Als erster Episkopat der Welt veröffentlichten die
tschechoslowakischen Bischöfe kurz vor dem Christkönigsfest 1926 ein
Hirtenschreiben, das die Weisungen der Missionsenzyklika von Pius XI. zum
Gegenstand hat. Hier einige Auszüge aus dem Schreiben, das heute nicht weniger
relevant ist als damals:
Groß und erhaben ist dieses Königtum Christi, Millionen und Millionen bekennen:
„Der Herr ist unser König, er wird uns retten.“ (Offertorium Festi Christi
Regis) Dieses milde Königtum Christi ist aber noch nicht zu allen Menschen
gekommen. Der größte Teil des Menschengeschlechtes, ungefähr 1.000 Millionen,
erkennen und bekennen Christus den König noch nicht. Über diese herrscht noch
die Tyrannei des Bösen, des Todes und der Finsternis. Wieviel seelische Not,
Unglück und Schmerz bedeutet das! Diese größte Hälfte des Menschengeschlechtes
kommt uns wie ein Wehklagender in düsterem, kaltem Gefängnis vor, wo kein
Sonnenstrahl die Finsternis erhellt und die Kälte mildert, wo niemand Hilfe und
Linderung gewährt. Und unser König und Herr wünscht und sehnt sich danach, dass
auch diese armen Menschen, die Heiden und Irrgläubigen, in sein Reich
aufgenommen werden und dessen Wohltaten genießen. Er ist ja dazu auf die Welt
gekommen, um für alle zu leiden und zu sterben und ruft auch diesen zu: „Kommet
alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“
(Matth. 11, 28) Christus will also, dass alle zu ihm kommen und an ihn glauben.
„Das ist das ewige Leben, dass sie dich erkennen, den alleinigen, wahren Gott,
und den du gesandt hast, Jesum Christum“ (Joh. 17, 3). Christus will aber auch,
dass diese durch Menschen zu ihm geführt werden. Jeder König erwartet von
seinen treuen Untertanen, dass sie nicht nur sein Königtum anerkennen, sondern
ihm auch die, welche zu seinem Reiche von rechtswegen gehören, gewinnen. Das
verlangt auch Christus. „Gehet hin und lehret alle Völker“, ruft Christus, und
dieser klare Auftrag gilt mehr oder weniger jedem Angehörigen des Reiches
Christi.
Es kann uns daher nicht gleichgültig sein, ob wir uns um die
Verbreitung des Königtums Christi unter den Heiden bemühen oder nicht. Die
Liebe zu Christus gebietet uns, seine heilige Wahrheit zu verbreiten. Dasselbe predigt
uns die Nächstenliebe und das Gefühl des Mitleids mit unseren armen Brüdern.
Den Nächsten in Todesgefahr zu sehen und ihm nicht helfen zu wollen, wenn es in
unserer Macht liegt, wäre Hartherzigkeit. Unsere Brüder, die Heiden, sind in
der Gefahr ewigen Todes. Es ist, als ob diese heidnischen Völker uns zurufen
würden: „Erbarmt euch unser, wenigstens ihr, unsere Freunde, ihr die ihr das unendliche
Glück und die Wohltaten des Werkes Christi bereits empfindet und genießet!“ Wenn
also nur ein kleines Fünkchen christlicher Liebe in uns ist, müssen wir der
Worte Christi eingedenk sein: „Wahrlich sage ich euch, was ihr dem geringsten
meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan“ (Mt. 25, 49). Und so macht uns
sowohl die Liebe zu Christus als auch die Nächstenliebe die Teilnahme an der
Glaubensverbreitung, d. i. an dem Missionswerke der heiligen Kirche, zur strengen
Pflicht. Wir dürfen nicht vergessen, dass es unsere Pflicht ist, die Missionen
zu unterstützen. So hat es die Kirche immer aufgefasst und daher zu jeder Zeit
ihr Augenmerk auf die Missionen gelenkt, indem sie ihre Gläubigen an diese ihre
Pflichten gemahnt hat. Unsere Kirche ist die katholische, d. i. die allgemeine
Kirche; es entspricht daher ihrem Wesen, den Schatz des Glaubens unter allen
Völkern zu verbreiten.
(Aus: Steyler Missionsbote, Heft 7, April 1927)
Fortsetzung hier

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