Samstag, 30. Juni 2012
AKTUELL: In der Diözese Itanagar kommt es zu unerklärlichen Heilungen – Zahl der Katholiken um 40 Prozent gewachsen
Ein interessanter Artikel von katholisches.info:
Das Blut der Märtyrer ist der Samen des Christentums
Wenige Monate sind verflossen, seit P. Angelus Palic O.F.M. in Djakova (Albanien) von fanatischen Montenegrinern (Schismatiker) um seines Glaubens willen ermordet wurde. Über die Einzelheiten haben die Tagesblätter ausführlich berichtet.
Der Bau der Sühnekirche, die auf der Todesstätte errichtet werden soll, ist kaum begonnen und schon kommt aus China die Kunde von einem neuen Märtyrer aus dem seraphischen Orden, dem P. Franz Bernat, Missionär in Ju-lin-fu (Nord-Schensi). Die näheren Umstände seines Todes berichtet sein Mitarbeiter in Ju-lin-fu, P. Perera O.F.M. (Vgl. Franciscan Herald 1913, S288 ff.).
Am Feste des hl. Antonius von Padua (13. Juni) ritt P. Bernat mit einem chinesischen Diener zur nächsten Missionsstation. Unterwegs, in dem Städtchen Tschen-ma-sie, wurden sie plötzlich von einer Rotte Revolutionäre umringt, die dem Diener befahlen, sogleich abzusteigen. Als dieser sich weigerte, bedeutete ihm P. Bernat, niederzuknien und seine Seele Gott zu empfehlen. Der Diener gehorchte.
Kaum hatte er sein Gebet begonnen, als ihm einer der Mordgesellen das Messer in den Nacken stieß. Im selben Augenblick drangen auch schon zwei andere mit gezückten Schwertern auf den Pater ein. Ruhig wehrte P. Bernat sie mit beiden Händen ab und bat: „Wartet noch, ich habe noch einige Worte zu sagen.“
Nur wenige Augenblicke ließ man ihm zu einem stillen Gebet, da stürzte sich einer der Revolutionäre von hinten auf ihn und spaltete ihm das Haupt.
Welche Absichten die Mörder lenkten, wissen wir nicht genau; eines jedoch steht nach dem einstimmigen Zeugnis seiner Mitbrüder und seines Bischofs fest: P. Bernat hat wie ein Heiliger gelebt und wie ein Heiliger gewirkt.
Am 14. März 1876 in einem katalanischen Städtchen geboren, machte er seine Studien bei den Franziskanern, trat 1891 zu Vich bei Barcelona ins Noviziat, empfing 1900 dort die heilige Priesterweihe und arbeitete mit große Erfolg in der Seelsorge.
Von heiligem Eifer beseelt, bat er bald nach seiner Weihe die Oberen, ihn in die Mission nach China zu schicken, wo der Boxerkrieg die Reihen der Missionäre stark gelichtet hatte. Doch da er daheim nicht entbehrlich war, wurde ihm erst im August 1908 dieser Wunsch erfüllt.
Fünf Jahre lang arbeitete er unermüdlich für seine Katechumenen und Waisenkinder. Wie seine Mitbrüder und sein Oberhirte, Bischof Ibanez, ausdrücklich bezeugen, soll er viele Wunder, besonders Heilungen, gewirkt haben.
Ein schönes Zeugnis für seinen glühenden Seeleneifer sind die herrlichen Worte, die er kurz vor seinem Tode zu seinem Mitbruder, P. Perera, sprach: „Wollen wir viele Christen heranbilden, dann müssen wir zuerst Märtyrer haben. Wenn dieses Land mit dem Blute eines Märtyrers getränkt ist, dann wird es überreiche Frucht bringen. Perera, wer von uns beiden wird der erste sein?“
Das Märtyrerblut ist geflossen; für China betet in dieser Stunde der Entscheidung ein neuer Fürsprecher am Throne Gottes.
(Aus: die katholischen Missionen, 1914)
Freitag, 29. Juni 2012
Eine besondere Tiara für Papst Leo XIII. aus Papua-Neuguinea
Karte zum 50. Priesterjubiläum von Papst Leo XIII. 1888 |
Es wird unsere Leser gewiss freuen, zu sehen, wie liebevoll und väterlich der Heilige Vater seine Missionäre aufzunehmen pflegt.
„Der 18. Oktober“, so schreibt Msgr. Verius aus der Kongregation des heiligsten Herzens von Issoudun, der junge, inzwischen leider schon (am 13. November 1892) verstorbene Koadjutor des Apostolischen Vikars von Neuguinea, „war der für die Audienz festgesetzte Tag…“
Beim Eintritt in den Saal „trug. P. Jouet auf einem Kissen eine Tiara ganz neuer Art. Ihre drei übereinanderstehenden Kronen bestanden nämlich aus upi-upi, d.h. aus dem Federdiadem unserer bekehrten Häuptlinge.
Mein kleiner Sekretär P. Claudius Allcroa trug auf einem anderen Kissen zwei Äxte (pâpu) und zwei Keulen (mapui) der Wilden und hielt zugleich das Banner der Mission. Ich selber trug die Karte der St. Josephs-Mission mit einem Plan vom Leo-Hafen und unsere handschriftlichen Werke in der Noro-Sprache, nämlich die beiden Wörterbücher, die Grammatik und die biblischen Geschichte.“
Sobald der Heilige Vater die Missionäre sah, lud er sie mit Wort und Handbewegung ein, die üblichen Kniebeugungen rasch zu machen, um gleich in seine Nähe zu kommen.
Die Tiara des P. Jouet erregte sofort seine Aufmerksamkeit. „Was für eine schöne Tiara bringen Sie mir hier“ — „Heiliger Vater, sie ist aus Federkronen gemacht, die unsere bekehrten Häuptlinge vom Leo-Hafen Eurer Heiligkeit zu Füßen legen, um Sie als den ‚Häuptling der Häuptlinge‘ anzuerkennen und Ihnen ihre Huldigung darzubringen. Gern hätten sie Eurer Heiligkeit ein kostbareres Geschenk dargebracht, allein diese Kronen bilden ihren größten Reichtum.“ — „Sehr gut, sehr gut“, unterbrach der Heilige Vater, „ich bin ganz gerührt von ihrer treuen Ergebenheit und Aufmerksamkeit. Aber erzählen Sie mir ein wenig, wie sie diese Kronen machen.“
Der Missionär erzählte nun Sr. Heiligkeit von den herrlich gefiederten Vogelarten des Landes, besonders dem sogenannten Paradiesvogel, dessen Federn als Schmuck am meisten geschätzt sind.
Der Heilige Vater betrachtete dann die Kronen mit sichtlichem Wohlgefallen. Das eigenartige Geschenk machte ihm offenbar große Freude.
Nun kamen die Karten an die Reihe. Der Plan von Port Leon gefiel dem Papst besonders, und er stellte eine ganze Reihe sehr ins einzelne gehender Fragen über Sprache, Sitten der Wilden und ihre Stimmung den Missionären gegenüber. Die größte Freude machte es ihm, als er erfuhr, dass ganz Port Leon bereits bekehrt und getauft sei, und wie eifrig die jungen Christen im Empfang der heiligen Sakramente und wie dankbar sie dem „Großen Häuptling“ seien, der ihnen die Missionäre geschickt habe.
Der Heilige Vater erkundigte sich dann des Weiteren über die Familienverhältnisse, wie es mit der Heiligkeit der Ehe stehe, und ob die Insulaner auch den Rosenkranz beteten. „Als ich dies“, so erzählte Msgr. Verius, „bejahte und beifügte, dass ich daran sei, für dieselben auch die Enzyklika Sr. Heiligkeit über den Rosenkranz zu übersetzen, leuchtete das Antlitz des Papstes auf vor Befriedigung.“
Dann wurde die Besichtigung der Karte fortgesetzt, und der Papst segnete der Reihe nach die mit dem rotem Kreuz versehenen Stationen der katholischen Mission Pinupaka, Mohu, Bereïna, Babiko, Inacoi u.v.a.
„Ich bemerkte darauf, dass noch viele Dörfer gar keine Missionäre hätten und dass das Vikariat weit ausgedehnt sei. Der Heilige Vater erkundigte sich nach der Zahl der Missionäre und war erstaunt, dass es so wenige seien. ‚Sagen Sie Ihrem Generaloberen,‘ so wandte sich der Papst an den Prokurator der Mission P. Jouet, ‚dass er der Mission 30 Missionäre schicke, denn die Stunde der Gnade ist für diese Völker gekommen, man darf sie nicht verstreichen lassen.‘
Nachdem der Papst hierauf das Missionsbanner gesegnet hatte, betrachtete er die dargereichten Waffen der Wilden und sprach den Wunsch aus, dass dieselben in Zukunft nur noch zu Werken des Friedens dienen möchten.
Nachdem der Papst hierauf das Missionsbanner gesegnet hatte, betrachtete er die dargereichten Waffen der Wilden und sprach den Wunsch aus, dass dieselben in Zukunft nur noch zu Werken des Friedens dienen möchten.
Nun kamen die geschriebenen Noro-Werke an die Reihe, und der Heilige Vater ließ sich die von den Wilden an ihn gerichtete Adresse als Sprachprobe vorlesen und fand an dem Laut und am Inhalt gleiches Gefallen. ‚O welch traute Einfalt!‘ rief er aus. ‚Sagen Sie Ihren Kindern, wie sehr mich alles gerührt hat, was sie mir sagen lassen.
Der Heilige Vater unterredete sich dann noch mit P. Allcroa und sprach mit Begeisterung von dem Beruf des Missionärs. ‚Wie schön ist der Beruf, den Sie erwählt haben! Man muss sich ihm aber nicht halb, sondern mit ganzer Seele und ganzer Kraft weihen. Vor allem bedarf es großen Mutes und großer Selbstverleugnung, um ganz und allein nur für die Seelen zu arbeiten.
Sie sind berufen, die Fortsetzer des Erlösungswerks zu sein. Folgen Sie unserem Herrn, er hat Ihnen den Weg gezeigt.‘
Der Heilige Vater unterredete sich dann noch mit P. Allcroa und sprach mit Begeisterung von dem Beruf des Missionärs. ‚Wie schön ist der Beruf, den Sie erwählt haben! Man muss sich ihm aber nicht halb, sondern mit ganzer Seele und ganzer Kraft weihen. Vor allem bedarf es großen Mutes und großer Selbstverleugnung, um ganz und allein nur für die Seelen zu arbeiten.
Sie sind berufen, die Fortsetzer des Erlösungswerks zu sein. Folgen Sie unserem Herrn, er hat Ihnen den Weg gezeigt.‘
Zum Schluss gab er den Missionären und in ihnen den abwesenden Mitbrüdern und der ganzen Mission den apostolischen Segen. ‚Wenn Sie zurückkehren, so sagen Sie den Wilden, dass dieser Segen ein Dreifaches bedeutet:
1. Dass die Nachricht ihrer Bekehrung den Papst sehr gefreut, und dass ihre Geschenke ihn sehr gerührt hätten; 2. Dass der Papst sehr zufrieden sei mit ihrer guten Gesinnung und ihrer Liebe zu den Missionären; und 3. Dass der Papst den Wunsch hege, sie möchten in dieser Gesinnung verharren und noch bestärkt werden.‘
So endete diese Audienz, die den Missionären gewiss unvergesslich bleiben wird.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1893)
Donnerstag, 28. Juni 2012
Das heiligste Altarssakrament – Trost für Missionäre und Indianer
„Gehet hin zu allen Völkern“ und „Ich will bei euch bleiben alle Tage“ sprach einst der Heiland zu seinen Aposteln.
Niemand kommt das Tröstliche dieser Worte mehr zum Bewusstsein als den Missionären, die am Ende der Welt allein in unabsehbarer Wildnis und öder Einsamkeit verbannt leben.
Was sie tröstet und ihr Opfer leicht macht, das ist der Heiland, der im heiligsten Sakrament sich mit ihnen in die weite Verbannung begeben hat.
Sehr schön sprach sich hierüber vor einiger Zeit ein Missionsbischof aus dem hohen Norden Amerikas aus, der eine Zeitlang in Angelegenheiten seiner Mission in Europa weilte.
Was ist das heiligste Sakrament für den Missionär? Es ist für ihn geradezu alles. Wenn wir (gemeint sind die Patres Oblaten von der unbefleckten Empfängnis in Britisch-Nordamerika) zur Gründung einer neuen Mission ausgehen, so nehmen wir ein Zelt mit, in dem wir wohnen, bis die Hütte aus rohen Baumstämmen fertig geworden ist. In dieser Blockhütte wird eine Ecke ausgewählt und hier aus Brettern, oder wenn diese fehlen, aus Lattenwerk und einigen Vorhängen eine Art Alkoven errichtet.
Hier nimmt dann das heiligste Sakrament, das Geschenk Gottes, seine Wohnung, in der ersten Zeit oft in der ganzen weiten Runde nur einem bekannt, dem Missionär. Anfangs trug ich beinahe Scheu, dem Heiland eine solche Wohnung anzubieten; allein die Erwägung, wie sehr der Missionär dieses Trostes bedarf, hob mein Bedenken.
Auf meiner ersten Pastoralreise kam ich bis an die Mündung des Mackenzie. Es war Oktober. Die Missionäre waren von meiner Ankunft benachrichtig und einer der dort stationierten Oblaten kam mir entgegen.
Er war allein, sagte aber: ‚Mein Gefährte wird gleich nachkommen, aber langsam, denn er ist sehr krank.‘ Richtig, da kam auch schon der arme Invalide heran, auf einen Stock gestützt, sich mühsam voranschleppend, an Asthma fast erstickend – und doch erst 30 Jahre alt.
Ich folgte ihnen in ihre Wohnung, eine Art Holzschuppen, 25 Fuß im Geviert. Meine Blicke suchten sofort die kleine Kapelle, den Alkoven, von dem ich oben sprach. Ich sah aber nichts. ‚Wir hatten keine Bretter, gnädiger Herr, und konnten darum keine Kapelle errichten.‘ Sie zeigten mir einen hölzernen Tisch, roh gezimmert und gegen die Wand gestellt, an welche zwei Bilder festgeklebt waren. ‚Hier lesen wir die heilige Messe, aber das Allerheiligste können wir nicht aufbewahren.‘
Ich schwieg still und weinte mit den beiden. Es wurde mir aber in den folgenden Tagen immer klarer, dass dies nicht so bleiben dürfe, und sagte zu dem Pater, der noch gesund war: ‚Gehen Sie in den Wald und holen Sie mir einige Pfähle, die vom Boden bis zur Decke des Zimmers reichen.‘ Sie mussten übrigens nicht sehr lang sein, denn ich brauchte nicht meine Mitra aufzusetzen, um mit dem Kopf an die Decke zu stoßen.
Nachdem wir die beste Ecke ausgesucht hatten, trieben wir die Pfähle in den Boden, verbanden die Zwischenräume mit einigen alten Fischernetzen, tapezierten dieselben mit alten Zeitungen, bedeckte diese mit Vorhängen aus Baumwollstoff, und siehe, das kleine Heiligtum war fertig.
Dann segnete ich das Pappendeckelgehäuse, das wir mit einigen Stückchen Seide überzogen, und beherbergten hier den Gott von Betlehem, den Trost der Missionäre.
Als ich nach zwei Monaten Abschied nahm, verließ ich die beiden Missionäre mit dem Bewusstsein, ihnen durch die bleibende Gegenwart der heiligen Eucharistie den größten Dienst erwiesen zu haben, der ihnen zu teil werden konnte.“
Der Bischof lud dann den armen Kranken ein, im nächsten Frühjahr, wenn die Flüsse wieder schiffbar würden, auf dem Boot nach seiner Residenz überzusiedeln, wo die Klosterfrauen ihn besser verpflegen könnten. „Gnädiger Herr,“ war seine Antwort, „ich habe nur eine Bitte, schicken Sie mich nicht fort von hier.“…“Ich ließ ihm seinen Willen, hoffte aber, als im Frühling die Boote kamen, immer den kranken Pater zu erblicken, denn obschon ich ihm volle Freiheit gelassen hatte, dachte ich, dass sein Zustand ihn schließlich dazu zwingen werde.
Allein bald brachte sein Gefährte die Kunde, dass der Kranke gestorben sei. Bis vier Tage vor dem Ende hatte er noch die heilige Messe gelesen, und zwei Stunden, ehe er verschied, zum letzten Mal die heilige Kommunion empfangen.
Er starb ausgestreckt auf dem Boden, mit einem Tierfell bedeckt, seine Augen auf das kleine Tabernakel gerichtet, das sein Gefährte auf Wunsch des Sterbenden geöffnet hatte, damit dieser die heilige Hostie sehen könne.
‚Wo wollen Sie am liebsten begraben sein?‘ fragte ihn sein Mitbruder wenige Tage vor dem Tode; ‚ vielleicht unter dem Kreuz, das wir zusammen errichtet haben?‘ – ‚Nein‘, sagte der Sterbende, ‚begraben Sie mich zwischen den beiden Indianern, die ich zuletzt mit eigener Hand beerdigt habe.‘ Er starb, den Blick auf das Allerheiligste gerichtet. Gewiss ein schöner, eines Apostels würdiger Tod.“
Wie tief und lebendig auch die neubekehrten Indianer das wundervolle Geheimnis des göttlichen Fronleichnams erfassen, davon erzählte derselbe Missionsbischof einige wirklich rührende Züge.
„Unsere Wilden nennen die heilige Eucharistie ‚die gute Medizin Gottes, welche das Herz stark macht‘.
Das ist der Name, den die Missionäre dem Sakrament der Firmung gegeben haben, allein die Wilden haben ihn auf die heilige Kommunion übertragen.
Es beweist, wie gut sie deren Natur erfassen. Ich fragte einst eine alte Indianerin, warum sie denn Christin geworden sei. ‚Weil ich‘, so erwiderte sie, ‚früher in meinen Nöten nichts besaß, um mein Herz zu stärken.‘ Sie hatte dies im heiligsten Sakrament gefunden.
Es ist der Brauch der Indianer, im Frühling und Herbst gruppenweise zu unserer Mission zu kommen. Sie lagern um die Residenz und verbleiben mehrere Wochen, um ihre Seele durch Empfang der heiligen Sakramente und Anhörung des Unterrichts wiederum zu kräftigen.
Es ist bei dieser Gelegenheit immer leicht, diejenigen herauszufinden, welche ein besonderer Kummer drückt. Das unfehlbare Zeichen dafür ist der häufigere Empfang der heiligen Kommunion.
Hier suchen und finden sie Trost. Ein Indianer hatte seinen einzigen Sohn verloren. Er befand sich unter anderen, die gerade auf einige Tage zu uns gekommen waren.
Nach dem Empfang der heiligen Kommunion drückte er dem Missionär unter Schluchzen die Hand. ‚Warum weinst du denn noch immer?‘ fragte ihn dieser; ‚du weißt doch, dass dein Sohn nur halb gestorben ist und dass du ihn bald in der Seligkeit des Himmels wiederfinden wirst.‘ – ‚ Ja Vater,‘ gab er zur Antwort, ‚ich weiß das; und seit ich deinen Worten gelauscht und die gute Medizin, die das Herz stark macht, empfangen habe, weinen zwar meine Augen noch, das ist wahr; aber mein Herz weint nicht mehr.‘
Wie wunderschön ist dieses Wort im Munde eines armen Wilden!
Denkt man da nicht unwillkürlich an den Ausspruch des Erlösers:
‚Und die Letzten (die armen Wilden) werden die Ersten, und die Ersten (so manche alte Christen) werden die letzten sein‘?
(Aus: die katholischen
Missionen, 1894)
Ein Katholikentag, wie er im Buche steht (Teil 2)
Fortsetzung von hier
An diesem Tag war morgens um 6 Uhr die Kommunionmesse in der Hauskapelle, in der ziemlich viele Indianer zum ersten Mal das heiligste Sakrament empfingen; dann kam das Hochamt, nach welchem der hochw. Herr Bischof predigte — P. Digmann war sein Dolmetscher — und die heilige Firmung erteilte.
Über hundert Indianer hatten das Glück, dieses heilige Sakrament zu empfangen, und der Bischof sprach so schön und apostolisch, dass es einem warm ums Herz wurde.
Sein Thema war die Kirche und das Walten des Heiligen Geistes in derselben und unter den Lakotas, und zuletzt empfahl er seinen Neubekehrten das Gebet, die Arbeit und den demütigen Gehorsam, was er alles wieder in dem Rosenkranzgebet zusammenfasste, und dieses legte er allen aufs wärmste ans Herz.
Nach der Firmung wurde ein Lakotahymnus gesungen, in dem alle Lakotas aufgefordert wurden, dem Rufe Gottes zur katholischen Kirche zu folgen, und hiermit wurde der 7. Katholische Indianerkongress beschlossen.
Neben dieser großen Versammlung wurden im Lauf der drei Tage noch viele kleinere gehalten, und alle hatten den einen Zweck, das katholische Leben unter den Indianern zu fördern.
Es war wirklich erbaulich, wie diese einfachen Naturkinder am frühen Morgen schon sich zum gemeinsamen Morgengesang versammelten, oder wie sie in kleinen Prozessionen, mit den Abzeichen ihrer Sodalität angetan, die Kranken in den einzelnen Lagern besuchten, um sie durch Gesang und Gebet zu trösten.
Aus welcher Absicht solche gemeinsamen Kundgebungen des christlichen Lebens stattfinden, hatte ich schöne Gelegenheit zu beobachten.
Wir hatten ein Begräbnis während des Kongresses. Da kamen nun die Indianer von Standing Rock zu mir und sagten: ‚Wir wollen alle mit zum Begräbnis gehen, mit allen Abzeichen und fliegenden Fahnen; so lernen die Indianer, wie sie beerdigen sollen. Die wissen noch gar nichts; wir wollen es ihnen aber zeigen.‘
Der Vorschlag wurde natürlich angenommen, und das Beispiel wir sicher seine Früchte bringen.
Überaus schön war der Abschied am Montag den 20. Juli. Da hatten sich alle Sodalitäten unten vor der Kapelle aufgestellt und erwarteten den Bischof.
Bis er kam, verbrachten sie die Zeit mit Absingen frommer Lieder. Der hochw. Herr hielt der versammelten Menge noch eine herzliche Ansprache, in welcher er ihr das Fundament der christlichen Gesellschaft, die Heiligkeit der Ehe, ans Herz legte. Dann erteilte er allen den Segen.
Jetzt löste sich der Kreis und die von Standing Rock und Cheyenne River und die Lower Brules und Crow Creeks passierten an meinen Leuten von der Pine Ridge Agentur vorbei und schüttelten jedem die Hand.
So gingen sie nach Haus, und der liebe Gott und ihre heiligen Schutzengel begleiteten sie sicher auf ihrer langen, beschwerlichen Heimreise.
Der feierliche Empfang
des hochw. Herrn Bischofs war das erste auf dem Programm, und er verlief auf
wirklich erhebende Weise.
Es war eine stattliche, malerische Prozession, die sich mit dem Bischof und den Patres in der Mitte von der Kapelle nach der Laubhütte in Bewegung setzte.
Wie froh doch die Banner wehten, und wie bunt und freundlich die Indianer und Indianerinnen in ihren Sodalitätsabzeichen ausschauten! Die Laubhütte hatten wir bei dem Versammlungshaus aufgeschlagen; an einem Ende aber stand ein großes, viereckiges Zelt, in welchem wir einen Altar aufstellten, weil dort der Gottesdienst jeden Tag stattfinden sollte. Dorthin geleiteten wir den Bischof.
Nach einer herzlichen kurzen Ansprache kamen alle Sodalitäten, zuerst die Männer und dann die Frauen, herbei und begrüßten ihren Oberhirten und die Patres; darauf wurde das Programm für die folgenden drei Tage verlesen und schließlich einige praktische Winke in Bezug auf die Austeilung der Lebensmittel gegeben.
Unser Programm war sehr einfach. Die ersten zwei Tage fand stets um 9 Uhr das Hochamt statt. P. Zahm war am ersten Tag der Zelebrant, und P. Digmann predigte über die Eigenschaften des Glaubens; am zweiten Tag zelebrierte P. Digmann, und P. Bernhard O.S.B. predigte über die Gottes- und Nächstenliebe.
Der hochw. Bischof wollte anfangs Hochämter coram Episcopo haben, allein auf mein Zureden stand er davon ab; ich fürchtete mit gutem Grund, dass unser Oberhirte es nicht aushielte, und so hatten wir nur ein Hochamt coram Episcopo und zwar am letzten Tag des Kongresses.
Es war eine stattliche, malerische Prozession, die sich mit dem Bischof und den Patres in der Mitte von der Kapelle nach der Laubhütte in Bewegung setzte.
Wie froh doch die Banner wehten, und wie bunt und freundlich die Indianer und Indianerinnen in ihren Sodalitätsabzeichen ausschauten! Die Laubhütte hatten wir bei dem Versammlungshaus aufgeschlagen; an einem Ende aber stand ein großes, viereckiges Zelt, in welchem wir einen Altar aufstellten, weil dort der Gottesdienst jeden Tag stattfinden sollte. Dorthin geleiteten wir den Bischof.
Nach einer herzlichen kurzen Ansprache kamen alle Sodalitäten, zuerst die Männer und dann die Frauen, herbei und begrüßten ihren Oberhirten und die Patres; darauf wurde das Programm für die folgenden drei Tage verlesen und schließlich einige praktische Winke in Bezug auf die Austeilung der Lebensmittel gegeben.
Unser Programm war sehr einfach. Die ersten zwei Tage fand stets um 9 Uhr das Hochamt statt. P. Zahm war am ersten Tag der Zelebrant, und P. Digmann predigte über die Eigenschaften des Glaubens; am zweiten Tag zelebrierte P. Digmann, und P. Bernhard O.S.B. predigte über die Gottes- und Nächstenliebe.
Der hochw. Bischof wollte anfangs Hochämter coram Episcopo haben, allein auf mein Zureden stand er davon ab; ich fürchtete mit gutem Grund, dass unser Oberhirte es nicht aushielte, und so hatten wir nur ein Hochamt coram Episcopo und zwar am letzten Tag des Kongresses.
An diesem Tag war morgens um 6 Uhr die Kommunionmesse in der Hauskapelle, in der ziemlich viele Indianer zum ersten Mal das heiligste Sakrament empfingen; dann kam das Hochamt, nach welchem der hochw. Herr Bischof predigte — P. Digmann war sein Dolmetscher — und die heilige Firmung erteilte.
Über hundert Indianer hatten das Glück, dieses heilige Sakrament zu empfangen, und der Bischof sprach so schön und apostolisch, dass es einem warm ums Herz wurde.
Sein Thema war die Kirche und das Walten des Heiligen Geistes in derselben und unter den Lakotas, und zuletzt empfahl er seinen Neubekehrten das Gebet, die Arbeit und den demütigen Gehorsam, was er alles wieder in dem Rosenkranzgebet zusammenfasste, und dieses legte er allen aufs wärmste ans Herz.
Nach der Firmung wurde ein Lakotahymnus gesungen, in dem alle Lakotas aufgefordert wurden, dem Rufe Gottes zur katholischen Kirche zu folgen, und hiermit wurde der 7. Katholische Indianerkongress beschlossen.
Wenn nun aber einer
glauben wollte, die gemeinsame Anhörung der heiligen Messe und der Empfang der
heiligen Sakramente sei das einzige hervorragende Merkmal dieser Kongresse, so
würde er sich täuschen.
Wie bei den früheren, so hielten auch bei diesem Kongress unsere Indianer Versammlungen ab, in denen sie mit all ihren Leiden und Freuden und Plänen und Hoffnungen herauskamen.
Solch eine Versammlung hatten sie am 17. nachmittags vor dem hochw. Herrn Bischof, und der ernste Eifer, mit denen die Präsidenten der einzelnen Sodalitäten da sprachen, verfehlten nicht, den günstigsten Eindruck zu machen.
Wie bei den früheren, so hielten auch bei diesem Kongress unsere Indianer Versammlungen ab, in denen sie mit all ihren Leiden und Freuden und Plänen und Hoffnungen herauskamen.
Solch eine Versammlung hatten sie am 17. nachmittags vor dem hochw. Herrn Bischof, und der ernste Eifer, mit denen die Präsidenten der einzelnen Sodalitäten da sprachen, verfehlten nicht, den günstigsten Eindruck zu machen.
Neben dieser großen Versammlung wurden im Lauf der drei Tage noch viele kleinere gehalten, und alle hatten den einen Zweck, das katholische Leben unter den Indianern zu fördern.
Es war wirklich erbaulich, wie diese einfachen Naturkinder am frühen Morgen schon sich zum gemeinsamen Morgengesang versammelten, oder wie sie in kleinen Prozessionen, mit den Abzeichen ihrer Sodalität angetan, die Kranken in den einzelnen Lagern besuchten, um sie durch Gesang und Gebet zu trösten.
Aus welcher Absicht solche gemeinsamen Kundgebungen des christlichen Lebens stattfinden, hatte ich schöne Gelegenheit zu beobachten.
Wir hatten ein Begräbnis während des Kongresses. Da kamen nun die Indianer von Standing Rock zu mir und sagten: ‚Wir wollen alle mit zum Begräbnis gehen, mit allen Abzeichen und fliegenden Fahnen; so lernen die Indianer, wie sie beerdigen sollen. Die wissen noch gar nichts; wir wollen es ihnen aber zeigen.‘
Der Vorschlag wurde natürlich angenommen, und das Beispiel wir sicher seine Früchte bringen.
Überaus schön war der Abschied am Montag den 20. Juli. Da hatten sich alle Sodalitäten unten vor der Kapelle aufgestellt und erwarteten den Bischof.
Bis er kam, verbrachten sie die Zeit mit Absingen frommer Lieder. Der hochw. Herr hielt der versammelten Menge noch eine herzliche Ansprache, in welcher er ihr das Fundament der christlichen Gesellschaft, die Heiligkeit der Ehe, ans Herz legte. Dann erteilte er allen den Segen.
Jetzt löste sich der Kreis und die von Standing Rock und Cheyenne River und die Lower Brules und Crow Creeks passierten an meinen Leuten von der Pine Ridge Agentur vorbei und schüttelten jedem die Hand.
So gingen sie nach Haus, und der liebe Gott und ihre heiligen Schutzengel begleiteten sie sicher auf ihrer langen, beschwerlichen Heimreise.
Zum Schluss will ich hier
noch drei Resolutionen mitteilen, die der hochw. Herr Bischof bei der großen
Versammlung am ersten Kongresstag fassen ließ.
Die erste war: Von jetzt an hören die allgemeinen Kongresse auf und es werden nur noch Lokalkongresse gehalten, d.h. die einzelnen Reservationen sollen ihren eigenen Kongress abhalten.
Es wurde nur noch für das nächste Jahr eine kleine Ausnahme zu Gunsten der Lower Brules gemacht; sie dürfen nach Rosebud zum Kongress kommen.
Auf diese Weise wird das Aufreibende der Versammlungen vermieden. Die weitab wohnenden Indianer brauchen so auch ihren Hausstand nicht zu vernachlässigen.
Die erste war: Von jetzt an hören die allgemeinen Kongresse auf und es werden nur noch Lokalkongresse gehalten, d.h. die einzelnen Reservationen sollen ihren eigenen Kongress abhalten.
Es wurde nur noch für das nächste Jahr eine kleine Ausnahme zu Gunsten der Lower Brules gemacht; sie dürfen nach Rosebud zum Kongress kommen.
Auf diese Weise wird das Aufreibende der Versammlungen vermieden. Die weitab wohnenden Indianer brauchen so auch ihren Hausstand nicht zu vernachlässigen.
Die zweite Resolution war
gegen den Kulturkampf, wie er sich neuerdings im Indianerschulwesen zeigt,
gerichtet. Die Indianer wurden vom hochw. Herrn Bischof aufgefordert, für ihre
katholischen Schulen einzustehen und nach jener Freiheit zu streben, die jedem
Bürger der Vereinigten Staaten zukommt. Jeder Bürger darf mit seinem Geld
anfangen, was er will; das Indianergeld aber wird von den Kulturpaukern der
Vereinigten Staaten gegen das Gewissen und den Willen der katholischen Indianer
zur Unterhaltung konfessionsloser Schulen gebraucht.
Dagegen sollen sie sich erklären, und es wir auch geschehen. Ob es was nützen wird, ist freilich eine andere Sache. Nach meiner Absicht beabsichtigt man einen Schulzwang schlimmster Art.
Dagegen sollen sie sich erklären, und es wir auch geschehen. Ob es was nützen wird, ist freilich eine andere Sache. Nach meiner Absicht beabsichtigt man einen Schulzwang schlimmster Art.
Die dritte Resolution,
von der ich viel Gutes hoffe, betrifft unsere Sodalitäten.
Wenigstens bei uns in Pine Ridge war kein Unterscheidungszeichen zwischen wirklichen, praktischen Mitgliedern der Sodalität und den Kandidaten vorhanden.
Ein solches wurde nun beschlossen, und so sind wir in den Stand gesetzt, mehr auf die Regeln zu dringen und nur wirklich eifrige Mitglieder in die Sodalität aufzunehmen; auf der anderen Seite aber bleibt doch allen anderen das Tor offen: sie können unseren Versammlungen beiwohnen, sich das Beispiel der guten Christen ansehen, und gefällt es ihnen, sich als aktive Mitglieder anschließen.
Gebe der liebe Gott seinen Segen zu diesen Beschlüssen!
Wenigstens bei uns in Pine Ridge war kein Unterscheidungszeichen zwischen wirklichen, praktischen Mitgliedern der Sodalität und den Kandidaten vorhanden.
Ein solches wurde nun beschlossen, und so sind wir in den Stand gesetzt, mehr auf die Regeln zu dringen und nur wirklich eifrige Mitglieder in die Sodalität aufzunehmen; auf der anderen Seite aber bleibt doch allen anderen das Tor offen: sie können unseren Versammlungen beiwohnen, sich das Beispiel der guten Christen ansehen, und gefällt es ihnen, sich als aktive Mitglieder anschließen.
Gebe der liebe Gott seinen Segen zu diesen Beschlüssen!
(Aus: die katholischen
Missionen, 1896)
Mittwoch, 27. Juni 2012
Ein Katholikentag, wie er im Buche steht (Teil 1)
Eine Missionslegende: Bischof Martin Marty O.S.B. (1834-1896) |
Wir haben in früheren Jahren schon wiederholt auf diese allgemeinen Kongresse der katholischen Indianer South-Dakotas hingewiesen. Über den Verlauf des diesjährigen, der am 17., 18. Und 19. Juli in der Rosenkranz-Mission der deutschen Jesuiten stattfand, schreibt der Obere dieser Station, P. Aloys Bosch S.J., wie folgt:
„Der Kongress ist in mehr als einer Beziehung noch schöner abgelaufen als die früheren, weil mehr katholisches Leben und Wirken sich bekundete. Woher solches kam, kann ich selbst nicht genau sagen. Es ist wohl eine natürliche Entwicklung des Samens, der in den früheren Kongressen ausgesät wurde, und dann lernen die Indianer eben auch immer mehr ihre Sodalitäten handhaben.
Der glückliche Erfolg macht mich aber umso froher, weil die Aussichten auf einen solchen ziemlich trübe waren. Ein hungriger Magen hört gewöhnlich nicht auf das Wort Gottes. Von dieser Seite aber drohte unserem Kongress gerade die größte Gefahr.
Unser neuer Agent hatte nämlich den Indianern strenge Vorschriften gegeben, denen gemäß sie keine jungen Stiere und alten Kühe zur Bewirtung der Gäste hergeben durften, und so stand die Magenfrage wie eine schwarze Wetterwolke über dem kommenden Kongress.
Schließlich blieb kein anderes Mittel übrig, als in den Missionsbeutel zu greifen und von Nebraskafarmern das notwendigste Schlachtvieh zu kaufen.
Es waren 18 Stück; dazu gab dann der Agent, dem die hungernden Leute, wie es scheint, doch etwas bedenklich vorkamen, weitere 12 schöne Stiere, und so war das Fundament für das Höhere wenigstens einigermaßen gelegt. Freilich hieß es noch einmal in den Beutel greifen, um auch noch den nötigen Zucker, Kaffee, das Mehl und andere Kleinigkeiten anzuschaffen; aber da die Indianer immer so etwas haben, so war die Auslage keine so gewaltige.
Mein Bruder Bäcker hat es wohl am meisten fühlen müssen. Seine Liebe zu den Indianern aber, und der Wunsch, zum Erfolg des Kongresses das seinige beizutragen, ließ ihn den Teig nur fester kneten.
Ein anderer Sorgenpunkt war die Art und Weise, wie unsere Pine Ridge-Leute das große Laubhüttenzelt, in dem die Versammlungen stattfinden sollten, aufrichten könnten, und wie mein Präsident, ‚die weiße Antilope‘, und sein Stab die Bewirtung der Gäste nach Recht und Gerechtigkeit in die Hand nähmen. Aber da hatte ich wieder Gelegenheit, die Ruhe und Umsicht und das gemessene Wesen unserer Indianer kennen zu lernen.
Das Zelt wurde in drei Tagen aufgerichtet; freilich ging dabei auch ordentlich Zucker, Kaffee und Brot drauf ‚Die weiße Antilope‘ aber waltete ihres Amtes mit einer Ruhe und Umsicht, die einem deutschen Bürgermeister aus alter Zeit Ehre gemacht hätte. Es liefen zwar im Verlauf des Kongresses einige Klagen ein; ich hielt aber sein Ansehen aufrecht, und so ging alles gut.
Der dritte Sorgenpunkt war: Wie den hochwürdigsten Herrn Bischof empfangen? Es lief gar keine Nachricht von seiner Ankunft ein; mit der Post sah es überhaupt verzweifelt schlecht aus. So erhielt ich meine eigenen Briefe, die ich in St. Francis geschrieben und worin ich meine Ankunft in Pine Ridge anmeldete, erst nach acht Tage in Holy Rosary Mission.
Sollte der Brief vom hochwürdigsten Herrn Bischof auch so verloren gegangen sein? Wenn ja, dann taucht der Bischof plötzlich auf und der feierliche Empfang, ein Hauptereignis beim Kongress, ist unmöglich!
Doch auch dieser Sorge war ein Ende bereitet.
Da stehe ich gerade unten an der Pforte und dirigiere einige Indianer in ein Schulzimmer hinein, als eine wohlbekannte Stimme an mein Ohr schlug. Ich schaue auf, und da steht der hochwürdigste Herr Bischof Martin Marty O.S.B. in einem leichten grauen Staubrock vor mir was.
Was für eine Überraschung! Der hochwürdigste Herr hatte mir gar keinen Brief geschrieben, und der Grund war seine Schwäche. Er wusste nicht, ob er die Reise einen Tag oder zwei aussetzen müsste, und so wollte und konnte er auch nicht einen Tag für seine Ankunft bestimmen.
Wir trugen natürlich beste Sorge für unseren hohen Gast, was umso mehr nötig war, weil der hochw. Herr von der Reise sich sehr erschöpft fühlte. Alles das jedoch hielt ihn nicht ab, am nächsten Nachmittag mit mir die ganze Mission zu besichtigen und am nächstfolgenden Tag einen Besuch beim Agenten zu machen.
Unterdessen waren nun auch unsere katholischen Indianer von Nord und Ost gekommen, in langer, nimmer enden wollender Wagenprozession. Ein erhebender, aber auch Mitleid erregender Anblick. Ich wenigstens musste noch jedes Mal meine Bewegung unterdrücken, wenn ich die wandermüden Leute und Tiere sah, von denen viele über 400 Meilen dahergezogen kamen.
Und wenn sie dann auf ihrem Zug dem Schwarzrock begegnen, halten sie an, schütteln ihm treuherzig die Hand und freuen, sich, dass es ihnen nur so aus den dunklen Augen strahlt.
Der 16. Juli endlich brachte uns die lieben Benediktinerpatres P. Bernhard und P. Franz nebst dem P. Superior von St. Francis Mission, P. Digmann, mit der ehrwürdigen Mutter und einigen Schwestern (von Heythuizen) und nun konnte der Kongress eröffnet werden.
Fortsetzung hier
(Aus: die katholischen Missionen, 1896)
Der Beschützer der Missionen am Tanganjika-See
Vor kurzem haben wir bereits über Kapitän Joubert berichtet, hier ein weiterer Eintrag:
Es ist bekanntlich in besonderer Weise das Verdienst des tapferen ehemaligen Zuaven, Kapitän Joubert, den mohammedanischen Sklavenhändlern, die vordem namentlich auch die volkreichen Striche am Tanganjikasee zum Schauplatz ihrer Raubzüge gemacht hatten, das Handwerk gelegt zu haben. Das Leben und das heldenhafte Kämpfen dieses biederen Veteranen gleicht einem Stück romantischer Kreuzfahrergeschichte aus alter Zeit.
Dank seinen Verdiensten und denen seiner würdigen Kampfgenossen, Kapitän Jacques und Descamps, herrscht heute fast rings um den Tanganjika Ruhe, Friede und Ordnung; die armen Schwarzen haben wieder Mut gefasst und widmen sich jetzt mit Eifer dem Landbau und dem primitiven landesüblichen Kleingewerbe.
Unter der Sonne des Friedens haben sich seither auch die Missionen sowohl auf der belgischen (westlichen) wie deutschen (östlichen) Seeseite immer günstiger entwickelt.
Kapitän Joubert hat nach Abschluss der Kämpfe Afrika zu seiner zweiten Heimat erwählt, sich in St. Louis am Mrumbi auf den westlichen Uferhöhen des schönen Tanganjika bleibend niedergelassen, und um ein festeres Band mit seinen lieben Schwarzen zu knüpfen, sich in christlicher Ehe mit einer Tochter ihres Stammes verbunden.
Hier lebt er einfach und nüchtern wie ein Spartiate, von allen Negern weit und breit als ein Vater geliebt und verehrt. Ein Wort aus seinem Mund entscheidet alle ihre Streitfragen, und der Einfluss seines ernsten, tiefchristlichen Wesens gestaltet sein Leben unter den Neubekehrten zu einer wahren Kulturmission. So fasst er es auch auf.
Die Liebe und Begeisterung der Neger zeigte sich in recht schönem Licht, als Gott ihm kürzlich zu seinem dreijährigen Töchterlein Louisa einen Sohn schenkte. Natürlich musste er Pio heißen, zu Ehren des großen Papstes, für welchen der ehemalige Zuave einst gefochten.
Von allen Seiten strömten die Neger herbei zu der feierlichen Taufe, die der Apostol. Vikar, der hochwürdigste Herr Roelens, selbst vornahm. Die Schwarzen jubelten, da sie nun, wie sie sagten, einen „kleinen Kapitän“ besäßen.
Wie wohl tut dieses Bild gegenüber jenen Rittern von der traurigen Gestalt, die ihre Kulturaufgabe unter den Schwarzen durch despotische Tyrannenlaunen zu erfüllen meinen!
Es ist bekanntlich in besonderer Weise das Verdienst des tapferen ehemaligen Zuaven, Kapitän Joubert, den mohammedanischen Sklavenhändlern, die vordem namentlich auch die volkreichen Striche am Tanganjikasee zum Schauplatz ihrer Raubzüge gemacht hatten, das Handwerk gelegt zu haben. Das Leben und das heldenhafte Kämpfen dieses biederen Veteranen gleicht einem Stück romantischer Kreuzfahrergeschichte aus alter Zeit.
Dank seinen Verdiensten und denen seiner würdigen Kampfgenossen, Kapitän Jacques und Descamps, herrscht heute fast rings um den Tanganjika Ruhe, Friede und Ordnung; die armen Schwarzen haben wieder Mut gefasst und widmen sich jetzt mit Eifer dem Landbau und dem primitiven landesüblichen Kleingewerbe.
Unter der Sonne des Friedens haben sich seither auch die Missionen sowohl auf der belgischen (westlichen) wie deutschen (östlichen) Seeseite immer günstiger entwickelt.
Kapitän Joubert hat nach Abschluss der Kämpfe Afrika zu seiner zweiten Heimat erwählt, sich in St. Louis am Mrumbi auf den westlichen Uferhöhen des schönen Tanganjika bleibend niedergelassen, und um ein festeres Band mit seinen lieben Schwarzen zu knüpfen, sich in christlicher Ehe mit einer Tochter ihres Stammes verbunden.
Hier lebt er einfach und nüchtern wie ein Spartiate, von allen Negern weit und breit als ein Vater geliebt und verehrt. Ein Wort aus seinem Mund entscheidet alle ihre Streitfragen, und der Einfluss seines ernsten, tiefchristlichen Wesens gestaltet sein Leben unter den Neubekehrten zu einer wahren Kulturmission. So fasst er es auch auf.
Die Liebe und Begeisterung der Neger zeigte sich in recht schönem Licht, als Gott ihm kürzlich zu seinem dreijährigen Töchterlein Louisa einen Sohn schenkte. Natürlich musste er Pio heißen, zu Ehren des großen Papstes, für welchen der ehemalige Zuave einst gefochten.
Von allen Seiten strömten die Neger herbei zu der feierlichen Taufe, die der Apostol. Vikar, der hochwürdigste Herr Roelens, selbst vornahm. Die Schwarzen jubelten, da sie nun, wie sie sagten, einen „kleinen Kapitän“ besäßen.
Wie wohl tut dieses Bild gegenüber jenen Rittern von der traurigen Gestalt, die ihre Kulturaufgabe unter den Schwarzen durch despotische Tyrannenlaunen zu erfüllen meinen!
(Aus: die katholischen
Missionen, 1896)
Dienstag, 26. Juni 2012
Firmung einer 130-jährigen auf den Seychellen
Msgr. Symphorien Mouard, Ord. Cap. (heute OFM Cap., Kapuziner), ist in Port-Victoria feierlich empfangen worden. Eine ganz besondere Überraschung bereitete ihm der Gruß einer Familie, wie es wohl auf der ganzen Welt keine ähnliche gibt.
Auf der kleinen Insel Therese leben eine Greisin von 130 Jahren und ihr jüngster Sohn von 95 Jahren.
Eine große Zahl Kinder, Enkel, Urenkel und Ururenkel kamen nun mit ihrer alten „Mutter“ in die Kirche und empfingen von der Hand des neuen Apostolischen Vikars das Sakrament der Firmung.
(Aus: die katholischen Missionen, 1883)
Ein echter afrikanischer Freiheitskämpfer gegen muslimische Sklavenjäger
Sklavenjagd in Nyangwe |
Bei Besprechung der Missionsstation Mpala in einem Bericht Msgr. Bridoux‘ geschah auch des wackeren Herrn Hauptmann Joubert ehrenvolle Erwähnung. Über dessen Persönlichkeit bringen wir folgendes in Erfahrung: In der Bretagne geboren, diente Joubert seinerzeit als päpstlicher Zuave und zeichnete sich in dieser Stellung durch seine Pflichtreue und Tapferkeit aus. 1860 wurde er bei Castelfidardo verwundet, nahm aber auch an den weiteren Kämpfen teil und focht am 20. September 1870 in nächster Nähe der Porta Salara.
Nach dem unglücklichen Fall Roms finden wir ihn wieder in Frankreich, wo er unter General de Charette den Loire-Feldzug mitmachte. Ein Angebot, mit seinem bei den päpstlichen Truppen erworbenen Rang als Hauptmann in der französischen Armee zu verbleiben, schlug er aus, um stets dem Heiligen Vater auf dessen Wink zur Verfügung zu stehen; er zog sich in sein heimatliches Dorf zurück und lebte da als einfacher Landmann bis 1880.
Seitdem weilt er, von einer kurzen, durch das ungesunde Klima ihm aufgenötigten Rückkehr nach Europa abgesehen, in Zentralafrika als Schützer der katholischen Missionäre gegen feindliche Stämme, besonders gegen Sklavenräuber.
In den letzten fünf Jahren war er in Mpala, einem Posten, der 1883 von Hauptmann Stroms auf Kosten der Internationalen Afrikagesellschaft gegründet und im Jahre 1885, da der unabhängige Kongostaat bis auf weiteres seine Stationen am Tanganjika verließ, den Weißen Vätern überlassen wurde.
Damals, als die katholischen Missionäre von Mpala Besitz ergriffen, war die Ruhe im Land noch keineswegs gesichert. Noch vor kurzem hatte Storms einen Angriff aufständischer Stämme mit bewaffneter Hand zurückschlagen müssen, und als Sklavenhändler in der Nähe hörten, die europäischen Soldaten seien abgezogen, nur Männer des Gebetes wohnen noch daselbst, glaubten sie sich alles erlauben zu dürfen.
Ein von der Mission abhängiges Dorf wurde überfallen, die Einwohnerschaft entführt; doch gelang es den der Mission zugetanen Negern, die Tat zu rächen, den Feind zu schlagen, zu plündern und über den See zurückzujagen.
Die Einfalle wiederholten sich, und die Neger sagten zu den Patres: „ Schützt uns gegen die Araber, dann wollen wir eure Kinder sein.“ Auf diese Nachricht hin entbot Kardinal Lavigerie Joubert, der zu seiner Verfügung stand, an Ort und Stelle und betraute ihn mit dem Kommando und der äußeren Verwaltung der Station.
Joubert versah die jungen Leute des Waisenhauses mit Waffen, in deren Gebrauch er sie einführte, und war nun stark genug, bei einer bald erneuerten Menschenjagd den Räubern ihre ganze Beute abzujagen und sie zu schlagen, wobei ihr Anführer Kipili den Tod fand.
Er war im Stande, im Dezember 1887 einen befreundeten Häuptling gegen die Horden Rutukus zu schützen und letzterem noch in Mpala selbst eine Schlappe beizubringen, bei welcher dieser drei Pirogen in den Händen des Siegers ließ. Es gelang ihm, 1887 Mohammedi seine Gefangenen abzunehmen und noch im Januar 1890 aus der Hand Kateles zu befreien.
Gewiss fällt es Joubert nicht bei, am ganzen Tanganjika-See den Sklavenhandel abschaffen zu wollen; denn zu einem solchen Unternehmen stehen seine Mittel in keinem Verhältnis. Aber er kann nicht dulden, dass man regelmäßig und unter seinen Augen Leute in die Sklaverei schleppe, die sich unter den Schutz der Missionäre gestellt haben.
Auch in Tagen des Friedens fehlt es dem Mann nicht an Beschäftigung; er hat Streitigkeiten zu schlichten, Störenfriede zur Verantwortung zu ziehen usw. Außer dem Kriegs- und Justizwesen liegen ihm die öffentlichen Arbeiten und der Ackerbau ob; er baut Häuser, er sät und erntet auf den Feldern.
Seine Tätigkeit vermittelt vielen in diesem Land des Fluchs Gottes Segen, indem sich Scharen von den Sklavenhändlern Bedrohter in die Nähe von Mpala flüchten und hier bei den Missionären den wahren Weg zum Himmel kennenlernen. — Ihn betrachten die Sklavenhändler als Erbfeind. Mit Beginn des Jahres 1890 begannen sie von neuem ihre Feindseligkeiten wider ihn und führten sie Ende Mai mit solcher Heftigkeit, dass Joubert gewiss seinen Gegnern unterlegen wäre, hätte nicht am 4. Juni, da sich eben ein Gefecht entspinnen sollte, ein plötzlicher Sturm deren Schiffe teils an Felsen zerschellt, teils zum Rückzug gezwungen.
Der christliche Hauptmann verfügt nur noch über 100 brauchbare Gewehre und wenig Schießbedarf. Es hat sich jetzt in Belgien ein Komitee gebildet, das sich zur Aufgabe gesetzt hat, Hauptmann Jouberts Munition in gutem Stand zu erhalten.
Möge auch der Himmel dem schönen Werk des alten Zuaven weiter wie bisher seinen Schutz und Segen zum Nutzen der Mission bewahren!
(Aus: die katholischen Missionen, 1891)
Samstag, 23. Juni 2012
Alles für ihre lieben Chinesen
St. Franziskus-Kathedrale in Xi'an (Quelle) |
Eine Schwester aus dem Pensionat von Sacre Coeur in Talca (südlich von Santiago, Chile) berichtet folgenden erbaulichen Zug über ein altes Mütterchen, das dem dortigen Verein der Glaubensverbreitung als eifriges Mitglied angehörte.
Da die gute Alte fast völlig erblindet und sehr und gebrechlich geworden war, meinte sie, das Jahr 1889 werde wohl ihr letztes sein. Es galt also, dasselbe noch gut zu benützen.
Was tut mein Mütterchen? Sie macht sich auf ihre alten, schwachen Beine und beginnt einen Rundgang in den umliegenden Dörfern, um für ihr teures Werk der Glaubensverbreitung und des Kindheit-Jesu-Vereins noch möglichst viele Almosen zu sammeln.
Bei ihrer Rückkehr brachte sie der Schwester den Ertrag — es waren volle 100 Franken— und erzählte ihre Erlebnisse. „Liebe, ehrwürdige Mutter, ich habe viel ausgestanden; ich bin eben schon so alt und gebrechlich. Ich habe während einer Nacht auf der bloßen Erde geschlafen und habe mehrere Tage nichts gehabt als einige harte Brotkrusten.
Mehrmals konnte ich kaum mehr voran; dann aber habe ich an meine lieben Chinesen gedacht, und das gab mir wieder Mut und Kraft.“
Auf die Frage, warum sie denn nicht einige Stücke von dem erbettelten Geld genommen hat, um sich wenigstens das Allernotwendigste zu kaufen, erwiderte sie: „Wie konnte ich, meine Mutter, so vermessen und gewissenlos sein, von dem Geld meiner lieben Chinesen zu stehlen, da ich ja alle Reichtümer nur besitzen möchte, um sie ihnen zu schenken!“
(Aus: die katholischen
Missionen, 1890)
Donnerstag, 21. Juni 2012
Eifer der chinesischen Christen
Mehrere, durch ihre Frömmigkeit ausgezeichnete Personen haben durch ihr Leben wie durch ihren Tod ein mehr als gewöhnlich erhebendes Beispiel gegeben. Ich will nur folgenden Zug von einer jungen Mutter anführen: Als diese Frau auf dem Todesbett lag, rief sie unseren Heiland und die heilige Jungfrau mit einer so ergreifenden Frömmigkeit an, dass selbst die umstehenden Heiden sich der Tränen nicht erwehren konnten.
In einer Hand den Rosenkranz, in der anderen ihr Gebetsbuch, betete sie; da auf einmal hält sie, wie in Gedanken verloren, einen Augenblick inne, ruft den Umstehenden zu: „Betet, betet! Seht da die heilige Jungfrau, welche mich zum Scheiden einlädt.“
Damit begann sie das Salve Regina (Sei gegrüßt, o Königin), machte eine Bewegung, um sich zu erheben, und gab den Geist auf.
— Ein Missionär wurde durch den Eifer, den ein altes Ehepaar von Achtzigjährigen für den Empfang der heiligen Sakramente an den Tag legte, sehr erbaut.
Diese beiden alten Leutchen, welche lange Zeit nicht mehr die Gelegenheit gehabt hatten, sich dem Tisch des Herrn zu nahen, unternahmen eine zweitägige Fußreise, um zu beichten und zu kommunizieren.
— Noch ein letztes Beispiel! Ein gutes altes Mütterchen von mehr als 60 Jahren, welches nur Mühsam sein tägliches Brot verdient, legt schon lange Zeit für die Anschaffung eines neuen Tabernakels in der Dorfkirche einige Sapeken zurück.
Sie denkt eben, man werde dann während der Tage, an denen der Missionar anwesend sei, an Sonn- und Festtagen das heilige Sakrament aufbewahren können, und diese gute Seele, welche den Wert einer solchen Gnade zu schätzen weiß, hofft den Trost zu haben, hingehen und den göttlichen Heiland anbeten zu können.
(aus: die katholischen
Missionen, 1886)
Das gefahrvolle Missionsleben im Nordwesten Kanadas
Welchen Gefahren die
Missionäre sich im Nordwesten Kanadas aussetzen müssen, kann man den folgenden
Zeilen des hochwürdigsten Bischofs von St. Albert entnehmen: „Zwei meiner
Priester wurden im Laufe des letzten Jahres von den Indianern erschlagen, weil
sie dem Aufstand derselben entgegentraten. Ebenfalls im letzten Jahr ertranken
zwei Priester, als sie auf einer apostolischen Reise über die Eisdecke eines
Sees setzen wollten. Sie brachen zusammen mit dem Hundeschlitten ein und gingen
zu Grunde.
Ein anderer Priester ertrank, weil der leichte Kahn umschlug; er wollte einen Indianerknaben, der sein Führer war, retten, und beide versanken in den Wellen. Drei Priester erfroren während eines Schneegestöbers auf der Prärie.
Vier andere, welche im Lager Poundmakers (ein Indianerhäuptling) gefangen gehalten wurden, haben ebenfalls entsetzlich vom Frost gelitten, doch sind sie mit dem Leben davongekommen. Alle müssen furchtbare Strapazen bestehen, wenn sie den Indianerlagern folgen, und doch ist das der einzige Weg, bleibend Gutes unter diesem Volke zu wirken.
Der Missionär muss mit den Indianern die schlechte Nahrung teilen und mit ihnen hungern. Sie haben kaum etwas anderes als getrocknete Fische ohne Salz; aber der Hunger ist der beste Koch.“
Ein anderer Priester ertrank, weil der leichte Kahn umschlug; er wollte einen Indianerknaben, der sein Führer war, retten, und beide versanken in den Wellen. Drei Priester erfroren während eines Schneegestöbers auf der Prärie.
Vier andere, welche im Lager Poundmakers (ein Indianerhäuptling) gefangen gehalten wurden, haben ebenfalls entsetzlich vom Frost gelitten, doch sind sie mit dem Leben davongekommen. Alle müssen furchtbare Strapazen bestehen, wenn sie den Indianerlagern folgen, und doch ist das der einzige Weg, bleibend Gutes unter diesem Volke zu wirken.
Der Missionär muss mit den Indianern die schlechte Nahrung teilen und mit ihnen hungern. Sie haben kaum etwas anderes als getrocknete Fische ohne Salz; aber der Hunger ist der beste Koch.“
(Aus: die katholischen
Missionen, 1886)
Mittwoch, 20. Juni 2012
Wallfahrt zum Haus der Muttergottes in Ephesus
Das Haus der Muttergottes bei Ephesus |
Auf den Bergen südlich
von Ephesus in Kleinasien, gegenüber der Insel Samos, ist seit sechs Jahren ein
altes Heiligtum der lieben Mutter Gottes wiedergefunden worden. Es ist das
kleine Häuslein von Panagia-Kapuli, d.h. die Pforte Unserer Lieben Frau. Wie
schon der Name anzeigt, wird es als die ehemalige Wohnung der hehren
Gottesmutter betrachtet, die mit dem heiligen Apostel Johannes nach der
Himmelfahrt des Herrn sich in diese einsamen anmutigen Berge zurückzog und dort
ihr Leben in Betrachtung der Geheimnisse des Leidens ihres Sohnes und der Liebe
seines göttlichen Herzens verbrachte.
Die erste Veranlassung zu der bedeutsamen Entdeckung gab die Beschreibung von dem Hause und der Gegend, welche in dem „Leben Mariä nach den Gesichten der gottseligen Anna Katharina Emmerich“ gegeben wird.
Seither ist nun schon wiederholt ein sehr zahlreicher Pilgerzug unter Führung des hochw. Herrn Erzbischofs Andreas Polykarp Timoni von Smyrna (heute Izmir) nach jenem alten Heiligtum gewallfahrtet. Das erste Mal waren für die Pilger etwa 600 Plätze in der Eisenbahn belegt worden, mit welcher sie bis Ephesus fahren mussten.
Als man aber am Morgen des bestimmten Tages sich versammelte, da waren nicht bloß 600, sondern die dreifache Zahl, 1800 Pilger, erschienen. Mit einiger Mühe gelang es, auch für diese große Schar Platz zu schaffen.
Am letzten Pilgerzug im vergangenen Mai nahmen mindestens 2000 Wallfahrer teil. Von Ephesus ging es zu Fuß auf dem neu angelegten Pfad zu dem armen Häuslein auf dem Bulbul-Dagh oder Nachtigallenberg. Der hochwürdigste Oberhirte war wie früher an der Spitze des frommen Zuges. Voll Andacht wohnten alle der heiligen Messe bei, die in der kleinen unscheinbaren Wohnung gefeiert wurde; nur wenige konnten innerhalb der vier engen, dachlosen Mauern selbst Platz finden.
Zu diesen wenigen gehörte aber einer, für den dieser Wallfahrtstag der glücklichste seines Lebens werden sollte. Es war ein hochgestellter Herr aus der nahen Stadt, der schon 30 Jahre nicht mehr die heiligen Sakramente empfangen hatte und nur seiner Frau zu lieb und von Neugier getrieben mitgegangen war.
Beim Eintritt in das armselige Häuslein traf ein Strahl der Gnade das arme Herz. Das Eis war gebrochen, auf einmal alles in ihm geändert. Er bekehrte sich vollständig und hat seither schon zweimal wieder in der armen Wohnung Mariä die heiligen Sakramente empfangen.
Denn „wenn ich wieder Katholik bin, dann will es auch ganz sein“, hatte er gesagt.
So wirkt Maria, die liebe Gottesmutter, auch hier im Türkenland wie überall zum Heil der Seelen.
Die erste Veranlassung zu der bedeutsamen Entdeckung gab die Beschreibung von dem Hause und der Gegend, welche in dem „Leben Mariä nach den Gesichten der gottseligen Anna Katharina Emmerich“ gegeben wird.
Seither ist nun schon wiederholt ein sehr zahlreicher Pilgerzug unter Führung des hochw. Herrn Erzbischofs Andreas Polykarp Timoni von Smyrna (heute Izmir) nach jenem alten Heiligtum gewallfahrtet. Das erste Mal waren für die Pilger etwa 600 Plätze in der Eisenbahn belegt worden, mit welcher sie bis Ephesus fahren mussten.
Als man aber am Morgen des bestimmten Tages sich versammelte, da waren nicht bloß 600, sondern die dreifache Zahl, 1800 Pilger, erschienen. Mit einiger Mühe gelang es, auch für diese große Schar Platz zu schaffen.
Am letzten Pilgerzug im vergangenen Mai nahmen mindestens 2000 Wallfahrer teil. Von Ephesus ging es zu Fuß auf dem neu angelegten Pfad zu dem armen Häuslein auf dem Bulbul-Dagh oder Nachtigallenberg. Der hochwürdigste Oberhirte war wie früher an der Spitze des frommen Zuges. Voll Andacht wohnten alle der heiligen Messe bei, die in der kleinen unscheinbaren Wohnung gefeiert wurde; nur wenige konnten innerhalb der vier engen, dachlosen Mauern selbst Platz finden.
Zu diesen wenigen gehörte aber einer, für den dieser Wallfahrtstag der glücklichste seines Lebens werden sollte. Es war ein hochgestellter Herr aus der nahen Stadt, der schon 30 Jahre nicht mehr die heiligen Sakramente empfangen hatte und nur seiner Frau zu lieb und von Neugier getrieben mitgegangen war.
Beim Eintritt in das armselige Häuslein traf ein Strahl der Gnade das arme Herz. Das Eis war gebrochen, auf einmal alles in ihm geändert. Er bekehrte sich vollständig und hat seither schon zweimal wieder in der armen Wohnung Mariä die heiligen Sakramente empfangen.
Denn „wenn ich wieder Katholik bin, dann will es auch ganz sein“, hatte er gesagt.
So wirkt Maria, die liebe Gottesmutter, auch hier im Türkenland wie überall zum Heil der Seelen.
(Aus: die katholischen Missionen,
1897)
Dienstag, 19. Juni 2012
Die merkwürdigen Blüten des Fremdenhasses im chinesischen Kaiserreich
Japanische Zeichnung einer Schlacht im japanisch-chinesischen Krieg (1895) |
Zu welchen Ungereimtheiten der Aberglauben und der Fremdenhass unserer bezopften Freunde im fernen Osten führt, dafür liefert der folgende Zug, den wir dem Brief eines Missionärs entnehmen, einen wunderlichen Beitrag.
Es war während des japanisch-chinesischen Krieges. In Kantantsi (Kiangnan) wurde gerade Markttag gehalten und die Straßen und Plätze waren sehr belebt. Da erscheint der öffentliche Ausrufer, um das Volk mit einem neuen, wie es hieß kaiserlichen Erlass bekannt zu machen.
Artikel 1. Der Kaiser gebiete, dass alle Ziegen (chinesisch „yang“) im Lande ausgerottet würden. Warum? Weil die Japaner deren Häute aufkauften und damit ihren Waffenröcke unverletzbar machten. Überdies habe der Kaiser im Traum eine Ziege gesehen, die mit ihren Hörnern den kaiserlichen Palast umstürze, und er habe deshalb sofort Befehl gegeben, die bösartigen Horntiere auszurotten.
Artikel 2. Auch das Schriftzeichen für Ziege und noch mehr der Wortlaut dafür müsse verschwinden und deshalb müssten alle, die bisher Yang geheißen haben, sich ab jetzt Muh nennen.
Artikel 3 verbot aufs strengste, europäische Waren zu kaufen oder zu verkaufen. Das Volk zog den weiteren Schluss, dass folgerichtig in Zukunft auch die Yang-tsien (Silbermünzen) verpönt seien, und die Wechsler wurden überlaufen, da alle ihre verfehmten Yang-tsien los sein wollten, deren Wert bedenklich zu sinken begann.
Die Geldmänner machten gute Geschäfte und gingen 300-400 Lys in die Runde, um den Leuten ihre Carolins abzunehmen.
Die armen Ziegen hatten schlimme Tage; für 100 Sapeken ( 6 Pfennig) waren leicht drei Stück zu erhalten. Selbstverständlich war das ganze kaiserliche Dekret eine reine Erfindung der Mandarine, um auf diese lächerliche Art den Hass gegen die Fremden (yang-jen), die gleichfalls den verpönten Namen tragen, zu schüren. Das Kunststück, durch dergleichen Worte agitatorisch zu wirken, ist in China nichts Neues.
Im Anschluss an das Gesagte dürfte es unsere Leser interessieren, mit welchen offiziellen Namen die Chinesen in ihrer blumenreichen Sprache die europäischen Nationen bezeichnen. England heißt Ying-kwo, d.h. blühendes Land, Frankreich = Fa-kwo, d.h. Land der Gesetze, Deutschland = Te-kwo, d.h. Land der Tugend, Italien = I-kwo, d.h. Land der Gerechtigkeit.
(Aus: die katholischen
Missionen, 1897)
Sonntag, 17. Juni 2012
Eine ungewöhnliche letzte Beichte
Eine rührend ergreifende Szene berichtet ein Missionär aus dem Apostol. Vikariat Saskatchewan, der hochw. Herr Bonnald O.M.I.:
„Im letzten Winter herrschten unter den Indianern Hungersnot und ansteckende Krankheiten. Bei einem Besuch traf ich auf elf Leichen, die erstarrt und durch eine Kälte von -40° eisgefroren auf ihrer Matte lagen. Als ich mich ihren irdischen Hüllen näherte, um zu beten, sah ich zu meiner Verwunderung, dass jede Leiche ein zusammengefaltetes Blatt aus einem Stück Birkenrinde, dem Schreibpapier in diesem Nordland, in ihrer Hand hielt.
Einen Augenblick schoss ein schrecklicher Verdacht durch meine Seele: „Ach,“ dachte ich schmerzbewegt, „welch trauriger Aberglaube!“ Ich nahm das Blatt, es trug oben die Worte, „bloß unser Vater darf die folgenden Zeilen lesen.“
Es war ihre Beichte. Die armen Leute hatten, als sie den Tod herannahen fühlten und ihre Sünden nicht beichten konnten, dieselben dem Blättchen anvertraut.
Wie hatten sie dies getan? Hatten sie selbst mit sterbensmüder Hand diese Buchstaben gekritzelt oder einen Vertrauensmann dazu gebraucht? Ich weiß es nicht.
Sämtliche Blätter schlossen mit einer fast gleichlautenden Bestimmung: „Ich bitte dich, mein Vater, einmal die heilige Messe für meine Seelenruhe zu lesen. Ich lasse dir zum Entgelt für diesen Dienst…ein Biberfell…ein Marderfell…meine schöne Axt zurück.“
Als ich dieses letzte Zeugnis las, da entrang sich ein Schmerzensseufzer meiner Brust, und Tränen stiegen mir in die Augen.
O diese lieben großen Kinder! Sie hatten von mir gehört, dass beim Mangel eines Priesters die vollkommene Reue, verbunden mit dem Verlangen, das Sakrament zu empfangen, die Nachlassung der Sünden bewirke, und sie wollten vor Gott, ihrem Gewissen und ihrem Vater schriftlich bezeugen, dass sie in dieser Gesinnung gestorben seien.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1899)
„Im letzten Winter herrschten unter den Indianern Hungersnot und ansteckende Krankheiten. Bei einem Besuch traf ich auf elf Leichen, die erstarrt und durch eine Kälte von -40° eisgefroren auf ihrer Matte lagen. Als ich mich ihren irdischen Hüllen näherte, um zu beten, sah ich zu meiner Verwunderung, dass jede Leiche ein zusammengefaltetes Blatt aus einem Stück Birkenrinde, dem Schreibpapier in diesem Nordland, in ihrer Hand hielt.
Einen Augenblick schoss ein schrecklicher Verdacht durch meine Seele: „Ach,“ dachte ich schmerzbewegt, „welch trauriger Aberglaube!“ Ich nahm das Blatt, es trug oben die Worte, „bloß unser Vater darf die folgenden Zeilen lesen.“
Es war ihre Beichte. Die armen Leute hatten, als sie den Tod herannahen fühlten und ihre Sünden nicht beichten konnten, dieselben dem Blättchen anvertraut.
Wie hatten sie dies getan? Hatten sie selbst mit sterbensmüder Hand diese Buchstaben gekritzelt oder einen Vertrauensmann dazu gebraucht? Ich weiß es nicht.
Sämtliche Blätter schlossen mit einer fast gleichlautenden Bestimmung: „Ich bitte dich, mein Vater, einmal die heilige Messe für meine Seelenruhe zu lesen. Ich lasse dir zum Entgelt für diesen Dienst…ein Biberfell…ein Marderfell…meine schöne Axt zurück.“
Als ich dieses letzte Zeugnis las, da entrang sich ein Schmerzensseufzer meiner Brust, und Tränen stiegen mir in die Augen.
O diese lieben großen Kinder! Sie hatten von mir gehört, dass beim Mangel eines Priesters die vollkommene Reue, verbunden mit dem Verlangen, das Sakrament zu empfangen, die Nachlassung der Sünden bewirke, und sie wollten vor Gott, ihrem Gewissen und ihrem Vater schriftlich bezeugen, dass sie in dieser Gesinnung gestorben seien.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1899)
Samstag, 9. Juni 2012
Der Heldenmut eines japanischen Mädchens
Im Waisenhaus von Tainoura (Goto-Inseln, Japan) befand sich ein Mädchen Namens Maria o Hatsu aus dem Dörflein Akoghi. Da es der Missionär für alt genug hielt, um sein Brot zu verdienen und sich selber durchs Leben zu helfen, schickte er es in seine Heimat.
Aber hier wartete seiner ein wahres Martyrium.
Maria hatte die härtesten Prüfungen durchzumachen. Sie stand zu Hause unter einem Fremden, der ihre jüngere Schwester geheiratet hatte und um jeden Preis sie zum Abfall vom Glauben zu bewegen versuchte.
Da Schläge und Misshandlungen ihre Wirkung nicht taten, nahm man ihr den Rosenkranz, das Skapulier, die Medaillen ab und untersagte ihr das Gebet sowie jedes Werk der Frömmigkeit.
Ja, man wies sie aus dem Haus in eine elende, allem Unwetter offene Hütte, wo sie auf einer halbverfaulten Strohmatte schlief und zweimal im Tag von ihrer ebenso grausamen Schwester zwei oder drei Kartoffeln ohne jede Zutat hingeworfen bekam; bis Mittag kümmerte sich kein Mensch um sie.
Doch blieb sie unerschütterlich fest und verbrachte in ihrem Gefängnis den ganzen Winter ohne Feuer, ohne warme Kleider, ohne eine Decke für die Nacht, fast sterbend vor Hunger und Frost. Jeder Verkehr mit Christen war ihr verboten. Obwohl ganz in der Nähe eine Kapelle war, durfte sie nie dahin.
Eines Abends jedoch, als der Missionär in Akoghi Gottesdienst gehalten hatte und eben Anstalten traf für seine Abreise, kam unerwartet die kleine Maria zu ihm. Sie hatte um Erlaubnis gefragt, den Pater zum wenigsten begrüßen, sowie beichten und die Messe hören zu dürfen; doch schlug man die Bitte ab.
Da schlich sie abends, im Glauben, alles schlafe im Hause des Schwagers, fort und schlug den Weg gegen Midzunoura ein. Aber bald sah sie, wie jemand mit einer Laterne auf ihre Hütte zuschritt; eine wohlbekannte Stimme rief sie beim Namen und fügte schreckliche Drohungen bei. Maria stand still — der Gedanke an die Schläge, die sie zu erwarten hatte, falls sie nicht gleich umkehrte, benahm ihr für einen Augenblick den Mut. Aber der Missionär war so nahe, sie hatte die heiligen Sakramente so lange entbehren müssen; welches Glück, wieder einmal, sei es auch nur für ein paar Minuten, mit den versammelten Christen zu beten!
Sie überwand die Furcht und setzte ihren Weg fort. Sie wagte jedoch nicht, bis am Morgen zu bleiben, sondern ging, nachdem der Pater ihre Beichte gehört und sie getröstet und ermutigt hatte, ihn ihr Gefängnis zurück, wo schon ihr Schwager sie erwartete. Dieser warf sie zu Boden, trat sie mit Füßen und schlug sie so schrecklich, dass sie acht Tage lang kein Glied rühren konnte. — Infolge dieser Misshandlung beschloss der Missionär, sie in das Haus der heiligen Kindheit wieder aufzunehmen.
Nach Tainoura zurückgekehrt, weinte sie vor Freuden, und jeden Tag dankt sie dem lieben Gott, der sie in ihren Leiden bestehen und im Haus der heiligen Kindheit den Himmel auf Erden finden ließ.
Aber hier wartete seiner ein wahres Martyrium.
Maria hatte die härtesten Prüfungen durchzumachen. Sie stand zu Hause unter einem Fremden, der ihre jüngere Schwester geheiratet hatte und um jeden Preis sie zum Abfall vom Glauben zu bewegen versuchte.
Da Schläge und Misshandlungen ihre Wirkung nicht taten, nahm man ihr den Rosenkranz, das Skapulier, die Medaillen ab und untersagte ihr das Gebet sowie jedes Werk der Frömmigkeit.
Ja, man wies sie aus dem Haus in eine elende, allem Unwetter offene Hütte, wo sie auf einer halbverfaulten Strohmatte schlief und zweimal im Tag von ihrer ebenso grausamen Schwester zwei oder drei Kartoffeln ohne jede Zutat hingeworfen bekam; bis Mittag kümmerte sich kein Mensch um sie.
Doch blieb sie unerschütterlich fest und verbrachte in ihrem Gefängnis den ganzen Winter ohne Feuer, ohne warme Kleider, ohne eine Decke für die Nacht, fast sterbend vor Hunger und Frost. Jeder Verkehr mit Christen war ihr verboten. Obwohl ganz in der Nähe eine Kapelle war, durfte sie nie dahin.
Eines Abends jedoch, als der Missionär in Akoghi Gottesdienst gehalten hatte und eben Anstalten traf für seine Abreise, kam unerwartet die kleine Maria zu ihm. Sie hatte um Erlaubnis gefragt, den Pater zum wenigsten begrüßen, sowie beichten und die Messe hören zu dürfen; doch schlug man die Bitte ab.
Da schlich sie abends, im Glauben, alles schlafe im Hause des Schwagers, fort und schlug den Weg gegen Midzunoura ein. Aber bald sah sie, wie jemand mit einer Laterne auf ihre Hütte zuschritt; eine wohlbekannte Stimme rief sie beim Namen und fügte schreckliche Drohungen bei. Maria stand still — der Gedanke an die Schläge, die sie zu erwarten hatte, falls sie nicht gleich umkehrte, benahm ihr für einen Augenblick den Mut. Aber der Missionär war so nahe, sie hatte die heiligen Sakramente so lange entbehren müssen; welches Glück, wieder einmal, sei es auch nur für ein paar Minuten, mit den versammelten Christen zu beten!
Sie überwand die Furcht und setzte ihren Weg fort. Sie wagte jedoch nicht, bis am Morgen zu bleiben, sondern ging, nachdem der Pater ihre Beichte gehört und sie getröstet und ermutigt hatte, ihn ihr Gefängnis zurück, wo schon ihr Schwager sie erwartete. Dieser warf sie zu Boden, trat sie mit Füßen und schlug sie so schrecklich, dass sie acht Tage lang kein Glied rühren konnte. — Infolge dieser Misshandlung beschloss der Missionär, sie in das Haus der heiligen Kindheit wieder aufzunehmen.
Nach Tainoura zurückgekehrt, weinte sie vor Freuden, und jeden Tag dankt sie dem lieben Gott, der sie in ihren Leiden bestehen und im Haus der heiligen Kindheit den Himmel auf Erden finden ließ.
(Aus: die katholischen
Missionen, 1891)
Freitag, 8. Juni 2012
Tibet: Auftragsmord durch buddhistische "Mönche"
Wie wir bereits berichtet haben, wurde der hochw. Herr Brieux, Missionär von Tibet, am 8. September von einer Schar Eingeborener überfallen und ermordet. Schon bei unserer ersten Mitteilung bemerkten wir, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um einen einfachen Raubmord handle.
Neue Nachrichten scheinen außer Zweifel zu stellen, dass der junge Apostel als ein Opfer seines heiligen Glaubens gefallen ist, und dass die Mörder nur die bezahlten Werkzeuge der Lamas (götzendienerische Priester) waren.
Zugleich mit einem Brief des Apostol. Vikar von Tibet, Msgr. Biots, vom 7. Oktober 1881 können wir heute das Porträt des ermordeten Missionärs geben:
„Heute bin ich in der Lage, Ihnen näheres über den Tod unseres lieben Herrn Brieux mitteilen zu können. In meinem letzten Brief sprach ich bereits die Vermutung aus, dass der Vorfall wahrscheinlich mit den früheren Drohungen der Lamas zusammenhänge; heute ist dieser Zusammenhang außer Zweifel gestellt.
Es ist mir ganz klar, dass unser teurer Mitbruder nur dem Glaubenshasse der Lamas zu Opfer gefallen und demnach um seines Glaubens willen gestorben ist. Die Lamas haben uns den Untergang geschworen, nicht etwa weil wir Fremde sind, sondern weil wir eine andere Religion als die ihre predigen.
Letztes Jahr wurden bereits mehrere Verordnungen gegen uns erlassen. Herrn Brieuxs Tod ist eine Folge derselben. Ich will Ihnen kurz die Gründe meiner Behauptung aufzählen:
1. Jedes Jahr versenden wir von Ta-tsie-lu aus auf Maultieren die nötigen Vorräte nach den verschiedenen Posten des Vikariates. Gewöhnlich geschah das Ende August. Vierzehn Tage vor der letzten Sendung sagte nun ein Wegaufseher zu Herrn Giraudeau: „Das nächste Mal wollen wir dann sehen, wie die Räuber mit euch fertig werden.“
2. Herr Brieux wurde an einer Stelle getötet, wo die Tibetaner von San-ngay sich wegen der Nähe von Bathang nie zeigten.
3. Unser Missionär hatte sein Zelt an einem ganz verdeckten und verborgenen Ort aufgeschlagen; auch geschah der Angriff nicht am Abend, sondern mitten in der Nacht – und doch stürzten sich die Räuber sofort ohne alle Unsicherheit auf ihn.
Es musste also ein Verräter von Bathang aus dem Zuge gefolgt sein, Herr Brieux und den Ort seines Zeltes ausgespäht und den Räubern die nötigen Weisungen gegeben haben.
4. Auch kennen wir hinlänglich die Gewohnheiten der Räuber von Sang-ngay. Gewöhnlich begnügen sie sich mit der Beute; sehr selten töten sie die Beraubten.
Und doch haben sie sich diesmal ganz gegen ihre Gewohnheit sofort über Herrn Brieux hergemacht, während sie die beiden Tibetaner ganz in Ruhe ließen, dem chinesischen Begleiter nur den Haarzopf abschnitten.
Herr Brieux wurde mitten im Schlaf überrascht. Ein ganzer Hagel von Steinwürfen schreckte ihn auf; dann hieben die Unholde mit ihren Säbeln so lange auf ihn ein, bis er seinen Geist aufgab. Offenbar hatten sie den gemessenen Befehl, den Missionär umzubringen.
5. Doch den Hauptbeweis, der keinen Zweifel mehr aufkommen lässt, haben wir noch gar nicht angeführt.
Sonst pflegen die Räuber nach einem ähnlichen Raubzug sofort die Flucht zu ergreifen. So schnell als möglich versuchen sie aus der Nähe von Bathang zu kommen und setzen deshalb, um den Verfolgungen der Mandarine zu entgehen, gleich über den Fluss.
Diesmal kamen mehrere der Mörder ganz sorglos wieder nach Bathang, zogen sich in die Lamaserei zurück, um von da aus den Maßnahmen der chinesischen Mandarine ruhig entgegenzusehen, ja selbst ihre Helfershelfer davon in Kenntnis zu setzen. Man benachrichtigte hiervon sofort den uns stets wohlgesinnten Mandarin von Ky-the-uen.
Der war auch bald mit seinen Soldaten an Ort und Stelle. Die Lamas, von denen er die Auslieferung der Schuldigen verlangt, antworteten ihm mit einem Steinregen. Der Mandarin zog nun aus einer chinesischen Garnison Verstärkung an sich und wollte die Lamaserei mit Gewalt stürmen.
Doch nun wurde er mit Flintenschüssen empfangen. Drei seiner Soldaten wurden verwundet. Er zog sich daher zurück und berichtete das Vorgefallene an den Vizekönig von Su-tschuen; er bat um weitere Verstärkung und zugleich um die nötigen Vollmachten, um energisch gegen die Aufständischen vorgehen zu können.
Weiter habe ich noch keine Nachrichten; aber aus dem Gesagten geht klar hervor, dass der Mord auf Anstiften der Lamas erfolgt ist.
Die Leiche von Herrn Brieux blieb zwei Tage lang ausgestellt; auch am dritten bemerkte man keinerlei üblen Geruch, überhaupt nicht das geringste Anzeichen von Verwesung, und, was den Heiden ganz besonders auffiel, die Glieder blieben biegsam und gelenkig. Die große Wunde auf der linke Wange hatte den Toten keineswegs entstellt, es schien, als ob er noch lebe.“
Ein früherer Brief teilte bereits einiges über Herrn Brieux mit.
„Sein Tod,“ so schrieb Msgr. Biot, „ist ein schwerer Schlag für unsere arme Mission, die schon sonst so vielen harten Prüfungen unterworfen ist. Wenngleich erst drei Jahre in unserer Mitte Missionär doch manche Probe einer großen Vollkommenheit abgelegt.
Am 7. September, dem Vorabende seines Todes und dem Tage seiner Abreise, empfing er noch das heilige Sakrament der Buße und am Morgen seines Todestages selbst las er noch die heilige Messe.
Es war am Feste Mariä Geburt, wo er sein Leben für Gott und unser liebes armes Tibet opferte. Seine sterblichen Überreste ruhen nunmehr in der Nähe des Missionshauses von Bathang, also in der Erde, die er mit seinem Blute gerötet hat. Möge sein kostbares Blut die Stunde göttlicher Erbarmung über Tibet beschleunigen und uns dessen volle Bekehrung erflehen.
Neue Nachrichten scheinen außer Zweifel zu stellen, dass der junge Apostel als ein Opfer seines heiligen Glaubens gefallen ist, und dass die Mörder nur die bezahlten Werkzeuge der Lamas (götzendienerische Priester) waren.
Zugleich mit einem Brief des Apostol. Vikar von Tibet, Msgr. Biots, vom 7. Oktober 1881 können wir heute das Porträt des ermordeten Missionärs geben:
„Heute bin ich in der Lage, Ihnen näheres über den Tod unseres lieben Herrn Brieux mitteilen zu können. In meinem letzten Brief sprach ich bereits die Vermutung aus, dass der Vorfall wahrscheinlich mit den früheren Drohungen der Lamas zusammenhänge; heute ist dieser Zusammenhang außer Zweifel gestellt.
Es ist mir ganz klar, dass unser teurer Mitbruder nur dem Glaubenshasse der Lamas zu Opfer gefallen und demnach um seines Glaubens willen gestorben ist. Die Lamas haben uns den Untergang geschworen, nicht etwa weil wir Fremde sind, sondern weil wir eine andere Religion als die ihre predigen.
Letztes Jahr wurden bereits mehrere Verordnungen gegen uns erlassen. Herrn Brieuxs Tod ist eine Folge derselben. Ich will Ihnen kurz die Gründe meiner Behauptung aufzählen:
1. Jedes Jahr versenden wir von Ta-tsie-lu aus auf Maultieren die nötigen Vorräte nach den verschiedenen Posten des Vikariates. Gewöhnlich geschah das Ende August. Vierzehn Tage vor der letzten Sendung sagte nun ein Wegaufseher zu Herrn Giraudeau: „Das nächste Mal wollen wir dann sehen, wie die Räuber mit euch fertig werden.“
2. Herr Brieux wurde an einer Stelle getötet, wo die Tibetaner von San-ngay sich wegen der Nähe von Bathang nie zeigten.
3. Unser Missionär hatte sein Zelt an einem ganz verdeckten und verborgenen Ort aufgeschlagen; auch geschah der Angriff nicht am Abend, sondern mitten in der Nacht – und doch stürzten sich die Räuber sofort ohne alle Unsicherheit auf ihn.
Es musste also ein Verräter von Bathang aus dem Zuge gefolgt sein, Herr Brieux und den Ort seines Zeltes ausgespäht und den Räubern die nötigen Weisungen gegeben haben.
4. Auch kennen wir hinlänglich die Gewohnheiten der Räuber von Sang-ngay. Gewöhnlich begnügen sie sich mit der Beute; sehr selten töten sie die Beraubten.
Und doch haben sie sich diesmal ganz gegen ihre Gewohnheit sofort über Herrn Brieux hergemacht, während sie die beiden Tibetaner ganz in Ruhe ließen, dem chinesischen Begleiter nur den Haarzopf abschnitten.
Herr Brieux wurde mitten im Schlaf überrascht. Ein ganzer Hagel von Steinwürfen schreckte ihn auf; dann hieben die Unholde mit ihren Säbeln so lange auf ihn ein, bis er seinen Geist aufgab. Offenbar hatten sie den gemessenen Befehl, den Missionär umzubringen.
5. Doch den Hauptbeweis, der keinen Zweifel mehr aufkommen lässt, haben wir noch gar nicht angeführt.
Sonst pflegen die Räuber nach einem ähnlichen Raubzug sofort die Flucht zu ergreifen. So schnell als möglich versuchen sie aus der Nähe von Bathang zu kommen und setzen deshalb, um den Verfolgungen der Mandarine zu entgehen, gleich über den Fluss.
Diesmal kamen mehrere der Mörder ganz sorglos wieder nach Bathang, zogen sich in die Lamaserei zurück, um von da aus den Maßnahmen der chinesischen Mandarine ruhig entgegenzusehen, ja selbst ihre Helfershelfer davon in Kenntnis zu setzen. Man benachrichtigte hiervon sofort den uns stets wohlgesinnten Mandarin von Ky-the-uen.
Der war auch bald mit seinen Soldaten an Ort und Stelle. Die Lamas, von denen er die Auslieferung der Schuldigen verlangt, antworteten ihm mit einem Steinregen. Der Mandarin zog nun aus einer chinesischen Garnison Verstärkung an sich und wollte die Lamaserei mit Gewalt stürmen.
Doch nun wurde er mit Flintenschüssen empfangen. Drei seiner Soldaten wurden verwundet. Er zog sich daher zurück und berichtete das Vorgefallene an den Vizekönig von Su-tschuen; er bat um weitere Verstärkung und zugleich um die nötigen Vollmachten, um energisch gegen die Aufständischen vorgehen zu können.
Weiter habe ich noch keine Nachrichten; aber aus dem Gesagten geht klar hervor, dass der Mord auf Anstiften der Lamas erfolgt ist.
Die Leiche von Herrn Brieux blieb zwei Tage lang ausgestellt; auch am dritten bemerkte man keinerlei üblen Geruch, überhaupt nicht das geringste Anzeichen von Verwesung, und, was den Heiden ganz besonders auffiel, die Glieder blieben biegsam und gelenkig. Die große Wunde auf der linke Wange hatte den Toten keineswegs entstellt, es schien, als ob er noch lebe.“
Ein früherer Brief teilte bereits einiges über Herrn Brieux mit.
„Sein Tod,“ so schrieb Msgr. Biot, „ist ein schwerer Schlag für unsere arme Mission, die schon sonst so vielen harten Prüfungen unterworfen ist. Wenngleich erst drei Jahre in unserer Mitte Missionär doch manche Probe einer großen Vollkommenheit abgelegt.
Am 7. September, dem Vorabende seines Todes und dem Tage seiner Abreise, empfing er noch das heilige Sakrament der Buße und am Morgen seines Todestages selbst las er noch die heilige Messe.
Es war am Feste Mariä Geburt, wo er sein Leben für Gott und unser liebes armes Tibet opferte. Seine sterblichen Überreste ruhen nunmehr in der Nähe des Missionshauses von Bathang, also in der Erde, die er mit seinem Blute gerötet hat. Möge sein kostbares Blut die Stunde göttlicher Erbarmung über Tibet beschleunigen und uns dessen volle Bekehrung erflehen.
(Aus: die katholischen
Missionen, 1882)
Donnerstag, 7. Juni 2012
Königliche Kanonen für Fronleichnam
(Quelle: Roland Zumbühl, Picswiss) |
Aus dem apostolischen Vikariat Zentral-Ozeanien fügen wir einen Brief des hochw. Herrn Olier bei, der die Missionsstation Unserer lieben Frau von Maofaga auf Tonga verwaltet. Der Missionär steht im besten Einvernehmen mit den Sohne des alten „Königs“ Georg, und die Wesleyaner, die bei dem Letzteren in Gnade stehen, werden sich bei der feierlichen Fronleichnamsprozession wohl etwas geärgert haben, welche uns Herr Olier in seinem Brief vom 20. Mai beschreibt:
Wir feierten dieses Jahr eine herrliche Fronleichnamsprozession. Ich hatte von der Regierung die Kanonen und die Soldaten des Bezirks verlangt, und meine Bitte war huldreichst gewährt worden. Am Vorabend zogen mir die Galeerensträflinge die beiden Kanonen des Königs vor das Haus, und die Soldaten des Bezirks stellten sich ein, um unter meiner Leitung die Manöver für das Fest einzuüben. Sie exerzierten den ganzen Tag, und bei der Prozession ging alles herrlich.
Die Insel zitterte unter dem Donner der königlichen Kanonen, und bei jedem der vier Altäre, welche unsere guten Schwestern prächtig geziert hatten, antworteten die Soldaten des Gefolges mit Gewehrsalven auf die Kanonenschüsse und führten alle Bewegungen, welche ich ihnen gezeigt hatte, auf das pünktlichste aus.
Gegen 6-700 Personen gingen mit der Prozession; die Häuptlinge trugen Fahnen, welche lustig im Wind flatterten. Vier Trommler gingen vor dem Klerus her; zu beiden Seiten marschierten in stolzer Haltung die Soldaten.
Msgr. Lamaze trug das hochwürdigste Gut und war ganz entzückt über die Frömmigkeit, die Sammlung und die Begeisterung der guten Bewohner von Tonga, welche dem eucharistischen Gott so ihre Verehrung zollten.
(Aus: die katholischen Missionen, 1882)
Katholisches Leben auf Tahiti — Fronleichnamsprozession
Cook Bay, Mo'orea, Tahiti ( Quelle: Rv at the French language Wikipedia) |
(…) Ein weiteres Mittel, welches zugleich das Ansehen der katholischen Religion bei den Andersgläubigen hebt, ist die prunkvolle Begehung der kirchlichen Feste, worunter die Fronleichnamsprozession die erste Stelle einnimmt.
Schon eine Woche zuvor beginnen die Vorarbeiten zur Herrichtung der Altäre. Die Tahitier besitzen ein merkwürdiges Geschick, Kirche und Straßen feierlich zu schmücken. Mit einer Kleinigkeit, etwas Baumrinde, einigen Palmblättern oder Pflanzenfasern führen sie die eigenartigsten und zartesten Motive und Dekorationen aus. Dabei kommt ihnen der Blumenreichtum ihres Landes gut zu statten.
Aus nah und fern haben sich bereits am Vorabend ganze Scharen von Gläubigen um den Thron des Bischofs versammelt, um den Segen zu empfangen. Um 8 Uhr morgens ist feierliches Pontifikalamt.
Nachmittags verkündet die Glocke den Beginn der Prozession. Die Blechmusik spielt einen Festmarsch, langsam und feierlich, die Eingeborenen antworten mit einer brausenden Jubelhymne. Mit wehenden Fähnlein und Flagge eröffnen die Zöglinge der Schulbrüder von Ploërmel und der Schwestern von Cluny die Prozession. Ihnen folgen die Gläubigen, Gemeinde für Gemeinde, jede mit ihrem Kreuzträger an der Spitze.
Ihre Gesänge zu Ehren des heiligen Sakraments wecken das Echo der Berge. Unmittelbar vor dem Baldachin schwingen zwölf Knaben ihre Weihrauchfässer, und zahlreiche Blumenträger streuen dem Heiland die schönsten Gaben dieser fernen Inselwelt. Der Apostol. Vikar, angetan mit den reichsten Gewändern, trägt das Allerheiligste.
Ganz Papeete, ohne Unterschied der Konfession, nimmt an der Feier teil und folgt in würdiger Haltung der heiligen Handlung, voll Bewunderung für den majestätischen Kult der katholischen Kirche. Die Prediger natürlich knirschen über diese öffentliche Ehrung der katholischen Religion, die ihnen als verabscheuungswürdiger Götzendienst vorkommt.
Doch vermögen sie nichts dagegen, da die Prozession sich auf dem Gebiet der Mission bewegt. Der Gouverneur ist ein sehr gutgesinnter Mann und der größte Teil der Protestanten bringt den katholischen Priestern Achtung und Vertrauen entgegen. Viele möchten katholisch werden, aber Menschenfurcht bei den einen, Vorurteile bei den anderen und andere Ursachen halten sie vom letzten Schritt ab.
Die Gesinnung mancher Andersgläubigen kleidete ein Protestant in die Worte: “Ihr Patres erklärt wenigstens eure Lehre, unsere Prediger dagegen schmähen nur die katholische Kirche, sagen uns aber nichts über den Ursprung, die Grundwahrheiten und den Zusammenhang unserer Religion.“
Mehrere Protestanten sind indes in der letzten Zeit zur Kirche übergetreten; andere bereiten sich vor.
Dieser rege Eifer der Katholiken hat natürlich neue Machenschaften der Prediger zur Folge. Sie arbeiten beständig beim französischen Ministerium darauf hin, die Ausweisung der Missionäre zu erwirken. Nicht bei der tahitischen Regierung, sondern in Paris sehen die katholischen Missionäre eine Gefahr.
(Aus: die katholischen
Missionen, 1904)
Sonntag, 3. Juni 2012
„Gehet hin und lehret alle Völker“
Giovanni de Montecorvino OFM, erster Erzbischof von Peking |
Unter diesen wurde besonders der Franziskaner Ordovico de Pordenone (1285-1331) hervorgehoben, der die entferntesten Gebiete Asiens durchzogen und über seine Erlebnisse einen verdienstvollen Bericht hinterlassen hat.
1314 zog er von Venedig aus, begab sich zunächst nach Konstantinopel; predigte dann in Bosnien, in der Herzegowina, in Ungarn und Polen das Evangelium, darauf verweilte er in Armenien und Persien und drang bis in die Tartarei vor. Nun ging er nach Rasan und Jezdo, von wo er nach Bagdad herunterzog, überall das Wort Gottes verkündend.1322 finden wir ihn in Indien, nahe bei Bombay, woselbst er von den Götzendienern viel zu leiden hatte.
Von da gelangte er zu Schiff an die malabarische Küste, nach Madras, Ceylon und Sumatra, weiter ging es dann nach Java und Paten. Nach langwieriger Fahrt trat er dann in Zapa auf, dem Ciamba Marco Polos, einer Provinz Süd-Cochinchinas (Anmerk.: heute Südvietnam und östliches Kambodscha).
Der unermüdliche Apostel wendete sich nun direkt nach Norden, besuchte China und hielt sich drei Jahre in Peking auf, woselbst er den greisen 80-jährigen Bischof Giovanni de Montecorvino (siehe Bild) noch antraf.
Er kehrte nach Europa zurück, um apostolische Arbeiter anzuwerben, und durchzog jetzt ganz Asien, indem er seinen Weg nach Tibet nahm. Glücklich traf er endlich wieder in Italien ein, starb aber dann bald nach seiner Ankunft in seinem Konvent von Udine fromm in Herrn im Alter von nur 46 Jahren.
(Aus: die katholischen
Missionen,1882)
Samstag, 2. Juni 2012
Der Tod einer indianischen Ordensgründerin
Von der Mission des Heiligsten Herzens in Fort Berthold, North Dakota, kommt die Kunde vom Tode der ehrw. Mutter Maria Katharina, der Gründerin der indianischen Benediktinerinnen-Kongregation und Generalpriorin ihrer kleinen Schwesterngemeinde.
Schwester Maria Katharina, aus dem Stamme der Hunkpapas, war eine ungewöhnliche Frau, und ihr Leben und ihre Gründung zeigte, dass unter dem wohltätigen Einfluss des katholischen Glaubens die rote Rasse der schönsten, edelsten Entwicklung fähig ist.
Die Generaloberin genoss einen ungewöhnlichen Einfluss auf ihre Stammesgenossen und hat denselben wiederholt in feurigen Aufforderungen an ihr Volk wirksam geltend gemacht. Ihr Tod war sehr schön. Einige Zeit vorher hatte ihr der Apostolische Delegat Msgr. Satolli den päpstlichen Segen geschickt. Am Sonntag den 30. April, am Feste ihrer Patronin, der heiligen Katherina von Siena, empfing Mutter Katharina zum letzten Mal die Häuptlinge und Hauptvertreter der North-Dakota-Stämme und gab ihnen ihre letzten Ratschläge und Segenswünsche für ihr Volk.
Am Morgen des 2. Mai, als sie den Tod herannahen fühlte, ließ sie sich von ihren Schwestern in die Klosterkapelle des Heiligsten Herzens tragen und sich in ihrem Ordenskleide nahe bei den Stufen des Altars niederlegen. Hier empfing sie die letzte Wegzehrung und ihre Schwestern ebenfalls die heilige Kommunion.
Dann forderte sie dieselben auf, einige lateinische, indianische und englische Hymnen zu singen, das indianische Salve Regina und den Hymnus zu Ehren der ehrw. Katharina Thekakiulha (eines im Rufe der Heiligkeit verschiedenen Huronenmädchens) nach der Melodie des Te Deum. „Ich setzte hierauf“, so berichtet der Hochw. Herr Kraft, „das Allerheiligste aus, und sie machte ihre letzte Anbetung inmitten ihrer Schwestern.
So starb sie, das Kruzifix in den Händen, den Blick auf ihren göttlichen Bräutigam im allerheiligsten Sakrament gerichtet, und mit den Weihrauchwolken, die noch den Altar umwallten, stieg ihre reine Seele empor zum Himmel, um dort am Thron Gottes den Weihrauch ihres fürbittenden Gebetes für ihr armes Volk aufzuopfern.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1894)