Donnerstag, 31. Juli 2014

Zum Fest des großen Äthiopienapostels Justinus de Jacobis

der hl. Justinus de Jacobis, Apost. Vikar von Abessinien
Da dieser große Afrikamissionar und Apostel Äthiopiens viel zu wenig bekannt ist, hier nochmal ein Verweis auf die dreiteilige Serie über sein Leben und Wirken (hier, hier und hier)


Das Banner zur Seligsprechung unter Pius XII. Links unten ist ein äthiopischer Priester in weiß mit Palmzweig dargestellt; es handelt sich um den seligen Abba Ghebremichael, den der hl. Justin zum katholischen Glauben bekehrte und der später unter schrecklichen Qualen das Martyrium erlitt.

heiliger Justinus, bitte für uns!


Mittwoch, 30. Juli 2014

Wie man in Brasilien mit protestantischen Predigern fertig wird


Mit Eifer arbeiten die nordamerikanischen Sekten im lateinischen Amerika, meistens im Dienst des nordamerikanischen Imperialismus. Abgestandene (d. h. wohl abgefallene) und unwissende Katholiken fallen ihnen zur Beute, im Übrigen werden sie vom brasilianischen Volk schroff abgefertigt.

Als vor einigen Jahren die Pfarrei Palmeira (groß wie ein bayerischer Regierungsbezirk) eine Zeitlang ohne Pfarrer stand, erschienen auch gleich Sabbatisten und verlangten von dem alten Neger Francisco, einem ehemaligen Sklaven, die Kirchenschlüssel, die er in Verwahrung hatte. Er erklärte ihnen, nur einem vom Bischof gesandten Priester werde er den Schlüssel abgeben; wenn sie „predigen, singen und aufklären“ wollten, so könnten sie in den „Club“ gehen, die katholische Kirche sei nur für den wahren Gottesdienst. Dank dieser Festigkeit mussten sich die Herren beschämt zurückziehen.

Mitte 1921 wagten die Methodisten von Urugayana aus einen Vorstoß nach Itaquy am Uruguayfluss. In der zweiten Volksversammlung, die sie hielten, fragte ein Herr den Prediger, welche von den Hunderten biblischer Sekten denn die richtige sei, wie denn aus einer Bibel so viele sich widersprechende Sekten entstanden seien. Der Prediger blieb die Antwort schuldig und verschwand mitsamt seinen Begleitern. (…)


(Aus: die katholischen Missionen, 1922)

Weiteres zum Thema siehe hier

Dienstag, 29. Juli 2014

Die merkwürdige Bekehrung eines gebildeten indonesischen Moslems


Ich hatte, so schreibt P. Groenewegen S.J. aus Muntilan (Java), einen Missionsausflug nach dem fünf Stunden entfernten Ralibawang gemacht, wo 200 Katholiken in einigen armen Bergdörfchen wohnen, dort die Kranken besucht, einige Kinder getauft, einige neue Häuschen eingesegnet und einen Bauplatz für eine Kapellenschule ausgesucht.
Müde von der Klettertour in der tropischen Hitze, war ich gegen Abend nach Hause zurückgekehrt und wollte mich ein wenig ausruhen, als man mir einen Javaner anmeldete, der sein Söhnchen zu unserer Schule bringen wollte.

Es war ein netter Mann, Beamter an der (staatlichen) Opiumregie in Djatinom. Sein äußerst gebildetes Benehmen fiel mir sofort auf. Er hatte ein Anliegen, das ihm noch mehr am Herzen lag als die Schulfrage.
„Ich bin auch Katholik“, begann er plötzlich, mit einer Überzeugung, die mich überraschte. „Ich bin zwar noch nicht getauft, aber ich glaube. Ich glaube alles wie die Katholiken, und ich möchte gerne die heilige Taufe empfangen.“

„Ja, wie seid Ihr denn zu diesem Glauben gekommen?“ frug ich ihn verwundert. „Es ist das Werk des Geistes Gottes.“ „Kennt Ihr die Gebete?“ „Ja, alle.“ „Betet einmal das Vaterunser.“ Wirklich, er wusste alles. Und doch war er noch nie in einer katholischen Kirche gewesen und kaum je mit einem Katholiken zusammengetroffen.
Vor etwa einem Jahr hatte er, von Gottes Gnade angetrieben, hierher geschrieben und um einen Katechismus und ein Gebetbuch gebeten. Das hatte er dann studiert. Er wohnte viel zu weit weg, um hierher zur Kirche kommen zu können. Als Beamter hatte der Mann nur zwei Tage Urlaub; bis zu seiner Wohnung war’s fast eine Tagereise; am nächsten Morgen um 8 Uhr wollte er den Rückweg antreten. Das Taufexamen musste also sofort beginnen. Es war zum Verwundern, wie genau der Katechumene auf alles zu antworten wusste, über Schöpfung, Erbsünde, Erlösung usw.
Auf meine Frage, wer ihm das alles so gut erklärt habe, hatte er nur die alte Antwort: „Es ist das Werk des Geistes Gottes.“

Als er mir darauf sagte, er habe auch die Heilige Schrift gelesen, dachte ich, vielleicht hätten Protestanten ihn unterrichtet. Darum begann ich ihn über die Mutter Gottes zu fragen, über Papst und Altarssakrament.

Aber er wusste genau, dass Maria frei von der Erbsünde und unsere mächtigste Fürsprecherin im Himmel sei. „Und wer ist das Haupt der Kirche?“ „Früher die Apostel, jetzt der Papst.“ (es war natürlich immer schon der Papst) „Wer war das Haupt der Apostel?“ Er zögerte mit der Antwort. Der fremde Name schien ihm schwer zu behalten. Aber wie ich Petrus nannte, fügte er sofort bei: „O ja, der zuletzt Simon hieß.“ Dann kam das heilige Altarssakrament.

Es war ergreifend, diesen Mohammedaner, der noch nie das Glück gehabt hatte, am Fuß eines Altars zu knien, sorgfältig erklären zu hören, dass man in der heiligen Kommunion unter den Gestalten von Brot den wirklichen Leib Christi empfange und unter den Gestalten des Weines sein heiliges Blut.

Als ich auf die Beichte kam, schien es mir zuerst, als glaube er, man müsse seine Sünden nur Gott bekennen, und als wolle er von einem Bekenntnis vor dem Imam (Priester) nichts wissen. Sobald ich aber den Ausdruck „Pastor“ gebrauchte, war er sofort wieder im rechten Gleis. Beim Wort Imam (das man im Malaiischen auch für den Missionär gebraucht) schien er zu viel an einen mohammedanischen Geistlichen gedacht zu haben.

Da ich bei dem Mann so viel Wissen und ein solches Verlangen nach dem Christentum sah, glaubte ich mit dem hl. Petrus sagen zu müssen: „Was kann uns noch abhalten, ihn zu taufen?“ Sofort wurde alles bereitgemacht. Noch eine kurze Vorbereitung, dann beteten wir zusammen, und am selben Abend taufte ich ihn zu seiner übergroßen Freude auf den Namen Emanuel. 

Dann führte ich den Neugetauften durch die Kirche, erklärte ihm Altar, Kommunionbank, Beichtstuhl, dann auch den Kreuzweg usw.
Wie freute er sich darauf, am nächsten Morgen zu ersten Mal in seinem Leben der heiligen Messe beiwohnen zu dürfen! Und erst die heilige Kommunion! Wie andächtig lauschte er jedem Wort! Und dann ging sein Blick immer wieder unwillkürlich nach dem Tabernakel und seine Augen glänzten vor Verlangen. 
Noch nie sah ich Gottes Gnade so offensichtlich wirken wie in diesem Mann.

Am folgenden Morgen empfing Emanuel voller Ehrfurcht die erste heilige Kommunion. Um 5 Uhr schon war er zugegen bei der heiligen Messe, folgte ihr voll Andacht und blieb danach sitzen, um auch der Sechsuhr-Messe beiwohnen zu können.

Überglücklich kehrte er dann nach Hause zurück, fest entschlossen, seine Angehörigen womöglich desselben Glückes teilhaftig zu machen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1918)

Montag, 28. Juli 2014

Der Eifer des heiligen Vinzenz von Paul für die Missionen

Der hl. Vinzenz von Paul segnet Missionare

Am Fest vom heiligen Vinzenz von Paul (Post zum Fest siehe hier) habe ich gemerkt, wie wenig die missionarische Seite dieses Heiligen selbst unter Priestern bekannt ist. Denn die Lazaristen, die er gegründet hat, haben sich nicht so sehr als reine Kranken- und Armenpfleger ausgezeichnet, sondern waren vor allem seeleneifrige Missionare, die schon zu Lebzeiten ihres Gründers in die Heidenwelt zogen. Hier einige Aussagen vom hl. Vinzenz selbst zum Thema „Heidenmission“:

 „In der Tat, wer sein Leben aufs Spiel setzt, wer die Meere durchfährt, allein aus Liebe zu Gott, nur um das Heil des Nächsten zu wirken, der ist ein Blutzeuge, wenn nicht der Tat, so doch dem Willen nach.“

Dem Oberen des Hauses der Lazaristen in Marseille, der dem hl. Vinzenz mitteilte, die Mission in Tunis ließe sich wegen der Geldforderungen der Türken schwer halten, entgegnete er, dass er sie nicht aufgeben wolle

„denn wenn das Heil einer einzigen Seele von solchem Wert ist, dass man seinetwegen das zeitliche Leben aufs Spiel setzen muss, wie könnten wir eine solche Zahl von Menschen aus Furcht vor den Kosten aufgeben? Brächten diese Missionen auch keine andere Frucht, als dass sie diesem rohen und verworfenen Land die Schönheit unseres Glaubens zeigen, dass die Bewohner sehen, wie wir das Meer durchsegeln, die Heimat und alle ihre Bequemlichkeit mit Freuden zurücklassen, uns tausend Gefahren aussetzen, um die gedrückten Brüder zu trösten und zu stützen, dann wären, denke ich, Leute und Geld gut angewandt.“

An einer anderen Stelle:

„Geben wir uns Gott hin, um seine Botschaft in die ganze Welt zu tragen. Wohin er uns führen will, da wollen wir auf unserem Posten ausharren und unsere guten Übungen beibehalten, bis es ihm beliebt, uns zurückzurufen. 
Lassen wir uns nicht durch Schwierigkeiten wankend machen. Es handelt sich um die Ehre des ewigen Vaters, um die Frucht der Lehre und des Leidens seines Sohnes. Das Heil der Völker und unser eigenes ist ein so großes Gut, dass es jeden Preis verdient. Es tut nichts, wenn wir früher sterben, sterben wir nur mit den Waffen in der Hand (bildlich gesprochen). Wir werden um so glücklicher sein, und die Gesellschaft (d. h. wohl die Lazaristen) wird nicht ärmer, denn ‚das Blut der Märtyrer ist der Samen der Christen.‘ Für einen Glaubensboten, der sein Leben aus Liebe lässt, wird Gottes Güte viel neue erwecken, die das Gute, das er nicht mehr wirken konnte, vollbringen.“


(aus: die katholischen Missionen, 1919)

Sonntag, 27. Juli 2014

Ein eifriger und weiser alter Herr


Aus dem Apostolischen Vikariat Ost-Kapland (Südafrika):

(...)Bei den diesjährigen Erstkommunikanten war auch der schneeweiße Xaver dabei. Wir hatten uns beinahe nicht getraut, ihn zuzulassen, da wir fürchteten, mit seinem 90-jährigen Gedächtnis und seiner langsamen Fassungskraft möchte er den großen Akt nicht genug verstehen; allein als es zum Examen ging, wusste er überraschend viel, und sein Verlangen war sehr groß. 

Seither klettert zwei bis drei Mal im Monat den steilen Berg herab, auf dem er wohnt, und ist einer der ersten in der Frühe beim Beichten. Vor drei Wochen saß er draußen auf dem Boden neben der Kirche, und als ihn die einheimische Schwester fragte, ob es nicht Zeit sei, hineinzugehen zur Vorbereitung, der Priester werde bald kommen, sagte er ganz freudig: „Heute kann ich einmal nicht beichten gehen, ich habe mich so zusammengenommen, dass ich den lieben Gott gar nicht beleidigt habe seit meiner letzten Beichte.“  Als ich dies hörte, dachte ich mir, wenn ich nur auch so sagen könnte! Als ich ihn ein anderes Mal fragte, warum er denn gar so eifrig sei in Kirchenbesuch und Sakramentsempfang, sagte er: „Ja, weißt du, ich bin jetzt so alt, erst so kurz getauft und weiß nicht, welchen Tag ich sterbe, so will ich mir nur meinen Jesus geneigt machen, dass er mir einen Platz gibt dort oben bei ihm“.

Was für eine Lehre für manchen im Christentum Geborenen und Erzogenen!


(Aus: Annalen der Verbreitung des Glaubens, 1906)

Samstag, 26. Juli 2014

Aktuell: Priesterberufung aus Hong Kong durch Schriften über die alten Chinamissionäre




Am 31. Mai wurde Fr. Paul Leung FSSP aus Hong Kong zum Priester geweiht. Er gab an, dass die Lektüre der alten Chinamissionäre ihn bei Exerzitien zum Thema Berufung sehr gefesselt hat. Nach einigen Enttäuschungen bezüglich seiner Berufung (viele religiöse Gemeinschaften betonen den sozialen Aspekt zu stark) und einiger Zeit als Student und im Berufsleben lernte er einen alten italienischen Missionar kennen, der ihn durch seine würdige Feier der Messe und durch seine Anregung wieder dazu brachte, seine Berufung zum Priestertum zu erwägen. Schließlich lernte er einen Priester der Priesterbruderschaft St. Petrus kennen, der zu Besuch in Hong Kong war. Der Rest ist Geschichte. Father Leung trat ins Seminar ein und wurde nun nach sieben Jahren der erste Priester der Gemeinschaft aus Hong Kong.
So sieht man, wie auch heute noch das Werk der alten Missionare wirken kann!


Hier der ausführlichere Originaltext auf Englisch mit vielen schönen Fotos von der Primizmesse.

Freitag, 25. Juli 2014

Anweisungen von Papst Pius XI. zur Feier des Propagandajubiläums


Zum Propagandajubiläum (dem 300-jährigen Bestehen der Kongregation Propaganda Fide) hat Kardinalpräfekt van Rossum ein Rundschreiben folgenden Inhalts an alle Diözesanbischöfe gerichtet:
Zur Feier des Gedenktages verordnet der Papst, dass in der Ewigen Stadt an den drei Tagen vor Pfingsten öffentliche Andachten für die Verbreitung des Glaubens mit Missionspredigten abgehalten werden. Am Pfingstfest wolle der Papst selbst im Petersdom feierlich pontifizieren und während des heiligen Opfers über die Verbreitung des Glaubens predigen (Predigt sehe hier). 

Der Heilige Vater bringt seinen Wunsch zum Ausdruck, dass in allen Kathedralen, Pfarrkirchen und größeren Gotteshäusern der ganzen Welt ähnliche Feiern stattfinden mögen. Für jeden der drei Tage verleiht er einen Ablass von 500 Tagen und für den Tag der Propagandagedächtnisfeier einen vollkommenen Ablass. 

Die Bischöfe werden ermächtigt, in diesen Kirchen den päpstlichen Segen zu erteilen oder einen Priester damit zu beauftragen. Es würde päpstlichen Wünschen durchaus entsprechen, wenn die Oberhirten die Gläubigen durch Hirtenbriefe auf die Nöten der Mission und ihre Missionspflicht aufmerksam machen würden.
Der Papst hat außerdem ein Missionsgebet verfasst und mit reichen Ablässen versehen (Act. Ap. Sed. 121, 561).


(Aus: die katholischen Missionen, 1922)

Donnerstag, 24. Juli 2014

Der Vater der Aussätzigen in Birma stirbt


Endlich gehen uns über den Tod des P. Johann Baptist Wehinger einige nähere Nachrichten zu. Er starb in dem Aussätzigenheim St. John bei Mandalay am 6. September 1903, erst 39 Jahre alt. Geboren zu Dornbirn in Vorarlberg am 24. November 1864, trat Wehinger, etwa 24 Jahre alt, ins Pariser Missionsseminar und kam bereits 1889 in die Mission von Birma.

Sein Hauptverdienst liegt in dem hingebenden Eifer, mit welchem er das Los der zahlreichen Aussätzigen in Birma zu lindern suchte. Das Aussätzigenspital St. John, eine Musteranstalt ihrer Art, ist ganz und gar sein Werk. Er bettelte die Mittel zusammen, er brachte die Schwestern hin, er gab dem Ganzen die treffliche Organisation und war die Seele der Anstalt. Mehr noch, sein Beispiel hat das allgemeine Interesse für die Aussätzigen geweckt, weitere Gründungen ähnlicher Art und eine Besserung der Aussätzigenpflege in der britischen Kolonie bewirkt. Das wurde auch von der englischen Regierung anerkannt. Namentlich hat der Vizekönig von Indien, Lord Curzon, eine hohe Verehrung für den deutschen Apostel. Sie fand ihren Ausdruck in der Verleihung eines Ordens und in wiederholten öffentlichen Erklärungen.

P. Wehinger kränkelte bereits seit längerer Zeit. Am 15. August las er zum letzten Mal die heilige Messe. Ein bösartiges Fieber zehrte mehr und mehr seine Kräfte auf. Die Liebe und Teilnahme der armen Aussätzigen, seiner „Kinder“, deren Wohl er sich ganz geweiht hatte, zeigt sich während der Krankheit und beim Hinscheiden in rührendster Weise. Sie beteten mit größter Inbrunst um seine Genesung, und man musste ihnen die Verschlimmerung des Zustandes verheimlichen, um sie zu schonen.

Als dann die Leiche nach der Todesnacht am Morgen in der Kapelle aufgebahrt wurde, brach der Schmerz der Aussätzigen in herzergreifender Weise hervor. Weinend, schluchzend, jammernd umstanden sie die entseelte Hülle ihres Vaters und Wohltäters. Rasch drang die Todeskunde auch nach Mandalay und die umliegenden Ortschaften, und den ganzen Tag wogte der Strom der Besucher auf und ab. „Man kann wohl sagen, die Trauer war allgemein; alle weinten beim Anblick der Leiche; man sah jetzt erst, was der gute Pater ihnen alles gewesen war. Seine Liebe hatte sich auf jede Art der Not und des Leidens erstreckt, und nie hatte er irgendeinen Liebesdienst verweigert. Die Missionäre erklären einstimmig, dass sein Tod einen unersetzlichen Verlust für die Mission von Birma bedeute.“

Die Leiche wurde in einen Sarg von Teakholz gelegt und dieser von einem zweiten aus Zink mit vergoldetem Kreuz geborgen. Die Aussätzigen wollten den Weg zum Grab mit Blumen bestreuen; man musste ihnen klarmachen, dass diese Ehre dem eucharistischen Heiland vorbehalten sei. So legten sie ihre Blumen auf den Sarg. Auch aus Mandalay, aus allen Klassen kamen Blumenspenden, Kränze u. dgl., so dass der Sarg damit über und über bedeckt wurde. Das Begräbnis war großartig und ergreifend schön. Trotz des strömenden Regens kamen zahlreiche Kutschen angefahren. Vierzehn Missionäre waren herbeigeeilt, um ihrem Mitbruder die letzte Ehre zu geben. Acht von ihnen trugen den Sarg. Die Schulbrüder und Schwestern von Mandalay, die Waisenkinder, auch viele angesehene Personen und vor allem die Aussätzigen folgten dem Zug laut schluchzend und betend. Die Missionäre hätten ihn gern in der Kapelle begraben, allein der hingeschiedene hatte ausdrücklich gewünscht, auf dem kleinen Friedhof der Aussätzigen mitten unter seinen „Kindern“ zu ruhen.

Zum Nachfolger P. Wehingers ist P. Lason ernannt, und er bittet in einem Brief an die Redaktion recht innig, dass doch die Katholiken Deutschlands und Österreichs auch fürder das Werk des deutschen Missionärs nicht vergessen möchten.


(Aus: die katholischen Missionen, 1904)

Mittwoch, 23. Juli 2014

Die Kapuziner im Kampf gegen die Flut der protestantischen Sekten in Brasilien



Wiederholt schon wurde in diesen Blättern der umfassenden Tätigkeit der Kapuziner in Brasilien gedacht, wo der Orden zwei Apostol. Präfekturen und vier sog. „Missionen“ mit zusammen 60-70 Patres und etwa 10 Niederlassungen verwaltet. Namentlich leisten die Patres durch die „fliegenden Missionen“, die bei dem großen Priestermangel in manchen Landesteilen eine regelrechte Seelsorge ersetzen müssen, sehr bedeutendes. Aus dem ausführlichen Bericht des Apostol. Präfekten der Kapuzinermission von Pernambuco, R. P. Gaetano da Messina, heben wir das Wichtigste heraus.

Zunächst gibt er einige lehrreiche und beachtenswerte Aufschlüsse über die religions- und kirchenfeindliche Arbeit der Loge und der protestantischen Sekten. Die Freimaurerei stellt in diesen Ländern eine wirklich unheimliche Macht dar, die mit allen Mitteln dem immer noch großen Einfluss der Kirche auf die Bevölkerung entgegenarbeitet. Weniger bekannt dürfte sein, dass die Loge in dem Vordringen des Protestantismus ein wirksames Mittel sieht, um ihre Zwecke zu erreichen, und daher die Arbeit der Sekten in jeder Weise unterstützt.

Die Ziele dieser meist amerikanischen Sekten sind übrigens nach P. Gaetano ebenso sehr politischer als religiöser Natur. Sie sollen den Traum von einer großen, Süd- und Nordamerika umfassenden Republik verwirklichen helfen. Zu diesem Zweck muss die im Großen und Ganzen noch durchaus katholische Bevölkerung erst „aufgeklärt“ und vorbereitet werden, und das geschieht am besten durch Einschmugglung des Protestantismus. Ob die Annahme P. Gaetanos, dass alles nach einem in hohen nordamerikanischen Regierungskreisen ausgeheckten Plan vor sich gehe, zutrifft, wissen wir nicht. Auffallend ist jedenfalls die Tatsache, dass die Überschwemmung Brasiliens mit einer Unmenge protestantischer Prediger wie auf ein Kommando erfolgte, dass ihnen ganz ungewöhnlich reiche Mittel zur Verfügung standen, und dass sie auf einmal mit Gründung von Kollegien, Schulen, Spitälern und in der Presse eine fieberhafte Tätigkeit zu entwickeln begannen. Leider kamen ihnen dabei die vielfach recht traurigen Verhältnisse der brasilianischen Kirche sehr zu statten. Vor allem gehört dahin der geradezu erschreckende Priestermangel. (Zählte doch Brasilien für die über ein Gebiet von nicht weniger als 8.631.350 qkm [Europa hat 9.690.843 qkm] zerstreuten 16 Millionen Katholiken um 1900 bloß 2018 Welt- und 546 Ordenspriester; es kommt somit – und dies bei den riesigen Entfernungen und schlechten Verkehrswegen – auf ca. 6400 Katholiken 1 Priester. Weiterhin rechnet P. Gaetano dazu „die charakteristische Tatlosigkeit“, verbunden mit „großer Neuerungssucht, die dem brasilianischen Volk eigen ist“. So gelingt es den Sekten nur zu leicht, protestantische Ideen und die Vorurteile gegen die katholische Kirche unter die Massen zu bringen. Die Vorbereitung gefälschter Bibelübersetzungen und ungezählter Flugschriften ist ein weiteres Mittel, um den Boden vorzubereiten.

Als ein anderer schlimmer Gegner der Religion wird von P. Gaetano der im Land sehr verbreitete spiritistische Aberglaube bezeichnet, der das arme ungebildete getäuschte Volk ganz unter den unheilvollen Einfluss der zahlreichen feiticeiros (wörtlich Zauberer) bringt.

Dem gegenüber ist in den letzten Zeiten auch katholischerseits vieles geschehen, um der katholischen Religion wieder mehr Geltung zu verschaffen. Die Hauptträger dieser eifrigen Tätigkeit sind die zahlreichen von Europa zu Hilfe gekommenen Ordensgenossenschaften, unter ihnen auch die Kapuziner, deren Arbeitsfeld in den Staaten Bahia, Pernambuco, S. Paulo, Maranhão und Rio Grande liegt. Aus der Jahresarbeit in Pernambuco hebt P. Gaetano namentlich die segensreiche Frucht der Volksmission hervor, die in mehreren von den Sekten bedrohten Vorstädten und Ortschaften abgehalten wurden. Der Zudrang zu denselben war ein ungeheurer. In Casaforte wohnten den im Freien von dem redegewaltigen P. Cölestin von Pedavoli und P. Angelico von Campora gehaltenen Predigten durchschnittlich 8.000 Personen, der großartigen Schlussfeierlichkeit gut 10.000 Personen, in Barro sogar 12.000 Menschen bei. Die Begeisterung der im Glauben neugestärkten Menge war wahrhaft herzerhebend. (…)

Um der protestantischen Propaganda kräftig entgegenzutreten, gründete P. Cölestin, ein ungewöhnlich begabter und tatkräftiger Missionär, einen katholischen Trutz- und Schutzverein (Liga contra os protestantes) und trat den Protestanten in Schrift und Wort, namentlich durch apologetische Vorträge, mit großem Geschick und Erfolg entgegen. Die Liga hält ihre Versammlungen jeden vierten Sonntag im Monat, wobei P. Cölestin seine mächtige Stimme erschallen lässt und die Kontroversfragen behandelt. So gelingt es, die guten Katholiken wieder im Glauben zu stärken und viele schwache und irregeführte zur besseren Erkenntnis zurückzubringen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1904)

Über den herausragendsten Bischof Brasiliens, der ebenfalls ein Kapuziner war und mutig gegen die Freimaurerei kämpfte, hier mehr


Dienstag, 22. Juli 2014

Hirtenschreiben der deutschen Bischöfe zu Gunsten des Franziskus-Xaverius-Vereins

Der heilige Bonifatius erinnert die Deutschen an die Missionspflicht (Standbild in Fulda)

Hirtenschreiben der in Fulda versammelten deutschen Bischöfe zu Gunsten des Franziskus-Xaverius-Vereins:
„Das Werk der Verbreitung unseres heiligen Glaubens, an dem jeder katholische Christ nach Maßgabe seiner Verhältnisse teilzunehmen verpflichtet ist, hat in unseren Tagen einen Aufschwung genommen, aus dem die Kirche gegenüber so manchen trüben Erfahrungen und bedenklichen Zeichen Trost und Hoffnung schöpft. Überall, wo der Forscherdrang neue Welten und Länder erschließt und unzivilisierte Völker in die irdische Kultur einzubeziehen sich bestrebt, folgen sofort die Glaubensboten, um neben der irdischen Kultur zugleich auch die höchsten Kulturaufgaben durch Verbreitung christlichen Glaubens und christlicher Sitte zu fördern; ja vielerorts sind die Missionäre den Pionieren der irdischen Kultur zuvorgekommen, haben das Zeichen der Erlösung schon aufgepflanzt und die Kinder der Wildnis um dasselbe versammelt. Welch eine tröstliche Erscheinung inmitten der anscheinend erlahmenden Begeisterung des christlichen Geistes in manchen Mittelpunkten der Zivilisation!

Die Sorge für die Unterhaltung dieser Missionstätigkeit hat seit vielen Jahren vorzugsweise die Gesellschaft zur Verbreitung des Glaubens getragen, die sich nach dem heiligen Missionsapostel, der vor allen am kräftigsten den Missionsgedanken erfasste und ins Werk setzte, Xaverius-Verein benennt. Auch nach der vom Oberhaupt der Kirche vor einigen Jahren getroffenen Ausscheidung und kirchlichen Ordnung einzelner Missionsgebiete bleiben immer noch 300 Missionen, die lediglich auf seine Unterstützung angewiesen sind. Allein im Jahr 1909 haben in diesen Missionen über 150.000 Heiden die heilige Taufe empfangen, ungerechnet die Taufe der Kinder.

Es leuchtet daher ein, wie wichtig es ist, dass dem genannten Missionsverein, der seine Tätigkeit über die gesamte katholische Missionswelt erstreckt und allen Bedürfnissen der Missionäre ohne Rücksicht auf Nation und Herkunft seine Sorge zuwendet, von der Liebe und Freigebigkeit der Katholiken die Mittel gewährt werden, um dieser Fürsorge entsprechen zu können. Wie erfreulich ist es deshalb, dass, während in einigen Ländern der Eifer für die katholischen Missionen zurzeit erkaltet ist, in anderen, z. B. in Amerika, die Katholiken sich ihrer Missionspflicht bewusst geworden sind und ihre Freigebigkeit für dieses wichtige Gebiet der christlichen Caritas erhöht haben! Auch die christlichen Nationen der Alten Welt dürfen in diesem Eifer nicht zurückbleiben; insbesondere darf Deutschland, das an der Verbreitung der irdischen Kultur in den neuerschlossenen Ländern in einem so regen Wettbewerb sich beteiligt, das Gebiet der höchsten Kultur- und Menschheitsinsteressen nicht vernachlässigen.

Nun ist es dankbar anzuerkennen, wie sehr sich die deutschen Katholiken dieser Aufgabe in den letzten Jahren bewusst geworden sind. Bei allen ihren Zusammenkünften, insbesondere auf ihren Generalversammlungen, hat die Missionsfrage eine besondere Beachtung gefunden, und sind immerfort neue Anregungen zu eifriger Betätigung auf diesem Gebiet ergangen. Voll freudiger Hoffnung blicken wir auf diese Bestrebungen hin und erwarten von ihnen umso größere Erfolge, je mehr die bereits bestehende Organisation des Xaverius-Vereins ausgebaut wird.

Zu dem Zweck verordnen wir, dass für diesen Verein in allen Diözesen, wo er nicht vorhanden ist, eine entsprechende Organisation geschaffen und der Verein gemäß seinen Satzungen in den Gemeinden eingeführt werde.

Zu den hochwürdigen Pfarrgeistlichen aber haben wir das Vertrauen, sie werden in ihren Pfarrgemeinden diese Organisation des Vereins durchführen und pflegen, und empfehlen ihnen, im Laufe des Kirchenjahres auf die Wichtigkeit des Xaverius-Missionsvereins und die allgemeine Missionspflicht der Katholiken hinzuweisen, wo immer sich Gelegenheit dazu bietet.

Diese Gelegenheit benutzen wir aber gern, auch den Kindheit-Jesu-Verein sowie unseren Bonifatius-Verein und den Joseph-Verein, welch letzterer die Unterhaltung der Seelsorge für unsere Landsleute im Ausland zur Aufgabe hat, eindringlich zu empfehlen.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1911)

Montag, 21. Juli 2014

Bei einer vorbildlichen Indianergemeinde in den Rockies


Der hochw. P. Placidus Sialm S.J. beschreibt in einem Brief die Feier der ersten Kommunion in seiner Mission von Fort Peck, Montana. Sie war diesmal besonders sorgfältig vorbereitet worden und Einladungen nach allen Seiten ergangen.

„Ich lud die St. Pauls-Musikkapelle und den Knabenchor ein, um diesen Kommuniontag feierlich und schön zu gestalten. Der Knabenchor sang die schöne Choralmesse De Angelis mit großer Leichtigkeit und Fertigkeit. Wenn man bedenkt, dass diese Knaben meistens unter 15 Jahren sind und dass das Lateinische für sie etwas Unerhörtes ist, so muss man staunen, wie korrekt, schön, deutlich und flüssig sie die ehrwürdigen Melodien sangen, jedes Wort verständlich und jede Note richtig. Geübte Kirchenchöre könnten es nicht besser machen. 

Diese Indianerknaben liefern den besten und stärksten Beweis von der Durchführbarkeit des päpstlichen Wunsches, den Choralgesang bei Hochämtern zu Ehren zu bringen. Dieses feierliche Hochamt war das erste, das in meiner Kirche in Poplar je gesehen wurde. Das schöne andächtige Beispiel dieser Missionsknaben war zugleich auch eine gute praktische Belehrung für alle Anwesenden, die sonst nicht wissen, wann sie knien oder sitzen oder stehen sollen. 
Der Missionär muss in der Kirche alles, während er Messe liest, leiten und zwischen den lateinischen Gebeten englische oder indianische Kommandos geben: ‚Setzt euch! Steht auf! Kniet, betet, singet, haltet still! Messbub, trag das Buch herum! bringe die Kännchen! schelle!‘ 

Diesmal war es anders – zwei Missionsknaben dienten, und da ging alles ab ohne Kommandos. Ja, wie ganz anders sind Kinder, die in einer Missionsschule unterrichtet werden! Kinder in den Regierungsschulen kennen keinen Anstand in der Kirche. Natürlich, wenn der Begleiter bzw. die Begleiterin nicht katholisch ist und steht, wenn alle knien, lernen die Pflegebefohlenen es auch nicht. Oh, die Geduld, die ein Missionär haben muss, wenn er mit Regierungsschulkindern zu tun hat!“

Einen sehr guten Eindruck machte auch die Einweihung des neuen katholischen Friedhofs: „Ich ließ die Gräber schön zieren, stellte viele Kreuze auf, und in der Mitte errichtete ich ein großes, weißes Kreuz, welches feierlich eingesegnet wurde. Die Kinder kamen in Prozession zum Friedhof, sangen auf Englisch das Apostolische Glaubensbekenntnis, und ich benutzte die Gelegenheit, den vielen anwesenden Heiden und Protestanten die Lehre über Unsterblichkeit, Auferstehung und ewiges Leben kurz zu erklären. Dann folgte die Einweihung des Kreuzes. Alles machte auf die Umstehenden großen Eindruck. Es war ein öffentliches, feierliches Bekenntnis unseres Glaubens und unserer katholischen Kirche. 

Gleich nachher sagten mir einige Indianer, wenn es in der (katholischen) Schwarzrock-Kirche so schön sei, werden bald viele Indianer dazu gehören wollen. Das füge Gott! Es ist klar und natürlich, wenn Leben im Baum ist, so muss er Blätter und Blüten und Blumen treiben. In unserer heiligen Kirche sind die Feste die Blüten und die natürlichen Blumen der wahren Religion Christi.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1911)

Hier einige Bilder vom guten P. Placidus Sialm S.J. und seinen Indianern.

Sonntag, 20. Juli 2014

„Hin zu Rom-Bewegung“ in den USA


Die „Hin zu Rom-Bewegung“ in den Vereinigten Staaten hält an. Die jährliche Zahl der Konvertiten, soweit sie amtlich bekannt wird, ist mit rund 30.000 nicht zu hoch angegeben. Auch die früher so bedeutende Verlustziffer wird durch die Anstrengungen der eifrigen Kirchenausbreitungsgesellschaft (Church Expansion Society) mehr und mehr herabgemindert. 

Unter den vielen hervorragenden Konvertiten der letzten Zeit seien genannt die Miss Angela Dickens, Enkelin des berühmten englischen Novellisten Charles Dickens, Baron Seaton, ein Abkömmling des ersten britischen Statthalters von Kanada, und endlich ein direkter Nachkomme des gefeierten Quäkerführers aus dem 17. Jahrhundert, William Penn, der seinen Namen der Provinz [sic] Pennsylvania gegeben hat.


(Aus: die katholischen Missionen, 1911)

Samstag, 19. Juli 2014

Der heilige Vinzenz von Paul über seine Gefangenschaft bei den Moslems in Tunesien


Als ich (von Marseille) zu Lande abreisen wollte, lud mich ein Edelmann ein, ihn bis Narbonne zur See zu begleiten. Wetter und Wind waren günstig, so dass wir an einem Tag Narbonne erreichen konnten; daher nahm ich die Einladung an. Aber Gott gestattete, dass drei türkische Brigantinen, welche im Golf von Lion christlichen Schiffen auflauerten, auf uns Jagd machten und uns so heftig angriffen, dass zwei oder drei Passagiere getötet und alle anderen verwundet wurden; auch ich erhielt einen Pfeilschuss, der mir zeitlebens als Wetterprophet dienen wird. Wir mussten uns ergeben, unser Steuermann wurde in Stücke gehauen, weil die Türken bei ihrem Angriff einen ihrer Anführer und vier oder fünf Galeerensklaven verloren hatten. Nachdem man uns oberflächlich verbunden hatte, legten sie uns in Ketten und setzten ihren Raubzug fort; nach sieben oder acht Tagen aber segelten sie, zufrieden mit der gemachten Beute, nach ihrer Räuberhöhle (Tunis) zurück. Dort gab man vor, man habe uns auf einem spanischen Schiff gefangen genommen, damit der französische Konsul keinen Anlass habe, uns zu befreien, und stellte uns dann zum Verkauf aus.

Dabei ging es so zu: Anstatt unserer eigenen Kleider erhielten wir einen Sklavenanzug, und mit einer Kette um den Hals führte man uns durch einige Straßen der Stadt Tunis. Dann kehrten wir zum Schiff zurück, und die Kaufleute kamen dorthin, um zu sehen, wer essen könne und wer nicht, damit sie erkannten, dass unsere Wunden nicht gefährlich seien. Darauf endlich führte man uns auf den Markt, und hier untersuchte man uns, wie man ein Pferd oder ein Rind beim Verkauf untersuchen würde. Man ließ uns den Mund öffnen und besah unsere Zähne, befühlte unsere Glieder, wir mussten gehen, laufen, Lasten heben, ringen und tausend andere Brutalitäten uns unterziehen, um unsere Kräfte erkennen zu lassen.

Ich wurde an einen Fischer verkauft; allein da ich nichts so wenig ertragen kann als das Meer, musste dieser mich bald wieder verkaufen, und ich kam jetzt an einen Arzt, einen sehr menschenfreundlichen und milden Mann, welcher, wie er mir sagte, schon 50 Jahre nach dem Stein der Weisen suchte, ohne ihn zu finden. Meine Beschäftigung bestand darin, unter zehn bis zwölf Öfen das Feuer zu unterhalten. Er liebte mich sehr und sprach gern mit mir über die Alchemie, noch lieber aber über sein Gesetz, zu welchem er mich mit aller Gewalt hinüberzuziehen suchte, indem er mir viele Reichtümer und die Mitteilung seiner ganzen Wissenschaft versprach: Gott aber hielt mich aufrecht durch die Hoffnung auf meine Befreiung, die ich in vielen Gebeten durch die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau erflehte.

Bei diesem Arzt war ich vom September 1605 bis zum August 1606; dann wurde er zum Sultan nach Konstantinopel berufen, er starb aber auf der Reise. Er hinterließ mich seinem Neffen, der mich jedoch auch bald wieder verkaufte und zwar an einen sizilianischen Renegaten (ein zum Islam abgefallener Katholik). Dieser führte mich ins Gebirge auf sein Tomat – d. h. sein Landgut, das er vom Großherrn zur Pacht hatte, denn das Volk hat kein Grundeigentum; alle Äcker gehören dem Sultan.

Der Renegat hatte drei Frauen, und der einen von ihnen, einer Türkin, bediente sich die Barmherzigkeit Gottes, um ihren Ehemann in die Kirche zurückzuführen und mich aus der Gefangenschaft zu befreien. Neugierig, wie sie war, wollte sie die christliche Lebensweise kennenlernen; daher kam sie täglich aufs Feld, wo ich graben musste, und nach vielen Fragen befahl sie mir, das Lob meines Gottes zu singen. Die Erinnerung an das „Wie sollen wir singen im fremden Lande“ der gefangenen Juden in Babylon bewog mich, mit Tränen im Auge den Psalm Super flumina Babylonis (An den Flüssen Babylons sangen wir und weinten usw.) anzustimmen, dem ich das Salve Regina und andere Lieder folgen ließ. Sie fand an diesen Gesängen ein unsägliches Vergnügen, so dass sie am Abend ihrem Mann sagte, er habe Unrecht daran getan, seine Religion zu verlassen; sie habe dieselbe hochschätzen gelernt durch das, was ich ihr vorgesungen; sie sei dabei vor Entzücken außer sich geraten, und sie glaube nicht, dass das Paradies, das sie erwarte, ihr größere Freude gewähren könne, als die gewesen sei, welche sie bei meinem Gesang empfunden habe. 
Diese Worte machten auf ihren Mann solchen Eindruck, dass er mir am folgenden Tage sagte, er warte nur auf eine günstige Gelegenheit, um mit mir nach Frankreich zu fliehen. Die Gelegenheit bot sich aber erst nach zehn Monaten; auf einem kleinen Kahn entkamen wir und am 28. Juni 1607 landeten wir in Aiguesmortes, von wo wir wenige Tage später uns nach Avignon begaben. Hier nahm der päpstliche Vizelegat den Renegaten wieder in die Kirche auf.“ 

(Aus: die katholischen Missionen, 1878)

Später gründete der hl. Vinzenz die Congregatio Missionis, die Kongregation der Missionen, besser bekannt als Lazaristen oder Vinzentiner, die wiederum heilige Missionäre, darunter auch Märtyrer, hervorbrachte, so z. B. den hl. Justin de Jacobis, den Apostel Äthiopiens (Teil 1, Teil 2, Teil 3) sowie den heiligen Märtyrer Jean-Gabriel Perboyre, der in China für den Glauben starb (hier).

Freitag, 18. Juli 2014

Korrektur zum Eintrag „die vielleicht längste Visitationsreise der Welt“


Kürzlich hatte ich als Zusatz in dem Artikel „die vielleicht weiteste Visitationsreise der Welt“ geschrieben, dass russische Predigten in katholischen Kirchen in Russland von Staatswegen verboten waren. Das stimmt nicht. Vielmehr hatte es einen anderen Grund, dass nicht auf Russisch gepredigt wurde:

„Von größter Bedeutung wäre es auch, dass in den Kirchen des eigentlichen Russland recht bald auch russisch gepredigt würde. Das Schreiben des Kardinalstaatssekretärs Merry del Val an die Bischöfe des Zarenreichs kommt hier wirklich einem schreienden Bedürfnis entgegen. Es erklärt klar und deutlich, dass der Heilige Stuhl niemals grundsätzlich sich gegen das Predigen in russischer Sprache ablehnend verhalten, dasselbe vielmehr nur dort als weniger entsprechend bezeichnet habe, wo die Gläubigen sich einer anderen Sprache bedienten. Ausdrücklich werden russische Predigten für das eigentliche Russland jetzt zugestanden. Das ist von großer Bedeutung, da die Zahl in manchen Städten ganz erheblich zunimmt (…)“


(Aus: die katholischen Missionen, 1907)

Wunder am Grab des hl. Franz Xaver

Schrein des heiligen Franz Xaver, durch die kleinen Fenster kann man den Leichnam des Heiligen sehen

Da der versprochene Bericht über die vom 26. November bis zum 28. Dezember dauernde Festlichkeit in Alt-Goa ausgeblieben ist, so möge hier die Schilderung stehen, die ein Korrespondent des Advocate of India (Bombay) entwirft.

„Die Zahl der Pilger, die Alt-Goa besuchen, wächst noch beständig von Tag zu Tag. Man schätzt die Zahl derer, die während der ersten Tage der Aussetzung die Reliquien des Heiligen an einem Tag verehrten, auf 12.000. Diese Zahl ist jetzt auf ungefähr 17.000 am Tag gestiegen. Pilgerzüge der verschiedenen Pfarreien von Goa, an ihrer Spitze ihr jeweiliger Pfarrer, kommen täglich in (Alt-)Goa an, entsprechend dem von den kirchlichen Autoritäten aufgestellten Programm.

Der Andrang der Besucher von auswärts ist ungeheuer, die Dampfer von Bombay, die am Anfang täglich gegen 700 Passagiere zu bringen pflegten, landen jetzt eine bedeutend größere Anzahl. Die Zahl stieg auf 2.000 und mehr an einem einzigen Tag, wobei eine große Anzahl über Marmagoa reiste…Die tote Stadt scheint zu neuem Leben erwacht und zum Glanz früherer Herrlichkeit zurückgekehrt zu sein, jener Zeit, wo der große Heilige, Schelle und Kruzifix in der Hand, die Menge um sich sammelte, um sie das heilige Wort zu lehren, und wo der Marschschritt der Soldaten, die zu neuer Eroberung auszogen oder mit Siegeslorbeeren zurückkehrten, widerhallte durch die Stadt, in der die portugiesischen Granden in sprichwörtlichem Glanz lebten. Tausend von Andächtigen ziehen jetzt durch ihre sonst verlassenen Straßen (Alt-Goa wurde im 18. Jahrhundert nach Epidemien aufgegeben).

In der Presse werden verschiedene Wunder berichtet, die in Alt-Goa gewirkt und auch in gehöriger Weise nachgeprüft worden sind. Von dem Postbeamten Nicolau dos Remedios Gracias, dessen Gesicht wiederhergestellt wurde (d. h. er konnte wieder sehen), habe ich schon in dem Advocate of India Mitteilung gemacht. Ein anderes Wunder ist das eines zwei Jahre alten Mädchens, Anna Maria, von Parra (Bardez). Es war wegen der vollständigen Verschließung ihrer Augenlider von Geburt an blind. Sie wurde geführt von Dr. A. Carneiro, dem Leiter der ambulanten Krankenpflege. Sobald das Mädchen die heiligen Überreste geküsst hatte, öffneten sich die Augenlider des einen Auges, dann allmählich die des andern, und das Kind ward geblendet von dem Licht und ganz verwundert, als es die Dinge und Leute um sich herum erblickte. Eine neue Welt ging ihr auf.

Der neueste und merkwürdigste Fall ist der eines englischen Protestanten, Mr. C.U.E. Aldrige, eines Heizers an der G.J.P.-Eisenbahn (35 Jahre alt). Vor etwa sieben Monaten bekam er einen Schlaganfall, infolgedessen er an allen Gliedern, selbst an den Augenlidern, gelähmt wurde. Am 16. dieses Monats wurde er zum Schrein gebracht. Sobald er die heiligen Überreste geküsst hatte und der Schleier des Heiligen über die Augen des gelähmten Mannes gezogen war, konnte er vollkommen sehen und seine Augen öffnen und schließen. 
Er sprach deutlich, konnte seine Finger mit Leichtigkeit bewegen und stieg zur Bewunderung aller, während seine Frau in Tränen der Freude ausbrach, ohne irgendwelche Hilfe, außer der eines Stocks, die Treppe hinab. Drei Stunden verharrten Mann und Frau in Dankesgebeten für die Heilung, die bei den auswärtigen Besuchern und den Bewohnern der Gegend die größte Sensation hervorrief. (Köln. Volkszeitung, Nr. 87 vom 30. Januar 1911)


(Aus: die katholischen Missionen, 1911)

Dienstag, 15. Juli 2014

Wahre Tugend zeigt sich in der Prüfung – Der Brand des Trappistenklosters U.L.F. vom Leuchtturm in Japan

Messe in der Notkapelle der Trappisten 

Bischof Alexander Berlioz von Hakodate berichtet:

„Ein schreckliches Unglück hat unsere Mission wieder heimgesucht. Das Trappistenkloster Unserer Lieben Frau vom Leuchtturm existiert nicht mehr. Am 29. März, gegen Mittag, brach plötzlich ein Brand aus. Durch den Wind begünstigt, entwickelte er sich so rasch, dass alle Hilfe vergeblich war. Mit knapper Not retteten die Patres das Allerheiligste, die heiligen Gefäße mit einigen Messgewändern und Chorbüchern und…das nackte Leben. In drei Stunden hatten die Flammen ihr Werk getan. Sofort zur Stelle eilend, fand ich nur mehr rauchende Trümmer. Alle Wohnräume, ein Teil der Ökonomiegebäude und die mit so vielen Opfern eingerichteten Werkstätten sind völlig vernichtet.

Ich kann meine Tränen nicht zurückhalten – Tränen der Trauer – denn Sie wissen, welche Bedeutung für unsere Mission dieses Kloster hatte; aber auch Tränen der Bewunderung für den Edelmut der so schwer geprüften Trappisten. Um 4 Uhr nachmittags, als es den übermenschlichen Anstrengungen gelungen war, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken, und die noch verschonten Hütten der Umgebung gegen die Flammen geschützt waren, gab der tiefgebeugte, aber immer noch für die klösterliche Regeltreue eifernde Prior ein Zeichen. 

Still versammelten sich die Mönche um ihn, ordneten sich in Reih‘ und Glied wie jeden Tag nach vollendeter Arbeit auf dem Feld und begaben sich, den Rosenkranz in der Hand, in die arme Kapelle des einige hundert Meter von der Brandstätte entfernten Waisenhauses, um dort die Non und Vesper zu singen. Von dieser Stunde an trat die Klosterregel wieder in alle ihre Rechte ein; die einzige Ausnahme, welche Pater Prior auf meine Bitte gestattete, war, dass am folgenden Tag die Matutin erst um 3 Uhr früh, anstatt um 2 Uhr begann…

Nachdem die Trümmer abgekühlt und es uns möglich wurde, die Brandstätte zu betreten, fanden wir zu unserer freudigen Überraschung inmitten der eingeäscherten Balken die große Statue Unserer Lieben Frau vom Leuchtturm aufrechtstehend. Von ihrer hohen Warte an der Spitze des Glockenturmes herabgestürzt, war sie völlig unversehrt geblieben, nur vom Rauch etwas geschwärzt. Dieser Anblick gewährte uns einen süßen Trost. 

Ich hege die Hoffnung, dass die Katholiken Europas uns helfen werden, das Bild Mariens wieder auf seinen Ehrenplatz zu erheben; und wir werden als schwaches Zeichen unserer brüderlichen Teilnahme am nächsten Sonntag in allen Kirchen und Kapellen der Mission von unseren armen Katholiken ein kleines Scherflein zu diesem Zweck erbetteln…“


(Aus: die katholischen Missionen, 1911)

Montag, 14. Juli 2014

Der Kardinalpräfekt der Propaganda als Ministrant bei der Primizmesse des ersten schwarzen Priesters der USA

Giovanni Kardinal Simeoni, Präfekt der Kongregation Propaganda Fide von  1878-1892
Am Karsamstag 1886 weihte Kardinal Giovanni Parocchi im Lateran den ersten „offiziell schwarzen“ Priester der USA*, Fr. Augustus Tolton. Für den folgenden Ostersonntag, den 25. April 1886, hatte der Kardinalpräfekt der Propaganda, Giovanni Kardinal Simeoni, für seinen Neupriester eine Primizmesse im Petersdom organisiert. 

Eine wirklich besondere Primizmesse, denn es war der Kardinal selbst, der sich als Ministrant an die Seite des schwarzen Neupriesters kniete und ihm die Antworten auf das Stufengebet gab. Father Tolton sprach  die Worte Introibo ad altare Dei, die er zum ersten Mal in der Kirche St. Peter in Brush Creek, Missouri, gehört hatte, und auf die ihm jetzt in St. Peter in Rom einer der einflussreichsten Prälaten der heiligen römischen Kirche, der rote Papst“, antwortete!

(Quelle: Seite zum Seligsprechungsprozess von Father Tolton)

*Bischof James Augustine Healy und seine Brüder Father Patrick Francis Healy S.J. und Alexander Healy waren einige Jahrzehnte früher dran, allerdings waren sie nur zu 1/4 schwarzer Abstammung und konnten (bis auf letzteren) wegen ihrer hellen Haut und ihres europäischen Aussehens als Iren gelten (der Vater war Ire).

Sonntag, 13. Juli 2014

Große Missionsbischöfe: „Vater Güte“ – Msgr. Gulstan Ropert SS.CC., Apostolischer Vikar von Hawai’i

Das Wappen von Msgr. Ropert in der Kathedrale von Honolulu (Quelle: Aloysius Patacsil)
Ein solcher war auch der Apostol. Vikar der Hawai’i-Inseln, Msgr. Gulstan Ropert aus der Picpuskongregation. (Dieser Satz bezieht sich auf den vorgehenden letzten Satz aus dem Nachruf auf Msgr. Clut.)

Seine Wiege stand in Kersago auf der Halbinsel Rhuys an der bretonischen Küste. Als Sohn eines auf dem Meere ergrauten Seemanns, der sein eigenes Schiff schon mehr als einmal um die Welt geführt, ward auch der junge Gulstan für die See bestimmt und bei einem Onkel, gleichfalls Schiffskapitän, in die Lehre gegeben. In kurzer Zeit hatte es der geweckte Bursche vom Schiffsjungen zum Schiemann gebracht. Auf einer Fahrt durch den verrufenen Meerbusen von Biskaya lief bei einem Sturm das Schiff Gefahr, an der spanischen Küste zu stranden. In der Not machte der fromme Bretone zur Landespatronin, der hl. Anna, das Gelöbnis, wenn er heil davon komme, in einen Orden zu treten. Das Schiff gelangte glücklich in einen französischen Hafen, und ohne Verzug suchte Ropert zunächst das Priesterseminar und dann bald darauf das Noviziat der Picpusgenossenschaft auf. 

Als neugeweihter Priester nach den Sandwichinseln (Hawai’i) entsandt, war er hier zuerst in Kohala der Genosse P. Damians. „Fünf Jahre lang lebte ich mit ihm zusammen, und teilten wir brüderlich Freud und Leid, bis er 1872 sich den Aussätzigen weihte. Als ich ihn später wieder sah, war er bereits mit dem Aussatz gezeichnet.“ Nach 24-jähriger unermüdlicher Missionstätigkeit wurde Ropert 1892 Provinzial der Mission und folgte noch im selben Jahr dem verstorbenen Bischof Koeckemann in der Leitung des Vikariats. 

Die hohe Verehrung und Freundschaft, welche die Königin Lilinokalani dem deutschen Vorgänger entgegengebracht, übertrug sich auch auf Ropert. Leider folgten schon bald die politischen Stürme, welche die Erbin des eingeborenen alten Königshauses vom Thron verdrängten und das Inselreich in eine Republik und bald darauf in eine Kolonie der Vereinigten Staaten verwandelte.

Bischof Ropert hielt sich von allen politischen Treibereien fern und verstand es, das Missionsschifflein durch die Klippen der veränderten und zum Teil recht schwierigen Verhältnisse sicher hindurch zu steuern. Das starke Zuströmen fremdländischer Elemente: Chinesen, Japaner, Puerto-Ricaner, Portugiesen, und das dadurch entstandene Sprachgemisch erschwerte die Seelsorge nicht wenig. Ropert, der selbst neben seiner Muttersprache das Englische, Portugiesische und die Eingeborenensprache beherrschte, ließ für die Portugiesen Priester ihrer Sprache kommen und bildete für die Ankömmlinge eigene Missionäre aus.

 Das Mischmasch von Religionen und Sekten, zumal in Honolulu, brachte die Gefahr religiöser Gleichgültigkeit und Verflachung auch für die dortigen Katholiken mit sich. Ropert berief aus Amerika einige Jesuiten, treffliche Kanzelredner und Missionäre, um durch eine große Volksmission das Gewissen der Katholiken zu schärfen, und namentlich vor dem Anschluss an die geheimen Gesellschaften zu warnen. Mit gleicher Entschiedenheit trat er dem Unfug der Leichenverbrennung und gewissen, dem katholischen Kirchengesetz widerstreitenden Zumutungen der Regierung entgegen. Besondere Liebe zeigte er den armen Aussätzigen von Molokai, die er sehr oft besuchte und deren hartes Geschick er in jeder Weise zu lindern suchte.

Leider traten schon seit Jahren die Anzeichen der schlimmen Krankheit (Magenkrebs) auf, die seinem Leben noch vor der Zeit ein Ende bereiten sollte und ihn am 4. Januar in seiner Bischofsstadt Honolulu hinwegraffte. Sein glänzendes Leichenbegängnis gestaltete sich zu einer Kundgebung nationaler Trauer. Die Gerichtshöfe feierten (das heißt wohl, dass sie geschlossen hatten), die Magazine waren geschlossen. Die ganze Bevölkerung Honolulus ohne Unterschied des Bekenntnisses zeigte aufrichte Teilnahme über den Tod eines Mannes, dem die Eingeborenen den ehrenden Namen „Vater Güte“ (father goodness) beigelegt hatten. Das Geheimnis dieser allgemeinen Liebe und Verehrung deutete der französische Konsul Vizzavona in seiner Trauerrede am offenen Grabe, indem er an den Wahlspruch des Hingeschiedenen erinnerte: „Alles für die anderen, nichts für sich selbst“ – gewiss die schönste Grabschrift, die man einem Missionsbischof setzen kann.

(Aus: die katholischen Missionen, 1904)

Samstag, 12. Juli 2014

Die Problematik der Einwanderung katholischer Ukrainer nach Westkanada und buchstäblich hoher Besuch

Wirklich hoher Besuch: Erzbischof Andrej Scheptyzkyj O.S.B.M. in Philadelphia, wohl auf derselben Reise, die ihn später nach Kanada führte. Er gehörte nicht nur zum Adel der Ukraine und war der Führer der ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche, sondern war auch über 2 m groß (nach einigen englischsprachigen Quellen um die 7 Fuß = 2,13 m)

Die starke Einwanderung der Ruthenen (d. h. Ukrainer) nach dem kanadischen Nordwesten lässt die ruthenische Frage, die in den Vereinigten Staaten nicht geringe Schwierigkeiten verursacht hat, auch dort immer dringlicher werden. Es zeigt sich mehr und mehr, welch ein Hemmnis die Verschiedenheit des Ritus sein kann, sobald ihre Zugehörigen in fremde Verhältnisse kommen, wo kein hinreichender Klerus und keine Kirchen des betreffenden Ritus vorhanden sind. Während der Lateiner sich in der ganzen Welt leicht zurechtfindet, fühlt sich der Orientale in kirchlicher Hinsicht als Fremdling. (Ich teile diese Ansicht nicht ganz, weil ja auch für Lateiner erst einmal entsprechende Kirchen da sein müssen. So fielen zahlreiche Katholiken des römischen Ritus in den USA zum Protestantismus ab, da es dort nicht genug Priester gab.)

Großen Segen brachte letztes Jahr der Besuch des ruthenischen Erzbischofs Scheptyzkyj von Lemberg. Er hat das ganze Gebiet wie ein Apostel teils auf der Bahn teils zu Wagen durchreist, überall unermüdlich gepredigt, Beichte gehört, Christenlehre gehalten usw. wie ein gewöhnlicher Priester, obschon der hohe Herr zum kaiserlichen Kronrat gehört. Sein Auftreten hat alle sehr erbaut. Er konnte sich mit eigenen Augen von der geistigen Not seines Volkes überzeugen. Für mehr als 100 000 Ruthenen sind bloß 10 Priester, 4 Redemptoristen, 5 Basilianer und 1 junger kanadischer Weltgeistlicher, der zum ruthenischen Ritus übertrat, vorhanden. 

Wie ist da zu helfen? Die ruthenische Heimat kann nicht genug Kräfte stellen, zumal auch die kanadischen Bischöfe keinen verheirateten ruthenischen Klerus im Land wünschen. Die eine Schwierigkeit mit der Sprache lässt sich dadurch lösen, dass die Ruthenen allmählich Englisch lernen, wozu auch der Erzbischof sie aufgefordert hat. Dagegen soll am Ritus festgehalten werden. Es bleibt also nichts übrig, als das englisch sprechende Priester zum ruthenischen Ritus übertreten. 

Zu diesem Zweck hat Erzbischof Langevin O.M.I. von St. Boniface vier seiner jungen Priester hergegeben, von denen drei zu den Basilianern in Österreichisch-Galizien gingen, um dort sich Sprache und Ritus anzueignen. Leider sendet England sehr wenige Priester in seine Kolonien, so dass es überall an englisch redenden Priestern fehlt, was für die zunehmende Kolonistenbevölkerung im Nordwesten, wo das Englische immer mehr die allgemeine Verkehrssprache bildet, eine große Gefahr bedeutet.


(Aus: die katholischen Missionen, 1911)