Von Pater Siegfried O.F.M. Cap. in Chile:
Auf den Namen Joseph hatten wir den achtjährigen kränklichen
Knaben getauft, und nur vier Monate war er in unserer Anstalt. Aber es gelang
uns doch, ihn auf seine erste heilige Kommunion vorzubereiten. Dann aber
mussten wir ihn zu seinen Eltern heimgeben.
Es vergingen einige Monate; da kam eines Tages sein Vater,
ein Heide, und sagte: „Mein kleiner Joseph lässt dich grüßen und bittet, du
möchtest ihn besuchen und mit ihm plaudern und ihm den ‚Herrn‘ bringen.“ „Dein
Kleiner will beichten und die Kommunion empfangen!“ „Mag sein, das verstehe ich
nicht!“ „Geh nun heim und sage dem Kleinen, dass ich gleich nachkomme, und dass
er alles haben soll.“
Ich kam zur Hütte, die auf einer kleinen Lichtung des
dichten Urwalds stand. Als ich die Hütte betrat, blieb ich einen Augenblick
sprachlos stehen: im Winkel der Hütte lag der zum Skelett abgemagerte Joseph,
weiß gekleidet, mit einer Kerze in der Hand, die mit Blumen umwunden war, so
wie am Tag seiner ersten heiligen Kommunion. Dann beichtete er und betete die
Gebete, die er bei seinem kurzen Aufenthalt in der Anstalt gelernt hatte.
Gerade als ich ihm die heilige Kommunion reichte, flog eine
ganze Schar Singvögel aus dem Wald herbei und ließe sich auf der Lichtung
nieder. Ihr munterer Gesang drang fröhlich herein zu uns. Freudig leuchteten
die Augen des Kranken auf, und ich sagte zu ihm: „Da schau her, es ist gerade,
als ob die Vöglein Engel wären, die der Heiland schickt, damit sie jetzt
singen, wo er selber zu dir kommt; freue dich recht, bald darfst du im Himmel
auch mitsingen mit den Engeln beim lieben Gott!“
Alle Anwesenden weinten, nur der Kleine behielt sein
verklärtes Leuchten in Blick und Antlitz bis zum Abend, wo seine unschuldige
Seele aus dem Körper enteilte, hin, wo die Scharen der Engel sie erwarteten.
(Quelle: das Seraphische Weltapostolat des heiligen
Franziskus von Assisi , Altötting, 1931)