Sonntag, 30. September 2012

Bilder: Missionäre in ungewöhnlichem „Habit“ und ein Kapuzinerkardinal

Kardinal Guillermo Massaia OFM Cap, Apostolischer Vikar der Gallasländer. Er hat den heiligen Justin de Jacobis zum Bischof geweiht (+1889) 
Pater Luigi Bonomi in arabischer Tracht (vermutlich wegen der Verfolgung) während der Mahdi-Herrschaft

Zwei Dominikanermissionäre in Indochina (1885)

(Quelle: die katholischen Missionen)

Samstag, 29. September 2012

Die Komantschen und „der Glaube ihrer Väter“ (Teil 2)

Komantschenhäuptling Quanah Parker
Ich taufte eine gute Anzahl Kinder und wiederholte an einigen das von dem akatholischen Missionar durch Besprengung gespendete Sakrament. Mehrere Erwachsene vertröstete ich auf später, bis sie besser unterrichtet wären; bloß eine alte Frau ließ ich auf die Bitte der ganzen Sippe zum Empfang der Taufe zu in Anerkennung ihres lebendigen Glaubens, der sie den Katechismus mit rührendem Eifer lernen ließ.

Manche dieser Leute waren auf die Kunde, dass ein katholischer Schwarzrock zu ihnen gekommen sei, an die 30 Meilen weit herbeigeeilt. Ich las vor ihnen die heilige Messe und hielt Unterricht. Am Abend beteten wir alle zusammen kniend den Rosenkranz und die Litanei der allerseligsten Jungfrau für die Seelen ihrer Vorfahren.

Bevor ich sie verließ, erhielten wir den Besuch eines Predigers, der in Anadarko stationiert ist. Sie empfingen ihn sehr freundlich und boten ihm ihre bereitwilligen Dienste an. Was aber die Religion angehe, so erklärten sie ihm offen, dass sie keinen anderen Glauben wollten als ‚la fe de nuestros Padres‘.

Eines Tages nach der heiligen Messe sagte ein Apache, der mit seiner zahlreichen Familie dem Gottesdienst beigewohnt hatte, zu den anderen Indianern: ‚Dieser Priester, dieser lange Rock, diese Gewänder und diese Gebete, das ist das Richtige, das ist die wahre Religion.‘ Seine Eltern hatten ihm als Knaben vom katholischen Gottesdienst erzählt.
Er versprach mir dann, so oft ich es wünschen sollte, mich auf meinen Missionstouren zu begleiten, um mich bei seinem Stamme einzuführen.

Das Gesagte wird genügen, um zu zeigen, wie leicht unsere heilige Religion vor allen bei diesen Stämmen Aufnahmen fände. Es ist aber höchste Zeit, dass wir uns an die Arbeit machen.“

Eine Reihe anderer erbaulicher Züge berichtet Dom Berengier O.S.B. nach Briefen der Missionäre seines Ordens. Ein alter Komantschenhäuptling lag krank und blind in seinem Wigwam.
Als der Missionär ihn unterrichtet und auf die Taufe vorbereitet hatte, dankte ihm der Alte mit herzlichen Worten und sagte: ‚Bis jetzt wusste ich nicht, woher ich komme und wohin ich gehe; heute aber weiß ich es. Ich bin aus nichts gekommen und bin geschaffen von dem allmächtigen großen Geist; und ich soll zurückkehren zu ihm, der mich gemacht hat.“

Ein anderes Mal, als der Missionär vor einer Gruppe von Komantschen und Mexikanern sich zur Feier des heiligen Opfers anschickte, drängte sich ein Indianer vor, fiel dem Priester zu Füßen und dann, als dieser ihn freundlich aufhob, um den Hals mit den Worten: „O mein Vater, es sind schon 20 Jahre her, dass ich keinen katholischen Missionär mehr gesehen habe. Sei gesegnet. Denn ich weiß, dass du ein Diener des großen Geistes bist.“

Besonders zeigt sich die Anhänglichkeit der Indianer in ihrer Todesstunde. Eine Indianerin, die als Mädchen bei den Schwestern in der Schule gewesen ist, kam, 12 Meilen vom Kloster des heiligsten Herzens entfernt, zum Sterben. Ihre protestantische Umgebung rief also den Methodistenprediger, der ihr denn auch seine Dienste anbot.
Sie aber rief trotz aller Erwiderung einen Indianerjungen zu sich heran und sagte: „Nimm rasch ein Pferd, reite so schnell du kannst zur Mission und bitte den Priester, dass er mir die heilige Wegzehrung bringe; denn ich fühle, dass es mit mir zu Ende geht.“ Bald sah sie den katholischen Priester an ihrer Seite und sprach, laut und freudig ihren Glauben bekennend: „O Gott, ich glaube an die heilige katholische Kirche!“

Es ist für die wackeren Missionäre keine Kleinigkeit, bei diesen plötzlichen Krankenrufen oft mit beflügelter Eile 20 Meilen und mehr weit durch Nacht und Sturm, durch Wald und weglose Strecken zu reiten. Es ist aber auch ein süßer Trost für sie, wenn diese Kinder der Wildnis dem scheidenden Schwarzrock noch einmal die Hand drücken mit den Worten: „ O wie danke ich dir, mein Vater, dass du gekommen bist.“

Der eigentliche Schwerpunkt der Mission liegt vorderhand naturgemäß unter den bereits zivilisierten Stämmen. Auf mehreren großen Pastoralreisen hat der eifrige Apostolische Vikar Msgr. Theophil Meerschaert die verschiedenen Stämme besucht und das Sakrament der Firmung gespendet. Die Benediktinerinnen, Franziskanerinnen und die Barmherzigen Schwestern wirken bereits von acht Klösterchen aus für die Erziehung und Heranbildung der Indianermädchen und der Kinder der weißen Kolonisten in Oklahoma. 


Auch für die Neger, die ziemlich zahlreich vertreten sind, ist in der Nähe des Klosters vom göttlichen Herzen eine Schule errichtet und wird von einem Laienbruder geleitet. Zu unserer Freude ersehen wir aus der neuen Klosterstatistik, dass unter den Benediktinermissionären nunmehr auch das deutsche Element ziemlich stark vertreten ist, ein Umstand, der die Mission unsern Leser noch näher bringen wird.


(Aus: die katholischen Missionen, 1894)

Freitag, 28. September 2012

Die Komantschen und „der Glaube ihrer Väter“ (Teil 1)

Komantschenkrieger, etwa 1870
Einige Nachrichten aus dieser Mission der Benediktiner, deren Geschichte und Entwicklung wir in diesem Jahrgang erzählten, dürften willkommen sein. Die Mission umfasst, wie wir damals sahen, über 30 verschiedene Stämme und Stammreste, die zum Teil bereits mehr oder weniger zivilisiert, zum Teil noch in wildem Zustand leben.
Eine große Schwierigkeit in der Missionierung der noch unsesshaften Indianerstämme ist deren unstetes Wanderleben und der Umstand, dass sie nicht in größeren Dörfern, sondern meist in kleinen Clans von 3 bis 4 Familien zusammenwohnen. Um sie zu erreichen, muss der Missionär oft ungeheure Strecken zu Ross zurücklegen, und oft genug hemmen die zahlreichen reißenden Ströme des Landes seinen Wanderpfad.
Wie leicht bei einer hinreichenden Zahl von Missionären die meisten dieser zerstreuten Stammreste dem wahren Glauben zu gewinnen wären, kann man aus folgendem Bericht entnehmen, in welchem P. Willibrord Voegden O.S.B. einen seiner apostolischen Wanderzüge beschreibt.

„Während meiner Wanderungen durch den westlichen Teil des Indianer-Territoriums (wahrscheinlich der Westen des heutigen Oklahoma) traf ich öfters mit den Stämmen der Komantschen, Wichita- und Kiowa-Indianer zusammen. Leider haben diese Wilden noch fast gar keine Kenntnis von unserem Heiland. Wir könnten unter ihnen eine blühende Mission haben, wenn wir die Mittel hätten, unter ihnen Schulen zu errichten. So aber müssen wir traurig den Untergang so vieler Seelen mit ansehen.

Unser Unvermögen ist umso bedauernswerter, als in den letzten Jahren zwei protestantische Sekten unter den genannten Stämmen Missionen und Schulen gegründet haben. Diese Missionäre tun in ihrer Weise ihr möglichstes, um die Indianer zu unterrichten und ihnen ihr Christentum beizubringen. Wenn ich sie uns so weit voraussehe, geht mir ein Stich durchs Herz.
Hätten wir die reichen Mittel der Sekten, wir würden ganz andere Erfolge erzielen. Diese armen Indianer würden sich viel eher unserer heiligen Religion zuwenden und ihr treu bleiben, jenem Glauben, den sie jetzt noch im Spanischen ‚la fe de nuestros Padres‘ (Der Glaube unserer Vorfahren/Väter) nennen. Denn Sie müssen wissen, dass diese armen Rothäute, namentlich die Komantschen, der bedeutendste Stamm, mehr mexikanisches als indianisches Blut in ihren Adern haben.
Vor einigen Jahrzehnten drangen die Komantschen auf ihrem Kriegspfad bis nach Mexiko vor, von wo sie auf ihren Mord- und Raubzügen eine Menge Gefangener, besonders Frauen und Kinder, nach New Mexico, ihrem damaligen Wohnsitz, mit fortschleppten. Diese Gefangenen wurden als Stammesangehörige aufgenommen und nahmen so allmählich die Sitten und die Lebensweise ihrer Herren an.
Die Vollblutmexikaner, die sich mit Komantschenfrauen verheiratet haben, haben die Liebe zu ihrer Religion beibehalten und wollen von keiner anderen etwas wissen. Aber auch die Indianer haben noch einige Spuren des alten Glaubens bewahrt. Oft sieht man unter ihnen Männer, Frauen und Kinder ein Kreuzlein oder eine Medaille an ihrem Hals tragen. Ich sah sogar einige das Kreuzzeichen machen. Das ist aber so ziemlich alles.

Unter den zahlreichen mexikanischen Gefangenen, die ich traf, war eine Frau, die bereits 25 Jahre bei den Komantschen lebte. Die roten Räuber hatten sie damals ihrem Mann entrissen und sie gezwungen, ihr kleines Kind von sich zu werfen. Während all dieser Jahre hat sie nie aufgehört, Gott zu bitten, sie doch aus der Hand der Rothäute zu befreien, und ist ihrem Glauben immer treu geblieben. Sie lebt jetzt bei ihrer Tochter, und als diese zögerte, mich ihre Kinderchen taufen zu lassen, beruhigte sie die alte Mama mit den Worten: ‚Weißt du’s denn nicht? Das ist der Glaube unserer Väter.‘


Fortsetzung HIER
(Aus: die katholischen Missionen, 1894)

Donnerstag, 27. September 2012

Rührender Eifer von Kindern für das Werk der Glaubensverbreitung


Ein Mädchen von fünf Jahren in der Diözese Lüttich war bei jedem Sou darauf bedacht, den kleinen Schatz in seiner Sparbüchse, die ganz den Heidenkindern gehörte, zu mehren. Als es kürzlich in Folge eines leichten Unwohlseins sich legen und eine bittere Medizin einnehmen sollte, erklärte sich die Kleine sofort bereit, wenn sie jedes Mal ein Sou Schmerzensgeld für ihre lieben Heidenkinder erhielte, was auch bereitwillig gewährt wurde.
Die armen Kinder der Blinden- und Taubstummenanstalt von Woluwe (St. Lambert) nahmen, um mit ihrer jährlichen Spende für den Verein (der Glaubensverbreitung) auf der Höhe zu bleiben, das Fehlende aus ihrer sogenannten „Festkasse“, welche für ihre eigenen kleinen Festlichkeiten und unschuldigen Vergnügungen bestimmt ist. Sie wollten lieber selber zu kurz kommen, um die Heidenkinder nicht zu beeinträchtigen.
Schön ist auch der Zug von acht noch ganz jungen Kindern, die beim Tod ihrer lieben Mutter aus ihren Sparbüchsen das Geld zum Loskauf eines Heidenmädchens zusammenlegten, damit es den Namen der Hingeschiedenen tragen sollte.

Wie muss der Heiland solche Kinder lieben!

(Aus: die katholischen Missionen, 1894, Beilage für die Jugend, S. *24)

Mittwoch, 26. September 2012

Jihad auf den Philippinen und entsprechende Gegenmaßnahmen

General Ramon Blanco y Erenas

Von der zu den spanischen Philippinen gehörigen großen Insel Mindanao melden Las Misiones Católicas wieder blutige Feindseligkeiten von Seiten der hier noch zahlreichen Moros, mohammedanischer Malayenstämme, die als Seeräuber seit alters her berüchtigt sind. 
Es ist ein Aufflackern des unversöhnlichen Christenhasses, der den Spaniern schon so viel zu schaffen machte. Unter der Anführung des Datto (Name der Morosfürsten) Ali überfiel ein wohlbewaffneter Haufen die spanische Militärstation Lepanto, metzelte alles nieder, was ihm in den Weg kam, zerstörte Kirchen und Altäre, schleppte den Kommandanten, den Hauptmann der Besatzung und 12 Mann mit nach Mamalagao und ermordete auf dem Weg die spanischen Anführer und drei Frauen, die sich aus Ermüdung weigerten, zu folgen.
Auf die Kunde von dem Geschehen sammelten der Befehlshaber von Valencia, einer anderen Militärstation, der Pater Missionär von Nueva Sevilla und der „Fähnrich“ der berittenen Polizei von Bucangon rasch alle zur Verfügung stehende Mannschaft und zogen an der Spitze von 400 Mann zur Verfolgung des Feindes aus.
Nach unzähligen Strapazen gelang es ihnen, die Moros zu erreichen, sie unversehens zu überfallen und vollständig in die Flucht zu schlagen. 22 Gefangene fielen in die Hände der Sieger, darunter die Dattos Amay Lambuag und Mancuyugan und deren Söhne. Die Christen zählten einen einzigen Verwundeten.
Zur Sicherung der Lage ist General Blanco von Manila an der Spitze einer Abteilung von 3.000 Mann an Ort und Stelle geeilt, während die Kriegsflotte an der Küste operiert. Die blühende Mission auf Mindanao wird von spanischen Jesuiten besorgt, die in ihren Reduktionen schon mehr als einmal von den Moros belagert wurden.


(Aus: die katholischen Missionen, 1894)

Dienstag, 25. September 2012

Das Bild des göttlichen Herzens verdrängt die heidnischen Götzen


Einem Schreiben des hochwürdigsten Apostolischen Vikars Rütjes, datiert Sung-schu-tsui-tsu (Apostolisches Vikariat Ost-Mongolei) 20. Februar 1894, entnehmen wir folgendes:

„Ich bin von der Visitationsreise wieder zurückgekehrt, muss mich jedoch nach Ostern wieder nach Pei-tsu-schan-hu begeben, um in den dortigen Christengemeinden das Sakrament der Firmung zu spenden. Alle Missionäre befinden sich recht wohl. Überall ist der Friede fast völlig wiederhergestellt; an manchen Orten erblickt man jedoch noch die Trümmer der zerstörten Christenwohnungen, und unter den Katechumenen macht sich noch eine gewisse Schüchternheit bemerklich. Die armen Leute! Alle unsere Bemühungen um Schadenersatz für sie und die Mission blieben resultatlos.

Inmitten der Widerwärtigkeiten lässt Gott es indes auch an Tröstungen nicht fehlen, indem er viele auf den Weg zur wahren Kirche leitet. In jedem der Außendistrikte übertrifft die Zahl der Neubekehrten diejenige der Katechumenen im Distrikt Sung-schu-tsui-tsu. Besonders nimmt dieselbe in der Umgegend von Machia-tsu, Peitsu-schan-hu und Pa-ku in erstaunlicher Weise zu.
Eine Bekehrung verdient eingehendere Erwähnung.
Als ich im vergangen Dezember in Machia-tsu war, besuchte mich der Chef der Handelsfirma Tung-t’ai-sch’ang und überraschte mich mit der Nachricht, dass er Christ werden wolle. Besagte Firma ist Inhaberin eines großen Ladens, worin etwa 20 Personen, lauter Heiden, beschäftigt sind. Er ersuchte mich um ein Bild, das er in seinem Laden aufhängen wollte.
Ich machte zur Bedingung, dass er alle Götzenbilder und abergläubischen Sachen, die sich in irgendeinem Teil des Gebäudes befänden, entfernen, täglich Morgen- und Abendgebet verrichten und wenigstens an Sonn- und Festtagen der heiligen Messe beiwohnen müsse. Wenn der Priester sich nach einiger Zeit von seinem ernstlichen Willen überzeugt habe, werde derselbe ihm ein schönes, prachtvoll eingerahmtes Bild des heiligsten Herzens Jesu schenken.

Kürzlich erhielt ich nun von Herrn de Groef folgende Mitteilung:

‚Dieser Tage hat das heiligste Herz Jesu von dem Laden Tung-t’ai-sch’ang triumphierend Besitz genommen. Unter den Klängen der Musik und dem Donner einer Kanone hat Wang-lao-tsiu (so heißt der Neubekehrte) das Bild des heiligsten Herzens abgeholt und auf dieselbe feierliche Weise ist es im Kuni-fang (Zahlungsstelle und Wohnung des Chefs) an der Stelle des Götzenbildes Ts’ai-chenn (Gott des Reichtums) aufgehängt worden. Hunderte von Christen und Heiden wohnten diesem Triumph des heiligsten Herzens bei. Man spricht von demselben zu Tamiao und Hata.
Nichts Abergläubisches wird mehr im Laden verkauft, und das Bild des heiligsten Herzens Jesu hat nicht nur die heidnischen Götter und Göttinnen und die unsittlichen Bilder daraus verdrängt, sondern wird auch eine beständige Predigt für die christlichen und heidnischen Besucher sein.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1894)

Montag, 24. September 2012

Heldenhafte Tätigkeit der Missionäre während der Pest in Indien



Die Pest in Indien will immer noch nicht weichen. Ende vorigen Jahres begann sie von Bombay aus abermals ihren Rundgang durch einen großen Teil des Landes und forderte in den Monaten Februar und März wöchentlich wenigstens 25.000 bis 30.000 Opfer. Besonders stark wurden außer Bombay die Zentral- und Nordwestprovinzen betroffen. Aus den vielen traurigen Berichten und Notrufen, die alle die gleichen herzerschütternden Szenen malen, seien zwei aus dem Pendschab (Kapuzinermission), wo die Verheerungen einen furchtbaren Grad erreichten, wenigstens in Kürze hervorgehoben.

„Die große Hitze“, so schreibt P. Bernhardus OFM Cap. An seinen Bischof, Msgr. Pelckmans aus Kuschpur, Diözese Lahor, „hat dem Wüten der Pest einigermaßen Einhalt getan. Ich atme endlich wieder auf und benutze diesen Augenblick, um Ihnen ein schwaches Bild von dem zu entwerfen, was wir seit einem Monat erlitten haben. Wir hatten eben freudig das heilige Osterfest gefeiert, das Alleluja hallte noch in unserer armen, für die Gläubigen viel zu kleinen Kapelle wider, als ich, zurückgekehrt in meine Wohnung, mich von einer Schar Eingeborener umringt sah, außer sich, weinend, schreiend: ‚Vater, Vater, erbarme dich — die Pest ist im Dorf! Ein junger Mann ist nach zwei Tagen daran gestorben — andere im gleichen Hause sind gleichfalls angesteckt!‘
Was wir gefürchtet, war eingetreten: die Pest stand vor unserer Tür! Ohne weiter zu zögern, eilte ich, das erste Opfer zu begraben — dann spendete ich einer armen Mutter die letzten Sakrament, eine Stunde später war sie eine Leiche und in weniger als zwei Stunden begraben. Ohne Zeit zu verlieren eile ich zu zwei anderen Opfern, fand die Beulen sehr sichtbar unter den Armen.
Es blieb kein Zweifel übrig: es war wahrhaft die Pest mit all ihren Schrecken! In Gottes Namen, wir müssen uns in Ergebung fügen! Ich benachrichtigte die ehrwürdige Mutter des Klosters der Barmherzigen Schwestern von Gent. Das genügte, ihren Eifer aufs höchste zu steigern. Gott allein weiß, wie viel Gutes sie gewirkt hat! Sie eilte von Haus zu Haus, die Kranken pflegende, ihnen die niedrigsten, schwersten Dienste leistend. Dabei hatte sie noch täglich 50-60 Kranke, welche ihre Armenapotheke bestürmten. Wie oft hat sie sich nicht der Gefahr der Ansteckung ausgesetzt — aber Gott wachte über diesen Engel der Barmherzigkeit!
Trotz all meiner Anstrengungen und Bemühungen, die Fortschritte der Krankheit zu hemmen, nahm sie ihren schrecklichen Verlauf; in wenigen Tagen hatte ich 50 ihrer Opfer begraben. Doch kann ich zu Eurer Bischöflichen Ganden und meinem Troste feststellen, dass alle gut vorbereitet starben, wofür ich Gott Dank sage. Oft hatten die Kranken nur noch eben Zeit, sich auf den Tod vorzubereiten. Nicht weniger tröstlich war es, dass die Katechumenen mich unter Tränen baten, ihnen die Taufe zu spenden.
Leider war die Unvorsichtigkeit meiner Leute oft der Grund der Ansteckung. Vergeblich mahnte ich sie, doch nur die nötige Zahl von Personen zur Pflege bei den Kranken zurückzulassen. Bei jedem Besuch fand ich, auch nicht zum Besten der Kranken, das Haus gefüllt, sodass ich kaum einzudringen im Stande war.
Als dann aber die Krankheit immer drohender auftrat und ich in wenigen Tagen über 40 Opfer begraben musste, wurde die Bevölkerung von solchem Schrecken erfasst, dass sie die verseuchten Häuser ganz verließ und bei Tag unter den glühenden Sonnenstrahlen auf freiem Feld lagerte, wo sie auch die Nacht zubrachte. „Eines Abends meldete mir ein Christ, dass eine Familie ihr Haus verlassen und in demselben eine pestkranke Frau ohne Hilfe schon zwei bis drei Tage liege. Man wusste nicht, ob sie noch lebe oder bereits tot sei. Ich begab mich sogleich mit Bruder Idesbald dahin.
Allein beim Eintritt nahm uns ein pestilenzialischer Gestank den Atem und zwang uns zur Rückkehr. Ich erriet sogleich die Ursache, und mich überwindend drang ich trotzdem in die Hütte ein. Im äußersten Winkel des Zimmers entdeckte ich die mit Lumpen bedeckte Leiche einer armen Frau, auf dem nackten Boden liegend, in vollster Verwesung. Zu ihren Füßen ein Krug Wasser! Die Ausdünstung war unerträglich.
Um nicht in dieser verpesteten Atmosphäre ohnmächtig zu werden, wankte ich, Nase und Mund bedeckend, zur Tür, um Luft zu schöpfen und die in den Feldern lagernden Familienmitglieder zurückzurufen. Vergebliches Bemühen; niemand kam, und ich musste mich bis zum nächsten Morgen gedulden, an welchem endlich einige mutige Christen den Leichnam begruben. Es ist ein wahres Wunder, dass keiner von ihnen, obschon sie die völlig verweste Leiche auf ihren Armen zum Friedhof getragen hatten, die Krankheit sie holte. Gott wollte augenscheinlich die heldenmütige Handlung der Nächstenliebe lohnen.


Nach einigen Erkundigungen erhielt ich über die unglückliche Frau Aufschluss. Sobald sie sich von der Seuche ergriffen fühlte, ließ sie ihren Sohn kommen und sagte ihm: ‚Ich habe die Pest, es ist um mich geschehen, ich muss sterben; ihr Übrigen, die ihr in diesem Haus wohnt, flüchtet euch ins Freie; stellt mir einen Krug mit Wasser hin und lasst mich im Frieden sterben.‘ Leider erfuhr ich zu spät von ihrem Zustand und konnte sie nicht mehr für den Himmel retten.
Gegenwärtig ist die Pest im Abnehmen begriffen, aber noch nicht erloschen. Der Gott der Barmherzigkeit wolle diese schwere Prüfung bald ganz von uns nehmen und unserer Mission die Ruhe und den Frieden wiedergeben!


(Aus: die katholischen Missionen, 1904)

Sonntag, 23. September 2012

Erstkommunion und mehr auf der katholischsten Insel der Südsee

St. Peter Chanel, Apostel, erster Märtyrer  und Patron von Wallis und Futuna

Wallis mit den Inseln Futuna und Tonga bildet das Apostol. Vikariat Zentral-Ozeanien, welches schon seit 1837 den Maristen untersteht. Die 2500 Hektar große Hauptinsel Wallis (Uvea) wird von schmalen Koralleninseln kranzartig umschlossen, sodass nur die einzige Einfahrtstelle von Honikulu für Schiffe offen bleibt.
Üppiger Pflanzenwuchs und gut bebaute Äcker bedecken die Hänge der zu 200 m ansteigenden Hügelketten und geben der Insel das Aussehen eines im Ozean schwimmenden riesigen Blumenkorbs. Zwei große Seen im Inneren, wahrscheinlich ehemalige Krater, speisen zahlreiche Flüsschen und Bäche.
Das Eiland ist in drei Bezirke geteilt. Der Norden gehört zum Bezirk Hihiso, im Zentrum liegt der Distrikt Hahake mit dem Haupthafen und der Königsstadt Matautu, und den Süden nimmt Mua ein. Die Bewohner von Wallis gehören zur polynesischen Rasse an und werden als schöner Menschenschlag geschildert. Sie sind begabt und in ihrem Auftreten voll Anmut und Würde. Durch den Vertrag von 1886 stellte sich Wallis unter französischen Schutz.
Ein vom Präsidenten Frankreichs ernannter Resident hat das Recht, sich an den Beratungen der einheimischen Häuptlinge zu beteiligen und wahrt die Rechte der Landesregierungen anderen Mächten gegenüber. Im Übrigen besitzt der König in seinen Regierungsangelegenheiten die ungeschmälerte Freiheit.
Dank der kraftvollen 27-jährigen Regierung der Königin Amalia (gest. 1895) sowie dem segensreichen Einfluss des ersten Apostolischen Vikars, Msgr. Bataillons, und seiner beiden Nachfolger, Msgr. Elloys und Msgr. Lamazes, wurde den ehemals die Insel verheerenden Bürgerkriegen ein Ende bereitet und damit auch die günstige Entwicklung der Mission gesichert.
Gegenwärtig zählt die Mission auf Wallis in den drei Pfarreien von Hihiso, Matautu und Mua 9 Missionäre, 10 Kirchen und 10 Schulen. An der Spitze jeder Pfarrgemeinde steht ein europäischer Missionär mit einem einheimischen Hilfspriester. Der einheimische Klerus sowie die Katechisten für das ganze Vikariat erhalten ihre Bildung in dem Kolleg und Seminar von Lano.
Im Jahr 1901 zählte das Seminar 30 eingeborene Priesterkandidaten. Zu Sofala leiten vier europäische Nonnen, unterstützt von 20 einheimischen Schwestern des dritten Ordens Mariä, ein Pensionat von 500 Mädchen und ein Noviziat. Ordensberufe sind nämlich unter der weiblichen Bevölkerung Uveas nicht selten.

Ein kurzes Bild katholischen Lebens und Fühlens auf Wallis möge die Schilderung der ersten Kinderkommunion geben. Nach dem üblichen Katechismusunterricht während eines vollen Jahres folgt eine Prüfung. Von dem guten Bestand derselben hängt die Zulassung ab.
Die Namen der Glücklichen werden beim öffentlichen Gottesdienst verlesen. Behufs näherer Vorbereitung ziehen sich die Knaben in ein für sie bestimmtes Haus zu den Patres zurück, die Mädchen wohnen bei den Schwestern. Während dieser Zeit verlassen die Kinder das Haus nur, um in der Kirche die gemeinsamen Übungen vorzunehmen.
Die freien Stunden bringen sie mit Lesen, Singen und Beten zu. Für das gemeinsame Essen der Erstkommunikanten steuern die einzelnen Gemeinden der Pfarrei die Lebensmittel bei. Am Vorabend der Kommunion bitten die Kinder Eltern und Verwandte für alle Fehler um Verzeihung und erhalten von diesen den Versöhnungskuss.
Während sich die Erstkommunikanten der ernstesten Sammlung befleißen, legen die Mütter und älteren Schwestern die letzte Hand an den funkelnagelneuen Festputz ihrer Lieblinge. Nichts wird da gespart. Stoffe und Bänder aller Farben und Schattierungen, reich besetzt mit Glasgehängen, Halsbändern und frischen, duftenden Kränzen zieren die Kleider von Knaben und Mädchen. Sobald die Glocken den Anbruch des großen Tages verkünden, bilden sich auf dem Kirchplatz um jeden der Kommunikanten Gruppen geschäftiger Anverwandter (…) Wohlriechende Öle werden den Kindern auf das wallende Haupthaar gegossen, worauf dasselbe mit Sandelholz, dem nach ozeanischer Sitte gesuchtesten Schmuck, bedeckt wird.
Mit duftenden Ölen salbt man auch die Schultern der Kommunikanten. Nach diesen Vorbereitungen ziehen Knaben und Mädchen in langsamer, feierlicher Prozession zur festlich geschmückten Kirche. Die Andacht und Erbauung der Kinder während der heiligen Messe und beim Tische des Herrn seien wahrhaft rührend. So gestaltet sich die erste Kinderkommunion nicht nur für die Beteiligten, sondern auch für die ganze Gemeinde zu einem Festtag.
An der Kirchentüre erwarten die Häuptlinge mit reichen Geschenken an Nahrungsmitteln die vor Seligkeit strahlenden Kinder. Ein öffentliches Festmahl auf Kosten der Eltern der Kommunikanten beschließt den Freudentag.


(Aus: die katholischen Missionen, 1904)

Freitag, 21. September 2012

Eine unverdächtige Verteidigerin der katholischen Missionen

Ein schönes Zeugnis für die katholischen Missionäre und Schwestern entnimmt das Tablet 1903 I. 331 dem Amsterdamschen Courant.
Dort schreibt die rationalistische holländische Schriftstellerin Madame Lohmann u.a.: „Es ist unmöglich, beim Anblick der unermesslichen Segnungen, welche durch die katholischen Orden und Missionäre verbreitet werden, nicht mit aufrichtiger Hochachtung erfüllt zu werden. Der katholische Glaube besitzt immer noch eine Macht, welcher über kurz oder lang der entscheidende Sieg über den Protestantismus zufallen muss.
Ich weiß, diese Behauptung wird mir den Unwillen vieler meiner Landsleute zuziehen; nichtsdestoweniger nehme ich keinen Anstand, zu wiederholen, dass das moderne protestantische Christentum damit enden wird, eine hohle Phrase zu sein. Sowohl in West- wie in Ostindien und in manchen Teilen Europas hatte ich Gelegenheit, in nächster Nähe das musterhafte Leben katholischer Ordensleute und Missionäre kennenzulernen und die verschwenderische Liebe sowohl der lehrenden wie krankenpflegenden Schwestern zu beobachten. 

Manche unserer Leute waren, ehe sie selbst diese Länder besucht hatten, gewohnt, sei es aus Unwissenheit oder aus Menschenfurcht, die Katholiken zu verunglimpfen. Nachdem sie aber die Wunder des katholischen Apostolats unter den Aussätzigen und den verachteten Negern geschaut hatten, habe ich dieselben Leute mit Beschämung das Eingeständnis machen hören, dass der Heroismus der katholischen Liebestätigkeit alle übertrifft, was man sich in dieser Hinsicht vorstellen kann, und dass sie in der Welt und in der Geschichte einzig dasteht.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1903)

Donnerstag, 20. September 2012

Echt katholische Bildungsarbeit — Eine Universität im Nahen Osten

Panorama von Beirut im 19. Jahrhundert


Nach einem Brief des P. Zelle zählt die katholische, von französischen Jesuiten geleitete Universität von Beirut nunmehr nach vierzehnjährigem Bestehen über 500 Studenten. Außer einem französischen und arabischen Kurs besteht daselbst eine philosophische und theologische, sowie eine pharmazeutische und medizinische Fakultät. Andere Anstalten haben sich nach dem Muster der Universität gebildet, und so zählt die Stadt ungefähr 15.000 Schüler, von denen etwa 2.000 auf die höheren Studien entfallen. So scheint Beirut, wegen seiner ausgezeichneten Schulen schon von Justinian gepriesen, seinen alten Ruhm und die wissenschaftliche Berühmtheit, die es einst im ganzen Orient besaß, wieder erobern zu wollen.

(Aus: die katholischen Missionen, 1889)

Mittwoch, 19. September 2012

Barometer als Lohn für gute Werke

Patrick Kardinal Moran, Erzbischof von Sydney und erster Kardinal Ozeaniens
Wir haben schon in einem früheren Heft über den selbstlosen Opfermut der katholischen Samoaner berichtet, den dieselben bei Gelegenheit des Schiffbruchs der englischen, amerikanischen und deutschen Flottille bewährt haben. Als Anerkennung ihrer wackeren Tat erhielt der katholische König von Samoa, Josef I., Mataafa, von verschiedenen Seiten Dankschreiben zugesandt und Geschenke zur Verteilung unter die seit den letzten verheerenden Kriegen schwer heimgesuchten Insulaner.
Unter anderen haben auch die Katholiken von Sydney auf Anregung des hochwürdigsten Erzbischofs, seiner Eminenz des Kardinals F. Patrick Moran, eine Sammlung veranstaltet und den Betrag durch den Kardinal an die Missionäre übermittelt mit der ausdrücklichen Bestimmung, bei der Verteilung keinen Unterschied zu machen zwischen Protestanten und Katholiken, zwischen Freund und Feind. Der König sandte hierauf folgendes Dankschreiben an den Kardinal:

„Eminenz! Ich richte diesen Brief an Ehrwürdige Gnaden mit tiefster Ehrerbietung. Ich bin gegen Ew. Eminenz von innigstem Danke durchdrungen wegen Ihrer liebevollen Teilnahme für Samoa, dieses Eiland so weit entfernt, so schwer heimgesucht durch Krieg, durch Stürme und Hungersnot.
Ein Beweis Ihrer Güte sind die milden Gaben, die Sie uns durch die Missionäre haben zukommen lassen. Dieselben haben sie unter jene Familien verteilt, die am meisten in Not und Elend sind.
Was mir vor allem große Freude bereitet hat, ist der Umstand, dass sie unter den Notleidenden keinen Unterschied machten, sondern im Gegenteil auch jene gleicherweise bedachten, die weder unserer Partei noch unserer Religion angehören. Ich bedauere nur eines, dass ich nicht durch ein entsprechendes Gegenschenk meine Dankbarkeit auszudrücken vermag. Wir werden aber an Jesus Christus und seine heilige Mutter uns wenden, um für Ew. Eminenz die ewige Glückseligkeit zu erflehen. Möge Gott Sie lieben und Ihnen ein langes Leben verleihen.

Ich verbleibe

Josef I., Mataafa, König von Samoa.“

Auch der Kongress der Vereinigten Staaten hat 5.000 Dollars bestimmt als Anerkennung der heldenmütigen Anstrengungen der Samoaner, die Schiffbrüchigen zu retten.
Die Summe bestehend aus 4.000 Dollars in Goldmünze und 1.000 Dollarwert in goldenen Uhren und ähnlichen Geschenken, ist durch den amerikanischen Konsul übermittelt und nach genauer Abwägung der Verdienste verteilt worden. Jeder Oberhäuptling erhielt eine goldene Uhr, Mataafa je ein Stück von den verschiedenen Wertsachen, die verteilt wurden, als da waren Wanduhren, Barometer, Thermometer u. dgl. Dabei gab es einige köstliche Szenen, veranlasst durch die völlige Ratlosigkeit der guten Insulaner hinsichtlich der Handhabung und der Verwendung jener wissenschaftlichen Instrumente.
Einer, dem ein großes Wandbarometer zugefallen war, lauschte aufmerksam der Erklärung, welche ein alter Seebär, der gerade zugegen war, über die geheimnisvollen Eigenschaften des Instruments zu geben suchte. „Ein feines Ding,“ meinte der Samoaner, „aber ich habe keinen Schlüssel, um es aufzuziehen.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1889)

Sonntag, 16. September 2012

Wie die Anhänger der wahren Religion gegen eine Gotteslästerung protestieren sollten

Kathedrale von Arequipa mit Plaza de Armas (Quelle: Christian Monzón)
Leider stehen heute nur noch wenige Katholiken auf, um gegen Gotteslästerungen zu protestieren. Wahrscheinlich sind diese deshalb so zahlreich geworden. Mit gutem Beispiel voran gehen heute die mutigen Männer der TFP (Tradition, Family, Property). Wir sollten uns als Katholiken bemühen, mit allen erlaubten Mitteln gegen die Lästerung Gottes, der Gottesmutter, der Heiligen und unserer heiligen Religion vorzugehen. Nachfolgend ein Artikel, wie im katholischen Peru gegen eine Gotteslästerung unseres Herrn Jesus Christus Protest erhoben wurde.

Eine ruchlose, gottesräuberische Hand erdreistete sich (dies sind die Worte, mit welchen die Defensa Católica die Begebenheit erzählt), in dem Mágdala überschriebenen Artikel von Nr. 172 des in Lima erscheinenden Perú ilustrado die makellose, göttliche Person unseres Herrn Jesus Christus zu verunglimpfen. In diesem Artikel wird der Sohn Gottes, der Erlöser und Lehrmeister des Menschengeschlechts, in einer Weise angegriffen, die einem die Schamröte ins Antlitz jagt.
Kaum war nun gedachter Artikel erschienen, so erhoben zwei volkreiche Städte des Landes, Puno und Arequipa, gegen eine solche Unverschämtheit in feierlicher Weise Protest.
Leider überschreitet es die engen Grenzen eines Briefes, den schönen Wortlaut beider Schriftstücke und namentlich die Beweggründe anzuführen, die nach dem Text zu deren Abfassung veranlassten. Dieselben bilden eine Kundgebung echter Glaubensgesinnung und wahrer Liebe zum Heiland, die im Herzen des Volkes lebt. Doch kann ich nicht umhin, wenigstens die Hauptstellen mitzuteilen, von denen man aufs übrige schließen mag.

„Nach vielen Alineas ‚In Erwägung‘ protestieren die Bewohner von Puno ‚aufs nachdrücklichste gegen die Irrlehren, Lästerungen, Verleumdungen und Verspottungen, welche im Artikel Mágdala gegen die Person Christi geschleudert werden, und verwerfen solche mit der größten Entrüstung.
Sie erklären vor aller Welt, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln für die Verherrlichung und Ehre Gottes einstehen zu wollen‘. Ferner‚ in Anbetracht der Gesetze der neuen hohen Regierung, in Anbetracht, dass diese erklärt hat, sie sei katholisch, nehmen dieselben an, dass das Gerichtsverfahren gegen den unseligen Schriftsteller und dessen Helfer schon eingeleitet, die strengsten Maßregeln gegen ihn getroffen seien, und dass man bald zur Fällung des Urteils übergehe, dessen wirkliche Ausführung sie zuversichtlich erwarten.
Gegenwärtiger Protest soll der hohen Regierung übermittelt und dieselbe um Verfahren nach dem Gesetz angegangen werden.‘ — Den Protest begleiten 630 Unterschriften hervorragender Bürger von Puno als der Vertreter der ganzen Stadt.

168 Namen vornehmer Frauen bedecken den Protest von Arequipa, der sich noch bestimmter fasst.
‚Der Verfasser höhnt nicht nur auf Arequipa, Peru und die ganze Welt, er hat auch das religiöse Bewusstsein und den gläubigen Sinn der Christen, welche an die Gottheit des Welterlösers glauben, tief verletzt.
Deshalb können und dürfen die Katholiken von Arequipa und der ganzen Welt, als wahre Kinder des Heilands, durch dessen kostbares, auf Calvaria geflossenes Blut sie erlöst sind, nicht zulassen, dass er öffentlich beschimpft werde, oder dass auch nur der geringste Hauch die Ehre, den Namen und das göttliche, himmlische Tugendbild ihres Vaters und Gottes trübe.
Und indem Arequipa jetzt den geeigneten Zeitpunkt für gekommen hält, um feierlich seine religiöse Gesinnung an den Tag zu legen und ein öffentliches Bekenntnis seines makellosen katholischen Glaubens auszusprechen, möchte es wenigstens auf solche Art und Weise die schreiende Ungerechtigkeit gutmachen, die dem Heiland zugefügt wurde, indem ein elender, verbrecherischer Lästermund ihn in der Hauptstadt einer Republik, welche den apostolisch-römisch-katholischen Glauben als Staatsreligion anerkennt, angegriffen und in den Kot gezogen hat.
Ferner verlangt und erwartet Arequipa eine exemplarische Bestrafung des Verfassers eines so schmählichen, schmutzigen Artikels, sowie der Mitschuldigen, und Verurteilung derselben wegen Gotteslästerung und Beleidigung der christlichen Gesellschaft; es verlangt baldige, strenge, wirkliche Abstrafung, da es sich um ein ganz einzig dastehendes Vergehen handelt…Arequipa legt hiermit ein öffentliches Bekenntnis seines Glaubens ab an die fleckenlos reine, hochheilige Person unseres Herrn Jesus Christus, des eingeborenen Sohnes des wahren Gottes, sowie seiner Anhänglichkeit an ihn und seiner Liebe zu ihm, die selbst zu allen Opfern bereit ist.
Außerdem verspricht es, alle Mittel (gemeint sind wohl alle erlaubten) anzuwenden, um die katholische Religion rein zu bewahren und wider boshafte Angriffe zu verteidigen, weil es die einzig wahre Religion ist, deren sich Arequipa rühmt…‘

Bis hierhin der Bericht der Defensa Católica. Ich muss sagen, die angeführten Worte, die Kraft der Sprache sind ein Zeugnis von einem regen Glaubenseifer, von einem Glauben, der nicht tot ist, sondern lebt und bei derartigen Anlässen glänzend zu Tage tritt.“



(aus: die katholischen Missionen, 1891)

Freitag, 14. September 2012

Wie der heilige Petrus Claver die Andacht zu Maria förderte

Der große Sklavenapostel St. Petrus Claver ist am Fest der Geburt der allerseligsten Jungfrau im Jahr 1654 gestorben. Diese Gnade wurde ihm wohl zuteil, weil er stets die Muttergottes verehrte und auch bei anderen nach Kräften die Andacht zur Himmelskönigin förderte. Ein Beispiel sind die Festmähler, die er an Festen der allerseligsten Jungfrau für die Armen hielt.

Sobald sich ein Fest der Gottesmutter nahte, ging der heilige Petrus Claver bei den Reichen und Frommen der Nachbahrschaft betteln, um seine geliebten Armen mit einigen Köstlichkeiten zu erquicken.
Wenn die Armen am Nachmittag des Festtags wie üblich an sein Haus kamen, um ein Almosen zu erbitten, führte sie der Heilige in einen Raum mit reichgedeckten Tischen, den er zuvor vorbereitet hatte.
Nachdem er sich um die Bedürfnisse der Anwesenden gekümmert hatte, nahm er mit ihnen Platz am Tisch und unterhielt sich mit ihnen und erzählte interessante Anekdoten. Gegen Ende der Mahlzeit ließ er einige Musiker aufspielen, damit die Armen wenigstens für kurze Zeit ihre Sorgen vergaßen.
Natürlich sollte der geistige Teil dieses Festes nicht fehlen, denn der heilige Petrus nutzte die Gelegenheit, um eine kurze Predigt darüber zu halten, welche Lehren aus dem jeweiligen Fest gezogen werden können und erinnerte daran, dass Maria auch arm war auf Erden, und dass sie von ihrem himmlischen Thron aus bereit sei, ihnen in ihren Anliegen zu helfen.
Den Abschluss des Festmahls bildete der gemeinschaftliche Rosenkranz. So gingen die armen Schwarzen schließlich davon, gestärkt in dem Bewusstsein, dass die allerseligste Jungfrau die beste aller Mütter ist.


(Nach einer Erzählung aus „Saturdays with Mary“, erhältlich bei The Desert Will Flower Press, Papa Stronsay)

Im Kreuz ist Heil

Seite aus  Très Riches Heures du Duc de Berry  (man bemerke die Schwarzen in dieser mittelalterlichen Darstellung)

Zum Fest Kreuzerhöhung hier zwei Einträge über das heilige Kreuz in den Missionen:

Wunderbarer Regen bei der Errichtung eines Kreuzes

Das chinesische Kruzifix

Mittwoch, 12. September 2012

Eine griechisch-melchitische Gesandtschaft zum Priesterjubiläum von Papst Leo XIII.


In der zweiten Hälfte des Oktobers brachte eine Deputation von Kirchenfürsten dem Heiligen Vater die Glückwünsche und Geschenke der griechisch-katholischen Kirche zu seinem Jubelfeste dar. An der Spitze der Gesandtschaft stand der Erzbischof von Tyrus, Msgr. Euthymius Zulhof; die übrigen Mitglieder waren der Erzbischof Inha von Aleppo und der hochwürdigste Herr Fakak von Beirut; ihnen schlossen sich der Generalvikar des Bischofs von St. Johann von Acca, der ehemalige Generalobere der griechisch-katholischen Basilianer und mehrere Priester an.
Im Auftrag ihrer Gläubigen boten sie dem Heiligen Vater eine Ehrengabe von 6.000 heiligen Messen, eine goldene, perlengeschmückte Tiara, einen Schrank von Perlmutter und sonstige Wertgegenstände. Der Erzbischof von Tyrus versicherte den Statthalter Christi der treuesten Anhänglichkeit aller Katholiken des Orients, besonders der Oberhirten und des griechisch-armenischen Patriarchen Msgr. Gregor Yussef.

Er bezeugte in ihrem Namen dem Heiligen Vater die Gefühle kindlicher Liebe und unbedingter Hingabe. „Denn“, so sagte er, „in Ihrer geheiligten Person erkennen wir den Statthalter unseres Herrn Jesus Christus auf Erden, den Nachfolger des hl. Petrus und das unfehlbare Oberhaupt der Kirche, sowie den gemeinsamen Vater aller Gläubigen.
Möge sich also Ew. Heiligkeit würdigen, gnädig auf uns herabzusehen und den Segen zu spenden unserem verehrten Patriarchen, unseren teuren Wohltätern und unserer ganzen Nation, die wir hier mit ihren Gebeten, Wünschen und Gaben vertreten bei Ihrem Jubelfest, das ein Freudentag der ganzen katholischen Welt ist.
Das sind die Wünsche, die wir Ew. Heiligkeit demütigst zu Füßen legen, indem wir Gott inständig bitten, er möge Ew. Heiligkeit noch recht lange erhalten und bewahren zu seiner größeren Ehre und zum Wohle seiner Kirche.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1888)

Sonntag, 9. September 2012

9. September: Fest des heiligen Petrus Claver, Apostels der Sklaven in Kolumbien

Fenster in der Kathedrale von Cartagena de Indias, Kolumbien (Kamilokardona)

Die katholische Kirche kennt keine Rassendiskriminierung. Das sagt uns schon ein sehr unverdächtiger Zeuge, der schwarze Gelehrte Edward Blyden (erst Protestant, dann Moslem), in dem Artikel „der Neger und die katholische Kirche“. Als besonders herausragendes Beispiel der Liebe zu den schwarzen Sklaven wurde hier Petrus Claver angeführt.
Pedro Claver Corberó wurde 1581 in Verdu nahe der katalonischen Stadt Lérida geboren und gehört so zu einer Gruppe von heiligen Missionaren, die Katalonien der katholischen Kirche geschenkt hat, darunter Antonio Maria Claret, Luis Beltran (der Patron Kolumbiens), Petrus Nolascus und Raymund Nonnatus.
Bereits als Kind zeichnete er sich durch große Frömmigkeit und eine kindliche Andacht zur Mutter Gottes aus.
Es ist also kein Wunder, dass er sich dem Studium der Theologie widmete und bereits mit 14 Jahren die Tonsur empfing. Danach trat er in das Kolleg der Gesellschaft Jesu ein, das der heilige Franz Borgia gegründet hatte und bat nach langem Gebet und Beratung mit seinem Gewissensführer um Aufnahme in diesen Orden.
Nach dem Noviziat und den Gelübden der Scholastiker wurde er nach Palma de Mallorca geschickt, um dort seine philosophischen Studien durchzuführen.
Dort wurde der große Laienbruder St. Alphons Rodriguez zu seinem väterlichen Freund und gab ihm einige Richtlinien im geistlichen Leben mit auf den Weg, z.B. folgende, die auch für uns gilt: „Um rasche Fortschritte in der Tugend zu machen, verwende er besonderen Fleiß auf die Beherrschung seiner Zunge. Alle seine Reden sollen Wahrheit, Frieden und Erbauung atmen. Er sage viel mit wenig Worten, und um stets gut zu reden, rede er nur von Gott oder mit Gott.“
Er entflammte besonders das Verlangen des jungen Heiligen, möglichst viele Seelen für Gott zu gewinnen. In einer Vision von den Thronen, die im Himmel den Seligen bereitet sind (siehe Geheime Offenbarung des hl. Johannes) zeigte sein Schutzengel dem heiligen Alphons einen leeren Thron, der glänzender und herrlicher als die anderen erschien. Alfons fragte darauf den Engel, für wen dieser sei. Der Engel entgegnete: „Für deinen Schüler Claver. Das ist der Lohn für seine Tugenden und für die große Menge Seelen, die er einst in Westindien Gott gewinnen wird.“ Dies wurde erst nach dem Tod des hl. Alphons bekannt, der es seinem Beichtvater erzählt hatte (wohl hatte dieser die Erlaubnis, es weiterzuerzählen).
Diese Schauung trieb den hl. Alphons noch mehr an, in Claver die Sehnsucht nach der Mission zu stärken. Er sagte zu ihm: „Wenn Dir die Ehre des Hauses Gottes am Herzen liegt, so eile hin nach Westindien, um dort viele tausend Seelen zu gewinnen, die sonst verloren gehen. Wenn du Jesus Christus liebst, so eile hin und suche das Blut zu verwerten, welches er auch für jene Nationen vergossen hat, die seinen Preis noch nicht kennen.“
Petrus Claver bat seinen Oberen, ihn in die Mission zu schicken, allerdings sollten noch einige Studien erfolgen und seine Berufung zur Mission geprüft werden. 


Im April 1610 bestieg er schließlich ein Schiff, das in nach Kolumbien bringen sollte. Auf der monatelangen Überfahrt kümmerte er sich aufopfernd um die Kranken an Bord und sparte sich für sie alle schmackhaften Speisen vom Mund ab. In Kolumbien angekommen verbrachte er zwei Jahre mit dem Studium der Theologie in Santa Fe de Bogota und nach dem dritten Probejahr, wie es bei den Jesuiten vorgesehen ist, eine Art abschließendes Noviziat, wurde er nach Cartagena de Indias, der „Königin Westindiens“ abberufen. Er beugte sich im Gehorsam der Anordnung seiner Oberen und empfing am Fest des hl. Joseph, dem 19. März 1616 in der Kathedrale die heilige Priesterweihe, obwohl er aus Demut Laienbruder bleiben wollte.
Nun folgte eine fast 40-jährige apostolische Laufbahn, in der er über 300.000 Sklaven getauft hat. In Südamerika wird dies nur vom heiligen Toribio de Mogrovejo übertroffen, der in seinem Leben einer halben Million Menschen die heilige Taufe gespendet hat.


Cartagena war damals einer der wichtigsten Häfen Südamerikas und diente als indirekter Verkehrspunkt zwischen Spanien und den Philippinen. Als Handelshafen war es auch Umschlagplatz für Sklaven, die zu tausenden von britischen Schiffen eingeführt wurden. Anfangs sollten nur kriegsgefangene Afrikaner als Sklaven dienen, später aber wurden sie von ihren eignen Häuptlingen verkauft oder durch die Europäer mit Gewalt aus ihrer Heimat entführt.
Die Schwarzen wurden bei der Überfahrt schlimmer als Tiere im Schiffsrumpf zusammengepfercht und in Ketten geschmiedet, um einen Aufstand zu verhindern. Entsprechend grassierten die furchtbarsten Krankheiten unter ihnen.
Die Kirche verurteilte den Sklavenhandel, konnte allerdings die Verantwortlichen nicht davon abhalten und musste sich so darauf beschränken, das Los der Sklaven zu erleichtern. So bestimmten die Provinzialkonzilien von Mexiko und Lima Richtlinien für die Herren, die ihren Sklaven genug Zeit zu religiösen Übungen und Sakramentsempfang und Ruhe an Sonn- und Feiertagen zusichern mussten; dazu wurden ihre Ehen geschützt, sie durften weder zur Ehe noch zu einer besonderen Wahl bezüglich des Partners gezwungen und ihre Familien nicht getrennt werden.


Bereits vor Claver wirkte P. Alphons Sandoval S.J. unter den Sklaven Cartagenas. Wenn ein Sklavenschiff in den Hafen einlief, bettelte er Kleider und Nahrungsmittel für die Unglücklichen und sprach ihnen in ihrer Muttersprache oder mit Hilfe eines Dolmetschers zu. In diese Fußstapfen trat nun unser Heiliger. P. Sandoval hatte sich bei seiner aufopfernden Arbeit eine tödliche Krankheit zugezogen und starb Weihnachten 1618.
Petrus Claver amte seine Nächstenliebe nach und begab sich in den Hafen, um die neu angekommen Sklaven zu stärken, sie zu trösten, den Katholiken unter ihnen die Sakramente zu spenden oder neugeborene Kinder zu taufen, und begann mit Hilfe von Dolmetschern bald den Unterricht der Heiden. Dies war kein leichtes Unterfangen, da oft auf einem Schiff Angehörige von bis zu 30 Völkern waren. Er besorgte sich dafür zuverlässige Dolmetscher. Wie wir verspüren die Heiligen Ekel, den auch der heilige Petrus Claver empfand, wenn er die armen Sklaven sah, die unter den schlimmsten hygienischen Umständen die Überfahrt über das Meer machen musste. Hieran sieht man die heroische Tugend, denn durch die Gnade Gottes konnte er sich dazu bringen, die Schwarzen in den verpesteten Schiffverließen aufzusuchen. 


Auch flehte er die Besitzer der Sklaven an, dass diese nicht ins Innere Kolumbiens auf die Plantagen und in die Bergwerke gebracht werden sollten, bevor sie nicht im Glauben unterrichtet waren und die Taufe empfangen hatten. Mit Geschenken an die Sklavenaufseher verschaffte er sich Zugang zu den Sklavenzellen, um dort seine Werke der Nächstenliebe fortführen zu können. Mithilfe der Dolmetscher gab er Glaubensunterricht und stellte einen Altar auf, dessen Bild den gekreuzigten Heiland zeigte, dessen Blut von einem Priester aufgefangen wurde, der damit einem Schwarzen die Taufe spendete.
Auf der rechten Seite wurden Schwarze im Glorienschein des Himmels gezeigt, auf der linken die Unglücklichen, die die Gnade verscherzt hatten und nun von höllischen Ungeheuern umringt waren.
 Sobald die Afrikaner getauft waren, gaben sie ihre Freude über die gewonnene Kindschaft Gottes kund, indem sie das Habit Clavers küssten, in die Hände klatschten und ihn mit zahlreichen Segenswünschen überhäuften.

An Feiertagen hörte Claver ab 3 Uhr morgens die Beichten der Sklaven, und kein Spanier kam bei ihm an die Reihe, bevor nicht alle Afrikaner gebeichtet hatten.
Er verwies es vielen Spaniern, die in der Kirche nicht neben den Sklaven sitzen wollten.
So gütig er zu seinen schwarzen Kindern war, so streng konnte er sein, wenn es um die Sünde ging. Da sich unter vielen Schwarzen die Trunksucht verbreitet hatte, war auch die Gotteslästerung nicht selten. Wenn einer häufig in diese Sünde fiel, gab er eine öffentliche Buße auf, bei der der Büßer den Boden küssen müsste. Dabei setzte ihm der heilige Petrus seinen Fuß leicht in den Nacken und sagte zu ihm: „Wer bist du Unseliger, dass du dich erfrechst, gegen den Himmel dich aufzulehnen und Gottes Majestät zu lästern?“
Sobald aber seine Kinder von ihren Besitzern grausam behandelt wurden, stellte er sich schützend vor sie und flehte um Gnade.

Bereits zu seinen Lebzeiten wurden Wunder durch seine Fürsprache berichtet, darunter einige Totenerweckungen. Eine Tote sollte bereits begraben werden, war aber nicht getauft. Petrus Claver rief sie nach inbrünstigem Gebet beim Namen, die Tote erhob sich und er fragte, ob sie die Taufe begehre. Sie bejahte dies deutlich, und nachdem sie die Taufe empfangen hatte, stand sie völlig gesund auf.

Bei seiner Ordensprofess im Jahr 1622 stellte er sich in einem eigenen Gelübde für den Rest seines Lebens in den Dienst der Sklaven mit dem Motto: „Petrus, immerdar Sklave der Neger.“ Aber sein Eifer beschränkte sich nicht nur auf die Afrikaner, er führte auch tausende Sünder zur Buße und Bekehrung. Selbst nahm er die schwersten Bußwerke auf sich.

Im Jubeljahr 1650 erreichte die Pest von den Antillen aus das südamerikanische Festland, und einer der ersten Opfer unter den Jesuiten war Petrus Claver.
Nach dem Empfang der heiligen Kommunion schien die Todesgefahr gebannt, es blieben aber gesundheitliche Schäden. Durch ständiges Zittern konnte er die heilige Messe nicht mehr lesen und brauchte Hilfe im Alltagsleben.
Trotzdem gab er sein Apostolat nicht auf und ließ sich in den Hafen tragen, als ein Schiff von ungetauften Ararais einlief, die wohl von seiner Liebe angezogen auf ihn zueilten und sich zu seinen Füßen warfen, und erteilte ihnen Glaubensunterricht. Dies war sozusagen die letzte Ernte. 


Im September 1654 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand immer mehr. Als sein Tod bevorstand, strömten die Bewohner Cartagenas zusammen, schwarz und weiß, Kleriker, Reiche und Arme, um dem Heiligen ihre Liebe kundzutun. Sein Bett war umringt von Sklaven, die laut über das Scheiden ihres Vaters klagten.
Am 8. September, dem Geburtsfest der Jungfrau Maria, die er so kindlich verehrte, schied er aus dieser Welt, um den ihm zugewiesenen Thron im Himmel zu besetzen.

Mit größter Pracht wurde er am 9. September 1654 in der Kathedrale von Cartagena beigesetzt. Bereits 1657 wurde das Seligsprechungsverfahren eröffnet. Papst Pius IX. sprach ihn 1851 selig, Papst Leo XIII. erhob ihn am 15. Januar 1888 zur Ehre der Altäre.

Er wird als Patron der Afroamerikaner und zweiter Patron Kolumbiens (neben Luis Beltran) verehrt.

Heiliger Petrus Claver, bitte für uns!


(Nach einem Aufsatz in die katholischen Missionen, 1888)

Samstag, 8. September 2012

Protestantische Missionen in Rom

Der Petersdom bei Nacht (Eugene Pivovarov)

„Alle ägyptischen Ungeheuer haben ihre Tempel in Rom“, heißt es in einer französischen Tragödie. An diese Worte wird man erinnert, wenn man den Eifer sieht, womit heute wieder jede Sekte und jedes Sektlein sich ihren Tempel in Rom zu gewinnen suchen, als sei mit solchem Fußfassen auf dem Mutterboden des Katholizismus ein besonderer Triumph erreicht, eine Siegesfahne aufgepflanzt. 

Die Freimauerer haben eben feierlich ihren „Tempel“ eröffnet; die Methodisten sind eifrig bestrebt, den ihrigen zu vollenden; die Waldenser bilden längst ein konstituierte Gemeinde mit einer Kapelle, und jetzt wird eine Pilgerschaar von 80 Engländern angekündigt, die kommen, um als Deputierte baptistischer Gemeinden der Einweihung einer baptistischen Kirche an der Piazza von San Lorenzo beizuwohnen! 
Die Anglikaner haben ihre Kirche längst vor der Porta del Popolo; in einer der neuen Straßen auf dem Biminal wird eifrig an einer ziemlich geschmacklos im gotischen Stil aufgebauten kleinen Kirche, für weiß welch wunderliche Sekte, geschafft und gezimmert — und bei all dem begreift man weder die Notwendigkeit solcher Stiftungen von Gemeinden ohne Gemeindemitglieder, noch die Zweckmäßigkeit, dem katholischen Rom auf diese Weise die grenzlose Zersplitterung des Protestantismus zu exemplifizieren“.

So schreibt nicht die Germania oder ein anderes ultramontanes Blatt, sondern die Augsburger Allgemeine (Beilage vom 24. März 1875, S. 1292
Anmerkung: diese Zeitung hatte scheinbar im 19. Jhd. einen liberalen Ruf)

Gemeinden ohne Gemeindeglieder und Beweise für die grenzenlose Zersplitterung des Protestantismus — das sind die Früchte der protestantischen Mission in Rom und anderwärts; dafür geben die gutmütigen, von ihren Predigern aufs Schmählichste belogenen amerikanischen und englischen Protestanten ihre Dollars und Schillings.

Alles (außer der Anmerkung) aus: die katholischen Missionen, 1875

Mittwoch, 5. September 2012

Exerzitien für die Aussätzigen auf Molokai

St. Damian Deveuster

Bereits wiederholt war in diesen Blättern von der Aussätzigen-Niederlassung in Molokai die Rede. Folgende Mitteilungen, die wir in einem Brief des hochw. P. Archambaux von der Kongregation der heiligen Herzen (datiert aus Lahaina, Insel Maui, den 8. September 1876) entnehmen, berichten über deren gegenwärtigen Zustand.

„Auf der Rückreise von Honululu berührte P. Damian Deveuster Lahaina und beredete mich, ihn nach Molokai zu begleiten; es sollten daselbst Exerzitien gehalten werden. Am 25. August steigen wir den steilen Felsenpfad herab und gelangten so in die abgeschiedene Ebene, welche den Aussätzigen zum Aufenthalt angewiesen ist. Dieselbe enthält zwei Dörfer, Kalaupapa mit freundlichen weißen Häusern und der katholischen Kapelle, und Kalawao, wohin wir unsere Schritte lenkten.
Am Eingang des Dorfes gewahre ich einen geräumigen, ummauerten Plan, mit zahlreichen Gebäuden: das ist der Ort, wo die Kranken, bei denen der Aussatz am weitesten fortgeschritten ist, verpflegt werden. Aus allen Häusern kam uns eine Menge Männer, Frauen, Kinder entgegen, von denen die meisten schrecklich entstellt waren, mehrere sich nur mühsam herbeischleppten.
Sie wollten Nachrichten von Verwandten und Freunden erhalten. Ein junger Aussätziger hielt sich, indem er zu mir trat, beide Hände vor das Gesicht. ‚Du brauchst dich nicht zu scheuen, mein Kind‘ sage ich zu ihm; er ließ die Hände sinken, und ich blickte in ein von der Seuche grässlich zerfressenes Antlitz. Inmitten dieser Ärmsten betraten wir die Kapelle.
An den folgenden Tagen, noch vor Eröffnung der Exerzitien, führte mich P. Damian in fast alle Häuser der beiden Dörfer. Wir stellten Fragen an die Kranken, redeten zu ihnen Worte der Ermutigung und hörten diejenigen, welche beichten wollten.
Obgleich ich wiederholt auf der Insel Maui Gelegenheit gehabt hatte, die Opfer des Aussatzes zu besuchen und zu beerdigen, fühlte ich mich doch ergriffen, als ich eine so große Anzahl dieser Unglücklichen um mich sah. Da findet man Personen von jedem Alter und jedem Stand aus allen Inseln des Archipels, denn von allen Seiten bringt man die Aussätzigen hierhin. Katholiken und Protestanten haben hier einen Friedhof, dessen zahlreiche Grabsteine eine stumme, aber eindringliche Predigt sind.


Nun begannen die Exerzitien, welche die Gewinnung des Jubiläumsablasses vorbereiten sollten und auf welche darum unsere Kranken sich nicht wenig gefreut hatten: waren sie ihnen doch ein Mittel, schöner und reiner zu erscheinen in den Augen Gottes. Die Vorträge wurden in Kalawao gehalten. Eine Woche lang strömten alle diejenigen, denen es ihr Zustand erlaubt, am Morgen und am Abend zur Kapelle. Hier wohnten sie dem heiligen Messopfer und den Vorträgen bei, legten ihre Beichte ab, beteten den Rosenkranz, verrichteten den Kreuzwege und andere Übungen der Andacht. Täglich ging einer von uns beiden Priestern nach Kalaupapa hinüber. Auch hier drängten sich alle zur Kapelle, und als P. Damian die Generalkommunion abhielt, wirkte ein Sängerchor von Aussätzigen mit staunenswerter Präzision zur Hebung dieser schönen Feier mit.


Und doch, auch hier bemüht sich der Teufel, seine böse Saat zu säen; er gab mehreren Unglücklichen, welche keine Christen waren, den Gedanken ein, gewisse heidnische, unsittliche Tänze zu veranstalten. Schon war der Altar errichtet, auf welchem dem Götzen, den die Heiden bei ihren Tänzen verehren, ein Opfer dargebracht werden sollte; da hintertrieben P. Damian und der Gouverneur das Ärgernis.
Auch gibt es unter den Aussätzigen Kalvinisten und Mormonen, aber nie hat einer ihrer Prediger den Fuß auf diese Stätte des Elends gesetzt. Unter dem beständigen Eindruck der Nähe des Todes, welchen auch fast wöchentlich der Klang des Sterbeglöckleins neu erweckt, und Dank den Bemühungen des Missionärs und einiger seeleneifriger Katholiken, sind auch viele derselben in den Schoß der wahren Kirche zurückgekehrt.


(Aus: die katholischen Missionen, 1876)

Montag, 3. September 2012

Die Schwarzen und die katholische Kirche

Die Märtyrer von Uganda

Die Neger und die katholische Kirche  — Unter diesem Titel enthält das Wochenblatt der „Amerika“ vom 24. Mai 1876 folgenden Artikel: „Wahrhaft Gebildete, mit der Geschichte der Vergangenheit Vertraute wussten es längst, dass der Neger keine treuere Freundin als die katholische Kirche hat. Oder hat nicht, lange ehe die Urgroßmutter von Harriet Beecher Stowe geboren war, ja ehe an das Ding, genannt Abolitionismus, auch nur gedacht wurde, einer der hervorragendsten Priester des Jesuitenordens, der selige (jetzt heilige) Petrus Claver, sein Leben dem Dienste der damals so verachteten Schwarzen gewidmet? Er, ein Sohn des höchsten katalonischen Adels, ließ sein Schloss und das Erbe seiner Väter, um ‚der Sklave der Neger für immer‘ zu werden. 
Er pflegte sie in ihren ekelhaften Krankheiten, besuchte die Gefangenen und speiste die Hungrigen. Und während die hochfahrenden Nachkommen der ‚Pilgerväter‘ einen Farbigen noch heute schwer in ihre Gesellschaft zulassen, haben Clavers geistliche Söhne dieselben allzeit als ihre Brüder behandelt.
Wir können noch Manches hinzufügen, wie z.B. die katholischen Synoden von Mexiko und Lima den Unterricht der Negersklaven in der christlichen Lehre anbefahlen, ihre Ehe unter kirchlichen Schutz stellten und die ihnen zugefügten Misshandlungen mit Zensuren belegten; auch könnten wir auf die Tätigkeit des hochw. Herr Vaughan und zahlreicher anderer Priester in der Gegenwart hinweisen. Inzwischen wollen wir hier nur eines Faktums Erwähnung tun, aus welchem erhellt, dass auch unter den dem Katholizismus fern stehenden Negern ein Gefühl für dessen Verdienste um ihre Volk im Erwachsen ist.
Der Methodistenbischof John M. Brown hat jüngst in der methodistischen Zeitschrift ‚The Independent‘ einen Artikel veröffentlicht, in welchem er die Farbigen vor ‚den Angriffen der römisch-katholischen Kirche auf ihre Reihen‘ warnt.
Mit Rücksicht auf diese Warnung hat nun Edward W. Blyden, ein Vollblutneger und Präsident der Negeruniversität zu Liberia, das Verhältnis der ‚beiden großen christlichen Konfessionen‘ zu den Negern ausführlich beleuchtet. ‚
Der denkende und gebildete Neger‘ — so erklärt Blyden in dieser Abhandlung — ‚kann, auch wenn er Protestant ist, unmöglich Geschichte studieren, ohne unwiderstehlich zur Anerkennung der Pflicht der Dankbarkeit getrieben zu werden, die seine Rasse der katholische Kirche schuldet.
Die einzigen christlichen Neger, die sich selbst befreiten und ihre Stellung als freie Bürger aufrecht erhielten, die Haitianer, waren Katholiken. Und der größte Neger, den die christliche Welt bis jetzt hervorgebracht hat, Toussaint L’Ouverture, gehörte ebenfalls dieser Kirche an.‘
‚Rom‘— so fährt der Afrikaner dann fort — ‚hat viele Neger, männlichen wie weiblichen Geschlechts, kanonisiert.
Welcher Ehre hat der Protestantismus seine Farbigen würdig befunden? Schon im 16. Jahrhundert ist ein Neger Professor der lateinischen und griechischen Sprache zu Granada geworden und hat eine vornehme Spanierin geehelicht. Sein Denkmal steht noch heute in der Kathedrale der Stadt am Genil. Welche protestantische Universität hat einen Neger unter ihren Professoren geduldet?
Die Historiker Brasiliens preisen den Namen des Negergenerals Henry Diaz. Und er war nicht der einzige seiner Rasse, der in der portugiesischen Armee zu Ehren und Würden stieg.
Ist etwas dieser Art auch in den Kriegsheeren protestantischer Völker gebräuchlich? Und ist der ‚Negerbischof‘ der Methodistenkirche, der Schreiber jenes Warnungstraktats, John M. Brown, etwa selber ein Neger?‘

Alle diese Erklärungen sind umso merkwürdiger, als Herr Blyden an vielen Stellen seines Traktats seinen Standpunkt als den eines Unitariers von der freieren Richtung nicht undeutlich zu erkennen gibt.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1876)

Sonntag, 2. September 2012

AKTUELL: "Meine Diözese versinkt in Krieg und Mord"




Seit der Abspaltung des Südsudan vom muslimischen Norden hat sich die Situation der schwarzafrikanischen Christen im Norden dramatisch verschlechtert, besonders im Staat Süd-Kordofan und der zwischen Norden und Süden umstrittenen Region Abyei.
Der Bischof von El Obeid (Süd-Kordofan), Macram Gassis, beklagt 
in einem Interview mit EWTN (siehe oben) das Schweigen der internationalen Gemeinschaft und der Medien, während die Regierung von Omar al-Bashir seine Diözesanen mit russischen Antonov-Bombern ermordet. 
Hier ein Zitat von Bischof Macram Gassis aus der neuesten Ausgabe von Catholic:

„Sudan ist ein Pariah-Staat, und wir können nicht erlauben, dass sie weiter die Menschen aushungern, vergewaltigen und ermorden und die Kirche schweigt dazu, nach dem Motto: "Lasst uns um des Friedens Willen nichts sagen". Der Bischof ist ein Hirte.
Durch seinen Beruf ist es seine Pflicht, seine Herde zu verteidigen, selbst wenn er die Konsequenzen dafür tragen muss. Das ist bei mir der Fall.
(...) Wenn ich meine Herde nicht verteidigen kann, bin ich nicht geeignet (...) Ich bin Bischof eines Gebiets, das mit Krieg, Hungersnot, Sklaverei und Vergewaltigung überzogen wird (...) Wir möchten, dass die Menschen beten (...)
Ich spreche mit Vertretern der katholischen Presse. Ich bitte sie, die Katholiken in diesem Land (Großbritannien) dazu zu bewegen, sich nicht nur zu informieren, sondern auch um Gottes Schutz für diese Menschen zu beten.
Wir sollten darüber sprechen, denn die Regierung in Khartum hat schreckliche Angst, dass ihr Ruf beschädigt wird. Die Medien sind die einzige Hoffnung, dieses schmutzige Spiel zu beenden, andernfalls wird eine gesamte Ethnie ausgelöscht.“


Man darf sich tatsächlich fragen, wieso man von den Verbrechen Ghaddafis, Mubaraks und al-Assad ständig hört und die westliche Welt sehr schnell eingreift bzw. im Fall von Syrien ständig mit dem Säbel rasselt und die sogenannten "Rebellen" unterstützt, die sich wohl zu einem  Teil aus Al-Qaeda-Mitgliedern und anderen Jihadis rekrutieren, während der Präsident des Sudan, Omar al-Bashir, seit Jahren Christen und nicht-arabische Moslems verfolgt und in keinster Weise zur Rechenschaft gezogen wird. Dass er ein international gesuchter Kriegsverbrecher ist, merkt man auf jeden Fall am Verhalten der westlichen Mächte nicht.


Hier die von Bischof Gassis gegründete Hilfsorganisation: 

http://bishopgassis.org/index.php


Bitte, liebe Leser, beten und opfern Sie für die verfolgten Katholiken im Sudan!


Heilige Josephine Bakhita, Patronin des Sudan, bitte für uns!
Heiliger Daniel Comboni, Apostel des Sudan, bitte für uns!


Das chinesische Kruzifix

Das chinesische Kruzifix

Unser diesjähriges Titelbild (siehe oben) gehört einem Bilderzyklus an, welchen P. Baffeur S.J. für seine chinesischen Neophyten zu veröffentlichen begonnen hat, um ihnen die Hauptgeheimnisse unserer heiligen Religion stets ins Gedächtnis zurückzurufen.
Das Kreuz war stets ein Ärgernis für die Juden und eine Torheit für die Heiden; nirgendwo tritt dies aber klarer hervor als in China.
Als im Jahr 1663 P. Aleni S.J. ein „Leben unseres Heilandes Jesus Christus“ in chinesischer Sprache mit Bildern herausgab, beeilte sich der Obermandarin Jan-Kwang-Sien, ein unversöhnlicher Feind der Christen, das Bild des zwischen den beiden Schächern am Kreuze hängenden Heilands nachdrucken zu lassen und es mit einer schändlichen Schmähschrift gegen den Heiland in Tausenden von Exemplaren durch das ganze Reich zu verbreiten.
Eine blutige Verfolgung wurde dadurch angefacht. Auch heute noch erregt manchmal das Bild des gekreuzigten Heilands den Spott und das Gelächter der heidnischen Chinesen.
P. Baffeur nun hat durch das Bild, das er entworfen, diesen Spott in etwa verhindern wollen, indem er mit dem Kreuz einige der durch den Kreuzestod erzielten Wirkungen darstellt. Zugleich auch bietet dieses Gemälde gewissermaßen die Erklärung zu einem Gebet zu den heiligen fünf Wunden, welches die chinesischen Christen fast täglich zu verrichten pflegen. Die Anrufungen, welche auf den von Engeln getragenen Schriftrollen stehen, lauten:

1. Ich bete Dich an, Wunde der rechten Hand; gib mir Kraft, zu überwinden die Verführungen der Welt, nicht nachzugeben dem Stolz; Herr, rette meine Seele. Vater unser. Gegrüßet seist du, Maria.

2. Ich bete dich an, Wunde der linken Hand; gib mir Geduld, zu besiegen das Leiden, nicht zu verzweifeln im Unglück; Herr, rette meine Eltern, meine Freunde, meine Wohltäter. Vater unser. Gegrüßet seist du, Maria.

3. Ich bete dich an, Wunde des rechten Fußes meines Erlösers; gib mir heiligen Eifer, gute Werke aller Art zu tun und den Himmel zu verdienen; erlöse, o Herr, die armen Seelen im Fegfeuer. Vater unser. Gegrüßet seist du, Maria.

4. Ich bete dich an, Wunde des linken Fußes meines Erlösers; gib mir die Furcht Gottes, dass ich fliehe die Sünde, dass ich nicht stürze in die Hölle; Herr, bekehre die armen Sünder. Vater unser. Gegrüßet seist du, Maria.

5. Ich bete dich an, Wunde des heiligsten Herzens; gib mir die göttliche Liebe, damit ich liebe Gott im Himmel und meinen Nächsten auf Erden; Herr, rette alle meine Feinde. Vater unser. Gegrüßet seist du, Maria.

Die Anrufungen am Fuße des Kreuzes lauten:

„O reinste und kostbarste Wunden meines Herrn, ich bete euch an und betrachte euch mit Liebe. Ihr seid für mich fünf Quellen, die meinen Durst löschen auf meiner Pilgerbahn; fünf Sticke, die mich retten im Schiffbruch; fünf Tore, die mir wiederöffnen den Himmel; fünf Geldstücke, die mich loskaufen aus der Sklaverei; fünf Siegel, die mir aufdrücken das Zeichen der Auserwählten; fünf Strahlen, die mir leuchten in der Verbannung.
Indem ich diese Unterpfänder des Heiles betrachte, beweine ich bitterlich meine Sünden und preise deine Barmherzigkeit.
Dank Dir, o süßester Heiland, der Du mich loskaufest, mich bezeichnest mit dem Siegel der Auserwählten, mir gibst einen Strahl der Hoffnung, meinen Durst löschest, mich rettest vom Schiffbruch, und mich aufnehmen wirst in den Himmel.
Möge ich euch nie verlieren durch die Sünde, euch Unterpfänder des Heils, göttliche Quellen, himmlische Tore, leuchtende Sterne in meiner Verbannung.


(Aus: die katholischen Missionen, 1878)