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Sonntag, 9. September 2012

9. September: Fest des heiligen Petrus Claver, Apostels der Sklaven in Kolumbien

Fenster in der Kathedrale von Cartagena de Indias, Kolumbien (Kamilokardona)

Die katholische Kirche kennt keine Rassendiskriminierung. Das sagt uns schon ein sehr unverdächtiger Zeuge, der schwarze Gelehrte Edward Blyden (erst Protestant, dann Moslem), in dem Artikel „der Neger und die katholische Kirche“. Als besonders herausragendes Beispiel der Liebe zu den schwarzen Sklaven wurde hier Petrus Claver angeführt.
Pedro Claver Corberó wurde 1581 in Verdu nahe der katalonischen Stadt Lérida geboren und gehört so zu einer Gruppe von heiligen Missionaren, die Katalonien der katholischen Kirche geschenkt hat, darunter Antonio Maria Claret, Luis Beltran (der Patron Kolumbiens), Petrus Nolascus und Raymund Nonnatus.
Bereits als Kind zeichnete er sich durch große Frömmigkeit und eine kindliche Andacht zur Mutter Gottes aus.
Es ist also kein Wunder, dass er sich dem Studium der Theologie widmete und bereits mit 14 Jahren die Tonsur empfing. Danach trat er in das Kolleg der Gesellschaft Jesu ein, das der heilige Franz Borgia gegründet hatte und bat nach langem Gebet und Beratung mit seinem Gewissensführer um Aufnahme in diesen Orden.
Nach dem Noviziat und den Gelübden der Scholastiker wurde er nach Palma de Mallorca geschickt, um dort seine philosophischen Studien durchzuführen.
Dort wurde der große Laienbruder St. Alphons Rodriguez zu seinem väterlichen Freund und gab ihm einige Richtlinien im geistlichen Leben mit auf den Weg, z.B. folgende, die auch für uns gilt: „Um rasche Fortschritte in der Tugend zu machen, verwende er besonderen Fleiß auf die Beherrschung seiner Zunge. Alle seine Reden sollen Wahrheit, Frieden und Erbauung atmen. Er sage viel mit wenig Worten, und um stets gut zu reden, rede er nur von Gott oder mit Gott.“
Er entflammte besonders das Verlangen des jungen Heiligen, möglichst viele Seelen für Gott zu gewinnen. In einer Vision von den Thronen, die im Himmel den Seligen bereitet sind (siehe Geheime Offenbarung des hl. Johannes) zeigte sein Schutzengel dem heiligen Alphons einen leeren Thron, der glänzender und herrlicher als die anderen erschien. Alfons fragte darauf den Engel, für wen dieser sei. Der Engel entgegnete: „Für deinen Schüler Claver. Das ist der Lohn für seine Tugenden und für die große Menge Seelen, die er einst in Westindien Gott gewinnen wird.“ Dies wurde erst nach dem Tod des hl. Alphons bekannt, der es seinem Beichtvater erzählt hatte (wohl hatte dieser die Erlaubnis, es weiterzuerzählen).
Diese Schauung trieb den hl. Alphons noch mehr an, in Claver die Sehnsucht nach der Mission zu stärken. Er sagte zu ihm: „Wenn Dir die Ehre des Hauses Gottes am Herzen liegt, so eile hin nach Westindien, um dort viele tausend Seelen zu gewinnen, die sonst verloren gehen. Wenn du Jesus Christus liebst, so eile hin und suche das Blut zu verwerten, welches er auch für jene Nationen vergossen hat, die seinen Preis noch nicht kennen.“
Petrus Claver bat seinen Oberen, ihn in die Mission zu schicken, allerdings sollten noch einige Studien erfolgen und seine Berufung zur Mission geprüft werden. 


Im April 1610 bestieg er schließlich ein Schiff, das in nach Kolumbien bringen sollte. Auf der monatelangen Überfahrt kümmerte er sich aufopfernd um die Kranken an Bord und sparte sich für sie alle schmackhaften Speisen vom Mund ab. In Kolumbien angekommen verbrachte er zwei Jahre mit dem Studium der Theologie in Santa Fe de Bogota und nach dem dritten Probejahr, wie es bei den Jesuiten vorgesehen ist, eine Art abschließendes Noviziat, wurde er nach Cartagena de Indias, der „Königin Westindiens“ abberufen. Er beugte sich im Gehorsam der Anordnung seiner Oberen und empfing am Fest des hl. Joseph, dem 19. März 1616 in der Kathedrale die heilige Priesterweihe, obwohl er aus Demut Laienbruder bleiben wollte.
Nun folgte eine fast 40-jährige apostolische Laufbahn, in der er über 300.000 Sklaven getauft hat. In Südamerika wird dies nur vom heiligen Toribio de Mogrovejo übertroffen, der in seinem Leben einer halben Million Menschen die heilige Taufe gespendet hat.


Cartagena war damals einer der wichtigsten Häfen Südamerikas und diente als indirekter Verkehrspunkt zwischen Spanien und den Philippinen. Als Handelshafen war es auch Umschlagplatz für Sklaven, die zu tausenden von britischen Schiffen eingeführt wurden. Anfangs sollten nur kriegsgefangene Afrikaner als Sklaven dienen, später aber wurden sie von ihren eignen Häuptlingen verkauft oder durch die Europäer mit Gewalt aus ihrer Heimat entführt.
Die Schwarzen wurden bei der Überfahrt schlimmer als Tiere im Schiffsrumpf zusammengepfercht und in Ketten geschmiedet, um einen Aufstand zu verhindern. Entsprechend grassierten die furchtbarsten Krankheiten unter ihnen.
Die Kirche verurteilte den Sklavenhandel, konnte allerdings die Verantwortlichen nicht davon abhalten und musste sich so darauf beschränken, das Los der Sklaven zu erleichtern. So bestimmten die Provinzialkonzilien von Mexiko und Lima Richtlinien für die Herren, die ihren Sklaven genug Zeit zu religiösen Übungen und Sakramentsempfang und Ruhe an Sonn- und Feiertagen zusichern mussten; dazu wurden ihre Ehen geschützt, sie durften weder zur Ehe noch zu einer besonderen Wahl bezüglich des Partners gezwungen und ihre Familien nicht getrennt werden.


Bereits vor Claver wirkte P. Alphons Sandoval S.J. unter den Sklaven Cartagenas. Wenn ein Sklavenschiff in den Hafen einlief, bettelte er Kleider und Nahrungsmittel für die Unglücklichen und sprach ihnen in ihrer Muttersprache oder mit Hilfe eines Dolmetschers zu. In diese Fußstapfen trat nun unser Heiliger. P. Sandoval hatte sich bei seiner aufopfernden Arbeit eine tödliche Krankheit zugezogen und starb Weihnachten 1618.
Petrus Claver amte seine Nächstenliebe nach und begab sich in den Hafen, um die neu angekommen Sklaven zu stärken, sie zu trösten, den Katholiken unter ihnen die Sakramente zu spenden oder neugeborene Kinder zu taufen, und begann mit Hilfe von Dolmetschern bald den Unterricht der Heiden. Dies war kein leichtes Unterfangen, da oft auf einem Schiff Angehörige von bis zu 30 Völkern waren. Er besorgte sich dafür zuverlässige Dolmetscher. Wie wir verspüren die Heiligen Ekel, den auch der heilige Petrus Claver empfand, wenn er die armen Sklaven sah, die unter den schlimmsten hygienischen Umständen die Überfahrt über das Meer machen musste. Hieran sieht man die heroische Tugend, denn durch die Gnade Gottes konnte er sich dazu bringen, die Schwarzen in den verpesteten Schiffverließen aufzusuchen. 


Auch flehte er die Besitzer der Sklaven an, dass diese nicht ins Innere Kolumbiens auf die Plantagen und in die Bergwerke gebracht werden sollten, bevor sie nicht im Glauben unterrichtet waren und die Taufe empfangen hatten. Mit Geschenken an die Sklavenaufseher verschaffte er sich Zugang zu den Sklavenzellen, um dort seine Werke der Nächstenliebe fortführen zu können. Mithilfe der Dolmetscher gab er Glaubensunterricht und stellte einen Altar auf, dessen Bild den gekreuzigten Heiland zeigte, dessen Blut von einem Priester aufgefangen wurde, der damit einem Schwarzen die Taufe spendete.
Auf der rechten Seite wurden Schwarze im Glorienschein des Himmels gezeigt, auf der linken die Unglücklichen, die die Gnade verscherzt hatten und nun von höllischen Ungeheuern umringt waren.
 Sobald die Afrikaner getauft waren, gaben sie ihre Freude über die gewonnene Kindschaft Gottes kund, indem sie das Habit Clavers küssten, in die Hände klatschten und ihn mit zahlreichen Segenswünschen überhäuften.

An Feiertagen hörte Claver ab 3 Uhr morgens die Beichten der Sklaven, und kein Spanier kam bei ihm an die Reihe, bevor nicht alle Afrikaner gebeichtet hatten.
Er verwies es vielen Spaniern, die in der Kirche nicht neben den Sklaven sitzen wollten.
So gütig er zu seinen schwarzen Kindern war, so streng konnte er sein, wenn es um die Sünde ging. Da sich unter vielen Schwarzen die Trunksucht verbreitet hatte, war auch die Gotteslästerung nicht selten. Wenn einer häufig in diese Sünde fiel, gab er eine öffentliche Buße auf, bei der der Büßer den Boden küssen müsste. Dabei setzte ihm der heilige Petrus seinen Fuß leicht in den Nacken und sagte zu ihm: „Wer bist du Unseliger, dass du dich erfrechst, gegen den Himmel dich aufzulehnen und Gottes Majestät zu lästern?“
Sobald aber seine Kinder von ihren Besitzern grausam behandelt wurden, stellte er sich schützend vor sie und flehte um Gnade.

Bereits zu seinen Lebzeiten wurden Wunder durch seine Fürsprache berichtet, darunter einige Totenerweckungen. Eine Tote sollte bereits begraben werden, war aber nicht getauft. Petrus Claver rief sie nach inbrünstigem Gebet beim Namen, die Tote erhob sich und er fragte, ob sie die Taufe begehre. Sie bejahte dies deutlich, und nachdem sie die Taufe empfangen hatte, stand sie völlig gesund auf.

Bei seiner Ordensprofess im Jahr 1622 stellte er sich in einem eigenen Gelübde für den Rest seines Lebens in den Dienst der Sklaven mit dem Motto: „Petrus, immerdar Sklave der Neger.“ Aber sein Eifer beschränkte sich nicht nur auf die Afrikaner, er führte auch tausende Sünder zur Buße und Bekehrung. Selbst nahm er die schwersten Bußwerke auf sich.

Im Jubeljahr 1650 erreichte die Pest von den Antillen aus das südamerikanische Festland, und einer der ersten Opfer unter den Jesuiten war Petrus Claver.
Nach dem Empfang der heiligen Kommunion schien die Todesgefahr gebannt, es blieben aber gesundheitliche Schäden. Durch ständiges Zittern konnte er die heilige Messe nicht mehr lesen und brauchte Hilfe im Alltagsleben.
Trotzdem gab er sein Apostolat nicht auf und ließ sich in den Hafen tragen, als ein Schiff von ungetauften Ararais einlief, die wohl von seiner Liebe angezogen auf ihn zueilten und sich zu seinen Füßen warfen, und erteilte ihnen Glaubensunterricht. Dies war sozusagen die letzte Ernte. 


Im September 1654 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand immer mehr. Als sein Tod bevorstand, strömten die Bewohner Cartagenas zusammen, schwarz und weiß, Kleriker, Reiche und Arme, um dem Heiligen ihre Liebe kundzutun. Sein Bett war umringt von Sklaven, die laut über das Scheiden ihres Vaters klagten.
Am 8. September, dem Geburtsfest der Jungfrau Maria, die er so kindlich verehrte, schied er aus dieser Welt, um den ihm zugewiesenen Thron im Himmel zu besetzen.

Mit größter Pracht wurde er am 9. September 1654 in der Kathedrale von Cartagena beigesetzt. Bereits 1657 wurde das Seligsprechungsverfahren eröffnet. Papst Pius IX. sprach ihn 1851 selig, Papst Leo XIII. erhob ihn am 15. Januar 1888 zur Ehre der Altäre.

Er wird als Patron der Afroamerikaner und zweiter Patron Kolumbiens (neben Luis Beltran) verehrt.

Heiliger Petrus Claver, bitte für uns!


(Nach einem Aufsatz in die katholischen Missionen, 1888)