Montag, 19. Dezember 2022

Buchempfehlung für die Advents- und Weihnachtszeit



Die liturgischen Texte der Adventszeit geben der Heilserwartung der Völker eine kraftvolle und bewegende Stimme, und wie in den vorausgehenden Artikeln von P. Fischer betont, sind alle Menschen dazu berufen, sich an Weihnachten in gläubiger Anbetung um die Krippe des Welterlösers zu scharen.

Zur Erreichung dieses hohen Zieles hat sich Papst Pius XI. ganz für die Missionen eingesetzt. Darum möchte ich für diese Zeit noch einmal mein Buch „Pax Christi in Regno Christi. Der Missionspapst Pius XI.“ empfehlen, in dem sein missionarisches Wirken in bislang nicht dagewesenem Umfang beleuchtet wird. Mit einem Preis von nur 8,99 Euro eignet es sich auch für den kleinen Geldbeutel. 

Überall dort erhältlich, wo es Bücher gibt!

Freitag, 9. Dezember 2022

Krippe und Mission – von P. Hermann Fischer (Teil 3)

 Fortsetzung von hier

Jede Krippe atmet diesen Frieden Christi.; um sie klingt das helle, warme Lied vom Seelenfrieden und ewigen Frieden, die das Kindlein gebracht hat.

Aber so viele fehlen noch an der Krippe, atmen nicht ihren Frieden, werden nicht beglückt von ihrem Friedenslied: die Sünder, die diesen Frieden nicht wollen; die Heiden, die ihn nicht kennen. Groß ist die Schar der Sünder; aber genügend viele Boten des Friedens bemühen sich um sie und ihre Seelennot. Größer ist die Zahl der Heiden, und den meisten fehlen die Führer zum göttlichen Friedenskönig in der Krippe.

Das katholische Missionswerk will ihnen helfen. Es ist die Erfindung und Gründung der Heilandsliebe Christi, um seinen Menschwerdungssegen auch jenen zu bringen, die noch hinter der düsteren Wolkenwand der Unwissenheit und Hoffnungslosigkeit leben. „Gehet in die ganze Welt, und lehret alle Völker, und taufet sie!“

Ein schönerer Auftrag wurde nie ausgesprochen; für eine herrlichere Aufgabe nie Menschen berufen. Das Missionswerk trägt den Weihnachtsfrieden und das Weihnachtsglück durch die Welt; es ist der immerwährende Weihnachtsengel, der den Heiden in ihrer Seelennacht aufleuchtet und sein Weihnachtslied singt: „Friede den Menschen auf Erden!“

Alle, die dem Missionswerk helfen, üben dieses Amt des Weihnachtsengels aus; sie tragen den Weihnachtsfrieden und das Weihnachtsglück in die Hütten der Heiden, jene köstlichen Güter, für die wir an der Krippe danken.

Sonntag, 4. Dezember 2022

Krippe und Mission – von P. Hermann Fischer (Teil 2)

 Fortsetzung von hier

Alle Menschen! Noch ist das Ziel nicht erreicht. Noch leben viele Millionen Heiden hinter der düsteren Wolkenwand der Gottesferne, und das ist ein riesengroßer Abbruch an der Ehre Gottes in der Welt. Wir wissen darum. Wer für die Ehre Gottes fühlt und Eifer hat – und jeder Gottesfreund muss das –, kann darüber nicht ruhig sein. Es wird ihn immer wieder drängen, seinen Teil beizutragen, damit das katholische Missionswerk sein hohes Apostolat: Anwalt und Mehrer der Ehre Gottes bis an die Grenzen der Erde zu sein, noch besser und erfolgreicher ausüben kann. Gott verherrlichen und seine Verherrlichung unter allen Völkern fördern, das ist und bleibt das Wichtigste und Segensreichste, was wir tun können. Die passendste Gelegenheit bietet das Missionswerk.

„Und Friede den Menschen auf Erden!“ So heißt die zweite Strophe vom heiligsten Krippenlied. Im Kindlein in der Krippe sind alle Völker der Erde gesegnet. Alles, was durch die Sünde entweiht war, hat dieses Kindlein wieder geweiht und den Frieden Gottes nach vieltausendjähriger Friedlosigkeit gebracht.

Wunderbar ist das. Das Kindlein in der Krippe ist „das Heil der Welt“: Seinen winzigen Händchen, die Mutterhand liebkosend streichelt, tragen das Schicksal aller Generationen; der kleine Mund wird göttliche Botschaft aus der ewigen Heimat künden, Tote erwecken und mit Machtspruch die ewigen Pforten öffnen. Auf diese zwei Augen werden als einzige Hoffnung die Milliarden von Menschenaugen gerichtet sein. Seine Füße gehen uns vorauf, und er allein kann uns einladen: Folget mir nach; ich führe euch zurück in die Heimat des Friedens – euch alle, die ihr guten Willens seid!“

Dienstag, 29. November 2022

Krippe und Mission – von P. Hermann Fischer (Teil 1)

 


(…) Das ist das Bedeutsamste und Gewaltigste an dem lieblichen Weihnachtsereignis: Gott selbst ist wirklich in seiner Schöpfung, und er hat sich mit ihr vereinigt zur unzertrennlichen Lebens- und Liebesgemeinschaft, zugleich zur höchsten Offenbarung seiner Herrlichkeit und Güte.

Darum heißt die erste Strophe des Krippenliedes: „Ehre sei Gott!“ – Wo immer eine Krippe oder ein Kripplein steht, erklingt dieser Preisgesang am feierlichsten und eindrucksvollsten. Nichts kann so Gottes Größe und Liebe verkünden wie das Kindlein in der Krippe. Darum mehrt jede Krippe, wo immer sie aufgestellt wird, Gottes Ehre und verherrlicht seine Macht und Liebe.

Dieser größeren Ehre Gottes dient zuerst und vor allem das katholischen Missionswerk unter den Heidenvölkern. Über allen Missionsarbeiten, allen Gaben und Opfern für die Missionen steht das Weihnachtsprogramm: „Ehre sei Gott!“ Das ist ihr erster Zweck und Sinn, und keine sonstigen menschlichen Anstrengungen haben so viel für die Mehrung der Ehre Gottes in der Welt getan wie das Missionsapostolat. Es hat die Weihnachtsbotschaft und das Weihnachtsprogramm auf der ganzen Erde verkündet. Es ist selbst zur schönsten Krippe geworden, die das menschgewordene ewige Wort in alle Welt hinausgetragen hat und immer noch hinausträgt, damit allen Menschen offenbar werde die Weisheit, Allmacht und Liebe Gottes, alle Menschen einstimmen in das Weihnachtslied: „Ehre sei Gott!“

(Aus: Stadt Gottes, 58. Jahrgang 1934/35, Heft 4)

Fortsetzung hier

Samstag, 26. November 2022

Missionsgedanken zum Advent

 


Wohl nicht zufällig birgt der Advent, in dem wir auf die An- bzw. Wiederkunft des Welterlösers warten, auch bedeutende Feste, die unsere Blick auf die Weltmission richten, damit auch diejenigen, die noch „in Finsternis und Todesschatten sitzen“, das Kind von Bethlehem als den menschgewordenen Gott erkennen und verehren.

Am 1. Dezember feiern wir das Fest des heiligen Charles de Foucauld, dessen Freude es war, mit seinem Apostolat in der Sahara den eucharistischen Heiland dorthin zu bringen, wohin Er noch nie gekommen war.

Am 3. Dezember ist der Festtag des großen Patrons der Weltmission, des hl. Franz Xaver, dessen Name allein schon den Gedanken an seine apostolischen Großtaten und sein Sehnen nach der Bekehrung Asiens erweckt.

Am 12. Dezember erinnert die Kirche an die Erscheinung unserer Lieben Frau von Guadalupe, deren Erscheinung entscheidend für die Bekehrung der Völker Mexikos war, die zuvor im tiefsten Heidentum verstrickt gewesen waren und von denen die Azteken regelmäßig grausamste Menschenopfer darbrachten.

Mit dem 21. Dezember, dem Fest des hl. Apostels Thomas, geht dem Weihnachtsfest noch ein großes Apostelfest voraus. Die Christen der Malabarküste in Indien verehren ihn als den ersten Missionar ihrer Heimat.

Mögen diese Feste in der Vorbereitungszeit auf Weihnachten uns immer wieder daran erinnern, auch für die zu beten, die Jesus Christus, das Licht der Welt, noch nicht kennen und lieben.

Montag, 7. November 2022

Eine neue selige Missionärin: Maria Carola Cecchin


Fiorina Cecchin wurde 1877 in Cittadella bei Padua geboren. Aufgrund ihrer schwächlichen Gesundheit wurde ihr zunächst die Zulassung zum Ordensleben verweigert, bevor sie von den Cottolengo-Schwestern in Treviso aufgenommen wurde. Ihr Wunsch, in die Mission zu gehen, erfüllte sich, als sie 1905 nach Kenia entsandt wurde. In 20 mühevollen Jahren in der Mission, die nicht zuletzt geprägt waren durch den Ersten Weltkrieg, der auch Ostafrika heimsuchte, zeigte sie großen Eifer für die Verbreitung des Glaubens, insbesondere durch die Katechese von Kindern, sowie große Nächstenliebe in ihrer Pflege der zahlreichen Kranken, denen sie einen bedeutenden Teil ihrer Zeit widmete.

Nach dem Krieg wurde sie zur Regionaloberin ernannt, erkrankte aber bald an Enterokolitis. Ihre letzten Jahre waren überschattet von den Spannungen zwischen den Cottolengo- und den Consolata-Schwestern in Fragen der Missionsmethode. Ihre Schwestern wurden schließlich nach Italien zurückgerufen. Die Selige starb am 13. November 1925 auf See irgendwo zwischen Ägypten und Saudi-Arabien. In Seiner unendlichen Weisheit wollte Gott nicht, dass ihre Überreste öffentlich verehrt werden. Stattdessen birgt sie nun das Rote Meer, das umgeben ist von vielen Missionsländern und nicht zuletzt von den heiligen Stätten des Islams im für die katholische Kirche bislang unzugänglichen Wahabiten-Königreich.

Als vor knapp einem Jahrzehnt ein Kind in der Diözese Meru in Kenia, dem Ort der apostolischen Arbeit der seligen Maria Carola, tot geboren wurde, betete eine der Schwestern, die sich um die Mutter kümmerten, zu Schwester Maria Carola – nach 30 Minuten war ein Herzschlag zu vernehmen. Heute ist das Baby ein gesunder 9-jähriger Junge. Die selige Maria Carola wurde am Samstag, den 5. November, in Meru von Kardinal Antoine Kambanda selig gesprochen. Ihr Festtag ist der 13. November, ihr Todestag.

Mittwoch, 2. November 2022

Zum 125. Jahrestag der Ermordung von. P. Nies und P. Henle S.V.D. (Teil 2)

 

Das blutige Hemd von P. Nies


Fortsetzung von hier

Die Nachwirkungen

In der Nacht der Ermordung hatte Pater Henles Vater in der deutschen Heimat einen eigenartigen Traum. Er sah seinen Sohn im weißen Talar mit rotem Zingulum, von dunklen Gestalten umgeben, und fragte ihn darauf verwundert: „Aber, Richard, warum trägst du denn jetzt einen weißen Talar?“ worauf dieser antwortete: „Den trage ich von jetzt ab immer“. Auf diesen Traum, dessen Symbolik auf ein Martyrium P. Henles hindeutete, erkundete sich Herr Henle in Steyl über das Befinden seines einzigen Kindes. Am 4. November schließlich traf die Nachricht von der Ermordung der beiden Missionare ein.

Die Erschütterung war nicht nur bei den Missionaren in China, sondern auch in Steyl groß. Bischof Anzer, der Apostolische Vikar, hielt sich zu dieser Zeit zum Generalkapitel im Mutterhaus auf. Er wandte sich nun an Kaiser Wilhelm als den Protektor der Steyler Mission um Schutz für die Missionare, worauf dieser die Besetzung der Bucht von Kiautschou an der Küste der Provinz Schantung befahl. Anzer erlangte vom chinesischen Kaiser zudem den Bau dreier großer Sühnekirchen, die unter besonderen kaiserlichen Schutz gestellt wurden. Die Ermordung der beiden Patres hatte weitreichende weltpolitische Folgen, nicht zuletzt, da nun auch andere europäische Staaten Schutzgebiete an Chinas Küste beanspruchten. Der Fremdenhass wurde dadurch nicht verringert, sondern erreichte seinen Höhepunkt im Boxeraufstand von 1900. Wie sich später herausstellte, war es die „Sekte vom großen Messer“, wie die Boxer auch genannt wurden, gewesen, die für die Ermordung der beiden Missionare verantwortlich zeichnete.

Womöglich ist es diese politische Last, die dazu führte, dass die Seligsprechung der beiden ersten Märtyrer der S.V.D. nie betrieben wurde. Rein theologisch sprach nichts dagegen, hatte die Mordtat nach dem Urteil der Zeitzeugen die Zeichen eines wahren Martyriums. Mögen die beiden unabhängig von der öffentlichen kirchlichen Verehrung Fürsprecher für die Kirche Chinas und die Gesellschaft des göttlichen Wortes sein.

Dienstag, 1. November 2022

Zum 125. Jahrestag der Ermordung von. P. Nies und P. Henle S.V.D. (Teil 1)

Dieses Jahr jährt sich zum Fest Allerheiligen die Ermordung der ersten Märtyrer der Gesellschaft des göttlichen Wortes, P. Franz Xaver Nies und P. Richard Henle, zum 125. Mal. Die Folgen ihres Todes reichten weit über die Grenzen der Mission der S.V.D. in Südschantung hinaus und machten die Mordtat zu einem der bedeutendsten Ereignisse in der jüngeren Geschichte Chinas.

Werdegang der Patres Nies und Henle

Pater Franz Xaver Nies wurde am 11. Juni 1859 in Rehringhausen, heute Ortsteil von Olpe, geboren und trat 1879 in Steyl ein. Kurz nach seiner Priesterweihe im Jahr 1885 reiste er in die Mission nach Südschantung, wo er sich durch seine stille, demütige und fromme Art auszeichnete. Besondere Liebe zeigte er zum allerheiligsten Sakrament des Altares. So schrieb er am 15. September 1890 von einer Missionsstation: „Ich werde hier den Oktobermonat zubringen, weil ich das Allerheiligste hier aufbewahren kann. Zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich das Glück habe, den lieben Heiland Tag und Nacht in meiner Obhut zu haben. Ob es Ihm aber bei mir gefällt, weiß ich nicht. Ich will übrigens gerne alles tun, um Ihm Freude zu machen.“ Im Jahr 1892 erlitt er auf einer Reise eine schwere Armverletzung, die ihn über zwei Monate dienstunfähig machte und bleibende Schäden hinterließ. Kurz vor seiner Ermordung entging er knapp einem Anschlag auf sein Leben. P. Nies hatte bereits früh um die Gnade des Martyriums gebetet, sah sich aber vor Gott als unwürdig an.

Pater Richard Henle wurde am 21. Juli 1865 in Stetten bei Haigerloch geboren und galt bereits als Kind als sehr gewissenhaft in religiösen Dingen. Als 14-jähriger wurde er durch die Steyler Kinderzeitschrift „Schutzengel“ auf Arnold Janssens Gründung aufmerksam und trat im Jahr 1880 dort ein. Im Juni 1889 wurde er vom späteren Kölner Kardinal Anton Fischer zum Priester geweiht und zog drei Monate später, am 15. September, nach China aus. „Wie glücklich bin ich in China! Es ist ein schönes Leben, so als Missionar zu arbeiten. Ich bin stets wohl und gesund. Stets bin ich zu Pferde, heute da, morgen dort.“ So schrieb er nach Hause. Was das einzige Kind seinen betagten Eltern auch später nicht schrieb, waren die vielen Gefahren, denen er ausgesetzt war, sowohl durch die fremdenfeindlichen Einheimischen als auch durch Krankheiten oder sonstige Umstände des Missionslebens. Sein Mitbruder, der spätere Bischof Augustin Henninghaus, schrieb über ihn nach seinem Tod: „P. Henle war eine so liebenswürdige, edle Seele, wie man sie nur selten trifft. Welche Liebe er mir damals erwiesen, werde ich nie vergessen. Wenn ich auf Reisen gehen musste, ging er Stunden weit mit, nur um mir eine Freude zu machen, und wenn er die Zeit meiner Ankunft wusste, so kam er mir Stunden weit entgegen. (…) Das letzte Mal sah ich meinen alten Freund bei Gelegenheit des bischöflichen Namensfestes. Er kam, nachdem er schon einmal Abschied genommen, noch einmal zu mir, um mir zum letzten Mal die Hand zu drücken. Ich war schon am Brevierbeten. Er reichte mir die Hand und sah mich dabei so lange und eindringlich an, als hätte er etwas auf dem Herzen. Es wurde mir dabei, ich weiß nicht warum, so eigen zu Mute, dass ich den Eindruck den ganzen Abend nicht verwinden konnte.“

Die Tat

Pater Henle wurde vor Allerheiligen 1897 von seinem Untergebenen, Pater Georg Stenz, um einen Besuch auf dessen Missionsstation Zhang Jia („Tschandtjadschuang“ in alten Schriften der S.V.D.) gebeten. Henle und Nies kamen und die drei übten am Abend des Allerheiligenfestes noch das Requiemamt ein, bevor sie gegen 22 Uhr zu Bett gingen. P. Stenz hatte seinen Gästen sein Zimmer überlassen und schlief im Pförtnerzimmer, was ihm das Leben retten sollte. „Plötzlich stürmen“, so P. Erlemann in einem Brief, „zwanzig und mehr Kerle über die niedrige Hofmauer aus Lehm, verteilen ihre Posten und suchen in die Priesterwohnung einzudringen. Als aber die Türe nicht nachgab, stießen die Unholde die Fenster ein und fielen dann in beispielloser Wut die beiden Herren mit Messern an, ohne vorher (wegen der Herausgabe des Geldes) Unterhandlungen anzufangen, wie es bei Raubanfällen immer geschieht. Herr Nies, der sehr kräftig war und sich wohl gehörig zur Wehr setzte, erhielt dann im Nu zehn und mehr sehr tiefe Messerwunden (…) Als Herr Henle den Herrn Nies so angefallen sah, rief er laut: ‚O, tötet doch nicht‘, und eilte auf ihn zu, und nun erhält auch er eine Anzahl tödliche Stiche in Brust und Unterleib; er greift dann wohl nach dem Messer, und es werden ihm beim Zurückziehen desselben Fast alle Finger der beiden Hände durchschnitten. Dann sinken sie beide übereinander hin und aus beider Wunden bildete sich um sieh eine große, schreckliche Blutlache. Die Unmenschen hatten ihr Werk vollbracht; sie rafften in Eile, was ihnen in die Hände fiel, zusammen und machten sich im Dunkel der Nacht davon. Das Ganze hat, wie Herr Stenz erzählt, nur die Zeit von etwa 10 Minuten gedauert. Herr Stenz beeilte sich, aus seinem Versteck zu kommen, und nun sah er das Greuliche, was geschehen war; schnell absolvierte er beide und erteilte ihnen die hl. Ölung, wobei Herr Henle ihm noch freundlich zunickte. Herr Nies gab weniger bestimmte Lebenszeichen. Herr Henle lebte dann noch annähernd 10 Minuten und lag noch lange wie lebend mit einem entschlossenen und ruhigen Ausdruck da. Herr Nies aber, der an der Brust sehr tiefe Wunden hatte, behielt auch im Tode noch den Ausdruck des Schmerzes, den ihm diese Wunden aufgedrückt.“

Der Mordanschlag galt eigentlich dem „Langbart“, wie die Mörder P. Stenz nannten, als sie erkannten, dass ihre beiden Opfer fremde Priester waren. P. Stenz war schon früher nur knapp einem Mordversuch entgangen.

Fortsetzung hier

Sonntag, 23. Oktober 2022

Zum Sonntag der Weltmission: die wichtigste Missionshilfe


Wir spüren, dass unsere Kraft allein nicht ausreicht, Christi Reich aufzubauen bis an die Grenzen der Erde. Alles aber, was wir nicht vermögen aus unserer Kraft, vermögen wir in der Kraft dessen, der Haupt der Kirche und Herr der Zeiten ist. Wir beten deshalb als Glieder Christi mit Ihm, dem Haupt, zum Vater um die Erlösung der Welt. Dies ist unsere wichtigste Missionshilfe. Das Gebet des Herrn, mit seinen großen Bitten um die Heimführung der Welt zum Vater, muss von uns immer in der ihm eigenen weltweiten Haltung gebetet werden – „geheiligt werde Dein Name“ auf der ganzen Welt, bei allen Völkern – „zu uns komme Deine Reich“, zu uns, zu der ganzen Menschheit – „Dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden“.

Lasst uns die große Macht des Gebetes aufbieten für die Missionare, damit Gott ihnen Mut und Kraft und Hilfe schenkt und für die einzelnen Menschen und die Völker, die Christus noch nicht kennen, damit sie ihr Herz der Gnade öffnen. Allein das Gebet vermag über alle Grenzen und Hindernisse hinweg Gottes Gnade zu erflehen.

-P. Julius Knichel SS.CC.

(Aus: Priester und Mission. Mitteilungen und Anregungen des Priester-Missionsbundes, 1/1954)

Sonntag, 9. Oktober 2022

Die bewegte Geschichte des Rosenkranzes des hl. Franz Xaver



Der Rosenkranz mit dicken Perlen aus Kalambaholz und einer kleinen Medaille mit St. Monika auf einer, Maria mit dem Jesuskind und der 
Aufschrift S. Maria de Populo, Roma auf der anderen Seite, war etwa 30 Jahre nach Xavers Tod aus China in den Besitz des indischen Provinzials P. Vincenz Rodriguez und von da nach Brasilien gekommen, wo er mehrerer Wunder wegen in Verehrung stand. P. Dominik Coelho, der brasilianische Provinzial, trug ihn bei sich, als er 1624 bei Bahia holländischen Seeräubern in die Hände fiel, die ihm seinen Schatz raubten und ihn mit anderen Gefangenen nach Amsterdam schleppten.
Drei Jahre blieb P. Coelho dort im ehemaligen St. Klarakloster gefangen. Anfangs streng von der Außenwelt abgesondert, erhielt er nach einiger Zeit öfters Besuche von einem der ersten Bürger der Stadt, Albert Corneradi, einem Katholiken. Ihm erzählte der Provinzial seinen Verlust, der ihn mehr schmerze als alles andere, gab ihm den Räuber an und erlaubte ihm, den Rosenkranz zu behalten zum Dank für seine Liebesdienste, wenn er die Reliquie nur aus den Händen des kalvinischen Besitzers befreie. Corneradi gelang es, durch Klugheit und eine hohe Kaufsumme den Schatz zu erwerben, und er bewahrte ihn fortan als kostbares Kleinod.
Im Herbst 1638 besuchte die von Richelieu gestürzte Königinmutter von Frankreich, Maria de Medici, die nördlichen Niederlande, um die Vermittlung der Staaten zwischen ihr und ihrem Sohne anzurufen. Mit größter Feierlichkeit in Amsterdam empfangen, äußerte sie den Wunsch nach jenem Rosenkranz des hl. Franz Xaver. Der Prinzessin von Oranien lag viel daran, der hohen Besucherin diesen Gefallen zu erweisen. Unter vielen Tränen musste Corneradi, vom Magistrat gezwungen, sich von seinem Kleinod trennen, und am 5. September erhielt es die Königinmutter zum Geschenk.
Von nun an blieb der Rosenkranz ihr unzertrennlicher Begleiter, ein Trost in den Leiden und Verdemütigungen ihres ruhelosen Wanderlebens in der Verbannung. Auf der Fahrt nach England drohte ein Sturm dem Schiff den Untergang. Da tauchte P. Souffren S.J., ihr Beichtvater und treuer Begleiter im Exil, die Reliquie ins Meer, rief durch die Fürbitte des Heiligen Gottes Barmherzigkeit an, und die Gefahr ging vorüber. Von England zurückgekehrt, fand die hohe Verbannte 1641 eine Zuflucht in Köln. Am 3. Juli des folgenden Jahres ging sie von dort in die Ewigkeit. Sterbend vermachte sie den Rosenkranz den Jesuitenpatres der Stadt, und am 11. Januar 1643 stellte ihr Testamentsvollstrecker Walter de Peny die Schenkungsurkunde aus.
So war also jener Rosenkranz, den der hl. Franz Xaver gewiss mehr als einmal für Köln und [St. Peter] Fabers dortige Wohltäter gebetet hatte, in den Besitz der Kölner Jesuitenpatres gekommen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1918)

Der Rosenkranz war samt einer Armreliquie des hl. Franz Xaver in der Mariä-Himmelfahrt-Kirche der Jesuiten in Köln zur Verehrung ausgestellt. Ob die Reliquie die teilweise Zerstörung der Kirche im zweiten Weltkrieg überstanden hat, konnte ich nicht herausfinden.

Dienstag, 7. Juni 2022

Jetzt erhältlich: „Pax Christi in Regno Christi: der Missionspapst Pius XI.“



Mein neues Buch „Pax Christi in Regno Christi: der Missionspapst Pius XI.“ ist ab heute überall im Handel erhältlich, bei BoD, Amazon, Hugendubel usw. Ich habe verschiedene zeitgenössische und moderne Quellen herangezogen, die diesen heute wenig beachteten Aspekt des Pontifikats Pius’ XI. dem Leser erschließen.

Aus der Beschreibung des Buchs:„Zum hundertjährigen Jubiläum seiner Wahl soll in diesem Buch beleuchtet werden, wie Papst Pius XI. mit seinem weltumspannenden Blick die katholischen Missionen nicht nur durch unruhige Zeiten führte, sondern die Kirche auch deutlich sichtbar zu einer Weltkirche machte, indem er einheimische Kleriker zu Bischöfen in den Missionsländern berief. Noch mehr: er sollte durch seine bedeutende Missionsenzyklika Rerum ecclesiæ den Missionsbegriff wesentlich vertiefen.

‚Die Geschichte wird sich in Zukunft nicht darauf beschränken dürfen, Pius XI. den Papst der Missionen zu nennen. Sie wird ihm feierlich bezeugen müssen, dass er der Papst der größten Missionsentwicklung in den letzten Jahrhunderten war‘ - Kardinal Carlo Salotti“

Auf BoD könnt Ihr einen Blick ins Buch werfen. Der Preis und der Umfang sind so gestaltet, dass der Kauf leicht fallen sollte.






Sonntag, 1. Mai 2022

Gold für Vergnügen und Luxus, Kupfer für die Missionen

 Ja, eine ungeheure Schuld liegt auf der Christenheit. Wer immer ein lebendiges Glied des mystischen Leibes Christi ist, der hat die schwere Pflicht, nicht mit einem lächerlich geringen Almosen die Mission gelegentlich zu unterstützen, sondern mit wesentlichen Mitteln sie zu fördern. Und wer ein leitendes Glied dieses Christusleibes ist, der ist noch schwerer verpflichtet, dass die ihm unterstellten Glieder ihrer Wesenspflicht genügen. Es hilft keine Ausrede vor Gott und den in äußerster seelischer Not befindlichen Millionenvölkern der Erde, wenn wir Gold für Vergnügen und Luxus, aber Kupfer oder Aluminium für das größte und göttlichste aller Werke opfern: die Rettung der Seelen!

(Aus: Die neue Missionsära. P. Anton Freitag S.V.D., Steyler Verlagsbuchhandlung, 1953)

Donnerstag, 14. April 2022

Das allerheiligste Altarssakrament, Kraftquelle der Missionare

Missionsbenediktiner im Gebet vor dem Allerheiligsten

Für die Missionare […] ist die Gegenwart Jesu im heiligsten Sakramente die Quelle ihrer Kraft, der Treue und des Trostes. An ihrem Meister, der in der heiligen Hostie das arme Missionsleben mit ihnen teilt, haben sie stets das ergreifendste Vorbild des höchsten Seeleneifers vor sich. Seine Gnade macht sie stark, seine Nähe gibt Zuversicht und Mut, sein Segen ist ihr Trost, seine Liebe ihr Lohn. Nur der einsame Missionar, der inmitten hundertfacher Entbehrungen als einzigen Freund und Schatz den Heiland im Tabernakel besitzt, kennt das tiefe, heilige, vollkommene Glück der wahren Gegenwart Jesu im heiligsten Sakramente.

(Aus: Beispielsammlung aus der Heidenmission für den christlichen Unterricht, P. Hermann Fischer SVD)

Donnerstag, 7. April 2022

„Welches Glück, das Missionsideal zu schauen“ – P. Titus Maria Horten O.P.



Der Dominikanerpater Titus Horten war eines der frühen Opfer der nationalsozialistischen Kirchenverfolgung. Nach einem „Devisenprozess“ wurde er inhaftiert und starb kurz nach seiner Entlassung im Januar 1936. Er war der Generalprokurator der Chinamission der deutschen Dominikaner und zeichnete sich durch besonderen Missionseifer aus. Sein Seligsprechungsprozess ist eingeleitet und sein heroischer Tugendgrad wurde bereits festgestellt. Hier ein Nachruf aus der Zeitschrift Priester und Mission aus dem Jahr 1936:

Am 25. Januar 1936 wurde P. Dr. Titus M. Horten, Generalprokurator der Chinamission der Dominikaner, kaum 50 Jahre alt, in die Ewigkeit abberufen. Erst mit 27 Jahren – nach Vollendung des juristischen und sprachwissenschaftlichen Studiums – trat er in den Dominikanerorden ein und empfing 1915 zu Rom die heilige Priesterweihe. Fast 20 Jahre wirkte er in der Niederlassung des Ordens zu Vechta. Einen großen Teil seiner Lebensarbeit widmete er der Chinamission der deutschen Ordensprovinz. Wie ein Vater sorgte er in der Heimat für diejenigen, die an der Front des Reiches Gottes kämpften. Fast sein ganzes Vermögen in Höhe von 140.000 Mark stiftete er vor Erreichung des Priestertums für soziale Zwecke. Vielen unbemittelten Studenten eröffnete er den Weg zum Priestertum sowie zu Stellungen im Staatsdienst und im gewerblichen Leben.

Von seiner idealen Auffassung der Missionsarbeit zeugen einige der letzten Worte, die er vor seinem Tode niederschrieb und die uns allen etwas zu sagen haben, das sie in schwerster Prüfungsstunde verfasst wurden [wohl in der NS-Haft]: „Arbeit, Liebe, Opfer für die Missionen muss beständig die Heiligung unseres ganzen Lebens bewirken, erhalten und fördern! Was sind wir dann reich, freudig, gnadenvoll! Kinder unseres himmlischen Vaters, der uns ernährt mit dem Brot seines heiligen Evangeliums. Sind wir so nicht die Reichsten, die immer spenden können, unvergängliche, göttliche Schätze, die kein Rost und keine Motten zernagen? Welches Glück, das Missionsideal zu schauen und an sich täglich mehr verwirklichen zu dürfen! Jeder kann Missionsförderer sein: die Ärmsten sind die Berufensten, die Kranken die Bevorzugten. Heiligkeit des christlichen Lebens, starke lebensvolle Glieder am mystischen Leibe Christi, engste Verbindung mit dem Haupte Christus, getrieben von seinem Heiligen Geiste und durchflutet von seinem Erlöserblut, im Herzen ein Heiligtum der allerheiligsten Dreifaltigkeit. Hier können wir stillschweigend anbeten, hier gewinnen wir neue Kraft zu vollerer Hingabe. Wir kennen kein Nachlassen; denn Christi Fleisch und Blut sind unsere tägliche Stärkung und wahre Wegzehrung.“ – Und zum Schlusse ruft er noch einmal auf „zur Besinnung, Vertiefung und Verinnerlichung der Missionsarbeit und damit zur Verwirklichung des Heilandswortes an uns selbst: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber an seiner Seele Schaden leidet!“ (Matth. 6, 26) „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und alles andere wird euch hinzugegeben werden.“ (Matth. 6 22)

Mittwoch, 6. April 2022

Neues Buchprojekt über Pius XI., „den Missionspapst“

 


Zum diesjährigen 100. Jubiläum der Wahl Pius’ XI. habe ich mich entschieden, ein kurzes Buch über Pius XI. als „Missionspapst“ zu schreiben. Den Lesern dieses Blogs ist dieser Aspekt des Pontifikats von Achille Ratti sicherlich nicht unbekannt, ich denke aber, dass er in der Öffentlichkeit eine größere Aufmerksamkeit verdient. Hier eine kurze Leseprobe aus dem Kapitel über die Missionsenzyklika Rerum ecclesiae. Das Buch kommt voraussichtlich im Frühsommer auf den Markt.


„Die Bedeutung der Enzyklika für das katholische Missionswesen kann kaum überschätzt werden; sie zementiert das Fundament der neuen Missionsära, die mit dem Rundschreiben Maximum illud von Benedikt XV. eingeleitet wurde, die Epoche der einheimischen Kirche. Diese Entwicklung soll in den folgenden Kapiteln näher beleuchtet werden. Auch Pius XII. verwendet für die Analyse des Fortschritts der Missionen Rerum ecclesiæ als Ausgangspunkt, als er im Jahr 1951 zum 25. Jubiläum der Veröffentlichung dieser Enzyklika seine eigene Missionsenzyklika Evangelii præcones an die Kirche richtet und dabei auf die großen Fortschritte zurückblickt, die die letzten 25 Jahre in den katholischen Missionen geprägt hatten und die zu einem bedeutenden Teil noch in die Regierungszeit Pius’ XI. fielen. Pius XII. hebt dabei hervor, dass Rerum ecclesiæ ebenso wie Maximum illud lehrt, dass das Endziel der Missionsaktivitäten die Errichtung der kirchlichen Hierarchie ist. Hierin besteht wohl der bedeutendste und weitreichendste Aspekt der Missionslehre von Pius XI.: Er klärt die Frage des wahren Missionsbegriffs: „Was ist, so fragen wir, der Zweck der Missionen, was anders, als dass durch sie in der großen, weiten Welt die Kirche Christi eingeführt und fest gegründet wird?“. Indem er der Kirchengründung den Vorrang gegenüber der Einzelbekehrung gibt, steht Pius XI. im Einklang mit den Lehren der Missionswissenschaft des frühen 20. Jahrhunderts sowie mit namhaften Theologen wie Augustinus, Thomas von Aquin, Suarez und Bellarmin.[1] Mehr noch: durch seine Forderung nach einem einheimischen Episkopat sollte er das Erscheinungsbild und die Struktur der Weltkirche bis auf den heutigen Tag prägen.“


[1] Freitag, P. Dr. Anton S.V.D.: Die neue Missionsära. Steyler Verlagsbuchhandlung, Kaldenkirchen, 1953


Dienstag, 15. Februar 2022

Die Predigt von Papst Pius XI. zur Weihe sechs chinesischer Bischöfe



Die Bischofsweihe am Altar der Kathedra Petri, freundlicherweise koloriert von Michael Baker.


Am 28. Oktober 1926 weihte Pius XI. unter großen Feierlichkeiten im Petersdom sechs chinesische Bischöfe, die ersten seit nahezu 250 Jahren. Zuvor hatte es nur einen einzigen chinesischen Bischof gegeben, Luo Wenzao, der Ende des 17. Jahrhunderts starb. Nachfolgend die Predigt des Papstes:


„Ehrwürdige Brüder!

Die feierlichen Handlungen sind nunmehr beendigt, mit denen Wir Euch bei den Reliquien der Apostel die Fülle des Priestertums verliehen haben. Damit dieses Ereignis Euch umso angenehmer und Uns umso leichter in Erinnerung sei, wollten Wir diese am selben Tage verleihen, an welchem sie vor sieben Jahren uns selbst verliehen worden ist. Für diese Gnade danken Wir mit Euch, ehrwürdige Brüder, vor allem und werden Wir immer danken: Gott, dem Geber alles Guten.

Wir können weder Unseren Jubel zurückhalten, noch Unsere Freude verbergen, von der wir alle im Hinblick darauf erfüllt sind, zum ersten Male in dieser Stadt Rom vom römischen Papste eingeborene Bischöfe des chinesischen Klerus zum erhabenen Amt befördert zu sehen, ihrer Heimat das Reich des Königs Christus zu bringen und auszubreiten. Wir begrüßen diese Weihe als einen überaus glücklichen Anfang mit dem Wunsche, recht bald auch anderwärts dasselbe Vorhaben zum Erfolg gebracht zu sehen.

Was nun Euch, ehrwürdige Brüder, anbelangt, so haben Wir Euch in diese ewige Stadt, die Haupt und Zentrum der Religion ist, bestellt und berufen, um Euch unter dieser so großen und geheiligten Majestät der St. Peterskirche zu weihen, damit Ihr, mit der bischöflichen Würde ausgestattet und mit der heiligen Inful geschmückt, von hier aus in Euer Vaterland zurückkehret, von hier aus, sagen Wir, von wo die apostolische Quelle immer lebendig und ohne Unterbrechung ausgeht. Ihr kamet hierher, um Petrus zu sehen; und von Ihm habt Ihr nun den Hirtenstab erhalten, dessen Ihr Euch zu bedienen habt, um die Herde Eures Schafstalles zu sammeln. Petrus hat Euch, wie Ihr gesehen habt, umarmt, Euch, die Ihr nicht geringe Hoffnung bereitet, den katholischen Glauben bei Euren Mitbürgern zu verbreiten. Diese Eure Landsleute, die Euer so ungeheuer großes Vaterland bewohnen, das von ältesten Zeiten an durch Pflege der Wissenschaft und der schönen Künste sich hervorgetan hat, haben einmütig die Maßnahme des Heiligen Stuhles belobigt und sie haben – ganz besonders jene aus ihnen, die der Religion nicht ferne stehen und vor allem die Katholiken – Euch mit Beweisen der Freude und der Anhänglichkeit überschüttet und Euch bei Eurer Abreise nach Rom beifällig begrüßt. Tragt nun also die bischöfliche Würde und die mit ihr verbundenen Mühen auf eine Art und Weise, dass sie Unseren Erwartungen und denjenigen Eurer Völkerschaften entsprechen und Ihr so der Kirche einen neuen kräftigen Spross schenket. In dieser feierlichen Stunde kann und muss jenes Wort unseres Herrn Jesus Christus, unseres Schöpfers, Erlösers und Obersten Hirten, als an Euch gerichtet gelten: ‚Erhebet Euer Haupt und schaut die Länder, diese unermesslichen Länder, die euer sind, sie reifen schon für die Ernte‘ und weiter: ‚Geht auch ihr in meinen Weinberg‘ und ferner: ‚Gehet hin, lehret, unterrichtet, taufet, segnet: ich habe euch auserwählt, damit ihr hingehet und Frucht bringet und eure Frucht bleibet.‘ Fiat, Fiat!“

Donnerstag, 10. Februar 2022

Die Predigt von Papst Pius XI. zur Weihe des ersten japanischen Bischofs

Msgr. Hayasaka nach der Weihe am Altar der Kathedra Petri. Pius XI steht auf der Evangelienseite.

Dieses Jahr jährt sich die Thronbesteigung des großen Missionspapstes, Pius XI., zum 100. Mal. Zudem fällt auf den heutigen 10. Februar sein Todestag im Jahr 1939, weshalb ich zu Ehren dieses für die Weltkirche so bedeutenden Pontifex die Predigt wiedergebe, die er anlässlich der Spendung der Bischofsweihe an den ersten Japaner, Msgr. Januarius Hayasaka, Bischof von Nagasaki, hielt. Die Feier im Petersdom fand am 30. Oktober 1927 statt, dem Christkönigssonntag.


„Hochwürdiger Mitbruder! Kaum ein Jahr nach der Weihe der sechs chinesischen Bischöfe haben Wir dir als dem ersten japanischen Schüler der Propaganda in diesen heiligen Tempelhallen die ganze Fülle der priesterlichen Würde übertragen. Wir meinen zu fühlen das Wehen des Geistes eines heiligen Franz Xaver, des großen Glaubensboten deiner Heimat, und der Seelen so vieler Märtyrer, die für ihren Glauben in deiner Heimat geblutet. Wir hören sie frohlocken in diesem großen Augenblick, der so viel bedeutet, so viel für Priester und Volk des großen japanischen Reiches und für die ganze katholische Welt.


Der neuernannte Bischof zwischen den Mitkonsekratoren


Es ist ein entscheidender Augenblick. Deine Weihe zum Bischof ruft nicht nur deine Brüder auf zur Nachfolge im Priestertum, sondern eröffnet ihnen weite Ausblicke, mit der bischöflichen Würde ausgezeichnet, Hirten und Führer des Volkes zu werden.

Aus mehr als einem Grunde haben wir dich hierher geladen zur Feier der Handauflegung, hier in die heilige Stadt, an das Grab der Apostelfürsten. Als erster Bischof aus dem japanischen Volke sollst du, von uns gesendet, vom Brennpunkt des katholischen Lebens aus, zurückkehren in deine Heimat. Die Liebe, die Wir dir erweisen, gilt auch den Priestern und Missionären deiner Heimat; geehrt und belohnt sollen sein in dir all die edlen Männer und Frauen, welche seit 1889 an der Heranbildung des einheimischen Klerus arbeiten. Ferner soll es sein eine Kundgebung Unserer aufrichtigen Anerkennung der so hochstehenden Kultur des japanischen Volkes und seiner Ehrfurcht vor dem katholischen Glauben.

Große Hoffnungen setzen Wir auf das japanische Volk, welches jene herrlichen Charaktergestalten hervorgebracht, die fest und treu an ihrem katholischen Glauben hingen. Hell leuchtet der Name der Glaubenshelden, welche vom 17. Bis zum 20. Jahrhundert, wo den Missionären das Betreten des Landes verweigert war, in der Verborgenheit, ohne Priester, so stark dem katholischen Glauben treu geblieben.



So ist es ein Tag besonderer Festesfreude für Uns und für dich, mein lieber Mitbruder. Ist ja der Tag deiner bischöflichen Weihe das Fest, an dem auf der ganzen Erde Christus als König gefeiert wird. Die Ausbreitung des Reiches Christi unter deinem Volk wird von heute an deine Lebensaufgabe bleiben. Je mehr du dich dieser Aufgabe weihest, desto reicher werden dir die Früchte sprießen, um so hingebender werden die Apostel aus deiner Schule hervorgehen.

Ein verheißungsvolles Zusammenfallen will es, dass diese hehre Weihefeier verbunden ist mit dem feierlichen Schluss des franziskanischen Jubeljahres. Von apostolischem Eifer erfüllt, ist der große Patriarch von Assisi der „Herold des großen Königs“ geworden, und in ihm sollst du deinen mächtigen Patron und Fürsprecher mitnehmen. Der ganze Erdkreis hat in bewundernswerter Weise und mit solch herrlichen Erfolgen an der Jahrhundertfeier teilgenommen, und darum senden Wir heute heiße Dankgebete zum großen gütigen Gott zum Abschluss des Jubeljahres.

Mit so glücklichen Vorbedeutungen sollst du, hochwürdiger Mitbruder, heimziehen zur reichen Ernte. Der Herr der Ernte wird deine Arbeit segnen und fördern. Auch in der Ferne, weit weg vom Grabe der Apostelfürsten und von Uns, wird der Segen des heiligen Petrus mit dir gehen, und Unsere Liebe und Unser Gebet soll dich geleiten. So hegen Wir die freudige Hoffnung, dass du, hochwürdiger Mitbruder, als erster japanischer Sprössling auf japanischem Bischofsstuhl, nach Jesu Wort ‚Frucht bringest, und deine Frucht bleibe‘. Amen.“


Sonntag, 6. Februar 2022

Zum Fest: die ersten drei Jesuitenmärtyrer Japans

Martyrium der ersten Jesuiten in Japan, Empore der Jesuitenkirche Heilig-Kreuz in Landsberg am Lech


Der heilige Franz Xaver hat nirgendwo bei seiner Predigt des Evangeliums mehr Widerstand gefunden als in Japan. Während seine Bekehrungen in Indien nach Hunderttausenden zählen, hat er trotz großen Eifers und noch größerer Wunder dort nur einige Tausend getauft. Der Stolz und die Festigkeit des japanischen Volkscharakters widersetzte sich dem demütigen Kreuze Christi, aber wenn er sich einmal dem Glauben erschlossen hatte, bewahrte er ihn auch mit heldenhafter Standhaftigkeit. Die glorreiche Geschichte der japanischen Verfolgungen ist der beste Beweis, wie die Gnade Christi die natürlichen Vorzüge dieses hochbegabten Volkes veredelt hatte.

Unter den mehr als 150 Söhnen, die in Japan ihr Leben für den Glauben hingaben, verehrt die Gesellschaft Jesu am 5. Februar drei eingeborene Japaner als Heilige. Zwei von ihnen, Paul Miki und Johannes von Goto, standen in der Vorbereitung aufs Priestertum; Jakob Chisai war Laienbruder. Sie waren mit unter den ersten Opfern, als im Jahre 1596 die Verfolgung begann. Nachdem man ihnen in Meako das linke Ohr abgeschnitten hatte, setzte man sie auf einen Karren und zog mit ihnen, mitten im Winter, zum abschreckenden Beispiel für alle im ganzen Land herum. Der Erfolg dieser Maßregel war, dass viele sich bekehrten. Auf die Vorwürfe der Bonzen machte daher der Kaiser dem Umherziehen ein Ende und ließ die drei Jesuiten in Nagasaki ans Kreuz schlagen. Der Vater des Johannes war unter den Zuschauern, von Stolz und heiliger Freude erfüllt. Paul predigte noch vom Kreuze herab dem Volke, bis die Henker hinzutraten und jedem zwei Lanzen kreuzweise durch die Brust stießen.

Unter großem Jubel der Kirche wurden die drei Blutzeugen zugleich mit zahlreichen anderen japanischen Märtyrern im Jahre 1862 als die Erstlingsopfer der Verfolgung heiliggesprochen. Mögen sie, wie sie die Reihe der Blutzeugen eröffnet haben, so durch ihre Fürbitte dem Glauben im fernen Inselreiche die Wege bereiten!

(Aus: Jesuiten-Kalender für das Jubeljahr 1914)

Donnerstag, 20. Januar 2022

Mission und Weltgeschichte



Die zukünftige religiöse Weltgestaltung und damit das Schicksal unserer Weltkirche hängt wesentlich davon ab, ob und wie die gegenwärtige Missionszeit benutzt wird; dies aber wieder in der Hauptsache vom Grade unserer heimatlichen Missionsteilnahme, weil das auswärtige Missionswerk naturnotwendig auf die Unterstützung der christlichen Heimat angewiesen ist und davon bedingt ist. Darin zeigt sich also unsere lebendige Zugehörigkeit zur katholischen Weltkirche und unser vitales Interesse am Fortbestand wie künftigem Geschick, dass wir ihre Entfaltung in der Weltmission durch unser dreifaches Opfer des Gebetes, Almosens und Berufes ermöglichen und nach Kräften dazu beitragen. Insofern gilt auf Grund des göttlichen Missionsbefehls auch für uns und jeden einzelnen Katholiken der Weltkirche: „Mein Acker ist die Welt“ und „An den Früchten sollt ihr sie erkennen!



Professor Joseph Schmidlin in „Katholisches Jahrbuch für das christliche Haus 1928/1929 (herausgegeben in Steyl)

Mittwoch, 19. Januar 2022

Maria und die Missionen




Maria ist die Mutter Jesu, also die Mutter des göttlichen Missionars, der das Missionswerk begründet und zur Pflichtaufgabe seiner Kirche gemacht hat. Die Rettung aller Völker bleibt Jesu wichtigstes Anliegen. Aber Jesu Anliegen sind Marias Anliegen, Jesu letzter Wille – und das ist der Missionsbefehl – ist seiner Mutter unendlich teuer. Der Missionsdienst als Arbeit für die Ausbreitung des Reiches Jesu und die Rettung aller von ihm erlösten Seelen bewegt sich darum in der Richtung der heißesten Wünsche Marias. (…) Maria führt im Himmel kein wunschloses Dasein, sondern ihre Seligkeit ist ein unendlich süßes Verlangen für die Ehre ihres göttlichen Sohnes. Auch im Himmel ertönt wie auf Erden von ihren Lippen das unvergleichliche Fiat voluntas Tua! Dein Wille geschehe! Dein letzter Wille geschehe!



(Aus: Jesu letzter Wille, P. Hermann Fischer S.V.D.)

Dienstag, 4. Januar 2022

Missionseifer der Thomaschristen (Teil 2): Mar Mathew Makil, Apostol. Vikar von Kottayam



Ein kurzer Nachtrag über den Missionseifer der Syro-Malabaren, wie er sich im Leben eines ihrer bedeutendsten Bischöfe zeigte. Mar Mathew Makil war Apostolischer Vikar von Kottayam und starb 1914 im Ruf der Heiligkeit. Sein Seligsprechungsprozess wurde 2009 eingeleitet:

„Mar Makil hatte einen großen Eifer dafür, die frohe Botschaft zu verbreiten und die Heiden zur katholischen Kirche zu bekehren. Er sagte: „Jeder Christ hat die Mission, das Evangelium zu lehren. Sie müssen sich darum kümmern, ihren unwissenden Nachbarn und denen aus niederen Kasten das Evangelium zu lehren und ihnen helfen, durch die heilige Taufe Mitglieder der katholischen Kirche zu werden.“ Mit dieser Absicht gründete er eine Gesellschaft für Evangelisierung (Margamaryippusabha), über die er finanzielle und materielle Hilfe für die Evangelisierung der Welt erbat (Pastoralbrief Nr. 5).


(Quelle: https://marmakil.org/marmakil_matter.php?page=life_history_english)

Samstag, 1. Januar 2022

Missionseifer der Thomaschristen

 

Die ersten syromalabarischen Apostolischen Vikare, bevor eine eigene bischöfliche Hierarchie für die syromalabarischen Katholiken errichtet wurde. Für Bischof Matthew Makil ist der Seligsprechungsprozess eröffnet.

Es ist meine Überzeugung, dass auch die katholischen Ostkirchen eine besondere missionarische Berufung in ihren Ursprungsgebieten und deren Nachbarregionen haben, so etwa in Nordafrika, dem Nahen Osten, Zentralasien, Afghanistan und so weiter. Aus verschiedenen, oft ganz unverschuldeten Gründen war der Missionsgedanke unter den Katholiken der Ostkirche nicht immer stark ausgeprägt. Die Katholiken der syromalabarischen und syromalankarischen Kirchen in Südindien geben aber ein gutes Beispiel dafür, wie der Missionsgeist auch die Ostkirchen bereichern kann. Hier ein kurzer Abschnitt aus einem Artikel des syromalabarischen Karmeliterpaters Lucas Vithuvattikal[1] für „Die katholischen Missionen“ aus dem Jahr 1953 über seinen eigenen Ritus:

„Die syromalabarischen Katholiken sind nur ein Viertel der Bevölkerung Malabars. So eröffnet ihnen die engere Heimat ein weites Missionsfeld unter ihren nichtchristlichen Landsleuten. Wohl jede Pfarrei und jedes Kloster hat ein Katechumenat angegliedert, in dem alljährlich eine große Zahl von Konvertiten den Weg zur Kirche finden. Einen Kastenunterschied gibt es nicht. Die Katholiken niederer Kaste haben in der syromalabarischen Kirche die gleiche Rechte wie die Katholiken höherer Kasten.

Für den regen Missionsgeist ist aber die malabarische Heimat viel zu eng. Hunderte von Jungen und Mädchen nehmen den lateinischen Ritus an, um in den lateinischen Bistümern des weiten Indien Missionsarbeit zu tun. Im Jahr 1937 wurde dafür ein Kleinseminar im heutigen Bistum Palai errichtet, aus dem die Schüler nach eigener Wahl den verschiedenen lateinischen Bistümern zugeteilt werden. Heute arbeiten in 32 indischen Bistümern nicht weniger als 1300 Missionare aus Malabar: 300 Weltpriester, 500 Ordensmänner und 500 Ordensfrauen. Seit 5 Jahren unterstützt der „Missionsbund der Kleinen Blume“ dieses ausgedehnte Missionswerk in Indien. (…)

Die missionarische Kraft der syromalabarischen Kirche, die an Priester und Ordensberufen reich gesegnet ist, würde sich noch stärker für die Bekehrung Indiens auswirken, wenn für ihre Missionsarbeit außerhalb ihrer Heimat nicht die Annahme des lateinischen Ritus als Bedingung aufgestellt wäre. Auf jeden Fall zeigt gerade dieser Missionsgeist, von welch jugendlicher Lebendigkeit das Christentum in dieser uralten apostolischen Kirche Malabars erfüllt ist.“

 


[1] Pater Lucas war Postulator in den Heiligsprechungsprozessen von St. Kuriakose Elias Chavara und St. Euphrasia, zweier syromalabarischer Heiliger, die vor einigen Jahren heiliggesprochen wurden. Er starb im Jahr 2008.