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Pater Huda (links) und sein Mitbruder |
Gewiss werden unsere Leser nicht ohne Rührung die folgenden schlichten
Zeilen von der Hand eines ehrwürdigen japanischen Priesters lesen.
„Im Jahre 1869“, so schreibt der hochw. P. Paul Huda aus der Diözese
Nagasaki, „brach in Japan eine heftige Verfolgung aus. Die Christen, Nachkommen
unserer heiligen Märtyrer, hatten unzählige Leiden und Quälereien auszustehen.
4.000 von ihnen, welche im Tal Urakami, unweit von Nagasaki, wohnten, wurden
gewaltsam von Haus und Herd gerissen und in verschiedene Provinzen des Reiches
verbannt, die unter der Verwaltung feindselig gesinnter Statthalter standen.
Etwa 200 von ihnen wanderten in die Verbannung nach der Provinz Tosa
auf der Insel Shikoku und blieben dort ein Jahr lang in einem engen Gefängnis
eingeschlossen.
Auf Befehl des Statthalters wurden sie häufig von schintoistischen Priestern
besucht. Dieselben sollten sie zum Abfall auffordern; nur so würden sie ihr
Leben retten.
Aber trotz der bittersten Notlage und aller Leiden zogen alle
Gefangenen den Tod dem Abfall vor.
Um dieselbe Zeit schloss Japan mit den Mächten Europas und Amerikas
Verträge ab. Nach der Fügung der göttlichen Vorsehung wurden dieselben der
Anlass, dass den Christen ihre Haft erleichtert wurde.
Man schaffte sie aus den Gefängnissen und schloss sie in einigen heidnischen
Pagoden ein, wo sie es, obschon Tag und Nacht bewacht, bedeutend besser hatten.
Nach einigen Jahren erhielten die Christen ihre Freiheit wieder und durften in
ihre Heimat zurückkehren. Aber hier erwartete sie eine harte Enttäuschung.
Während ihrer langen Abwesenheit hatten sich nämlich die Heiden ihrer Wohnungen
und Felder bemächtigt, und so standen die Christen hilf- und obdachlos da, der
größten Not anheimgegeben.
Unter jenen verbannten Christen in Tosa befand auch ich mich, der
Schreiber dieser Zeilen. Ich war 14 Jahre alt, als ich von Urakami in die
Verbannung zog. Ich hatte damals keinen anderen Ehrgeiz, als treu in den
Fußspuren unserer heiligen Märtyrer zu wandeln.
In einem dunklen Kerker schmachtend, eine Beute des Hungers und der Krankheit,
war ich halb tot, als der Befehl kam, uns in die Pagoden zu verbringen.
Während ich in einem dieser Götzentempel weilte, kam mir eines Tages,
zweifellos vom Heiligen Geist, der Gedanke: es sei doch gewiss besser, wenn ich
meinen Landsleuten das Evangelium unseres Herrn Jesu Christi predigte, als hier
ohne Verdienst dahinzusterben. Dies Verlangen wurde in meinem Herzen immer
mächtiger und schließlich so stark, dass ich es nicht mehr zurückhalten konnte.
Von dem Augenblick an war ich fest entschlossen, die Aufmerksamkeit der
Wächter zu täuschen und zu entfliehen. Als ich den Plan meiner Mutter mitteilte
(mein Vater war schon seit mehreren Jahren tot), konnte sie vor Weinen kein
Wort sagen.
Mit der Hilfe Gottes gelang meine Flucht, und ich hatte das Glück, den
Aufenthaltsort eines Missionärs ausfindig zu machen.
Einige Zeit darauf trat ich ins Seminar ein und wurde, nachdem ich den
ganzen Studiengang vollendet hatte, zum Priester geweiht. Das ist jetzt 21
Jahre her.
So hat Gott in seiner Weisheit und unendlichen Erbarmung auf geheimnisvollen
Wegen mich vom Verlangen nach dem Martyrium zur Würde eines Priesters
gewürdigt.
Nach meiner Weihe blieb ich zuerst im Seminar als Professor. Dann
schickte mich mein Bischof nach Imamura in der Provinz Shikugo, um am Heil der
Seelen zu wirken. Dort bin ich jetzt seit elf Jahren, der einzige Priester im
ganzen Bezirk.
Imamura ist ganz heidnisches Land. Überall in Stadt und Land blüht noch
die Verehrung der falschen Götter. Die Tempel, in welchen die Dämonen angebetet
werden, entbehren nicht der Pracht und Schönheit.
Die Christen von Imamura werden verachtet, weil sie als Gotteshaus bloß
eine schlechte Holzkirche besitzen, die, vor vielen Jahren gebaut, trotz
wiederholter Reparaturen den Einsturz droht.
Gewiss ist das schlichte Kirchlein ‚der furchtbare Ort, das Haus Gottes und die
Pforte des Himmels‘. Aber es kann bei diesem unwürdigen Zustand nicht bleiben.
All unsere Feinde verspotten uns. Meine Christen knirschen, wenn sie
dies hören, und sie wollen um jeden Preis eine Kirche bauen. Ich selbst denke
noch mehr als sie Tag und Nacht daran.
Hätten wir eine Kirche mit einem in die Luft aufragenden Turm, die Heiden kämen
in Masse, um sie zu besuchen, und wir würden die Gelegenheit benutzen, um ihnen
das Kruzifix und die Bilder der Heiligen zu erklären und könnten ihnen dabei
ein Wort über unsere heilige Religion sagen.
Die Verachtung, der meine Christen jetzt seitens der Heiden ausgesetzt
sind, würde sich in Hochachtung verwandeln, was unserer heiligen Religion selbst
wieder zu gute käme.
Allein meine Christen sind sehr arm und können die Baukosten einer
Kirche nicht tragen. Ohne Hilfe von auswärts müssen sie auf ihren Herzenswunsch
verzichten.
Ich selbst besitze nichts. Das Sprichwort ‚Wie der Vater so die Kinder‘
trifft bei mir buchstäblich zu. Das Wenige, was meine Familie einst besaß, hat
sie bei der Verfolgung verloren.
Ich habe weder Freunde noch Bekannte, die mir zu Hilfe kommen könnten. Ich habe
nur euch, liebe Leser, euch, denen ich verbunden bin durch dieselbe Taufe und
die göttliche und gemeinsame Gnade. Ihr allein, die ihr meine Brüder in Christo
seid, könnt mir helfen, den Plan zu verwirklichen, den ich einst im Gefängnis
gefasst: Gott zu verherrlichen und Seelen zu retten.
Ich bitte euch daher flehentlich, liebe Leser, helfet mir meine Kirche
bauen. Mit 500 Dollars, glaube ich, kann ich eine hübsche und solide Kirche
bauen. Auch die kleinsten Gaben werde ich freudig und dankbaren Herzens
annehmen.
Ich selbst werde täglich am Altar mich aller lebenden und abgestorbenen
Wohltäter erinnern, und meine Christen werden sie in ihren gemeinsamen Gebeten
gewiss nicht vergessen. Gerne wäre ich selbst zu euch nach Europa gekommen. Allein ich darf meine Herde nicht verlassen. Ich schicke euch daher mein Bild.
Ihr seht links von mir einen anderen japanischen Priester. Das ist P. Paul
Fukahori, mein vertrautester Freund. Auch er hat einst im Gefängnis um Christi
willen gelitten. Ich habe ihn ersucht, seine Bitte mit der meinigen zu
vereinen, und so empfehlen wir beide eurer Liebe und eurem Gebet das
Unternehmen, das den Traum unseres Lebens verwirklichen würde – den Bau einer
Kirche in Imamura.“
Dieser Brief spricht gewiss für sich, und es bedarf kaum des Zeugnisses
des Bischofs Cousin von Nagasaki, der P. Huda, so heißt der Briefschreiber, als
einen der besten Priester seiner Diözese rühmt, der „verständig, klug, eifrig,
stets vom besten Geist beseelt ist“, und die Teilnahme und Unterstützung
vollauf verdient. Also ein Scherflein für die Kirche von Imamura!
(Aus: die katholischen Missionen, 1908)