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Montag, 26. Dezember 2011

Moses, eine Bekehrungsgeschichte


„Unsere Mission“, so schreibt Schwester M. Josepha, eine der Dominikanerinnen in Oakford, „geht gut voran. In letzter Zeit kamen ganze Scharen von Kaffern aus nah und fern mit der Bitte um Unterricht, und folgen sehr aufmerksam demselben, den der gute P. Matthäus jeden Morgen hält. Die meisten dieser Leute kommen weit her und zeigen damit, dass es ihnen ernst ist. Ihr Eifer ist wirklich erbaulich. Denn obgleich die heilige Messe schon um 6.30 Uhr ist, wohnen alle derselben bei und bleiben dann mit Freuden, bis sie die Dinge Gottes, d.h. den Unterricht, gehört haben. Von den vielen merkwürdigen Bekehrungen nur eine.
Eines Tages stellte sich beim Missionär ein hochgewachsener Kaffer ein, sein ganzes irdisches Gut in einer Decke über den Schultern tragend. Er möchte gern ‚von Gott lernen‘ und wolle dafür inzwischen der Mission umsonst dienen, um späterhin ‚die guten Dinge von Gott‘ auch seinen Leuten in den weit entfernten Kraalen mitteilen zu können. Das war ehrlich gemeint, und mit Freuden erfüllte der Priester den Wunsch.
„Also begann ‚Providenz‘, so nannten wir den Kaffer vorläufig, zu lernen und zeigte sich bald als den fähigsten Kandidaten, der sich je zum Unterricht gestellt. Und er nahm es ernst. Jeden Abend nach harter Tagesarbeit brachte er eine ganze Stunde damit zu, in der Biblischen Geschichte zu lesen, deren Erzählungen ihn mit größter Bewunderung erfüllten. Es dauerte gar nicht lange, so konnte der eifrige Katechumene getauft werden. Er wählte sich den Namen — Moses.
„Ganz glücklich über die empfangene Gnade des wahren Glaubens, dachte Moses nun gleich daran, dieselbe auch seinen Verwandten zu vermitteln.
Nachdem er über ein Jahr den täglich Unterricht genossen, kam er zum Missionär und sagte: ‚Du weißt, Vater, ich hab‘ einen Bruder oben in den Roodsberg-Bergen, der sehr, sehr krank ist. Könntest du ihn nicht einmal besuchen? ‘
Sofort war der Priester bereit, und schon am folgenden Morgen befanden sich die beiden im Sattel kräftiger Pferde auf dem Wege. Die Entfernung betrug etwa 50 engl. Meilen. Hügel auf, Hügel ab ging es unter den glühenden Strahlen der Sonne durch Gebiete, die noch nie ein katholischer Missionär betreten. Endlich nach sechsstündigem Ritte erreichte man den letzten Ausläufer des Gebirges, an dessen Fuß der heimatliche Kraal des Kaffern lag. Der Kranke war sehr schlimm dran. Er zeigte große Freude über die Ankunft des Missionärs, der in Anwesenheit  zahlreicher Kaffern, die zum Besuche herbeigeeilt waren, nach kurzer Vorbereitung den Sterbenden taufte.
„Drei Jahre waren verflossen. Da kam Moses wieder zum Missionär und sagte: ‚Vater, mein Bruder, auf den du die Hände gelegt, ist nicht gestorben; er ist sogar etwas besser geworden, und auch seine Frau und meine kleinen Nichten wollen glauben. Wenn du erlaubst, hole ich sie alle hierher, damit auch sie in der Nähe des Hauses Gottes leben und sterben.‘ — ‚Aber der Weg ist weit, wie willst du sie herbringen?‘ — ‚Ich will ihnen helfen, und wenn nötig, sie tragen. Mit Gottes Hilfe bringe ich es zustande.‘ Kniend empfing Moses den Segen des Priesters und machte sich auf den Weg. „Heute nun steht ganz in der Nähe des ‚Hauses Gottes‘ eine kleine Hütte. Darin wohnt eine glückliche Familie, die durch das Apostolat eines schlichten Kaffers christlich geworden ist…“



(Aus: die katholischen Missionen, 1899)

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