Sonntag, 30. Juni 2013

Ein Fall von Besessenheit in China

Chinesische Madonnenstatue

Zwei Beispiele von Besessenheit, welche namentlich in den heidnischen Ländern auch heutzutage noch häufig genug, und zwar in ganz auffallender Weise, vorkommt, entnehmen wir einem Brief des hochw. P. Rossi S.J., Missionär in Kiangnan (China):

„Während des Maimonats beging man nicht weit von unserer Residenz zu Sutscheu in der Pagode Zuo-wang-miao (Pagode der Königsschlange) ein Fest zu Ehren des dort aufgestellten Götzen: ohne Zweifel ist diese Verehrung der Schlange der Teufelsdienst in seiner ältesten Form. 

Während des Festes kam ein schwächliches, gegen 16 Jahre zählendes Mädchen an der Pagode vorüber. Plötzlich fällt es in Ohnmacht, zerreißt seine Kleider, schlägt und verwünscht Vater und Mutter, und hebt wie spielend einen Stein auf, den die stärksten Männer kaum von der Stelle zu rücken vermochten. 
Zu Hause schlug es mit dem Rücken der Hand auf einen schweren Tisch, dass dieser aus den Fugen ging. 

Mehrere Tage hindurch blieb es, ohne zu essen oder zu schlafen, in einem Zustand offenbarer Besessenheit. Die bestürzten Eltern suchten Hilfe bei den Nachbarn. Ein Arzt, den P. Platel getauft hatte, riet ihnen, unsere Kirche zu besuchen und an Gott zu glauben. Der Rat wurde angenommen, und so wandte sich der Vater der Besessenen an mich und erzählte den Hergang der ganzen Sache. 

‚Es gibt nur ein Heilmittel,‘ antwortete ich, ‚aber es wirkt sicher, wen diese Krankheit ein Werk des bösen Geistes ist.‘ – ‚Ich zaudere keinen Augenblick.‘ – ‚Dann glaube mit deiner ganzen Familie an Gott; aber merke wohl, es bedarf eines festen Glaubens, ohne jeden Rückhalt; weder Gott noch den Teufel wirst du hintergehen. Sodann schaffe die Götzenbilder aus deinem Hause; hier ist Weihwasser und eine Medaille der allerseligsten Jungfrau, die, wie du siehst, der Schlange, welche ihr in eurer Pagode verehrt, den Kopf zertritt, Glaube also und die Heilung ist gewiss.‘ – ‚Gut‘ erwiderte der Vater, ‚diesen Abend noch bringe ich euch die Götzenbilder, an deren Platz das Bild der Jungfrau stehen soll.‘ – 

Abends wartete ich vergeblich. Während nämlich der Mann mich aufsuchte, wurde ein Zauberer gerufen, der für den Lohn von 600 Sapeken allerlei Luftsprünge und Grimassen ausführte. 
Mir ließ man melden, die Bilder würden am nächsten Morgen kommen. ‚Nur zu‘, dachte ich, ‚immer der alte Betrug des Teufels, man schiebt es auf so lang als möglich und am Ende richtet man doch nichts aus.‘ 

Am anderen Morgen trat der Arzt sichtlich niedergeschlagen in mein Zimmer: ‚Es ist nichts zu machen, sie wollen nicht mehr.‘ – ‚Besuche sie wenigstens noch einmal,‘ ermunterte ich ihn, ‚und sage ihnen in meinem Auftrag, dass es keine andere Rettung für Leib und Seele ihres Kindes gäbe. Tust du es nicht der Eltern wegen, so tue es für das Seelenheil des Kindes, da gestern noch die heilige Taufe verlangte.‘ 
Er eilte hin und brachte die Leute wirklich auf bessere Gedanken. Da sie nur zur Miete wohnten, gaben sie wenigstens alles her, was ihnen an abergläubischen Gegenständen zugehörte. Darauf besprengte man das Haus mit Weihwasser, hing dem Mädchen die Medaille um und stellte das Bild Mariens an den Platz, welcher der Ehrenvollste zu sein schien. Sogleich war das Mädchen geheilt, nur verblieb ihm eine äußerste Schwäche. Am anderen Tag trug es der Vater zur Kirche, wo es überglücklich die heilige Messe anhörte. Nach derselben setzte ich ihm die Glaubenswahrheiten auseinander, sowie die Pflicht, dem Teufelsdienst zu entsagen. Im Laufe des Tages musste ich nach Shanghai abreisen. –

Bei meiner Rückkehr erkundigte ich mich nach der Kranken. ‚Sie ist vollkommen geheilt,‘ sagte mir der Arzt, ‚und lernt mit ihrem Vater an den Gebeten.‘ Weiterhin erzählte man, wie am Tag der vollständigen Heilung sich oben im Gebälk eine Schlange zeigte. Als die Anwesenden sie töten wollten, ließ sie sich mitten in den Wohnraum fallen und verschwand, ohne dass jemand ihr Verschwinden sich zu erklären wusste. Die Nachbarn sind nicht wenig verwundert über diese Vorgänge.(...)"

(Aus: die katholischen Missionen, 1886)

Hinweis an die lieben Leser: dies war der letzte Post für die nächsten drei Wochen.

Samstag, 29. Juni 2013

Der hl. Ezequiel Moreno über Katholiken, die den Feind verteidigen


St. Ezequiel Moreno als Apostol. Vikar von Casanare, Kolumbien
„Diese toleranten, weichen, lieblichen Katholiken, die bis zum äußersten zuvorkommend zu den Freimaurern und den rasenden Feinden Jesu Christi sind, bewahren ihre schlechte Laune für diejenigen auf, die 'es lebe die Religion!' rufen, sie unter ständigen Mühen verteidigen und dabei ihr Leben aufs Spiel setzen.“

- St. Ezequiel Moreno y Diaz, Bischof von Pasto, Kolumbien (+ 1906)

Freitag, 28. Juni 2013

Eine interessante Fügung

St. Johannes de Brito

Zu Ramnad wurde das Fest des seligen (heute heiligen) Johannes Britto, welcher um des Glaubens willen in Madura, das er für das Christentum erobern wollte, die Marterpalme errang, mit großer Pracht begangen. Der Fürst selbst wohnte der ganzen Feierlichkeit bei und folgte in seinem Galawagen der Prozession. Wunderbare Fügung! Dieser Fürst ist ein Nachkomme jenes Königs, der unseren Seligen enthaupten ließ. (…)“ 

(Aus: die katholischen Missionen, 1883)

Donnerstag, 27. Juni 2013

Bischöfliche Empfehlungen: Kardinal Fischer und Bischof Benzler

Anton Kardinal Fischer

Der verehrlichen Herderschen Verlagshandlung danke ich bestens für die gütige Zustellung des letzten Jahrgangs der „katholischen Missionen“. Ich kenne und schätze die Zeitschrift seit ihrem ersten Erscheinen und wünsche, dass sie immer mehr Verbreitung finden möge, namentlich auch in der Erzdiözese Köln. 
Gut redigiert und gut ausgestattet, ist sie ein vortreffliches Mittel, nicht bloß das Interesse an den Missionen unter den Heidenvölkern zu wecken und zu beleben und so die apostolische Tätigkeit der Kirche zu fördern, sondern auch in den Herzen der Leser die Liebe zu unserem heiligen Glauben und zur heiligen Kirche Gottes, deren Glieder wir durch Gottes Gnade geworden sind, immer mehr wachzurufen und zu vertiefen.

Köln, 20. Dezember 1903

 Antonius Kardinal Fischer,
Erzbischof von Köln



Bischof Willibrord Benzler O.S.B.

Die Zeitschrift „Die katholischen Missionen“ unterrichtet in anregender Weise über die katholische Missionstätigkeit auf der ganzen Erde und ist ganz dazu geeignet, das Interesse der Katholiken für das große Werk der Glaubensverbreitung wach zu erhalten; eben dadurch trägt sie aber auch zur Stärkung des Glaubens im Herzen der Leser selber bei. 
Wir empfehlen diese vorzüglich redigierte und mit vielen Illustrationen geschmückte Zeitschrift allen unsern Diözesanen aufs angelegentlichste.

Metz, den 14. Dezember 1903

† Willibrord O.S.B.,
Bischof von Metz                                                                 
                                                                                                                

(Aus: die katholischen Missionen, 1904)

Mittwoch, 26. Juni 2013

Wandermission unter den Indianern in British Columbia

Fraser Canyon bei Fountain, BC


Zu den schönsten Indianermissionen Britisch-Nordamerikas (d.h. Kanadas) gehört unstreitig diejenige der Oblaten in der Diözese Westminster, British Columbia. Die gleichnamige Provinz zählt auf 990.100 qkm etwa 100.000 Einwohner, die Diözese etwa 20.000 Katholiken, von denen ein großer Bruchteil Indianer sind. Seit mehr denn 50 Jahren haben die Oblaten mit unermüdlichem Seeleneifer unter den verschiedenen Stämmen gewirkt und Christentum und Zivilisation unter ihnen verbreitet.

Ein Einzelbild aus dem dortigen Missionsleben gibt der Bericht eines jungen Missionärs, des hochw. P. Rohr, der vor einiger Zeit die zahlreichen Indianerniederlassungen längs des Fraser-Flusses besuchte. Dieselben erstreckten sich in einer Länge von etwa 100 englischen Meilen und besteht durchschnittlich bloß aus je 40-50 Köpfen. 

„Die Indianer haben sich überall selbst ein Kirchlein oder eine Kapelle gebaut und bestehen darauf, dass der Schwarzrock – nicht wie es ehemals geschah, sie an einen Ort zusammenruft – sondern ihre Lager einzeln besucht. Sie sind sogar eifersüchtig, wenn er eines der Lager öfters beehrt als andere.“ 
So nimmt der Rundgang trotz aller Dampfer- und Bahngelegenheiten 6-8 Wochen in Anspruch. Die Ankunft des Schwarzrocks ist aber auch jedes Mal ein wahres Fest für die Rothäute, die mit kindlicher Liebe an ihren Seelenhirten hängen.

Hören wir nun, wie P. Rohr den Verlauf dieser Wandermission schildert.
„Um 6 Uhr stehen wir auf und bereiten uns zur heiligen Messe vor, die von einer Ansprache begleitet ist. Nach dem Frühstück ist Christenlehre bis Mittag, eine zweite Christenlehre geht der Segensandacht am Abend voraus und eine dritte schließt den Tag ab.“ 
Eigenartig schön sind einige Gebräuche und Sitten, die sich in diesen Indianergemeinden eingebürgert. „Bevor die Leute zur Beicht gehen, kommen sie alle und knien vor dem Priester nieder. Dann tritt einer nach dem anderen vor und bittet um Verzeihung für alle gegebenen Ärgernisse. Der Pater gibt dann jedem eine kleine Ermahnung, die sich natürlich auch an die übrigen richtet. 
Mann und Frau knien nebeneinander, bringen ihre häuslichen Zwiste vor, indem sie sich gegenseitig ihre Schuld vorhalten, um dann feierlich Frieden zu schließen.“

Aber auch außer der Beicht wird in der Christenlehrhalle oder in der Wohnung des Häuptlings eine Art Kapitel gehalten mit freiwilliger Selbstanklage, eine Art öffentlicher Kirchenbuße. „Alles versammelt sich. Die Frauen nehmen Platz auf dem Boden, die Männer sitzen auf Stühlen. Der Priester stellt sich in die Mitte und gibt das Zeichen zum Beginn. Lautlose Stille tritt ein. Alles wartet gespannt, wer wohl den Anfang machen würde. 
Endlich erhebt sich einer, tritt vor, kniet vor dem Pater nieder und macht das Zeichen des Kreuzes. Dann hebt er an und sagt z.B.: 
‚Ich spreche zu Gott und zu dir, mein Vater. Mein Herz hat keinen rechten Mut, das Gebet schmeckt ihm nicht mehr, es vergisst oft, zu beten. Daher freut es sich, dich hier zu sehen, denn du kommst, um ihm Hilfe zu bringen und es zu reinigen. Ich habe gesprochen.‘

Der Pater sagt in diesem Fall einiges über das Gebet, wie notwendig dasselbe sei, um ein gutes Leben zu führen u. dgl. Hat einer öffentliches Ärgernis gegen, so klagen ihn die übrigen an. Er verteidigt sich so gut er kann, und der Pater gibt das entscheidende Urteil. Hat z.B. ein Mann dem Schnaps zugesprochen, so muss er, falls er noch nicht die erste heilige Kommunion empfangen hat, 2 Dollar, sonst 3 Dollar Strafe zahlen. Das Geld wird zu Kirchenzwecken, zur Anschaffung von Altargeräten u. dgl. verwendet.

Hie und da kommt es bei diesen öffentlichen Schuldbekenntnissen wohl auch zu hitzigen Auftritten, so dass der Priester vermittelnd und versöhnend eingreifen muss. Diese Verhandlungen finden meist abends statt und ziehen sich oft tief in die Nacht hinein. 

Die Krone der für jede Neiderlassung so gnadenreichen Missionstage bildet jedoch die Generalkommunion. Das Allerheiligste bleibt den ganzen Tag lang ausgesetzt. Blumen, Kerzen, bunte Lampions schmücken das Heiligtum. Im Dorf herrscht Sonntagsruhe; alles geht festtäglich gekleidet. Zu jeder Tageszeit knien Andächtige vor dem Tabernakel. 
Jeder Familienvater bringt Frau und Kind mit. Dabei reden viele mit dem Heiland im Tabernakel ganz laut, danken ihm für alle Gnaden, bitten um Verzeihung, dass sie denselben nicht besser entsprochen, und versprechen Besserung. 
Die Männer bleiben oft stundenlang knien und scheinen nicht müde zu werden, dem Heiland laut ihre Liebe zu versichern. Manche Christen von drüben täten gut daran, hierher zu kommen und von diesen Wilden zu lernen. Menschenfurcht kennen sie nicht; niemand denkt auch nur daran, zu lachen; sie fühlen sich alle eins vor Gott. So was tut dem Herzen des Missionärs wohl, es ist sein einziger Trost.

Der Tag schließt mit der Weihe ans göttliche Herz. Dabei knien die Häuptlinge mit brennenden Kerzen vorn an der Kommunionbank und weihen sich und ihre Familien dem Heiland, indem sie alle ihre Kräfte aufzubieten, dass der Teufel nicht unter den Ihrigen Soldaten werbe. Eine krachende Böller- oder Flintensalve verkündet den Schluss des feierlichen Aktes.

Selbstverständlich sind nicht alle diese Rothäute Musterchristen, und auch unter ihnen finden sich laue und nichtsnutzige Menschen, im Ganzen aber bieten diese Gemeinden ein wirklich trostvolles Bild eines echten lebendigen Christentums.


(aus: die katholischen Missionen, 1904)

Dienstag, 25. Juni 2013

Was ich am Wochenende gemacht habe...


Die Neupriester (v.l.n.r.): Fr. Yousef Marie FSSR, Don Massimo Botta FSSP, Fr. Magdala Maria FSSR

Am Samstag waren 
in Rom die Priesterweihen der ersten beiden Priester der Sons of the Most Holy Redeemer nach deren kanonischer Errichtung (es wurde auch der Petrusbruder Don Massimo Botta geweiht). Hier gibt es einige Fotos, Bilder von der Primiz von Fr. Yousef Marie FSSR werden noch folgen. 
Leider habe ich vernommen, dass die Liveübertragung bei livemass.net wohl nicht funktioniert hat. Tut mir leid für alle, die es ansehen wollten.

Ein besonders schönes Detail bei der Zeremonie war, dass Msgr. Guido Pozzo, der die Weihen gespendet hat, den "Sons" bei Ihrer kanonischen Regularisierung geholfen hat, als er Sekretär der Komission Ecclesia Dei war.

Mögen die drei viele Jahre segensreich zur größeren Ehre Gottes und zur Rettung der Seelen arbeiten!

Tu es Sacerdos in aeternum secundum ordinem Melchisedech!

Montag, 24. Juni 2013

Ein deutscher Missionar in der Karibik

P. Ströbele beim Unterricht

Über die Missionstätigkeit eines deutschen Missionärs, des hochw. Herrn Albert Ströbele, auf den Inseln St. Andreas und Providence im Karaibenmeere haben wir bereits früher berichtet. Es handelt sich darum, vor allem die arme Neger- und Mischlingsbevölkerung dieser Eilande, auf denen nordamerikanische Sekten seit langem schon eine eifrige Propaganda treiben, der katholischen Kirche zu erhalten oder zurückzuerobern. 

Bereits steht auf St. Andreas eine katholische Kapelle, die vorläufig auch als Schule für die kleinen Neger dienen musste. Wie der hochw. Herr Ströbele uns schreibt, war seine „Bettelreise“, die er 1902/1903 im Interesse des neuen Missionsunternehmens in Deutschland und den Vereinigten Staaten gemacht, von gutem Erfolg gekrönt. Im November 1903 hofft er auf St. Andreas zurück zu sein. 

„Ich habe seit letztem April verschiedene Mal Briefe von dem bekehrten Baptistenprediger E. Howard aus Providence erhalten, in welchen er mir mitteilt, dass seine vormalige Baptistengemeinde vollzählig jeden Sonntag zum Laiengottesdienst sich einfinde, welchen ein junger katholischer Mann (Katechet), der aus New York zu mir in die Missionen gekommen war, seit meiner Abreise daselbst hielt. 
Der genannte Prediger, Rev. Howard, hat sich nämlich bei Gelegenheit einer dreiwöchigen Mission, welche ich letzten November in seiner Kirche gegeben, samt seiner Gemeinde zur katholischen Religion bekehrt. 

Es ist mir nun gelungen, in New York noch einen Mitarbeiter zu finden, der bereits nach den Inseln abgereist ist, so dass die Leute dort jetzt wieder Messe haben und zu den Sakramenten gehen können. 
Von Baltimore werden vier schwarze Oblaten-Schwestern mitgehen, um die Schule zu übernehmen, welche ich letzten Januar in Providence eröffnet hatte und die bereits von 150 Kindern besucht wird. 
Die Reise müssen wir per Segelschiff machen, da keine Dampfschiffe dahin gehen; ich hoffe aber, es dahin zu bringen, dass eine New Yorker Dampfschiffgesellschaft bald ihre Schiffe, die nach Costa Rica bei uns anhalten lässt, was natürlich von großem Nutzen für unsere Insel wäre, weil wir dann unsere Orangen und andere tropischen Früchte auf den Markt bringen können.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1904)

Freitag, 21. Juni 2013

Mission im Land des heiligen Olaf

Vår Frue kirke (Liebfrauenkirche), Porsgrunn, Norwegen (Quelle: H.E. Straume)



Aus der norwegischen Mission schreibt uns der hochwürdigste apost. Präfekt Dr. J.B. Fallize:

„Schon beinahe drei Jahre in Norwegen und noch nicht ein einziges Wort an unsere Freunde in den „katholischen Missionen“ geschrieben! Das würde allerdings als undankbar erscheinen, rührte es nicht von einer gewissen Scheu her, die vielen früheren Berichte aus unserer Mission durch einen neuen zu vermehren, ohne dass wirklich Neues mitzuteilen wäre. Aber auch diese Scheu hat ihre Grenzen, und somit – bin ich da.

Aber wie geht es in Norwegen? Wer auf diese Frage die Antwort erwarten würde, dass schon Tausende zur Mutterkirche zurückgekehrt seien, den müsste ich daran erinnern, dass wir hier unter Protestanten und nicht unter wilden Heiden wirken, und dass es erfahrungsmäßig viel leichter ist, einen Heiden als einen Protestanten zur katholischen Kirche zu führen. 
Es ist leicht, dem Heiden zu beweisen, dass die katholische Religion besser ist, als seine abgöttischen Gräuel; aber dem Protestanten, der einen großen Teil der katholischen Zivilisation hinübergerettet hat, der in direkter Feindseligkeit gegen die katholische Kirche aufgezogen worden ist, den Nachweis erbringen, dass die katholische Kirche die von Christus gestiftete Heilsanstalt der Menschheit ist, das ist eine unendlich schwere Aufgabe.

Unsere Bekehrungen können wir also nicht nach Hunderten zählen und freuen uns schon der Dutzende. Nicht zu unterschätzen sind vor allem die moralischen Eroberungen, welche unsere Hoffnung für die Zukunft begründen. Noch liegen die Zeiten nahe, wo die Katholiken in Norwegen gesetzlich und in der öffentlichen Meinung geächtet waren. 
Seit man aber die katholischen Priester und die katholischen Ordens am Werk gesehen, sind nicht nur alle Ausnahmegesetze gegen die katholische Kirche bis auf einige mehr nebensächliche Spuren verschwunden und genießen wir hier Freiheiten und Rechte, wie sie kein katholisches Land Europas der Kirche lässt, sondern es sehen uns auch die Protestanten als völlig ebenbürtige Mitbürger an. An die Stelle des Abscheus und des Hasses sind da, wo wir bis jetzt wirken konnten, Achtung und Sympathie getreten. 
Unsere Kirchen sind fast überall überfüllt, unsere Schulen gut besucht und unsere Krankenhäuser von allen Klassen der Bevölkerung bevorzugt, auch wenn sie neben protestantischen Spitälern und Diakonissenhäusern liegen. 
Wir können Gott und unseren so überaus liebenswürdigen norwegischen Mitbürgern nicht genug dafür danken, und glauben uns auf Grund dieser Erfolge zu den schönsten Hoffnungen für die Zukunft berechtigt, wenn wir nur gehörig von außen unterstützt werden.

Dass die lutherischen Staatspastoren im Allgemeinen uns nicht gerne sehen, ist ja selbstverständlich, und je mehr sie sehen, dass unser Werk Bestand gewinnt, desto mehr stemmen sie sich uns entgegen. Sie richten sowohl hier als auch im übrigen Skandinavien in ihren Büchern und Blättern ganz unglaubliche Angriffe gegen die katholische Kirche. 
Das führt uns aber noch rascher zum Ziel. Seit wir nämlich, dank der Großmut der Trierer ‚Paulinus-Druckerei‘, eine eigene Druckerei besitzen, sind wir in der glücklichen Lage, in Büchern, Flugschriften und namentlich in unserer kleinen Wochenzeitung ‚St. Olaf‘ die Verleumdungen zu wiederlegen und die frommen Herren an den Pranger zu stellen. So brachten wir hier einen gewissen ‚Pastor‘ Hansen zum Schweigen, der den Katholiken Abgötterei vorgeworfen. 

Das staatskirchliche ‚Senjens Folkeblad‘ hatte die katholische Kirche überhaupt angegriffen. Die Redaktion des ‚St. Olaf‘ forderte dasselbe heraus, mit ihr alle Sätze des herrliche Hirtenbriefs der in Fulda versammelten Bischöfe zu diskutieren, und erbot sich, während der ganzen Dauer der Polemik den Abonnenten des ‚Folkeblad‘ den ‚St. Olaf‘ gratis zuzusenden. Das gottesfürchtige Blatt schweigt wie ein Grab. – Die ultralutherische ‚Aftenposten‘ hatte behauptet, wir kauften Proselyten (Bekehrte) á 20 Kronen pro Personen. Ich erklärte in ‚St. Olaf‘, wenn irgendwer mir einen einzigen Fall nachwiese, wo ein Priester Proselyten für zeitlichen Gewinn angeworben, dann werde ich den betreffenden Priester sofort absetzen. Tiefes Stillschweigen!

Welchen Eindruck diese und ähnliche Entlarvungen auf die lutherischen Laien machen, das brauche ich nicht erst zu schildern. Jedenfalls sind sie nicht geeignet, dem immer mehr um sich greifenden Verfall der lutherischen Staatskirche entgegenzuwirken.“(…)


(Aus: die katholischen Missionen, 1889)

Donnerstag, 20. Juni 2013

Tipp: Live-Übertragung der Priesterweihe in Rom (FSSR, FSSP)

Am Samstag, den 22. Juni um 10.00 Uhr deutscher Zeit
findet in Rom in der Kirche Santissima Trinita dei Pelligrini (Personalpfarrei der Petrusbruderschaft)
eine Priesterweihe im überlieferten Römischen Ritus an.

Der weihespendende Bischof ist Erzbischof Guido Pozzo, Almosenpfleger seiner Heiligkeit

Es werden geweiht:

Br. Yousef Marie FSSR
Br. Magdala Maria FSSR
Massimo Botta FSSP

Die Weihe wird hier live übertragen.




Mittwoch, 19. Juni 2013

Was ein Apfel mit der Bekehrung eines kalvinistischen Aussätzigen auf Molokai zu tun hat



Wir erhalten durch gütige Vermittlung der Anverwandten den Brief eines wackeren Missionärs aus der Picpus-Gesellschaft, des P. Matthias Limburg, welcher augenblicklich in der durch P. Damian so berühmt gewordenen Mission auf der Aussätzigen-Insel weilt.

„Molokai, Kalaupapa, den 22. Mai 1890. Wie Ihr seht, schreibe ich Euch dieses Mal vom weltberühmten Molokai aus, wo ich jetzt zum dritten Mal bin. Das erste Mal – es war im Dezember 1888 – kam ich hierher mit den ersten Franziskanerinnen und blieb damals ungefähr neun Tage. 
Das zweite Mal – im vergangenen Januar – kam ich, um den Schwestern die geistlichen Übungen zu geben. Dieses Mal werde ich von meinen Oberen geschickt, um den P. Wendelin Moellers (den Nachfolger P. Damians) für eine Zeitlang zu ersetzen, da derselbe erkrankt war und der Doktor ihm eine Erholung und Klimawechsel vorgeschrieben hatte. 

Ich bin hier seit dem 29. April. Unser hochw. Bischof, Msgr. Hermann Köckemann, kam am 6. Mai gleichfalls hierher und spendete die heilige Firmung hier in Kalaupapa am 7. Und in Kalawao, welches 1 ½ Stunden Wegs von hier entfernt ist, am 8. Mai. In jedem der beiden Dörfer waren ungefähr 100 Firmlinge, also etwa 200 im Ganzen. 
Aussätzige sind in beiden zusammen über 1100; die meisten davon in Kalaupapa. Am 8. Mai ging der hochw. Herr Bischof in Begleitung des P. Wendelin nach Honolulu zurück. P. Wendelin hat mir seitdem schon zweimal geschrieben. Er hat bereits Heimweh und wünscht, sobald als möglich zu seinen geistlichen Kindern zurückzukommen, d.h. schon Montag nach Pfingsten, nächste Woche. 

Als ich das dem hiesigen Doktor (Dr. Swift) sagte, schüttelte er den Kopf und sagte, P. Wendelin täte Unrecht und würde es später bereuen. Der Doktor hatte gewünscht, dass P. Wendelin eine sechsmonatliche Reise nach Amerika mache, um sich vollständig zu erholen. Nun, man kann auch nicht immer tun, was die Doktoren sagen.

Was mich angeht, so wird die Zeit mir gar nicht lang. Ich bin gesund und munter, Arbeit gibt’s genug, und der Trost fehlt auch nicht.
Am selben Tag, an welchem unser hochw. Bischof von hier fortging, gab ich den Kindern, die im Hof spielten, einige Äpfel. Kaum waren die Kinder fröhlich fortgegangen, da kam eine Frau und bat mich gleichfalls um einen Apfel für einen Kranken. Ich erkundigte mich, wer denn der Kranke sei. 

Als ich hinkam, fand ich, dass der Kranke am Sterben lag. Er bat mich, ihm zu helfen, da er große Schmerzen leide. Ich sagte ihm, für den Körper sei der Doktor da, ich wolle ihm aber beistehen, seine Seele zu retten. 
Sodann sprach ich zu ihm über den Wert der Seele, von Himmel, Hölle, von der Vergänglichkeit dieses Lebens usw. Ich war nämlich der Überzeugung, der Mann sei Kalvinist. 
Ich fragte ihn sodann, ob er getauft worden. Er sagte: ‚Ja.‘ ‚Wer hat dich getauft?‘ ‚Joakimo.‘ ‚Dann bist du ja katholisch.‘ (Joakimo [P. Joachim] war einer der ersten Missionäre hier, nun aber schon längst tot.) ‚Ja‘, sagte er, ‚ich wurde getauft, als ich noch ein kleiner Knabe war, habe aber später die Kirche verlassen und bin zu den Kalvinisten gegangen.‘ ‚Nun, dann musst du jetzt diese Sünde bereuen und Gott um Verzeihung bitten.‘
 Ich hörte sodann seine Beicht und ging sofort nach Haus, um die heiligen Öle zu holen. Es war gegen 5 Uhr abends, und ich fürchtete, er werde nicht lange mehr leben. Ich kehrte zurück und gab ihm die letzte Ölung.

Als ich am folgenden Morgen die Betglocke läutete, hörte ich, dass auch die Kalvinisten läuteten. Ich wusste anfangs nicht, was das zu bedeuten habe, vernahm aber später, dass es die Sterbeglocke sei. ‚So‘, dachte ich, ‚der arme Mann ist wohl gestorben.‘ 
Ich war noch am Läuten, da kam ein Mann in großer Eile zu mir und bat mich, für Kainuwai (Name des Kranken) das Scheidezeichen zu geben. Ich sagte ihm, dies ginge nicht so ohne weiteres, da man ja schon bei den Kalvinisten läute. ‚Das ist ein Irrtum‘, erklärte er. ‚Nun dann geh und sag ihnen, sie sollten aufhören zu läuten, dann will ich anfangen.‘ 
Der Mann lief fort, und bald hörten die Kalvinisten auf, und ich fing an. Unsere ganze Gemeinde war erstaunt, als sie hörte, dass Kainuwai gestorben, aber erst recht erstaunt, dass er als Katholik gestorben sei. Kaum einer hatte nämlich von seiner Krankheit gewusst und kein einziger, dass er je katholisch getauft worden war.

Ihr seht, lieber Vater ein Apfel führte mich ans Sterbelager dieses armen verlorenen Sünders. Die Kinder waren nämlich (nach Empfang der Äpfel) in das Haus der Kranken gegangen. Als dieser die Äpfel in den Händen der Kinder sah, spürte er auch Lust, einen Apfel zu essen. So schickte er denn eine Frau, seine Verwandte, mich um einen Apfel zu bitten. Den Apfel konnte er zwar nicht mehr essen, der Tod ließ ihm keine Zeit, aber anstatt des Apfels bekam er etwas Besseres.“


(aus: die katholischen Missionen, 1890)

Dienstag, 18. Juni 2013

„Das muss die wahre Religion sein, wir könnten nicht so viel aushalten“ - Katholikenverfolgung in Eritrea


Bereits in der Februar-Nummer berichteten wir die Vernichtung der Missionsstation Keren, welche der Besetzung Massauas durch die Italiener und den infolge davon zwischen Abessinien und Italien ausgebrochenen Feindseligkeiten zuzuschreiben ist. Nachträglich teilt uns P. Picard noch das folgende schöne Beispiel von heldenmütiger Glaubenstreue mit, welche die Katholiken von Keren bei dieser Gelegenheit bewiesen haben:

„Am 23. August letzten Jahres wurde unser Haus zu Keren von fünfhundert abessinischen Soldaten umstellt. Sämtliche Mitbrüder versammelten sich hierauf im Diwan, wo die Bewaffneten eingelassen wurden. Der Hauptmann sagte uns: ‚Wir kommen im Namen Ras Alulas, um alle abessinischen Katholiken, die bei euch sind, sowie die Priester, Seminaristen und Schwestern in Ketten zu legen. Euch Europäer wir man samt euren Gütern und Häusern in Frieden lassen.‘ 
Auf meine Frage nach einem Brief des Königs antwortete der Anführer: ‚Wir haben ausdrücklichen Befehl, ihr müsst ihm nachkommen.‘ 

Es blieb nichts übrig, als unsere vierzig Seminaristen, die Priester, Waisenkinder und etliche Diener zu rufen. Darauf beschied man die vierzehn katholischen Familien des Dorfes, die Schwestern und die Arbeiterinnen her. Uns führte man aufs Feld, wo jeder nach Heimat, Religion und Zeitpunkt seiner Ankunft in Keren ausgeforscht wurde. 
Danach wurden Seminaristen und Priester gefesselt. ‚Heute Abend oder morgen früh geht es fort,‘ lautete der Befehl, ‚am Freitag habt ihr vor dem König zu erscheinen.‘

Die Greise, die Schwestern und die katholischen Familien wurden gegen Bürgschaft auf freien Fuß gesetzt. Tags darauf, es war Mittwoch, zogen unsere Kinder zu je zwanzig, zwei und zwei aneinander gekettet, nach Asmara. Herr Jougla und ich folgten mit Mundvorrat für die Reise. Das Wetter war hübsch und die Wege ziemlich gut. Auf jeder Station verrichteten wir gemeinsame Andachtsübungen und beteten den heiligen Rosenkranz. Am Freitagmorgen trafen wir in Asmara ein. 

Umgeben von zahlreichen Priestern und schismatischen Mönchen, empfing uns der König nicht gerade unfreundlich. Nach halbstündigem Warten, während dessen man zehn Peitschen und zehn Knuten zurechtgelegt hatte, durften wir vortreten. Auf Befehl des Ras rief ich meine Priester, Seminaristen und die übrigen Katholiken. Hierauf nahm ich das Wort und sagte: ‚Fürst, wir sind mit des Königs Erlaubnis in Abessinien; denn so lautet sein Bescheid: Zu Keren, Acrur und Alitiena erteilet Unterricht und seid meine Freunde. Wir haben allezeit den Willen des Königs erfüllt.‘ Danach wurde jeder einzelne nach seiner Heimat und dem Namen seines Vaters ausgeforscht. 

Nach diesem Verhör fuhr Ras unseren Gesangslehrer an: ‚Warum bedeckst du deinen Kopf? Packt ihn, prügelt ihn.‘ Gesagt, getan! Der Mann wurde festgebunden und erhielt 143 Hiebe. Dreimal fragte man ihn dazwischen nach der wahren Kirche. ‚Die katholische Kirche ist die wahre Kirche‘. Da fuhr Ras auf. ‚Gebt ihm hundert, zweihundert Schläge, aber kräftig.‘
Endlich ließ man ab, den mutvollen Bekenner länger zu peinigen; denn man fürchtete, er werde sterben; das Blut rann ihm vom Leib und das Fleisch hing in Fetzen herab. Selbst die Schismatiker sagten leise für sich: ‚Das muss die wahre Religion sein, wir könnten nicht so viel aushalten.‘

Jetzt mussten wir uns zurückziehen. Während man achtundzwanzig Kinder in Ketten legte, nahmen wir den misshandelten Bekenner in Pflege. Erst einen Monat später war er wieder hergestellt. Elf Tage blieben unsere Kinder gefesselt; dann ließ man auch sie, und zwar ohne Bürgschaft, los. Ein Mönch nur blieb im Gefängnis zurück; auch er verharrt treu im Glauben.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1888)

Montag, 17. Juni 2013

Kardinal Lavigerie über den islamischen Sklavenhandel in Afrika

„Für das Joch bestimmt
Die Tagesblätter haben bereits über die Vorträge berichtet, welche Se. Eminenz Kardinal Lavigerie in der Kirche St. Sulpice zu Paris, in der St. James-Hall zu London und in St. Gudula in Brüssel heilt. Der greise, um die afrikanische Mission hochverdiente Kirchenfürst forderte in begeisterten Worten auf, dem greulichen Sklavenhandel, dem zur Schande der Menschheit jährlich immer noch etwa eine halbe Million Neger zum Opfer fallen, durch energische Schritte bei den beteiligten mohammedanischen Fürsten und durch die Ausrüstung einer kleinen bewaffneten Macht endlich entschieden den Krieg zu erklären. 

Die Sklavenjäger sind durchweg Mohammedaner. „Während unsere Blicke auf andere Länder sich richteten,“ führte der Kardinal aus, „hat der Islam seit fünfzig Jahren ungehindert, ohne Lärm und mit unermüdlicher Hartnäckigkeit halb Afrika erobert. In gewissen Gegenden, die uns am nächsten liegen, gründete er Reiche; andere Gebiete benützte er zur Sklavenjagd. 

Ich will aber durchaus nicht die Menschen an sich dafür anklagen. Ich lebe ja selbst inmitten von Mohammedanern, und wenn sie in mir auch ihren Vater nicht sehen, so betrachte ich sie doch als meine Kinder. Der Islam trägt die Schuld. Er lehrt, dass die Welt in zwei Rassen geschieden ist: die eine, die der Gläubigen, ist berufen, zu herrschen, die andere, die der Verfluchten, bestimmt zu dienen. 
Unter den letzteren werden wieder die Neger als am tiefsten stehend betrachtet. In den Augen jener sind sie nichts Besseres als Vieh, für das Joch bestimmt.“

Zu den von den mohammedanischen Sklavenjägern besuchten Märkten gehören zunächst sämtliche Städte im Innern von Marokko, wohin jährlich große Karawanen aus den Gegenden des Niger und des Tschad-Sees zu kommen pflegen. 
Die Sklaven werden daselbst öffentlich verkauft und gekauft. Ganz dasselbe geschieht in den südlich von den französischen Besitzungen, von Tunis und von Tripolis gelegenen Oasen, wo Käufer und Verkäufer ebenfalls meist Mohammedaner sind. Außerdem bildet noch Timbuktu den großen Zentralmarkt und gemeinsamen Versorgungspunkt für den Sklavenhandel des nördlichen Afrika und der Provinzen im Süden und Westen vom Senegal. 
Auch in Ägypten, am Roten Meer von Suakin bis Aden und Perim wird lebhafter Menschenhandel getrieben. Dorthin kommen die Sklavenkarawanen aus dem Sudan, von Wadai, Darfur, Kordofan, und vom Osten und Norden des Nyanza (Viktoriasee). 

Arabische Barken holen sie heimlich des Nachts vom Ufer ab, um sie unter dem Schutze der Dunkelheit und unbemerkt von den wenigen hier kreuzenden französischen und englischen Schiffen nach der arabischen Küste zu bringen, von wo aus man sie dann durch das ganze islamitische Asien versendet. 

Seit den mit der Türkei abgeschlossenen internationalen Verträgen werden diese Unglücklichen nicht mehr öffentlich, sondern insgeheim in bestimmten, den Käufern wie den Verkäufern besonders bezeichneten und genau bekannten Häusern verkauft. Starker Sklavenhandel findet sodann noch statt auf einer großen Menge von Märkten zwischen den großen Seen und der Küste von Sansibar, vom Ibo und Lindi im Sudan bis zu den Flüssen Juba und Mukdischu an der Ostküste. 
Von da aus werden die Sklaven auf arabischen Barken am Ufer des Roten Meeres entlang nach Asien geschafft. In den Gegenden östlich von der atlantischen Küste und auf der Grenze von Benguela herrscht in den Tälern des Liba und Kassai ebenfalls noch öffentlicher Sklavenhandel; seit Portugal die an den Ufern des Sambesi bestehenden Sklavenmärkte verboten hat, wurden dieselben nach dem Zululand verlegt.


(Aus: die katholischen Missionen, 1888)

Sonntag, 16. Juni 2013

Wem ein katholisches Herz in der Brust schlägt – Einige Gedanken zur Mission vom hl. Josef Freinademetz


St. Josef Freinademetz SVD

(…) „Wem ein katholisches Herz in der Brust schlägt, dem wird’s warm, er fühlt sich gehoben, so oft er das Wort hört: katholische Mission. 

‚Ich bin Bischof von Trient, so sagte der hochselige Bischof Tschiderer einem Priester, der in die Heidenmission abgehen wollte, ‚und als Bischof von Trient kann ich Sie nicht ziehen lassen; ich bin aber auch Bischof der katholischen Kirche, und als solcher muss und will ich Sie ziehen lassen.‘ 

Der Vater des großen Comboni begleitete seinen Sohn, der nach Afrika abreiste, zum Bahnhof. ‚Daniel,‘ sagte der weinende Vater, ‚liebst du denn mich nicht, dass du mich verlässt?‘ ‚Vater,‘ erwiderte der scheidende Sohn, ‚du weißt, wie ich dich liebe; aber hätte ich fünfzig solcher Väter, alle fünfzig wollte ich hingeben um Afrika.‘“

(aus: die katholischen Missionen, 1887)

Samstag, 15. Juni 2013

Eine Lourdesgrotte auf Mauritius

 
Die Lourdesgrotte von Chamarel

(…) Eine solche Nachbildung der Grotte von Lourdes nun haben die eifrigen Katholiken auch auf der fernen Insel Mauritius gebaut und mit einer Statue Unserer Lieben Frau geschmückt. Und sie haben dazu das romantische Tal von Chamarel, ein Plätzchen, das seiner zauberischen Schönheit wegen von allen Fremden besucht wird, ausersehen. 

Eine natürliche Berggrotte, vor deren Öffnung ein klarer Bach sprudelt, wurde zu einer Kapelle hergerichtet und durch den hochwürdigsten Bischof Scarisbrick am 9. Juli 1879 eingeweiht. Da thront nun die gnadenreiche Jungfrau, und um ihr Heiligtum ranken sich zahllose Schlingpflanzen mit großen, leuchtenden Blüten und tiefgrüne, riechgezackte Farrenkräuter, schlanke Palmen und andere herrliche Pflanzen, die in unserer kalten Heimat nicht gedeihen, zu einem wundervollen ewigblühenden Kranze für die unbefleckt empfangene Jungfrau, und große azurblau und atlasgrün schimmernde Schmetterlinge gaukeln um die Grotte und fremdländische Vögel mit glänzendem Gefieder wiegen sich in dem Gezweige davor.

O wie wollen wir uns freuen, dass unsere liebe Mutter wieder ein Plätzchen mehr auf dieser Erde, und zwar ein so schönes, in Besitz genommen hat! Möge sie bald herrschen von Pol zu Pol, denn wo sie herrscht, da herrscht auch ihr Sohn, und wo ihr Sohn herrscht, da herrscht Gnade und Wahrheit und Leben, da flieht die Nacht der Sünde und des Irrglaubens und des Heidentums. Wir wollen in Gedanken in dem Heiligtum von Chamarel niederknien und die „Königin der Apostel“ mit dem Gruß bitten, dass sie unsern Missionären auf der weiten Erde mit ihrer allmächtigen Fürsprache bei ihrem göttlichen Sohn beistehen wolle.


Ave Maria!


(Aus: die katholischen Missionen, 1882)

Freitag, 14. Juni 2013

Protestantische Beschreibung der katholischen Missionen

Kathedrale der Erzdiözese Jakarta (Quelle: Gunawan Kartapranata)

Ein ehrendes Zeugnis für die katholischen Missionäre in Ostindien entnehmen wir dem Rechenschaftsbericht der dritten Versammlung der Gesellschaft protestantischer Missionäre zu Batavia (Jakarta): 

„Man kann es nicht leugnen, Rom macht in Indien beunruhigende Fortschritte. Festgeschlossen wie die macedonische Phalanx dringen die Katholiken vor und erkämpfen Sieg um Sieg. Als Kirche macht die römische Kirche einen günstigeren Eindruck auf das Gemüt der Eingeborenen als irgend ein unter dem Namen protestantische Kirche bekanntes Institut. 
Den misslichen Umständen zum Trotz bietet uns die römische Kirche wenigstens das Bild einer wahrhaft einen Kirche. Sie hat nur ein Bekenntnis; ihre Priester und Diener widersprechen sich nicht öffentlich; was der eine als Glaubensartikel hält, wird ihm kein anderer abstreiten. 

In ihrer Einrichtung ist sie der unsrigen weit überlegen. Der Obere unseres höchsten kirchlichen Instituts wird von der Regierung bestellt und ist gewöhnlich irgend ein Staatsrat; an der Spitze der römischen Missionen steht ein Bischof, der vom Heiligen Stuhl ernannt ist und von der Regierung anerkannt wird. 
Dieser Bischof ist meistens im Land selbst ergraut, er besitzt eine wirkliche Autorität und regiert mit fester, achtungsgebietender Hand. 

Die Selbstlosigkeit der Priester Roms ist wahrhaft bewundernswert; man sieht sie das Gehalt, welches die Regierung einigen von ihnen auswirft, brüderlich teilen. 
Diese Missionäre haben Schulen in allen Städten; ihre Anstalten sind in mehr als einer Beziehung ausgezeichnet, alle Welt schätzt sie, und mancher Protestant schreckt nicht vor einer klösterlichen Erziehung seiner Kinder zurück. 

Die Klosterfrauen bilden die ihrer Sorgfalt anvertrauten Mädchen mit wirklich großem Takt aus, und selten findet man eine ihrer Schülerinnen, die nicht mit der größten Liebe von diesen Schwestern spricht. Der Eifer, womit die römischen Priester Spitäler und Gefängnisse besuchen, verdient alles Lob. Die Armee äußert sich nur in einer Stimme über ihre Herzlichkeit und über ihren Opfergeist. 

Daher rührt denn auch das günstige Urteil der Öffentlichkeit und der Regierung. Diese Priester zeigen sich überall voll Mut und Überzeugung, überall sehen sie die Zahl ihrer Anhänger wachsen. Sie wissen sich selbst den Materialismus und Indifferentismus, der in diesen Ländern herrscht, zur Nutze zu machen. (Anmerkung: Eine wohl etwas unlogische Anschuldigung, wie gerade unsere indifferente und materialistische Gesellschaft im Jahr 2013 zeigt, die ja der katholischen Kirche meist im besten Fall nur Gleichgültigkeit entgegenbringt.)
Das kommt aber nur von den gemischten Ehen her. Wie viele Protestanten, denen der Protestantismus gleichgültig geworden ist, fügen sich den Forderungen ihrer katholischen Verwandten, welche unter dem Einfluss der Priester Roms stehen, und lassen ihre Kinder in der römische Religion erziehen!“


(Aus: die katholischen Missionen, 1888)

Donnerstag, 13. Juni 2013

Konvertiten unter den Bischöfen der USA

Die katholische Hierarchie der Vereinigten Staaten zählt in ihrer Mitte 7 Konvertiten (aus verschiedenen protestantischen Sekten),

nämlich die Erzbischöfe

Bayley von Baltimore

Wood von Philadelphia

sowie die Bischöfe Doyle von Hartford,


Becker von Wilmington


Gilmour von Cleveland

Rosecrans von Columbus und

Wadhams von Ogdenburg


(Aus: die katholischen Missionen, 1877)

Mittwoch, 12. Juni 2013

Ein afrikanischer König in Audienz beim heiligen Papst Pius X.

König Daudi Cwa 
König Daudi Chua (Cwa) hat auf seiner Europareise auch dem Heiligen Vater seine Aufwartung gemacht. Am 10. September 1913 hatte er mit seinem Gefolge Audienz. 

Als Daudi dem Papst vorgestellt wurde als der König, der viele Tausende von Katholiken zu seinen Untertanen zähle, ließ Pius ihm durch den Dolmetsch sagen: 
„Ich weiß, welch große Fortschritte die Religion ins einem Reich gemacht hat. Ich hoffe dass er, zur Herrschaft gelangt, den Schutz der katholischen Religion sich zur Herzenssache machen wird (Anmerkung: wahrscheinlich hatte der damals 18-jährige König die Amtsgeschäfte noch nicht übernommen).“ – „Ganz gewiss! Das werde ich tun“, erwiderte Daudi mit tiefer Überzeugung. Da schaute Pius dem jungen Fürsten tief in die Augen, als ob er die Zukunft enträtseln wolle. 

Beim Abschied schenkte der Heilige Vater ihm eine goldene Medaille, die auf der einen Seite das Brustbild Pius X., auf der anderen den Vatikan zeigt, und gab ihm auch für seine Schwester, die katholische Prinzessin Maria (er selbst war Protestant), ein kunstvolles Mosaikbild der allerseligsten Jungfrau mit.

Die Hoheit und Würde des Stellvertreters Christi, gepaart mit väterlicher Güte, die Universalität der katholischen Weltkirche, wie sie in Rom, im Vatikan so deutlich zum Ausdruck kommt, machten tiefen Eindruck auf den Fürsten. Immer wieder sagte er auf dem Heimweg zu seinen Begleitern: „Wie gut doch der Papst ist! Wie gut!“

Nach Besichtigung der Sehenswürdigkeiten der ewigen Stadt ist der König über Neapel nach Uganda zurückgekehrt.


(Aus: die katholischen Missionen, 1914)

Dienstag, 11. Juni 2013

Opfergeist der Kleinen und Armen


Durch eifrige Werbetätigkeit ist das Missionsinteresse in den Vereinigten Staaten sehr gewachsen. Dass es wirklich Herzenssache des Volkes geworden, beweisen zahlreiche Züge von Opferwilligkeit, die in den religiösen Zeitschriften berichtet werden. Zwei Beispiele aus letzter Zeit, die der „Pilot“, das Diözesanblatt von Boston, mitteilt, verdienen mitgeteilt zu werden.

Ein Knabe aus Dorchester im Alter von 5 ½ Jahren sparte alles Geld, das er für Süßigkeiten erhielt oder als Lohn für kleine Botengänge bekam, zusammen, bis er genug hatte, um zehn chinesische Waisenkinder loszukaufen.

Ein Arbeitsmann, Vater von vier kleinen Kindern, las den Aufruf eines indischen Missionärs, in dem um Geld für die Ausbildung eines eingeborenen Seminaristen gebeten wurde. Sofort war er entschlossen, seinen Teil zu dem apostolischen Werk beizutragen. 

Er ging zu seinem Unternehmer, ließ sich 3 Dollar (13 Mark) Vorschuss geben, damit ja keiner ihm inzwischen zuvorkommen könne, und übersandte das Geld dem Missionär mit dem Versprechen, jeden Monat die gleiche Summe zu schicken. Der brave Mann hatte selber nur 15 Dollar Wochenlohn, ein für amerikanische Verhältnisse geringer Verdienst.


(aus: die katholischen Missionen, 1914)

Montag, 10. Juni 2013

Augustinus, ein blinder Apostel

Gewiss erinnern sich noch viele Leser dieser Zeitschrift des erschütternden Berichtes über die Armut eines italienischen (eigentlich Tessiner) Missionärs, P. Faustinus Corti S.J., in den Ghatbergen östlich von Mangalore. Reiche Hilfe wurde dem bescheidenen Priester aus Deutschland zuteil. Die Almosen haben schöne Früchte gebracht. 

„Meine ganze Tätigkeit“, so schreibt der Glaubensbote aus seiner Missionsstation Narol am 28. Dezember 1913, „gilt ausschließlich den armen, verachteten Parias. 
Die Brahminen nennen mich deshalb, um mich vor den höheren Kasten verächtlich machen, den Guru (Meister) der Parias, und ich bin stolz auf diesen Titel. In dem nun zu Ende gehenden Jahr habe ich 318 der Ausgestoßenen getauft, 500 Katechumenen warten noch auf das Sakrament der Wiedergeburt.

Gegenwärtig habe ich zwei Katechisten; der eine ist Brahmine, der andere Paria. Vor zwei Jahren kam letzterer  zu mir; da er ganz blind war, musste ein Freund ihn führen. 
Er hatte Fieber und wollte ein Heilmittel. Von seinem Fieber konnte ich ihn befreien, aber das Augenlicht vermochte ich ihm nicht wiederzugeben. 
Da er mir geweckt erschien, fasste ich den Plan, ihn zum Katechisten seiner Kastengenossen heranzubilden. Zuvor schickte ich ihn aber nach Mangalore zur Untersuchung bei einem tüchtigen Augenarzt. 

Nach vierzehn Tagen kehrte er zurück, die Ärzte hatten ihn für unheilbar erklärt. Ich behielt ihn trotzdem und hatte es nicht zu bereuen; denn er zeigte sich noch begabter, als ich angenommen hatte, und war überaus eifrig beim Studium der christlichen Lehre. Endlich taufte ich ihn auf den Namen Augustinus. Dann behielt ich ihn noch einige Tage bei mir, bereitete ihn auf die heilige Beichte und Kommunion vor und sandte in schließlich in sein Dorf, damit er dort die Bekehrung seiner Verwandten und Freunde versuche. 

Kaum waren vierzehn Tage verflossen, da erschien er mit seiner Mutter, seinem Bruder und seiner Schwester in Narol. Mit den Worten: ‚Das ist die erste Frucht meiner Arbeit‘, stellte er sie mir vor. 

Ich hieß die Leutchen sich setzen, um zu sehen, was sie denn in so kurzer Zeit gelernt hätten. Ganz richtig machten sie das heilige Kreuzzeichen und sangen darauf die Gebete: das Vaterunser, Ave Maria, das Glaubensbekenntnis, die zehn Gebote, die Gebote der Kirche und die Akte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, alles in der Tulu-Sprache. 
Zum Verständnis muss ich hier einfügen, dass ich die Gebete den Katechumenen singend beibringe; denn dabei lernen sie viel rascher und bereitwilliger; sie singen nämlich leidenschaftlich gern. Abgesehen von einigen kleinen Fehlern sangen meine Gäste alles ganz gut. Dann stellte ich Fragen über die wichtigsten Glaubensgeheimnisse; alles Notwendige wussten sie. Ich behielt sie zur Vollendung des Unterrichts noch einige Zeit auf der Station und taufte sie dann. 

Von jetzt an kam der blinde Katechist regelmäßig in kurzen Zwischenräumen, jedes Mal brachte er zwei oder drei Leute mit, die er auf die Taufe vorbereitet hatte. Im Oktober waren alle Parias des Dorfes – 42 an der Zahl – katholisch. Seitdem weilt der blinde Katechist in einem anderen Dorf, das eine Stunde weiter entfernt ist. Schon jetzt hat er sämtliche Einwohner für den Glauben gewonnen. Sie warten auf unseren Bischof, um alle 70 zusammen aus seiner Hand die Taufe zu empfangen.

Für seine Dienste erhält Augustinus Kleidung und monatlich ganze 16 Pfennig. Der Eifer, mit dem er sich der Bekehrungsarbeit widmet, hat auf ihn den Hass der höheren Kasten und vor allem den seines früheren Leibherrn herabgezogen. Aber solange es bei bloßen Worten bleibt, zieht der Blinde nicht den kürzeren, und gegen Schläge hofft er durch mich geschützt zu sein; freilich bin ich 10 km weit entfernt.


(aus: die katholischen Missionen, 1914)