Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Sonntag, 31. Januar 2016

Zum Sonntag Sexagesima: „Der Same ist das Wort Gottes“




„Der Same ist das Wort Gottes.“ Wird es zur Aussaat nicht hinausgetragen, dann bleibt der große Acker der Heidenwelt tot und unfruchtbar für die Ewigkeit. Der traurige Zustand der Heidenwelt zeigt uns zur Genüge, wie notwendig die Aussaat des göttlichen Samens ist. Aus sich selbst vermag der Mensch nicht die übernatürlichen Wahrheiten zu erfassen und zur Kenntnis der Geheimnisse des heiligen Glaubens zu gelangen. Gott muss sie uns offenbaren. Wenn es daher Glaubensgeheimnisse gibt, deren Kenntnis dem Menschen zu seinem Heil notwendig sind, so schließen wir mit Recht auf die Notwendigkeit der Mission. Die göttliche Offenbarung, die für alle Menschen gegeben wurde, darf keiner einzigen Menschenseele vorenthalten bleiben. Der Same des Wortes Gottes muss  ausgesät werden über die Völker, dann wird zur Wahrheit werden das Wort des Propheten Isaias: „Die Erde ist voll der Erkenntnis des Herrn, wie Gewässer den Meeresgrund decken“ (Is. 11, 9).

„Der Same ist das Wort Gottes.“ Wie der Mensch durch eigene Verstandeskraft die hohen Glaubenswahrheiten nicht erfassen kann, so kann er auch nicht durch eigene Willenskraft der erkannten Wahrheiten nachstreben. Gottes Gnade muss ihm zu Hilfe kommen. Je mehr wir, andächtige Christen, von der Notwendigkeit der göttlichen Gnade für den Menschen überzeugt sind, desto mehr wird sich uns auch die Überzeugung aufdrängen, wie notwendig die Missionstätigkeit und wie groß die Pflicht ist, sie auch auszuüben. Gott hat die vorzüglichsten Gnaden unseres übernatürlichen Lebens an die Heilsmittel, die heiligen Sakramente, gebunden. Ihre Verwaltung und Ausspendung hat er der Kirche anvertraut. Das Hirtenamt der Kirche hat daher die Pflicht, die ihr anvertrauten Heilsmittel allen Menschen zugänglich zu machen. Wie allen Menschen das Wort Gottes gepredigt werden soll,  so sollen alle durch den Geist der göttlichen Wahrheit gestärkt und befestigt werden, soll allen das lebendige Brot des Lebens gereicht werden.  „Wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem Heiligen Geiste, kann er nicht eingehen in das Reich Gottes“ (Jo. 3, 5), und: „So jemand isst von diesem Brote, wird er leben in Ewigkeit; und das Brot, welches ich geben werde, mein Fleisch ist es für das Leben der Welt“ (Jo. 6, 52).


(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)