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Montag, 5. August 2024

Zeuge für das Gottesreich auf Erden – Msgr. Augustin Olbert S.V.D., Bischof von Tsingtao



Das Leben Augustin Olberts fiel in eine bewegte Zeit der Weltgeschichte. Im Jahr 1895 in der Bergstraßengemeinde Dossenheim geboren, wurde er während seiner Gymnasialzeit im Steyler Missionshaus St. Wendel wie so viele Kleriker zum Frontdienst im Ersten Weltkrieg gerufen. Nach seiner Rückkehr trat er 1920 ins Noviziat ein. Auf die Priesterweihe im Jahr 1926 folgte wenig später die Sendung nach China. Seine ersten Posten befanden sich in der Schantung-Mission der Steyler Missionare, darunter auch in Tsangkow, einer Vorstadt von Tsingtao. Es herrschte Aufruhr im Nordosten Chinas. Die Truppen der Zentralregierung durchzogen das Gebiet im Kampf gegen meuternde Armeen, und auch an den in China so häufigen Räuberbanden fehlte es nicht. In Tsangkow richtete P. Olbert eine ambulante Krankenpflege für die vielen Binnenflüchtlinge ein.

Im Jahr 1928 wurde er in den Distrikt Chucheng versetzt, wo der heilige Josef Freinademetz 50 Jahre vorher das Evangelium gepredigt hatte. Doch in 6 Jahren blieb die missionarische Ausbeute gering; Olberts Tätigkeit beschränkte sich so auf die bereits bestehenden Christengemeinden in der weitgehend heidnischen Umgebung.

Die Versetzung nach Kaomi im Jahr 1936 brachte gleichzeitig die Ernennung zum Provinzial der neuen Ordensregion „vom heiligen Kreuz“ mit sich, die die Vikariate Tsingtao und Lini umfasste. Eine der Hauptaufgaben des Regionals war es, den religiösen Geist der Mitbrüder zu stärken. Die einstweilige Ruhe in Schantung wurde bald durch den Einmarsch der Japaner gestört, die die Mission aber unbehelligt ließen. In dieser Zeit flüchteten sich tausende Chinesen in die Missionsstationen der Steyler Missionare. Nach der Stabilisierung der Lage machte sich P. Regional Olbert an den Bau eines neuen Ordenshauses und besuchte die Missionare auf ihren Stationen. In der „Kaomi-Korrespondenz“ behandelte er pastorale Fragen wie die christliche Überwindung des Aberglaubens. Eine harte Prüfung wurde der frühe Tod des Bischofs von Tsingtao, Georg Weig S.V.D., im Oktober 1941. Mit dem Fortschreiten des Zweiten Weltkriegs verschlechterte sich die Situation der Mission. Die Gegend wurde kommunistisch unterwandert, 1942 wurde P. August Hättig, 1944 P. August Müller ermordet.

Das offizielle Ende des Zweiten Weltkriegs brachte für China nur die Veränderung, dass nun der Bürgerkrieg zwischen Kuomintang und Kommunisten wieder aufflammte. Noch stand Tsingtao unter dem Schutz der Amerikaner, und P. Olbert fand Zuflucht bei Bischof Tien. Dieser wurde jedoch bald zum Kardinal und Erzbischof von Peking ernannt, wodurch Olbert als Provikar zeitweise die bischöflichen Aufgaben übernehmen musste, bevor er 1948 selbst zum Bischof von Tsingtao ernannt wurde. Bei seiner Inthronisation sagte Bischof Olbert: „Wir wollen in heiliger Pflichterfüllung treu ausharren, wenn alles um uns fällt, um zuletzt wenigstens Zeugen für das Gottesreich auf Erden zu opfern und – wenn es sein muss – zu verbluten.“

Im Oktober 1949 wurde schließlich die Volksrepublik ausgerufen, Tsingtao war bereits im Juni in die Hände der Kommunisten gefallen. Die offizielle religiöse Toleranz der frühen kommunistischen Herrschaft nutzte Bischof Olbert, um 40 Präsidien der Legion Mariens zu gründen, die in China die Speerspitze des katholischen Widerstands gegen den Kommunismus bildete. Der religiöse Eifer der Katholiken wuchs, gleichzeitig wurden die Schwierigkeiten durch die neue Regierung immer größer. Bald war die Schule ganz für die katholische Mission verloren. Antireligiöse Hetze trat an ihre Stelle. Es folgte die Verhaftung von Legionären und die Agitation zur Gründung der staatlich gelenkten „patriotischen Kirche Chinas“. In der Nacht auf den 4. August 1951 wurde schließlich auch Bischof Olbert mit einigen Missionaren verhaftet. In stundenlangen Verhören, oft unter schwerer Folter, musste der Missionsbischof seine „Sünden“ gegen Volk und Staat erforschen. In typisch kommunistischer Manier wurden dann einige Waffen und ein Radio zusammengetragen, neben den der „Volksfeind“ für ein Foto posieren musste, als Beweis für die angeblichen imperialistischen Machenschaften der Missionare. Die darauffolgende Haft des Bischofs wurde zu einer psychischen Tortur, da sein Zellennachbar, ein Katholik, ihn ständig dazu drängen wollte, zuzugeben, dass eine „unabhängige“ chinesische Kirche einen eigenen Papst wählen dürfte. Dem Mann war versprochen worden, dass er sich und seine Familie durch diesen Dienst an der kommunistischen Sache retten könnte. Die schlimmste Strafe folgte im Juni 1953, als Bischof Olbert, der sein Missionsgebiet um keinen Preis verlassen wollte, schließlich aus China ausgewiesen wurde.

Statt sich von seinen Strapazen und den traumatischen Erlebnissen der Verfolgungszeit auszuruhen, entfaltete Olbert eine rege pastorale Betätigung als Weihbischof in seiner Heimatdiözese Freiburg, in deren Laufe er hundert Kirchen konsekrierte und mehr als hunderttausend Gläubigen das Sakrament der heiligen Firmung spendete. Msgr. Augustin Olbert S.V.D., der dritte Bischof von Tsingtao, starb am 18. November 1964 in Heidelberg. In seiner Grabrede zitierte Erzbischof Schäufele den Verstorbenen zu dessen bewegtem Leben: „Ich habe viel gelitten, und ich habe viel dabei gelernt. Ich danke Gott für alles.“

(Quelle: Steyler Missionschronik 1966)

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