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Samstag, 14. Januar 2012

Die Bibel als Missionsmittel



Bekanntlich besteht in Bezug auf die Verwendung der Bibel in den Missionen zwischen katholischen und protestantischen Missionären ein tiefgreifender Unterschied.
Während die katholische Praxis das „heilige Buch“ auch als solches behandelt und erst in bereits fest begründeten Gemeinden die Schrift und zwar meist nur in sorgfältiger Auswahl, die vornehmlich das Evangelium und vom Alten Testament nur die großen Grundzüge bietet, den Heidenchristen in die Hände legt, wird von den Protestanten gleich mit der Bibelverteilung in Masse begonnen und die Zahl der verteilten Bibeln vielfach zum Maßstab der Missionserfolge genommen.
Wie sehr dadurch das „Buch der Bücher“ dem Missbrauch preisgegeben wird, liegt auf der Hand. Zu den vielen Bestätigungen dieser Tatsache liefert Paul Horn in einem Artikel über das „Christentum in Persien“ einen bemerkenswerten Beitrag. „Am zufriedensten“, so heißt es da u.a., „sind die protestantischen Missionäre immer mit dem Absatz der Bibelübersetzung.
Nun, Mohammedaner werden diese kaum oder nur höchst selten lesen. ‚Die mit so bedeutenden Kosten gedruckten, eingebundenen und gratis verteilten Bibeln‘, so erzählt der langjährige Leibarzt des jetzigen Schahs, Dr. Polak, in seinem vortreffliche Buch über Persien, ‚werden von den Empfängern sofort aus den Deckeln gerissen und im Bazar als Altpapier verbraucht. Der einfache Bibelstil ist dem Orientalen zuwider; er liebt pomphafte Worte, eine blumige, bilderreiche Sprache, der er gern Gedanken und Inhalt aufopfert.
Zuweilen ließ sich der Schah zur Belustigung einige Kapitel aus der Bibel vorlesen, und jedes Mal brachen er und die Höflinge sehr bald in lärmendes Gelächter aus, so dass an ein Fortsetzen der Lektüre nicht zu denken war.‘ Die Perser haben ein großes Interesse an theologischen Gesprächen und Disputationen, auch die einfachsten Leute, aber eine Übersetzung der Bibel zu lesen, halten sie kaum für der Mühe wert…Eine Ausnahme machen die Babes, die neueste islamitische Sekte; sie lesen mit Vergnügen das Neue Testament, besonders die Lebensgeschichte Jesu.“ Diese ist es denn auch, die von den katholischen Missionären zunächst und hauptsächlich als Missionsmittel gebraucht wird.
Übrigens nimmt ja seit einiger Zeit unter den Protestanten in Deutschland die Bewegung zu, welche dafür eintritt, zumal den Kindern die Bibel nur im Auszug in die Hand zu geben, da die Erfahrung lehrt, dass die unterschiedslose Lesung der ganzen Bibel in der Schule schwere Missstände zur Folge hat. Muss dies aber nicht bei neubekehrten Heiden noch viel mehr der Fall sein?
(Aus: die katholischen Missionen, 1896)

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