Donnerstag, 29. Dezember 2016
Gesegnete Weihnacht(soktav)!
Ja, ich weiß, reichlich spät ;-). Aber es läuft hier gerade nicht so rund wie sonst um diese Jahreszeit. Ich hoffe, bald wieder regelmäßig posten zu können. Für Euer Gebet bin ich sehr dankbar.
Samstag, 17. Dezember 2016
Hilf Missionare senden!
Aussendung von Missionären |
Hilf Missionare senden! Du kannst es, indem du durch dein
Missionsgebet die Aufforderung des göttlichen Heilandes erfüllst. „Bitte darum
den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende“ (Matt. 9, 38).
(…) Hilf Missionare senden – dann bist du selbst ein
Missionar in den Missionen! Dein Apostelwerk bringt dir Apostellohn!
– P. Robert Streit O.M.I. in Die katholische Weltmission. Zahlen und Zeichen (1928)
Montag, 12. Dezember 2016
Trotz Katholikenverfolgung – Wallfahrt zu Unserer lieben Frau von Guadalupe
Unsere Liebe Frau von Guadalupe ist die Schutzpatronin von
Mexiko, und ihr Fest wird alljährlich am 12. Dezember feierlich begangen;
aus allen Teilen des großen Landes strömen die Pilger zum Heiligtum.
Aber für dieses Jahr [1926] hatte die Regierung des Tyrannen
Calles alles getan, um die Feier unmöglich zu machen; ein ganzes Heer von
Soldaten war in und um Guadalupe zusammengezogen worden, um Furcht einzuflößen.
Nun aber war die Menge und die Andacht der Pilger gerade dieses Mal
eindrucksvoller als in den vergangenen Jahren; gegen 200.000 Gläubige aus allen
Teile, viele Stunden und Tagereisen weit kamen sie, auch die katholischen
Indianer aus ihren entfernten Wäldern. Um allen Zutritt zum Heiligtum zu
gewähren, durften die einzelnen Pilger nur kurze Zeit im Heiligtum bleiben und
mussten den Nachkommenden Platz machen.
Aber die Feier trug den Stempel der Verfolgung: Kein
Bischof, kein Priester konnte teilnehmen, kein Gottesdienst, kein Sakrament
wurde gespendet; schmachten ja Bischöfe und Priester im Gefängnis oder sind
vertrieben. Die Pilger wurden nach Waffen durchsucht; es wäre ja der Regierung
nur wünschenswert gewesen, wenn sie Anlass gehabt hätte, ein Blutbad unter den
Pilgern anzurichten. Aber die Pilger waren zum Beten gekommen, selbst die
Soldaten fühlten sich als Söhne des katholischen Landes und nahmen Anteil an
der Andacht des Volkes. Aus der Hauptstadt waren zahlreiche Frauen zum
Heiligtum gepilgert, mehr als je zuvor.
Die Verfolgung hat das Bekenntnis des Glaubens zu den Füßen
Marias eindrucksvoller gestaltet – wieder ein Beweis, dass die Verfolgung
wirkungslos ist bei einem Volk, das seinen Glauben als sein höchstes Gut zu
schätzen weiß.
(Quelle: Seraphisches Weltapostolat des hl. Franz von
Assisi, 1927)
Freitag, 9. Dezember 2016
Mitleid mit den Heiden
Hinduistische Pilger am Ganges (Quelle: Coupdoeil) |
Die große Heidenzahl verlangt unsere ganze Aufmerksamkeit,
unser ganzes Mitleid, unsere ganze werktätige Liebe. „Als Jesus die
Volksscharen sah, fühlte er Mitleid mit ihnen“ (Matth. 9,36). Mit den Augen des
Glaubens die große Heidenzahl schauen, heißt sie schauen mit Jesu Augen. Mit
warmem Missionsherzen für die Volksscharen empfinden, heißt Mitleid empfinden
mit Jesu Herzen. Mit werktätiger Hilfe an dem Missionswerk teilnehmen, heißt
den Wunsch des Guten Hirten erfüllen. „Denn die Volksscharen waren elend und
verwahrlost wie Schafe, die keinen Hirten haben“ (Matth. 9,36).
– P. Robert Streit O.M.I. in Die katholische Weltmission. Zahlen und Zeichen (1928)
Freitag, 2. Dezember 2016
Der Märtyreronkel
Als der heiligmäßige Fr. Stephen Eckert O.F.M. Cap. in New
York City wirkte, kam er im Januar 1907 anlässlich eines Krankenbesuchs zu
einer gewissen Frau W., die in der 157 East 110th Street wohnte. Sie hatte
einen Protestanten vor einem protestantischen Religionsdiener geheiratet, und
nur die beiden ältesten der sechs Kinder waren getauft, da der Vater gegen die
Taufe der übrigen Kinder war.
Allerdings fand Fr. Stephen bei der Frau noch etwas Glauben.
Sie zeigte ihm auch ein Bild ihres Onkels, eines Priesters namens Augustin
Schoeffler. Fr. Stephen fragte, ob ihr Onkel noch am Leben sei. Sie erwiderte,
dass sie das nicht wisse. Fr. Stephen las dann unter dem Bild die Unterschrift:
Le Bienheureux Augustine Schaeffler,
martyr. Der Kapuzinerpater war darüber äußerst erstaunt.
Der heilige Augustin Schoeffler (Schaeffler ist nur in
älteren Quellen zu finden) stammte aus dem lothringischen Mittelbronn, wurde für
das Pariser Missionsseminar zum Priester geweiht und am 1. Mai 1851 in
Vietnam geköpft, weil er den „verbotenen“ katholischen Glauben gepredigt hatte.
Er wurde 1900 selig-, 1988 heiliggesprochen.
Fr. Stephen teilt uns leider in seinen Aufzeichnungen nicht
mit, was aus der Frau geworden ist.
Allerdings hatte P. Schoeffler noch eine Cousine, die
bereits 1830 in die USA ausgewandert war. Sie hieß Catherine Greiner. Ihre
Nachfahren wohnen noch heute in Detroit, und die Pfarrei Assumption Grotto, die die Greiners besuchten, hat seit 2009 eine
Reliquie des heiligen Märtyrers.
Heiliger Augustin
Schoeffler, bitte für uns!
Sonntag, 27. November 2016
Die Beziehung zwischen Glaube und Missionsliebe
„Unsere Missionsliebe ist unsere Wertschätzung des
katholischen Glaubens. So viel werden wir für die katholische Weltmission übrig
haben, als wir Verständnis und Achtung für unseren katholischen Glauben haben.
Ein Katholik, der seiner Missionspflicht verständnislos gegenüber steht, hat
die religiöse Schwung- und Triebkraft seines Glaubens eingebüßt; er ist ein
Müßiggänger im Weinberge des Herrn.
Ein katholisches Volk, das seinen
Missionsgeist ersterben ließ, ließ sterben die schönste, edelste, wertvollste Kraft
seines religiösen Lebens und Strebens; es ist ein welkes, krankes Blatt am
Weltbaum der Kirche. Eine Kirche, die keine Mission betreibt, gibt sich selbst
auf.“
– P. Robert Streit O.M.I. in Die katholische Weltmission. Zahlen und Zeichen (1928)
Montag, 21. November 2016
Ernest G. Miller – Brauereidirektor und Missionsfreund
Die Mission St. Benedict the Moor in Milwaukee zur Seelsorge
unter der schwarzen Bevölkerung wuchs nach dem Tod des heiligmäßigen Fr. Stephen Eckert O.F.M. Cap.
im Jahr 1923 stark.
im Jahr 1923 stark.
Sein Nachfolger, Fr. Philip
wollte die nötigen Erweiterungsarbeiten durchführen, allerdings fehlte das
Geld. Da kam eines Tages der damalige Präsident der Miller Brewing Company,
Ernest G. Miller, in das Büro des Kapuziners und bot ihm an, die neue Kapelle
zu bezahlen.
Insgesamt steuerte Miller bis zu seinem frühen Tod am
21. September 1925 über 200.000 Dollar zur Ausweitung der Mission. Für
seine Verdienste erhielt er bei der Einweihung des Neubaus am 7. September 1925 das
päpstliche Ehrenkreuz Pro Ecclesia et
Pontifice. Bei der Verleihung sprach er folgende schöne Worte:
„Ich danke den Rednern für die lieben Worte. Ich möchte dem
Heiligen Vater danken für die Auszeichnung. Aber vor allem danke ich dem
allmächtigen Gott, dass er mir die Liebe zu den Farbigen eingegeben. Wenn Sie
an dieses Werk denken, bitte, vergessen Sie mich, aber denken Sie an die Ziele,
denen dieses Werk dienen soll, und ich bitte Sie herzlich, bieten Sie all Ihr
Können zu seiner Förderung auf. Tun Sie alles, um den guten
Kapuzinermissionären hier und den Schwestern zu helfen, die schwer ringen und
für dieses Werk ihr Leben opfern.“
Nur 14 Tage später wurde er zum ewigen Lohn abberufen.
(Quelle: Seraphisches Weltapostolat des hl. Franz von Assisi,
1933)
Sonntag, 20. November 2016
Zum letzten Sonntag nach Pfingsten: Weltmission und Weltgericht
Die Weltmission findet ihren endgültigen Abschluss im Weltgericht. Da wird sowohl die Opferfreudigkeit und Pflichttreue im Angebot als auch die Bereitwilligkeit in der Annahme zum Austrag gebracht werden.
An jenem Tag werden wir uns Gott und seinen Missionären gegenüber zu verantworten haben, wie wir das göttliche Angebot durch die Mission entgegengenommen, wie wir mit dem Heilsgut gewirkt, wie wir dasselbe bewahrt haben.
Jene Männer, die wir heute als unsere Apostel und Patrone verehren, einen Bonifatius, einen Ludgerus, einen Kilian, sie werden dann mit Christus über uns Gericht halten. Und deshalb drängt der echte Missionsgeist zuerst und zunächst dahin, im eigenen Herzen, im eigenen Vaterland das heilige Glaubenslicht rein und hell und werktätig zu erhalten. An jenem Tag werden aber auch wir mit und durch Christus von jenen Völkern Rechenschaft fordern, zu denen durch unsre Vermittlung das göttliche Angebot in der Mission gekommen ist. Der Heller der armen Witwe zum Besten der Mission bis zum letzten Blutstropfen, den unsere Missionäre im Dienst der Mission vergossen haben, wird da aufgezählt werden vor den Augen der ganzen Menschheit, und jene werden sich zu verantworten haben, um derentwillen es geschehen. Nichts wird vergessen bleiben. Der Herr des Weinberges wird einem jeden nicht nach seinen Erfolgen, sondern nach seinen Werken vergelten. Der letzte Gerichtstag ist der große Abschluss, der große Erntetag der Mission.
Und der Erntetag! Wird er sich lohnen? Andächtige Christen! Nur einem der Menschen war es vergönnt, den Ernteertrag im Geiste zu schauen. Es war der Seher von Patmos. Mit seinem Adlerauge ereilte er jenen Tag, und in seiner Offenbarung, nachdem er die Bezeichneten aus den zwölf Stämmen Israels aufgezählt, schreibt er: „Nach diesen sah ich eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; sie standen vor dem Throne und vor dem Lamme, angetan mit weißen Kleidern, und hatten Palmen in ihren Händen“ (Offb. 7, 9).
Sehet da den Missionsertrag, sehet da die herrliche Erntegarbe aus dem Arbeitsfeld der Weltmission! Und der Lohn dieser Missionsarbeit? Der Herr selbst hat ihn uns gezeigt. „Ich selbst“, so spricht er, „werde dein überreicher Lohn sein!“ (Gn. 15, 1). O er selbst, Gott in seiner Herrlichkeit, wird der überreiche, süße Schnitterlohn an jenem Erntetag uns sein! „Es spricht der, welcher dies bezeugt. Ja ich komme schnell. – Amen. Komme Herr Jesus! Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen. Amen.“ (Offb. 22, 20–21)
(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)
Und der Erntetag! Wird er sich lohnen? Andächtige Christen! Nur einem der Menschen war es vergönnt, den Ernteertrag im Geiste zu schauen. Es war der Seher von Patmos. Mit seinem Adlerauge ereilte er jenen Tag, und in seiner Offenbarung, nachdem er die Bezeichneten aus den zwölf Stämmen Israels aufgezählt, schreibt er: „Nach diesen sah ich eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; sie standen vor dem Throne und vor dem Lamme, angetan mit weißen Kleidern, und hatten Palmen in ihren Händen“ (Offb. 7, 9).
Sehet da den Missionsertrag, sehet da die herrliche Erntegarbe aus dem Arbeitsfeld der Weltmission! Und der Lohn dieser Missionsarbeit? Der Herr selbst hat ihn uns gezeigt. „Ich selbst“, so spricht er, „werde dein überreicher Lohn sein!“ (Gn. 15, 1). O er selbst, Gott in seiner Herrlichkeit, wird der überreiche, süße Schnitterlohn an jenem Erntetag uns sein! „Es spricht der, welcher dies bezeugt. Ja ich komme schnell. – Amen. Komme Herr Jesus! Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen. Amen.“ (Offb. 22, 20–21)
(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)
Montag, 14. November 2016
Fünf Jahre Missionen
Heute vor fünf Jahren begann ich dieses Blog unter dem obigen Banner. Nach knapp 1000 Posts und einer Namensänderung möchte ich mich bei allen treuen (und auch bei den neuen) Lesern bedanken und kurz erklären, wieso ich dieses Blog mache: zum einen, um wichtige kirchengeschichtliche und historische Dokumente möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen, und zum anderen – was noch viel wichtiger ist – um die Begeisterung für den katholischen Glauben und die Mission unter den Nichtkatholiken nach Möglichkeit zu fördern. Das Mission Statement hat Kardinal Hartmann bereits vor etwa 100 Jahren formuliert, als er über die berühmte Missionszeitschrift, aus der ein Großteil der Artikel stammt, sagte:
„Die ‚katholischen Missionen‘ haben sich erwiesen als eine Quelle lebendigen Glaubenslebens und frischer sittlicher Kraft. Mögen auch in Zukunft viele, viele daraus schöpfen.“
Oft wurde auf diesem Blog bereits auf die allgemeine Missionspflicht hingewiesen, nach der sich jeder Katholik nach Möglichkeit durch Gebet und Almosen – oder, wo möglich, unter eigenem Einsatz im gottgeweihten Leben – für die Ausbreitung des Glaubens einsetzen muss. Das ist gerade in unseren Tagen umso aktueller, da schon allein in unserem Land ein großer Teil der Bevölkerung entweder nicht katholisch oder nicht einmal getauft ist. Mit der Zuwanderung der Asylbewerber hat sich dieses Verhältnis noch verschärft. Beten wir darum nach Kräften um die Ausbreitung des Glaubens auf der ganzen Welt, da nur in der katholischen Kirche das Heil zu finden ist.
Gott will es!
Samstag, 5. November 2016
Zum 5. Sonntag nach Erscheinung
Andächtige Christen!
Das Himmelreich ist gleich einem Sämann, der guten Samen auf
seinen Acker streut. Die Kirche steht in den Missionen auf ihrem Eigentum, und
wohin sie auch schauen mag, und wohin sie, Samen ausstreuend, gehen mag, sie
ist stets auf ihrem Acker. In Wahrheit kann und muss sie bekennen: „Die Welt
ist mein Feld.“
Sagte nicht der Heiland zu denen, die er zum Ausstreuen des
göttlichen Samens bestimmt hatte: „Gehet in alle Welt und verkündet das
Evangelium jeglicher Kreatur“? Zu allen Menschen, für das Heil aller Völker bin
ich in die Welt gekommen, und „wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich
euch. Gehet hin in alle Welt!“
Von Ewigkeit her war es so bestimmt, denn also sprach der Vater zum göttlichen Gründer und Haupt der Kirche: „Mein Sohn bist du, bitte von mir, und ich will dir die Völker zum Erbteil geben und zu deinem Besitztum die Grenzen der Erde.“ „Bitte von mir“, so sprach der ewige Vater; und der Sohn hat gebeten in heißem Flehen und Ringen, und er ist erhört worden, und die ganze weite Welt ist ihm zum Besitztum gegeben worden. Er ist erhört worden, und um alles an sich zu ziehen, hat er den blutigen Thron des Kreuzes bestiegen, und gleichsam um seine Eigentumsrechte geltend zu machen, spannte er seine Arme weit aus. Alles wollte er mit seiner Liebe und Gnade umfassen, die ganze Welt und alle Völker und jede Seele. Nicht auf dem Berge der Versuchung, wo der Teufel an ihn herantrat und zu ihm sprach: „Dies alles will ich dir geben …“, sondern auf dem Berge des Kreuzes wurde ihm alles übergeben, wurden wir und alle Völker der Erde ihm in die Hände geschrieben als sein Erbgut, als sein Eigentum, als sein Ackerfeld.
Auf diesen Acker sandte er seine Kirche, und deshalb ist das
Missionsfeld, das den ganzen Erdkreis umfasst, rechtliches Erbgut unserer
heiligen Kirche. Darum sehen wir auch ihre Sämänner in allen Ländern. Alle
Völker sollen das Heil Gottes schauen, alle sollen den Samen des Evangeliums in
sich aufnehmen; er soll heranwachsen und Früchte der Heiligkeit und
Gerechtigkeit hervorbringen.
Andächtige Christen!
Es ist ein Bild voll Macht und Majestät, das uns beim
Anblick des großen katholischen Missionsfeldes geboten wird, und ein Gebet
ringt sich von unseren Lippen: dass allen Inseln und Ländern, allen Tälern und
Höhen ein Sämann erstehe, der ihnen guten Samen des Heiles bringen.
(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)
Dienstag, 1. November 2016
Missionsschwestern als Blutzeuginnen – die sieben Franziskanermärtyrerinnen von China
Die heilige Marie-Amandine, eine der sieben gemarterten Franziskanerinnen-Missionarinnen Mariens |
Dieser Text ist der Übersetzung eines glühenden Vortrags des
späteren Kardinals Salotti, damals Titular-Erzbischof von Plovdiv, zu Ehren der
Missionsschwestern entnommen. Die Rede wurde Anfang der 1930er Jahre gehalten. Die
erwähnten Märtyrerinnen sind mittlerweile heiliggesprochen.
„Der Redner [Mons. Salotti] zeichnet in kurzen Strichen die
Leiden der Schwestern, die sich oft vor der Zeit aufreiben und hinsinken als
Opfer ihrer Pflicht. Der Tod hat für sie seinen Schrecken verloren. Sie sterben
als Heldinnen der Liebe, wie sie sterben für ihren Glauben.
Im Jahre 1900 verwüstete der Boxeraufstand einen Großteil
von China, und nach Tausenden sanken Missionäre und Christen hin unter den
Schwertern und Lanzen, wurden lebendig verbrannt in ihren Kirchen, wo sie
Loblieder singend ihr Leben Gott zum Opfer brachten. Auch damals brachten die Schwestern
ihr Opfer des Lebens.
In Nord-Schansi wurde die Franziskanermission überfallen.
Der Missionsobere sah die Gefahr zur rechten Zeit und bat die Schwestern, sich
in Sicherheit zu bringen und ihr junges Leben zu retten. Mater Herminia [St.
Marie-Hermine von Jesus], die Oberin der kleinen Heldenschar, flehte den
Missionär an: ‚Hochwürden, um Gottes willen, schicken Sie uns nicht fort,
rauben Sie uns nicht die Palme des Martyriums, die die göttliche Barmherzigkeit
vom Himmel aus uns reicht.‘
Die sieben Schwestern blieben auf ihrem Posten. Sie wurden
gefangen genommen und vor die heidnischen Richter geschleppt, sie zeigten keine
Furcht. Angesichts der schrecklichen, blutigen Grausamkeiten der Heiden in
ihrem Hass gegen die Christen zogen sie ihren Schleier über ihr Gesicht und
boten ihren Nacken dem Henker, der eine nach der anderen ergriff und mit einem
Schlag ihr Haupt vom Rumpf trennte.
An jenem Bluttag, dem 9. Juli, hat die
Missionsschwester in diesem Winkel chinesischer Erde mit ihrem Blute die
Hoffnungen der aufkeimenden Kirche besiegelt. “
(Aus: Seraphisches Weltapostolat des hl. Franz von Assisi,
1932)
Fotos und eine kurze Lebensbeschreibung der sieben Märtyrerinnen auf Englisch gibt es hier.
Samstag, 29. Oktober 2016
Die Säulen der Kirche in den Missionsländern
Schön brachte es ein afrikanischer Häuptling auf den Punkt,
als er von der Weihe einheimischer Priester sagte:
„Ich sah, wie man die Säulen baut, die auf immer verhindern,
dass die Kirche Gottes in unserem Land zusammenfällt.“
(Aus: Seraphisches Weltapostolat des hl. Franz von Assisi,
1932)
Montag, 24. Oktober 2016
Wieso ich nicht mehr bei Twitter bin
Ausgeflogen |
Mancher Leser hat vielleicht schon bemerkt, dass das Twitter-Widget an der Seite verschwunden ist. Das liegt daran, dass ich meine beiden (auch den zweiten recht neuen) Twitter-Accounts gelöscht habe.
Wie viel Twitter der Verbreitung des Missionsgedankens gebracht hat, werde ich wohl erst beim Jüngsten Gericht erfahren. Ich fürchte, recht wenig. Allerdings weiß ich jetzt schon, dass Twitter nicht ganz ungefährlich ist, und darum habe ich einen Schlussstrich gezogen. Ich möchte nicht ständig auf der Hut sein müssen, ob ich jetzt von den Personen (darunter natürlich vor allem Katholiken), denen ich folge, irgendetwas präsentiert bekomme, was man sich nicht ansehen sollte.
Da Twitter nur funktioniert, wenn man anderen Leuten auch folgt, sich das genannte Problem aber nicht kontrollieren lässt, wenn man einer größeren Zahl von Accounts folgt, habe ich entschieden, die Reißleine zu ziehen. Vieles ist nebenbei reine Zeitverschwendung.
Der liebe Gott kann auch ohne Twitter die Missionsliebe in den Herzen der Menschen entzünden.
PS: Ich wollte gerade diesen Post tweeten, bis ich gemerkt habe, dass ich nicht mehr bei Twitter bin ;-)
Samstag, 22. Oktober 2016
„Die schönsten Seiten der Kirchengeschichte werden in den Missionen geschrieben“
Msgr. José Ignacio Munilla |
Das sagte gestern der Bischof von Palencia, José Ignacio
Munilla, dem spanischen Radiosender Cope. Der Moderator fügte dann hinzu, dass man zwar viele
Diplomaten und Militärs sehe, die sich sehr aufopferten, dass aber nur die
Missionare 40, 50 oder sogar 60 Jahre – ihr ganzes Leben – in den
Missionsländern ausharrten.
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern einen gesegneten Sonntag
der Weltmission!
Mittwoch, 19. Oktober 2016
Der Mörder eines Missionars wird getauft
Die Untat, die der Schwarze Mfana Mdhluli in Swasiland an
dem allverehrten P. Franz Mayr beging, ist dem Mörder zum Heil geworden. Nach
seiner Verurteilung zum Tod musste er noch sechs Wochen bis zu deren
Vollstreckung warten. Diese Zeit benutzte der Servitenmissionär Arimath M.
Gratl, um den Verbrecher auf eine gute Todesstunde vorzubereiten. Anfangs war
die Arbeit des Paters nicht leicht; aber nach und nach ergab sich der Schwarze
in sein Geschick. Am 11. April 1915 empfing er die Taufe; am folgenden Tag
fand die Hinrichtung durch den Strang statt.
(Aus: die katholischen Missionen, 1915)
Dienstag, 18. Oktober 2016
Aktuell: Ein katholischer König stirbt im Exil
(Bildquelle: Rwanda Library) |
Am Sonntag starb der letzte gesalbte katholische König Afrikas, Kigeli V. Ndahindurwa von Ruanda, im Alter von 80 Jahren im Exil in der Nähe von Washington, D.C.
Er konvertierte als Jugendlicher zum katholischen Glauben und erhielt in der Taufe den Namen Jean-Baptiste. Zuvor hatte sein älterer Bruder und Vorgänger, Mutara III., diesen Schritt unternommen, nachdem er von dem Apostolischen Vikar Léon Classe M.Afr. im Glauben unterrichtet worden war.
Kigeli bestieg nach dem frühen Tod seines Bruders im Jahr 1959 den Thron, wurde aber durch ein Referendum im Jahr 1961 abgesetzt und lebte danach in verschiedenen Ländern im Exil, zuletzt in den USA.
Der König war ein Freund der alten Messe und einer der prominenten Unterzeichner der Petition an Papst Franziskus vor der Familiensynode.
Requiescat in pace.
Freitag, 14. Oktober 2016
Die franziskanischen Märtyrer von Ägypten
Der heilige Franziskus beim Sultan: die Feuerprobe mit den Imamen. |
Seit der heilige Franziskus von Assisi selber in Damiette
gelandet, um dem alten Pharaonenland die christliche Wahrheit wiederzubringen,
haben seine Söhne dieses Land und den ganzen Orient als ihr besonderes
Arbeitsfeld angesehen. Einst die Wiege vieler Heiliger, war Ägypten der
Tummelplatz der Irrlehrer und der Mohammedaner geworden.
[…] Der oft entsetzlichen Grausamkeit und dem Hass der
Irrgläubigen und der Mohammedaner setzten die Söhne des Armen von Assisi
christliche Geduld und heldenmütigen Opferwillen entgegen.
Eine lange Reihe von Martyrern hat der Franziskusorden für
jene Gegenden hingegeben. Gerade Kairo hat das Blut einer großen Anzahl von
Martyrern getrunken. Der selige Livinus wurde dort zu Tode gequält im Jahre
1345; der selige Johannes von Montepulciano wurde ermordet im Jahre 1349; die
seligen Johannes von Montecorvino und Franziskus von Lavaro wurden getötet im
Jahre 1358; auf dem Hauptplatz von Kairo wurde im Jahre 1373 der selige
Johannes Oteo gekreuzigt.
Die Reihe der Martyrer setzt sich fort bis herunter zu
Franziskus Clement, der 1704 dem Hass der Mohammedaner zum Opfer fiel.
Sonntag, 9. Oktober 2016
Ein Märtyrer in Tibet
P. André Soulié M.E.P. (erste Reihe, zweiter von rechts) neben Bischof Felix Biet |
Aus einem Brief des Apostolischen Vikars von Tibet, Msgr.
Giraudeau.
„Am 3. April 1905 kam eine Schar Lamas von Bathang mit
etwa sechzig Kriegern, welche sie in drei Dörfern gewaltsam rekrutiert hatten,
etwas vor Sonnenuntergang in Yaregong an. Pater Soulié war durch die roten
Lamas von Yaregong zum Voraus hiervon in Kenntnis gesetzt worden und hatte
damals eben alles zur Abreise bereit gemacht und seine Sachen ins Depot
gebracht.
Da er die Vorgänge in Bathang zum Teil nicht kannte, glaubte
er, nichts Weiteres als eine Plünderung fürchten zu müssen. Als er nun aber
sein Haus durch die Lamas und ihre Krieger umringt sah, hielt er es für gut,
sich auszuliefern; übrigens hatte er auch kein Mittel zu entkommen. Er trat
daher zur Tür heraus mit den Worten: „Da bin ich, ihr könnt mit mir machen, was
ihr wollt, selbst mich töten.“ Da niemand Hand an ihn zu legen wagte, befahl
der Führer der Lamas einem sehr verrufenen Menschen, sich des Missionärs zu
bemächtigen, indem er ihm eine gute Belohnung versprach.
Der Tibetaner gehorchte sofort und umfasste den Pater mit den
Armen. Er wurde an den Füßen gefesselt; man ließ ihm aber die Hände frei.
Während man ihm die Fesseln an die Füße legte, erhielt er einen Säbelhieb auf
den Kopf, der ihn aber kaum verwundete, und an der Seite wurde er von einem
Stein getroffen, an welchem er bis zum letzten Augenblick zu leiden hatte. Die
Lamas von Bathang warfen ihm nur das eine vor, dass er eine andere Lehre als
die Lamaserei [buddhistisches Kloster] predige.
Hierauf drang der Anführer der Lamas in die Zimmer des
Paters und entdeckte dort ein Verzeichnis, in dem alle Habseligkeiten des
Priesters auf tibetanisch aufgeschrieben waren. Dieses Verzeichnis diente ihm
nun dazu, auf alles Hand zu legen. Als dann alle Gegenstände und Vorräte der
Mission, wie auch die der Christen genommen waren, befahl der gleiche Anführer
sechzehn seiner Leute, den Pater zu töten.
Diese führten ihn an ein wenig aus dem Dorf hinaus und
banden ihn an einen Baum. Sofort traf ihn eine Kugel am Hinterkopf und ging bei
der Stirn hinaus. Ein zweiter Schuss traf ihn gerade ins Herz. Die Mörder
banden den Leichnam los und bedeckten ihn zur Hälfte mit Steinen und
Baumzweigen. Es war am 14. April, dem Feste der Schmerzen Mariä, gegen
zehn Uhr morgens, als unser Martyrer sein Opfer vollendete.
Herr Soulié, aus dem Bistum Rodez, war seit 1885 Missionär
in Tibet.
(Aus: Annalen der Verbreitung des Glaubens, 1906)
Pater Soulié war auch ein bedeutender Botanist, darum habe ich ihn in diese Liste aufgenommen (letzter Eintrag).
Samstag, 8. Oktober 2016
Leute mit fünf Fingern hat man immer vor Augen...
Eine lustige Geschichte aus der Mission unter den Schilluk
im Südsudan:
Man darf nicht meinen, diese Leute seien wenig begabt. Im
Gegenteil, sie haben einen guten, natürlichen Verstand und sind schlau. Hierfür
ein Beispiel.
Pater Meroni hatte bei einem Besuch des Schilluk-Königs eine
an die Hüttenwand gemalte menschliche Figur mit sechs Fingern an der Hand
bemerkt und sagte zum König: „In unseren Ländern spricht man viel von deiner
Weisheit. Ich will dir eine Frage vorlegen. Höre! Die Schilluk haben an jeder
Hand fünf Finger, nicht wahr? Warum malt ihr Menschen mit sechs Fingern?“ Der König
beriet sich mit einem Vertrauten und sagte: „Kommt es nie vor, dass bei euch
Kinder mit sechs Fingern geboren werden?“ „Ja“, sagte der Pater. „Gut“, fuhr
der König fort, „wir wollten hier einen solchen Menschen malen, denn Leute mit
fünf Fingern braucht man nicht erst zu malen, da man sie immer vor Augen hat.“
(Aus: Annalen der Verbreitung des Glaubens, 1906)
Freitag, 7. Oktober 2016
Reconquest Radio: Patriotism and the Conversion of America
Vor knapp zwei Wochen hat Br. André Marie vom St. Benedict Center in seiner Radiosendung „Reconquest“ das Thema Patriotismus und die Bekehrung Amerikas behandelt. In den ersten 20 Minuten behandelt er das Thema Patriotismus vom theologischen Gesichtspunkt, danach behandelt er die frühe Missionsgeschichte der heutigen Vereinigten Staaten. Alles sehr interessant, für jeden sind wohl viele neue Informationen dabei.
Montag, 3. Oktober 2016
Wie die heilige Theresia vom Kinde Jesu in Afrika wirkte
Ein Missionär der Weißen Väter berichtete im Jahr 1910 von
der Hilfe, die er in seinem Apostolat in Afrika durch die Fürsprache der
Heiligen erfuhr:
„Fast in allen Hütten unserer Christen und in allen Räumen,
wo Religionsunterricht erteilt wird, habe ich das Bild der Heiligen anbringen
lassen. Jedermann fragt mich, wer die kleine bihira, Jungfrau, sei. Ich habe also meine Schüler zusammengerufen,
ihnen das Leben der Schwester Theresia erzählt und ihnen gesagt, dass sie große
Macht bei Gott habe. Dann habe ich ihr Bild unter sie verteilt und ihnen
empfohlen, ihre Fürbitte für die Bekehrung des ganzen Landes anzurufen. Sie
haben es getan. Nun kommen seit jenem Tage die Heiden zum Religionsunterricht
nicht einzeln, sondern in dichten Massen, und am Sonntag ist der Hof der
Station überfüllt … Dabei ist zu beachten, dass viele der armen Leute aus Dörfern
kommen, die ich nie besucht habe und die vorher den Missionären wenn nicht
feindlich, so doch ganz und gar gleichgültig gegenüberstanden.“
(Quelle:
Das Leben der heiligen Theresia vom Kinde Jesu, von Msgr. Laveille, deutsche
Ausgabe)
Mittwoch, 28. September 2016
Missionsalmosen von Kindern und Jugendlichen (Teil 2)
Anlässlich des Besuchs einer Missionsschwester aus China
bilden acht junge Mädchen einen Missionsverein nur zu ihrer Unterstützung. Sie
legen jede Woche von ihrem Taschengeld 25 Pfennig zurück und haben
regelmäßige Nähkränzchen für Paramente und Kirchenwäsche.
Anderswo bilden Mädchen einen Sammelverein (50 Pfennig
monatlich), um die Kosten der Erziehung eines eingeborenen Mädchens in den
Missionen zu bestreiten. Andere, 22 an der Zahl, haben es sich zur Aufgabe
gemacht, das Los der armen Aussätzigen in einem Hospital in China durch Almosen
und allerlei Geschenke zu erleichtern.
(Aus: die katholischen Missionen, 1916)
Dienstag, 20. September 2016
Missionsalmosen von Kindern und Jugendlichen (Teil 1)
(Angela Monika Arnold) |
Die Knaben der Oberklasse einer Pfarrschule legten ihre Ersparnisse
zusammen, um einen Kelch für die Missionen zu stiften. „Wir sind 15 Jungen“,
so heißt es im Begleitschreiben,
„in der Oberklasse der St.-Paul-Pfarre [USA].
Seit Oktober haben wir mit unserem Lehrer Geld gespart, um einen Kelch für
einen Missionar anzuschaffen. Wir hoffen, dass der Empfänger hoch erfreut sein
und unser täglich bei der heiligen Messe gedenken wird. Einer unserer Priester
hatte solche Freude an unserem Plan, dass er uns bat, als Mitglied in unseren
Sammelverein aufgenommen zu werden.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1916)
Sonntag, 18. September 2016
Mehr Blutvergießen in der „Blutmission“
(Quelle: Tom Lemmens) |
Wir hatten schon häufiger Artikel über das Apostolische
Vikariat Südwest-Hupé (heute Diözese Yichang) in China, das wegen der vielen
Verfolgungen auch den Beinamen „Blutmission“ erhielt. Das Vikariat befand sich
unter Leitung der belgischen Franziskanerprovinz.
Seit dem vorigen Jahr [1921] ist das Gebiet von Li-Tschuen
in Südwest-Hupé in heftiger Erregung. Einige Buddhas hetzen das unwissende und
abergläubische Volk auf. Im Laufe des vorigen Jahres wurden mehrere Christen
ermordet, weil sie sich weigerten, vor diesen Betrügern auf die Knie zu sinken
und ihnen Weihrauch zu opfern.
P. Peregrinus Thenissen wurde verhaftet und grausam
geschlagen; sein Leben verdankte er nur dem tatkräftigen Eintreten eines
Dorfobern. P. Trudon Jans wurde mit etwa 60 Waisenkindern in der Residenz
belagert und nur durch das Eingreifen regulärer Truppen gerettet.
P. Julian Adons, wie die beiden vorhin genannten ein
belgischer Franziskaner, lebte monatelang inmitten der größten Gefahren.
Trotzdem wollte er seine Gemeinde nicht verlassen, um nicht seine teuren
Christen zu entmutigen. Er versammelte sie täglich im Kirchlein und ermunterte
sie, ihr ganzes Vertrauen auf den göttlichen Heiland zu setzen. Zu seinem Trost
wuchs der Glaubenseifer der Christen mächtig unter dem Druck der ständigen
Gefahren.
Am 14. Januar abends drangen etwa 20 Bewaffnete
unversehens in die Wohnung des Missionars ein und quälten ihn durch Lanzen- und
Messerstiche zu Tode. Drei Tage später fand ein herbeigeeilter Mitbruder die
Leiche in schrecklich zugerichtetem Zustand. Ein Lanzenstich hatte den Schädel
von einer Schläfe zur anderen gespalten, das Hinterhaupt zeigte eine klaffende
Wunde, die Kehle war ebenfalls durchstoßen.
Der gute Hirt, der in der Stunde der Gefahr seine Christen
nicht verlassen wollte, hat sein Leben für seine Schafe dahingegeben.
Die Lage der Christen in diesen Gegenden ist noch immer sehr
gefährdet. Bischof Modestus [Everaerts] schreibt darüber unter dem
27. Januar 1922: „In Itschang ist das Volk in Erregung und selbst die
Truppen flößen wenig Vertrauen ein. Jeden Tag errichtet man Barrikaden auf den
Straßen. Es werden viele Drohungen gegen die Europäer ausgesprochen und gegen
Abend darf man darum das Haus gar nicht mehr verlassen. Wir wissen gar nicht,
was unser noch wartet, sed in manu Domini
sumus. In der Ebene, wo der Aufstand nicht herrscht, wütet infolge der
Überschwemmungen die Hungersnot, das wird bis zum Monat Oktober weiterdauern.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1922)
Laut Franciscan Herald Vol. 10, 1922 waren drei Brüder von
P. Julian Adons ebenfalls Franziskanermissionäre in Südwest-Hupé, eine Cousine
namens Schwester Maria Amanda von den Franziskanerinnen Missionärinnen Mariens
war einige Jahre zuvor als Märtyrerin gestorben. Ihr Seligsprechungsprozess war
zu dem Zeitpunkt bereits eingeleitet.
Samstag, 17. September 2016
Ein geheimnisvoller Krankenruf
Wunderbar waltet Gottes Vorsehung, wo es das ewige Heil
seiner Kinder gilt. Noch wunderbarer sind jene geheimnisvollen, von den uns
bekannten Weltgesetzen unabhängigen Vorgänge, in denen wir ein unmittelbares
Eingreifen des Schöpfers nicht verkennen können.
Unter vielen Berichten neuer und neuester Zeit, die alle aus
vollkommen vertrauenswürdiger Feder fließen, wählen wir ein Erlebnis des Mill-Hill-Missionärs
Kamp auf den Philippinen.
Nach anstrengender Arbeit im Beichtstuhle hatte er eben das
wohlverdiente Pfeifchen ausgeraucht, als eine helle Stimme ihn anrief. Er trat
ans Fenster. „Gehen Sie nach Tanipuay, dort bedarf ein Kranker der Stärkung zur
letzten Fahrt.“ Bald war P. Kamp in Begleitung seines Dieners auf den Beinen.
Schon war der Hügel, hinter dem das Dörflein lag, überstiegen. Aber ganz
Tanipuay lag in süßem Schlummer, und der Ortsvorsteher wollte von keinem
Kranken wissen. Der Pater entschloss sich zur Umkehr.
Wie staunte der gute Diener, als er bald aufs Neue geweckt
wurde, um nochmals mit nach Tanipuay zu gehen. Wieder hatte sich die Stimme
hören lassen; aber wiewohl der Priester den Boten warten geheißen, geleitete
auch diesmal den Heiland außer ihm und seinem Burschen kein menschliches Wesen.
Der Ortsvorsteher brummte nicht schlecht, als man ihn zum zweiten Mal vergebens
aus dem Schlafe weckte. P. Kamp fasste den verzweifelten Entschluss, an
alle zwanzig Türen der Ortschaft zu pochen. Ohne Erfolg!
Als aber der Pater, ärgerlich über den scheinbaren
Schabernack, todmüde das Lager aufsuchen wollte, ließ sich der geheimnisvolle
Rufer ein drittes Mal hören. Und wieder geht’s durch die windkühle Nacht über
mondbestrahlte Felder und Sümpfe. Das Flüsschen war in der gleichen Nacht zum
dritten Mal durchwatet, da ertönt die Stimme von neuem. Der Priester folgt der
Richtung, aus der sie kam, während sich der Bursche zitternd an seine Kleidung
klammerte.
Bald stehen beide vor einer kleinen Hütte. Ein Mann liegt drinnen. „Ich
wusste, dass Sie kommen würden – fünfzig Jahre – morgens und abends – zu meinem
Schutzengel gebetet – Todesstunde – Wegzehrung – jedes Jahr – Messe lesen – zu
seiner Ehre“, stammelte er. Bald ist er, gestärkt durch die Tröstungen der
Kirche, zur ewigen Ruhe eingegangen.
Ja, geheimnisvoll sind Gottes Wege.
(Aus: die katholischen Missionen, 1922)
Freitag, 16. September 2016
Gregorianischer Choral bei den Indianern
Es dürfte manche interessieren, zu erfahren, dass die
Bestimmungen des Heiligen Vaters [Pius X.] bei den christlichen Indianern
getreulich zur Ausführung kommen. Beispielsweise singen die Sioux in North
Dakota (Benediktiner[mission]) beim Gottesdienst fast nur Gregorianischen
Choral und zwar recht gut. Der hochw. Herr Ganß, selbst ein guter Musiker, war
freudig überrascht, als er bei den Pfriemenherzen-Indianern in Idaho einem
Hochamt beiwohnte und die Rothäute die Choralmesse mit großer Präzision und
Würde aufführen hörte.
(Aus: die katholischen Missionen, 1907)
Dienstag, 13. September 2016
Große Missionsbischöfe: 30 Jahre in Äthiopien – Kardinal Guglielmo Massaia O.F.M. Cap., Apostolischer Vikar der Gallasländer (Teil 2)
Fortsetzung von hier
1868 finden wir den unermüdlichen Bischof im Königreich
Schoa, im südlichen Teil von Abessinien, wohin ihn der katholikenfreundliche
König Menelik berufen hatte. Menelik liebte und schätzte den seeleneifrigen und
treuherzigen Kapuzinerbischof wie einen Vater, und unter dem Schutze des
Fürsten entwickelte sich eine blühende Missionstätigkeit.
Leider verlor im Jahr 1878 König Menelik durch einen
unglücklichen Krieg mit dem mächtigen, herrschsüchtigen Kaiser Ati Johannes von
Abessinien seine Selbstständigkeit, und die unter unsäglichen Opfern gegründete
Mission wurde das Opfer einer durch den Hass des schismatischen Klerus
entzündeten Verfolgung. Über deren Ursachen, Verlauf und die Leiden des
ehrwürdigen, von Alter gebeugten Missionsbischofs haben wir seiner Zeit
ausführlich berichtet.
Zum siebten Mal verbannt, trat Msgr. Massaia über Jerusalem
die Rückreise nach Europa an. Mit Jubel empfing ihn das italienische Volk; der
Heilige Vater Leo XIII. überhäufte ihn mit Auszeichnungen, machte ihn zum
Titularerzbischof von Stauropolis und ernannte ihn am 10. November 1884
zum Kardinal. Staunend vernahm der verdiente, greise Missionsbischof in seiner
ärmlichen Kapuzinerzelle zu Frascati die Nachricht seiner Erhebung.
Hier in Frascati besuchten ihn einst einige Studenten des
englischen Kollegs.
„Wir fanden ihn an einem kleinen, ärmlichen Tisch sitzen.
Auf seinem Schreibpult lag, wie ein großes Kontobuch, ein mächtiger Band
Manuskripte. Die Zelle war arm und schmucklos, eine echte Kapuzinerzelle. Der
nackte Ziegelboden ohne Spur von einem Teppich, zwei Rohrstühle, ein Armsessel,
zwei kleine, niedrige Bänke, etwa in der Art, wie man sie in Wartezimmern dritter
Klasse findet, das war die ganze Ausstattung. Das einzige Zeichen seiner Würde
war der Bischofsring. Im Übrigen trug er die gewöhnliche braune Kapuzinerkutte.
Mit großer Lebhaftigkeit sprach er über England, ‚das Land des Apostolats in
der Hand der Vorsehung‘ und über die Aussichten der afrikanischen Mission.
‚Nun gut!‘ so schloss er, ‚hier bin ich jetzt, ein alter
Mann, der letzte der Bischöfe Gregor XVI. Manches ist anders geworden, seitdem
ich fort war. Italien ist kaum wiederzuerkennen. Die Zeiten für die Kirche sind
andere geworden. Italien hatte einen großen Ruhm, ihm besonders eigen; er ist
im Augenblick umwölkt, aber ich hoffe für die Zukunft. Ich werde es nicht
erleben, ich bin zu alt, um irgendetwas zu erwarten. Inzwischen bereite ich
mich hier im ruhigen Heim meiner Mitbrüder auf die große Reise vor, gehe ein
wenig im Garten spazieren, bete und schreibe ein bisschen.‘
Das ‚Bisschen‘ ist
nichts weniger als das wahrhaft monumentale Werk seiner Memoiren, die er auf
besonderen Wunsch des Heiligen Vaters unter dem Titel: ‚30 Jahre [eigentlich 35
Jahre] als Missionär in Äthiopien‘ (I
miei trentacinque anni di missione nell'alta Etiopia) begonnen*. Sie werden, einmal vollendet,
eine Fundgrube historischer, linguistischer, geographischer und ethnologischer
Aufschlüsse über die wenig bekannten Länder bilden. Von Hilfswerken und
Materialien war nichts zu sehen. Alles ist aufgespeichert in seinem alten,
frischen, treuen Gedächtnis.“
Nebenbei war Kardinal Massaia ein tätiges Mitglied der
Propaganda und mehrerer anderer Kongregationen. Um seine sichtlich abnehmenden
Kräfte etwas herzustellen, zog er sich nach Amirante, an den herrlichen
Meerbusen von Neapel, zurück.
Bei all den vielen Auszeichnungen und Ehrenbezeigungen, die
dem hochverdienten Mann von allen Seiten zu Teil wurden, blieb er in seiner
Lebensweise und seinem ganzen Auftreten immer der schlichte, prunklose,
kindlich fromme Kapuziner. Trotz seines hohen Alters und seiner rasch
zunehmenden Gebrechlichkeit schlief er nie anders als in seiner rauen,
unbequemen Kutte auf einer ärmlichen, dünnen Matratze. Wenn ihn die vielen
Besuche gestört, holte er noch am späten Abend den Rosenkranz und seine anderen
gewohnten Gebetsübungen nach. Bis zum letzten Abend behielt er seine volle
geistige Frische und jugendliche Lebhaftigkeit, die in Verbindung mit
Herzensgüte und väterlichem Wohlwollen sein ganzes Wesen so gewinnend und
anziehend machte.
Die Nachricht von seinem Tod rief in ganz Italien
außerordentliche Teilnahme wach. Selbst die liberalen Blätter konnten einem der
größten Missionäre dieses Jahrhunderts ihre Hochachtung und Verehrung nicht
versagen.
(Aus: die katholischen Missionen, 1890)
*Das Buch gibt es bei archive.org
Hier noch einige interessante Fotos von Kardinal Massaia.
Montag, 12. September 2016
Große Missionsbischöfe: 30 Jahre in Äthiopien – Kardinal Guglielmo Massaia O.F.M. Cap., Apostolischer Vikar der Gallasländer (Teil 1)
Am 6. August [1889] ging zu Amirante, einem Dörflein bei
Neapel, Se. Eminenz Kardinal Guglielmo Massaia O.F.M. Cap. zur ewigen Ruhe ein,
im 81. Jahre seines Alters und im 44. seines Episkopates.
Geboren zu Piovà in der Diözese Asti (Piemont), am 8. Juli
1809, trat Guglielmo Massaia bereits als Jüngling von 17 Jahren zu Turin in den
Orden der Kapuziner ein. Zum Priester geweiht, lehrte er mehrere Jahre
Philosophie und Theologie in den Ordenshäusern von Moncalieri und Turin. In letzterer
Stadt lernten ihn zwei Prinzen aus dem Hause Savoyen, Victor Emanuel und dessen
Bruder Ferdinand, Herzog von Genua, kennen und wählten ihn zu ihrem
zeitweiligen Gewissensführer. Wiederholt wurde der junge Ordensmann von der
piemontesischen Regierung auf die Bischofsliste gesetzt, schlug aber beharrlich
diese Würde aus.
Im Jahr 1849 hatte der französische Reisende M. d’Abbadie
die Aufmerksamkeit der Propaganda Fide auf die Gallasländer, südlich von
Abessinien, hingelenkt, welche, einst blühende Stätten christlichen Lebens,
jetzt aus dem Gesichtskreis Europas fast verschwunden waren.
Durch Dekret vom 30. April 1846 errichtete Gregor XVI. das neue
Apostol. Vikariat der Gallasländer. Dasselbe wurde der italienischen
Kapuzinerprovinz anvertraut, P. Massaia zum ersten Apostol. Vikar ernannt und
am 4. Mai zum Bischof von Cassia i. p. i. konsekriert.
Es würde uns zu weit
führen, die Schwierigkeiten dieser Mission durch Schilderung der unsäglich
traurigen politischen und religiösen Verhältnisse dieser Länder des Näheren
nachzuweisen. Vier Jahre lang versuchte der neue Apost. Vikar umsonst, in sein
Missionsgebiet einzudringen. In der Zwischenzeit gründete er die zwei
Kapuzinermissionen in Aden und auf den Seychellen, kehrte 1850 nach Europa
zurück, um in Lyon und Paris von dem Verein der Glaubensverbreitung die nötige
Unterstützung sich zu sichern, und machte einen zweiten vergeblichen Versuch,
in die Gallasländer einzudringen, indem er den Nil bis Fasoglo hinauf fuhr.
Im Jahr 1852 versuchte Massaia, als Kaufmann verkleidet,
durch Abessinien sich durchzuschleichen, wo der Negus Theodor, durch seine
schismatischen Abuna [Bischöfe] aufgestachelt, auf den Kopf des katholischen
Bischofs einen Preis gesetzt hatte. Glücklich entrann der mutige Missionär den
Häschern und es gelang ihm, in der Provinz Gudru festen Fuß zu fassen. Hier
entwickelte er nun trotz beständiger Verfolgung und den härtesten Entbehrungen
eine rastlose Tätigkeit. Bis 1855 entstanden fünf blühende Gemeinden.
„Statt auf dem hohen Katheder der Philosophie und Theologie“,
schrieb er am 14. Juli 1856, „sitze ich hier inmitten meiner kleinen Knaben und
lehren sie buchstabieren. Dabei treibe ich alle möglichen Handwerke und bin zur
selben Zeit Buchdrucker, Schneider, Bildhauer, Arzt, ja selbst Schuster usw.“
Von Gudru dehnte er seine Wirksamkeit über die Nachbarländer aus. Auch von dem
König von Kassa erhielt er einen Ruf, wurde aber von dem argwöhnischen und
treulosen Kleinfürsten in Ketten nach Gingire abgeführt und wäre hier
verschmachtet, wenn nicht der Negus von Enarea, in dessen Gebiet er sich behufs
Gründung einer Mission vorübergehend aufgehalten, sich seiner angenommen hätte.
Die beständigen Hetzereien, die ermüdenden, gefahrvollen
Reisen durch die heißen, ungesunden Landstriche hatten seine Kraft gebrochen.
P. Coccino, einer seiner ersten Begleiter, musste als Koadjutor einen Teil der
Last ihm abnehmen. Kaum von seiner Krankheit genesen, trat er eine neue Reise
nach Rom an. Um nicht in die Hände des Königs Theodor zu fallen, der ihm seit
Jahren nach dem Leben trachtete, durchwanderte er als Bettler verkleidet zur
Nachtzeit das Land, wurde aber diesmal aufgegriffen und ins Gefängnis geworfen.
Drei Monate lang hatte er hier Unsägliches auszustehen, bis er durch die
kräftige Vermittlung des französischen Konsuls die Freiheit wiedergewann.
Während seines zeitweiligen Aufenthalts in Europa gab er unter anderem eine
Grammatik der Amhara-Gallasprache heraus, die 1867 zu Paris im Druck erschien.
(Aus: die katholischen Missionen, 1890)
Fortsetzung hier
Samstag, 10. September 2016
Der Martertod des heiligen Jean-Pierre Néel
Im Monat Dezember des Jahres 1861 kam zum hochwürdigsten
Herrn Bischof Faurie der chinesischen Provinz Kajtscheu ein Katechist und
meldete, im Dorfe Kia-tscha-lung sei eine Familie bereit, den christlichen
Glauben anzunehmen. Alsbald schickte der Oberhirt den hochw. Herrn Néel,
Mitglied der Gesellschaft der auswärtigen Missionen von Paris, an Ort und
Stelle, um den Unterricht zu vollenden und die heilige Taufe zu erteilen. Gott
segnete die Arbeit seines Dieners und bald hatte er eine junge Gemeinde von
etwa 50 Seelen gebildet. Ganz glücklich wollte der Missionär auf einige Tage
nach der Hauptstadt gehen, um dem hochw. Bischof den gesegneten Erfolg seiner
Mühen mitzuteilen, als man ihm meldete, der Befehlshaber der Bürgerwehr habe
einen seiner Neubekehrten verhaftet und gesagt, er werde mit allen Christen im
Dorf kurzen Prozess machen.
Nun beschloss der treue Hirte, in solcher Gefahr seine Herde
nicht zu verlassen. „Ich bleibe auf meinem Posten, um meine Neubekehrten zu
ermutigen“, schrieb er am 16. Februar 1862 an seinen Bischof. Zwei Tage später,
am 18. Februar, kamen zahlreiche bewaffnete Häscher unter der Leitung von Mandarinen
zu Pferd und in Sänften, umstellten unversehens das Haus, in dem sich der
Missionär befand, und knebelte den Besitzer des Hauses, Johann Tschang, den
Katechisten Johann Tschen und den Täufer Martin Uh.
Der hochw. Herr Néel hatte sich in ein inneres Zimmer
geflüchtet, um die heiligen Gefäße zu verbergen; aber bald flog die Türe unter
den Schlägen der Soldaten in Stücke und die vier Bekenner wurden alsbald nach
Kajtscheu abgeführt. Den Missionär banden die rohen Knechte mit den Haaren an
den Schweif eines Pferdes und hatten ihr Gespött daran, wie sich der Priester
quälen musste, dem Reiter Schritt zu halten.
„Wie heißt du?“ schrie der Mandarin, der bereits die
Gefangenen erwartete, den Missionär an. „Auf Chinesisch nennt man mich Uen, auf
Französisch Néel“, antwortete dieser. „Knie dich nieder wie die anderen!“ –
„Ich bin kein Chinese“. Ich komme aus Frankreich, um gemäß der Verträge die
wahre Religion zu verkünden.“ Da schlug ein Henkersknecht mit einer schweren
Kette den Missionär so wuchtig auf den Rücken, dass er zu Boden stürzte. Ruhig
richtete er sich auf seine Knie auf und wollte seinen Pass vorweisen. „Danach
habe ich gar nicht gefragt“, sagte der Richter; „entsage deiner Religion oder
ich lasse dich töten!“ „Diese Aufforderung ist umsonst – töte mich!“ „Du wirst
nicht lange zu warten haben! Und ihr anderen Dummköpfe,“ sagte der Mandarin,
sich an die drei Christen wendend, „wollt ihr der christlichen Religion
entsagen?“ „Niemals“, riefen alle einstimmig. „So tötet mir diese ganze Brut und
damit Basta!“
Hiermit griff der Richter zu seinem Pinsel und schrieb folgendes
Urteil: „Ich habe rechtzeitig eine Verschwörung entdeckt und ihre Urheber mit
dem Tode bestraft.“ Noch wagte einer der Beisitzenden die Bemerkung: „Aber
dieser Mann hat einen Pass – man kann ihn doch nicht so töten!“ „Du wirst
gleich sehen, dass man einen Franzosen gerade so leicht töten kann wie einen
Chinesen“, erwiderte der Richter und gab Befehl, den Verurteilten ihre Kleider
auszuziehen, „denn sie sind nicht würdig, Kleider zu tragen,“ sagte er.
So führte man die vier Bekenner durch die gaffenden Scharen
zur Hinrichtung. Der Befehlshaber der Bürgerwehr von Kia-tscha-lung schlug
eigenhändig das Haupt des hochw. Herrn Néel ab. Tags darauf gesellte sich zu
den vier Blutzeugen noch eine Christin namens Lucia Y., welche ebenfalls des Glaubens
wegen enthauptet wurde. Die Leiber warf man den wilden Tieren zum Fraße hin,
während ihre Köpfe zum abschreckenden Beispiel auf die Zinne von Kajtscheu
gesteckt wurden. Der hochwürdigste Bischof Faurie tat alles, um diese kostbaren
Überreste zu erhalten; mehrere Versuche waren vergebens, bis es endlich in der
Nacht vom 5. auf den 6. März fünf mutigen Knaben gelang, die Häupter der
Blutzeugen dem Bischof zu bringen.
(Aus: die katholischen Missionen, 1876)