Donnerstag, 29. Mai 2014

Priester in bitterster Armut in der russischen Verbannung


Vor kurzem veröffentlichte das „Bien Public“ einen Brief mehrerer nach Sibirien verbannter Priester an eine hochgestellte Dame, dem wir Folgendes entnehmen. 

„Durch das größte Elend gezwungen, erlauben wir uns, an Sie, edle Prinzessin, eine Bitte zu richten. Nach den Ereignissen von 1865 (Niederschlagung des Januaraufstands durch die Russen) sind wir für 12 bis 20 Jahre nach Sibirien verbannt worden, um dort Zwangsarbeit zu verrichten. 

Im Jahr 1879 hat man uns nach dem Gouvernement Wologda transportiert, wo wir, ohne die geringsten Mittel, für unseren Unterhalt sorgen zu können, auf die Dörfer verteilt sind. Was am schlimmsten ist, unter uns befinden sich Priester, welche siebzig oder achtzig Jahre alt sind. Nachdem wir so lange Jahre hindurch so viel für die Gerechtigkeit und die Wahrheit gelitten haben, sind wir heute in ein solches Elend geraten, dass wir uns nicht einmal ein Stück Brot kaufen können. 

Gott ist unser Zeuge, dass wir Tage gehabt haben, an denen wir nicht einen Bissen zu uns genommen. Seit einigen Monaten haben wir uns so eingeschränkt, dass wir selbst unsere Kleider verkauft haben, um nicht vor Hunger zu sterben; heute besitzen wir nichts mehr, um dieses tun zu können. Die Einwohner verfolgen uns, und der Zutritt zu einer Stadt ist uns strengstens untersagt; wir sind ohne alle Hilfe, ohne Hospital, ohne Kleidung; wir sind nicht im Stand, unsere Miete zu bezahlen. 

Wir haben eine Petition an die Regierung abgesandt; jedoch ehe Hilfe ankommen kann, müssen wir alle vor Hunger sterben. Nachdem wir mehr als 900 Meilen zurückgelegt, ist unsere Lage schlimmer als in den Bergwerken, wo wir wenigstens eine Herberge und ein Stück Brot hatten. Die Kälte (wir hatte heute -40 Grad) und der Hunger werden uns töten, wenn Gott uns nicht in seiner Barmherzigkeit Rettung zusendet.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1882)

Dienstag, 27. Mai 2014

„Ich habe es nicht bedauert“


Oft leisteten die Missionare mit Gottes Hilfe im Dienste der Mission schier Übermenschliches. Über den Indianermissionar P. Pierre-Jean De Smet S.J., der wohl der bedeutendste Missionar unter den Indianern des Nordwestens der USA war, berichtet „die Weltmission“ Folgendes:

„Was P. De Smet geleistet hat, grenzt ans Wunderbare: Neunzehnmal durchsegelte er für die Mission den Atlantischen Ozean, dreimal den Stillen Ozean von Oregon bis Mexiko, zweimal setzte er über die Landenge von Panama, umschiffte über New York  Kap Hoorn  San Francisco fast den ganzen amerikanischen Erdteil, mehrmals durchwanderte er die westlichen Staaten Europas und legte durchschnittliche jedes Jahr 2.000 Meilen zurück quer durch die weglosen Prärien, Wälder und Gebirge; zusammen eine Strecke von 80.000 Meilen, d. h. beinahe neunmal den Erdumfang.

Über die großen Entbehrungen, die er dabei zu erdulden hatte, spricht sich P. De Smet folgendermaßen aus und zeigt dabei seinen großen apostolischen Eifer, der ihn alles für Christus und seine Indianer erdulden lässt:

„Ich habe oft die Wildnis durchwandert. Einmal erhielt ich drei Jahre lang keinen einzigen Brief. Zwei Jahre lebte ich im Gebirge ohne Brot und Salz, ohne Tee und Zucker. Vier Jahre hindurch fehlte das schützende Dach über meinem Haupt und das Bett zur Nachtzeit. Ein halbes Jahr lang hatte ich keine Wäsche zum Wechseln, und oft kam es vor, dass ich tagelang weder Speise noch Trank fand…Ich habe es nicht bedauert…“


(Quelle: die Weltmission der katholischen Kirche, Nr. 11/12 1933)

Sonntag, 25. Mai 2014

Wie die britische Kolonialmacht auf einen Schlag die Kapuzinermission in Somaliland vernichtete

P. Evangelist OFM Cap. mit einigen Somalis, darunter seinem Sprachlehrer

Vor einigen Monaten brachten diese Blätter die kurze Nachricht von der Zertrümmerung der Somali-Mission. Nunmehr liegen genauere Mitteilungen über die rätselhafte Tat der britischen Schutzherrschaft im Somali-Land vor.

Am 13. März 1910 erhielt der Obere der Somali-Mission den Befehl des englischen Statthalters, Sir William Manning, innerhalb einer Woche die Station Schimbiraleh aufzulösen und das ganze Missionspersonal nach Berbera an die Küste zu befördern. Als Grund dieses unerwarteten Beschlusses gab er wichtige politische Interessen an. Sofort tat P. Etienne O.F.M. Cap. Schritte, um den Abzugstermin wenigstens einige Tage hinauszuschieben; aber der Statthalter bestand auf eiliger Räumung des Postens. So mussten denn die Patres ihre schönen Schaf- und Ziegenherden, aus deren Ertrag sie die Waisenanstalt unterhalten hatten, um einen Spottpreis losschlagen und die unter großen Mühen errichteten Gebäulichkeiten und angelegten Pflanzungen der Wildnis und dem Verfall preisgeben. Auf 60 Kamele packten sie im Verein mit den Schwestern auf, was in der Eile zusammengerafft werden konnte, und am festgesetzten Tag langten die Kapuziner mit ihren Kindern, etwa 120 an der Zahl, in Berbera an.

Hier hofften sie ein ruhiges Heim, wo sie die Rückkehr ins Innere des Somalilandes in Geduld abwarten könnten, zu finden; aber gerade in Berbera stand ihnen der Hauptschlag bevor. Am Abend des Palmsonntags hörten die Patres plötzlich schwere Schritte. Sie traten vor das Haus und sahen, wie eine Abteilung indischer Truppen sich vor das Klösterchen postierte. 
Drohte Gefahr? Oder was bezweckte der Statthalter? Des anderen Morgens beschied Sir William Manning den P. Etienne zu sich und eröffnete ihm, alle Missionäre hätten jede Tätigkeit einzustellen und Berbera zu verlassen. Es seien Unruhen im Land ausgebrochen, und er habe den Patres am verflossenen Abend eine Schutzmannschaft schicken müssen. Seine Regierung verlange energisch den Abzug der Kapuziner.

P. Etienne vermochte sein Erstaunen über diese Eröffnung nicht zu unterdrücken. Von Unruhen war ihm nichts bekannt, und seit 18 Jahren, d. h. seit Eröffnung der Mission, hatten die Patres nie unter ernsten Feindseligkeiten der Somalis zu leiden gehabt. Vergebens erhob er Einspruch gegen diese gewalttätige Art des Vorgehens, vergebens erschien Bischof Clark O.F.M. Cap., Apostolischer Vikar von Arabien und Somaliland, um Berbera zu retten. 
Der Statthalter griff zu Drohungen, und so blieb den Patres nichts anderes übrig, als sich nach einem Zufluchtsort umzusehen.

Anfangs dachte Msgr. Clark daran, seine Leute mit nach Aden zu nehmen. Aber die Stadtobrigkeit widersetzte sich energisch der Einfuhr von Somalis. So reiste denn einer der Missionäre, P. Irenäus, nach Harar, ins Reich des Kaisers Menelik (Äthiopien), um vom Apostol. Vikar Jarosseau O.F.M. Cap. Aufnahme in dessen Sprengel zu erwirken.

Unterdessen bemühten sich die Patres, von der englischen Schutzherrschaft Entschädigung für die großen Verluste, die sie durch die plötzliche Vertreibung erlitten hatten, zu erhalten. Nach langen und oft peinlichen (d. h. anstrengenden bzw. schwierigen) Unterhandlungen wurde schließlich eine Summe für die verlassenen Gebäulichkeiten in Schimbiraleh ausbezahlt, da die Regierung sich bei Gründung der Anstalt vertragsmäßig zur Herausgabe der Baukosten verpflichtet hatte, falls die Patres auf höheren Befehl das Haus räumen müssten. 

In einer anderen Angelegenheit zeigten sich die Beamten rücksichtsvoller und geneigter. Es stand nämlich zu befürchten, dass die Verwandten der Waisenkinder Schwierigkeiten gegen die Abreise ihrer Stammesgenossen erheben und die Kinder zur Rückkehr in die Heimat zwingen könnten. Aber die Beamten stellten derartige Forderungen an die klagenden Somalis, dass kein einziges Kind der Mission entzogen wurde.

Voll Spannung warteten nun die Missionäre auf die Antwort aus Abessinien. Endlich lief die telegraphische Meldung ein: „herzlich willkommen“. In Eile wurde ein Schiff gemietet, und am 3. Mai stießen die vertriebenen Kapuziner vom Strand ab, um sich über Dschibuti ins Innere des Landes Ourso zu begeben. Überall fanden sie freundliche Aufnahme, sowohl von den englischen und abessinischen Beamten als von ihren Mitbrüdern, und ein Franzose schenkte ihnen ein weites Grundstück, groß genug, um von dessen Ertrag die ganze Mission zu ernähren. Die Mission im Somaliland war zerstört; aber das Somalivolk war nicht verlassen. Der Somalistamm im Gallaland hatte durch den Sturm Glaubensboten erhalten.

Die wahre Ursache der Vertreibung der Kapuziner aus dem englischen Somali-Schutzgebiet bleibt bis heute unaufgeklärt. Von Anfang an zeigte sich die britische Regierung ungemein nachgiebig gegen die muselmännische Bevölkerung, und in Streitigkeiten zwischen Christen und Mohammedanern ergriffen die Beamten regelmäßig Partei für letztere. Die vorgeschützten „wichtigen politischen Interessen“ werden wohl mit dieser Begünstigungspolitik den Mohammedanern gegenüber im engsten Zusammenhang stehen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1911)

Samstag, 24. Mai 2014

„Ich hätte nie gedacht, dass es einen so gütigen und barmherzigen Gott gebe“ – eine rührende Aussätzigengeschichte

P. Dieckmann, der Aussätzigenfreund

Bericht von P. Theodor Dieckmann, Missionär in der Erzdiözese Madras:

„Als ich eines Abends aus einem benachbarten Dorf vom Religionsunterricht heimkehrte, wehte mir, in der Nähe meines Hauses angekommen, die Nachtluft einen solchen üblen Geruch entgegen, dass ich unwillkürlich das Riechorgan mit dem Taschentuch verhüllte. Ich glaubte, es sei wieder einmal der Kadaver eines in Verwesung übergehenden herrenlosen Hundes zum Dorf herausgeschleppt worden. Denn das ist hier gar nicht selten der Fall. 


An der Pforte meines Hofes stieß mein Fuß im Dunkeln an einen Gegenstand, von dem der verdächtige Geruch ausgehen musste. Auf den Ausruf: ‚Hallo, was gibt’s da?‘ kam die Antwort: ‚Rahma, Rahma, hilf!‘ Rahma ist der Name eines der Götter, der hierzulande von den Heiden häufig angerufen wird. Auf die Frage: ‚Wer bist du? warum liegst du hier?‘ wurde mir mit derselben tiefen, hohlen Stimme erwidert: ‚O Rahma, ich kann nicht mehr – ich bin krank – ich sterbe vor Hunger!‘ 

Ich zündete ein Streichhölzchen an. Ein Blick genügte, um mir zu sagen, dass ich einen Aussätzigen vor mir habe; ja nicht bloß das, sondern nur mehr eine Masse von Eiter und Geschwür. Ich sagte ihm, wenn er wünsche, könne er in dem nur wenige Schritte entfernten Pilgerhaus für die Nacht ein Obdach finden. Freudig erwiderte er: ‚O Rahma, wie gut, o Rahma, wie schön. Dank, Dank, seit zwei Monaten habe ich kein Obdach mehr gesehen.‘ 

Als ich den Leidenden anfassen wollte, um ihn aufzuheben, rief er aus: ‚Nein, o nein, alles an mir ist Eiter, wenn Sie mich anfassen, fällt das Fleisch herunter. Gehen kann ich nicht, aber ich kann noch kriechen. Wenn Sie mir helfen wollen, so fassen Sie das Ende meines Stocks an und heben ihn ein wenig, wenn ich mich aufhebe.‘ Unter dem einen handlosen Arm hielt er nun den Stock gepresst, das andere Ende stütze er auf den Boden. Indem er sich so auf den Stock und die andere Hand lehnte, rutschte er jedes Mal ein paar Zoll vorwärts. 

Am Pilgerhaus angekommen, befahl ich ihm zu warten, bis ich Licht geholt und nachgeschaut hätte, ob Schlangen darin seien, da seit einiger Zeit nicht geöffnet worden war. In meiner Wohnung angelangt, befahl ich dem Knecht, mein für mich bereitetes Abendessen, eine Matte, Tücher und Laterne zu nehmen und mir zum Pilgerhaus zu folgen. 
Sobald das Licht auf die entstellte Gestalt fiel und der Knecht den abscheulichen Geruch verspürte, setzte er alles auf den Boden und lief davon. 

Und in der Tat – es war schrecklich anzusehen. Ich habe in meinem Leben viele Aussätzige, viele eklig eiternde Wunden gesehen, jedoch solch ein Jammerbild war mir noch nie vorgekommen. Der eine Fuß war abgefallen; bis zum Knie hinauf war an dem fußlosen Schienbein weder Fleisch noch Haut zu sehen; der verdorrte Knochen hing vermittelst einiger Sehnen am Oberschenkel und dieser selbst war eine faulige Masse, aus der lebende Würmer fielen. Der andere Fuß hatte die Zehen verloren. Die Knochen sahen rot aus und wimmelten von Würmern. Der angeschwollene Schenkel triefte vor Eiter. Rippen und Schultern waren bloßgelegt. Eine Hand war ganz abgefallen, an der anderen waren noch der Daumen und die beiden ersten Finger. Kleidungsstücke hatte er keine mehr am Leib. Ich wunderte mich, wie es möglich sei, dass ein Mensch in solchem Zustand noch leben und noch solchen Mut und Kraft bekunden konnte. Er sagte ganz heiter: ‚Ich fühle nur noch wenig Schmerzen im Gesicht und an den beiden Fingern. Mein größter Schmerz ist der Hunger; wenn ich etwas zu essen hätte, könnte ich noch länger leben.‘ Als ich ihm die mitgebrachte Speise vorsetzte, fiel er gierig darüber her. Und als er die letzten Brocken mit den verstümmelten Fingern nicht aus der Schüssel bringen konnte, beugte er sich darüber her und leckte alles rein aus. 

Ich breitete die Matte aus und rollte das mitgebrachte Tuch um ihn herum und sagte, er solle jetzt ausruhen. Da brach er in Tränen aus und sagte unter Schluchzen: ‚O wie wohl fühle ich mich jetzt – Dank, Dank.‘ Als ich ihn am anderen Morgen besuchte, saß er bereits aufrecht, und auf meine Frage nach seinem Befinden antwortete er: ‚Ich bin ganz wohl, nur möchte ich etwas Wasser haben.‘ Ich brachte ihm Wasser, eine Schüssel voll Reis und ein gebratenes Hühnchen. Der arme Mann verschlang alles mit Heißhunger. In den beiden ersten Tagen wurde er nie satt. 

Nachdem er gespeist, fragte ich ihn, woher er komme, wohin er wollte, nach Kaste und Namen. Er erzählte mir dann folgende traurige Geschichte: 

‚Mein Name ist Gottimukula Ramaja. Ich gehöre zur Bojakaste und wohnte früher im Dorf Schavalaguram. Ich besaß Felder und Ochsen und stand bei allen in großem Ansehen. Als mich der Aussatz befiel, verschwand diese ganz Herrlichkeit. 
Zuletzt stießen mich meine Söhne und mein Weib aus dem Haus; sie sagten, niemand könnte meinen furchtbaren Geruch ertragen. Da wollte ich mir auf meinem eigenen Boden eine andere Hütte bauen lassen. Jedoch meine Kinder und ihre Mutter wollten mir weder Geld zum Bau noch Korn zum Essen geben und trieben mich mit Gewalt aus dem Dorf. Niemand wollte sich meiner erbarmen. 

Man sagte mir, ich solle nach Phirangipuram [die Missionsstation des P. Dieckmann] gehen, wo ein weißer Mann wohne, der mir vielleicht Medizin geben werde. Zwei Monate irrte ich umher, um ihn zu finden. Anfangs konnte ich noch ein wenig gehen und mit dem erbettelten Korn selbst mein karges Mahl kochen. Als jedoch diese Hand abfiel, ging’s nimmer. Seitdem habe ich keine gekochten Speisen mehr gegessen. 

Seit 14 Tagen lebe ich von dem rohen Korn, das mir mitleidige Menschen aus Ferne zuwarfen. Zwei Monate habe ich unter freiem Himmel geschlafen. Vier Tage hielt ich mich hier in der Nähe des Dorfes im Kornfeld verborgen, bis der Eigentümer mit Steinwürfen mich forttrieb. Da sich das Fleisch vom Leibe löste, wagte ich es nicht, über Tag ins Dorf zu kommen; erst nach Sonnenuntergang schleppte ich mich dahin, wo Sie mich fanden.‘ 

Unter Tränen erzählte er diese Geschichte mit den vielen Einzelheiten, die ihm dabei zugestoßen, wie er verhöhnt und verspottet worden, wie man ihm aus Bosheit sein letztes Besitztum – seinen irdenen Kochtopf – zerschlagen und wie herzlose Kinder Sand und Steine auf ihn geworfen hätten – der Leser muss nämlich wissen, dass man hier an eine Seelenwanderung glaubt. Wenn der Mensch seine bösen Begierden nicht durch Selbstverleugnung und Bußübungen ertötet, ja wenn er sogar große Übeltaten begeht, so fährt seine Seele, wie dieser Glaube lehrt, nach dem Tod in ein anderes Wesen. 
Ist daher jemand von geringer Herkunft oder verstümmelt oder mit dem Aussatz behaftet, so gilt dies als Zeichen, dass die Seele dieses Menschen in ihrem früheren Leben schwere Frevel verübt habe, weshalb diese Personen von allen verabscheut und gemieden werden. 
Deshalb verstümmeln sich viele Inder auf die grausamste Weise, damit ihre Seele, von allem Irdischen befreit, endlich ins Nirwana – ins Nichts – zurücksinken könne. Welch arme, trostlose, unglücklich machende Lehre! 

Als ich den Mann, dieses arme Opfer eines solchen Glaubens, fragte, ob er jemals von der christlichen Religion gehört, antwortete er: ‚Ja, ich hörte den Namen, jedoch mehr weiß ich nicht davon.‘ Ich begann sogleich, ihm die trost- und liebreichen Wahrheiten dieses Glaubens kurz darzulegen. 
Wie milder Balsam fielen sie in sein Herz. Sogleich verlangte er, in die Zahl der Christen aufgenommen zu werden. ‚Ich habe‘, sagte er, ‚auf der Erde alles, alles verloren und möchte wenigstens im Jenseits glücklich werden. Ich finde alle Ihre Worte erhaben und rührend, ja ich hätte nie gedacht, dass es einen so gütigen und barmherzigen Gott gebe.‘ 

Da sich des Geruchs wegen niemand dem Mann auf 50 Schritte nähern wollte, übernahm ich selbst seine Pflege, brachte ihm täglich Speise und Trank und unterrichtete ihn in den Wahrheiten unserer heiligen Religion. Am fünften Tag nach seiner Ankunft ließ der Hunger nach. Am siebten nahm er weder Speise noch Trank zu sich. Trotzdem ich durch Medizin und Aufschläge eine Unmasse von Würmern entfernte, ging es doch mit dem armen Mann rasch abwärts. Da er täglich um die heilige Taufe bat, so wurde ihm endlich am achten Tag das Glück zu teil, in den Schoß der heiligen Kirche aufgenommen zu werden. 
Nach der heiligen Taufe sagte er: ‚Ich fühle mich ganz wohl, die Schmerzen haben mich ganz verlassen, ich bin jetzt überglücklich.‘ Hierauf fiel er in einen ruhigen Schlaf, aus dem er nicht wieder erwachte. Er hat wohl drüben ein besseres Los gefunden als hier. Mit Hilfe einer christlichen Witwe und eines Katechisten brachte ich die elenden Überreste zu Grabe.‘ 

Vorstehende Schilderung zeigt uns eine der schrecklichsten Erscheinungen im Missions- und Völkerleben der Heidenländer, aber auch einen der schönsten Züge christlicher Liebe und Opferwilligkeit, die sich nicht scheut, die grässlichsten Wunden zu verbinden, deren bloße Schilderung so manches Herz mit Ekel und Schauder erfüllt. 
„Und Jesus erbarmte sich des Aussätzigen und rührte ihn an.“ Auch dieses hehre Wort und Beispiel ist nicht fruchtlos geblieben und lebendig geworden in der Kirche Jesu Christi.

(Aus: die katholischen Missionen, 1911)

Freitag, 23. Mai 2014

Papst Pius X. geht gegen falschen Ökumenismus vor



Die Unionsfrage ist durch den Artikel: „Gedanken zur Frage der Wiedervereinigung beider Kirchen“, der in der neuen von griechischen Basilianermönchen von Grottaferrata herausgegebenen Zeitschrift Roma e l’Oriente erschien, wieder stark in den Vordergrund des Interesses getreten. 

Die dort gemachten Vorschläge, wie die getrennten Kirchen wieder vereinigt werden können, sind verblüffend einfach. Sie laufen, kurz und klar gesagt, auf Folgendes hinaus: Die römische Kirche verzichtet auf den Primat über die Gesamtkirche und begnügt sich neben den selbständig regierenden Patriarchen des Ostens mit einem gewissen Ehrenvorrang; sie verlangt von den schismatischen Kirchen weder die Abschwörung jener Irrtümer, welche das Schisma zum Teil mit herbeigeführt haben, noch auch die Annahme jener Glaubenslehren, welche seit der Spaltung in der römischen Kirche definiert wurden, wie das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis und der päpstlichen Unfehlbarkeit. 

Kurz, die Union geschieht nicht durch Unterwerfung der orientalischen Kirchen unter die eine, zentrale Lehr- und Hirtengewalt, sondern durch eine Art Friedensschluss zwischen Ost und West mit offizieller Anerkennung der beidseitigen Rechte. Dies alles ist in dem Aufsatz natürlich nicht so klar und offen gesagt, ergibt sich aber aus den Aufstellungen des Verfassers mit logischer Folgerichtigkeit. 
Der Schmerz über die unselige Trennung, das Verlangen, den traurigen Riss zu heilen und eine allzu große, fast leidenschaftliche Liebe zum Orient hat hier ein edles Priesterherz seltsam berückt und seinen ruhigen, klaren Blick in fast unbegreiflicher Weise getrübt.

Es ist klar, dass Rom zu solchen Auslassungen, die, so gut sie gemeint sind, nur dazu dienen können, die Schismatiker in ihren Irrtümern und ihrer Hartnäckigkeit zu bestärken, unmöglich schweigen konnte, und so richtete Papst Pius X. am 26. Dezember 1910 ein Apostolisches Rundschreiben (Ex Quo, Link hier, leider nur Latein; S. 117-121 der PDF) an alle Apostol. Delegaten im Osten (einschließlich Indiens mit seinen syromalabarischen Katholiken und jakobitischen Schismatikern), das an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ. 

Er weißt die in jenem Artikel aufgestellten Behauptungen und zahlreichen dogmatischen wie historischen Irrtümer mit Würde und aller Entschiedenheit zurück. Die Wiedervereinigung der Kirchen, das ist kurz der Inhalt, war stets und ist der innigste Herzenswunsch der Päpste, aber sie kann nur geschehen auf Grund der wahren, unverfälschten, unteilbaren, auf Schrift und Tradition beruhenden Kirchenlehre. 
Durch Preisgabe von Offenbarungslehren und göttlich verbrieften Rechten kann und darf die Vereinigung der Kirchen, so wünschenswert sie auch ist, niemals erkauft werden. (…)


(Aus: die katholischen Missionen, 1911)

Sonntag, 18. Mai 2014

Große Missionsbischöfe: „Möchtest du nicht als Missionär mit mir nach Ceylon gehen?“ - Erzbischof André Theopile Melizan O.M.I., Erzbischof von Colombo (Sri Lanka), Päpstlicher Thronassistent und römischer Graf


Eine empfindliche Lücke in die Reihen des vorderindischen Episkopats riss der Tod des hochw. Erzbischofs von Colombo, Msgr. André Theophile Melizan O.M.I. 

Marseille, die Wiege der Genossenschaft, welcher er angehörte, war auch sein Geburtsort. In den Adern des am 29. September 1844 geborenen Theophile floss das rasche Blut des Provenzalen, und es bedurfte der starken Hand eines strengen Vaters, um den jungen Studiosus bei seinen Büchern und Studien zu halten. Ein eigentümliches Zusammentreffen hatte dessen Beruf bestimmt.

1856 empfing Melizan aus der Hand des damaligen Apostol. Vikars von Jaffna (Ceylon), Msgr. Semeria, die erste heilige Kommunion. Dem ehrwürdigen Prälaten fiel das intelligente Gesicht des lebhaften Knaben auf, und er fragte ihn lächelnd: „Möchtest du nicht als Missionär mit mir nach Ceylon gehen?“  O ja, Monseigneur, sehr gerne“, lautete die prompte Antwort. 

Fortab träumte der Knabe nur noch von der Perleninsel Ceylon. Sein Beruf war entschieden. Mit 18 Jahren trat er 1862 in die Kongregation der Oblaten. Sein unruhiges stürmisches Temperament blieb ihm auch im Ordenskleid. „Das ist die Lawine Melizan“, hieß es, wenn er in jugendlichem Ungestüm durch Gänge und über Treppen sauste.

Am 19. September 1868 stand der neugeweihte Priester an Bord des Schiffes, das ihn nach dem Land seiner Träume bringen sollte, und sandte wie so viele Tausende französische Missionäre seinen Abschiedsgruß zum Heiligtum von Notre-Dame de la Garde hinauf. Ihm gilt der erste und letzte Blick der von Marseille abgehenden und dort landenden Apostel Frankreichs. 

In Jaffna wurde die Ankunft der neuen Verstärkung durch ein kleines Festmahl gefeiert. Statt der Speisekarte hatte ein alter launiger Missionär jedem der Ankömmlinge einen Spruch aus der Heiligen Schrift auf den Teller gelegt. Melizan, der mit seinem Flaumbärtchen noch sehr jugendlich aussah, las auf seinem Zettel die Worte: „Quis, putas, puer iste erit?“ (Was wird wohl aus diesem Knaben werden? Lk 1,66).

Das sollte sich bald zeigen. In wenigen Jahren zählte Melizan zu den tüchtigsten Missionären Jaffnas, der mit dem angeborenen Ungestüm und Feuer alles anpackte, für die schwierigsten Posten sich anbot und in allen Sätteln sich rasch zurechtfand. Als Sekretär des Bischofs, legte er Grund zu der prächtigen Druckerei in Jaffna, die der Mission in der Folge so ausgezeichnete Dienste leistete, als Pfarrer von St. Anna in Calpentyn brachte er diesen bei den einheimischen Christen so gern besuchten Wallfahrtsort hoch. Hier traf den 35-jährigen 1879 die Ernennung zum Weihbischof wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Sofort wollte er nach Rom schreiben, um das Unglück von sich abzuwenden. Aber ein schlimmes Geschwür an der Hand hinderte ihn, es selbst zu tun, und trotz alles Bittens und Flehens gab sich kein Mitbruder dazu her. Er musste sich fügen. (…)

Die Pfarrkirche in Marseille, wo sein Taufstein stand, sah 1880 auch seine Bischofsweihe. Das erste, was der Neugeweihte tat, war, dass er, durch ein Seitenportal hinaustretend, der kranken Mutter, die von einem Fenster des nahen Hauses aus, weinend der Feier gefolgt, den ersten bischöflichen Segen spendete.

Fassen wir das 25-jährige bischöfliche Wirken Melizans kurz zusammen. Neben dem großen Bischof Bonjean, dem Melizan zunächst als Apostol. Vikar von Jaffna (seit 1886) und dann als Erzbischof von Colombo (1893) folgte, hat wohl keiner um die Entwicklung der Mission auf Ceylon sich größere Verdienste erworben. 
Beide Diözesen (Jaffna und Colombo) gehören heute zu den bestorganisierten der Kirche Vorderindiens. Die großen Erziehungsanstalten: das St. Patrick-Kolleg und das Seminar St. Martin in Jaffna und das blühende St. Joseph-Kolleg in Colombo, sind bleibend mit dem Namen Melizans verknüpft.

„Gestatten Sie mir“, so sprach bei Gelegenheit des 25-jährigen Bischofsjubiläums (Januar 1905) der Apostol. Delegt Msgr. Zaleski vor den in Colombo versammelten Bischöfen und Priestern, „Ihnen zu sagen, wie sehr unser Heiliger Vater, der Papst (Pius X.), die Tatkraft, den Eifer, den Opfergeist und die Weisheit zu schätzen weiß, die während eines Vierteljahrhunderts Ihr fruchtbares Apostolat in den beiden Diözesen auszeichneten, die Gott Ihnen anvertraute. In beiden sind Sie Ihrer großen Herde ein liebevoller Vater und das Muster eines guten Hirten gewesen. Gewiss, Ihr erlauchter Vorgänger in Colombo hat die soliden Fundamente gelegt, aber Ew. Gnaden haben die Mauern ausgeführt und das Gewölbe gesetzt. Sie haben Colombo zu einer der schönsten Diözesen meiner Delegatur gemacht.“ 
Darauf übergab der Delegat dem Jubilar das Apostol. Schreiben, das ihn zum Römischen Grafen und päpstlichen Thronassistenten ernannte, die höchste Auszeichnung, die der Papst einem Bischof gewähren kann.

Das Jubiläum gestaltete sich zu einer großartigen Kundgebung der Verehrung und Liebe, deren Melizan sich selbst über den Kreis seiner Herde hinaus in so hohem Grade erfreute. 
Niemand ahnte damals, dass der herrliche Festschmuck der hl. Lucia-Kathedrale von Colombo bereits nach einem halben Jahr sich in das Trauergewand der Witwe wandeln sollte. 

Allein seit Jahren schon litt der Erzbischof an den Folgen eines Sonnenstichs, den er sich einst zugezogen. Im Mai reiste er nach Frankreich, um Heilung zu suchen. Dort rief ihn Gott am 27. Juni aus der irdischen zur ewigen Heimat. Seine leiblichen Überreste wurden nach Ceylon überführt und fanden in der Kathedrale von Colombo ihre Ruhestätte. Mit Rücksicht auf den hohen Verstorbenen hatte der Statthalter diese ungewöhnliche Vergünstigung erwirkt.


(Aus: die katholischen Missionen, 1906)

Samstag, 17. Mai 2014

Pius XI. zum einheimischen Klerus



„Es ist überhaupt ganz verkehrt, diese Eingeborenen als Menschen geringerer Art und stumpfen Geistes einzuschätzen (…) Die Eingeborenen, die unter Unseren Augen in den römischen Kollegien wissenschaftliche Studien jeder Art betreiben, sind den anderen Alumnen in Bezug auf Regsamkeit des Geistes und in Bezug auf den Erfolg des Studiums nicht nur gleich, vielfach überholen und übertreffen sie diese sogar.“

„Dem Herzen des ewigen Hohenpriesters (d. h. Christus) können wir keine größere Freude mache, als wenn wir ihm einen Priester aus der Mitte der Neubekehrten schenken.“


„Der Kirche Gottes erweisen wir keinen größeren Dienst, als wenn wir ihr einen Priester aus dem Heidenland zuführen.“

(Aus: Die Weltmission der katholischen Kirche)

Siehe hierzu auch die Enzyklika „Rerum Ecclesiae“ (leider nur auf Englisch)

Mittwoch, 14. Mai 2014

Der erste Weiße Vater Kanadas

Msgr. John Forbes M. Afr. (Quelle)
Hier die englischsprachige Biographie des ersten Weißen Vaters Kanadas und Nordamerikas, Msgr. John Forbes. Sehr interessant!

Dienstag, 13. Mai 2014

Msgr. Hacquard, Apostolischer Vikar von Französisch-Sudan über „Zimperliche Dämchen“ und Kardinal Lavigerie

Sicher kein zimperliches Dämchen: Bischof Augustin Hacquard M.Afr., Apostol. Vikar von Französisch-Sudan. Er war ein Missionspionier in der Sahara und beeindruckte seine Umgebung sowohl durch seine Tapferkeit und Willenskraft als auch durch seine einnehmende Art. Er ertrank am Gründonnerstag 1901 im Niger im Alter von 41 Jahren. Sein Nachruf soll bald in der Serie „Große Missionsbischöfe“ folgen.

(…) Kardinal Lavigerie hatte P. Hacquard in jahrelangem Verkehr kennen und schätzen gelernt, und auch P. Hacquard wusste sich dem etwas eigenmächtigen Charakter des Kardinals anzupassen. Das gegenseitige Vertrauen der beiden Männer beruhte auf den übereinstimmenden Eigenschaften ihres Geistes. In beiden lebte eine apostolische Seele voll Empfänglichkeit, Seelengröße und ungestümem Tatendrang. Der Kardinal hatte den jungen Missionär in seiner eigenen Schule persönlich gebildet.
Und es war eine harte Schule. „Ich arbeite Tag und Nacht“, schrieb seinerzeit P. Hacquard von der Oase Biskra aus. „Wenn man ein ruhiges, gemächliches Leben führen möchte, so begreife ich es, dass man nicht gern in des Kardinals Nähe kommt; das geht nicht gut. Will man aber seine ersten Waffengänge unter einem tatkräftigen Haupt machen, dessen Geistesgröße einen niederzwingt und der dazu durch und durch ein Gottesmann ist, dann ist es eine gute Schule, und es ist eine Freude, an der Hand eines solchen Mannes einherzuschreiten, vorausgesetzt, dass man nicht ein zimperliches Dämchen ist.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1907)

Montag, 12. Mai 2014

Off-topic: Schwarze Messe auf Harvard-Campus

Heute Abend soll auf dem Campus der sog. „Eliteuniversität“ Harvard eine satanische Schwarze Messe „nachgestellt“ werden (siehe hier). Der liebe Gott mögen es Ihnen vergelten, wenn Sie in irgendeiner Form hierfür Sühne leisten, sei es durch Gebete, Opfer oder Almosen.

Québec früher



Bilder aus der Zeit vor der Quiet Revolution, als Québec noch gleichbedeutend mit römisch-katholisch war.


Levitenamt, Notre-Dame de Montréal (Quelle)


Kirche Saint-Roch, anscheinend bei einer Priesterweihe (Quelle)


Pontifikalamt (Quelle)
Trappistenkloster unsere liebe Frau von Mistassini (Quelle)


Levitenamt, Basilika Notre-Dame de Montréal (Quelle)


der erste Weiße Vater Kanadas: Msgr. John Forbes, Koadjutor-Apostol. Vikar von Uganda (Quelle)

Festmesse im Waisenhaus von Huberdeau (Quelle)


Prozession in Saint-Benoît-du-Lac (Quelle)
Aussetzung des Allerheiligsten nach Messe für Kranke (Quelle)




Sonntag, 11. Mai 2014

Große Missionsbischöfe: Der „große Häuptling des Gebets“ - Msgr. Isidore Clut O.M.I., Hilfsbischof von Athabaska (Kanada)

Msgr. Isidor Clut O.M.I. (sitzend)  Courtesy of Bibliothèque et Archives Nationales du Québec / 52327/2074902 

In der Neuen Welt, hoch oben im Norden, beschloss am 9. Juli ein echter Indianerapostel der alten Schule, Msgr. Isidor Clut O.M.I., seinen langen, beschwerlichen Lebenslauf. 
Geboren zu Saint-Rambert (Bistum Valence) in Frankreich am 1. Februar 1832, trat Clut noch sehr jung in die Missionsgenossenschaft der Oblaten ein und kam bereits 1858 in die Indianermission von Athabaska-Mackenzie. 

Volle 40 Jahre lang weihte er zuerst als gewöhnlicher Missionär, dann als Hilfsbischof des Apostol. Vikars von Athabaska (Mackenzie) seine ganze Liebe und unverwüstliche Kraft der Bekehrung und Christianisierung der dortigen Indianerstämme und kehrte in dieser langen Zeit nur vier Mal in die zivilisierte Welt zurück. Es ist unmöglich, dieses tatenreiche Leben in wenigen Worten zusammenzufassen, und wir müssen auf die ergreifenden Schilderungen verweisen, welche wir so oft über diese Nordlandsmission auch aus der Feder Msgr. Cluts gebracht haben. 

Die entlegenen Posten am Athabaska und an den Ufern des Großen und Kleinen Sklavensees waren sein eigentlichstes auserwähltes Arbeitsfeld. Zwei Winter brachte er ganz jenseits des Polargürtels zu, wo er vor Erschöpfung und infolge schlechter Nahrung beinahe zusammenbrach. Fast 30 Jahre lang hat er kaum je frisches Brot gegessen; Fisch, Pemikan (getrocknetes Fleisch), Wildbret, einige Kartoffeln und etwas Zwieback, bestehend aus zwei Teilen Gerste und einem Teil Weizen, bildeten in dieser Zeit seine gewöhnliche Nahrung. Oft genug litt er mit seinen Indianern bitteren Hunger. 

Die Reisen in diesen unermesslichen, bis vor wenigen Jahrzehnten noch so abgelegenen und unwirtlichen Strichen geschahen im Winter auf Schneeschuhen, im Sommer in den leichten Birkenkähnen der Indianer. Nur ein einziger Zug von seinen zahllosen abenteuerlichen und mühsamen Fahrten, die er als Bischof alljährlich bis in den höchsten Norden hinauf machte: Im Jahr 1882 wanderte er einst 80 Meilen weit über den gefrorenen Spiegel des Großen Sklavensees. „Das Eis war glatt, und ich bin mehr als 60 Mal gefallen, so dass meine Knochen ganz zerschlagen waren.“
Dabei ging der Speisevorrat vor der Zeit auf die Neige, und die Indianer litten selber Not. „In einer Nacht verursachte mir der Hunger solche Qual, dass ich aufstehen, Feuer anzuzünden und mein letztes Stücklein Zwieback essen musste, um nicht zu erliegen.“ 

Selbst ein halber Indianer mit den Indianern geworden, teilte er alles mit ihnen und liebte sie wie seine Kinder. Dafür war er aber auch wohl die populärste Person von allen „Männern des Gebets“ unter den Athabaska-Stämmen. Wir haben früher wiederholt einige der naiven Brieflein mitgeteilt (hier und hier), wie er sie so oft von seinen fern weilenden Rothäuten erhielt und in denen sie sich angelegentlich erkundigten, was der „Große Häuptling des Gebets“ mache und wie es ihm gehe. Er kannte ihre Sprache wie kaum ein zweiter und hatte die zehn Dialekte der Chippewas ohne Grammatik und Wörterbuch gelernt.

Trotz der aufreibenden Tätigkeiten und der gewaltigen Strapazen blieb der Mann mit seiner eisernen Gesundheit rüstig und tätig bis in sein hohes Alter. Im Januar 1899, also im Alter von 67 Jahren, schrieb er an seinen Erzbischof: 
„Meine Knochen halten noch zusammen, obschon ich noch tüchtig mit anpacke und noch immer meine Rundfahrten mache. Letzten Winter bin ich nach dem Surgeonsee, 100 Meilen westlich von der St. Bernhard-Mission (am Kleinen Sklavensee), vorgedrungen und diesen Winter vom 19. bis 28 Dezember bis zum nördlichen Ende des Sees gefahren, 80 Meilen von hier, um zu firmen. Noch nie hat ein Bischof in dieser Gegend gefirmt. 

Letzten Sommer habe ich zwei Äcker Wald gerodet, um das Feld der guten Schwestern etwas zu vergrößern. Als der harte Frost mir die Arbeit im Wald verlegte, nahm ich die Axt und machte 60 Ochsenladungen Brennholz klein. Solche Dinge gehören zwar nicht zu den bischöflichen Funktionen, aber sie kommen der Mission zu gute.“ 

Das sind Missionsbischöfe, wie sie im Buche stehen, wahre Apostel und Knechte Gottes.


(Aus: die katholischen Missionen, 1904)

Samstag, 10. Mai 2014

Gebet zur heiligen Theresia vom Kinde Jesu für die Mission



Du liebenswürdige Heilige, du hast schon im zarten alter Gott treu gedient und dich in seinem Dienste für die Rettung der Seelen verzehrt; darum bist vom Stellvertreter Christi auf Erden zur Patronin aller Missionare erklärt worden. Schau nun vom Himmel aus auf die vielen Millionen herab, die den Heiland noch nicht kennen. Erhebe deine reinen, unschuldigen Hände zum Spender aller Gnaden, damit sein himmlischer Gnadensegen wie ein ununterbrochener Rosenregen auf das steinige Erdreich der weltweiten Missionskirche herabfließe.

Göttlicher Erlöser Jesus Christus, Du hast gesagt: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen“, erbarme Dich auf die Fürbitte der heiligen Theresia der vielen Menschen in den Heidenländern, die in Gefahr schweben, ewig verloren zu gehen. Sende ihnen fromme Missionare und opferfreudige Missionsschwestern, die sie gütig aufnehmen und den Weg des Heils lehren. Lass aus ihren Reihen viele einheimische Priester- und Ordensberufe herauswachsen, damit Dein Reich unter ihnen immer fester gegründet werde. Hilf auf ihr inniges Gebet den Glaubensboten in aller Welt, damit sie auf ihren gefahrvollen Posten treu ausharren und reiche Früchte hervorbringen. Durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

(Aus: die Weltmission der katholischen Kirche, 1951)

Donnerstag, 8. Mai 2014

UN-Kommission meint, für die Bewohner der Salomonen wäre die Vielweiberei besser


Dass die UN eine äußerst fragwürdige Organisation ist, ist nicht erst seit gestern bekannt (Beispiel hier). Dass die unmoralische Beeinflussung der Weltbevölkerung durch die UN schon auf die ersten Jahre nach ihrer Gründung zurückgeht, geht aus einem Bericht eines deutschen Missionars auf den Salomonen nach dem 2. Weltkrieg hervor:

„(…) Sehr viele Eingeborene aber haben ihren Glauben in den schweren Tagen (des Krieges) bewahrt und sind zu bewussten Christen geworden. Einmal kam eine Kommission der UN auf unsere Insel. Ich schickte einige eingeborene Studenten hin, die sehr fleißig und begabt waren. Die Herren wollten den Insulanern einreden, für sie sei doch die Vielweiberei das Beste. Es sollte also ein in vielen mühsamen Jahren errungener Erfolg der Missionare gefährdet werden! Diese Zumutung wurde aber von den Studenten in einer erregten Diskussion so entschieden zurückgewiesen, dass auch die Herren der Kommission einsehen mussten, dass sie keine ‚Wilden vor sich hatten.“


(Aus: die Weltmission der katholischen Kirche, Nov/Dez 1953)

Sonntag, 4. Mai 2014

Mein neues Blog: Die Verfolgung der katholischen Kirche unter dem Hitler-Regime





Ich habe gestern ein neues Blog mit dem Namen Die Verfolgung der katholischen Kirche unter dem Hitler-Regime“ eingerichtet. 

Ein herzliches Vergelt's Gott fürs Empfehlen, Weiterleiten, Verlinken und vor allem für das Gebet, dass dieses vergessene und verschwiegene Kapitel der Kirchengeschichte bekannter wird und die katholischen Märtyrer des Nazi-Reichs zu den verdienten Ehren gelangen.


Große Missionsbischöfe: Der verhinderte Indianerapostel – Msgr. Adélard Langevin O.M.I., Erzbischof von St. Boniface (Kanada)



Die kirchliche Hierarchie von Kanada verlor im Vorjahr ein hervorragendes Mitglied in der Person des Erzbischofs Adélard Langevin von St. Boniface in Kanada. Langevin stammte aus einer französisch-kanadischen Familie. 

Schon früh fühlte er in sich den Beruf zum Indianerapostel, und um es zu werden, trat er in die Genossenschaft der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria ein, der die Kirche von Kanada so viel verdankt. 
Aber sein Jugendideal sollte sich nicht erfüllen, er musste es dem Gehorsam zum Opfer bringen. Er wurde erst in der Seelsorge verwandt, dann im Lehrfach, in dem er sich besonders als Professor der Moral an der Universität von Ottawa auszeichnete. Erst 40 Jahre alt, wurde der begabte Ordensmann zum Oberhirten der Erzdiözese St. Boniface als Nachfolger des feurigen Indianerapostels Erzbischof Taché erwählt. 

Als heiligstes Vermächtnis übernahm der neue Oberhirte von seinem großen Vorgänger den unerbittlichen Kampf gegen die religionslose und interkonfessionelle Schulpolitik der kanadischen Regierung. 
Es bot sich ihm aber auch in seiner Stellung die Möglichkeit, seinen ersten apostolischen Jugendidealen zu leben. Er war ein warmer Freund des roten Mannes, und seine Briefe zeigen, wie begeistert er ihre Sache vertrat. 

Nicht weniger lag ihm die Missionierung der zahlreichen deutschen, polnischen und ruthenischen Ansiedler am Herzen. Um die Zukunft dieser Siedlungsmission sicherzustellen, gründete er in seiner Residenzstadt ein Seminar zur Heranbildung eines bodenständigen Seelsorgeklerus für die Siedlungsgebiete. Auch dem Presseunternehmen eines deutschen Oblaten, das die Herausgabe einer deutschen, polnischen, englischen und ruthenischen Zeitung besorgte, brachte der Erzbischof großes Interesse entgegen. Seinen deutschen Mitbrüdern trat er durch einen persönlichen Besuch im Kloster Hünfeld nahe, bei welcher Gelegenheit er sich vom Bischof von Fulda eine Reliquie des Apostels der Deutschen für seine Erzdiözese, die dessen Namen trägt, erbat.


(Aus: die katholischen Missionen, 1916)

Freitag, 2. Mai 2014

Große Missionsbischöfe: Jeden Abend hat er um die Gnade des Martyriums gebetet – Msgr. Laurent Guillon M.E.P., Apostol. Vikar der Süd-Mandschurei



Diesen Söhnen des hl. Franziskus war bereits am 3. Juli der Apostol. Vikar der Süd-Mandschurei, Msgr. Laurent Guillon aus dem Pariser Missionsseminar, im Tod vorausgegangen. „Wir stehen auf einem Vulkan“, meldete schon im Juni 1900 ein Brief aus der Mandschurei. 
Die Boxerbewegung griff hier so rasch um sich, dass die Russen an mehreren Stellen überrumpelt wurden und der Apostol. Vikar seine Missionen nicht rechtzeitig warnen konnte. Msgr. Guillon war gerade von einer längeren Hirtenreise nach der Hauptstadt Mukden zurückgekehrt und fand sich hier, ehe er sich versah, mit zwei Missionären und den Schwestern, die gleichfalls in der Nähe der Kathedrale ein Haus hatten, umzingelt und eingeschlossen. 

Am Nachmittag des 30. Juni gelang es einigen Boxern, in die Sakristei einzudringen, wo sie alles kurz und klein schlugen. Dicht daneben in der Kirche knieten der Bischof mit P. Emonet und P. Joh. Li, die eben nach Konsumierung der heiligen Spezies (Kommunion) ihre Danksagung verrichteten. Seltsamerweise wagten die Räuber nicht, in das Gotteshaus vorzudringen, sondern zogen wieder ab. Der Bischof eilte nun rasch in das nahe Waisenhaus, um die Schwestern und ihre Waisenmädchen zu warnen und ihnen die letzte Absolution zu spenden. Abends wurde die Kirche von den hierher geflüchteten Christen in Verteidigungszustand gesetzt und drei Tage lang gegen die anstürmenden Boxer gehalten.

Als der Bischof sah, dass ein weiterer Widerstand nutzlos sei, versammelte er alle anwesenden Missionäre, Schwestern, Waisenkinder und etwa 200 Christen im Chor der Kathedrale um sich, wo er im vollen bischöflichen Ornat sie ermahnte, mutig und christlich den Tod zu erleiden. 
Während er sprach, traf ihn eine Kugel von der Sakristei aus. Doch hielt er sich noch aufrecht und hob das Kruzifix höher, um noch ein letztes Wort an die Umstehenden zu richten. Eine zweite Kugel brachte ihn zu Fall. Da ergriff der chinesische Priester P. Joh. Li das Kruzifix, das den Händen des Bischofs entfallen war, um es den Gläubigen zu zeigen, als auch ihn eine tödliche Kugel erreichte. P. Emonet wurde auf seinem Betstuhl kniend getötet. 
Von allen Seiten drangen nun die Soldaten und Boxer auf die Wehrlosen ein. Ein Teil der Christen rettete sich durch die Flucht; die übrigen, 150-200 an der Zahl, meist Kinder und Frauen, unter ihnen auch zwei Schwestern der Vorsehung, erlitten den Tod. Darauf wurde die Kathedrale in Brand gesteckt, und das einstürzende Dach begrub alle in einem gemeinsamen Grab.

Msgr. Guillon war geboren am 8. November 1854 zu Chindrieux in der Erzdiözese Chambéry, stand also noch im rüstigsten Mannesalter. Er war seit 1889 Apostol. Vikar der Mandschurei und hatte das ungeheure Missionsgebiet durch seine Tatkraft und Umsicht zu so glücklicher Entwicklung gebracht, dass der Nordteil 1897 als eigenes Vikariat abgetrennt werden musste. Seit seinem Eintritt ins Missionsseminar 1876 hatte Msgr. Guillon jeden Abend um die Gnade des Martyriums gebetet. Sein Gebet war erhört worden.

(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

Donnerstag, 1. Mai 2014

Große Missionsbischöfe: Vater der ehemaligen Sklaven und Kardinal – Florian Kardinal Desprez, Erzbischof von Toulouse, Altbischof von St. Denis auf Réunion



Am 20. Januar erlosch in Toulouse ein glänzendes Licht der französischen Kirche, Se. Eminenz Kardinal Florian Desprez, Erzbischof von Toulouse. Da ein Teil seines langen, vielbewegten Lebens auch den auswärtigen Missionen angehört, so dürfen wir seinen hochgeachteten Namen hier nicht unerwähnt lassen. Geboren am 14. April 1807 in Ostricourt (Nord), wirkte er, mit 22 Jahren schon Priester, zunächst als Kaplan an der Kathedralkirche von Cambrai und bewies hier besonders während des Cholerajahrs 1830 großen Mut und Seeleneifer. Als Pfarrer von Roubaix verdiente er sich durch seine Liebe zu den Armen den Ehrennamen eines „Vaters der Unglücklichen“. 

Seine feurige Natur drängte ihn zu den auswärtigen Missionen, und das Jahr 1850 sah ihn auf dem Weg nach der Insel Réunion. Der Kapitän des Schiffes, Herr de Plas, und der Leutnant Clerc wurden später beide Jesuiten und letzterer eines der blutigen Opfer der Commune von 1870.

Durch Beschluss der französischen Republik von 1848 hatten auf Réunion 100.000 Neger plötzlich ihre Freiheit erlangt. Dieser unvorbereitete Umschlag wurde hier wie anderswo für die armen Schwarzen verhängnisvoll und stürzte sie erst recht in Not und Elend. Abbé Desprez nahm sich derselben von Anfang mit hinopfernder Liebe an und schloss auch die zahlreiche Aussätzigen, die in elenden Baracken hilflos verlassen lagen, davon nicht aus. Er besuchte sie regelmäßig, tröstete, unterrichtete sie und taufte mit eigener Hand 19 dieser Unglücklichen.

Am 5. April 1851 wurde Desprez auf den bischöflichen Stuhl von St. Denis auf Réunion erhoben. Die Insel verdankt ihm ein Priesterseminar, die Berufung von Ordensschwestern, den Ausbau der Kathedrale und die trefflichen Statuten für den Klerus, die auf vier von ihm berufenen Synoden beraten wurden. Das mörderische Klima führte den seeleneifrigen Bischof in wenigen Jahren an den Rand des Grabes. 

Um ihn zu retten, wurde er 1857 nach Frankreich zurück auf den bischöflichen Stuhl von Limoges berufen. Zwei Jahre später wurde er Erzbischof von Toulouse, am 12. Mai 1879 Kardinal der römischen Kirche. Diese zweite lange und tatenreiche Periode liegt außerhalb unseres Rahmens. Zeitlebens aber blieb der hohe Kirchenfürst ein besonderer Freund des katholischen Missionswerks und großer Förderer des Vereins zur Verbreitung des heiligen Glaubens.


(Aus: die katholischen Missionen, 1896)