In den
europäischen Ländern ist dank der vereinigten Bemühungen von Staat und Kirche
für die Blinden gut gesorgt. Und doch ist hier die Blindheit verhältnismäßig
nicht so häufig. Nach statistischen Erhebungen kommt in Frankreich, England,
Russland und Deutschland durchschnittlich 1 Blinder auf 1100 Personen. Dagegen
ist im Orient die angeborene oder durch schlimme Augenkrankheiten
herbeigeführte Blindheit außerordentlich stark verbreitet. Nach dem
Karmelitermissionär P. Leo Michael vom Heiligen Kreuz finden sich z. B. in
Bagdad auf 145.000 Einwohner 4.000, und zwar kommt je ein Blinder auf 35
Moslemin, auf 111 Israeliten und auf 133 Christen. Und doch gibt es im
türkischen Reich, soweit P. Leo erfahren konnte, nur drei Blindenschulen, in
Konstantinopel, Jerusalem und Bagdad.
In dieser Stadt unternahmen es die
Karmeliter-Patres, den Unglücklichen die Wohltat einer Schulbildung zu
verschaffen.
P. Peter von der Mutter Gottes brachte aus Frankreich das
Blindenalphabet mit erhöhter Schrift, System Braille, und Schreibbretter mit.
P. Johann, heute Erzbischof von Bagdad und Apostol. Delegat für Mesopotamien,
übertrug das Alphabet ins Arabische und lehrte zunächst einige christliche
Blinde lesen, schreiben, rechnen und etwas Musik. Damit war die Blindenschule
eröffnet. Die ersten Schüler wurden Lehrer und unterrichteten ihre
Leidensgenossen. Das Werk zog die öffentliche Aufmerksamkeit und Teilnahme auf
sich. Um die Anstalt noch besser in stand zu setzen, reiste P. Peter nach
Frankreich und lernte die ganze Einrichtung eines Blindeninstituts dort kennen.
Nun konnte auch in Bagdad das Programm erweitert und Handwerkskurse für
Weberei, Wollkämmerei, Mattenflechterei, Korbflechterei mit Weiden und Stroh eröffnet
werden. So lernen die Blinden ihr tägliches Brot gewinnen und zugleich einen
nützlichen Beruf üben.
Noch fehlte ein eigenes Heim für Frauen. Man wandte sich
an die Öffentlichkeit, und Christen, Juden und Moslemin steuerten dazu bei. Die
Mission selbst spendete trotz ihrer Schuldenlast 100 türkische Pfd. (etwa 1900
M.). So konnte ein eigenes Frauenheim mit Schlaf- und Arbeitssaal errichtet
werden. Leider war es bisher noch nicht möglich, für dasselbe geschulte
Schwestern zu bekommen.
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