Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Mittwoch, 2. Januar 2013

Doku auf 3sat - haben die Missionäre den Einheimischen ihre Sprachen verboten?


Gestern habe ich auf 3sat kurz „Reisen in ferne Welten: die Marquesas“ geschaut. Zunächst glaubte ich, einen interessanten Film über Gottes schöne Südsee zu sehen, bis mir eine kleine missionsgeschichtliche "Lehrstunde" erteilt wurde, die mir die Laune ziemlich verdorben hat. 

Es wurde die Behauptung aufgestellt, die französischen Kolonialherren (glaube ich gerne, gibt es auch Anhaltspunkte im Netz) und allen voran die katholische Kirche (wie man auf S. 91 von Jahrgang 1904 der katholischen Missionen erfährt, kamen Beamte und Missionare wegen des Antikatholizismus der ersteren wohl nicht so gut miteinander aus) 
hätten den Einheimischen verboten, Ihre eigene Sprache zu sprechen und gewisse Bräuche wie Tätowierungen zu pflegen.
Die Behauptung, dass Missionäre den Einheimischen ihre eigene Sprache verboten hätten, ist so ungeheuerlich, dass sie hier eine längere Gegendarstellung verdient.
 Wie viele Menschen glauben so etwas einfach, weil es im Fernsehen auf einem „Intellektuellensender“ wie 3sat kommt? Vor unserer Konversion hätte wohl jeder in meiner Familie so etwas ohne weiteres auch geschluckt. 


Nun zur Widerlegung:

Unter den Aussätzigen auf Molokai war die Umgangssprache laut diesem Artikel „kanakisch“, d.h. hawaiianisch.
Wieso sollten die Missionäre der Kongregation der Heiligsten Herzen, die sowohl auf Hawaii als auch auf den Marquesas gewirkt hat, bei den mit den Hawaiianern verwandten Marquesanern eine so von der global üblichen Missionsstrategie völlig abweichende Methode angewandt haben?
Bereits früher wurde auf diesem Blog hervorgehoben, dass die katholischen Missionare in Bezug auf die exotischen (und exotischsten) Sprachen ungemeine Verdienste erworben haben. 


Und auch auf den Marquesas wurde die Sprache der Einheimischen von den Missionären erlernt. Hier einige Beispiele aus der "verpönten" Marquesas-Sprache (die katholischen Missionen, Jahrgang 1887, S.196):

"(...)P. Simon Delmas (...) wurde Anfangs Sommer [sic] vorigen Jahres als Neopresbyter nach den Marquesas-Inseln geschickt und blieb mehrere Monate in Taiohae bei dem Apostolischen Vikar, um sich mit der Sprache und der Lebensweise der Eingeborenen vertraut zu machen.(...)"

Es wird nun eine kirchliche Feier geschildert:

"(...) Die Fenster füllten sich mit Neugierigen, und alle stimmten in 'mea kanahau!' — 'o, wie ist das schön!' überein. Zuerst war gemeinsames Gebet, hierauf folgte ein Lied in der Sprache der Eingeborenen (...) Freude strahlte auf aller Antlitz.(...)"


"'mea kanahau!' — " wie war das doch schön!", musste ich von jedem hören; und einer erzählte dem anderen zum hundertsten Male, was ihm am meisten gefallen (...)"



Bei der Überquerung eines Flusses gibt ein Eingeborener dem Missionar einen lebensrettenden Rat. Welcher ehemalige Kannibale würde sich wohl dafür interessieren, ob sein Unterdrücker, der ihm eine unerwünschte Religion aufgezwängt hat und ihm seine eigene Sprache und Kultur verbietet, im Fluss ertrinkt? Oder ist er doch eher ein frommer Katholik geworden?

"(...) als ich einen Eingeborenen hinter mir rufen hörte: 'Da nicht, da nicht!' Er kam näher und sagte mir: 'Sie wären unrettbar verloren, wenn Sie sich da ins Wasser hineinwagten.(...) 'Mea oko te vai' 'das Wasser ist sehr stark' (...) '"

Auf der französischen Wikipedia-Seite zum ersten Apost. Vikar der Marquesas, Msgr. Joseph Baudichon, steht folgendes:

Er lernte die Sprache des Landes, stellte ein Wörterbuch und eine Grammatik sowie einen Katechismus in der Sprache der Eingeborenen zusammen. Diese Kenntnis der polynesischen Sprache sowie der örtlichen Bräuche lies die Kanaken sagen: "Du bist ein Wilder wie wir." 


Hier noch  ein Verweis von der Seite des Saarländischen Rundfunks, aus dessen Produktion die Dokumentation wohl stammt.

auf die Sprache wurde ja schon genug eingegangen, zu den anderen Vorwürfen auf dieser Seite und im Film bezüglich des Verbots bestimmter Bräuche wie die Herstellung von "Tikis": Tikis sind Götzen, genau wie die Götzen, von deren Verehrung der heilige Bonifatius und seine Mitbrüder unsere Vorfahren in Deutschland abgebracht hat. Gott sei ewig Dank dafür! 


Wie viele Marquesaner sind wohl in den Himmel gekommen, weil ihnen von den Missionären gezeigt wurde, dass der wahre dreifaltige Gott sie liebt und nichts mehr wünscht als ihre Rettung, dass hingegen ihre Ahnengötter nichts sind als Dämonen?
Tätowierungen und Tänze waren auf anderen Südsee-Inseln erlaubt, sofern sie nicht unsittlich waren. 


Ob sie tatsächlich auf den Marquesas erst wieder in den 80er Jahren erlaubt wurden und welche kirchliche Autorität dieses Verbot erlassen und welche es wieder aufgehoben hat, dafür muss wohl 3sat/SR die Beweise liefern.