Wusste
Pius X. durch herzlichen persönlichen Verkehr mit den Machthabern ferner Lande
die Interessen des Weltapostolats zu fördern, so erreichte er das in noch weit
höherem Maße durch die innigsten Beziehungen, die er zu den Glaubensboten
selber und deren Arbeitsgebieten unterhielt. Überaus zahlreich sind die Briefe,
die er nach allen Weltgegenden hin sandte, bald um zu einem Missionsjubiläum
seine Glückwünsche darzubringen, bald um in großen Heimsuchungen Trost zu
spenden, bald um geistliche Gnaden zu gewähren. Und wie er mit Schreiben nicht
kargte, so kargte er auch nicht mit Spenden jeder Art. Für arme
Missionskirchlein sandte er Paramente, für höhere Lehranstalten, wie die
Jesuitenschule in Tokio, kostbare Werke für die Bibliothek, für durch den Krieg
zerstörte Stätten der Barmherzigkeit, wie in Bulgarien, Geldspenden.
Kamen aber
die Missionäre und Missionsschwestern nach Rom, um entweder Bericht über ihre
Tätigkeit zu erstatten oder den Segen für die bevorstehende Ausreise zu
erbitten, so fanden sie einen Vater voll der Güte und Herablassung, der für die
geringfügigsten Einzelheiten Interesse und Verständnis hatte. In einer Audienz
vom 15. November 1903, die Pius X. dem kurz vorher mehrmals erkrankten P.
Hartmann aus der Gesellschaft der Weißen Väter und einem Neger gewährte,
bezeigte der Papst gerührt seine Teilnahme und erkundigte sich lebhaft über den
jugendlichen schwarzen Begleiter. Als er hörte, dass der Jüngling nach Rom
gekommen sei, um seine theologischen Studien im Kolleg der Propaganda zu
machen, legte er ihm beide Hände auf den Krauskopf und zeichnete ihm dann ein
großes Kreuz auf die Stirn, indem er sprach: „Ja, du wirst Priester werden.“
(…)
Wollten wir den ganzen Umfang von Liebe und Verehrung, die die Missionäre und
ihre Christen Pius X. entgegenbrachten, schildern, wir müssten Tatsachen
erwähnen, worüber es einzig der Kirche zusteht, ein Urteil zu fällen. Es genüge
zu sagen, dass sie ihn nicht nur als Vater mit dem guten Herzen betrachteten,
sondern als einen Heiligen, den der Himmel mit Wunderkraft ausgerüstet habe,
und sie scheuten sich nicht, diese Wunderkraft in Anspruch zu nehmen.
(Aus:
die katholischen Missionen, 1916)