jenseits der Meere, neue Himmel, neue Erden gibt mit unzähligen Völkerschaften, die noch in der Dunkelheit und im Schatten des Todes leben, und die von uns, die wir die köstlichen Güter der Erlösung genießen, den zu empfangen erwarten, der ihnen von Gott und seinen Werken predigt und sie einlädt, teilzunehmen an dem wunderbaren Licht des Evangeliums. 

Wie können bei solcher Unwissenheit, fragt ihr mit Recht, die Seelen das ganze Elend anderer fassen und sich öffnen zur Liebe und ihren edlen Gefühlen Folge leisten? Wir Unserseits haben niemals die Gelegenheit vorübergehenlassen, sie an die Pflicht zu erinnern und ihnen einzuschärfen, ihr Scherflein zur Verbreitung des Glaubens beizutragen, sei es, indem Wir für das Apostolat Stimmung machten, sei es, dass Wir Gott um seinen Beistand anflehten, oder dass Wir die nötigen Mittel zur Ausübung des Apostolischen Amtes beschafften. 

Während Wir euch nun bei dieser Gelegenheit, ehrwürdige Brüder und geliebte Söhne, Unsern Dank aussprechen für den Eifer, mit dem ihr euch bestrebt, Scharen von Arbeitern des Evangeliums vorzubereiten, die im Namen Christi den Heiden die Wohltaten seiner Lehre und die Fülle seines Segens bringen, ermahnen wir euch, den Eifer zu verdoppeln, um zum Nutzen dieser Heidenvölker, soweit es in eurer Macht steht, noch zahlreichere Freunde und Wohltäter in Italien zu werben. 

Um zu diesem Ziel zu gelangen, dürfte von großem Nutzen die Mitwirkung der Bischöfe sein, deren Liebe und Eifer, wie Wir wissen, in großherziger Weise über die Grenzen ihrer Diözese hinausgehen, sowie ebenfalls Wort und Werk der Priester, die in euren Schulen aufwachsen. Indem die christliche Liebe eure und ihre Kräfte verdoppelt, wird sie auch in euren und ihren Händen das Wunder der Vermehrung des Brotes erneuern.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1914)

Mittwoch, 4. Januar 2012

Ein schwarzer Christ von Pius X. dekoriert


Hl. Papst Pius X.
Stanislaus Mugwanya, einer der ersten Neuchristen Ugandas, gehört zu den angesehensten Männern des Reiches. England ernannte ihn zum Justizminister und erhob ihn zur Würde eines der drei Regenten während der Minderjährigkeit des Königs David. Als Katholik sorgt er nicht nur vortrefflich für die Erziehung seiner 17 Kinder, sondern er geht ihnen auch mit dem guten Beispiel voran und ist ein Vorbild für ganz Uganda. 

Wie P. Duchene aus der Genossenschaft der Weißen Väter berichtet, hat Stanislaus Mugwanya seit dem Tag seiner Bekehrung im Jahr 1885 kaum eine heilige Messe verfehlt. Früh erscheint er in der Kirche und macht zugleich mit den Missionären seine Betrachtung. 

Hierauf hört er die heilige Messe, kommuniziert, wohnt einer zweiten heiligen Messe als Danksagung bei und nimmt am Katechismusunterricht teil. Jedes Jahr macht er vom Montag nach Palmsonntag bis Ostern die Exerzitien. Kein Opfer ist ihm zu groß, wenn es sich um seinen Glauben handelt.

Diesem Manne hat Papst Pius X. das Großkreuz des Sylvester-Ordens verliehen. Große Freude herrschte in Villa Maria, als Bischof Streicher dem verehrten Regenten die Insignien des Ordens überreichte und die Verdienste des Dekorierten hervorhob. Er selber war anfangs ganz bestürzt; dann freute er sich aufrichtig über die Anerkennung, die er als eine Ehrung aller Katholiken Ugandas auffasste.


(Aus: die katholischen Missionen, 1913)

Sonntag, 1. Januar 2012

Um eine heilige Messe!


FSSP

Schüchtern klopft es an mein Fenster, schreibt der Apostol. Präfekt von West-Nigeria, P. Zappa, aus Asaba, ich schaue von meinem Tische auf und erblicke die arme Veronika, die mir zaghaft einige Pfennige hinhält mit den Worte: „Ich wage es nicht, dich darum zu bitten; das ist alles, was ich zusammenbringen konnte,— aber ich hätte so gerne, dass du eine Messe für die Bekehrung meines Vaters läsest.“ Dabei legt sie ihren Schatz auf die Fensterbank.
Die Bittstellerin war ein armes, aussätziges Mädchen, das schon seit einigen Jahren in dem Krankenhaus unserer Schwestern war und vor drei Jahren die heilige Taufe erhalten hatte. Ihr Vater, ein verstockter Heide, wollte trotz all ihrer Bitten nichts vom Christentum wissen; doch Veronika ließ nicht nach, den Himmel mit ihren Gebeten zu bestürmen. Da nun auch der liebe Gott taub für ihr Gebet zu sein schien, beschloss sie, eine heilige Messe dafür lesen zu lassen. Aber wie das anstellen? Sie war ja so arm.
Lange zermarterte sie ihren Kopf und grübelte hin und her; endlich fand sie einen Weg und machte sich gleich an die Ausführung: auf einen Stock gestützt, schleppte sie sich auf ihren von der schrecklichen Krankheit angefressenen Füßen in den Wald, sammelte dort dürres Holz, trug es dann zum Markte, um es hier in einer Ecke für einige Kauris zu verkaufen. Sie wird Zeit brauchen, sie weiß es, viel Zeit; sie wird sich die Füße wund laufen, aber nach und nach wird sie doch langsam alles zusammenbekommen für die Messe, für ihre Messe.
Ja, sie hatte an alles gedacht, alles in Rechnung gestellt, nur nicht die Ohnmacht ihrer schwachen Glieder. So hatte sie denn mehrere Tage sich abgeplagt, dann die Arbeit unterbrechen müssen, um ihren wunden Füßen etwas Ruhe zu gönnen, aber immer wieder von neuem begonnen, ganz erfüllt von ihrer großen Absicht, nur durch das brennende Verlangen heiliger Kindesliebe aufrecht erhalten, bis sie endlich ganz zusammenbrach und mit ihr der hochherzige Plan.
 Voll Schmerz über das Misslingen ihrer Absichten und doch voll Verlangen, das heilige Sühneopfer für ihren Vater dargebracht zu sehen, kam sie jetzt zu mir – als Besiegte, gestand ihre Pläne ein, von denen sie noch keinem Menschen etwas gesagt, und legte dann ganz zaghaft und ganz beschämt ihr kleines Scherflein mir hin; recht klein in den Augen der Menschen, und doch wie groß in den Augen Gottes!
Dass sie ihre heilige Messe erhielt  und mehr als eine , brauche ich wohl nicht hinzuzufügen. Um ihr das ganze Verdienst zu lassen, ließ ich sie selbst ihre Pfennige in den Opferstock werfen. Und der Herr, der das Scherflein der Witwe gesegnet, segnete auch das Opfer dieser Ausgestoßenen der Menschheit. Ihr Vater bekehrte sich, ließ sich unterrichten und taufen  wenige Monate danach starb er.

Und bald folgte ihm Veronika. Nach langem, mit heldenmütiger Ergebung ertragenem Leiden, das sie immer wieder für die Bekehrung ihres Vaterlandes aufopferte, schied sie dahin, tief betrauert von allen ihren Gefährtinnen, denen sie mehr als einmal eine treue Ratgeberin gewesen war. Jetzt betet sie droben für ihr armes Vaterland und für alle Wohltäter, deren Almosen unseren Schwestern und uns geholfen haben, ihr den Weg zum Himmel zu weisen.

(Aus: die katholischen Missionen, 1915)

Ein Katholikentag der Indianer von North Dakota




(Aus: die katholischen Missionen, 1912)

Vom 11. Bis 15. Juli dieses Jahres fand zu Elbowoods in North Dakota wieder eine Generalversammlung katholischer Indianer statt. Von sechs verschiedenen Stämmen, die früher als unversöhnliche Feinde sich auf Leben und Tod bekämpft hatten, waren Vertreter erschienen.
Da sah man die stattlichen Sioux, die gefürchteten Chippewas und Assineboines als friedliche Gäste unter den Bewohnern der Elbowoods-Reservation, den einst so berühmten Dickbäuchen, den Arickarees und Mandan. Rings um die Mission war das Lager der Indianer errichtet, es mochten wohl 200 Zelte sein. Neben echte „Teepees“ konnte man viele ganz moderne Zelte erblicken. In der Mitte war eine große Versammmlungshalle aufgeschlagen, die über 1000 Personen fassen konnte.

Hier wurde am Sonntag ein feierliches Pontifikalamt gehalten und die Firmung gespendet. Es war ein überwältigender Anblick. Da knieten auf bloßer Erde die Rothäute in ihren malerischen Trachten, Hunderte und aber Hunderte an Zahl.
Andächtig hatten sie die Blicke auf den Altar gerichtet, und wie Wettersturm erklangen die Lieder aus ihren rauen Kehlen in ihren schönen Indianersprachen. Und als sich endlich fast alle erhoben, müde Greise, Krieger, Frauen und Kinder, und ehrfurchtsvoll zur Kommunionbank schritten, da waren die Weißen, die der Feier beiwohnten, in innerster Seele ergriffen.

Der gleiche tiefreligiöse Ernst beherrschte auch alle Versammlungen des Kongresses. In sämtlichen Reden war der Grundgedanke: das Glück, katholisch zu sein, und der Wille, den heidnischen Stammesgenossen den katholischen Glauben zu bringen.
Der Indianer ist ein geborener Redner. Auch in diesem Jahre wurden treffliche Ansprachen von den Rothäuten gehalten. Ignatius Court, ein Vollblutindianer, der angesehenste Mitarbeiter an der einzigen katholischen Sioux-Zeitung, schloss mit den Worten: „Wie die Bienen auf den Feldern den Honig sammeln und ihn dann eiligst nach allen Himmelsrichtungen heimtragen, so sollen wir diesen Kongress verlassen. Das Heilige, was wir hier aufgenommen haben, müssen wir nun in die verschiedenen Reservationen mitnehmen und für unser ganzes Leben bewahren.“

Besonderen Eindruck machte die Rede des alte Siouxhäuptlings John Grass ; er gehörte dereinst zu den berühmtesten Führern der Indianer und hat, wie er selber erzählte, manchem Bleichgesicht den Skalp genommen, nie aber hat er nach seinem treuherzigen Geständnis einen Schwarzrock
(d. h. einen Priester) berührt, da der Schwarzrock stets der Freund des roten Mannes gewesen sei
In seiner Rede legte er öffentlich ein herrliches Glaubensbekenntnis ab: 
„Der Bischof hat uns gesagt, dass bei der Firmung das Zeichen des Kreuzes auf die Stirn und in die Seele gedrückt wird. Schämt euch daher nie, durch das Kreuzzeichen euren katholischen Glauben zu bekennen. Macht es nicht wie manche Weißen, die zu Hause katholisch leben, aber fern der Heimat den Glauben verbergen.“ 
Dann gab er seinen Landsleuten eindringliche Ermahnungen, zu beten, die Messe oft zu hören und die Sakramente zu empfangen, und ständig Gott zu danken, dass er sie aus der Torheit des Heidentums zur wahren Kirche berufen haben.

Nach ihm sprach der Indianer Hieronymus Cottonwood. In origineller Weise führte er den Gedanken aus, dass der Heiland seine roten Söhne noch lieber haben müsse als die Weißen, denn nicht die Indianer, sondern Weiße hätten ihn ans Kreuz geschlagen.
Dann redete er von Versuchungen und betonte scharf die Notwendigkeit, den Willen zu stählen gegen Verführung und Anfechtung. Seine ernste Sprache und der edle Gesichtsausdruck zeigten überzeugend, dass er aus eigener tiefster Seelenerfahrung sprach.

Ergreifende Missionsreden hielten der Häuptling Good Bear von Elbowoods und James Garfield aus Montana. Ersterer zeichnete die Lage seiner Leute vor der Ankunft der Glaubensboten und entwarf ein Bild von der Tätigkeit der Priester. In rührender Weise dankte er zuletzt im Namen seines Volkes den Patres und Schwestern für alles, was sie den Indianern in langer, harter Arbeit getan haben.
James Garfield bot ein trauriges Gegenstück zu dieser Schilderung. Er erzählte, wie sein Stamm, die Assineboines, die größten Opfer gebracht hätten, um den katholischen Glauben zu erlangen, wie sie umsonst um einen Priester bäten und sich in ihrem selbsterbauten Kirchlein allein versammeln müssten. Nur selten könne ein Priester zu ihnen kommen, und dieser verstände die Sprache des Stammes nicht. 
Dann bat er inständig, dass die katholischen Indianer ihren nächsten Kongress in seiner Heimat abhalten möchten, damit seine katholischen Landsleute gestärkt und die Heiden zum Anschluss an die Kirche angetrieben würden.

Der Katholikentag zeigte aufs Neue, wie tief der Indianer die katholische Religion erfasst, und, wie ernst er sie ins Leben umsetzt. Umso bedauerlicher ist es, dass von katholischer Seite nur so wenig für das arme Volk geschehen kann. 
In North Dakota, innerhalb der Diözesen Fargo und Bismarck, liegen vier bedeutende Indianerreservationen; mit Ausnahme von einer werden alle durch Benediktiner verschiedener Abteien — vor allem von Richardton — versehen. Die meisten Patres sind in der Sorge für die Rothäute alt geworden und durch die Beschwerden der harten Arbeit gebrochen. Dazu hat der Tod traurige Lücken in die Reihen dieser ehrwürdigen Veteranen gerissen. Neue Kräfte sind nur spärlich nachgerückt.
Zum Mangel an Kräften kommen andere Schwierigkeiten. In wenigen Jahren werden weiße Leute überall zwischen den Indianern wohnen, und die Indianer als volle amerikanische Bürger betrachtet werden. 
So werden sie entweder unter den weißen Leuten aufgehen oder von denselben aufgerieben werden.
Diese Übergangsperiode, in der sie gegenwärtig sind, hat ihre großen Gefahren. Sie sehen den Unglauben und die losen Sitten mancher Weißen und sind versucht, deren Laster anzunehmen. Gerade deswegen ist es ungemein wichtig, dass erfahrene und seeleneifrige Missionäre sie leiten und beschützen. Anderseits hat die Missionierung unter solchen Umständen sehr wenig Anziehendes. Fast möchte man sagen, der einzige Erfolg wird sein, eine sterbende Nation auf den Tod vorzubereiten.

Meine Diözese ist ein doppeltes Missionsland. Im Jahre 1876, als die Bekehrungsarbeit unter den Indianern einsetzte, gab es in der jetzigen Diözese Bismarck kaum 200 katholischen Weiße, jetzt über 30.000, alles Einwanderer. 
Es fehlt an Geistlichen nicht nur für die Indianer, sondern auch für die Weißen. Die Abtei Richardton ist die Anstalt, welche Priester für beide stellen soll. Vorläufig kommen nur Ordensleute für die schwierige Arbeit in Betracht. 
Möchten doch katholische Jünglinge sich zahlreich unserer Abtei anschließen, um mit Gottes Beistand die Missionsarbeit fortzusetzen bei den Indianern und Einwanderern.