St. Antonino Fantosati O.F.M. |
Ein
überaus qualvolles Ende [wie Msgr. Hamer] fand auch der Apost. Vikar von Süd-Honan, Msgr.
Antonino Fantosati O.F.M. Am 4. Juli brach in der Mission das Unwetter los.
Sämtliche Missionsanstalten und Christenwohnungen der Präfektur Hang-tschau
wurden von dem wütenden Pöbel zerstört, zwei Missionäre in Huang-sa-van
ergriffen und getötet.
Der Apost. Vikar befand sich gerade in Ka-mu-kiao, um
den Bau einer Kapelle zu leiten. Auf die Kunde von der Gefahr seiner Christen
mietete er rasch eine chinesische Flussdschonke und fuhr in Begleitung des
[heiligen] P. Joseph Gambaro nach der Hauptstadt Heng-tschon-fu zurück. Die
Fahrt dauerte 1 ½ Tage. Unter den Mauern der Stadt angelangt, sandte er
zunächst einen Boten an den Tao-tai (Stadtbehörde) und bat um Audienz und
Schutz für seine Herde. Nach einem Bericht gab der Obermandarin in
hinterlistiger Tücke sofort einem jungen Menschen den Auftrag, nach dem
Landungsplatz zu laufen und dort mit lauter Stimme bekannt zu machen, dass in
dem Schiff sich zwei Europäer befänden. Sofort stürzte der Pöbel teils vom Ufer
her, teils auf kleinen Nachen auf die Barke los. Der Schiffer und die Diener
entflohen. In wenigen Augenblicken hatte man die armen Opfer umzingelt,
geknebelt und zur Erde niedergeworfen. Man beraubte den Bischof seiner
sämtlichen Kleider und schlug wütend mit Bambusstöcken auf ihn ein. Ein
Unmensch stieß dann von unten einen Stock in den Leib des schon ohnmächtigen
Bischofs, während zwei andere ihm die Augen ausstachen. Das Übermaß der
Schmerzen brachten den unglücklichen Oberhirten für einige Augenblicke zur
Besinnung, während welcher er den die Eingeweide zerreißenden Stock aus seinem
Körper zu ziehen suchte. Kaum hatte man
das bemerkt, als man unter Spott und Hohn zu einem starken Bambusrohr griff und
dieses nun mit Gewalt auf dieselbe Weise den Körper hinauftrieb, so dass das
obere Ende zum Hals heraustrat. Bei dieser grässlichen Tat gab der
hochwürdigste Herr – das Martyrium hatte ungefähr drei bis vier Stunden
gedauert – seinen Geist auf. Sein Begleiter war ihm bereits im Tod
vorausgegangen. Man hatte ihn eines seiner Augen beraubt und dann mit
Bambusrohren zu Tode gestoßen. Nach dem Bericht von Augenzeugen hatten sich die
beiden Bekenner anfangs gegenseitig Mut eingesprochen und dann klaglos die
entsetzliche Mater über sich ergehen lassen.
Msgr.
Fantosati war geboren am 16. Oktober 1842 zu Trevi (S. Maria in Valle) im
Erzbistum Spoleto, trat sehr jung in den Orden und wurde auf seine Bitte 1867
als neugeweihter Priester in die chinesische Mission gesendet. Er wirkte zuerst
in Ost-Hupe, übernahm dann die Prokura der Mission und 1892 die Verwaltung des
Apost. Vikariates von Süd-Honan. „Bis jetzt“, so hatte er kurz vor dem Ausbruch
der Verfolgung geschrieben, „haben uns
Gott sei Dank die Behörden und das Volk respektiert, allein die Lage ist
gefahrdrohend. Doch sind wir mit Gottes Gnade bereit, eher alle Qualen zu
erdulden, als unseren Posten zu verlassen. Ich empfehle mich sehr Ihrem Gebet, damit
wir in aller Drangsal standhaft bleiben und den Lohn erlangen, welcher der
Beharrlichkeit bis in den Tod verheißen ist.“ Man sieht, mit welcher Gesinnung
diese Männer ihrem Tode entgegengingen.
(Aus:
die katholischen Missionen, 1901)