
Der Essener Bergmannssohn
Franziskus Wolf kam 1890 im Alter von 14 Jahren nach Steyl, wo der heilige
Gründer ihn in das ordenseigene Gymnasium aufnahm. Im Jahr 1895 trat Franziskus
in die Gesellschaft des Göttlichen Wortes ein und wurde nach seiner
Priesterweihe 1899 in die damalige deutsche Kolonie Togoland entsandt.
Besonders wirkte er dort zur Förderung des katholischen Schulwesens im Steyler
Missionsgebiet. Es folgte 1911 die Ernennung zum Regionaloberen und 1914 zum ersten
Apostolischen Vikar des neugeschaffenen Vikariats Lomé. Die Tragik der beiden
Weltkriege sollte sein weiteres Leben begleiten. Seine Bischofsweihe in Steyl
fiel auf den schicksalshaften 28. Juni 1914, den Tag, an dem Erzherzog Franz
Ferdinand in Sarajevo erschossen wurde. Durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs
wurde Msgr. Wolf an der Rückkehr in sein Vikariat gehindert. Er warb während
der Kriegszeit in der Heimat für die Sache der Weltmission und setzte sich nach
dem Versailler Frieden, der die Vertreibung der deutschen Missionäre aus den Gebieten
der Kriegssieger vorsah, weiter für eine Rückkehr der deutschen Glaubensboten
nach Togo ein. Trotz der Intervention des Heiligen Stuhls blieb es dabei: Die
Steyler Togomission war Geschichte.
Neues
Wirkungsfeld in Neuguinea
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Kathedrale in Alexishafen, Papua-Neuguinea
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Wie viele andere
ehemalige Togomissionare erhielt auch Bischof Wolf eine neue Missionsbestimmung:
An Mariä Himmelfahrt 1923 traf er als Apostolischer Vikar des neuerrichteten
Vikariats Ost-Neuguinea in der ehemaligen deutschen Kolonie ein. Hohe kirchliche
Würdenträger in Australien, darunter der Apostolische Delegat Cattaneo, der
Msgr. Wolf begleitete, hatten sich bei der australischen Regierung für die
deutschen Missionare eingesetzt. Die Residenz des Bischofs war Alexishafen an
der Küste, allerdings erstreckte sich die Mission dank der Vorstöße von P. Alfons
Schäfer und Bruder Antonius Baas besonders in den folgenden Jahren auch auf das
Gebiet des Bismarckgebirges im Landesinneren. Das Gebiet war schwer zugänglich,
doch die MIVA (Missions-Verkehrs-Arbeitsgesellschaft) stellte ab Mitte der 1930er
Jahre Flugzeuge bereit, zunächst die „Paulus“, dann die „Petrus“ und zuletzt
die „Little Flower“, die am 6. August 1939 mit fünf Personen an Bord, darunter
drei Patres, verunglückte. Der tödliche Unfall war eine schwere Prüfung für die
Mission und ihren Bischof.
Der Zweite Weltkrieg
Die ersten Kriegsjahre
verliefen ruhig, bis im Dezember 1942 die Japaner im Vikariat landeten und bald
die meisten Missionsstationen besetzten, selbst jene im Inneren des Landes. Zusammen
mit der einheimischen Bevölkerung wurden die Missionare samt Bischof von den
japanischen Besatzern zu Bauarbeiten gezwungen. Nach und nach folgte die
Internierung der Missionare, auch der Deutschen, die trotz ihrer Staatsangehörigkeit
von den Japanern als alliierte Spitzel betrachtet wurden. Im Januar 1944 ordnete
das japanische Oberkommando die Evakuierung des Gefangenenlagers auf der
Vulkaninsel Manam an. Alle Steyler sowie Angehörige der lutherischen Mission
und einige Halbeuropäer wurden auf das japanische Schiff „Dorish Maru“
gebracht. Bischof Wolf hatte sich vergeblich gegen den Abtransport starkgemacht,
da er die Gefahren durch die alliierten Flieger kannte.
Der
Fliegerangriff
Gegen 7:40 Uhr am
6. Februar 1944 griffen 20 amerikanische Flugzeuge die Dorish Maru
das erste Mal an, ohne dass eine der abgeworfenen Bomben das Schiff getroffen
hätte. Die japanische Besatzung hatte das Feuer erwidert und einen Angreifer
abgeschossen. Zunächst blieben alle Insassen unverletzt, obwohl die Zivilisten
auf Deck lagern mussten. Beim folgenden zweiten Angriff verfehlten die Bomben
zwar erneut ihr Ziel, die Bordkanonen der Flieger richteten jedoch furchtbare
Verheerung unter den Menschen auf Deck an: 7 Patres, 27 Schwestern und 12
Brüder wurden getötet, hinzu kamen weitere 16 Todesopfer unter den übrigen Zivilisten.
Viele andere waren schwer verletzt, darunter auch Bischof Wolf, der während des
20-minütigen Angriffs die Generalabsolution erteilte. Er hatte einen Durchschuss
der linken Schulter und Lunge erhalten. Die Toten wurden an der Küste bei Wewak
abgeladen und in einem Massengrab beerdigt. Der Rest der Internierten musste
die Weiterfahrt nach Hollandia in Indonesien (heute Jaypura) antreten. Die
Japaner versuchten dort, die Überlebenden weiter zum Arbeiten zu zwingen. Die
schlimmen Zustände im Lager forderten weitere Todesopfer. Msgr. Wolf lag
in einer mit regendurchlässigen Blättern gedeckten Hütte am Boden. Trotz seines
schlechten Zustands wünschte er stets als Letzter verbunden zu werden.
Heldenhaft
ertragener Tod
Bruder Gerhoch
schildert die letzten Tage seines Bischofs: „Ein starker Tropenregen setzte
ein, und der Fußboden wurde zum Sumpf. Infolge der großen Hitze bildeten sich
am ganzen Körper Blasen. Die Wunden eiterten. Moskitos quälten den Kranken bei
Tag und Nacht. Blaue Fliegen sammelten sich auf den aufgebrochenen Lippen. Kein
Laut der Klage kam über die Lippen. Als sein Tod bevorstand, versammelten sich
alle Missionare um die Hütte des Sterbenden, um bei der Spendung der heiligen
Sterbesakramente zugegen zu sein und sich von ihrem Oberhirten zu
verabschieden. Vor dem Weggang erteilte er allen seinen letzten Segen. Still
und unbemerkt entschlief er dann in der Nacht vom 22. auf den 23. Februar.“
Nach dem Krieg
wurden die sterblichen Überreste von Bischof Franziskus Wolf, dem ersten Apostolischen
Vikar von Lomé und von Ost-Neuguinea, in der Kathedrale von Alexishafen
bestattet. Seine Heimatgemeinde Essen-Borbeck hat ihn in einem Straßennamen
geehrt. Als Glaubenszeuge wird er im deutschen Martyrologium des 20.
Jahrhunderts geführt.